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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185605294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-05
- Tag1856-05-29
- Monat1856-05
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1856
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2411 Da- Sprichwort sagt: „Für einm spannenlangen Pariah ge hört ein ellenlanger Stock." Das Interessanteste referirte vr. Graul über die Sudras, die OuvrkerS unter dem indischen Volke, als Ganzes bettachtet, und dann die Brahmanen. Diese empfangen die Lehren des Christen- thumS und der Cultur ganz begierig, lassen sie auch in ihrem Herzen Wurzel schlagen: aber die heidnische Asterbildung, die sich auf eine reiche, aber verrottete Literatur stützt, so wie der unge mein starke Familkenverband im weitesten Sinne läßt das Indi viduum sich nicht frei entfalten und frei machen. Vielleicht würde dieser patriarchalische Zustand, wenn einmal das Christenthum eine ganze Familie gewonnen hat, dieselbe eben so fest in der wahren Lehre halten, als es jetzt leider in Bezug auf das Heidenthum der Fall ist. vr. Graul schilderte den Reiz des üppigen Brah- manencultus mit seinem Glanz und seinen Festen, der auf die sinnliche Art des Volkes trefflich berechnet ist, als ganz be zaubernd. Die eigentlichen Saatfelder der Mission sind hie und da ver- stückelt und finden sich unter allen Secten und Classen der Gesell schaft, am häufigsten unter dem Arbeiter- und Nährstande, den SudraS. Unter den 4000 Christen der indischen Gemeinde unserer Mission unter den Tamulen finden sich allein 2000 Sudras. — (Näheres in vr. Grauls berühmtem Reisewerke über Ostindien, 4. Band.) Der Redner schloß mit einem Hinweis auf den Umstand, daß am 23.' April vor 150 Jahren die Altväter unserer Mission, BartholomaeuS Ziegenbalg aus der Oberlausitz und sein mecklenburgischer Gefährte, das Cap der guten Hoffnung um segelten, um im Juli 1706 zu Trankebar zu landen. C*. Leipzig, 27. Mai. Herr Professor Klotz hat zu dem vor gestrigen 25 jährigen Jubeltage seiner Amtsthätigkeit manchen Be weis der Liebe und Verehrung Seitens seiner Freunde und Schüler empfangen. Auf seiner Villa in Kleinzschocher, wo der Gefeierte in rechter Anwendung des Horazischen berttus Nie seine Muße stunden verlebt, ward er im Laufe des Tages mehrfach durch glück wünschende Besuche überrascht. Die hiesige philologische Studenten schaft überreichte ihm durch eine Deputation eine Gratulations schrift, welcher eine vom derzeitigen Senior des kö'nigl. philologischen Seminars, 8tuä. xlül. Bernhard Richter, abgefaßte Abhand lung über einige Stellen des Properz beigefügt ist. Ein ehemaliger Schüler des Jubilars, Herr Vr. Gebauer, widmete ihm zu gleichem Zwecke eine gehaltvolle Arbeit äe xoetarum Arrreeorum bueolieorum, impriwiB Dieoeriti, varminidus in eelo^is a Ver^ilio ÄäulvdratiZ, und Herr Prof. Fritz sche eine metrische lateinische Übersetzung von Theokrit's erstem Idyll. Eine Anzahl der College« des Herrn Professors, wie die Herren Proff. Nietzsch, Overbeck, Nobbe, Wuttke u. A., brachten dem geachteten Mitarbeiter an dem großen Werke der Wissenschaft persönlich ihre Glückwünsche dar, wie er auch sonst noch durch viele Beweise der Freundschaft aus nah und fern erfreut worden ist. Wir wünschen von ganzem Herzen dem ausgezeichneten Lehrer noch eine recht glanze segensreiche Wirksamkeit auf dem Felde des klassischen Alter- thumS und eine heitere Laufbahn im Kreise seiner Familie und Freunde. I'. Sladltheater. In der Vorstellung vom 27. Mai hörten wir nach längerer Zeit die Oper „Jacob und seine Söhne" von Mehul einmal wieder, ein Werk, dem eine der höchsten Ehrenstellen in der Geschichte des musikalischen Dramas gebührt und das für dieser Partitur ist tief und wahr empfunden, wie eine gewisse Weihe über das ganze Werk ausgegossen ist. Aber nicht allein das musikalische Genie des Componisten ist es, was diese Oper zu einem Kunstwerk ersten Ranges macht, auch der Dichter hat da- Seine dazu beigettagen und dem französischen Meister eine vorzügliche Grundlage gegeben. Auch er hat den einfachen Stoff vortrefflich behandelt, die Charaktere mit geist- und poesiereicher Schärfe gezeichnet, die Situationen so glücklich hervorgehvben, daß sein Drama, durch Mehul- Musik verherrlicht, stets tief ein greifend wirkt. Es unterscheidet sich dieses Opernbuch auf das Vortheilhasteste von der großen Mehnaht derartiger Arbeiten. Es ist das um so höher anzuschlagen, da die Entstehung