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02-Abendausgabe Neueste Nachrichten : 23.06.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490221629-18950623020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490221629-1895062302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490221629-1895062302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNeueste Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-23
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Titel
- 02-Abendausgabe Neueste Nachrichten : 23.06.1895
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Die hier und da laut gewordenen Befürchtungen, daß die Durchfaljrt durch den Catial auf Schwierigkeiten, die noch nicht völlig behoben seien, stoßen könnte, haben sich als iibertrieben herausgestellt; abgesehen von kleineren Störungen und Unfiillen ist Alles glatt von Statten gegangen. Auch die Besorgiiity daß die»Anwesenheit der Franzosen nur zu leicht zu veinlichen Zwischenfallen nnd Mißverständnissen politischer Natur führen könnte, hat sich als unbegriindet erwiesen. Es stand zwar von vornherein fest, daß von deutscher Seite Alles vermieden werde, was nur irgend zu Mißdeutiiiigen Anlaß geben konnte, und ebenso durfte man sich versichert halten, daß die Männer, denen Frankreich in so bedeutungsvoller Stunde seine Vertretung anvertraute, die Sache ernsthafter auffafsen würden, als dies von dem Pariser Straßenpublikuni erwartet werden kann. Jniinerhiii war es aber ein etwas unbehagliches Gefühl, das der ersten officiellen Zusammenkunft vorausging. Jetzt ist der Bann gelöst und dem deutschen Kaiser danken wir es, daß das gescheheiiq Die Worte, die Kaiser Wilhelm a·n der Hamburger Festtafel sprach, finden ihren Wider hall weit iiber die Grenzen des deutschen Vaterlandes hinaus;s sie tragen eine Botschast zu den Völkern, die überall mit Freudens begrüßt werden wird, eine» Botschaft des Friedens und der; Verbrüderung. Die Völker wunschen den Frieden, weil sie nur« in ihm gedeihen können, und wir wollen den Frieden aufrecht erhalten. Der Satz bezeichnet den Grundton, auf den die kaiser liche Rede gestimmt war. Ein Friedensfest war und sollte es fein, das in Kiel gefeiert wur e. Dem thut es gewiß keinen Eintrag, daß die fremdläiidischeii Gäste zugleich Gelegenheit hatten, vor der deutschen Seemacht Respect zu bekoniW und Zeugen des nngekiinstelten Jubels zu sein, mit dem des· eiches Oberhaupt nicht nur in seinen eigenen Landen, sondern auch in der alten hansastadt einmüthig begrüßt wurde. Da können wir großniüthig und vornehm wie wir Deutschen im Bewußtsein unserer Kraft sind - den Franzosen schon ver zeihen, daß sie die Einladung benutzten oder vielmehr nur des halb annahmen, um in·der sattsanibekannten Manier der Pariser Boulevardsixireier ein bischen gegen Deutschland zu denion trireii. llnzweifelhat war die ganze Comödie, die in diesen Tagen theils von den Russen und Franzosen gemeinsam, theis von letzteren allein auf efiihrt wurde, vorher sorgsam zurechtgelegt. Eine Be stätigung Zindet diese Ansicht durch eine Pariser Eorrespondenz der »V·oss.· «Ztg.