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Sächsische Volkszeitung : 17.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190603173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-17
- Monat1906-03
- Jahr1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.03.1906
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«r. as. Sonnabend, den L7. März IVOS. 6. Jahrgang. »u»nab«e der Sonn- u. Festtage, »tt. (ohne «efteügeld). »ei . Zettun g« p,et»l. »inzelnu»«« 10 »t «stund«: II—I» Uh, c»-rd>«n l.AMde». ^ecdi 1 Pidntdrr Strafe LS. — F«rnwre»er V«. 18M. Muffen wir ans dem Tnrm heraus? In dem von uns wiedergegebenen Artikel, den Herr Justizrat Dr. Back>em in den „Historisch-Politischen Blättern" veröffentlicht hat, wurde die Forderung aufgestellt, das Zen trum müsse aus dem Turm heraus, das heißt sich im Politi schen Leben nickst allein auf die Katholiken verlassen, sondern tunlichst auch Protestanten für seine Politik zu gewinnen suchen. Insbesondere wurde vorgeschlagen, das Zentrum möge eine Anzahl protestantischer Kandidaten in sicheren Wahlkreisen aufstellen, die sich freundlich zum Zentrum stellen. Man könne hierbei in erster Linie an die Christlich- sozialen denken. Tie jetzige Isoliertheit des Zentrums habe doch manche lebhafte Bedenken. Es darf nicht überraschen, daß eine solche Forderung in der Oeffentlichkeit lebhaft be sprochen wird und bei Freund und Gegner viel Beachtung findet. Von einem Zentrumsabgeordneten gehen uns über den Vorschlag folgende Bemerkungen zu: Das Wort vom „Zentrumsturm" hat auch heute noch seine volle Berechtigung; die Zentrumsfraktion fühlt sich bei all der positiven Aufgabe, die sie erfüllen muß, doch als eine Minderheitspartei. Ob nun dieser Vorschlag dazu an getan ist, ihr eine Mehrheit im Reichstage zu verschaffen, erscheint uns sehr fraglich. Ganz falsch aber würde die An sicht sein, als -bestehe die Besetzung des Zentrumsturmes nur aus Katholiken! Mit Nichten! Seit 1871 hat das Zen- rrum zu seinen Wählern stets Protestanten gezählt und seit 1871 finden sich in der Zentrumsfraktion immer protestan tische Abgeordnete, sei es nun als Vollmitglieder oder als Hospitanten. Tas gesamte Programm des Zentrums ist ein interkonfessionelles, insofern, als es keinem Protestan ten den Eintritt unmöglich macht; es ist ein christliches, als es die Regungen des Christentums auch für die Politik und das Wirtschaftsleben zur Geltung bringen will. In dieser Beziehung haben wir also gar nicht nötig, aus der festen Stellung des Zentrumsturmes auszurücken und in das breite Flachland zu marschieren, wo unsere Scharen gar leicht dem Feinde ausgesetzt sind und große und kleine An griffe leicht erhebliche Verwirrung verursachen können. Nach dieser Seite hin scheint uns also die Mahnung etwas ver- stätet zu sein und sie kann sich höchstens an jene Kreise rich ten, welche das Zentrum.zu einer konfessionellen Partei machen wollen, aber diese Leute sind nicht so zahlreich und nicht so einflußreich, um für ihre verfehlten Ideen Anklang zu finden. Ganz untauglich aber scheint uns das vorgeschlagene Mittel zu sein, in sickeren Zentrumsdomänen einen Pro testanten anfzustellen, der aber nicht in alleweg Zentrnms- mann ist. Gewiß, stellt sich ein protestantischer Kandidat durchweg auf den Boden des Zentrums, so muß er mit aller Kraft unterstützt werden, kann der Fraktion beitreten und er ist vollberechtigtes Mitglied. Als einen sehr großen Feh ler aber würden wir es ansehen, wenn man in sicheren Zen- trumswahlkreisen einen Kandidaten empfehlen würde, der mit einem Auge nach uns schaut, niit dem anderen in ent gegengesetzter Richtung und der schließlich mit beiden Füßen