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Sächsische Volkszeitung : 14.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190602141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-14
- Monat1906-02
- Jahr1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.02.1906
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Nr. 3«. Mittwoch, de« L4. Februar IVO«. - 5. Jahrgang. v»»ddi»giger ksgrdlan k. kvadrdrii, steedi«. frridett. Jafera»« werden die «gespult. PetttzeUe oder deren Raum mU IS Pf. berechn t, bet wted'rholung bedeutender Rabatt. P«chdrn«ker»t, R»daMo» »vd VeschSktSftea» r DreSde». Ptllnitree Straf « IX - Kermbrecher Rr. l««n. 8. Die Hausindustrie in Deutschland. «Es muß unbedingt etwas geschehen, so wie bisher kann cs nicht weitergehen," das ist der Ruf, der augenblicklich m -er Frage der Hausindustrie mit seltener Einstimmigkeit die soziale Welt Deutschlands durchdringt. Mag die deutsch" .Heimarbeitsausstellung, die in diesem Monat in Berlin tagt, vielleicht auch der wesentlichste Anlaß für die Sym pathiekundgebungen der öffentlichen Meinung für eine Re form auf dem Gebiete der Hausindustrie sein, eine dieser günstig gesinnte soziale Grundstimmung war schon länger in Kreisen der organisierten Arbeiter und der Sozialpoli- tiker vorhanden, die namentlich unter der Nachwirkung des in den Tagen vom 7.-9. März v. I. in Berlin veranstalteten ersten allgemeinen Heimarbeiterkongresses eine stets merk- bare Steigerung erfuhr. Daß den beiden genannten Fakto ren nunmehr die Heimarbeitsausstellung auch die öffent liche Meinung als dritten und wichtigsten Kampfgenossen zuzuführen begonnen hat, begrüßt niemand mehr als die ersteren als eine gute Vorbedeutung für die Zukunft. Und weslmlb kann es nicht so weiter gehen? Während sich in Deutschland seit nunmehr fast drei Jahrzehnten Par lament und Negierung bemühen, durch eine sozialpolitische Gesetzgebung. Arbeiterschutz und Arbeiterversicherung, den vierten Stand der industriellen Lohnarbeiter auf eine höhere soziale Stufenleiter körperlichen und geistigen Wohlbefin dens emporzuheben, erblicken wir auf der anderen Seite — zum Teil eben als Folge dieser Sozialpolitik — eine sich tägliche mehrende Schar jener Heimarbeiter, die in Lebens haltung und Lebensart weit unter den geschützten Industrie arbeitern stehen, zum Teil am Anfang der Stufe, die diese vor drei Jahrzehnten einnahmen. All die sozialen Mißstände, die den industriellen Lohn arbeiter ehedem besonders hart bedrückten und noch heute drücken, sie treffen den Heimarbeiter besonders hart. Ueber- lange Arbeitszeit, vom frühen Morgengrauen bis in die späte Abendstunde, ja die dunkle Nacht bei schlechtem Licht in engen Räumen, besetzt mit Arbeits- und Wirtscl-aftsge- räten, überfüllt mit Personen, vom Greis bis znm zarten Kind, ohne genügende Ventilation, als Wohn-, Koch-, Ar beits und Schlafraum dienend! Und die Löhne! Begin nend mit 1^ Pfennig die Stunde, im günstigen Falle 10, im günstigsten 20 bis 30 Pfennig die Stunde. Tie unaus bleibliche Folge Unterernährung, wenn nicht direkte Not! Dazu die Unsicherheit der Lage, das Abhängigkeitsverhält nis vom Verleger oder dessen Faktor oder gar von einem Schwitzmeister! All diese Umstände zusammengenommen und dazu noch verschiedene andere bedingen gesundheitliche Zustände, spezielle Berufskrankheiten, die der Heiniarbeiter schaft und ihren Nachkommen das Kennzeichen ihrer Berufs krankheit auf die Stirn drücken. Und kommen erst Krank heit und Sterbefälle für die durch staatlich Versicherung nicht geschützte Heimarbeiterfamilie? . . . Aber nicht allein für die Heimarbeiter selbst bedeutet die Heimarbeit schwere gesundheitliche Gefahren. Auch den Konsumenten der in der Heimarbeit hergestelltcn Artikel treffen diese Gefahren, so