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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192412069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19241206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19241206
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1924
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Seit« 4 8oLLLdeaü, ck«o 6. v«»««d«r ZllllkMllM, Graus M ihre Spser Ser Weite MHMliiWlaz is jj«m« - Nie mr MMW tziis 8remt>»§pm Hannover, 6. Dezember. Haarinann sieht jung aus, kräftig, gut genährt; bat ein freies hübsches aber völlig ausdrucksloses Gesicht. Die Bewegungen sind automatisch. Der Schädel rund, die Ohrmuschel - bstehend; der Mnnd klein und frech; die Nase d ck und klein. Er hat lange weichliche Finger; an der rechten Hand fehlt «ine Phalangc. Er ist geschwätzig und übermotorisch. Er hat den typischen Habitus des Weidmännischen, ist scsi lcket!, schmollend wie rin Weib, hat weibliche Fettpolster und eine Stimme fast wie ein Kastrat. Er spricht etwas hannöversch, hat leisen Tremor der Finger, greift sich gern an den Kopf, wenn er den Faden verliert, hat eine typische Leckbewegung mit der fleischigen Zunge und zeigt sich roh aber mit einer gew sien Freimütigkeit, ist von lebhafter Intelligenz und vor allein (das ist kein Widerspruch) von unver- tenudarem Schwachsinnn. Der ganz auf Impuls ge stellte Willensschwäche Augcnblicksmensch kam nach dem Kriege in eine Dirnen- und Berbrccheratmosphäre jchliiumster Art. Er schlief bald hier bald dort. Er lebte als eine Art männliche Dirne schlechtester Sorte und hielt sich für Verachtung und Prügel in seinem Mindcrwcrtigkeitsbcwußtscin schadlos, indem er gräß lichste Grausamkeitsgelüste im Dunkvl austoben ließ. Daß er gegen jede Verlockung wehrlos, dazu schäm- los ist, geht aus jedem Wort hervor. Nicht ein Funke logischer oer sittlicher Regulative wäre da zu finden. Der Manu ist vollkommen regungslos in allem was Wissen ist und fremdes Ich. Damit ist aber nickt gesagt, daß er ganz fühllos wäre. Man muß beov- achteu, bei welchen Vorstellungen er affektiv wird. Juwe len brechen aus dem zugleich verschlagenen und kindisch-frechen Burschen wunderlich« Züge von Sym- pathie Als die Lichter angezündet werden, sagt er zu sich selber wie ein Kind: „Grad wie der Ta nn en bäum". Als der würdige Göttinger Psychiater, der ihn unausgesetzt beobachtet, gähnt und müde wird, sagt er, grade als wenn er seinerseits auf den Professor Acht zu geben habe: „Na können Se auch noch Herr Professor", und erklärend lagt er zum Gerichtshof „Er ist nämlich krank gc- wesen. Zu den Geschworenen sagt er: „Machts kurz, Weihnachten will ich im Himmel bei Mutter sein." Weit merkwürdiger aber ist der andere Angeklagte: Grans. Das ist ein blitzsauberer Junge von 28 Jahren, schlank und non frischen Farben, mädchenhaft mit zarter sympathischer Stimme. Dabei eiskalter Lügner. Bei ihm wird sofort deutlich, daß der Wahn sinn Methode hat, während der andere ganz aus bösem Impulse handelt. Das Verhältnis dieser beiden Figuren zu einander scheint mir das interessanteste Problem des Prozesses und eine Aufgabe für die Psochoanalysc. Der junge Grans ist aus guter Fa. milie und hat eine höhere Bildung gehabt. Aber er legte sich früh auf kleine Schiebereien, Unterschla gungen und