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Dresdner Nachrichten : 12.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186806121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18680612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18680612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-06
- Tag1868-06-12
- Monat1868-06
- Jahr1868
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- Dresdner Nachrichten : 12.06.1868
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zeigen. Herr Keil hat mit bedeutenden Kosten in seinem Garten- Etablissement ein Lichtmeer geschaffen, wie es Dresden nirgend ander-wo besitzt, und wird durch die jetzige Macht und Schön heit der Lichteffecte selbst der verwöhnteste Pariser oder Berliner überrascht sein. — AlS vorgestern Abend ein Maurerlehrling seinen Neu bau, auf den er auf der Leubnitzerstraße arbeitet, verlassen wollte, hatte er das Unglück, über einen Erdhaufen zu stürzen und dadurch das rechte Bein zu brechen. Er wurde zu seinen auf der Josephinengasse wohnhaften Eltern gebracht. — — In Bezug auf den iir der Diensragsnummer mitge- theilten höchst beklag.'nSwerlhen Unglücksfall in Radeberg wird uns von dem Besitzer des belr. Eisenwerkes mitzetheilt. daß den seiner Familie so plötzlich durch den Tod entrissenen Schlosser gesellen Heran anu Hernlein nutzt die mindeste Verschuldung trifft, und seine Unvorsichtigkeit dalier keineswegs den Unfall herbei geführt hat. — Herr Restaurateur Born, an der Frauenkirche 9, wird zum Wollmarkte am 13. d in seinem sreunvlichen Lokale erweis Neues biete», und zwar ein Frühstücks Eoneert, welches, mit Nücksicht auf die nuffckaliflb.ai Taleiue des Wirlbes selbst uns die Bortrefflietzkeit seiner Bewirthung. eiere recht aiigenelime Morgenunlertzaltung ru gewahren verspricht. — In Leipzig isr am 9. Juni das vierjährige Kind des Zimmergesellen Höhne au' der Sidenienstraße von einem Kohlenwagen überfahren und hierdurch schon gelöster worden. — Aus Berlin wird geschrieben: „Bor einigen Tagen kam ein Polizeibeamrer aus rrcipzig hierher, um eine von dort aus reguirirle Gefangene erbzubelen. Das Frauenzimmer war ^ zufällig erst lurz vorher in der S adtvcigrer von einem mun- ; leren Knaben entbunden worden, io dos; der Transvorreur aur ! der Rückreise wohl vMr übel seine Fürsorge auch aus den klei ! nen Wellbürger auedelmeir muhte. Die Aufgabe war keines- ! rvegs leicht, da die Mutter nicht im Srande war. >hr Kind selbst zu nähren und der Junge mitunter so heftig schrie, daß der Beamte sich in seine: Verzweiflung öfter Herbeilaffen mußte, ihm in eigener Person die Flasche zu reichen, Trou aller Un annehmlichkeiten gelangten die Tran glücklich nach Wittenberg, Kaum war der Zug in tun Bahnhof cingUausen, als der Kleine auch wieder mir wahrhaft mörderischem Geschrei nach seiner Saugflasche verlangte, in der sich unglücklicher Weis» kein Trop fen Milch mehr vorsand, Tie Gefangene zeigte sich um ihr Kind sehr besorgt und bat den Beamten schließlich, dasselbe einstweilen in Obhut zu nehmen, wahrend sie etwas Milch her verschaffen wolle, Aehnlich dem bekannten „Stadt Soldaten' , war der Leipziger gutmüthig genug, daraus errnugehen. Er wiegte den Säugling in seinen Armen und suchle ihn