«, Inder es unter Anderem heißt: » »Ehe die sranzösifche Regierung zusagte, Schiffe nach Kiel zu schicken, verabredete sie mit der russischem die Gelegenheit zu einer Ver brüderungsktkundgebung zu benutzen, Nun folgten einander Schlag auf Schlag die Reden der Herren Hanotaux und Ribot mit ihren Bemerkungen über das französisclprussische ~Bündniß«, die Verleihung des St. Andreasordens an Herrn Felir Funke, die Ansvrache des Botfchafters Herrn von Mohrenheim mit der Betonung der ~Fortdauer« der bisherigen Beziehungen und der »Denkwürdig seit« des Anlasses, endlich die Vereinigung des französischen und rufsisch en Geschtvaders in den diinischen Gewäsfern und ihre gemeinsame Einfahrt in die Kieler Bucht unter Führung des fran fischen als des rangälteren Admirals Das Schausviel ist mit Geschicklichkeit in Scene gesetzt worden, daß läßt sich nicht leugnen. Die französifche Diplomatie hat es verstanden, Kiel zu einer Fort setzung von Neustadt, Nancv und Toulon zu machen, mit der Steigerung, daß die Kundgebung diesmal einen deutschen Kriegs hafen zum Schauplatz hatte und sich vor» den Augen des deutschen Kaisers, einer Anzahl deutscher Bundesfursteii und der Geschwadeis aller gesitteten Mächte abspieltr. Hier trininphirt man laut Vergllnstigungen Ile von keiner anderen seite- Ans u. Verkauf von Erfindungen. Dr. l. schau: F: ca. über das Gelingen des kühnen Scherzes, zu dein man auch das fonft fo vorfichtige und fchwerfällige Rußlaiid hat ver leiten können. Es fehlt nicht an iiberfchiiuiiienden Heißspornem die offen aussprechen, das gemeinsame Einfahren der französifchen und ruffifcheii Kriegsfchiffe in den Kieler Hafen fei ein finnbildlicher Hin weis auf eine Zukunft, in der Deutschland die beiden Flaggen wieder neben» einander« in feinen Getväffern sehen werde, dann aber von mehr Schiffen getragen und vom Donner scharf fchießendcr Riefenkanoiieii begleitet. Rußland dürfte feiner Betheiligung an der Ver·briidcrungs kundgebung allerdings kaum eine derartige kriegerifche Deutung geben wollen; es« betont im Gegentheil bei jeder Gelegenheit die Friedlich teit feines Einvernehmens mit Frankreich. Aber es hat jedenfalls nichts dazu gethan, um den französischen Baterlandsfreuiideii die Auf fassung zu verwehren, daß Frankreich und Rußland in Kiel der Welt gezeigt haben, wie fehr ihr Zweibund ficb dem alten Dreibund ge wachfen, ja überlegen fühle« Allzitlauge hat indes; die Freude der Franzosen über das Gelingen des »kiihnen Scherzes« nicht vorgehalten. Denn wie wir in der ersten heutigen Ausgabe unter Telegrammen mittheilten, hat der französische Botschaster in Berlin das wenig taktvolle Verhalten seiner Landsleute nach Möglichkeit »zu entschuldigen versucht,» nnd auch die Pariser Presse hat es sur angezeigt ge halten, In den jüngsten Tagen einen mhigeren Ton gegen Deutsch land anzuschlagem Die Erwartung, daß die kaiserlichen Worte bei dem Festmahl in Hamburg ein Gefühl der Befchämung in Frankreich und auch in Rußland erwecken würden, scheint also in Erfüllung gegangen zu sein. Dasselbe Gefiihl mögen auch wohl die französischen Seeleute in Kiel gehabt haben, denn außer dem demonstrativen Einlauf der französischen und russischen Schiffe in den Kieler Hafen ist es zu irgend welchen Verbrüderutigsfcenen sticht gekommen, so groß auch, namentlich auf französischer Seite, die Neigung dazu gewesen sein mag. Den Charakter, den das Kaiferwort dem Erösfnungsfeft gab, hat also —— nicht zum wenigsten Dank des würdigen Verhaltens deutscherseits die Feier behalten und der Kaiser-Wilhelm-Canal wird ein weiteres Glied sein in dem Netze von Verkehrs-wegen, das die Erde übersieht und den sriedlichen Wettbewerb zwifchen