Gaunerei. Wenn er gar kein Geld hatte, dann bot er sich an Männer feil, was ihn nicht ab- hielt, viele Frauenzimmergeschichtcn haben. Die Bekanntschaft Haarmanns suchte er auf der Straße Dss Verhältnis zwischen den beiden glich wenigstens eine Zeitlang dem einer Dirne zu ihrem Zuhälter. Grans schickte Haarmann betteln oder ermunterte ihn zu Unterschlagungen. Das Geld muhte Haar mann ihm ablicfern. Die Annahme, daß Haarmann zu Grans in einem sexuellem Hörigkertsverhältnis steht, hätte wenigstens als Hvpothese gelten sollen, und hätte nahelegen sollen,, die beiden unabhängig von einander zu verhören. Das man das nicht tat, war «in großer Fehser der Prozeßlleitung. Sie zankten sich häufig, ja schlugen sich. Nahm aber Grans den Haarmann um die Taille und küßte ihn, so war dieser wieder gefügig und willenlos. Auch scheint eine starke Eifersucht gegen den Wciebrvckehr des Grans in Haarmann mitzusprechcn. Es scheint nach dn Eindrücken der ersten Prozeßtage, als ob der Grans sich rücksichtslos heraus- und hindurchwindcn Der KmlftWemakkt Die neuere populäre Literatur über Kunst und kunstgcschichtlicke Fragen ist immer noch sehr um- sangrcich. Während aber in der Inflationszeit jedes Buch, wenn es nur teuer genug war und sich durch äußere Aufmachung empfahl, vom Publikum als „Sachwert" ausgenommen wurde, ohne daß man fragte, ob sein Besitz irgendwelche Bereicherung für den Erwerber bedeuten könnte, ist jetzt gerade durch die alle bedrückende Geldknappheit ein deutlicher Wandel -um Besseren eingetreten. Autoren wie Verleger stellen sich heute in gesünderer Weise auf die wirklichen Bedürfnisse des Publikums ein, das mehr als je nach Werken fragt, die, ohne viel Vor- kenntnisse vorauszusetzen, leicht in den Geist einer Epoche cinsühren. Die vielen, die infolge der An forderungen ihrer beruflichen Tätigkeit an ihre Zeit und Aufnahmefähigkeit nicht in der Lage sind, die grundlegenden, auf der ganzen Fülle de» Materials beruhenden Werke durchzuarbeiten, und die doch an kunstgeschichtlichen Fragen Interesse haben, werden kurzgefaßte Uebersichten dankbar begrüßen. Solche Bücher sind auch durchaus berechtigt, wenn die Ver fasser sich der schwierigen Aufgabe gewachsen zeigen, die geeignete Auswahl aus dem umfangreichen Stoff zu treffe» und in Wort und Bild das Wesentliche hcrauszustcllen. Unter den Büchern, die sich dieses Ziel gesetzt haben, nimmt di« Prophylaen-Kunst- gcjchichle des gleichnamigen Berliner Berlages rine hervorragende Stellung ein. Sie ist auf einen Umfang von 16 in sich abgeschlossenen Bänken an gelegt, die mit allen Mitteln der heutigen Repro duktionstechnik ausgestattet sind. Die Wahl der Taskin und die Gestaltung de« Texte« ist anerkann ten Autoritäten, wie Po de, Friedländer, Rodcnwaldt, Pauli und I u st i, übertragen worden. Zu den bisher erschienenen Bänden über die italienische Frührcnaiffancc, die niederländische Malerei des 17. Jahrhundert» und die Naturvölker ist soeben der Band Barock aus der Feder de« fein sinnigen Berliner Kunsthistorikers Werner W e i cb n ch hinzu gekommen. In ganz großen Zügen orientiert eine Ver öffentlichung des A t h e n a i o n - V e r l a g s, der seit Jahren ein großes Handbuch der Kunstgeschichte herausgib:. »Mer dem Haupttitel „Sechs Bücher der Kunst" über die Weltgeschichte der Kunst. möchte und vielleicht auch in Wirklichkeit immer den Vogel Strauß gespielt hat. Tn wenig kann zur Entlastung des schwerer belasteten Haarmann bei- traaen, wenn er sagt: „Ich darf den Hans nicht Her einlegen. Er ist noch so jung. Er will Weihnachten auch bei seiner Mutter sein." "PNsvckor t.