aus alle mögliche Weise zu beruhigen, während die Mutter dm Wag gon verließ und dem Stationsgebäude zueilte. Nrch einiger Zeit ertönte die Sigrralglccke zur Werterfahrt, das Frauenzim mer aber war noch nicht zurückgekehrt. Da begann dem Be amten ein Licht auszugeherr. Mit dem Kinde auf dem Arme stürzte er auf den Bahnhofs Inspektor zu und theilte demselben sein Mißgeschick mit. Der Zug mußte warten; der ganze Bahnhof, ja späterhin die ganze Stadt wurden durchsucht, aber nirgends fand man eine Spur von der Entflohenen, Mit schwerem Herzen mußte der Transporteur sich endlich auf den Weg machen, um wenigstens den Säugling glücklich in Leipzig abzuliefern, für welchen derselbe bis dahin aalen? vr.Iru? Mut terstelle übernehmen mußte. Seine Arrestamin hat sich bis jetzt noch nicht wieder ermitteln lassen." — Oeffenlliche Gerichtssitzung am 1l. Juni. Als Angeklagte erschienen die Handarbeiter Jacob Kujawa und Ernst Müller aus Mockritz, beschuldigt, am 20, Oktober, eines Sonntags, Kartoffeln emwendet zu haben. Das Gerichtsamt im Bezirksgericht hatte sie je zu 22 Tagen Gcfängniß verur theilt. Beide Angeklagte stellen die Entwendung in Abrede, sie hätten im guten Glauben sich Kartoffeln geholt, hätten aber nicht auf dem Felde des Gemeindevorstands Franz in Räcknitz gestoppelt, sondern auf dem des Occonomen Dbbrrcr in Dresden und hier habe der angestellt gewesene Flurffchütze Nichts da gegen gehabt. Diesen Behauptungen stehen gegenüber die Aus sagen Franz' und dessen Pserdcjurgen, sowie des Flurschützen. Erster« sagt aus, daß er die beiden Angeklagten auf seinem Felde gesehen und daß diese bei seinem Er'chnnen die Flucht ergriffen hatten, welche Aussage der Pserdejunge dahin vervoll ständigte, daß er die beiden Anger'chuldigten auf dem Felde seines Dicnstherrn habe hacken sehen. Der Flurschütze will Beide nicht kennen, ihnen auch nicht Erlaubniß zum Stoppeln gegeben haben. Die Kujawa und Müller abgenommenen Kar toffeln betrugen ungefähr 1 Scheffel mit einem Werlhe von l Thlr, Straleanwatt Held hält die Schuldsrage durch die Zeu genaussagen für erwiesen, stellt aber nach einer klaren und überzeugenden Deduction über Miturheberschaft bei Forst- und Felddiebstählen ins Ermessen des Gerichtshofes, eine Abminde- rung der Strafe durch Wegfall der Annahme von Miturheber schaft eintreeen zu lassen. Der Gerichtshof entschied demgemäß und setzte die Strafe auf je 13 Tage herab. Die Angeklagten verließen nur zögernd den Gerichtssaal: wie es schien, hatten sie aus dem von dem Vorsitzenden ziemlich leise vorgelessnen Urtel nicht gehört, wie ihre Sachs ausgefallen war. — Zwischen dem Restaurateur Carl Heinrich Buschmann und Earl Friedrich Wilhelm Beiger bestand ein EeichästSverhältniß, indem dieser Bier von Buschmann bezog und vertrieb. Einige Zeit nach Aus losung des Gcschästsverhälttrrsscs und nachdem Belger ein eigenes BiergOchäst etablirt, schrieb Letzterer an Buschmann einen Brief, welcher unter Anderem auch besagt, Buschmann wäre äußerst unverschämt, zu sogen, er, Belger, hätte eine Eommanvite von ihm und er verbitte sich, seinen Besuch, wenn er nicht wvlle zur Thür hinausgeworsen werden. Buschmann klagte wegen Beleidigung und Belger erhielt eine Strass von 5Thlr. zudictirt. Buschmann