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Sächsische Volkszeitung : 24.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190603247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-24
- Monat1906-03
- Jahr1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.03.1906
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Nr. 68. Sonnabend, den 24. März 1VV6. 5. Jahrgang. Sächsische NolksM 1»,Uch »>ch«. mit «ulnahme der Gönn- u. SeMaae. , «tertÄtührl. L MI.»«» Vf. (ohne Bestellgeld), »et ocherSeutich- Vostaastalten lt. Zettunglprettl. »tn-elnummer 10 Pf. RednsttnnG.Gvreiiistimd«! II—1> Uh» ll»»ddi»glgrr cageblan s.Aadrdeit. Istcdi«. sreidrlt. N«f«»at, werden die kgesdatt. PettlzeUe oder deren Baum mit IS Pf. berechnet, bet «iederholung bedeutender «abatt. «»chdr»Seret, «ednktt»» >»d VefchSithstell», Dr.bde». Billu«»e» Gtrai-e 4«. - ffer"s»^ekker «r. Iwm. Die Unterdrückung der Nichlmagyaren in Ungarn. Der Auflösung des ungarischen Reichstages hat die Regierung Fejervary nun auch noch die Auslösung des Ausschusses der Mehrheit dieses Parlamentes nachgeschickt. Jahrzehnte lang hat sich das ganze Reich respektvoll vor diesem Parlament vorbeugt. Jetzt endlich sieht man, daß es nicht angeht, ein Parlament, das gewählt ist von einem Viertel oder gar nur von einem Fünftel der erwachsenen männlichen Bevölkerung, nach -modernen Begriffen einen Schritt von solcher Bedeutung tun zu lassen, wie es die Zerreißung des Gefamtstaates un bestreitbar ist. Nichts anderes steht ja auf der Tages ordnung der magyarischen Parteien. Und nicht einmal alle Magyaren teilen den Willen dieser Parteien. Was aber die nichtinagyarischen Nationen in Ungarn anbelangt, so haben die Rumänen, Slovaken, Serben, Kroaten und auch Deutschen zur Genüge ihren reichstreuen Standpunkt auf allen Volksversammlungen der Nationalitäten und in allen ihren Zeitungen vertreten und dem Herrscher ihre Hilfe angeboten. Der Nichtmagyare in Ungarn weiß, daß er mit dem Momente der Selbständigkeitserklärung Ungarns un gleich schlimmeren Zeiten entgegengehen würde. Ungarn würde im Nassenkampfe aufgehen. Es verriet doch schon L. Pulszky vor sechzig Jahren den traurigen Hang des Magyarentums, seinem Chauvinismus selbst das Wohl des ganzen Landes zu opfern, mit den Worten: „Was nützt es mir, wenn Ungarn groß, stark, wohlhabend wird, wenn es nicht magyarisch sein sollte!" Die „Reichspost" brachte vor einigen Tagen einen Artikel aus der Feder eines deutschen Ungarn, dem wir auch diese Ausführungen entnehmen. Darin werden die Be drückungen ausgezählt, welche die anderen Nationalitäten durchzumachen haben. Hierbei wird folgende Stelle aus dem sorbischen -Organ „Branik" zitiert: „Wo war das Ge setz seit den 38 Jahren des konstitutionellen Lebens? Wer machte die berüchtigten Wahlen von Panceva, Uzdine, Titel . . . ? Und was erlebten wir nicht im Jahre 1876? Der durch die Reichstagsimmunität geschlitzte Kroate Miletic wird zur Nachtzeit aus dem Bette gehoben, nach Pest gebracht und dort in den Kerker geworfen. Dr. Kasa- p-inobic, Jovanovic, Jankovic, Axentievic und eine Menge anderer hochangesehener Serben aus dem Banate, dem Bacskerkomitat, aus Kroatien und Slavonien wurden wegen fingierter „Staatsverbrechen" aus rein politischen Gründen wider alles Gesetz eingekcrkert und zum Teile wirtschaftlich und Physisch zu Grunde gerichtet." Dr. Miletic holte sich ans den ungarischen