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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306131
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- Saxonica
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- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1923
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s-n« « Nr 1» SS Pfennig Steuer auf ein Streichholz Di« vom Finanzminister Hermes bei der Beant wortung der sozialdemokratischen Interpellation an- gekündigten neuen gcwaltiocn Steuererhähungrn gehen jetzt langsam dem Reichstag zu, und e» ist iauxrhin charakteristisch, daß der Anfang nicht mit den Besitz«, sondern mit den Verbrauchersteuern ge macht wird. Die bisher vorliegenden vier Gesetz, entwürfe erstrecken sich auf Salz, Zucker und Zünd' waren. Die Salzsteuer, die noch immer, wie vor dem Krieg, 12 Pfennig für ein Kilogramm Salz betrögt, wirb auf 10 für »in Kilogramm Reingewicht de» Salze» erhöht. Ferner kommen all« Steuerbefrei ungen in Fortfall und die Steueraufficht wird wesent lich vereinfacht. Wenigsten» soll da» geschehen. Wahrend nämlich bi»her di« Steuerkontrolle in der Form steuerficherer Abschlteßung der Salzwerk« und «beer steueromklichen Abfertigung sämtlicher Sulz sendungen erfolgte, ist die künftige Steueraufstcht auf di« Buchkontrolle abgestellt, die sich bei anderen Steuern durchaus bewährt hat. Auf jedem Pfund Salz, dessen Preis jetzt rund 100 betrögt, ruht künftig also »in Steuersatz von 8 Die Zuckersteuer, die bisher 80 .41 für 100 Kilogramm betrug, wird auf 30 000 für 100 Kilo gramm Reingewicht erhöht. Beim Inkrafttreten de» jetzigen Steuersätze» von 60 »ss am 1. Mai 1922 kostete i« Großhandel ein Doppelzentner Zucker etwa 2000 Mark. Heut« kostet die gleiche Menge über 200 <>00 Mark und da» Pfund Zucker im Kleinverkouf rund 1ÜOO Mark und darüber. Die Steuer erhöht sich demnach von j«tzt 28 Pfennig auf 180 für da» Pfund Zucker. Sowohl beim Salz wie beim Zucker kann die Regierung in der Begründung sagen, daß wegen der viel stärker gestiegenen Preise die, pro zentuale Eteuerbelastung trotz alledem gesunken ist. Die erhöhte Salzsteuer soll dem Reich 13 Milliarden bringen (bisher höchsten» 100 Millionen), di« erhöht« Zuck«rstener 300 Milliarden Mark gegen jetzt 800 Millionen. Di« Leuchtmittelsteuer wird allgemein auf 20 Prozent des Werte» erhöht. Als Leuchtmittel gelten elsktvische Glühlampen und Brenne: zu Rernstlampen, Brennstifte für elektrische Bogen lampen und Glühkörper zur Erhöhung der Leucht kraft der Flammen. Bei der gegenwärtigen Leucht- mittelsteuer waren die Verwaltung»- und Er- hebungskosten beinahe höher als die gesamte Steuer einnahme, die im Jahre 1922 etwa 70 Millionen be trug und jetzt auf nahezu 45 Milliarden Mark ver anschlagt wird. Die Zündwarenfteucr endlich bringt al» einzigen Lichtblick die Aufhebung der Steuer auf Feuerzeuge. Auch hier wc: der Ertrag wesentlich hinter den Aufwandskosten zurückgeblieben, ebenso war die von der Iündwarcnindustrie befürch tet« Konkurrenz de» Feuerzeuges ausgeblteben. Zündhölzer in Schachteln von 30—60 Stück ui'ler- lagen bis jetzt einer Steuer von 6 Pfennig. Rach der neuen Vorlage soll die Steuer 20 Prozent des Wertes betragen, so daß eine SchachtelmitbOSt reich- hölzern — da» ist die gebräuchlichste Größe — künftig bei einem Preise von 130 -ss rund 2 8 Mark Steuer losten würde. Der Preis der Schachtel er' häht sich damit auf über 150 oder der Preis de» einzelnen Streichholzes auf über 3 -il. Jedes rin- van w I r k l! s s » « d» r» «r t t I» « k 1« r WW" otbire; ru t-rodan l.