in einem anderen Lager steht. Ganz abgesehen davon, daß uns solche Leute nichts nützen können, würden sie nur in unseren Reilnm Verwirrung anrichten; es scheint uns auch eine starke Zumutung zu sein, daß Zentrnmswähler auf die Wahl eines der ihrigen verzichten sollen, uni einen anderen das Mandat zuzuführen. Eine solche Taktik lohnt sich nicht; uian hat znm Schaden nur den Spott. Diejenigen Leute, welche jetzt für einen solchen Vorschlag eintreten, haben noch vcr einigen Jahren den entgegengesetzten Standpunkt ein genommen, als es sich in einem überwiegend protestanti schen Wahlkreise darum handelte, einen Zentrumsmann auf- zustellcn, der dem Bunde der Landwirte angehörte und dessen Walst lediglich diesem Umstande zu verdanken ist. «Hildesheim.) Nun aber scheitert ein solcher Vorschlag be reits an der Kanditatcnfrage. Wo finden sich solche Pro testanten von gutem Klang? Man verweist auf die Christ lich-Sozialen! Aber man bedenkt nicht, daß zum Beispiel jetzt die Christlich-Sozialen mit den rabiatesten Alldeutschen in einer Fraktion sitzen, daß in derselben Fraktion auch zum Beispiel sich die niederbayrischen Bauernbündler befinden. Mm denke man sich einmal diesen Vorschlag verwirklicht. In Bayern arbeiten unsere Gesinnungsgenossen mit Hoch druck, um dem Bauernbund die paar D-andate noch abzu- uehmen, in den Rheinlanden sollen die Zentrnmswähler so fort einem Mann die Stimme geben, der mit den Bauern- Händlern in einer Fraktion sitzt und dem Rufe des Abgeord neten Liebcrmann von Sonnenberg folgt. Daß eine solche Taktik die größte Verwirrung Hervorrufen würde, ist selbst verständlich und wir allein hätten den Schaden. Hat man am Rhein Lust zu einem solchen Experiment, so kann man es ja einmal dort versuchen und man ist dann vielleicht für immer kuriert. Was aber soll das Zentrum überhaupt durch ein solches Verhalten gewinnen? Seine angebliche Isoliertheit ver- schwindet deshalb nicht, der vom Zentrum gewählte Pro testant, der nicht ganz der Zentrumsfraktion beilritt, hat doch im Reichstage und im öffentlichen Leben gar keinen Einfluß, weder bei uns, noch viel weniger aber bei anderen Parteien, die den „Abtrünnigen" höchstens scheel ansehen. Da gibt es in der Tat ganz andere Mittel, um die bestehende Isoliertheit zu beseitigen. Einmal ist diese gar nicht so groß. Die Parteien haben sich längst gewöhnt, mit dem Zentrum zusammenzuarbeiten, sie nehmen mit ihm Füh lung und sie rechnen mit ihm. Man werfe nur einen Blick auf die derzeitigen Arbeiten in der Steuerkommission, wo von einer Isoliertheit des Zentrums keine Spur zu finden ist. Praktische Arbeit für das Wohl des Volkes und das Ge- Leihen des Reiches erscheint uns ein stvit besserer Vorschlag zu sein, um alle unerwünschte Isoliertheit zu beseitigen. Schließlich ist ja jede Partei isoliert und muß es sein, falls sie auf ihr Prograinm etwas hält. Tas Zentrum hat es an der praktischen Arbeit nicht fehlen lassen und das ist für uns das Entscheidende, darin liegt seine Kraft und seine Stärke. Nicht die Rücksicht auf andere l)at uns groß ge macht, sondern die entschiedene Vertretung unseres guten eigenen Rechtes, und sie erhält uns auch in Zukunft oben! Uns scheint dieser neueste Vorschlag höchstens akademischen Wert zu haben, die realen Kräfte in der Politik lassen ihn nicht zur Durchführung kommen und ein Versuch in dieser Richtung tonnte höchstens den Erfolg haben, daß in diesem oder jenem Wahlkreise der Satz wahr werden würde: Von seinen Feinden nie besiegt; Von den eigenen Freunden verlassen! Deshalb bleiben wir im Turm, zumal die Anzeichen für eine Blockbildung sich mehren und diese durch unser Aus- schwärmen eher gefördert als gehemmt wird. Deutscher Reichstag. k. Berlia. 