Die Hochbauten. 139 Die Kirche zu Fried rieh stadt (siehe S. 104) an der Friedrichstrasse hat nach einer vorhergegangenen Renovation ihres Innern im Jahre 1871 ein neues Geläute von drei Glocken erhalten, Der geringe Raum, welcher in dem Thurme zur Aufstellung der Glocken vorhanden war, machte sowohl die An wendung eines leicht construirten schmiedeeisernen Glockenstuhles nöthig, als auch eine Montirung für die Glocken nach dem Patent Pozdech in Pest. Diese Montirungsart unterscheidet sich von der sonst üblichen dadurch, dass an Stelle der sogenannten Glockenohren ein eiserner Glockenhelm mit beider seitigen hohen Helmstützen angebracht ist. Die Helmstützen reichen ziemlich tief herab und finden ihren Stützpunkt in ungefähr ein Dritttheil der Glocken höhe unter der Glockenkrone. Hierdurch wird erreicht, dass die Glocke einen viel kleineren Schwingungsraum braucht und dass auch bei geringerer Thurm weite grössere Glocken zur Verwendung kommen können. Ausserdem besteht der mittlere Theil des Glockenhelmes aus einer Scheibenkrone, mittelst welcher die Glocke drehbar zu machen ist. Die Abnutzung des Glockenrandes durch den Schwengel ist in Folge dessen eine ganz gleichmässige und behält die Glocke stets ihren reinen vollen Klang. Die Höhe des Thurmes beträgt 46 m. Im Jahre 1875 ist die Kirche mit einer Centralluftheizung versehen worden. Die Kirche der Diaconissenanstalt in Antonstadt, in dem Grund stücke der Anstalt. Bautzner Strasse Nr. 49 erbaut, ist ein zunächst nur für die Anstaltsangehörigen angelegter Bau, welcher im Jahre 1856 vom Architekt Choulant nach dessen Plane zur Ausführung kam. Diese Kirche hat im Grund- liss die Kreuzesform und misst in grösster Länge 15,6 m, in grösster Breite 10,8 m. Eine Vorhalle schliesst sich dem nördlichen Kreuzesarm an und bildet mit einem in deren Mitte stehendem 18,i m hohen Glockenthurm die Vorder- fapade. Dieser Thurm ist den älteren italienischen Campanilen nachgebildet. Der innere Raum ist soviel als möglich zu Sitzplätzen benutzt und ringsum mit Emporen, von Pfeilern getragen, umgeben. In der Altarnische steht der tabernakelartig aufgebaute Altar mit einem Gemälde: die Heilung des Gicht brüchigen, von Professor Schönherr in Dresden. Die Kanzel befindet sich an dem südlichen Eckpfeiler des Altarplatzes und ist deren Schalldeckel mit dem Schutzengel von Rauch bekrönt. Zu den Seiten des Altarplatzes liegen die Sakristei und ein Betstübchen, dem Altar gegenüber das Orehelchor. Der ganze Bau, in Berücksichtigung der vorhandenen Mittel, welche haupt sächlich durch die Beiträge des Staatsministers a. D. Grafen von Einsiedel und duicli freiwillige Gaben beschafft wurden, ist einfach gehalten, wurde im Juli 1856 begonnen und am 15. Februar 1857 dem Gottesdienste übergeben. Die Gesammtkosten betrugen 16000 Ji. Die übrigen evangelischen Kirchen: die Waisenhauskirche am Georgplatz — in welcher auch der Gottes- dienst der böhmischen und der deutsch - katholischen Gemeinde ab gehalten wird —