-» «Hart bxrrrsrar-v VUrodaclsNr - Firmen. — Virüervarküllker- - — zeftm Streichholz kostet also mindesten» SO Pfewng Steuer! Notabwm: die Steuer bezieht sich ausschließ lich a«f gündmamn. Mrd di« Steuer für Zünd- hölzm vergütet, die nichtzündentz B« der Trauu», verbrämet. Zu Genf erbat sich «ine jung« Dame im letzten Augenblick, ehe sie vor den Altar tvat, noch eine Zigarette. Bei« An zünden fing ihr Brautschleier Feuer und, bevor ihr Hilfe gebvacht werden konnte, war fi« ver- brant. Eft» Kannibale. In einer Sastrpirtschakft in Hamburg entstand zwischen zwsi Arbeitern beim Würfelspiel «im St-mt. Der Arbeiter D. geriet derart in Wut, daß er dem Gegner die rechte Dange vollständig aufbiß und dann noch de» herabhängeifde» Lappet» Fleisch abbiß. Der Ver letzt« mußte sofort in» Kranken-ou» geschafft «erde«. Effener Sänger in vreröen Zu mehrtägigem Aufenthalt ist der Essener Manner-Gesangverein, von Breslau kom mend, in Stärke von ISO Sängern mit seinen Damen in Dresden eingetroffen. Der Verein konnte zum Test nur unter große« Schwierigkeiten der franzö- fischen Paßfchikane seine Reise antreten. Am Sonn- tag fand für die Essener ein Empfang im Landtags gebäude statt. Hier begrüßte Ministerpräsident Dr. Zeigner die Gäste. Er dankte ihnen, daß sie die mannigfachen Opfer nicht gescheut haben, um die Beziehungen »wischen Sachsen und Westfalen wie den Rheingebteten aufzufrischen und zu befestigen. Di« Essener kämpften mit ihren Brüdern am Rhein einen schweren Kampf, der nicht eher enden werde, bi» nicht unsere Feind« zu der Einsicht gekommen seien, daß nicht der Kampf di« Völker vorwärt» bring« und Beruhigung schasse, sondern Verständi gung und Arbeit. Nachdem auch Oberbürgermeister Blüyer namen» der Stadt Dresden di« Essener Sänger bewillkommnet hatte, gab der stattliche, treff lich disziplinierte Chor unter Leitung seines Dirt- benten Fran» Hengstebeck eine Probe seine» Könnens im Großen Plenumsaal de» Landtage». « Der Essener Mannergesangverein, der ursprüng lich auch in Leipzig auf seiner Reise «in Konzert geben sollte, hatte in letzter Minute wegen der dor- tigen Unruhen seine Fahrt umdisponieren müssen. Infolgedessen findet heute auf Einladung der Dres dener Sängerschaft ein« Sonderfahrt zur Sächsischen Schweiz statt. ver evangelische Volttrtag In Elberfeld und Barmen wurde der zweit« deutsche evangelisch« Dolkstag abgehalten. Bei der Eröffnungsfeier in Barmen hielt der Führer de» deutschen evangelischen Volkstages, Direktor Pastor Stuhrmann einen Dortrag über die öffentlich« Mission de» Ehristentums. Am Sonntag wurde in 38 Kirchen des bergischen Lande» ein Festgotte»dienst abgehalten. Am Nach- mittag begaben sich zwei riesige Festzüge, an denen schätzungsweise 80000 Personen teilnahmen, von Elberfeld und Barmen nach der Dundesyöhe. Don 23 Stellen sprachen Redner zu den