66. Sitzung am 15. März 1606. Die Beratung des K o lo ni a l a mt s wird fortgesetzt beim Nachtragsetal für Ostafrika. Geheimral Rose legt den Fall Koch dar; derselbe hat seinen HcimalSurlaub angelrelen und erst hier in Berlin ist im November it-oo seine Tropendienstunfähig keit festgestellt worden. Die Kolonialverwaltung habe hier nichcs vertuscht. Auch in der Pensionierung Kannenbergs sei nichts ver tuscht worden. Ein neuer schwerer Vorwurf des Abg. Erzberger entbehrt jeglicher Begründung. — Abg. Dr. Arndt (Rpt.) tritt für die Einrichtung einer Kolonialprofessur ein; unser Beamten personal muß gegen Zufälle sicher gestellt werden. Warum hat der Abgeordnete Bebel nicht mehr auf Peters hingespielt? Die gegen Peters aufgeführten Zeugen sind heute nicht mehr glaub würdig, der eine dieser Zeugen ist geisteskrank geworden, der andere, der Hauptzeuge Bronsart von Schellendorf ist landes flüchtig; ihm werden die schwersten sittlichen Vergehen »achgesagt; er kann überhaupt nicht als glaubwürdig angesehen werden. Das Lob des Abg. Erzberger, das er von Bebel erfahren hat, wird sich hoffentlich bald in eine Gegnerschaft verwandeln. Ich miß- billige die Art, wie der Abg. Erzberger in einem Teil der kolonial- freundlichen Presse angegriffen worden. Ich muß vielmehr lobend hervorheben, wie sehr der Abgeordnete Erzberger über große Kenntnisse in Kolonialfragen verfügt, ivas dem ganzen Reichstage zu gute kommt. Hätten wir mehr Eisenbahnen und Schutziruppen »n den Kolonien gehabt, so hätten wir nicht diese Aufstände ge habt. Wäre die Sozialdemokratie eine Arbeiterpartei, so müßte sie an der Spitze der Kolonialpolilik stehen. Sobald wir Eisen bahnen besitzen, gehen die Kolonien einer großartigen Entwicklung entgegen. Dann kommen die Kolonien unserem ganzen Volke zu gute. — Abg. Spahn (Zentr): Dem Programin des derzeitigen Kolonialdirektors stimme ich ganz bei; aber unsere Kolonialpoluik soll Kulturpolitik sein und nicht Gewaltpolitik. Nur die besten Beamten sollen in die Kolonien hinausgesendet werden. Gegen über dem Abg. Erzberger spreche ich aus, daß ich durch seine Aus führungen nicht überzeugt worden bin. Wir können uns nicht ent mischen in die Anstellungsverhälknisse der Beamten; die Beamten sollen sich auf den Beschwerdeweg wenden. Sonst erschüttern wir die Disziplin. Den Reichstag sollte man mit dem Fall Pct rs nicht mehr beschäftigen; dieser Fall ist abgetan! Bestehen Missions schulen und Rcgierungsschulen nebeneinander, so gibt das einen Kulturzustand, den wir nicht wollen. Für die weißen Kinder können die Missionsschulen genügend sorgen. Die Zukunft unserer Kolonien beruht auf den Missionsschulen; diese müssen also unter stützt werden. Die evangelischen Missionen haben am meisten über die Beförderung des Mohammedanismus geklagt. Die Kolonien, die wirbesitzen. müssen wir erhalten;aberdieAufwendungen hierfür müssen sich im Rahmen der Finanzen des Reiches Hallen. Erbprinz v. Hohenlohe dankt dem Vorredner, daß er in der Frage der Anstellungsverhältnisse sich auf diesen Boden gestellt hat. Es wäre der Regierung iin höchsten Grade erwünscht, wenn sich der Reichstag auf diesen Standpunkt stellen wollte. Wir wählen unsere Beamten sehr sorgfältig ans, aber wir können uns täuschen. Wir müssen möglichst viele Christen als Eingeborene- Beamte haben. Die Förderung des Christentums liegt uns am Herzen. — Frhr. v. Nicht Hofen (kons.): In dem Falle Brandirs seien tatsächlich dem Reichstage unrichtige Mitteilungen gemacht ivorden. Tie Mission soll überall unterstützt werden; sie wird durch die Regierungsschulen nicht geschädigt. — Abg. Lattmann (Wirtsch. Verg): Neben