Kasematten die Tuberkulose und starb als gebrochener Mann. Und solche Opfer hat jede nicht magyarische Nation in Ungarn. Die Nichtmagyaren wissen also, ivas sie von den Magyaren bei einer vollständigen Zerreißung des Reiches zu erwarten haben. Wenn also die Mehrzahl der Bevölke rung eine Lostrennung von Oesterreich nicht will, im Gegenteil, tvenn sie den Herrscher wider diese Oligarchen im Kalpak um Hilfe anruft, so ist es Pflicht der Krone, im Namen des Reiches sich der Entrechteten anznnehmen. Was bis jetzt geschehen ist, ist schon etwas, um die Ohnmacht der bisherigen Allmächtigen Ungarns aufzu- dccken, aber es ist nicht alles. Ueber kurz oder lang wird die Regierung doch Neuwahlen machen wollen, und da kann niemand der heutigen traurigen Komitatswirtschaft aus dem Wege gehen. So lange wird in Ungarn kein an ständiges, auf dem wirklichen Volke fußendes Parlament entstehen können, so lange nicht die Burgen der magyari schen Adelsoligarchie, die Komitate, erobert worden sind. Denn der von der Komitatsvertvaltung abhängige dkotar und Stuhlrichter hat alle Macht in seiner Hand; er muß aber den wählen lassen, den die Vizcgespane und ihr An hang wünschen. Ties gilt wenigstens ohne Ausnahme für die nichtmagyarischen Wahlbezirke. Diese bilden aber mit Zuhilfenahme der vierzig kroatischen Delegierten die Mehr heit im Parlament: daß trotz alledem hie und da ein Nationalist durchdringt, entkräftet die obige Behauptung keineswegs. Man bedenke nur: die Rumänen haben in Nordungarn ungefähr 70 Wahlbezirke, die Slovaken in Nordungarn 66, die Deutschen 30, die Serben 9. An ge mischten, nichtmagyarischen Wahlbezirken zählt man derzeit ungefähr 20. Das gibt zusammen eine Summe von 184 Mandaten. Rechnen wir noch die 40 Kroaten ein, die in nationalen Angelegenheiten mit den Nationalitäten bezw. mit der Rcichspartei gehen dürften, so würde die Anzahl der nichtmagyarischen Stimmen im ungarischen Parlamente 224, also gerade die Hälfte des .Hauses betragen. Aber auch diese rein theoretische Summe würde noch nicht die gerechte Vertretung der in der Mehrheit befindlichen nichtmagya rischen Nationen in Ungarn darstellen. Anstatt dessen ver trat im letzten Abgeordnetenhauso die Slovaken 1 Abgc- ordneter und auch der wurde in Südungarn aus Grund eines Kompromisses mit den Serben gewählt. Die Rumänen besaßen anstatt 70 nur 10 Abgeordnete, die Serben 1, die Banater Deutschen keinen. Allerdings ist unter der jetzigen Beamtenschaft jede Wahl eine Komödie. Die Wählerlisten werden gefälscht, oppositionelle, d. h. nationalistisch denkende Wähler, werden zu Hunderten unter allen möglichen Praktiken aus den Ver zeichnissen ausgelassen oder falsch geschrieben, die Bauern werden in Masse betrunken gemacht, eingespcrrt, geprügelt, beftoch'n. Militär muß diese Machenschaften schützen. Und wenn alles nichts hilft, so schreckt man auch vor einer Proto- kollfälschung bei der Abgabe der Stimmen nicht zurück, wie dies in Vrbovä im Neutraer Komitat bei den Wahlen im Jahre 1905 geschah. Mit einer solchen Administrative sollen gifte Wahlen gemacht werden! So lange in den Komitaten nicht durchaus ehrliche, gerechte und von einer im Sinne des Reichsge- dankens arbeitenden Zentralregierung abhängige Beamte sitzen, ist für die Regierungspartei kaum ein Schatten von Wahrscheinlichkeit vorhanden, bei den Neichstagswahlen die Mehrheit zu erlangen. Bei Umgestaltung