den Völkern vermittelt. Mit ungetrübte: Freude folgten die Un zähligen, denen es versagt war, das großartige Fest mit zku er leben, den sich drängenden Berichten mit Freude un mit Dank gegen die Männer, die das große Werk vollbracht haben. Für das deutsche Volk werden aber die Kieler Festtage stets eine stolze Erinnerung an des geeinten deutschen Reiches Macht und Größe nnd eine Quelle nationalen Hochgefiihls bilden. Nur das einige deutsche Volk konnte das Riesenwerk der Cultur vollbringen, das die Welt mit Bewunderung erfüllt nnd bestimmt ist, Deutsch lands Wohlstand zu erhöhen und des Vaterlandes Wehrkraft zum Schutze des Friedens —zu stärken. Und diese Einigkeit in dem nationalen Gedanken, die zwischen Nord und Süd und »Ost und West herrfcht, fand ihren erhebendsten Ausdruck in der sVereinigung der deutschen Fürsten unter Vorantritt des Reichs soberhauptes in einer Zahl, wie sie seit dem unvergeszlichcn 525. Juni 1888, der Eröffnung des deutschen Reichs stags durch Kaiser Wilhelm 11. nach dem Heimgange von Großvater und Vater nicht mehr vereinigt gewesen ist. Zu dem Gefühl der Freude, daß alles so prächtig gelungen, gefellt sich daher auch die zuversichtliche Hoffnung, daß der ~Kaiser Wilhelm-Canal«, das unvergäugliche Wahrzeichen deutscher Cultur-; arbeii, den nationalen Gedanken immer mehr verinnerlichen nnd die« Stammesunterfchiede zu Gunsten des gemeinsamen großen Vater-i landes immer mehr verwischen wird. Und in dieser Hoffnung, deren Verwirklichung kaum geringer anzuschlagen ist als die Wirth schaftliche und militärifche Bedeutung des Kalser-Wilhelm-Canals liegt der ideale Schwerpunkt dersKieler Festlichkeiteiu sit sit Jm Anfchluß daran lassen wir eine Zuschrift unseres Berliner Correspondetiten folgen, der sich über die Bedeutung der dem Minister v. Biitticher zu Theil gewordenen kaiferlichen Auszeichnung äußert und gleichzeitig mit Recht feine Verwunderung darüber IREIMBM OO staats-assi- 5. GO- aussprichh das; dec- Fürsten Bisniarck bei der Feier» auch nicht mit einem Worte gedacht wurde. Die Correspoiidcnz lautet: Die Auszeichuung, welche der Kaiser dem Staatssecretär v. Bötticher hat zu Theil werden lassen, ist nach mehreren Rich tungen hin sehr bemerkenswerth Einmal erhalten dadurch die Gegner des Piinisters im conservativmgrarischen Lager den ent schiedenen Bescheid, daß die in letzter Zeit mit wechselnder Deutlich keit vorgeht-achte Forderung, es möge ein Wechsel in der Leitung des Reichsamts des Innern stattfinden, abgeprellt ist; ferner aber —- und das erscheint bedeutsamer —— wirft die Kundgebiing einiges Licht auf die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Berlin nnd Friedrichw ruh. Bereits aus der jüngsten Bekanntgabe des kaiserlichen Schreibens an Herrn v. Bötticlier im »Reichsanzeiger« wurde der Schlnß gezogen, daß ein schärserer Wind zwischen Berlin und Friedrichs rnh wehe. Eber Veröffentlichuitg war, nach unwidersprocherr gebliebenen Berichtem er Vortrag des Fürsten Hohenlohire beim Kaiser« vor ausgegangen. Des Fürsten Bismarck, der ja vor vielen Jahren schon mit Lebhaftigkeit für den Bau des Nordostsee-Canals eintrat, der wiederholt seinen gewaltigen Einfluß, seine Beredsamkeit für den Plan aufwandte, ist in diesen Festtagen amtlich nicht Erwähnung ge than worden. Daß das nicht geschah, hat nnstreitig an manchen Stellen, und nicht nur bei den überzeugten Verehrern des