Massen, die zur Einigkeit auftiefen. Ferner wurde über die Not des Volke», über Kirche und Schule gesprochen. Abends fanden auf den Rathousplätzen der beiden Städte Kundgebungen für den evangelischen Glauben statt, an die sich stark besuchte öffentlich« Versamm lungen anschlossen. Bülows römische Villa verkauft? Ein« römische Zeitung meldet, daß di« dem Fürsten Bülow gehörige Villa Malta von einem hohen äaypti- schcn Würdenträger, man spricht sogar vom Fürsten selbst, für 60 000 ägyvti che Pfund erworben worden sei. Die Richtigkeit die er unwahrscheinlichen Nach, richt laßt sich zur Stunde nicht nachprüfen. Bischof Freifeld s. In Petersburg verstarb d«r Bischof der deutsch-lutherischen Kirche Freifeld. Er amtierte in dieser Eigenschaft seit 1871 und stand seit 1902 an der Spitze der gesamten evangelisch, lutherischen Kirche in Nußland. Die ihm zugeüachte Würde eine» Erzbischofs der lettischen Kirche in Rußland lehnte er ob, nm dem gesamten Luthertum Rußlands dienen zu können. ver verfchrvundeneGummimensch Der »Moderne Dolksbücheroerlag" hatte den Schriftsteller Bert Oeblmann vor den Kadi ge- schlepp!. Der Angeklagte war beschuldigt, das Honorar für Manuskripte zu den Sensation». Detektiv« und Schauerromanen »Bill Cnox, der Gummi-Mensch*, Heft 11, und »Reporter Flax, der dreifache Minonafany", Heft ö, dadurch an sich' ge bracht zu haben, daß er einer Bureaudame des Der« lags Manuskripte varzeigte, sich da» Geld, 650 ^ss, worauf er schon SO Vorschuß bekommen hatte, aus« zahlen ließ, die Manuskripte dann aber nicht in der Druckerei ablieferte. Der Verleger fühlte sich ge« schädigt, da die Drucklegung seiner »modernen Volksbücher* eine unliebsame Unterbrechung erlitt. Es wäre ja nun weiter kein Wunder, wenn ein »Schriftsteller*, der die Sensation»«, Räuber«, Detektiv, und Mordgeschichten serienweise fabriziert, im Notfälle dis Taten seiner Schauerhelden einmal QerirktsgaLl Uöhnr Weltsystem Nachdem am Montag vormittag der Lebenslauf de« Hauptang«klagten Köhn dargelegt worden war, ging man dann auf die Materie selbst ein. Land- aerichtsdtrektor Siegeri glaubt dabei al» wahr unter, stellen -u können, daß Klant«, auf den sich Köhn be ruft, eine sehr marktschreierische Reklame entfaltet habe. Der Angeklagte gibt dann zu, daß er mit 30 000 Mark Vermögen seinen Wettkonzern ge gründet habe. Am 1. Mai kamen von Btelß au» Dresden, der die Klante-Kundschast mitbrachte, 8 Millionen ein. Köhn selbst vereinnahmte 3 Millionen. Im Juli gründet« Köhn den »Schutz verband der Wett- und Sportkonzerne* mit der Ab sicht, die Dividende aus SO Prozent herabzusetzen. Hierauf wurde Köhn veranlaßt, sich über sein Weltsystem, da» sogenannte Handikap-Dett- svstem, zu äußern. Die Erklärung, die Köhn dazu gibt, ist noch unklarer al» die Erklärung, di, Klante seinerzeit dem Gericht über sein Staffelungssystem votrug. Köhn will immer zwei Außenseiter und ein bessere» Pferd gewettet haben, und zwar hat er die Auswahl der Pferd« getroffen, die bisher am meisten geleistet batten. Dors.: Haben Sie auch das Staffelungssyste« anaewendet? — Au ge k l.: Nur in mäßiger Form, bloß um dem Zufall imtaeaenzukommen. Ich verwendet« die automa tische Staffelung. — Bors.: