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Sächsische Volkszeitung : 06.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190609062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-09
- Tag1906-09-06
- Monat1906-09
- Jahr1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.09.1906
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am st»- lacht- U. i-7S >-7t i-68 5— 67 I>-6t ^>—8» 6- 78 1-7b 6-76 «—«1 «->-5 5—76 !6—87 I.7-8Ü U-L2 78-810 78—8N 75-77 kg-71 n und >n dem Oen inst den- iller e ich rnte. issen. hncn tue, hatte litte,'. rängt, r Un- machst r Um- totcn- ' zeigt.' ot mit , kaum bittcn- hxaken, blieben Nr. 803. Dounerstaa 6 September r>. Lairr^aug. Mchslsche Mkszeitlmg KZMVZWMOMI Mabhäo-ises Tageblatt für Wahrheit, Recht «.Freiheit jj «»» Ansrrat« werden die 6 gespalt. Pctiizetle od. deren Raum mit IS 4. Reliamen mit 50 I die Zeile berechn., b Wiederh. bedeut. Rabatt. Buchdrittkeret, Redaktion und ««eschäftsstell», Lr»»d«l» Pillnitzer Strafte 41 — Fernsprecher Rr. 1366. Graf Paul Hoensbroech über den Evangelischen Bund. Ter EvangelischeBund erfährt in der September- nuniiner der Monatshefte „Deutschland" durch den Heraus- acber Grasen Paul Hoensbroech eine sehr scharfe Beleuchtung. Er findet, daß der Bund nichts erreicht, im Gegenteil durch seine Tätigkeit seiner Sach» nur gesckxidet l)abe. Tas stetig? und allgemeine Vordringen des Ultramontanismus lx>be der Evangelische Bund auch nicht um die Breite eines Fußes zuriickgedämmt, auch nicht um die Tauer einer Stunde ver zögert. Trotz seiner 300 000 Mitglieder, trotz seiner über ganz Deutschland ausgebreiteten Organisation besitze der Evangelische Bund so gut wie keinen Einfluß in der poli tischen Welt, weder bei Regierungen noch bei Parteien. Trotz seiner bedeutenden Geldmittel, trotz seiner zwei Jahrzehnte langen, ins Kolossale ausgebreitetcn Pressetätigkeit sei die Wirkung des Evangelischen Bundes auf die große Tages preise so gut wie Null. Große Zeitungen, die den Kampf des Evangelischen Bundes! gegen Nom durchweg unter stützen. gebe es so gut wie nicht. Die antirömischcn Kund gebungen des Evangelischen Bundes, so zahlreich sie auch seien, so sehr auch dafür gesorgt werde, daß sie fast jeder Redaktion ins Haus geschickt werden, finden von seiten dieser Redaktionen meistens keine, zum Teil nur geringe Be achtung; das gleiche s, i n sagen von den Generalversamm lungen des Evangelischen Bundes, d. h. von den bis ins kleinste vorbereiteten Kundgebungen eines Vereins, der ziffernmäßig mit zu den allergrößten von ganz Deutschland gehört. Dieser starke Mißerfolg bei der großen Tagespresse sei aber besonders bedeutsam, denn: kein anderer Verein arbeite so massenhaft mit Broschüren, Flugschriften, Ein- gaben, Resolutionen, Reden, Versammlungen, Kund- gedungen, also in und mit Formen, die unmittelbar auf dsi Presse zugeschnitten sind; und endlich, mit alleiniger Aus nahme der krypto-ultramontanen Kreuzzeitung (die Re- gierungsprcsse nehme er selbstverständlich aus), ist die ge samte nicht-ultramontane Tagespresse in steigendem Maße antirömisch, also eins mit dem Evangelischen Bund in seinem Ziele — und dennoch vielfach die Mißachtung oder, was noch schlimmer ist, die andauernde Gleichgültigkeit der Presse ihm gegenüber. Die Stellung des Bundes zu den politischen Parteien findet Graf Hoensbroech noch viel dürftiger. Aber auch innerkirchlich habe der Bund kaum wirkliche Freunde in der interessierten Presse. Graf Hoensbroech nennt hier: „Krcuzzeitung", „Volk", „Neichsbote", „Reich", „Alter