Altreicliskanzlers, jenes Befremden hervorgerusem das sich dann einzustellen pflegt, wenn bei der Znertheilung von Ver diensten nach Abschlrtß eines Werkes ein Name nicht genannt wird, der Vielen gleichsam auf den Lippen schwebt. Wie auch der Einzelne politisch über den Fürsten Bismarck denken mag —— sicherlich trägt alles, was ans gemeinsamer Kraft im jungen deutschen Reiche geschaffen wurde, auch den Stempel des Mannes, der das Fundanient zum Reiche legen half. Und so wäre es wünschenswerth gewesen, daß in irgend einer Form dieser Anerkennung Ausdruck gegeben wurde bei dem Nalionalfest, das wir feierten. Tausende von begeisterten Anhängern des Fürsten Bismarck haben den Ereignissen beigewohnt· Hätte ein Berufeuer da das richtige Wort gefunden zu einer Ehrung des Altreichskanzlercy schwerlich würde von irgend einer Seite sich Widerspruch erhoben haben, und dem großen Einsamen im Sachseu walde wiirde die spontane Ovation mehr vielleicht zu Herzen gegangen sein, als die imposanteste Huldigung zu seinem achtzizsteir Geburts tage. Man wird die kaiserliche Auszeichnung des Otaaissecretärs v· Boetticher als wohlverdient anerkennen können, und dennoch den Wunsch hegen, daß der überragenden Persönlichkeit, von der die Geschichte noch sprechen: wird, wenn zahlreiche Staatsmänner unserer Tage M: Vergessenheit anheimgefallen sind, bei solcher Gelegenheit ofsiciell oder nicht ossiciell gedacht worden wäre. Zur Kennzeichnung der neuerdings« geschaffenen Lage erhalten die »Miinchn. Neuest. Nachr.« folgende aus bester Quelle ge schöpfte Mittheilungen aus Berlin: »Aus Kreisen, die dem Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe un« mittelbar nahestehen, ersahre ich» daß man an maßgebender Stelle über die letzte Rede des Fürsten Vismarck an die Land wirthe auf das Aeußerste aufgebracht und entrüstet war. Es gilt für ausgemacht, daß damit der status tät» gute, d. h. vor dem 26. Januar 1894, in voller Schärfe wie er eingetreten ist. Jm Uebrigen steht man in leitenden Kreisen der Thatsachq daß Fürst Bismarck ganz plötzlich und unvermuthet die Streitaxt wieder ausgegraben und den alten, aggresiven Ton wieder angeschlagen hat, ziemlich rathlos gegenüber, da absolut kein erkennbarer Anlaß siir diesen Umschlag vorlag. Kiinftigjvird wieder, wie schon früher und auch im jüngsten Falle, der »Re»kchsanzeiger« als Schild gegen alle aus Friedrichsruh abgesandten Pfeile vorgehalten werden und man wird somit leider mit der unerquicklicheir Anssicht zn rechnen haben, daß die vielbeklagte Fehde, durch die einst Caprivi sich so nnpopulär gemacht, demnächst wieder so heftig wie einst entbrennen wird« Deutschland. -—« Die freut-Fische Bedeutung des skaifersWilhelwEauals und die Seemachtfte ung, welche Deutschland dnrch ihn erlangen wird, findet in der englifchen Presse ihre volle Würdigung. So bringt der ~Globe«, wie aus London gemeldet wird, einen Aufsehen erregendcn Artikel über die ftrategische Bedeutung des Nordoftlee-Kanals, worin es heißt, Deuifchland sei damit dem Ziele einer« Seemacht ersten Rangcs um viele Stufen näher gerückt. Jm Falle eines Seekrieges würde diejenige Macht, welche Deutfchland zum Freunde habe, ein enormes Uebergewicht in der Nordsee befitzeir. Solltc England je mit Rußlatkd NLEL ;, den 23. Juni 18952 (2. H Rund um den Kreuzthurm Dresbner Spaziergänges »Im wunderschönen Junius, als alleßohre sprangen«, hätte ich