1879. Ende December. Nr. 24. Zeitschrift für Museo] ogie und Antiti uitü tenlt linde für verwandte Wissenschaften. Erscheint monatlich zwei Mal. Redacteur: Hofrath Dr. J. G. Th. Graesse, Director des K. Grünen Gewölbes, der K. Porzellan- und Gefäss-Sammlung und des K. Münzcablnets zu Dresden, K. Bibliothekar, wirkl. Mitglied der K. Ituss. Archäolog. Gesellschaft zu Moscau, Ehrenmitglied des Germanischen Museum zu Nürnberg und des Museum FranciBCO-Carolinum des Landes Oesterreich ob der Enns, correspondirendes Mitglied der Academia Araldico-Genealogiea Italiana zu Pisa und der Sociitd des bibliophiles zu Antwerpen, Ritter des K. Sachs. Verdienstordens 1. Classe und des K. K. Oesterr. Ordens der Eisernen Krone, des K. Russ. St. Annen-Ordens • und des K. Preuss. Kronenordens 3. Classe, Inhaber der Medaille S. H. des Papstes Pins IX.: Causa laetitiae nostrae. etc. Erscheint Mitte und Ende jeden Monats. — Abonnementspreis pro Jahr 20 Mark. Einzelne Nummern 1 Mark. — Insertionspreis für die durchlaufende Petitzeile oder deren Raum 1 Mark, zweimal gespalten 50 Pf., viermal gespalten 25 Pf. Bei zwölfmaliger Aufnahme wird von diesen Preisen 25°/o, bei vierundzwanzigmaliger 40°/o Rabatt gewährt. Inhalt: Ueber die vorzüglichsten Miniaturmaler des Mittel alters. (Schluss.) — Ein Beitrag zur Münzkunde der Kipperzeit. Von ,T. und A. Erbstein. (Schluss.) — Inserate. Ueber die vorzüglichsten Miniatur maler des Mittel alters. (Schluss.) In Frankreich blühte die Miniaturmalerei auf pergamentnen Handschriften noch mit gleich günsti gem Erfolge fort. So malte Francois d’Oberto, Bi bliothekar im Kloster Lerins, für König Rene’s Mutter Jolanthe von Aragonien in Gold und Azur ein Gebetbuch und für dessen Vater eine Handschrift der Sammlung provencalischer Dichtungen, welche ein gewisser Hermentaire für Alphons II. angelegt hatte. Hugues de St. Cesari, Mönch zu Montma- jour, setzte diese Arbeit fort „en beaux caracteres rouges, illumines d’or et d’azur“ und widmete sie König Rene, der selbst die Kunst übte. Dann folgt Jean Fouquet aus Tours, dessen berühmtes Gebetbuch im Jahre 186(5 in einem Facsimiledruck hergestellt worden ist (Heures de maistre Estienne Chevalier, Paris, M. L. Curmer), der aber auch noch eine Handschrift des Josephus auf der Pariser Nat.- Bibliothek mit Miniaturen schmückte (s. Waagen Bd. III. S. 371, 872) und dem die schönen Bilder zu den Cas de nobles hoinmes et femmes malheureux (zu München) und zu der französischen Uebersetzung des Livius (in Paris) gehören, dessen Söhne Lau rent und Francois, von denen viele Gemälde in Pariser Handschriften, sowie das Breviarium König Rene’s (Bibi, des Arsenals) gezeigt werden, Louis Mailet, der die Cite de Dien des h. Augustin, eine prächtige Handschrift, auf der Pariser Nat.-Bibi, illu- strirte etc. Während wir von dem Hofmaler Franz I., Janet, wenig wissen, liegen noch die vortrefflichen Arbeiten Godefroi Tory’s im Britischen Museum der erste Band der Entretiens Jules Cesar avec Francois I.) und der Bibliothek des Arsenals zu Paris des Triumphes de Petrarque) vor; ob seine für Heinrich II. gemalten Heures, die in der Bibi, des Louvre aufbewahrt wurden, noch erhalten sind, kann ich nicht sagen (s. Waagen Bd. III. S. 396; I. S. 148). Unter den italienischen Miniaturmalern nennen wir einen gewissen Gherardo, den vorzüglich Mat thias Corvinus beschäftigte, dann den Bartolommeo della Gatta (1378—1461), nebenbei auch grossen Musikkenner und Orgelbauer, der eine förmliche Miniaturmaler schule als Abt von S. Clemente zu Arezzo bildete, Solario, genannt il Zingaro, Decio und Agosto Forreti, Vater und Sohn, die h. Katha rina von Bologna (1413—63), eine Schülerin des Lippo Dalmasio, Plautilla Nelli, Dominicanernonne zu ^Florenz und Schülerin des Fra Bartolommeo, Lo- renzo, Camaldulensermöncli zu Florenz, einen Schüler des Gaddi, der meist grau in grau malte, Fra Benedetto, Mönch zu S. Marco in Venedig (f 1580 78 Jahre alt), einen Schüler des Giovanni Angelico,