kulturellen und christlichen Gründen sprechen auch wirtschaftliche Gründe für die Kolonialpolilik. — Abg. Lede- bour (Soz.) bespricht eine Anzahl von Einzelfällen aus den Kolonien. Der Abg. Dr. Spahn hat dem Reichstage das Recht vorenthaltcn wollen, hier Beschwerden vorzubringcn, dieses geht nicht an. — Abg. Erzbcrger (Zentr ): Der Abg. Bebel hat mich wegen der Offenheit und Rücksichtslosigkeit meiner Kritik ge lobt, ein Lob aus solchem Munde ist mir gerade nicht angenehm, aber er hat auch die Kolonialverwaltung gelobt und zwar wegen der Einführung von religionslosen Schulen, dieses letztere Lob ist noch viel bedenklicher, weil es sich hier um eine Prinzipicnsrage handelt. Meine Kritik verfolgt den allgemeinen Zweck, eine gründ liche Besserung herbeizuführen und diese ist sehr notwendig. Wenn wir vertuschen wollten, hätte nur die Sozialdemokratie de» Vorteil- Ich habe den vollen Beiveis für alle meine Behauptungen ge liefert und konstatiere, daß meinem Beweismaterial nicht entgegcn- getreten werden konnte, das genügt mir. Die Konsequenzen wird der Reichstag in erster Linie zu ziehen haben und zwar sehr bald und sehr deutlich. Wir haben Anspruch darauf, stets hier die ganze Wahrheit zu erfahren, zumal angesichts der hohen Lasten, die das deutsche Volk zu tragen hat. Wenn Dr. Spahn seine Privatansicht hier vorbrachte, so vertrete ich aber andere Ansichten. Ich untergrabe nicht die Disziplin, sondern trete ein für Gerechtig keit und die Gerechtigkeit steht mir höher als die Disziplin. — Geh. Rat Rose: Unter den Leuten in den Marschallinseln habe ich selbst 6 Jahre lang gelebt und muß sagen, daß ich dort ohne Prügelstrafe nicht autzkommen kann. (Hört!) —Nach einer persön lichen Bemerkung des Abg. Spahn wild die Weiterberatung ver tagt. — Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr. — Schluß Uhr. Politische Rundschau. Dresden, den 16. März 1906. — Ter Kaiser l-at an den Hamptmann Dolkmann in der Schutztrnppe für Südwestafrika folgendes Telegramm ge richtet: „Ich spreche Ihnen, wie den bei der Unterwerfung des Cornelius beteiligten Truppen meine warme Aner kennung aus und verleihe Ihnen den jtronenorden dritter Klasse mit Schwertern." — Erzbischof v. Stablewski befahl nach der „N.-Z." dem Geistlichen Tr. Norysciewicz, Neligionslehrer an« Gymnasium in Schrimm, sofort aus dem Verein Deutscher Katholiken auszutreten. — Tic Budgctkvminission des Reichstages setzte am 15. d. M. die Beratung des Militäretats fort und zwar zu erst mit der Neusck-afsung von vier Reitschulen in Sprottau, Soltau, Paderborn und Bilsch; die Kosten belaufen sich auf 1,8 Millionen Mark einmalige Ausgaben und 800 000 Mk. fortdauernde. Kriegsminister von Einem: Seit 1870 schon wünschen wir solche Reitschulen; die besten Neiteroffi- ziere haben sie stets gefordert; aber Kaiser Wilhelm I. war solchen Neuerungen abhold. Man wollte nicht von dem Grundsatz abgehen, daß die Vorbildung der Offiziere in dem Regiment selbst geschehen soll. Aus internationalen Konkurrenzen und Distanzritten sind wir glänzend unter legen. Eine grundlegende Ausbildung für die Kavallerie- osfiziere sei geboten, dazu dienen diese Neitsckmlen. In Oesterreich, Italien und Frankreich werden die Kavalleric- ofsiziere besser vorgebildet. Korreferent Rören (Zentr.): Gute Reiter sind freilich notwendig, aber es ist nicht nach gewiesen, daß hierfür eigene Neischulen errichtet werden müssen. Warum kann dies nicht im Regiment geschehen? Autorität steht gegen Autorität und da muß ich die Position ablehnen, weil ich von der Notwendigkeit nicht überzeugt bin. Freiherr von Hertling (Zentr.): Unsere Kavalle rie steht nicht aus der Höhe der Zeit, die Ausbildung im