stellt eine Veranlassung zu der Be leidigung in Abrede, währenv BelgerdurchbricflicheAcußerungm Buschmanns gereut worden sein will, auch die Absicht zu bs- lcttugen verneinie. Das Gericht nahm eur Gereiztsein des Privaten:- E geklagten an und setzte die Strafe auf 2 Thlr. herab. — In Wittgens- dorfbeiDippoldiswalde fand am 2. Februar eineGemeindevcrffamm- lung statt, ivo über Wcgbausachcn verhandelt wurde. In die ser Versammlung sagte der Gemcindevorsiand Ranft zum srü- / ein Vorstände Huhn, er welle den Weg zum Schaden der Gemeinde gebaut haben, er hätte überhaupt nicht zum Nutzen der Gemeinde das Amt geführt, 40 Thlr. hätte er derselben verwirthschaftet. Huhn erwiderte sofort, Ranft sei zu kenntniß- schwach zum Vorstande und vertrete die Gemeinde eigenmächtig. Das Gerichtsamt Dippoldiswalde nahm Compensatio» der Be leidigungen an, sprach Ranft frei und verurtheilte Huhn in die Kosten. Dieser appellirte und führte aus, daß die Aeuße- rurrgen Ranfts keine Beleidigung, sondern eine Verläurndung sei und einen Makel auf seine Ehrlichkeit werfe; auch habe er nicht gesagt „zu kenntnißschwach zum Vorstände," sondern „zu kenntnißschwach als Vorstand", wie ihm ^bezeugt werden könne Andererseits ist aber auch durch eine bei dem Antrag befind liche Versagung des Gerichtsamts Dippoldiswalde bemerkt, daß Huhns Verwaltung nicht zu den geordnetsten zu zählen war. Der Bescheid wurde bestätigt, und Huhn auch in Bezahlung der Einspruchskosteii verurtheitt. — Zwischen den vorerwähn ten Personen schwebte noch eine Rügensachs, auch in dieser wurde Ran st freigesproch n und Huhn in die Kosten verur- theilk. Bei einer Gemeindeversammlung am 30. Septbr. hat Ranft dein Huhn vorgeworfen, er hätte sich die Beine wegge- lausen, um eine Straße durch Witlgensderf zu erhalten, wOche ihm zum Nutzen, aber der Gttn.nirde zum Schaden gereiche. Huhn cenuneirte, und Ranst sagte, er sei zu dieser Aeußerung durch sie Aussage des Huhn veranlaßt worden, er habe eiaen- mächlig ohne Beschluß der Gemeinde gehandelt, um der Siraßs ein.' andere Richtung zu geben Ranst bestritt die Eigenmach- ligkeit und berief sich auf Gemeindebcschluß und dis AmtS- hauptmünnschalt. Das Gerichtsamt nahm auch hier Cempen- sation an und fallls oben reserirtes Erkenntnis;, Das Be zirk, gricht nahm an, daß in dem Vorwurf der Eigeiuuachü,;- kett keine Beleidigung eruhalteu sei und daß daher eine Eom- pcmation nicht einzutreten habe und erkannte daher ans 2 Thlr. Geldluße gegen Ranst wegen Beleidigung und Tragung der Kosten. T>M'Sstcsl!>ichtc. Wien. Der Prinz Napoleen führt hier das Leben eines vornehmen Vergnuguirgsreisenden der die Stadt und ihre her vorragenden Bewohner kennen lernen will und zu diesem Zwecke seine Zeil zwischen Spazierfahrten und empfangenen oder er- wiederlen Besuchen theilt. Der demokrat.sche Zug in seinem Charakter giebt sich dabei insofern kund, als er die Berührung mir dem allgemeinen Publikum nicht scheut; im großen Ba sin des Dianabalas umspalre dieselbe Fluth den Leib des Napo- leoniden zugleich mit denen von weniger hochgestellten Wiener Herren, und bei Schwender in Hietzing genoß er die dort üb liche Augenweide ebenfalls ohne jede Erelusi-ntät. Dis zwischen di.se Exkursionen fallenden Diners und