Diese» Staffelungssnstem hat doch schwere Gefahren? — Angekl.: Ich habe e» auch nur al» einen Zuschlag benutzt. — Dors.: Dann konnten Ste doch auch Verluste nichteinholen. — Anaekl.: Lein, Verlust« konnte man damit nicht einholen, ich habe auf die Staffelung auch keinen Wert gelegt und mich mehr verlassen auf di« richtige Bewertung der Pferde. Dazu hatte ich «inen Außendienst ein gerichtet. Auf die Frage de» Vorsitzenden, ob seine Vertreter auch bei Buchmachern gewettet hätten, er klärt Köhn, daß er da» nicht sagen könne. Er habe selbst die Wetten angelegt. Erst in der Hast habe er erfahren, daß feine Herren auch bet Buchmachern gewettet haben. Einen breiten Raum nimmt in der Verhandlung die Erörterung darüber ein, wieweit Köhn sich be rechtigt halten konnte, die Einlagen nicht in Wetten, sondern auch in anderen Werten anzulegen, was Köhn behauptet. Er hat zunächst einen Rennstall mit 14 Pferden von einem gewissen Fcdermann gekauft. Au gleicher Zeit kaufte er für 400000 Mark Schmucksachen, die allerdings während des Konkurse» infolge der günstigen Konjunktur eine bedeutende Wertsteigerung erfuhren. Später erwarb er «ine luxuriös eingerichtete Villa am Stadtpark in Schöneberg mit eingebauten Möbeln und Silberzeug. Als der Vorsitzende ihm da» vorhält, ruft Köhn: »Also Ste wollen auf übermäßigen Aufwand hinaus. Bei mir heißt es aber: mehrere Häuser und keine Schlafstelle.* Di« Verteidigung macht schließlich einen hef tigen Vorstoß gegen den von der Anklagebehörde zugezogencn Hauptsachverständigen, Generalrevisor Lahcn. Es wurde die Unparteilichkeit dieses Sach verständigen bezweifelt, da er dem Gläubtgerau»schuß angehäre und in einem Schreiben an den Konkurs verwalter den nachträglich von der Verteidigung ge« ladenen Sachverständigen Hinrichsen als zur »feind lichen Partei* Lbergegangen bezeichnet. Die Per« Handlung durfte mehrere Wochen dauern. persSulich «»»führt. Herr» Ortzlmann Kumte aber nicht da» g«ringst» Ünrscht nochgewiesen ««den. Da» Gericht glaubte ihm, daß er die Manuskripte in den Briefkasten der Druckerei gestückt hat. Wo sie ein Ende genommen haben? — Der weiß es? — Vielleicht tauchen der verschwundene »Gummi- Mensch* und lein Kollege »Flax* ebenso unverhofft au» der Versenkung hervor. Bei Gott und dem Ver fasser ift kein Ding unmöglich. Ob Herr Oehlmann nach erfolgtem Freispruch noch weitrr seine Feder i» den Dilnst de» Modernen Dolkibücherverlaa» stellen wird? — Wir wollen es im Interesse der Allgemein heit nicht hoffen. Mögen »Euox* und »Flax* ruhig verschwunden blekben. »r. ver Tanzpuffer In Pari» hat kürzlich der International« Tanzkongreß getagt, zu dran Frankreich, Italien, Belgien, England und andtre Länder Delegierte ent sandt hatten. Den Sachverständigen, die hier ver sammelt waren, wurden «ine Anzahl neuer Tänze zur Begutachtung vorgeführt. So zeigte der Ballett- meister Schwarz von der Pariser Großen Oper einen verbesserten Walzer, der au» Motiven de» . alten Walzer» und de» Boston ein« neue Variante schafft. Aber weder dieser modernisierte Walzer, noch die von Frl. Regnier und Prof. Rossi vor- geführten Tänze fanden die Billigung de» Kon» gresse», der sich dann mit der Frage der Ausführung der Modetänze