weit diese Artikel hauptsächlich der Nahrnngs- und Genußmittelbranche angehören. Wäh rend für die Bearbeitung solcher Tinge in der Industrie im Interesse der Konsumenten gewisse Schutzvorschriften er lassen worden sind, ans deren Einhaltung gewissenhafte Ar beitgeber besonderen Wert legen, trifft dies fiir die Heim arbeit in keiner Weise zu. Und weshalb konnte es denn bisher auf dem Gebiete der Heimarbeit so gehen? Einmal hängt dies zusammen mit der historischen Entwickelung. Soweit die .Hausindu strie in Deutschland schon vor Jahrhunderten ans dem bäuerlichen .Hausflciß als gewinnbringender Nebenbeschäfti gung entsprungen ist, ist sie sitzen geblieben in den weniger beachteten Gebirgsgegenden, am Endo langgestreckter Täler, Gegenden, in die das Interesse der Öffentlichkeit nur spär lich hineindrang. Und wo die Hausindustrie etwa aus dem Handwerk infolge des sich entwickelnden Verkehrs und ver feinerter Arbeitsteilung hervorging oder sich als Rückent- Wickelung aus der Fabrik präsentiert, da sind es die entlege nen Höfe, die Hintergebäude in unseren Großstädten, Schlupfwinkel, in die die Heimarbeit sich zurückgezogen hat, aus denen keine Laute in die große Öffentlichkeit hinans- klingen. Dazu kommt der Mangel an fast jeglicher Organisation unter den Heimarbeitern. Während der zentralisierte Groß betrieb, die Fabrik, gewissermaßen gcnxrchsencr Boden ist für die getverkscha ft licke Organisation, die das soziale Ge- wissen der Öffentlichkeit schärft und eigene starke Agita tionskraft entfaltet, da er die Arbeiter mit ihren Sorgen und Wünschen tagtäglich zusammenbringt, bewirkt der dezentralisierte Großbetrieb, wie Sombart einmal die Heim- arbeit genannt hat, das gerade Gegenteil. Erbarmungs- los ist der Heimarbeiter seinem Verleger bezw. dessen Faktor überlassen. Und wie der Gedanke gewerkschaftlicher Orga nisation ferner nur platzgreifen kann unter einem schon auf einer gewissen Höhe der Lebenshaltung und Geistesbildung stehenden Arbeiterschaft, so fallen bei dem für wenig Geld und unter langer Arbeitszeit schaffenden tiefer stehenden Heimarbeiter diese natürlichen Vorbedingungen fort. Vor allem aber konnte cs so weit kommen, weil die große Öffentlichkeit, jener machtvolle Propellor auf dem Gebiete jeglicher Politik, vor allem der Wirtschaftspolitik, bis in die neueste Zeit hinein versagt hat. Daraus kann ^ Öffentlichkeit um so weniger einen Vorwurf machen, als selbst die Wissenschaft, zu deren Forschungs gebiet eben das Wirtschaftsleben und damit auch die Haus industrie gehört, die Nationalökonomie, eigentlich sich erst in den beiden letzten Jahrzehnten eine einigermaßen fest stehende Meinung über letztere gebildet hat. Wenn selbst sie lange Zeit in der Heiniarbeit eine man möchte sagen idyllische Betriebsform erblickt bat, ihr die die angeblichen Vorteile weit überwiegenden tiefgehenden Schäden der Heimarbeit erst später zum Bewußtsein gekommen sind, so braucht man sich nicht zu wundern, wenn auch jetzt noch in der breiten Öffentlichkeit die Auffassung von der Heim arbeit als einer idyllischen Betriebsform, in der sich die Ar beit in der Familie, um den häuslichen Herd abspielt, viel fach noch vorhanden ist. Erklärlich ist die Stellung der Wissenschaft jedoch, wenn man erwägt, daß das dringende Problem der Industrie die Kreise der letzteren allein schon vollauf beschäftigte. Aber wie nun Helsen? Vor allem gilt es, mehr als das bisher geschehen ist und auch geschehen konnte, die öffent liche Meinung für das schwierige Problem der Regelung der Heimarbeit zu interessieren, sie für eine solche zu ge winnen durch Vorträge, durch die Presse usw. In letzterer Beziehung werden auch wir uns durch aufklärende Artikel inehr wie bisher in den Dienst der Sache der Heimarbeiter stellen. Sodann