Literatur. 239 Es ist dem Verfasser in sorgsamem Aktenstudium gelungen, viele Einzelzüge dieses reichen Lebens zu verlebendigen und damit dank des gemeinnützigen Wirkens dieses Sohnes des Vogtlandes — er wurde zu Wemesgrün geboren — auch einen wertvollen Beitrag zur allgemeinen Landesgeschichte zu liefern, zugleich ein bezeich nendes Sonderbeispiel der in der anderen Schrift allgemein be handelten Industrialisierung Sachsens im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Dresden. Hellmut Kretzschmar. Arno Kapp, Auf einer Gesellenherberge des 18. Jahrhunderts. Ein Handwerksspiel nach historischen Quellen des Leipziger Ratsarchivs für den Nationalen Feiertag des Deutschen Volkes, für Lossprechungen der Lehrlinge und Gesellen und für alle an deren Handwerksfeste. Mit 5 alten Handwerksliedern. Musik nach Originalen des 18. Jahrhunderts, entnommen dem Mild- heimer Liederbuch vom Jahre 1797. Leipzig, Verlag Beruh. Friedr. Voigt. 26 S. 8°. Der ausführliche Untertitel sagt bereits genügend über den Inhalt des kleinen Zweiakters aus. Es sind Zunftbräuche in drama tischem Spiel anschaulich gemacht, ein sog. Kundschaftszettel, ein Arbeitszeugnis aus dem Jahre 1787, ist sogar wörtlich wieder gegeben. Damit ist für den Kenner der Geschichte des deutschen Handwerks gesagt, daß ein Abbild späten Zunftwesens gegeben wird, als die Reichshandwerksordnung von 1731, deren Zu standekommen bekanntlich in erster Linie Kursachsen zu danken ist, bereits mit zahlreichen Mißständen und teilweise recht üblen Bräuchen aufgeräumt hatte. Hellerau. Rolf Naumann. Hermann Löscher, Geschichte der Stadt Lunzenau. Unter Mitarbeit von Johannes Strehle. Burgstädt 1933. Der Verfasser, der sich inzwischen durch seine Studien über das Entstehen der älteren Markt- und Stadtsiedlungen im West erzgebirge (In: Löscher und Voigt, Heimatgeschichte der Pflege Stollberg i. E., 7. Lieferung, o. J.) als guter Kenner der Geschichte des sächsischen Städtewesens bekannt gemacht hat, legt anläßlich der 600-Jahrfeier der Stadt Lunzenau eine ausführliche Einzel untersuchung über Werden und Wachsen dieser Kleinstadt vor, die sich neben den Geschichten größerer sächsischer Städte wohl sehen lassen kann. Die Stoffanordnung ist so getroffen worden, daß nicht die einzelnen Gebiete wie Stadtverfassung, kirchliches Wesen usw. in ihrer Entwicklung für sich geschildert werden, sondern die Stadtgeschichte wird in fünf Zeitabschnitte zerlegt mit dem Ziele, für jede dieser Perioden ein mehr oder weniger geschlossenes Bild des gesamten städtischen Lebens entstehen zu lassen. Das ist im allgemeinen gelungen; allerdings fällt bei dieser Art der Gliederung besonders ins Auge, daß die Darstellung der mittelalterlichen Ver hältnisse sich fast ganz auf Rückschlüsse aus Quellen späterer Zeit stützen muß, obwohl in der Ausnutzung des verstreuten archiva- lischen Materials annähernde Vollständigkeit erreicht sein dürfte. Eine Zusammenfassung dieses Teils mit dem folgenden, der das Reformationsjahrhundert behandelt, hätte sich deshalb vielleicht