Glaube", „Christi. Welt", „Evangelisch-lutherische Kirchen zeitung", „Reformation", „Protestantenblatt", „Licht und Leben". Viele dieser Blätter stehen dem Bunde schroff ab- lehnend gegenüber. Vier Gründe für diese Mängel an positiven Erfolg führt der Verfasser vor allem an: 1. Die Aufnahme des sogenannten B e k e n n t n i s pa ra g r a p h e n in die Satzungen des Evangelischen Bundes; 2. das Ueber ge wicht der Theologen und P a st o r e n im Bunde; 3. die unklare und widerspruchsvolle Haltung des Bundes gegenüber der Politik; und 4. die trotz ihres großen Um fanges völlige Unzulänglichkeit und vielfache innere Wertlosigkeit seiner p u b l i z i st i s ch c n Arbeit. Es verlohnt sich, auf diese Begründung näher cinzu- gehen. Was den ersten Grund anlangt: die Ausnahme des Bekenntnisses der Gottessohnschast in die Satzung, so werden die meisten protestantischen Zeitungen die Ansicht des Grafen Hoensbroech teilen. Sie werden mit ihm der Ansicht sein, es sei ganz gleich, »vas ein Mitglied des Evangelischen Bundes glaube, ob es überhaupt etwas glaube oder nicht; die Hauptsache sei doch der Kampf gegen den „Ultramon tanismus", und zu diesem Zweck sei jeder willkommen. Für den in der protestantischen Presse fast ausschließlich vertretenen kirchlichen Liberalismus ist eine solche Stellung nahme nur selbstverständlich. Was das für ein „Christen tum" ist, dem Gläubige und Ungläubige willkommen sind, spielt keine Nolle. Die Hebung des christlich»» Glaubens ist ja absolute Nebensache, Hauptsache ist dieser Presse ledig lich der Kampf gegen das positive Christentum, wie es die katholische Kirche verkörpert. Daran ändert die Ausrede nichts, man bekämpfe ja nicht diese, sondern nur den „ultra- montanen Katholizismus". Den „ultramontanen Katholi- zismus" nennt man und die katholische Kirche meint und bekämpft inan. Die Bundcsführcr werden erstaunt sein, daß ihnen Graf Hoensbroech zu viel „Bekenntnis" vorwirft. Sie lmben sich doch alle Mühe gegeben, um möglichst wenig Bekenntnis zu zeigen,und so alle Protestanten von den Deisten bis zn den Orthodoxen zu sammeln. Es wurde ihnen daher oft der berechtigte Vorwurf gemacht, daß sie nicht die Verteidigung der christlichen Grundlagen, sondern nur den negativen Zweck. Angriff gegen Rom, verfolgen. Der zweite Grund, den Graf Hoensbroech als Ursache des Versagens der Bundesarbcit nennt, ist das Ucberwicgen der Theologen und Pastoren. Wir glauben gern, daß den Kirchlichliberalen die Pastorenführung nicht paßt. Schließ- lich ist ihnen der schwarze Rock ebenso unangenehm, wie den liberalen Katholiken das Priestcrgewand. Was die Be- hauptung Hoensbroechs betrifft, daß politisch» und jour nalistische Persönlichkeiten mehr in den Vordergrund ge hörten, so wird damit dem Evangelischen Bund unrecht ge tan. Das ganze Tun und Treiben des Bundes ist ja doch nichts weiter als politische Betätigung, und der Evangelische Bund ist nichts anderes als ein politischer Verein, der aller dings ausschließlich konfessionellen Cliarakter trägt, insofern seine Arbeit sich gegen die katholische Kirche richtet. Wenn Graf Hoensbroech behauptet. Politiker und Journalisten hielten sich vom Evangelischen Bunde fern, so ist das zweifel los nicht richtig. Es gibt genug Politiker, die sich völlig in den Dienst des Bundes stellen, und die ganze liberale Presse ohne Ausnahme leiht ihm willig ihre Unterstützung. Der dritte Grund, welcher dem Bunde eine unklare und widerspruchsvolle Haltung in der Politik vorwirft, ist