aber sind die Anfänge, die wir bereits in den bestehenden Heimarbeiterorganisationen haben, vor allem in dem christlichen Gewerkverein der Heimarbeiterin nen, weiter fortzuentwickeln, so daß diese eine Macht bilden, die kraft ihres eigenen Schwergewichtes auf eine mögliche Lösung der Heimarbeiterfrage hindrängt. Organisierte Selbsthilfe und öffentliche Meinung werden dann schon von selbst dafür sorgen, daß auch der Staat an die gesetzgeberi schen Pflichten herantritt, die seiner aus dem Gebiete der Heimarbeiterschmtzgesetzgebung — kleine Ansätze sind ja schon vorhanden — harren, so namentlich aus dem Gebiete des Versicherungsgesetzwesens, des Wohnungswesens, dcr Tarifverträge, der Lohn frage, des Gesundheitswesens usw. An Beispielen ist ja in dieser Beziehung die Gesetzgebung nicht arm. Tie Pflicht wird für den Staat um so gebiete rischer, als jede Maßnahme, die auf dem Gebiete der all gemeinen Sozialpolitik für die Industrie getroffen wird und weitcrgetroffen werden muß, auf die Heimarbeit leicht ungünstig zurückwirkt. Unter diesen Gesichtspunkten, even tuell in der Erwägung, ob in solchen Fällen nicht besondere Abtvehrmaßregeln fiir die Hausindustrie zu treffen sind, muß jeder allgemein sozialpolitische Akt in Zukunft geprüft werden. Wen Gründe sozialpolitischer und humanitärer Art nicht für eine Reform der Hausindustrie gewinnen können, der möge sich wenigstens von solchen nationaler Art leiten lassen. Wie die Anfänge staatlicher Sozialgesetzgebung vor etwa 70 Jahren der Sorge um die Erhaltung einer tvaffen- fähigen Jugend beim Beginn des Industrialismus ent sprangen, so möge auch die Rücksicht auf die durch Heim arbeit mehr als durch Jndustriearbeit bedrohte militärische Brauchbarkeit und Tüchtigkeit der heutigen Jugend zu einer Bescläftigung mit dem Problem der .Hausindustrie beitragen. Deutscher Reichstag. k. Berlin. 41. Sitzung am 12 Februar 1906. Die sozialpolitische Debatte beim Etat des Reichsomts des Innern wird fortgesetzt. Abg. Stadthagen (Sozd.): Die Acoeitervcrsichcrung sei nur eine Art Arirrcnfür sorge; das beweise am besten ihre Unzu- länglrchkeit. Die Leistungen der Unternehmer seien ganz niedrige. (Zurufe!) Ec könne nicht auf alle Zwischenrufe eingehen. (Prä sident Graf Balle st rem: Tun Sie dies auch nicht; Sie haben nur Ihre Reden z» Hilten und damit basta) (Trotze Heiterkeit.) Unser System geht dahin, datz der Arbeiter nicht ewig Helot bleiben soll. Die Verbrecher gegen die Arbeiter findet man in Preutzen ebensowenig wie andere Mörder. Dabei bleibt das Ein kommen der Arbeiter immer sehr niedrig: die Nicscnnerniögen wachsen ständig. Schlietzlich müsse die bestehende Gesellschaft in sich selbst zusanimenbrechen. (Beifall links.) Lbg. Dr. B c u m e r (natl.): Als Knabe und Jüngling habe ich sehr schwer gearbeitet, auch körperlich, das sage ich den Herren links. Früher war man nicht so gleich mit der Ueberbürdung bei der Hand wie heute. Wenn ich auch nie in einem Hüttenwerke arbeitete, so hatte ich doch oft 16 Stunden Arbeitstag. Die Verhältnisse in der schweren Eisenindustrie seien nicht so, wie der Abg. Huv es schilderte. An den Erfolgen unserer Industrie seien neben den Arbeitern doch auch sozusagen die Leiter der Werke und ibre technischen An gestellten die Ursache. (Sehr richtig!) Zwölfslündige Schichten finden nicht ununterbrochen statt; 2 Stunden Pause treten immer ein. Redner bringt eine ganze Anzahl von Fällen vor. in welchen der Abg. Huä eine Reihe von Unrichtigkeiten behauptet bat. Der Maximalarbeitslog würde vielen tüchtigen Arbeitern doö Vor wärtskommen erschweren, fast unmöglich machen. Die Tarif verträge lassen sich nicht überall durchführen; im Buchdruckgcwerbe geht eS. in anderen wieder nicht, z. B. nickt in der Großindustrie, wo 80—VO