beschäftigte. Man prüfte nach einander den Soxtrot, den Pa» doble, den Schottisch.Espagnol und die beiden größten Erfolg« de» abgelaufenen Jahre», den »Zamba* und den »Dlu e*. G» kam der unvermeidliche Tango an di« Reihe, der aber nicht mehr in langsamer Bewegung, sondern in nervösem, schnellem Rhythmus getanzt werden soll. Schließlich führte Professor Rossi dem Kongreß al» vielbeachtete Reichest einen Damengürtel vor, der bestimmt ist, zwischen der Tänzerin und ihrem Kavalier eine neutrale Zone zu schafft«, di« jede körperliche Berührung ausschließen soll. Dieser Gürtel, den sein Erfinder auf den Namen »Prinzeß Lili* getauft hat, besteht in seinen Außenteilen aus einem feinen, schmiegsamen Metall- band, da» mit vorstehenden Metallknöpfen besetzt ist, die wie die Puffer einer Lokomotive wirken und den die Grenzen der Geschicklichkeit überschreitenden Tänzer durch sanften Stoß in die Schranken de» An standes zurückverweisen. Die Tänzerin, di« diesen, der gefälligeren Wirkung wegen mit Bändern und Rüschen besetzten Gürtel angelegt hat, ist dadurch vor körperlicher Berührung geschützt, die nicht nur den Moralpredigern ein Dorn im Auge ist, sondern auch von den Aerzten al» gesundheitsschädlich verworfen worden sein soll. Prof. Rossi versichert, daß sein Gürtel bei Geistlichen und Aerzten, die ihn zu prüft» Gelegenheit hatten, begeisterte Aufnahme ge funden hat. Vie Aufgabe der Neichenberger Messe Der Zweck jeder Mess« ist ihr«, DeUnchnnem Er- iparnissc an Geld. Zeit und Arbeit zu ermöglichen. Wir den Zentralmustcrmarkt Reifenberg und leine Messe eine doppelte Äutgadc gegeben: lene einer Export-- mess« und infolge der wirtschaftlichen und peogra- phtschLn Beschaffenheit der Tschechoslowakei auch einer »onsumltonsmeffe. Aus diesen wirtfchaftSbedingungeil der Messe ergibt sich, das, der Propagandaplan der Reifenberger Messe in erster Linie die Maßnahmen einer Srportrnesse zu umfassen bat. Der Aufbau der DlnkSuserpropachntda muß daher derart erfolge», daß der Reichenbor »er Messe Einkäuser au« den Uedersäesiaaten, de« Staaten de« europäischen Kontinentes und au« dem Inland »ugefa-rt werben. Um di« wichtigsten Handelsterritorien in den lieber« seestoairn, weiche al» Rbsa-gevtete in Betracht konnnen. möglichst rationell zu erfassen, wurden nicht nur rund SO 000 gut au»aesial»ete Prospekt« an ausgesucht« Am- pari, und GrvtzbandolSHSuser abgeserligt, sondern die Mcsseleitvng sicherte ssf auch die Mitarbeit zahlreicher Wirtschaft«, und Handelsvereinigungen der HandelSkam- mern ustv. Ein entsprechender Propagandaplan ist für die Durch- sührung der Werbetätigkeit in allen Kontinentalstaaten ausgeardeitet. Zirka LoOOOO Prospekt« »«langen in 14 verschiedenen Sprachen an Wohl ausgesuchte Inter, cssenten zum versand. Ausserdem werden etwa SV 000 EtnkSuferprospekte im Einzelversand an inländische Gtn- känf«rfirmen versendet. Insgesamt werd«: demnach in die Uebersee, in da» kontinental« Ausland und ins In- land an 400 000 Prospekt« geschickt. Um das gesamt In land durch eine geschlossene Propagandawirkuni zu er fassen, winden an 300 SuSkunstSssellen errichtet. Erkenntnis und Leben In de« Begriffspaar „Erkenntnis und Leben* steckt das philosophische Kernproblem