«»slns, Hannover. * Am zweiten Tage des Prozesses gegen den Massenmörder Haarmann wird in der Verneh mung d«r Angeklagten fortgefahren. Da die Mord taten ohne Zeugen verübt wurden, kommt es allein auf deren Aussagen an, ob Klarheit über die näheren Umstand« der Mordtaten und die Fortschaffung der Leichen geschaffen wird, lieber beide Punkt« hat sich Haarmann in d«r gestrigen Vernehmung aus geschwiegen. lieber die Mord« wollte er nichts wissen, weil er sie im sexuellen Rausch begangen haben will und über die Frage nach Wegschaffung der Leichen ging er lächelnd mit Ausflüchten hinweg. Der Andrang zur heutigen Sitzung ist wieder sehr groß. Zu Beginn fragt der Staatsanwalt Haarmann, ob er bei seiner Spitzcltätigkeit für die Hannoversche Polizei auch in politischen An- gel«genheit«n beschäftigt gewesen sei. Haarmann: „Ich rveiß gar nicht- was Politik ist." Vorsitzender: „Damit ist ja erwiesen, daß Haarmann gar nicht politisch tätig sein konnte." Der Oberstaatsanwalt läßt feststellen, daß der Ausweis, den Haarmann für seine sogenannten amt lichen Funktionen bei sich trug, von ihm selbst geschrieben war, und daß es ein Kriminalkom missar a. D. Olfermann gewesen ist, der d a e Detektiv - Institut Lasso mit Saarmann zu sammen gegründet hat. Der Vorsitzende fragt dann Haarmann nochmals, wohin er die Leichen geschafft, und wie er den Trans port ansgeführt hat. Haarmann: „Die ersten Leichen habe ich be erdigt und die anderen habe ich in die Leine ge worfen. Da» -Irisch habe ich in eine Aktentasche gepackt und sortgetragen. Die Knochen habe ich extra eingewickelt und in die Lein« geworfen. Die Anzüge und die Wäsche habe ich zum Teil verbrannt, zum Teil verkauft, und größtenteils verschenkt. Ich selbst habe nichts davon getragen, aber Grans hat die Kleider Ermordeter ge nommen und getragen." Auf Befragen des Vorsitzenden gibt Haarmann dann Auskunft über die näheren Umstände seiner Verhaftung. Er habe einen jungen Mann, den er am Bahnhof kennen lernte und mehrfach in seine Woh nung mitgenommen hatte, schließlich aus Wut der Polizei angezeigt, weil er Geld von ihm erpressen wollte. Der junge Mann habe angegeben, daß er mit Haarmann „verkehrt" habe und daraufhin seien beide verhaftet worden. Weiter wird dann der Angeklagte Grans über sein Zusammenleben mit Haarmann vernommen. Während seiner Vernehmung springt Haarmann auf: „Ich will, daß der Angeklagte die Wahrheit sagt. Er muß bei der Wahrheit bleiben. Er soll doch ein gestehen, daß er nur von meinem Geld gelebt hat, daß er mich belogen und bestohlen hat. Wenn er leugnet, dann werd« ich nock ganz andere Dinge erzählen." Vorsitzender: „Erzählen Sie doch." Haarmann: „Er hat nicht gearbeitet. Er hat mir das Geld aus der Tasche genommen. Er hat mich zu Diebstählen anstiften wollen. Er Hot, wenn er für meinen Klciderhandel Einkäufe gemacht hat, mit den Verkäuferinnen unter einer Decke gesteckt." Er hat wenig gekauft, und um so mehr dabei gestohlen. Er hat verlangt, daß ich zu den Käufen mitgehe, und daß ich mit der Verkäuferin