der Oper „Jacob und seine Söhne" in eine Zeit fällt, in der man den Text einer Oper allzu sehr als Nebensache bettachtete und in dieser Beziehung wenigstens lange nicht die Ansprüche machte, die wir in unseren Tagen als selbstverständlich erheben. — Von allen Leistungen, die unsere Sänger an diesem Abmd boten, ist zuerst der des Herrn Kreuzer als Joseph zu gedenken. Bei dieser schönen und edel gehaltenen Musik konnte sich derselbe abermals als der tüchtig musikalisch gebildete Sänger, als der denkende und empfindende Künstler auf das Glänzendste bethatigen. Schien das Organ des Sängers in der die Oper einleitenden Arie anfänglich etwas umschleiert, so klärte es sich jedoch schon während des Vor trags dieses Musikstückes vollständig ab. Die zweite Nummer der Oper, die berühmte Romanze, sang er hinreißmd schön, eben so wie alle folgenden Nummern der Partie, besonders aber seinen Part in dem Terzett mit Jacob und Benjamin des zweiten und in dem großen Ensemble des dritten Actes. Referent hält diese Leistung des Herrn Kreuzer für das Beste, was uns der Sänger bis jetzt gegeben hat. Trotzdem das Haus an diesem Abende nur schwach besetzt war und in solchen Fällen daS Publicum stets etwas kälter als gewöhnlich zu sein pflegt, ließ man eS nicht an »ahl- reichen Beweisen von Anerkennung dieser vorzüglichen Leistung fehlen. — Herrn Kreuzer würdig zur Seite standen Herr B e h r als Jacob und Herr Brassin als Simeon: Beide gaben ihre schönen und dankbaren Partien musikalisch wie dramatisch in ent sprechendster Auffassung und gelungener Durchführung wieder. — Frau Bach mann gab den Benjamin; es ward diese Leistung leider von einer merklichen Indisposition der Sängerin etwas be einträchtigt. — Die kleineren Rollen des Rüben und des Naphtali waren durch die Herren Carnor und Schneider brav vertreten, eben so wie Herr Erck als Utobal genügte. — Von allen Solo leistungen befriedigte Fräulein Neuholds Vorttag des Gesanges des Mädchens von Memphis am wenigsten. — Die männlichen Chöre — namentlich die Parten der Söhne Jacobs — gingen mit wenigen Ausnahmen recht gut, während die weiblichen Chor stimmen — besonders bei dem hinter der Scene zu singenden Chor der Aegyprer im ersten Finale — viel zu wünschen übrig ließen. — Das Orchester that wie gewöhnlich seine Schuldigkeit; einige kleine Versehen und selbst der auffallende Mißgriff eines Holzblasinstrumentes, das Referent nicht näher bezeichnen will, während des ersten Entr'-Acts, sind zu den Dingen zu rechnen, die auch übrigens tüchtigen Musikern einmal begegnen können. Ferdinand Gleich. Ein Wort über die häufigen Brände. (Eingesendet.) Es ist eine traurige Thatsache der letzteren Jahrzehnte, da sich die Brände im Verha'ltniß zu früheren Zeiten auf eine beden liche Weise vermehrt haben. Nicht allein einzelne Häuser oder ganze Straßen verschwinden hie und da aus den Städten und Dörfern, nein, die Ortschaften selbst, die mitunter Jahrhunderte dem Untergange getrotzt haben, werden jetzt ein Raub der Flammen und zeigen uns in den elendesten Ruinen das Bild der Verwüstung. Es ist bereits ein Langes und Breites, namentlich von Statistikern, darüber geschrieben worden, theils um den Ursachen dieser auffälligen Erscheinung auf die Spür zu kommen, theilS um auf die Feuer- gesährlichkeit im Allgemeinen und insbesondere der älteren, schlecht gebauten Städte der Provinz aufmerksam zu machen. Alles ganz schön, allein wozu das Reden. Hier handelt es sich lediglich um die Frage, wie dem nun einmal nicht wegzuleugnenden Uebelstande wenigstens theilweise abzuhelfen sei. Zuvörderst muß man es der hohen Regierung Dank wissen, daß dieselbe durch die Baucommissionen auf solide Bauart und strenges Beobachten der vorgeschriebenen Bestimmungen sieht — wer^ blickte nicht mit Besorgniß aus die vielen erzgebirgischen Städte, die vielleicht dasselbe Geschick wie Lengenfeld und Schöneck noch erwartet? Fürchtet nicht jeder ver nünftige Mann die Hiobspost, daß auch Treuen oder Schwarzen berg oder Oelsnitz ein Raub der Flammen geworden sind, wie einst Marienberg und kürzlich Eibenstock? Die dortigen Bewohner sind größtentheilS mittellos und in den ärmlichsten Verhältnissen. Man wird mir entgegenhatten, daß es jetzt eine bedeutende Con- currenz von Feuerversicherungsanstalten in Deutschland gebe, und daß selbst der Aermste in der einen oder anderen seine Habseligkeit versichern könne, um bei einem etwaigen Brandunglück nicht den
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