tleinahe ganz frei nach dem schönen bekannten Liede angefangen zu fingen, als wiederum vorgestern ein Hauptrohrbruch der Dresdner Wasserleitung erfolgte. Diese Fatalitiiiem die da wieder entstanden und die uoch hätten entstehen können! Selbst wenn ein phautasie voller Kopf ein ganzes Schaltxahr hindurch darüber nachdenkn ver mag er nicht Alles das auszudeuten, was durch den Rohrbruch nicht Alles passiren konnte. Die Wassermassen stürzten unterhalb der Augustusbrücke aus dem Rohr-e heraus und brachen in das Finanz miuisterium ein. Solche Wassermassen erlauben sich das eben, andere Einbrecher würden sofort beim Kragen genommen und in’s Gefäng nis; gesperrt. Die Wasser aber stürzten gemüthlich in die Riiume der Finanzköauptkasse ein, und Ihgätte nicht sofort der Hausmeister eine Schleuse geöffnet, daß das asser abfloß, so hätte die Sache recht kostspielig werden können, denn es ist doch klar, daß, wenn das Wasser in die Hauptkasse dringt,— es dem Königreich Sachsen tüchtig inks tsield läuft. » Wer ganz früh des Morgens an oder ans Jer Terrasse spazieren Zu . hatte das Verguü en, in Dresden mitten in der Stadt einen · asser all tauschen zu sehen. Aber das Wasser, das da Alles gemüth lich heraussprang, ·- sonst sprang weiter nichts dabei heraus, als ein betriichtlicher Schaden für die Stadt! wurde zahlreichen Bewohnern Dresdens entzogen, denn in einzelnen Stadttheilen gabes infolge des geringen Drnckes in den oberen Etagen wieder kein Wasser. Eine erartige Entziehung des Wassers fiir einig; Stunden ist in maucherlei Beziehung übrigens ungemein lehrreich. enu man so tagans tagein sein Wasser zur Verfügung hat, dann merkt man gar nicht. wie voll ständig unentbehrlich dasselbe fiir uns ist. Fast in jeder Stunde des Tages bedürfen wir dieser freundlichen Himmelsspendy nnd beinahe ganz unbewußt bedienen nsir uns derselben. Da kommt ein Haupts« rohrbruch der Wafserleiiuiig und bringt alle unsere Gewohnheiten in die Beliebe. Man steht Morgens auf, als ob nichts vorgesailen wäre, dreht am Hahne der Wasserleitung, aber dieser scheint das Kikeriki feines Collegen aus dem Hofe noch nicht zzhört zu haben; er giebt keinen Tropfen, dieser elende Tropf! as ist nun zu thun? Man muß doch Toilette machen! Schnell greift man nach erst einem vorhandenen Getriinh wäscht sich das Gesicht mit der noch zufällig vom Tag; vorher stehengebliebenen Geburtstags- Chocoladq spillt sich den und mit einem Glase Petroleutn aus, das in der Küche in einer Flasche dasteht und trinkt anstatt des Morgenkassees ein vaar Tiißchen Jngwerliquer. Es kommt ja auch ohne solche Wassersnoth zuweilen in Dresden vor, daß eine Hand die andere wäscht, ohne daß dabei ein Tropfen Wasser benutzt wird. Eher fließt zu solchem Zweck der Sect. Aber da bei dieser Mani vulation gewöhnlich beide Hände schmutzig zu bleiben pflegen, sollte die städtische Wasserleitungsverwaltung solch Treiben dur Wasser entziehung nicht begiinstigen. Wasser freilich tbuts nicht allein, und wenn auch die Wässer der Wasserleitung so regelmäßig wie nur mög lich fließen, daß man sich so oft man nur will den Mund spiilen kann, so wird doch Tag aus Tag ein so viel ungewaschenes Zeug gesvrochen, daß es bin und wieder nöthig wird, den Beriibetn solchen Geschwiitzes den Kopf zu waschen, was wiederum völlig ohne jeden Tropfen Wasser geschehen kann. Aber ohne Wasser kann man sich sonst nichts waschen, und die