Arbeiterkategorien vorhanden sind. Hier kann der un geschickte Arbeiter nicht so entlohnt werden, wie der geschickte, sonst geht unsere Industrie auf dem Weltmarkt zurück. Das können wir nickt machen, sonst geht die Produktion zurück (Dr. Süde- kum: Auch an Blech?) Wenn hier im Reichstage Blech fabriziert wird, liefert die Sozialdemokratie am meisten. (Stürmische Heiterkeit) Die Sozialdemokratie ist der grösste Fluch für unsere Arbeiterwelt. (Beifall rechts.) — Direktor CaSper: Dem Staatssekretär ist eS nie in den Sinn gekommen, die Verdienste der Techniker um den Fortschritt unserer Industrie nicht an- zuerkennen. — Abg. Stöcker (W. Der.): E« ist nicht richtig, datz unsere Arbeiterversicherung nur eine-verbesserte Armenpflege ist; erftere gibt einen Rechtsanspruch. Die Erfahrungen der Gründe,iahre nnd praktisch-christliche Erwägungen führten zu den Arbeiterschntzgesetzen. Ohne die Arbeiterversicherrmg würde eS heute viel schlimmer stehen. Zwischen den arbeitenden Klassen und der Sozialdemokratie sollte man stets scharf unterscheiden; beide haben nickt» miteinander zu tun. Die Sozialdemokratie anerkennt die Leistungen der Arbeitgeber nie; sie hetzt immer nur auf. Unzufriedenheit will sie haben. Am 21. Januar sind die Genossen scharf zurückgewichcn; einigeTagc vorb-r war eS anders. So sind z. B. in Berlin bei einem Waffendändlrr allein 39 Revolver gekauft worden, gewitz nicht zum Fliegcnschictzeu. (Heiterkeit.) Aber die Sozialdcmokrane Hot nicht len Mnt, ihre Reden in Tat umzvsetzen! In Rußland hat sich nur der nichts- r.utzige Spitzbubenkommunitmus breir gemocht und drr «Vorwärts* verteidigt noch diesen. Aber trotzdem muffln wir ouf der Bahn der Sozialpolitik vorwärts marschiercn. Ich halte eS für ein Unglück, daß die Rechte hier im Harste nickt mehr mit macht. Deshalb müssen die Arbeiter sich znsammrnschlirtzrn in erster Linie die Heimarbcner. stur diese ist die Rrgistrierlflickt und Mindeftlohn geboten. Tie Hoffnung, der Sozialdemokrat e Herr zu werden, liegt in der ckrist ich-nati nalen Aibeitelbkrrrsvnp. Letztere mutz immer mehr erstarken und sich kräftigen. Der Blick auf Rußland beweist dies klar; die Sozialdemokraten haben die russischen Arbeiter verführt. (Sehr richtig!) Was Verstand und Gewinen hat, mutz die Sozialdemokratie verlassen und sich der christlich-nationalen Arbeiterbewegung anschlies-en. Wer sich rm die Arbeiter annimmt. gräbt der Sozialdemokratie rm meiscn Wafier ab. Man muß zu den Arbeitern mehr Zutrauen haben. D'e Arbeiterwünsche muffen rascher eriüllt werden: Arbeitskommer n sind tunlichst bald zu geben. Ter Widerspruch gegen die christ lichen Gewerkschaften ist aus den Kreisen der Hierarchie ver schwunden, im Zentrum sitzt kein e'nzigcr Anhänger der katbol. Fachableilungen. so ist es mir versichert worden. (Sehr richtig!) Welcher Slreit aber herrscht in der Sozialdemokratie? Kein einziger Mensch kann die Grundsätze der Sozialdemokratie billigen I Ich habe für diese Grundsätze nur Hatz und zwar ans Liebe zum Vaterland und zur Kirche (Beifall), die sozialdemokratische Gewer!« schaftspresse bekämpft stets die Religion, waS Redner durch viele Zitate beweist. Was uns von der Soz aldenrokratie scheidet, sind die sittliche» und religiösen Ideen. Ader gerade deshalb gibt es bei uns nur Kampf bis aufs äußerste. (Lebbaster Verfall.) — Frhr. v. P'etteir (Zentr):- Wir können im Interesse der Zeit nicht alle Unrichtigkeiten der sozialdemokratischen Redner zurück- weisen, aber eine mutz ich znrückweisen, es betrifft ein Vorkommnis in NegeiiSbiirg. Der Bischof in Negcnsburg bat in den Streit mit den Arbeitern der Bischofshoftnrauerei nickt eingegriffen. (Hört!) Der Bischof von Rcgensburg hat rigenS erkläre» lassen, daß er die Koalitionsfreiheit anerkenne. ((-ör>!) Trotzdem greift