des Wahlrechtes in eine echt demo kratische Institution sitzen die Nationalitäten in der Ver» waltung und arbeiten. Dann sind die ungarischen Deutschen das Zünglein an der Wage. Tenn nicht von Wien aus, „sondern von Pest und Agram aus kann man das Reich wiedergewinnen", sagt mit Recht Rudolf Springer. Auf der Seite der Nichtmagyaren steht das Gesetz und die Gerechtigkeit, aber auch die politische Klugheit. Nur ein kurzsichtiger, der ungarischen Verhältnisse völlig unkundiger Politiker kann sagen, daß bei einem Nationalitätenkampf in Ungarn die Monarchie zu kurz kommen wiirde. Dkm muß immer vor Augen haben, daß es in Ungarn mit Aus nahme der Magyaren keine Gegner der Reichseinheit gibt. Es sind heute in Ungarn die Rumänen, Deutschen, Slo vaken, Ruthenen und selbst, trotz aller Versuchungen, die Kroaten reichs- und kaisertreu seit Jahrhunderten. Und wie die Nichtmagyaren reichstreu sind, so sind sie es in der richtigen Erwägung, daß ihre nationale und wirtschaftliche Existenz nur in einem Großstaate in der Zukunft gesichert werden kann. Politische Rundschau. Dresden, den 2H. März 1906. — Im Bundesrat wurde der Ausschußantrag zur Vorlage betreffend den Entwurf von Vorschriften über die staatliche Prüfung von Krankenpflegepersonen angenommen. — In Parlamentarischen Kreisen verlautet, daß der Erbprinz Hohenlohe das Unterstaatssekretariat des Kolonial amts annehmen werde. — Die Trauerfeier für den Direktor bei dem Reichs tage Geh. Reg.-Nat Knack wurde am 22. d. M. durch eine Gedenkfeier im Trauerhaufe um 1 Uhr eingeleitel, wobei Oberhofprediger Dryander die Rede hielt. Dann folgte unter zahlreicher Beteiligung von Parlamentariern aller Fraktionen die Beisetzung auf dem Dceifaltigkeilsfriedhofe, wo wiederum Oberhofprediger Dryander die Trauerrede hielt. Der Feier wohnten auch bei Graf Posadowsky, Freiherr v. Stengel uno der Hausminister v. Wedel. — Die Kölnische Volkszeitung meldet aus Jerusalem, daß dort am 2l. d. M. die deutschen Benediktiner auf Zion eingeführt wurden und die Eröffnung des deutschen Hospiz vor dem Damaskustore erfolgte. — Tie Budgetkommission des Reichstages führte am Donnerstag die Beantwortung des Etats fort: es handelte sich zunächst um die Erwerbung eines Platzes für das Neichsmilitärgericht. Berichterstatter Erzberger hält den Preis von 110 Mk. für das Ouadratmeter zu hoch: man könne weit billiger kaufen, besonders wenn man in einen Vorort gehe: dort könne man zu 20 und weniger Mark ge nügend Bauplatz hoben. Eine Reihe von Abgeordneten schließen sich dem an. Der Bauplatz wird abgelehnt. Die Beratung des Kolonialetats wird fortgesetzt. Beim Titel Kolonialattachee findet eine sehr lebhafte Debatte statt: Erzbcrger (Ztr.) ist gegen die Errichtung von Kolonial- attachees in London und Paris: der Versuch in London habe sich nicht bewährt. Nach längerer Debatte wurde ein Attachee in London bewilligt, da vom Zentrum die Abge ordneten Freih. v. Hertling, Sittart und Kalkhoff für die Position stimmen. Tic Forderung von 60 000 Mark für „geheime Ausgaben" wurden genehmigt, aber nicht als ge heime Ausgaben, sondern zu Vorarbeiten für Erschließung der Kolonien, wie cs das Zentrum gefordert batte. Damit ist der Kolonialetat überhaupt erledigt. Die Weiterbe ratung findet Freitag stakt. — Tie Ablehnung des Rcichskolonialamtes soll nach Berliner Blättern zu einer „Hohenlohe-Krisis" führen, d. h. der derzeitige Leiter