poussieren soll, damit er unterdessen stehlen kann. Ich will nicht sagen, daß er mich zum Mord getrieben hat. denn er hat mich zum Mord gar nicht treiben können; das kam von alleine. Aber e» ißt »»ch eimer d«, der «ehr weiß und wenn er nicht sagt, daß er von mir gelebt hat, dann werde ich sprechen." Vorsitzender: „Wcr war denn der andere?" Haarmann: „Das wollen wir bi» morgen lassen." (Er wendet sich ab und weint.) Vorsitzender: „Erleichtern Sie doch ihr Ge wissen. War da« vielleicht Witkowski?" Haarmann: „Das ist der Mann, von dem er den Anzug hat, den er hier trägt." Auf die nochmalig« dringende Aufforderung des Vorsitzenden, die Wahrheit zu sagen, erwidert Hpar- mann weinend: „Das ganze Leben, seit ich vom Militär weg bin. hab« ich für den Jungen ge bettelt, und ich hab« 40 bi» 80 Mark dabei ver- j dient. Ich habe ihm das Geld gegeben. Er hat dafür den Nlädchen Blumen geschenkt. Er hat , meine Rente abg«holt. Er hat auch kein« Gasrech- j nun« bezahlt und als ich von Jägerheide zurückkam, habe ich ihm einen Anzug gekauft, weil er so vcr- ! lumpt war. Soviel Ehre muß er doch noch haben, i daß er eingesteht, von mir gelebt zu haben. Alles ander« will ich ins Grab mitnehmen." Grans bestreitet, daß er nur von Haarmann qe- l«bt habe. Allerdings habe er indirekte Vor- teil« von ihm gehabt. Ls sei richtig, wenn Haar' mann sagt, er habe versprochen, ihn auszusta"en, wenn er heiraten sollte. Ls sei nur Wohlwollen und Freundschaft gewesen, was sie zusammen- gehalten hätte. Au» dem weiteren Verhör mit Grans ergibt sich, daß er kaum vier Wochen im Jahre gearbeitet hat. Einige Zeit hat er im Detektiv-Institut „Lasso" die schriftlichen Arbeiten besorgt, zu denen Haarmann nicht fähig war. Viel Hobe er dort nicht zu tun gehabt, ebensowenig wie Haarmann. Haarmann erzählt, daß er Grans, wenn dieser im Gefängnis saß, alle 14 Tage ein mindestens 15 Pfund schweres Paket mit Lebensmitteln geschickt habe. Als Grans wieder auf dem Gefängnis kam, habe er ihm schon in den ersten Tagen eine Brieftasche mit 600 Mark gestohlen. Das leugnet Grans und behauptet, er habe fast immer selbst genug Geld verdient, um sich erhalten zu können. Er habe nicht gewußt, daß Haarmann junge Leute getötet hat und habe auch nie Leichenteile bei ihm liegen sehen. Vorsitzender: „Haarmann behauptet, daß Sie, wenn junge Männer zu ihm gekommen sind, s schon am nächsten Tage erschienen seien, nm die Kleider abzuholen." Grans: „Das war niemals der Fall. Uebri- gens waren die jungen Leute meist schon tagelang v«rschwunden, ehe ich die Kleider zu sehen bekam." Damit wird da» allgemeine «erhör der Angeklagten beendet. Der Oberstaatsanwalt legt noch Wert darauf, die Be ziehungen zwischen Haarmann und der Polizei von Hannover zu klären und stellt fest, daß Haarmann nur in drei Fällen der Polizei als Spitzel gedient habe. Er habe auch nie mals einer Belohnung für diele Dienste be- kommen. Da» Gericht tritt dann in die Erörterung der einzelnen Fälle ein. wobei die Orffentlichkeit aus geschlossen wird Zuerst wird der Kall Friedel Rothe behandelt. Friedel Rothe war ein Schüler und Haar mann ist auf Antrag des Vaters bestraft worden, weil er mit ihm unzüchtige Handlungen vorgenommen hat. Er hat aber nach Verbüßung der Strafe weiter mit ihm verkehrt. Haarmann: „Ich weiß nicht bestimmt, ob