inso fern stichhaltig, als der Bund einerseits die politische Be tätigung anstrebt, andererseits aber sich sträubt, sich offen einen politischen Verein zu nennen. Daraus ergibt sich von selbst die widerspruchsvolle und unklare Haltung des Bundes auf diesem Gebiete. Im vierten Punkte stellt Graf Hoensbroech die Be- l'auptung auf, daß die Verwertung des Hauptmittels im Kampfe wider den „UltrainontanismuS", d. i. des publi zistischen Kampfes, eine vollständig unzulängliche seitens des Evangelischen Bundes tvar. Hoensbroech spricht von einer völligen Bedeutungslosigkeit des Bundes in Bezug auf die große Tagespresse, er macht es ihm aber auch zum Vorwurfe, daß er in der Hervorbringung wissenschaftlicher Werke gegen den Ultramontanismus nichts Bleibendes, Wertvolles geschaffen habe. Zum Beweise für die innerliche Wertlosigkeit der publizistischen Arbeit des Bundes erwähnt Hoensbroech neben der „Deutsch-Evangelischen Korrespon denz" insbesondere das „Protestantische Taschenbuch", auch mehrere ausdrücklich empfohlene Einzelschriften und dann die „Monats-Korrespondenz". Mau arbeite viel zu wenig mit der Schärfe der Tatsachen, und dafür leider nur zu sehr mit der Schärfe der Gesinnung, verbunden mitver setz e n d e m A usdr u ck. Im Zusammenhang damit kommt Hoensbroech auf die große, oft erstaunliche Unkennt nis der Protestanten über Katholizismus zu sprechen, die sich in der publizistisch»» Tätigkeit des Bundes geltend macht. Hoensbroech schreibt: „Tie Unkenntnis über katholische Dinge ist ein weit verbreitetes U e b e l. In meiner jetzt mehr als 13- jährigen Zugehörigkeit zum Protestantismus habe ich in dieser Beziehung Erfahrungen gemacht, die ich nicht für möglich gehalten hätte; und ztvar habe ich die Erfahrungen gesammelt im Verkehre mit hochstehenden, akademisch ge- bildeten Protestanten, mit Geistlichen aller Rangstufen, mit Universitätsprofessoren, mit Dozenten der evangelischen Theologie. In diesen Kreisen bekam ich Ausführungen zu hören über Katholisches, die jeder katholische Gymnasiast widerlegen konnte. Fragen wurden an mich gestellt, die be schämend waren für den Fragesteller. Zahlreich Briefe besitze ich, worin Auskunft über katholisch-ultramontane Dinge erbeten wird, die man wissen muß, und die Brief schreiber sind ausnahmslos akademisch gebildete Leute, zum großen Teil Männer, die als Parlamentarier, Journalisten, hohe Staatsbeamte, Hoch schullehrer, Theologen führende Stellen ein nehmen. Tie katholische Literatur wird oft gerade von denjenigen nicht gekannt, deren wissenschaftlicher Beruf ihr" genaue Kenntnis unbedingt verlangt. Nicht selten hatte ich nach Gesprächen mit wissenschaftlichen protestantischen Größen den Eindruck, daß sie in einem Examen über Grund- lehren des Katholizismus glatt durchfallcn würden." Auch an Beispielen aus Organen des Evangelischen Bundes zeigt Hoensbroech die bedauerliche Unkenntnis, in katholischen Dingen. „Tas Gesamturteil über die publi zistische Tätigkeit des Evangelischen Bundes", sagt Hocns- broech am Schlüsse fernes Aufsatzes, „liegt in der offen kundigen Tatsache: Außerhalb der Bundeskrcise sind seine literarischen Erzeugnisse so gut wie unbekannt; das große Publikum liest sie nicht. Trotz ihrer Masse nimmt die schriftstellerische Leistung des Evangelischen Bundes keinen Platz in der Literatur ein. Sie ist im konfessionellen Klein kriege stecken geblieben und versandet. Keine einzige lite rarische Tat von Wucht und Bedeutung hat der Evangelische Brrnd aufzuweisen." Hierin kann man