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Dresdner Nachrichten : 26.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186806263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18680626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18680626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-06
- Tag1868-06-26
- Monat1868-06
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.06.1868
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doch*»« leider der Ghef der Armenversor-un-ßLehörde, Herr Stadtrath Teucher, durch Unwohlsein am Erscheinen behindert. — Mögen Alle, welche durch ihre Gegenwart oder durch freundliche Gaben zur Erhöhung der Festfreude beigetragen haben, in der Zuversicht einen stillen Lohn finden, daß der Jubel de« Tages in dankbaren Kinderherzen noch lange nach hallen wird. — In einer der letzten warmen Sommernächte ging ich durch eine der Straßen des sogenannten englischen Viertels, mich labend an dem Blüthendufte, welchen mir ein leichter Westwind auS den nahegelegenen Gärten entgegenfächelte. Wie fuhr ich aber erschrocken zusammen, als mich plötzlich heftiges Schneegestöber umwehet«; ich glaubte fast in Wirklichkeit ein Mährchm aus Tausend und Eine Nacht zu erleben, und wurde erst ruhig, als ich bemerkte, daß das vermeintliche Schnee gestöber aus einer Menge Bettfedern bestand, welche von einem Fenster der dritten Etage aus auf mich hernieder wirbelten. Wie ich später erfuhr, soll sich in Folge eines ehelichen Streites ein erzürnter Ehemann das freilich etwas theure Vergnügen gemacht haben, mitten im Sommer einen Schneefall hervor zuzaubern. — Der neue Saal im Hotel de Sare. Verschöne rung ist die Parole der Zeit und somit ein Ausfluß der Poesie, denn Poesie bedingt das Gefühl für dis Schöne, Daß dieser Geist der Verschönerung sichtbar durch unser Dresden geht und sein Impuls sich nicht verkennen läßt, finden mir in den ge- schmackoollen Neubauten, an den werthvollen Auslagen und inneren Einrichtungen der Gewölbe re. In dieser Verschöner ungsepoche konnten natürlich Hotels. Gast- und Kaffeehäuser, wie öffentliche Säle nicht Zurückbleiben, namentlich der Saal des Hotel de Saxe, wo im Winter nicht nur die Sinfonie- Concerte der k, musikalischen Kapelle, sondern alle die musika lischen Äkavemieen heroorragender fremder Künstler stattfinden. Die Herren Mar und Carl Dorn, welche jetzt vereint mit der Mutter das alerenommirtc Hotel führen, schritten zum Werke und ertheilten dem Herrn Baumeister Schreiber den Auftrag, die Neugestaltung des Saales zu entwerfen und unter seiner Leitung auszuführen. Es ist glanzvoll und mit Ge schmack geschehen Die Grundfarbe des Saales mit seinem Oberlicht in dem Kuppelbau ist weiß und golv und statt der allen blechernen Kronenleuchter mit ihrem offenen Lichte prangen jetzt drei gcldne Lustres in geschmackvoller Form, wovon der mittlere 24 und die anderen jedcr 18 große, durch Milchgläser gedeckte Flammen spenden. An den Eeitenwänden des Saales entlang sind in gleicher Form wie in der Höhe große goldene Armleuchter angebracht, so daß im Ganzen der Saal durch 84 Flammen beleuchtet wird. Die Logen, in einer Draperie von brauner Farbe mit Goldverzierung, gestalten sich höchst nobel und auf den ersten Blick hielten wir den dazu verwendeten Stoff für ein Erzeugniß von Wolle, bis wir uns überzeugten, daß es Tapete sei, die man der Fabrik des Horm Hoflieferant Heinrich Hopffe entnommen. Zur Ausführung der Malerei haben vereint die Herren Franckel, Nictzscher und Sachse ge wirkt, wo man, weil der Saal meist Product onen gewidmet ist, , nicht versäumt hat, die Bildnisse von vier Heroen der Tonkunst anzubringen. Man sieht die PortraitS von Seb. Bach. Mozart, Haydn