unserer Tage mit allen seinen Spannungen, seinem Streben nach Ausgleich und einer tiefen, damit verbundenen Tragik. Eine ins Aeußcrste verfeinerte Analyse der unter diesen Begriffen verborgenen Sachverhalte, und der Beziehungen, welche zwischen ihnen bestehen, ver- mag also wohl die Struktur unseres ganzen geistige»! Seins aufzudccken. Freilich gehört dazu mehr als eine bloße Virtuosität im groben Zrrspleißen begriff licher Größen, vielmehr ein Besitz reicher Inhalte, ein feinfühlendes Verstehen für das irrationale Ge webe innerer Beziehungen zwischen fließen den Werten und vor allem eine künstlerische Gestal tungskraft in der Darstellung der Resultate, wie sie nur wenigen Begnadeten eigen ist. Urber alles dies verfügt oer Leipziger Philosoph und Pädagoge Theodor Litt bei seinem Versuch, durch ei,, Eindringen in die Problematik der Formel: ,Er- kenntni» und Leben* sbei B. G. Teubner, Leipzig), seuier Zeit den Spiegel vorzuhalten.. Litt konfrontiert beide Inhalte und hört der Wissenschaft eine Generalbeichte ab über ihre Lei stung für das Leben. Bei dieser Fragestellung springt ganz automatisch heraus ein reiches, feingegliederte» Bild unsere» gesamten geistigen Sein«. — Zunächst gibt er eine geistesgeschichtliche Entwicklung de» Pro blem», wobei er mit besonderer Liebe bei dem Anteil unserer Hochschulen an dieser Entwicklung verweilt. Sodann führt er in leichter Anlehnung an Troeltsch den historischen Prozeß durch „drei Phasen der Ent wicklung* hindurch, die sich zueinander verholten wie Thesis, Antithefi» und Synthesis. Do« erst« Stadium tba» Zeitalter der großen ptzilosophischen Systeme) glaubte, da» »Leben* der „oberrichterlechrn Gewalt und inappellablen Entscheidung* durch die »Wissen- schäft* unterwerfen zu tonnen, und griff darin fehl. Do, zweite Stadium (die Zeit d«, Niedergang» der metophysischen Spekulation und des Aufstiege» der Naturwissenschaften) brach vollständig mit diesem Anspruch: »di« au« allen metaphysischen Himmeln ge schleuderte Wissenschaft* wollt« nicht« andere» mehr anerkennen al« zweckfreie Erforschung, Beschreibung und Erklärung von Tatsächlichem. Da» dritte Sto- dium jedoch, dasjenige, dem »ft verbunden find, und »u den, Litt« Buch »ine Art Selbübeünnuna und Selbstkritik bedeutet, ist charakterisiert durch die Auf fassung de» wissenschaftlichen Erkennen» al» einer Funk- tion de« Leben», durch dis Auffassung der gegenseitigen Durchdringung und wechselseitigen Abhängigkeit von Wissenschaft und Leben. (Es ist die Zeit der Simmel, Dilthey, Sprenger, Scheler, Jaspers, Spengler u. a.) Die strenge Selbsterforschung und Selbstkritik, deren sich die Wissenschaft im Ilebergang« au« dem zweiten Stadium in do» dritte befleißigte, hat zur Auf deckung der enaen Beziehungen zwischen Wissenschaft und Leben geführt, und somit das Ganze über sich selbst hinausgchoben, indem Leitmotive für ein fruchtbare» Zusammenstreben von Wissenschaft und Leben freigelegt wurden.