Die technisch-industriellen Anlagen. 581 wird. Der Verdienst ist ein so geringer, dass derselbe als Broderwerb kaum in Frage kommen kann. Die Flechterei wird aus diesem Grunde immer nur als Nebenbeschäftigung Werth haben, in diesem Sinne war sie aber in den letzten Jahren nicht zu untersehätzen. Das rohe Geflecht wird von Factoren gekauft, gebleicht, sortirt und dem Handel zugeführt, sodann theils in grossen Fabriken in Dresden, theils aus wärts verarbeitet und in nicht unbeträchtlichen Mengen selbst nach England und Amerika exportirt. Für den sehr bedeutenden Handel mit in- und aus ländischen Geflechten bildet Dresden den Hauptstapelplatz für Deutschland. Die Geflechte werden bezogen aus Sachsen und Böhmen, aus dem Schwarz walde, aus Florenz, aus dem venetianischen Gebiete und aus der Schweiz, sowie über England von überseeischen chinesischen und japanesischen Plätzen. Von Dresden aus versorgt sich fast ganz Deutschland mit den zur Strohhut fabrikation nöthigen Geflechten, und bemerkenswert.]! ist es, dass sowohl Nord deutschland, als selbst Oesterreich die Hin- und Rückfracht darauf nicht scheuen, sondern Geflechte nach Dresden senden, um solche daselbst färben zu lassen. Zwei grössere Färbereien beschäftigen sich ausschliesslich mit Färberei von Strohgeflechten. In Zusammenhang mit der Strohhutbranche hat sich die Vorrichtung und Herstellung von Strauss- und Fantasiefedern in Dresden mehr und mehr eingebürgert. Unter den in Dresden bestehenden grösseren Strohhut- und Federfabriken verbanden sich zwei im Jahre 1872 zu einem Act.ienunternehmen unter der Firma: „Vereinigte Dresdener Strohhut- und Federfabrik.“ Die selbe beschäftigte allein während des Saisonhalbjahres in den letzten 3 Jahren durchschnittlich 200 bis 800 (darunter etwa ein Drittel männliche) Arbeits kräfte in der am Johannisplatze gelegenen, aus zwei nebeneinander stehenden grossen vierstöckigen Häusern bestehenden Fabrik, und 500 bis 550 Arbeiter innen ausser dem Hause, zu Lohnsätzen von 9 bis 45 Jl für männliche und 6 bis 24 Jl pro Woche für weibliche Arbeitskräfte. In der Fabrik sind über 100 amerikanische Strohhutnähmaschinen und 18 hydraulische Pressen aufgestellt, die sämmtlich mit Dampf betrieben werden. Die Jahresumsätze betrugen 1872—73: 667432 Jl, 1873—74: 858437 Jl, 1874—75: 948630.//, 1875—76: 1050757 Jl, wovon etwa 70 Procent auf die Strohhut- und 30 Procent auf die Federfabrikation entfallen. Die Production betrug 1872 schon 39560 Dutzend Strohhüte und 20812 Dutzend Strauss- und Fantasiefedern. Die Firma Otto Gaudich hat ihre Hauptfabrik in Kreischa bei Dresden, wurde 1861 gegründet, verwendete damals ausschliesslich Weizenstroh aus hiesiger Gegend und beschäftigte circa 10 Näherinnen und 1 Presser, der zu jener Zeit die Hüte sich selbst bis zum Pressen herrichten musste. Auf einer Presse wurden damals mit einer Handplattglocke circa 3 bis 4 Dutzend Hüte täglich gefertigt. Nach wenigen Jahren schon wurde das einheimische Geflecht mehr und mehr durch Schwarzwälder und Venetianer Stroh — als wesentlich billiger und feiner — verdrängt und die Handplattglocke musste Maschinen