Der Edelsteinschnitt Es ist ein großer Fehler, daß sieh der Glasschnitt, der sowohl in der Antike als auch im mittelalterlichen Orient sowie schließ lich in der deutschen Renaissance vom Edelsteinschnitt ausging, von diesem wieder sehr beträchtlich entfernt hat. Ganz andere Kräfte sind heute in der Regel auf dem einen oder auf dem an deren Gebiete tätig, und nur in Ausnahmefällen kann man noch die Personalunion von Edelstein- und Glasschneider in unseren Tagen feststellen. Beiden Teilen gereicht dies nicht zum Vor- O ö teil. Der Steinschneider, der sich nicht auch mit dem Glasschnitt befaßt, verliert die große Perspektive, da der vorwiegend kleine Maßstab seiner Arbeiten ihn immer mehr zum sorgsamen Tüf teln oder gar nur zur geleckten Sauberkeit verleitet, während der Glasschneider, je weiter er sich vielleicht durch mehrere Generationen vom Steinschnitt entfernt, wieder den soignierten Umgang mit seinem YV erkzeug, das ja im allgemeinen dem des Steinschneiders entspricht, verlernt und nur allzu leicht über mäßig robust, trivial oder schleuderhaft wird. Auch die Berüh- o 1 nmg der beiderseitigen Kulturanschauungen könnte nach beiden o o o Seiten nicht schaden; der vorwiegend in den Residenzen und an den Höfen arbeitende und geschätzte Steinschneider hatte ge wöhnlich einen anderen Gesichtskreis als der abseits von den Hauptverkehrsstraßen lebende und wirkende Glasschneider, so daß eine Mischung von äußerer Überkultur und ländlicher Schlichtheit gar nicht von Übel wäre. Es wäre daher empfeh lenswert, den Glasschnitt und Edelsteinschnitt wieder einander anzunähern, wie dies in den guten alten Zeiten der Fall war. Man wird es daher erklärlich finden, wenn ich mich hier auch mit dem Steinschnitt, wenigstens was das letzte Jahrhundert anbelangt, beschäftigen will, zumal uns die Vertrautheit mit Pazaurek, Kunstgläser der Gegenwart. 5