des Kolonialamtcs soll zurück- treten. Kalt bemerkt zu diesen Auslassungen die „Freie deutsche Presse": „Sollte der jetzige interimistische Leiter der Kolonialverwaltung aber wirklich zurücktrctcn wollen, falls er nicht das Amt eines Staatssekretärs erhält, dann wäre es auch noch so. Denn bis jetzt hat der Erbprinz noch in keiner Weise gezeigt, daß er einen seiner Vorgänger, selbst nicht einmal Herrn v. Buchka, überragt. Wir möchten nicht annehmen, daß sich die Majorität der Budget- kommission und insbesondere das Zentrum durch solche Rücktrittsdrohungen beeinflussen läßt." Von anderer Seite wird gemeldet, daß der Erbprinz doch im Amte bleibt. Uns läßt dies alles sehr kalt: die Personenfrage scheidet ganz aus und sachlich ist die Mehrforderung gar nicht begründet! Wenn es aber die liberale Presse so dar zustellen versucht, daß das Zentrum in der ziveiten Lesung „umfalle", so täuscht sie sich sehr; freilich sprechen cs Ge- heimrätc der Kolonialabteilung auch bereits offen aus, daß hiermit zu rechnen sei; sie weisen darauf hin, daß in der entscheidenden Fraktionssitzung des Zentrums vielleicht zu wenig Abgeordnete anwesend gewesen sein mögen. Mag sein, aber die Zabl der Gegner nimmt nur zu, wenn die Fraktion stärker beseht ist. In jener entscheidenden Sitzung fehlten in erster Linie die bayrischen Abgeordneten, und es ist nicht anznnehmen, daß die bayrischen Zcntrumsobgeord- neten sich für ein Neichskolonialamt besonders begeistern werden. — Im Wahlkreise Hagen-Schwelm sind im ganzen drei Mandate zu vergeben, zwei für den Landtag und das Reichstagsmandat. Alle drei Mandate waren bisher in den Händen des Freisinns. Nack) dem gewaltigen An- loachsen der Sozialdemokratie vermochte aber schon bei den letzten Wahlen der Freisinn, trotzdem ein Engen Richer sein Banner trug, den Wahlkreis nur noch mit Hilfe der bürgerlichen Parteien, vor allem des Zentrums und der Nationallibcralen, zu behaupten. Für den Freisinn wird sich durch das Ausscheiden Richers, der die Massen zu fesseln wußte, wie kaum einer, die Lage von neuem crhehlich verschlechtern, zieht doch zweifellos die Sozialdemokratie einen Teil der auf Richter noch eingeschvorencn demo kratischen Arbeiterschaft zu sich herüber. Tie National liberalen kommen nun bereits mit der Gegenrechnung: sie erklärten sich gegen Ueberlassung des einen Landtags mandats bereit, gleich im ersten Wahlgang mit aller Kraft für den freisinnigen Neichstagskandidaten eintrcten zu wollen. Ter Freisinn lehnt aber dieses „Anerbieten" ab und zwar mit Recht. Tie Nationalliberalen sind immer die kühnsten im Fordern und wollen überall ihr Schlichen schnell. — Ter moderne Protestantismus. Der bedeutendste protestantische Dogmenhistoriker neben Adolf Harnack ist G. Krüger in Gießen. Er hat jüngst ein Buch veröffent licht mit dem Titel: „Das Dogma von der Dreieinigkeit und Gottmensclcheit". Offen gesteht er, daß die beiden Grunddogmen des Christentums, mit denen alles steht und fällt, der Glaube an den drcipersönlichen Gott und an die Gottheit Jesu Christi, in „völlig ungebrochmer Kftaft" von der katholischen Kirche und nur von dieser heute wie in der Urkirche vorgetragen wird. Krüger selbst und mit ihm der ganze moderne Protestantismus glauben weder an das Dogma der Dreieinigkeit, noch an das der GottnienschlicW lcit des Welterlösers. Er macht sich) darüber fast lustig. Gleichwohl nennt er sich einen