e» Friedel Rothe ist. Es war ein Friedel . Man zo!at ihm ein Lichtbild. Er betrachtet es lange, schüttelt den Kopf und kann nicht genau sagen, ob die gezeigte Person der Ermordete ist. Haarmann erklärt, er w»fse nicht, w'e die Sache geschehen ist. Es kann möglich sein, daß er ohne cs zu wissen, den Kehlkopf durch gebissen, cs könne aber auch sein, daß er mit den Händen -«gefaßt habe. Er habe gute Zähne und er habe «och alle Zähne. Daß er die Opfer totgebiffen habe, sei ihm erst bei Betrachtung der Wundmale an den Hälsen ausge fallen. Die Kleider habe er verbrannt, den Kopf auf dem Kinderfr.edhof beerdigt und die einzelnen Leichenteile in Eilenriede begraben. Inzwischen hat man Haarmanns Brille aus dem Untersuchungs gefängnis geholt und er will nun das Bild genau erkennen. Es ist fcstgcstellt, daß dieser Friedel der Gastw rtssohn Rothe war. Die Öffentlichkeit wird wieder hergestellt. Der Verteidiger Haarmanns, Iustizrat Benfrey bittet, aus rein menschlichen Gefühlen die Eltern der Ermordeten in den Fällen, in denen Haarmann den Mord zu gibt, nicht als Zeugen zu vernehmen. Der Oberstaatsan walt widerspricht dem, da er die Zeugen brauche, um die Identität der Opfer genau feststellen zu können. Als sich der Zuhörerraum wieder gefüllt hat, erhebt sich Haarmann und sagt: „Herr Präsident! Die Dor- gänge hier in dem Saal erregen mich ganz kolossal. Sehen Sie mal in den Zuhörcrranm, da sind doch so viel Frauen. Haben Sie denn kein menschliches Ge- fühl, daß die sich das hier mit anhören, wo so viele unsittliche Worte fallen. Präsident: „Das Gesetz kennt keine Be- schränkung der Personen, wenn die Öffentlichkeit hergestellt ist. Ich kann dagegen nichts machen." Haarmann: „Die Kraue»» müssen doch schamrot werde« wenn sie diese Sachen hier hören." Niemand von den Frauen verläßt den Saal. Der -weite Fall, der -ur Verhandlung kommt, ist der des Lehrlings Fritz Franke aus Berlin Auch hier ist es wieder sehr schwer festzustellen, ob Haarmann dieses Opfer unter seinem richtigen Namen gekannt hat. Er sagt, es ist „der Berliner", der so schön Klavier spielen konnte. Zwei Vtädchen haben bei Haarmann einen jungen Mann auf dem Bette liegen sehen. Haarmann erklärte, der junge Mann schlafe. Die Mädchen glaubten aber, es sei eine Leiche und sind dann zur Polizei gegangen. Haarmann sagt aus: „W enn die jungen Mäd chen sagen, das ist der Berliner» der so gutKlävier spielen konnte,dann wird cs schon mit Franke st i m m en." Die Mädchen haben Verdacht geschöpft und bei einem späteren Be such ein Stück Fleisch genommen und zur Polizei gebracht. Das Fleisch ist untersucht und als Schweinefleisch fest gestellt worden. Haar mann hat bestätigt, daß er in dem Topf Schweine fleisch hatte, um Sülze zu kochen. Die Frage, ob Grans bei der Zerstückelung der Leiche zugegen war, spielt bei diesem Fall wieder eine große Rolle. Haarmann erklärt: „Er war nicht dabei und kann das gar nicht sehen, er wird ohnmächtig, er ist immer weggegangen, wenn so etwas passierte. Dann ist er wiedcrgekomnrcn, wenn die Luft rein war. Er klopfte dabei an das Fenster, um sich zu überzeilgen, ob ich beim Zerstückeln einer L«lche war. Hatte Grans mehrmals an das Fenster gepocht und keine Antwort erhalten, so ist er wieder gegangen." Vorsitzender: „Wieso wußte denn Grans, daß bei Ihnen