dem Grafen unbedingt zustimmen. Von katholischen Dingen hat man im Evangelischen Bunde keine blasse Ahnung, und andererseits fühlt man auch gar nicht das Bedürfnis, sich belehren zu lassen. Man wärmt z B. viel lieber den alten, Hunderte von Malen widerlegten Unsinn von der Anbetung der Muttergottes und der Hei ligen auf, als daß man sich Mühe geben möchte, die rechte katholische Lehre kennen zu lernen. Tie Sach» hat ja auch ihre Ursache: wenn der Bund die katholische Lehre unver fälscht darstellen wollte, dann müßte er ja gerade auf seine zugkräftigsten und feinsten Schlager verzichten I Deshalb ist der Kampf gegen die Perläumdung der katholischen Kirche ein Kampf gegen eine hundertköpsige Hydra. Wenn die katholische Presse ihr durch die gründlichste Widerlegung einen Kopf abschlägt, so speit bald darauf ein anderer das selbe Gift der Verläumdung. Man will sich im gegnerischen Lager meist nicht belehren lassen, weil man sonst auf die be liebtesten Waffen verzichten müßte. Hoensbroech schließt seine Kritik mit den Worten: „Wenn aus dem Etxuigelischen Bunde unter theologisch-pastoraler Führung nicht ein Protestantenbund unter Laicnsührung wird; wenn er sein religiös-konfessionelles Gepräge nicht ablegt; wenn er nicht offen auf den politischen Kampfplatz tritt; wenn er nicht in umfassender Weise für gediegene Auf klärung in wissenschaftlicher und volkstümlicher Form Sorge trägt; wenn in seiner Kampfart großzügige Initiative nicht mehr als bisher hervortritt, so bleibt er für den anti römischen Kampf im großen trotz aller Bemübungcn, trotz allen Kampfstaubes und Kampflärmes, die sein Wirken be- gleiten, dennoch ein verhältnismäßig nur stumpfes Kampf- mittel, und die nächsten 20 Jahre seiner Geschichte werden ebensowenig von großen antinltramotanen Erfolgen zu be- richten l>aben, wie die jetzt verflossenen." Wir sind nun freilich der Ansicht, daß der Evangelische Bund denn doch nicht ohne allen Erfolg gearbeitet, vielmehr bei Negierung und Parteien durch seinen Terrorismus mehr erreicht har. als im Interesse des konfessionellen Friedens und des deut schen Vaterlandes wünscl»nswert ist. Befriedigen werden seine Erfolge aber natürlich niemals die verbissenen Fana tiker. die mit den Katboliken im Deutschen Reiche einfach aufräumen möchten. Erbprinz Hohenlohe — Bauldirilior^ Dornbnrg. Der Wechsel in der Kolonialabteilung kam auffallend rasch; ein Erbprinz geht ab. ein Mann mit einem alten Namen, ein Bantdirektor erscheint, ein Mann, dessen Wieg« im Hanse eines Schriftstellers gestanden; sein Vater schreibt noch heute Feuilletons für das freisinnige „Berliner Tage- blatt". Schon diese beiden Gegenüberstellungen besagen, daß mit dem neuesten Wechsel auch eine Aenderung des Systems eintritt. Wir haben jetzt den sechsten Kolonial direktor: möge er glücklicher sein als seine Vorgänger. Der Rücktritt des Erbprinzen von Hohenlohe, der nur neun Monate an der Spitze der Kolonialabteilung gestanden hat, ist lediglich auf den freien Entschluß desselben zurück- zusühren. So überraschend dieser kam, ebenso schnell geht er ab; im November 1905 war alles erstaunt über seine Be rufung, heute über seinen Rücktritt. Ein „Kleber" ist der Erbprinz nicht. Die ihm nahestehenden Seiten führen zur Rechtfertigung des Rücktritts an, daß Hohenlohe bei seinem Amtsantritt die vielen Schwierigkeiten des Amtes nicht ge kannt l)abe. Diese Schwierigkeiten hätten sich für ihn als unüberwindlich herausgestellt, besonders da ihm die kauf männisch-technischen Kenntnisse und