Christen, nur verstehe er's anders. Ganz wie Harnack. Das Christentum ist ihnen nur eine leere Phrase, aber man brauch sie zur Irre führung des Publikums. So werden die protestantischen Theologen erzogen und unterrichtet! Diese Männer be steigen die Kanzeln und predigen über das Dogma der Dreieinigkeit und über den Erlöser Jesus Christus! Sie predigen über das apostolische Glaubensbekenntnis und taufen im Namen des dreieinigen Gottes, weil's so in der Agende steht und sic darauf verpflichtet sind. Kaiser Wilhelm 1. bat einmal das wahre Wort gesprochn: „Wer am apostolischen Glaubensbekenntnis nicht festl)ält mit ganzem Herzen, ist kein Christ mehr." Und solch Leute ziehen in der Welt umher, um die Katholiken zu „be kehren"! — Tcr Württembcrger Landtag ist vertagt, um den Kommissioneu Zeit zu geben, den weiteren Beratungsstofs für das Plenum vorzuliereiten. Gleich nach der Vertagung wird sich die erste Kammer mit der Verfassungsrevision zu befassen haben. Hoffentlich lehnen es die Standes- herren ab, sich mit dem ihnen von der Zweiten Kammer ge drehten Strick den Hals zuzuschnüren. Protestantisch Fana tiker können es kaum ertvarten, bis dem „katholischen Ober haus", wie sie jetzt die Erste Kammer mit Vorliebe nennen, der Garaus gemacht ist. Alle bisherigen Artikel der libe ralen und protestantischen Presse übertrefsen indessen die „Dresdner Nachrichten" (Nr. 61 vom 4. März). Dieselben leisteten sich u. a. folgende Sottisen geg"n den katholischen Thronfolger: „Die zeitgemäße Umgestaltung der württem- bergischn Ersten Kammer, die in ihrer derzeitigen Zu sammensetzung eigentlich zutreffender eine Kammer der ka tholischen Standesherren genannt zu werden verdient, ist eine Frage von um so größerer Dringlichkeit, als dabei auch die dynastischen Verhältnisse wesentlich mitspreck>en. Nach dem Tode des regierenden Königs Wilhelm, der keinen Thronerben hinterläßt, wird nämlich die jüngere Linie der Dynastie, die durch die Verheiratung eines württem- bergischen Prinzen mit einer Prinzessin von Orleans der katholischen Kirckx? zugeführt worden ist, zur Re gierung gelangen. Wenn nun aber in dem überwiegend evangelischen Staate Württemberg erst einmal der König mitsamt seinem Hause und Hofstaate katholisch sein wird, dann befürchten die evangelischen Württembergcr von einer solchen Entwicklung ernste Gefahren für die P r o t e st a n t i s ch en Interessen, für die sich dann auch das in der Ersten Kammer beruhende ultramontane Uebergewicht noch viel empfindlickx'r fühlbar machen würde, als dies jetzt schon der Fall ist. Die Württemberger ver missen für den Eintritt der katholisckzen Thronfolge gänz lich solck>e verfassungsmäßige Bürgschaften und Sclmtzvor- , schristen, wie sie bei uns in Sacky'en in der Einrichtung der in ovuii^oliem beauftragten Minister bestehen und sich zum fortdauernden Segen ftir die protestantisckxm Interessen bei gleichzeitiger ungestörter Ansrechterhaltung des Vertrauens- Verhältnisses zwisckxm Dynastie und Volk bestens bewährt haben. König Wilhelm, ein durch regen evangelischen Sinn und protestantisches Pflichtbewußtsein ausgezeichneter Monarch, bat in richtiger Erkenntnis der in der Zukunft beranwitterndcn Gefahren seine eigene Person in edler Herrschertreue für die Dcrfassungsrevision eingesetzt und von seinem unbeugsamen Willen, die begonnene Aktion
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