M. BAROC K Es isl schwer, eine klare zeitliche Begrenzung der Epoche zu gehen, deren Kunstäußerungen wir als »Barockstil« be zeichnen. Ein genauer Schnitt zwischen Ende der Renais sance und Beginn des Barocks ist überhaupt nicht zu ma chen; dazu isl das Phänomen zu vielgestaltig und die Über gänge zu fein versponnen — hier noch mehr wie hei der Ablösung der Gotik durch die Renaissance, wo das neue, völlig anders geartete Ornament in den meisten Eällen we nigstens einen deutlichen Eingerzeig gab. Natürlich entste hen auch jetzt neue Ornamentformen; aber die Entwicklung hat nichts Sprunghaftes, sondern die Weiterbildung der ein zelnen Eormelemente geht so unmerklich vor sich, daß sie für die historische Analyse nur rückschauend von einem Punkte aus möglich ist, der bereits eine ganze Anzahl fer tiger Neubildungen in sich vereinigt. Es ist unmöglich, auf diese Übergänge und Spielarten hier im einzelnen einzu gehen; wir müssen uns an dieser Stelle darauf beschränken, den vollenlwickellen Barockstil, wie er sich auf dem Ge biete der Möbelkunst am augenfälligsten darstelll, zu cha rakterisieren. Die verslandesmäßige Klarheit, die architektonische Strenge und die Ruhe der Renaissance wird abgelöst durch eine irrationale, malerische Auflösung der Eorm, durch eine geniale Gleichgültigkeit gegenüber den Gesetzen der Teklo- ir.4