— Wie nun im einzelnen in achtzehn feindurchdachten und sorgfältig nuancier ten Kapiteln Litt der Wissenschaft die Deneralrecheu- schaft über die dem Leben geleisteten Dienste ab nimmt, wie er die unzähligen feinen Fäden, welch« die Wissenschaften untereinander und die Wissen schaften mit dem Leben verbinden. au»einanderlegt, die ganze zarte Linienführung dieser strukturtheore tischen und werttheoretischen Untersuchungen hier M skizzieren, das vermag nur einer, der Verfasser selbst. Bei ihm darüber nachzulesen, dazu sollen diese Zeilen eine eindringliche Anregung sein. Lharakteristisch für Litt und auch für die von ihm behandelte Situation ist, daß seine Ausführun- gen nicht ausklingen in ein billige» ideologisches Pro- gram«, in ein« Anweisung für die Wissenschaft, nach einer durchgeführten Selbstkritik etwa da» Leben in ihre rationale Regie zu nehmen. Der Au»klang aller Untersuchungen Litt» ist tieft aber nicht schmerzvoll« Resignation. Deshalb frei von unüberwind licher Tragik, weil sie gleichzeitig ein« Apotheose bildet de» „spannungsvollen Reichtum» de» Lebcn»*. Wir schließen mit Litt» eigenen Dorten: »Da« so oft und so dringlich gestellte Anfinnen, die Wissenschaft möge da» Steuer de» Leben» in di« Hand nehme», ist nicht so sehr Zeugnis eine» arenzenlosen Zu- trauen« zur Wissenschaft wie vielmehr Ausfluß eine» tiefen Mißtrauen» de» Leben» gegen sich selbst, ein« Erschütterung der unbefangenen Zuversicht zu der cigenen Ern«uerung»Iraft, einer llnorientiertheit der tiefsten, Wurzelhaften Instinkte. Diesem Uebel würde aber nicht gesteuert, sondern Nahrung zugeführt wer den, wollte di« Wissenschaft zu de» ihr zugedachten A«t sich bereitfinden lassen. Denn dann würden die vor- und übertheoretischen Lebenstrieb«, statt, wie es uattäte. im Rinaen mit dränarndrn Lebensauf ¬ gaben ihrer selbst von neuem gewiß zu werden, von jeder Verantwortung entbunden in Untätigkeit ver- dorren. Und das wurde dann da» Ende sowohl de» Lebens wie der Erkenntnis bedeuten.* vr L«v»nvn<I Veknnlrtt Wplbemar Senk» versammelte seine statt liche Gemeinde wiederum zu einer seiner be liebten Veranstaltungen, die in ihrer Art einzig find. „Heiter* ist an ihnen nur di« Art, wie Saas mit ein paar Klaviergriffen oder einigen Knallerbsen seiner Eprachakrobattk da« Prinzipielle an dem ge- meinhin Blödsinnigen heutiger Geschmacksunkultur herausstellt. Im übrigen gibt er für Fachmann wie Laien mehr Nachdenkliche« al» Amüsantes. Erfreu lich ist, daß er, so ost er auch mit dem Gummiknüppel seine» Sarkasmu» um sich schlägt, nie verletzend wirkt, und daß er nicht nur einreißt, sondern auch oufbaut. Die Art, wie der klavierlose Pianist alte Meister oder moderne Tänze spielt, wie er auf seiner „Meister-Singer-Nähmaschlne* improvisierend Musik zusammen—„fiept*, ist — jensrit» aller mustk- vädagoyischen Streitfragen — von unmittelbarer er zieherischer Wirkung. ötzl. Vs». Shaw schreibt «tue 3«»»« d'Arc. Dernavd Shaw arbeitet, wie Londoner Blätter berichten, gegen- wärtig an eirem Drama, dessen Heldin Joanne d'Arc ist, dl« bekanntlich neuerding-» auch von Georg Kaiser zusammen.mit de« Marschall und Ltist- mörder Gill«» de Rat» in seinem Drama „Ieanne und Gilles* al» Heldin erschien. Der Clown al» Erzieher. Auf einem pädagogi- schen Kongreß in London machte die amerikanische Dclegicrt« Franci» Tolbourn« die interessant, Mit- leilung, daß der jüngste Versuch der Amerikaner auf pädagogischem Feld« darauf abzielt, den Tlown