andere Begegnungen mit dem Kaiser Franz Joseph, Freiherr» v, Beust und Graf Andrassy tragen nur den Charakter gastfreundlichen Verkehrs. So wird man es denn unschwer glauben, wenn von unter richteter Seite nachdrücklich versichert wird, daß der Prinz kei neswegs als Allimzue ber oder überhaupt mit einer politischen Ausgabe nach Wien gekommen sei, sondern lediglich, um in Wien, das er zum ersten 'Male besuche, die leitenden Persön lichkeiten, die Stimmungen der Parteien und die öffentlichen Zustände aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Von Wien reist er wahrscheinlich Sonnabend ab. Er besucht dann zunächst Prag und begiebt sich von da erst nach Pesih, I», Verkehr mit den österreichischen Staatsmännern betont der Prinz seine friedliche Auffassung der Situation, Pesth, 10. Juni. Klapka begrüßte gestern den Prinzen Napoleon in Szasadunak als Befürworter einer Allianz zwischen Frankreich, Preußen und Oesterreich; die Seimmung in Ungarn sei gegen den Moskowitismus. Belgrad, Mittwoch, 10. Juni, Abends. Heute Nach mittag 5 Uhr ist der regierende Fürst 'Michael während einer Promenade im Parks von drei Individuen überfallen und mit telst Revolver niedergeschvssin worben. Es herrscht furchtbare Aufregung. — Nachts. Fürst Michael ist todr, ebenso seine neben ihm tödtlich getroffene Cousine Anna Konstantinownich. Die Techtcr der Letzteren, Katharine, sowie der Hauptmann und Adjutant Garaschanin und der Leibdiener sind sämmtlich verwundet. Die Mörder sind angeblich drei Brüder Raduano- vich ; einer derselben ist sestgenommen worden, die anderen bei den sind entstehen. Alles ist abgesperrt und ein Cordon um die Stadt gezogen. — Fürst Michael NI. Obrenovich, geboren am 4. September 1825a, folgte seinem Vater, dem Fürsten Milosch, im Septbr. 1860 in der Regierung und wurde durch Berat der hohen Pforte vom 7. October 1860 in der Fürsten würde Serbiens bestätigt. (Dr. I.) Antwerpen. Der hiesige Zoologische Garten besitzt seit längerer Zeit zwei prächtige bengalische Tiger, von denen einer, um nach London befördert zu werden, in einen soliden TranS- portkäsig gebracht worden war. Nachts zwischen 3 und 4 Uhr sahen Eiscnbahnbeamte ein Thier über die Mauer springen, die den Eingang zun; Zoologischen Garten von der Eisenbahn trennt Es war der Tiger, dem zuerst ein Abtrittkarren in den Wurf kam; er fiel über das Pferd her, an dessen Weichen er sich festkrallte, während er ihm einen Biß am Schenkel ver setzte. Der Fuhrmann, der sich zuerst auf sein Pferd gerettet hatte, erhielt durch die Tatze eine Wunde am Schenkel und flüchtete sich auf den Karren, während das Pferd in Angst dem Marktplatze von St. Jacques zueilte. Der Tiger, welcher dem Pferde nachsetzte, traf einen Mann, einen Gärtner, der gerade von der Straße St. Jacques herzukam, warf sich auf ihn, zer riß ihm Brust und Beine mit den Krallen, packte ihn an der Gurgel und verletzte ihm eine tödtliche Wunde. Der Tiger schleppte die Leiche noch eine Strecke fort und ließ sie dann liegen, um in dur Hof von St. Anna cinzubrcchen Indessen hatte der Dircclor des Zoologischen Gartens, Belemans, sich mit seinen Leuten aufgemacht und tras das Thier an der Ecke des Markiplatzes von St Jakob am Hause von Verstregen. Gegenüber