ja wieder auf einen Wettiner über, der die reine Lehre des Evange* liums kräftig schützen werde. Das sollte nun nicht sein? Die regierende Dynastie sollte katholisch werden und versuchen dürfen, insgeheim oder gar mit offener Gewalt den Geist Luthers aus dem Gehurtslande der Reformation auszutreiben? Nimmermehr — sagten die sächsischen Geistlichen, sagten die Vornehmen und Geringen, sagten vor allem die bei August des Starken Mutter und Gattin Aus* und Eingehenden, und sie veranlaßten die hohen Frauen jetzt, rasch zu handeln. Anna Sophie übernahm es, den königlichen Sohn, der zum Glück in weiter Ferne weilte, auf das, was sich zutragen sollte, vorzubereiten. August antwortete der Mutter am 22. Oktober, er ersehe aus ihrem Briefe, daß der Königliche Prinz Verlangen nach der Kommunion trage; man könnte es wohl einem ins 1 f. Lebensjahr eingetretenen Jüngling gestatten; da aber kein periculum in mora sei, so möge die Mutter es noch aufschieben, bis er selbst mit dem Prinzen gesprochen oder jemand zu ihm geschickt habe. Umsonst. Am 9. Oktober 1710 war Friedrich August bereits in Lichtenburg durch Oberhof* prediger D. Pipping konfirmiert worden und am nächsten Tage mit der Großmutter und der Mutter zum heiligen Abendmahl gegangen; er hatte dabei eidlich versprochen, für alle Zeiten ein treuer Protestant zu bleiben. August war, als er es erfuhr, davon aufs peinlichste berührt. Schleunigst schrieb er dem Papste am 16. November aus Danzig, er habe alle notwendigen Vorsichts* maßregeln getroffen, damit der Sohn nicht seinen Intentionen entgegenhandle, und ausdrücklich verboten, daß er sich zu Luther bekenne; man habe es ihm auch zugesagt; um das geschehene Unglück wieder gut zu machen, werde er im Winter nach Sachsen zurückkehren, den Sohn dann mit sich nach Polen nehmen und ihm dort einen aus Katholiken zusammengesetzten Hofstaat geben. Klemens XI. drückte noch einmal ein Äuge zu und harrte der kommenden Dinge. Die Thränen — so antwortete er —, die ihm gewaltiger denn je mehr noch aus dem Herzen als aus den Augen strömten, könnten erst wieder versiegen nach wirklichen Taten, nach überzeugenden Beweisen, daß August keine Schuld trage an dem Unfall, der seinem Sohne begegnet sei. Nun ging es ums Ganze. August konnte nicht länger lavieren. Er brauchte Roms Hilfe. Dem zu den Türken geflohenen Schwedenkönig war es im Herbst 1710 gelungen, den Sultan zum Kriege gegen die Russen aufzustacheln. Ein polnischer Gesandter wurde im November in Konstantinopel ins Gefängnis geworfen. Karl XII. drohte dem Gegner Stanislaus Leszczynskis im Bunde mit Türken und Tar* taren neue Fehde an. Ob Polens Krone auf Augusts Haupte