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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 10
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
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wird, so ist an einer Übersetzung nicht zu zweifeln, denn nowy bedeutet nicht nur neu und Wes Dorf, sondern der neue Name hat den alten, nachdem derselbe jahrzehntelang bestanden, wirk lich abgelöst; Nischnij Nowgorod dagegen ist niemals Neustadt genannt worden, wenn es auch eine »Jarmarka« besitzt. Geradeso ist Partheno- polis eine Übersetzung von Magdeburg, aber Oxford nur ein zufälliges Ebenbild des griechi schen Bosporus. Dar-es-Salaam, gegen wärtig Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika, wörtlich: Stadt des Friedens, ist dasselbe wie Jerusalem, hat aber nicht die geringste Beziehung zu Jeru salem. Auch die Personennamen der verschiedenen Sprachen entsprechen sich oft in wunderbarer Weise, ohne dafs an eine faktische Übertragung zu denken wäre, wie sich zum Beispiel Neumann und Noack, Bauer und Agricola, Hammer und Mar cus, Konr a d und Thrasybulus, Detlef und Menelaus, Bertha und R o x a n e, Benedikt und Baruch, Chodadad und Theodor, Gottschalk und Abdallah, Friedrich und Salomo, Samuel und Theätet auf das genaueste entsprechen — was nicht ausschliefst, dafs auch recht häufig ein Name auf den ändern als Übersetzung und als bewufste Kopie gefolgt ist. Ist nicht überhaupt eine Sprache immer die Übersetzung der anderen? Steht in einem fran zösisch-deutschen Wörterbuche nicht immer ein Wort aus der einen Sprache einem aus der ändern gegenüber? Vertritt nicht immer eine Redensart die andere Redensart? Sollte man nicht denken, irgend ein menschenfreundlicher Gelehrter habe sich wie Ulfilas die Mühe ge nommen, die fremde Sprache zu Nutz und Frommen seines Volks mit Haut und Haar in sein geliebtes Deutsch zu übertragen ? Oder hat etwa ein Querkopf erst das Deutsche in die unangenehmen fremden Sprachen übersetzt, dafs man genöthigt ist, sie wieder zurückzuüber setzen? — Wie der Jesuit Hardouin die alten Klassiker, die gesamte Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum für untergeschobene Produkte von Mönchen des 13. Jahrhunderts ansah. So wird es sein! Die verfluchte Viel sprachigkeit 1 Nun hat man nur immer nachzu schlagen und zu wälzen. Es ist nicht so; eine Sprache übersetzt durchaus nicht die andere. Das Gros der deutschen Wörter ist von dem Gros der fran zösischen unabhängig; der Umstand, dafs man dies für jenes setzen könnte, auch wohl thatsächlich gesetzt hat, genügt natürlich nicht, um das eine als die Übersetzung des ändern hinzustellen. Die verschiedenen Sprachwälder sind, wenigstens von gewissen Zeiten an, getrennt von einander gewachsen und gediehen, keine willkürliche Über pflanzung hat stattgefunden — wenn eine Sprache aus der ändern übersetzt worden wäre, so hätte sie ja dann erst zu leben angefangen, der Ge danke hat etwas vollkommen Ungereimtes. Die Völker gleichen Pilgerscharen, die auf verschie denen Wegen zur Mutter Gottes wallen — dafs sie schliefslich alle nach Rom gelangen und den selben Gedanken in tausend Zungen wiederholen, liegt an der übereinstimmenden Anlage des Menschengeschlechts, das seine Natur und seinen Ursprung nie verleugnet und beständig dieselben Lebensformen, dieselben Familien und Staaten, dieselben Begriffe und Ansichten hervortreibt. Die Ausdrucksmittel sind mannigfaltig, das Resultat ist überall das gleiche. Deshalb, weil die Aus drücke zweier Sprachen schliesslich auf dasselbe hinauslaufen, kann man den einen mit dem ändern übersetzen, etwa wie man dieselbe Summe in deutschen Markstücken oder in österreichischen Kronen bezahlen kann — der Begriff entspricht dem Werte, der hier wie dort erreicht wird, ob gleich die Währung verschieden ist. Ein Engländer behauptet, die Franzosen besäfsen kein Wort für Home, Home, sweet Home! — O, ja, erwidert der Franzose, das Wort Foyer. Que d’idöes antiques et touchantes s’atta- chent ä notre seul mot de Foyer! — Wirk lich ist für den Franzosen Foyer das, was dem Engländer sein Home ist; aber Foyer bedeutet eigentlich nur den Herd und die Feuerstätte (Foc arium), Home das Heim. Was ist ein römi sches Atrium anderes als eine Rauchkammer odereine Rauchstube, wie sie einst denHauptraum des altgermanischen Hauses gebildet hat und in skandinavischen und westfälischen Bauernhäusern noch gegenwärtig vorkommt? — Aber ein Atrium wird erst aus der Rauchstube, indem der auf steigende Rauch das Gebälk schwärzt (atrat). Die Engländer haben in ihren Theatern kein Parterre; aber sie haben ein Pit, wörtlich einen Brunnen (Puteus). Sie haben keine Pensionen, aber Boardin g-ho us es. Sie haben kein Zent rum aber ein Rumpfparlament. Bei uns giebt man ein Trinkgeld; in Spanien giebt man etwas zu
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