hatte ein Nachtwächter mit einigen andern Personen Zuflucht in einem Krämerladcn gefunden unv das Thier drohte, durch die Fenster einzudringen; cs machte Halt, setzte dann je doch seinen Laus fort, bis es VekemanS mit seinen Leuten ge lang, dasselbe in den Hof von St. Anna zu treiben. Hier wurde es von vier mit Gewehren bewaffneten Männern um- : stellt. Als die Leute auf eine Entfernung vv» zwölf Fuß dem s Tiger nahe waren, setzte er sich, al» wolle er sich sprungfertig machen. Bekeman» schoß nun zuerst; drei Schüsse sielen n-ch einander. Der erste Schuß fehlte; bei dem zweiten fuhr da» Thier zurück; der dritte versetzte ihm die TodeSwunde; doch schleppte eS sich noch fort, bis eS noch einen Schuß erhielt, an dem es verendete. Aus einem anderen Berichte erhellt, daß der Tiger, nachdem, er entwichen war, auf den, Bahnhofe um- herging; ein Nachtwächter hielt ihn für einen großen Hund und ließ ihn ruhig gehen; mehrere Arbeiter, die den Tiger er kannten, sprangen auf eine Lvcomotive und wurden nicht weiter behelligt. Der gelehrte Schnapst. Motto: Tas Thier bat auch Ber»u»jt. Lchcklcl'S „Wilhelm TU". Gestern Vormittag besuchte mich ein Künstler, der mir ^ vielfache Empfehlungen von Wiener Journalisten mitbrachle; ein Künstler, der bei dem Kaiser in der Hofburg eine drei stündige Audienz gehabt und an dessen Produktionen sich, wie Wiener Zeitungen berichten, der jugendliche Erzherzog Rudolph und die kleine Erzherzogin Gisela sich nicht flutschen komilen. Es war ein vierbeiniger Künstler, es war der gelehrte Hund Schnapsl, der mir seine Aufwartung inachte und dea Rummel los hatte, denn er schwänzelte gleich ganz bedeutend um mich herum und zeigte, daß er eine gute Schnauze besaß, was bei reffenden Künstlern meist immer der Fall ist. Ich schloß den Schooßhuud der Wiener Kritik in meine Arme und gelobte an, ihn; durch »iS nicht das Fell zu zerzausen, oder ihm Eins auf dem P!r zu brennen, wenn er bei seinen Produktionen nur sonst mit Ehr » bestehe. Sein H >r und Muster, welcher nach der Assiehe mit die sem eist deu Fahre alten, gelehileu Hundevieh Vorstellungen in der „höheren Rechnen- und Buchstabenkunsl" giebt, befahl i!nn, Platz zu ergreifen. Schnapsl sprang auf den Tisch und ich setzte mich in meinen Lehnstuhl. Anfängen! Musike! — Lus dem Tische wauden 40 Karten ausgebreilet mit den Zah len l bis 40. Wählen Sie, mein Herr, gefälligst eine Num mer und sagen Sie solche laut an. Ich rief: 39. Schnapsl suchte und reichte mir sofort in seinem Schnäuzchen die Karte mit der Zahl. Weiler! Nun denn: 18. Wiederum Dar reichung deS Gewünschten. Reiche jetzt die Hälfte der Zahl. Der Hund brachte mir sofort die 9. Wollen Sie »iche eine Zahl zufiigen, damit der Hund addirt? Ich nannte l-1. Prß auf! Was legst Du zur 9, daß 14 herauskommt? Schnapsl prüfte nicht lange, er ergriff die 5. Ich war gerühit, ich mußte den Hund umarmen. Jetzt ging es an das Subtrahiren. Er zog ab. Karte 20 her. Wie viel ab? Fünf. Sofort legte mir der Hund die 13 hin. Ich versuchte mit 30; 17 davon ab. Puff, lag die 13 da. — Abermalige Umarmung. Ich glaubte, die Sache sei zu Ende. Nein! Jetzt begann die Lesestunde. Auf dem Tische wurde in Karten das ganze Alphabet ausgebreilet von A bis Z, und ich wurde