ein« Leiche war?" Haarmann schweigt lange Zeit und ist sehr ver- Auf sechs dünne Bände Kleinquart sind Altertum, Orient, Mittelalter, Renaissance, Barock und Rokoko und die Gegenwart verteilt, über die von tüchtigen Kennern Wissenswertes gesagt wird. Sie enthalten eine Menge geschickt ausgewählter Abbildungen, z. T. auf Tafeln, die allerdings nicht alle so gut heraus gekommen sind, wie man wünschen möchte. Wieder in anderer Weise suchen die Oktav bändchen der Jedermann sbücherei von F. Hirt in Breslau den Leser in bestimmte, z«itlich und geographisch begrenzte Gebiete der bildenden Kunst einzuführen. Sie zeichnen sich durch gute Disposition und sachliche Beurteilung der wesent- lichsten Probleme aus, wodurch sie auch als Grund lage für eine eingehendere Beschäftigung mit dem Stoff nützlich werden können. Erschienen sind bisher di« Bände über indische, chinesische und arabische Kunst und eine ausgezeichnete Behänd- luna eines im allgemeinen wenig gekannten Kunst- gebretes: die schwedisch-norwegische Kunst. Wer ganz knapp informiert werden will, dem sei die Bibliothek der Kunstgeschichte emp fohlen, die jetzt auf über 75 illustrierte Heftchen an- gewachsen ist. Diese brockenweise Hcrgabe kunsthisto rischen Wissens hat natürlich auch ihre Nachteile, da die Begrenzung des Textlichen auf höchsten» zehn Seiten Kleinoktav gar zu leicht zu oberflächlicher Behandlung eines Stoffes verführt, doch sind mcht wenige Abschnitte au» der mittelalterlichen und neueren Kunst gerade in ihrer äußersten Beschrän kung vorzüglich geraten. Freunden der klassischen Antike wird ein Buch über griechische Zeichnung und Malerei willkommen sein, das der Verlag F. Bruckmann mit zahl reichen, durchschnittlich guten Abbildungen auf 125 Tafeln herausgebracht hat. Der Verfasser eines dreibändigen Werkes über dieses Thema, das sich an die Fachgenossen wendet nnd mit dem ganzen Rüst zeug der archäologischen Forschung arbeitet. Pro- scffor E. Pfuhl in Basel, hat unter dem Titel „Meisterwerke griechischer Zeichnung und Malerei" eine Auswahl des Schönsten aus den Bildern der großen Ausgabe getroffen und mit einführendem Texte versehen, der in angenehmer Form einen Begriff von der Entwicklung der antiken Malerei von ter hochaltertümlichen Pasendekoration bis -um illusionistischen Wandbild de, Kniler-eil vermittelt. In sehr verdienstlicher Weise bat H. Behnken di« Romanische Plastik des deutschen M i t t e l a l t e r s, in einem handlichen Buche ge sammelt, herausgegeben. Viele der großartigen Zeugen aus deutscher Vergangenheit werden hier dem Publikum zum ersten Male in guten Photo graphien zugänglich gemacht, und der Te^t wird einem aufmerksamen Leser das Verständnis für diese Periode deutscher Kunst schärfen. Zu einem klassischen Werke, der Geschichte der deutschen Kunst von Georg Dahio, ist jetzt endlich wieder ein Fortsetzungsband er schienen. Band 3, 1. Hälfte, umfaßt da» deutsche 16. Jahrhundert, das von dem Altmeister der deut schen kunstgeschichtlichen Forschung in der gleichen abgeklärten Weise, w»e die vorhergehenden Perioden, in vollendeter Form dargestellt wird. Leider haftet diesem Werke vom Beginn seines Erscheinens eine gar zu puritanische Ausstattung an, und es wäre zu wünschen, daß der Verlag die Wiedergabe der aus gewählten Werke deutscher Kunst aller