Re giment«? halte ich für unmöglich; die Reitschulen sind nötig. Aber ich habe große Bedenken nach der moralisck)en Seite hin; die -10 jungen Offiziere, die hier beisammen sind, wer den leicht znm Spiel und zur Trunksucht verleitet. Graf Mi elzin sty (Pole) spricht als früherer Kavallerieoffi zier sehr sck>arf gegen die Reitschulen; im Regiment selbst kann die Ausbildung viel besser gesckiehen. Kriegsminister v o n E i n e m: Den moralischen Schaden gebe ich unter Um ständen zu; aber eine Aufsicht wird geschaffen werden müssen. Tie Reitlehrer sind ja ältere Offiziere. Graf Oriola (nat.-lib.) spricht sich gegen die Reitschulen aus, weil die Ausbildung im Regiment geschehen müsse. Wenn solche Schulen eingerichtet werden, geht der Zusammenhang mit dem Regiment verloren, von Staudy (kons.) hat Bedenken moraliscku'r Art gegen die Reitschulen, ist aber durch die Erklärung des Ministers befriedigt. Erzber ger (Zentr.): Tie Frage scheine noch nickst genügend ge klärt; die Autoritäten seien nickst einig. Es frage sich, ob nickst Konsequenzen für andere Waffengattungen entstehen; die Marine kommt sonst mit ähnlichen Anforderungen. Tie moralischen Bedenken könnten allerdings nur durch einen Versuch beseitigt werden, das gebe er zu. Kriegsminister « von Einem: Konsequenzen sind nicht zu befürchten; er bitte, wenigstens den Versuch mit Paderborn zu machen. Nur dann könnten die Bedenken beseitigt werden. Um sich j über den Vorsckstag erst mit den Fraktionen in Verbindung ! zu setzen, wird die Weiterberatung ansgesetzt. Es folgt die Beratung der neuen Gehaltssätze der Zahlmeister, die jetzt 1800 bis 8000 Mark Gehalt laben und nun 2700 bis -1850 Mark erhalten sollen. Tie Jntendantursekretäre, die den selben Höchstgehalt haben, bitten angesichts dessen um Er höhung ihres Gehaltes, von Ela n lkoni.) und Rören (Zentr.) haben Bedenken, so weit zu gehen, sonst müsse man die Jntendantursekretäre unbedingt aufbesseru. Die Kon sequenzen seien unabsehbare. Mit großer Mehrheit wurde der Höchstgelalt auf -1150 Mark festgesetzt. lieber die Schaffung eines Rcichskolonialaintrs und die Haltung des Zentrums gehen wieder allerhand Gerüchte durch die Presse; jetzt soll hiernach das Zentrum gesonnen sein, diese Forderung zu genehmigen, das ist rein aus den Fingern gesogen. Gerade jetzt, nachdem die liberale Presse eine solche wüste Hetze gegen das Zentrum veranstaltet bat. wird dieses die allergrößte Lust verspüren, nun das Reichs kolonialamt zu genehmigen. Die „Deutsche Tageszeitg." bemerkt zu allen diesen Meldungen: „Wir selbst stehen, wie gesagt, dem Plane der Einrichtung eines selbständigen Ko- lonialamtes verhältnismäßig kühl gegenüber, da es nach unserer Meinung weit mehr auf die Persönlichkeiten als auf die Amtsbefugnis ankommt. Ob der Prinz von Hohenlohe der rechte Mann aus dem rechten Posten sei, muß noch abge wartet werden. In manchen Kolonialkreisen scheint man neuerdings starke Zweifel zu hegen." Gewiß! Wenn die „Kolonialkreise" gar noch offen sagen würden, was sic im Privatgespräch ausplaudern, würde man noch andere Urteile hören. Wir sind aber so objektiv, zuzugeben, daß Hohenlohe guten Willen hat; das hat er namentlich im Falle Pntt- kamer bewiesen. Aber gerade sein Vorgehen gegen Putt- kamer bat ihm die Konservativen entfremdet. — Die Haltung des Zentrums zur Flottcnfrage in der Bndgetkommission wird von der „Nordd. Allg. Ztg." anerkannt. Das Blatt schreibt: „Wenn das Zentrum er- klärte, daß seine Entsckxidung in der Budgettommission noch nicht als endgültig anzusehen sei. da cs sich seine Ent schließung bis nach Erledigung der Steuervorlagen vorbe-
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