ersucht, irgend einen Namen auf eine Pergamenttasel zu schreiben. Ich schrieb für den Hund den Namen „August" nieder, schnell, flüchtig, wie Jeder weiß, der meine Pfote kennt. Schnapsl überlegte einige Secunden. Vorwärts, mach' den August zu recht! Der Hund ergriff das A, dann das u, g, wieder u, zuletzt das s und das t. Kurz und gut, der August lag auf dem Tische und später wurde ihm auch noch eine „Bertha" bei gegeben, Alles das Werk von dem guten Schnapsl. Ich war gerührt, ich wollte eine Thräne vergießen, dazer aber war keine Zeit, es begann die Tanzstunde nebst gymnasti schen Hebungen. Ich habe in meinein Nedactions- und Jour nalistenleben manche Ballerina bei mir gesehen, »orgetanzt Hai mir aber kein« Etwas. Schnapsl war williger. Trotzdem, daß mein Pudel Mohr iin Nebenzimmer knurrte, denn in der Kunst Hst immer ein Hund über den andern her — Brodneid, setzte sich der Wwner auf die Hinterbeine und — hopp, Mathildckien Schlenkerbein — ging eine Franpaise los, die wahrhaft classveh, war. Ich reichte ihm als Spiclhonorur ein Stück Schwarten wurst und versprach, ihm einen Artikel in den Dresdner Nach richten zu widmen. Hier ist er. Schnapsl producirt sich vor der Hand auf der Schillerstraße im Saale zur „Sänger- Eiche". Man gehe hin und schaue; eS ist Alles Wahrheit; der verehrte Leser glaube nicht, daß ich ihm mit der Gelehrsam keit des Hundes einen Floh ins Ohr gesetzt habe. v. * Paris. Der Magen der Kaiserin. Die Normandie, deren Hauptstadt Reuen ist, erzeugt bekanntlich den besten Aepfelwein unter der Sonne, — ohne Sachsenhausen zu nahe treten zu wollen. Bei dem kürzlichen Besuche der landwirt schaftlichen Ausstellung daselbst wollte die Kaiserin Eugenie sich nun selbst von der Vorzüglichkeit dieses Provinzialgeteänks über zeugen und bat deshalb den Deputirten Aucel, der sich in ihrer Nähe befand, ihr ein Glas davon reichen zu lassen. Da sie aber kurz zuvor etwas Champagner getrunken hatte, so machte Herr Aucel sie darauf aufmerksam, daß die Mischung der bei den Getränke ihr unangenehm werden könnte. „Ist die Ver stimmung für meinen Kopf oder meinen Magen zu fürchten?" fragte die Kaiserin. „Für den 'Magen, Madame," antwortete Aucel. „Nun dann fürchte ich nichts; ich habe einen so soli den Magen wie ein Matrose," replicirte die hohe Frau und leerte das Glas (Lider — es war nicht klein — mit einem Zuge. Das Volk von Rouen war sehr entzückt über diese dem Nationalgetränk erwiesene Ehre. So erzählt ein Correspondent der „Liberia", der die Wahrheit dieses historischen Aepfelwein- trunkeS verbürgen mag. * Ein 'Nordamerikaner soll der französischen Negierung bchufs der Erlangung eines ausschließlichen Privilegiums eine Erfindung vorgelegt haben, beim Buchdrucke statt der Drucker schwärze Phosphor anzuwcnden und denselben derart am Papier zu sirircn, daß die Buchstaben iin Dunkeln als flammende Schrift erscheine,'. Die Erfindung soll nächtlichen Lesern zu Gute kommen. Im Wintergarten zu Breslau ist die Einrichtung ge- tosten, daß die einzelnen Kellner mit einem Kart.nrblatt oeeo- rrrt sind, nach welchem sie gerufen werden. Die Gäste rufen daher nicht z. B. Jean, Louis, Joseph rc, sondern Herzkönig P.tzehner, Treffbub rc.
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