Mitnahmemöbel Rudolf Horn, Erich Schubert Zur Gebrauchsweise Neues Lebensverhalten und mit ihm neue Gebrauchsweisen sind seit lan gem in unserer gestalteten Umwelt an gelegt. Im Bereich des Wohnens ent sprechen ihnen wohl am ehesten kom plexe Lösungen. Die Wohnhülle und ihre Ausstattung müssen veränderndem Zugriff des Nut zers erschlossen werden. Unsere Ziel orientierung bleibt die „variable Woh nung". 1 Solange noch die traditionel len baulichen und gegenständlichen Strukturen den üblichen Organisa tionsrahmen des Wohnens bilden, können sich neue Gebrauchsweisen, die durch neue Gebrauchs- und Ge staltwerte vermittelt werden, nur be dingt verwirklichen. An kaum einem anderen Gebrauchsgut wird das so deutlich wie am Möbel. Die Schrank wand ist vielleicht deshalb zu einem derartig bedrückenden Stereotyp ge worden, weil sie innerhalb der festen Raumstrukturen des sogenannten Wohnzimmers nur ein statistisch durch schnittliches und kein elementares „Funktionsspektrum" abdeckt. Wie kennten neue Behältnismöbel dazu beitragen, diese Verknotung zu lockern? Zuerst doch wohl, indem sie äquivalente, womöglich erweiterte Ge brauchswerte anbieten und zugleich das Gestaltbild der „Schrankwand" vermeiden, ein Gestaltbild, das sich in Für das Einrichten und Ausgestalten ihrer Wohnungen müssen unseren Menschen immer bessere, vielfältigere und niveauvollere Erzeugnisse ange- boten werden. Der „Schrankwand- Standard" als Maßstab der zukünfti gen Wohnraumgestaltung reicht für die Befriedigung der sich ständig wei terentwickelnden Bedürfnisse nicht aus. Bei neuen Lösungen ist neben dem ästhetischen Erscheinungsbild und einem hohen Funktionsumfang vor al lem die Variabilität und die Komplexi tät weiter auszubilden. Besonders wichtig ist bei jeder Neuentwicklung die Wirtschaftlichkeit (Fertigung, Transport, Verkauf) und ein hoher Nutzen für die Volkswirtschaft unseres Landes. Im Auftrag des Amtes für industrielle Formgestaltung und in Zusammenar beit mit dem VBK-DDR wurde von Ru dolf Horn und Erich Schubert eine Vor laufentwicklung geschaffen, die als „Komplexe Milieugestaltung — Wohn- raum“ ein orientierendes Beispiel dar stellt. Es war die Aufgabe gestellt, ein kom plexes variables Wohnraumprogramm zu schaffen, das Behältnismöbel, Ti sche, Sitz- und Polstermöbel umfaßt. Im besonderen sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: — Zerlegbarkeit (als Paketmöbel, die Bedingungen der Produktion, des Transports und des Handels gleicher maßen beachtend); — Einsatz materialsparender Werk stoffe und neuer, ökonomisch gün stiger Verfahren und Technologien; — Sortimentsbereicherung (für Binnen markt und Export). Das Ergebnis dieser Entwicklungsauf gabe wurde als Exponat zur IX. Kunst ausstellung der DDR in Dresden vor gestellt und wird auf der Basis einer Vereinbarung vom Wissenschaftlich- Technischen Zentrum der holzverarbei tenden Industrie (WTZ) als Beispiel- und Dokumentationsmaterial im Rah men der Aufgaben dieser Forschungs einrichtung genutzt. Hans Frohberg, AIF 18