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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186910204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691020
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-10
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- Monat1869-10
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1869
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c s . r i j r i ! i ii 9676 Dergleichen Krücken kann die Tragödie nicht brauchen; der große Styl des RömerdramaS leidet unter diesen musikalischen Arabesken. AndecS verhält eS sich mit den scenischen Effecten, welche die Shakespearebuhne freilich nicht kannte, welche aber auf der unserigen die Stimmung erhöhen. Ein Gewitter, dem der Athem so bald nicht auSgeht, die Beleuchtung deS aufftrahlenden Morgens in der Gartenscene, der decorative Schmuck deS von Herrn Grüner trefflich gemalten Forum mit dem Capitol im Hintergründe und den RvstriS, der mct Schiffsschnäbeln geschmückten Rcdnerbühne — ein wohl arrangirter SenatSsaal mit der Bildsäule de- PompejuS : daS trägt Alles dazu bei, die Helden der Dichtung und den Gang fHer Ereignisse unserer Phantasie näher zu bringen. Für die Volksscenen nimmt Laube daS Recht der Tableaux in Anspruch; er weicht, und zwar ohne Schädigung deS ästhetischen Gesammteindrucks, von der conventionellen Ansicht ab, daß die Mitspielenden dem Publicum nicht den Rücken kehren dürfen. Zu seinen besten scenischen Griffen gehört die Art, wie er die Scene mit dem Dichter Cinna, die bei Shakespeare- als Episode nachhinkt und in einer Nebenstraße spielt, auf daS Forum selbst verlegt, als ein Moment der Steigerung benutzt und sie in den Rahmen der großen, von Marc Anton geleiteten Volksbewegung einfügt. Der einfache und große Gang der Handlung in diesem Drama Shakespeare's wird ftetS seine Wirkung ausüben; die Einheit der Handlung ist aber nur dann vorhanden, wenn man Brutus als den Helden des Trauerspiels betrachtet. Man hat neuerdings vergebliche Versuche gemacht, Cäsar als den Helden hinzustellen, und doch die Einheit der Handlung aufrecht Hallen wollen. Ein derartiger burlesker Versuch findet sich im „Shakespeare-Jahrbuch von 1867", in welchem z. B. behauptet wird, daß OctaviuS die Leiblichkeit Cäsar's in den letzten Acten weiterführe. Nach dieser Beweisführung besteht die dramatische Einheit deS Stückes darin, daß Cäsar zuerst als lebende Person, dann als Leichnam, zuletzt als Octavius und nebenbei auch als Gespenst erscheint. Zu solchen Lächerlichkeiten führt die Verkennung der Grundwahrheit, daß der Held eines Drama durch seine That, die klargelegten Motive derselben und die ihr folgende Katastrophe die ganze Handlung des Stücks bestimmen muß. DaS ist aber nur bei Brutus, nicht bei Cäsar der Fall. Cäsar ist ganz passiv in dein Stücke selbst, nur das Object, nicht das Subject der Handlung. WaS wir von ihm sehen und hören, sind anekdotische Züge von charakteristischer Sckärse; wir sehen nur seine Herrschergelüfte, nirgends aber in die Tiefe seiner Seele, wo sein Streben nach der Krone wurzelt. — Die Aufführung zeugte, auch abgesehen von den großen Volks- scenen, ein fleißiges Studium, um welches sich auch der eifrige Vor- IragSlehrer, Herr Strakosch. durch das vorbereitende Einstudiren der Rollen anerkennenswerte Verdienste erworben hat. Herr