Erfahrungen fehlten, die zur Schaffung eines geordneten Betriebes der Abteilun r in der gegenwärtigen kritiscl»n Lage unerläßlich sind. Dazu käme, daß er infolge der jüngsten Vorgänge im Kolonial- amt bei den ihm untergeordneten Beamten nicht genügende Unterstützung gefunden habe. Mit dem ehrlichen guten Willen, den er mitgebracht habe, sei diese Aufgabe nicht zu lösen. Nach dieser offenen Aussprache des Erbprinzen hat dann der Reichskanzler sich verpflichtet gefühlt, gelegentlich eines langen Gespräches, das er bei der Taufe des Krön- Prinzensohnes mit dem Kaiser führte, diesen Kenntnis von der Sachlage zu geben. Ter Kaiser entschloß sich darauf, dem Wunsche des Erbprinzen nach Enthebung vom Amte zu entsprechen. Hohenlohe tritt zunächst von der politischen Sckxulbühne ab; cs ist kein Geheimnis, daß er nicht für immer aus seinem Landschlosse bleiben wird. Tas Experi ment mit einem Prinzen ist mißglückt; aber niemand wird sich hierüber wundern; es wäre vielmehr auffallend gewesen, wenn die Sache anders gelaufen tväre. Erbprinz Hohenloh' wird bei allen Parteien des Reichstages den Eindruck eines offenen und ehrlichen Mannes hintcrlassen, der das best' wollte, aber dessen Kraft nicht ausreichte, um dieses zu schaffen: letzteres ist kein Vorwurf. Um in der Kolonial abteilung Herr zu werden, gehört eine mehr als Durch schnittskraft her; um die vielen Mißstände zu beseitigen be darf es nahezu eines „Kolonial-Bismarck". Daß Hohen lohe nicht mehr lange im Amte bleiben werde, wußte man, nachdem derselbe bei den jüngsten Tauffeierlichkeiten ganz und gar übergangen worden ivar; er tvar weder als Staats- bcamter geladen, noch als Verwalter des Hofes; nirgends sah man ibn, nirgends las man seinen Namen. Bernhard Ternburg ist der neue Mann! Er ist Direk- tor der Tarmstädter Bank und als solcher Nachfolger des freisinnigen Abgeordneten Kämpf. Manche Leser werden den Namen dieses Mannes znm ersten Male hören und doch ist er in Berliner Finanzkrciscn ein ganz bekannter Mann, der sich trotz seiner 40 Jahre eine sehr geachtete Stellung erobert hat. Er gilt als Smarter, d. h. sehr geriebener Geschäftsmann, dessen Name besonders bei den SanicrungS- arbeiten nach dem Pommernbankprozeß viel genannt wurde. Herr Dernburg ist nicht nur Direktor der Bank für Handel und Industrie, er ist nicht nur Vorsitzender des Aufsichts- rates, Ausschuß- und Anssichtsratsinitglied von ctuvi einem Dutzend großer Banken, Hütten-, Bergwerks- und Elektrizi- tätsgescllscl)aften, sondern auch Vorsitzender des Anfsichts- rates der Firma Ludw. Loewe u. Co., die ihrerseits bekannt lich hervorragend an den deutschen Waffen- und Munitions fabriken beteiligt ist. Nun wird allseitig bereits versichert, daß er alle seine gescktästlichen Beziehungen lösen und ab lehnen werde und znxir tatsächlich, nicht nur der Form balber. Wenn Dernburg diesen Entschluß diirchstihrt, ge winnt er sicher viel Symt'athie und sein Verhalten sticht sehr Vorteilbast von dem eines anderen Staatsmannes ab; er bringt nämlich dann sehr große Opfer materieller Art. Tas Gebalt als Kolonialdirektor mit 20 000 Mark ist nicht der zehnte Teil von dem, nxls er als Vankmann seither ver diente. Wer dem Reiche und sei es selbst seinem persönlichen Ehrgeize solche Opfer bringt, hat immer einen guten Stand punkt. Doch) wir verfallen nicht in die Art anderer Blätter und geben keine Vorschußlorbeeren; immer sagt ein ruhiger Politiker: „Abwarten und Taten sehen." Dernburg ist
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