in den Dienst der moralischen und hygienischen Kinder erziehung zu stellen. Die Wahrnehmung, daß gerade die Späße de» Clown» auf Kinder »inen tiefen Eia- druck machen, hat die Uuterrichtsverwaltuna eine» Bezirk» veranlaßt, den berühmten Clown Cho-Cho zu engagieren, der auftrog»gemSß di« Schulen be sucht und durch sein« drolligen, durch allerlei akro- battsch« Kunststücke gewürzte Geschichten bei den Kindern den Wunsch erweckt, die ihnen empfohlenen Speisen, di» di» meisten Kalorien und Vitamine ent halten, zu ihrer Dieblingaspeffe -u erheben. Nach der Versicherung von Miß Lolbourne hat man mit diesem Verfahren bevoit» vorzügliche Ergebnisse er zielt. Die Kinder kommen unter dem Eindruck Gehörten und Geschauten begeistert aus der Schule nach Haus« und ruhen nicht, bi» ihnen di« Mutter das empfohlen« Gericht vorsetzt. Der Intendant der Berliner Staat»oper Max von Schilling» hat sich heute mit Frau Barbara Kemp, der ersten Kraft der Berliner Etaatsoper, vermählt. — Els« Lehmann, die mit dem Prager Duchdruckereibesitzer Oscar Kuh verheiratet ist, feierte da» Fest der silbernen Hochzeit. U. a. sandte Gerhart Hauptmann ein längere», innige» Glückwunsch, schreiben, worin er de* künstlerischen Bunde» ge dachte, der ihn mit der großen Schauspielerin ver knüpfe. ss «ischincht. Kur Zeit de. Dreißigjährigen Kriege, mußte der^ -um Wiener Hofe geladenen kaiserlichen Offizieren folgende, mitgeteilt werden, bevor sft an ver Tafel Platz nehmen durften: Man soll bet Tisch nicht den Gürtel vom Bauch schnallen und nicht snit dem Kinger 1» Genf und Sal» und in die Schüssel langen, sondern die Svetsen, die man au, der Schüssel holt, mit dem Lvffel oder einer Brotkruste ausfassen, die man vorher mit der Hand und nicht mit dem Mund -ugespttzt hat. Niemand soll au, der Schüssel trinken und sprechen, bevor man die Speisen hinuntergeschluckt hat, und nicht schmatzen «och gluckse« und sich nicht in da, Tischtuch schneuze» und nicht üb« den Tisch liegen und nicht krumm schen und sich nicht auf dm Ellenbogen stützen. Man soll beim Essen gegen seinen Dntgast billig sein und ihm nicht seinen Anteil wegessen und endlich nicht die Zähne mit dem Messer stochern. (Wa, sind Raffke» doch für feine Leute dagegen!) «a, d«, r»«ater»urr«»». (Vwaufpielhauss) „Der »reis', «in »onverlasions.Lustfpi«i von W. E. Maugham, da» am Donnerstag zur Erllausfüh. runa kommt, ift in den Hauptrolle« deiept mit: Enela David (letzte Role im ständigen Engagement). Nora NMsch, Kranz Stein. Hann» Eteiner, Berndorp vilden- tzain, Albert Marten» Regie: Paul Peter,». — Die Sommertpielzeit. di« distzer unter de« Zeichen Anton Brau« iian», beginnt am Sonnabend. ZE Juni, mit dem neuen Swwcutt von Arnold und Bow „Der ra-n« Schwimmer'. Ktzr die komiswe Hauptrolle «N es gelungen Guida LV«swer zu gewinnen. Sntd» LtztSswer. der populärfie deutsche sdomtker. Ha« damtt zu« erp« MGo eine» Uvrpeom Vertrag «ntzertzal» Ber lins ahgefchkossm. - .. H I —— D Arbei jede« welch« matisi könne trotz i Betrü stellen, für di oder f werke werken Schifft sonderi leistun stimmt Verbrc die Be automi weit z der Re fördert dabei i Die Kr bahnwc wagen senkt <u Greifer
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