und Beethoven. An die Seitenwände des Saales, der vorgestern eingeweiht wurde, kommen noch dieser Tage geschmackvolle Sopbas, und der Uebelstand der Garderobe zimmer findet auch Abhilfe. So wäre denn wieder ein Schritt vorwärts geschehen in einem Hause, wo im Winter die Ton kunst die Elite der Gesellschaft vereinigt und vornehme Fremde mit Familien aus allen Ländern einkehren, weil der langjährige gute Ruf des Hotels ihnen Bürgschaft giebt, hier alle die jenigen Annehmlichkeiten zu finden, welche das Leben in solchen Krersen fordert. — Am 19. d. M. sind in München drei Franzosen von der Polizei verhaftet worden, welche polnische Wertpapiere um- zusctzcn versucht hat'.en, die als zu jenen im Monat Juni 1863 bei Gelegenh-it der letzten Jnsurrection aus der Schatz- commi'sion zu Warschau gestohlenen, einen Werth von 3,200,000 Rubel habenden Pfandbriefen der polnischen Credit- foncier - Gesell'chast gehörig erkannt wurden Unter den Pa- picren, die man jenen drei Personen bei der Verhaftung ab nahm, befand sich auch eine Leipziger Hotelrechnung, und durch diese ist es bei der nunmehr erfolgten Communication der Münchner mit der Leipziger Polizeibehörde gelungen, festzu- ficllen, daß jene Gauner auch einige Tage in Leipzig verweilt uns ein dasiges Bankinstitut beim Umsatz eines falschen eng lischen Wechsels und mehrerer achter, aber vor einiger Zeit in London gestohlener englischer Actien betrogen haben. — Vom 1. Juli d I. ab werden die Egmont'schen Fahr karten, die bereits auf mehreren sächsischen Staatebahnen cin- geführt sind, auch auf der Sächsisch-Böhmischen Slaatsbahn verausgabt. — Gestern Vormittag gegen 10 Uhr entdeckten die dort exercrerendrn Solda'cn im Schotlengrunde (beim Fischhaus) einen Erhängten und schnitten solchen ab. Derselbe war gut gekleidet und soll ein herrschaftlicher Diener gewesen sein. — In Seifen bei Dippoldiswalde ist am 23. Juni die Hennigsche Mühle, sogen. Maltermühle, bestehend aus Wohn haus, Mahlmüble, Schneidemühle, Seitengebäude und Scheune, ein Raub der Flammen geworden. Man vcrmuthet, daß das Feuer durch eine schadhafte Oesse entstanden ist. Der 37 Jahre alte Maurer Schmidt aus Malter wurde während des Brandes von einer einstürzenden Giebelwand getroffen und hat dadurch einen Rippenbruch erlitten. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 25. Juni. Dis erste heutige Privatklagsache Carl Eduard Thiele gegen Wilhelmine Hofwann in Kleinnaundorf wurde unter Ausschluß der Ocffentlichkeit verhandelt und ist nur zu berichten, daß das erstinstanzliche Erkenntniß bestätigt und darnach Thiele zu 19 Tagen und die Hofmann zu 2 Wochen Gefängniß wegen Ehe bruchs verurthcill worden sind. — Carl Gottlieb Heinrich Ro senkranz in Wilsdruff hatte Carl Herrmann Wiedemann eben daselbst des Holzdicbstahls beschulvigt und deshalb der Ver leumdung von Letzterem angeklagt war Rosenkranz mit einem Verweise bestraft worden. In Folge seines heutigen Einspruchs »urde er aber straffrei erklärt und die Kosten auf dcn Ciaat übertragen. — Im Scmmer vorigen Jahccö regle sich ruur dm VÜ'gm, vtppoildttmckda'» der Wunsch, «Ine ständig« Ger- nifon zu besitzen. Mehre derselben traten in der Absicht zu. smnmen, deshalb eine Petition an die Regierung zu senden. ES wurde zu diesem Zwecke von ihnen ein Comito gewählt und an dessen Spitze der dortige Uhrmacher Rudolph Herr- „rann Bücher gestellt. Andere DippoloiSwaldaer waren damit nicht einverstanden und unter diesen soll sich auch der dortige Bürgermeister Heisterbergk befunden haben. Von der Regie rung war ein Offizier dahin gesendet worden, um zu unter suchen, ob daselbst auch angemessene Logis für Offiziere vor handen waren, und diesen Umstand soll Bürgermeister