SIEGMUND VON WHHCI1 RUDOLF KOCH DARSTELLUNG KN DES REICHS WAPPENS mag es deshalb auch nicht recht zu glauben, daß es Leute von Geschmack und Verstand in Deutsch* land geben soll, die an diesem Wappenbild an und für sich rütteln wollen! Was die Tadler meinen und treffen wollen, ist vielmehr eine bestimmte Formgebung und Gestal* tung für Reichswappen und Reichsadler, die ihnen irgendwie anstößig ist,oder ihnen aus irgendeinem Grunde nicht gefällt. Das bringt mich zu wappenkünstlerischen Er* örterungen. Es kann für jeden, der im Wappenwesen und in der Wappenkunst einigermaßen zu Haus ist, nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, daß, wenn ein Wappen durch Gesetz, Verordnung, Vorschrift, Verleihungs*, Annahmeurkunde usw. »heraldisch«! festgelegt ist, der Wappenkünstler vollständige Freiheit hat, seinen Geschmack und seine Gestal* tungsgabe innerhalb der wappenmäßigen Fest* Setzung unbeengt walten zu lassen, vorausgesetzt, daß er gegen die Regeln der wappenmäßigen Richtigkeit nicht verstößt. Die Hauptgrundsätze der wappenmäßigen Form* gebunghat O tt o H u pp im »Münchener Kalender« 1921 folgendermaßen zusammengefaßt: die wap* penmäßigeFormgebung »hat dieAufgabe,dasBild des Schildes so weit als möglich sichtbar und kennt* lieh zu machen. Daher die Wahl der abstechenden Farben unter Verzicht auf deren natürliche Ab* stufung und das Meiden der Verkürzungen und Überschneidungen. Das Tier wird als Flächen* ornament behandelt und so gestellt, daß es den Schild möglichst ausfüllt. Dabei werden seine unter* scheidenden Merkmale: Hörner, Klauen, Krallen, Schnabel, Federn, Mähne usw. auf Kosten neben* sächlicherFormen hervorgehoben und der Schweif zu schmückender Raumfüllung verwendet. Jeder Künstler darf innerhalb dieser Grenzen nach eige* nem Geschmack und Können arbeiten, d.h. die Naturformen so umgestalten, wie sie nach seinem Empfinden das Tier am besten charakterisieren. Vom bloßen Ornament unterscheidet sich ein Wap* pentier also dadurch, daß seine Formen sich in letzter Linie stetsaufdieNaturzurückführen lassen, die sie lediglich um der Fernwirkung willen orna* mental übertreiben.« Außerdem muß der Wappenkünstler selbstver* standheh den Stoff, in dem ein Wappen dargestellt werden soll, die Umstände, unter denen es ange* bracht werden soll, den Ort der Anbringung die Großenverhaltnisse und endlich den Zweck ge* hörig berücksichtigen. 35