ihn der Abg. Sachse an; ich finde nicht den parlamentarischen Ansdruck, ui» ein solves Verhalten zu charakterisieren. (Beifall im Zentrum) — Abg. Pens (Soz): Die Miitclstandsfrage ist nun sehr zurückgetreteir, es gibt keinen selbständigen Miitels'ond. Die Konsumvereine wirken in der Tat sebr aut für den Arbeiter bringen sie große Vorteile. Das Genossensch, slswescn wird sich noch weit mehr entwickeln zum Woble der Arbeiter. Das Haus vertagt die Weiterberaiung auf Dienstag 1 Uhr. Schluß in später Abendstunde. Politische Rundschau. Dresden, den 13. Februar 1906. — Dcr prcußischc Ucrgarbtitcrdclkgicrtentag zu Essen nahm am 12. -. M. einen Beschlnßantrag an, der besagt, -er Bergarbeitertag halte daran fest, daß ein Neichsberg- gesetz geschaffen werden müsse, damit neben der Regelung bergrechtlicher Fragen für die Bergarbeiter im ganzen Reiche ein genügender Schuh gescliassen nnd auch das Knappsclxiftswesen in dem Sinne reformiert nnd einheit licher geregelt werde, wie cs im Herbst 1005 der preußische Bergai beitertag in Berlin beschlossen babe. Falls jedoch die Negierung abgeneigt sei, ein einbeitlickx'S Reichsberggesch zu sch-assen, so ersucht der Bergarbcitertag die Negierung nnd den Reichstag, die Gewerbeordnung noch in dieser Session so zu ändern, daß zum Schuhe der Bergarbeiter eine Anzahl näher bczeichnetcr Vorschriften über Schicht zeit, lieber- und Nebenschichten, Nullen, Gedinge, Zechen, Wohnungen, Grnbenkontrollenre, Arbeiteransschüsse nnd ihre Befugnisse. Reform des Knappschaftswesens, Schieds gerichte für Streitigkeiten nnd Einrichtung von Brause bädern für alle Gruben nsw. erlassen werden. Alsdann wurde eine Resolution angenommen, die den Parteien bezw. deren Wortführern im Reichs- nnd Landtage, die für Auf klärung der Borussia-Affäre eingetreten sind, den Tank des Bergarbeitertages anSspricht. Im weiteren Verlaufe refe rierte Effert (christliche Gewerkschaft) über die Lohnfrage. Die Kommission arbeitete zwei Resolutionen ans, deren erste die Forderung eincr allgemeinen Lohnerhöhung enthält unter Hinweis ans die verteuerte Lebenshaltung nnd ans den Aufschwung der Konjunktur nnd schließlich die Erstre- bnng eines Minimallohnes nnd zur Erreichung desselben die Stärkung der Organisation cmvsiehlt. Diese Resolution wurde einstimmig angenommen. Die zweite Resolution be auftragt die Arbeiteransschüsse, in diesem Sinne bei den Zechenverwaltungen vorstellig zu werden nnd empfiehlt bei den Zechen, wo keine Arbeiteransschüsse bestehen, die Wahl besonderer Kommissionen, die mit dieser Aufgabe zu bc- trauen seien. Diese Resolution wurde von den christlick)en Gewerkvereiiicii, von dem Hirsch-Tnnckerschen Gewerkverein und dem Berein zur gegenseitigen Hilfe angenommen, wäh rend der alte Verband und der polnische Berein die Ausfüh rung der Forderungen dieser Resolution für sich ablehnten. — Hierauf beantragte Sachse, die Siebenerkommission für ganz Preußen für zuständig zu erklären und zu vergrößern, kistihrend der Vorsitzende der Kommission Effert Znkvahl eines Mitgliedes beantragte. Ucbcr diese beiden Anträge wurde jedoch kein Einverständnis erzielt, somit bleibt dcr bisherige Zustand bestehen. Ferner wurde ein Antrag ein- gebracht, die bestehenden Organisationen zu verschmelzen. Der Vertrctertag überließ cs den Organisationen, lsierzu Stellung zu nehmen. — Der Bund der Landwirte hielt am Montag im Zir kus Busch seine Generalversammlung ab. Die Zahl der Teilnehmer ist ans 5000 Personen zu schätzen. Gegen 1 Uhr cröffnetc der Vorsitzende Dr. Rösike-Gersdorf die Verband- lung mit einer Ansprache, in dcr er sagte: „Als Sie im vorigen Jahre so energisch die Frage verneinten, ob der Bund nun aufgelöst werden könnte, da haben Sie das Rechte
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