Jahrhunderte in etwa» großzügigerer Weise versuchte. Für Freund« der großen Kunst unserer heimat lichen Gebiete seien noch zwei bedeutende wissen schaftliche Veröffentlichungen der neuesten Zeit er- wähnt, die durch ihre Tafelbeigaben grundlegend sind: Adolf Goldschmidt: Die Skulp- turen von Freiberg und Wechselburg »ned Wilhelm Pinder: Der Naumburger Dom und seine Bildwerke. Vr. »tan« Ksoboct. Anekdoten Ein Mitglied der Akademie war gestorben Mit pathetischen Lobeohymnen feierte man ihn und ging dann zur Frage über, wcr den Verblichenen wohl im Kreis der „Unsterblichen" ersetzen sollte Fontenelle faßte sein Lob und seinen Vorschlag in eine zusammen. „Die Lück«," sagte er, „die sein Tod ! gerissen Hot, ersetzt ihn hinreichend." * Marie de Vichy-Ekamrond, di« unt«r dem Namen einer Marquise Dudeffand bekannt geworden« blinde ! Aristokratin, in deren Salon di« bedeutendsten Männer de» achtzehnten Jahrhundert» verkehrten, ' Härte, wie ihre Freunde sich über das Wunder de? i heiligen Dionysius unterhielten. Dieser soll nach seiner Enthauptung mit dem Kopf unterm Arm nach St. Denis gewandert sein. „Du lieber Gott," be merkte die Dudeffand, „das ist wi« sonst im L«ben auch: der erste Schritt ist der schwerst«, all«« weitere findet sich!" * Der Dramatiker Fontenelle aß leidenschaftlich gern Ltangenspargel in Olivenöl, und einem seiner Freunde, den er zu Gast gebeten hatte, und der das Gericht in Butter serviert lieber aß, erklärte er: er bringe ihm «in kleines Opfer, indem er ihm die Hälft des Spargels, für ihn eigens in Butter ge' dünstet, abtrete. Plötzlich, eben al» man zu Tisch bittet, wird dem Gast übel, er wankt — ein Schlag anfall setzt seinem Leben unerwartet früh ein Ziel. Da springt Fontenelle auf, eilt nach der Küche und schreit: „Alles in OelI Alle» in Oel!" * Der AbbE Galjani saß mitten unter lauter Enthusiasten und lauschte dem Gesang der berühmten Sophie Arnould. Man drängte ihn schließlich, er solle doch erklären, was er von ihrer Stimme halte. „Oh," sagte er, „sic hat das schönst« Asthma, das ich jemals gehört habe!" * Zur Zeit des Rokoko war es — wie heute ja noch in China — üblich, daß Eltern ihre Kinder verhel- rateten, ungeachtet der Zu- oder Abneigung, die die Verlobten füreinander empfanden. Der Sohn eines französischen Parlamentspräsidenten wehrte sich eines Tages mit der bescheidenen Frag«: „Haben Sie tat sächlich die Absicht, lieber Vater, mich mit jener Person zu verheirat«»?" — „Schweig," erwidert« der Alt«, „und kümmere dich gefälligst um deine An gelegenheiten!" * Der Reichshofrat von Senkrnberg, durch seine Zerstreutheit bekannt, war einst eingeladen. Die Suppe, die zuerst gereicht wurde, fand er nicht gut, und in dem Glauben, zu Hause zu sein, sagt« er: „Entschuldigen Sie, daß die Supp« so schlecht ist, ^ber meine Frau ist krank." cWeil»n»ct!«nilmmcr dcr .Groben Weit', Leipziger - rl---«>riicter.'i G. m ». vorm. Kicker 4 lbarsten, . '. Iet»>'.nn- 6 > a ft v und beit e « S el s- D st ft lr E legen. Schickse erüärt Zm Franke gungen lich b und rr tot un Aber r nicht l fast ta di« Sc aber s roch, i F-nf unter! Dank ja, er Hande Heraw ausge Jung« Freur Statt qefüh' D daß i L Zeug. D den s L v S aus«! war, Zeug V eine L merk und imm 4 um alle« j mit Erze daß d
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