Neue Gesichtspunkte traten bei der Vereidigung des Generalfeldmarschalls von Hindenburg zum Reichspräsidenten auf. Handelt es sich doch um die Kundgebung beim Amtsantritt des zum ersten Mal nach der Verfassung vom ganzen Volk ge* wählten Reichspräsidenten. Die Eidesabnahme des neugewählten Reichsoberhauptes geschieht ver* fassungsgemäß in einer Vollsitzung des Reichs* tags. Diese Handlung ist also nicht als Staatsfeier des Reiches zu betrachten, hebt sich aber über die Form einer üblichen Sitzung des hier zuständigen Reichstags so heraus, daß dies durch eine sichtbare Gestaltung ausgedrückt werden sollte. Denn sym* bolisch bedeutet doch die Feier, daß die Partei* kämpfe der Wahlzeit zu Ende sind und daß nun der erwählte Reichspräsident sein Amt antritt, eine Gelegenheit, bei der er zugleich von Allen die Hui* digung empfängt. Die Ausstattung hatte zur Idee, daß sich durch den Inhalt der Feier der Tisch, von dem aus der Präsident des Reichstags sonst die Verhandlungen leitet, gleichsam in einen Altar ver* wandelt, auf dem der höchste Vertreter der Reichs* gewaltseinenTreuschwurauf die Verfassung leistet. Infolgedessen hob die Ausstattung des Reichstags diesen Teil des Raumes wirkungsvoll hervor: eine einheitliche Wandverkleidung mit zwei Vorhang* Öffnungen rechts und links vom Präsidententisch schloß die Mitte, über dem Vorhang, der ein Adler* muster trug, erschien zu oberst die Standarte des Reichspräsidenten.Über demTisch lag die Fahne des Reiches.Die Eidesformel war von der Reichsdrucke* rei kunstvoll auf Pergament gedruckt und wurde dem Reichspräsidenten in einer entsprechend aus* gestatteten und mit dem Reichsadler geschmückten Mappe, die von nun an gewissermaßen zu den In* signien der Reichsgewalt gehört, von einem der Schriftführer des Reichstags ausgehändigt. — Mit den beschriebenen Feiern ist zugleich ein Weg geschildert. Dieser Weg aber zeigt deutlich, welchen Wert die in unserer Gegenwart so oft ver* kannten gefühlsmäßigen Momente haben. Die Symbole der Macht der Reichsregierung dürfen nicht lediglich im Telephonapparat und im Akten* bock des Amtszimmers bestehen. Es braucht an* derer Werte, damit das Staatsgefühl sich durchsetzt und die Staatsbürger auch im Herzen erfüllt. So aber erhebt sich uns als Symbol das Wort Friedrich Schillers, wie es im Reichstag als Gelöbnis der Deutschen für die besetzten Gebiete aufleuchtete: Wir stehn für unser Land! AUSSTATTUNG DES REI C. HS TAGSSAAL ES AUS ANLASS EINER KUNDGEBUNG FÜR DAS BESET ZTE GEBIET 1923 58