gende oder zum Erklingen zu bringende Instrument. Denn obwohl dieser Schröder, letztere ja auch in seiner Eigenschaft als Notenschreiber mit dem Buch sehr ® ichter u - intensiv zu tun hat, so wird es doch kaum je dahin kommen, daß einmal der Durchschnitts-Gebildete Noten, musikalische Phrasen und kontrapunktierte Stimmen ebenso kurrent lese, wie er Silben, Worte und die Verschlingungen des logisch gestuften Satzbaues seit Kindesbeinen „vom Blatt zu spielen“ ge wohnt ist. So wäre denn das Buch in Wirklichkeit das Instrument des Dich ters; vor allem heutzutage, wo Dichtung und Dichtungsverbrauch immer mehr eine häusliche Angelegenheit des Einzelnen werden und auf ein ge hörtes und vorgetragenes Gedicht, welcher Gattung es auch sei, zumindest tausend gelesene kommen; und so wäre, wenn wir ein Spannungsverhältnis wie die soeben angedeuteten als den eigentlichen, den in Wahrheit auch von Ihnen geforderten Inhalt unsres Themas annehmen wollen, die in ihm ent haltene und nun in der Tatauch wesentlich umfassendereFrage,die nach dem Geheimnis der Kluft zwischen Künstler und Kunstwerk, zwischen Schöpfer und Geschaffenem und damit zugleich die Frage nach dem Geheimnis des Weges, der diese Spannung, diese Kluft überbrückt, nach dem Geheimnis des schöpferischen Vorganges selbst. Sie werden gegenüber so entscheidender Fragestellung begreifen, daß ich mich in einer gewissen Bedrängnis fand, wie ich es wohl anfangen solle, von Din gen zu reden, deren immer wiederholtes Erleben zwar meine Eigenschaft als Dichter ausmachen würde, zu denen aber rückblickend ich doch nur durch den Sprung über meinen eigenen Schatten gelangen könnte. Wie sollte das, das niemand, nicht einmal der Philosoph zustande bringt, einem armen Verse- macher gelingen, zu dessen seelenhygienischen Vorschriften doch nach allge meiner Meinung auch die gehört, sich nicht durch spitzfindige Gedanken in der produktiven Laune stören zu lassen? Man wird sich ferner kaum darüber wundern, daß ich in dieser Bedrängnis mich nach fremder Hilfe umsah. Ich hoffte sie in zwei verhältnismäßig nahe fließenden Quellen zu finden und zwar in je einer für je eine Seite des Dilem- 11