Lehrer in den Dresdner Schulen durften am vergangenen Freitag nicht allzu böse sein, wenn die Hiindchen der Kleinen nicht allzu sauber waren. Den reinen Kleinen erscheint oft mals alles rein, selbst die schmutzi en Hündchen. Kindes: sind nicht selten wasserscheu, nnd es giebt erwachsaene Leute, die es vielleieht auch nicht ohne Freude begrüßen würden, wenn ihnen einmal durch die »städtische Wasserleitung elegenheit geboten würde, das Wascben zu versneifen Solche Dinge aber können geschehen, wenn die Wasserleitung streift, nnd solch ein Streik lehrt uns dann, daß der alte Grieche doch ein ganz vernünftiger alter Herr war, der da behauptete: »Das Wasser st das »Beste«, und der zu dieser weisen Einsicbt gelangte, obwohl er noch ntcht einmal die verschiedenen gebrannten Wässer kennen zu lernen Gelegenheit halte. Jn solchen Stunden der Wassersnoth lernt man das Wasser schätzen und alle die anderen Flüssigkeiten verachten, welche das einfache, harmlose asser, das iemandem Böses thut und kein Wiisserekzen zu trüben vermag, nicht zu ersehen vermögen. Freilich furchtbar wird auch diese Himmelskraft, »wenn sie der Fesseln sich entraft, einhertritt auf der eignen Spur und in’s Finanzministeriiiin dringt« Wie dieser Hauptrohrbriicli gekommen ist? So wird man fragen. Die Erklärung ist ungemein einsach. Alle Welt spricht, schreibt und liest jetzt von dem neuen Nordostseeeanab Jeder Feder kiel ist auf Kiek und die dortige Feier gespitzt. Da muß man doch neidisch werden! »Das ist zum Platzen«, dachte sich die Wasserleitiiiig und wollte auch wieder etwas von sich reden machen. So entstand denn an der Augustusbrücke ein Canal, der wahrscheinlich die Elbe mit dem Carolasee verbinden wollte, durch den sich aber die Dresdner keineswegs der Wasserleitung verbunden fühlten. Und man giebt sich in den weitesten Kreisen der Hoffnung bin, daß das schöne Einvernebmen der Dresdner Bewohner: schast mit ihrer Wasserleitung sobald nicht wieder einen derartigen Bruch des Hauptrohres erhält, denn das öftere Vorkommen der artiger Briiche ist eine Katastrophq und aus dieser Strophe weiß sich Niemand einen Vers zu machen. Die großen Sprünge, die das Hauptrohr macht, kommen der Stadt tbeuer zu stehen, und es hat keinen Zweck, solche Sprünge zu machen. Das Sprinäen möge man getrost den deutschen Tanzlehrern über lassen, die sich nde dieser Woche in Dresden ein Stelldichein geben und gewiß in großen Schaaren angetanzt inmitten, um hier einige. Pas de den: zur Verbesserung ihrer La e einzuleitein Dabei wird auch ein Wettanzen stattfinden, die Kriiszte des königlichen Berliner Balleteorps werden mit ihren Collegen von Dresden um die Palme des Ruhmes kämpfen, und man ist im höchsten Grade aus das Resultat gespannt, nm welche Beine sich der Lorbeer des Sieges schlingen wird. Gespannt ist man auch auf den Ausgang des heutigen Wetttampfes auf der Striesener Rennbahn zwischen Radsahrer und Pferd. Die Einen meinen, kein Radsahrer sei solch ein Pferd, sieh von einem Pferde schla en zu lassen, die Anderen behaupten, das Pferd wisse besser darauf zu laufen, als ein Rad. Es wird sogar ans den Arm, gang des Kampfes gewettet werden, und wenn nur znr Zeit dkg Kainpfes Fall) keine böse Miene zum Spiel macht, dann werden sich Viele einfinden in Striesem die wetten wollen, denn ein gutes Wette: macbt Viele. » D. I. -
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