Herz- feld zeigt für alle heroischen Aufgaben Schwung und Kraft; so hatte auch sein BrutuS meistens den vollen Metallklang, den der eherne Heldenmuth des Republikaners verlangt. Eine gewisse Monotonie in der Tonfärbung muß Herr Herzfeld noch vermei den; auch erschien die Betonung nicht überall correct. Wenn z. B. Brutus in seiner Anrede an die „Verschwörung" diese auffordert, ihr Antlitz in Lächeln und Freundlichkeit zu hüllen, und dann fortfährt: Denn trät'st du auf in angeborner Bildung, So war' der Erebus nickt finster gnug, Bor Argwohn dich zu schützen, so muß der Ton nicht auf „Bildung" gelegt werden, wie Herr Herzfeld that, sondern auf „angeborne", da hierin der Gegensatz liegt zu der angenommenen Maske. Herr Kahle hatte den starren eisernen Republikaner Cassius, vor dessen „hohlem Blick" sich Cäsar fürchtet, richtig erfaßt; aber er hatte ihm auch einen zu „hohlen Ton" gegeben, der bisweilen unschön und undeutlich klang. Auch schien und der Charakter mehr düstere Gluth zu verlangen, die bisweilen unheimlich aufflackert, als die leidenschaftliche Be wegtheit, die Herr Kahle der Rolle gab. Herr Grans spielte den Julius Cäsar mit einer getreuen MaSke, die nur etwas zu todtenartig an die Büsten erinnerte, denen sie entlehnt war, mit einer von sicherstem Verständniß zeugenden Behandlung der Rede, obwohl die Nolle noch ein imposanteres Air und mehr Grandezza verlangt. Die Glanzrolle des Stücks ist der Marc Anton, einer der am meisterhaftesten gezeichneten Charaktere Shakespeare's. Die Be redsamkeit und diplomatische Schlauheit echter Demagogie ist nie so glänzend auf die Bühne gebracht worden wie in diesen Scenen deS Forums, in denen Shakespeare zugleich die willkommene Ver anlagung fand, daS von ihm verachtete Volk in seinem ganzen Wankelmuth, seiner erbärmlichsten Haltlosigkeit darzustellen. Herr Mitterwurzer hatte als Marc Anton geniale Momente, die unS an Dawlson erinnerten. Er ist stetS trefflick, wo die Rede bewegt wird und dramatischer Malerei sowie der Charakteristik Handhaben giebt. Bei mehr rhetorischen Stellen erscheint sein Organ etwa- eintönig, und für gewaltsam stürmische AuSbrüche wünschten wir ihm noch größere Kraftentfaltung. Herr Krause spielte den rauhen mürrischen „CaSca" mit origineller Auffassung. Diesem für humoristische Charakter- und Episodenrollen so begabten Darsteller fehlt aber die stylvolle Hal tung in dcr TrA ^e ; ihm zum Genrebild. Link als Octavius Cäsar yo^ oie Züge, welche den kL Herrscher ankündigen, bezeichnend hervor; die übrigen Verschv wurden von tüchtigen Kräften gegeben: Trebonius, DeciuS B MetelluS Cimber und Cinna von den Herren Deutschs Seidel, Claar und Mittel!, ebenso die drei Bürger Herrn Rapp, Herrn Engelhardt und Herrn von Lew welche in den Bolksscenen trefflich wirkten, während die ML der Verschwörung hier und Vvrt in einen etwa- zu hohlen verfielen. Die Frauenrollen sind nur episodischer Art. Fräulein sprach die Portia eneraisch und voll Gefühl, wenngleich die matische Plastik in Geberde und Stellung, bei dem Römers doppelt unerläßlich, noch zu wünschen übrig ließ. Fräub De als Calpurnia entsprach diesen Anforderungen besser, während, gekehrt ihr Vortrag noch wärmer und inniger sein konnte. " Roth als Lucius konnte anfangs etwas verschlafener ersä Herr Gitt (ClodiuS), Herr Stürmer (LuciliuS), Arnau (Titinius). Herr Saalbach (Artemidorus) spielten kleinen Rollen durchweg angemessen. Herr Neumann al-s Cinna gab ein recht gutes Bild von der Angst eines Poeten, für seine schlechten Verse zerrissen werden soll, was den hem> Dichtern nur auf dem Forum der Kritik zu passiven pflegt. Rudolf Gottschal! Tonkünstlerverrin. Leipzig, 19. October. Gestern fand im Concertsaale ConservatöriumS eine vom Leipziger Tonkünstlervei veranstaltete Musikaufführung statt, welche vor eingeladenew! blicum verschiedene größere und kleinere Compositionen leb Tonsetzer zu Gehör brachte. Die größeren Ensemblestücke bch in einem Trio (0i8 moll) für Pianoforte, Violine und Violri von E. Teurer (Op. 4), einem Duo (H. moll) für 2 CK von Jos. Rheinberger (Op. 15) und einer Sonate für Pianoforle und Violoncell von E. F. Richter (0p. Letztere erwies sich als die werthvollste, gediegenste und reichste Composition von den erwähnten dreien, und Herr meister Ne in ecke sowohl wie Herr Hegar trugen daS bei, das schätzenSwerthe Kammermusikstuck im vorteilhaftesten! erscheinen zu lassen. — DaS lieblich anzuhörende, nobel geh und schön gearbeitete Duo von Rheinberger mit seinen Zügen und hübschen Klangeffecten verfehlte nicht, eine Wirkung auf die zahlreiche Zuhörerschaft auszuüben, während Trio von Deurer trotz ferner talentvollen Physiognomie jugendlichen Leidenschaftlichkeit sich nicht einnehmend zu präsei vermochte. Man vermißte noch zu sehr die nöthige org Entwickelung und daS wählerische Schaffen eines ausge Musikers. Am meisten wirkte daS Scherzo. — Beide hätten übrigens eine etwas sorgsamere Vorbereitung ver können, zudem schien der Flügel im Dienste der Kunst Redliches geleistet zu haben. Außerdem hörten wir drei Nummern auS: „DeS Tro« von Säckingen Lieder aus Welschland", Cyclus von 9 Gesq für eine Singstimme mit Pianofortebeglertung von Ernst Taubert (Op. 7)', sowie drei Nummern aus: „Reiterlied für eine tiefe Singstimme mit Pianofortebegleitung von Frt von Holstein (Op. 25). Während die ersteren (gesungai Herrn Rebling) namentlich das mittlere Lied „Nun liegt Welt umfangen", Achtung vor dem Talente deS Componisten flößten, erzielten die letzteren geradezu eine durchschlagende» kung. Die Holstein'schen Lieder, durch und durch frisch und! sund, geben sich natürlich und sind mit der Feinfühligkeit de- gebildeten Musikers im Einzelnen schön ausgearbeitet. T' empfundenen Lieder fanden in Herrn Behr einen Int der die Intentionen deS Componisten in schönster Weise Publicum zu vermitteln wußte. vr. A. Thierfelde^ L«» d,vv« ai» r«»p»r»r»r »» 8 OLrl »ltl »« as. Oot. »« 1« 0«1. »« 15. 0«t 1» lL ^,A»»«1 . . . . 4- 8.6 ff 10.2 4Uü»nt« . . . . — IröninxsQ. . . — - 9.0 L'illenLo. . . . - 15.0 ^r»»UMieL. . . - S.4 - 11.0 . . . . - U.2 ff 10.2 - 8.9 llsw - 10.6 Lkvr« - 10.4 - 11.2 ?1or«L» . . . . - 12.0 Sr«»1 ff 9.8 - N.4 »»«««« - 5.6 ?»ri« - 86 - 9.2 rrt„t - 12,0 . . - 8.6 - 7.8 Vi«» - 7.1 , - 9.2 - 7.2 OovZtimtlliopol. — 4orä«»u» . . . - 7.7 - 8,0 04«»»» .... -ff 10.5 S»70LL» .... — Xo»Ium .... — »4»r,«iU« . . . - 11.6 ff - 11.2 Mx» ff - 4.4 roilloL . . . . ff 19.2 ff 7 10.4 ?«t«r»durr . . ff - 4.9 Ü»ro«1ooL . . . - 16.0 — ll»1»tLßckor» . . — SUd»o - 11.2 — 8»p»r»ru1» . . ff . o.r . . . - 14.0 — Stockholm . . - 3.0 «»Ariä . . . . - 13,4 '0.6 .... ^ ».« ! r
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