Heister- bergk benutzt haben, um im Interesse seiner Gesinnungsge nossen den Untersuchenden blos kleinere und unpassende Logis zu zeigen. So hörte Bücher und wissend, daß außer denen noch mehrere größere und passendere Logis in Dippoldiswalde zri dem angegebenen Zweck vorhanden wären, hielt er es als Präsident des gedachien Eomit'S und als Vicevorsteher der dortigen Stadtverordneten für seine Pflicht, den betreffenden Offizier darüber aufzuklären. Zufolge dessen schrieb er einen Brief an denselben und übergab ihn dem Feldivebel der dort befindlichen Artillerie Compagnie zur Weiterbeförderung. Dieser aber beging die Jndiscretion, ihn seinem Ouartierwirth zum Lesen zu übergeben und dieser gab denselben wieder an den dortigen Buchdrucker und Nedacteur Jähne der solchcn abschrieb und die Abschrift dem Bürgermeister Heisterbergk mitthcilte, daS Original aber an den Feldwebel noch denselben Abenv zu- rückstcllte. Auf Grund dieser Abschrift verklagte der Bürger meister Heisterbergk Bücher wegen Verleumdung, erklärte die Beschuldigung dem betreffenden Offizier nur kleine Zimmer gezeigt zu haben, für unwahr und habe Buch-r Haß der Bürger gegen den Bürgermeister und ein unfreundliches Benehmen tos dort garnstomrenden Militärs gegen denselben erregt. Allerdings waren in dem gedachten Briefe auch solche Aus drucke enthalten gewesen, die dahin gedeutet werden konnten. Bücher verlangte dagegen, dos Original vorgelegt zu erhalten, di nach seiner An'ickt von ihm theilwcise eine andere Aus drucksweise gebraucht worden und möglicher Weise in der Ab schrift Abweichungen enthalten wären. Allein das Or ginal war vorher schon verbrannt worden. Dagegen wurde von Betreffenden, dem Lohgerber, seinem Ouarlierwirlh und dein Buchdrucker Jähne als Zerrgen eidlich die Richtigkeit der Ab- schrift bestätigt. Darum war Bücher zu 5 Thlr. Strafe und Mitth.ilung einer Abschrift des Erkenntnisses an den Bürger meister Heisterbergk verurtheilt warben. Bücher erschien heute persönlich vor dem Bezirksgericht und überreichte eine inzwischen aufgcsundene Copie des fraglichen Brieses. Dieselbe lautete allerdings nicht so verletzend gegen den Bürgermeister Heisterbergk, war aber leider ohne Datum und außerdem nur zu ihrer Beglaubigung ein dortiger Fleischermeistcr Zo erschienen, der den Brief an den Feldwebel vor besten Absendung gelesen haben wollte. Da- Gericht erkannte auf Bestätigung des voraus gegangenen Be scheids — Johann Gottlob Leberecht Däberitz in Groitzsch, 60 Jahr alt, der bereits sechsmal mit Gefängniß und zweimal mit Arbeitshaus wegen Diebstahls bestraft worden, ist der Ent wendung von zwei Peitschen im Werthe von 20 Ngr. beschuld'.zt. Däberitz hatte die in Rothichönberg voll führte That anfänglich abzuleugnen versucht, dann zugestanden und für Spaß ausgeben wollen, wurde aber schließlich zu 1 Jahr Arbeitshaus verurtheilt. Auch hier wurde der voraus- gcgangene Bescheid bestätigt. — Angekündigte Gerichts-Verhandlungen Den 26. d. Vormittags 9 Uhr wider Carl Wilhelm Merzdorf von hier wegen Unterschlagung und Betrugs. — Den 27. d. Vormiltags 9 Uhr wider Carl Friedrich Eichler aus Alters und Genossen wegen Diebstahls. Vorsitzender: Gerichtsrath Gross. TageSfteschichte. WormS, Donnerstag, 25. Juni. Die gestrige Vorfeier des Luiherfesles hatte in der Festhalle circa 3(XK) Theilnchmer vereinigt Die Stimmung war eine bewegte. Der Bsgrüß- ungsredner Keim (aus Worms) sagte: Der Sinn des Denk mals sei, daß Jeder frei seiner Ueberzeugung leben könne. Schlottmann sprach im Namen der Hallenser, Schenkt! in dem jenigen der Heidelberger Theologen; Letzterer wurde lebhaft applaudirt. Der König von Württemberg ist soeben, der kgl. sächsisch« Minister v. Falkenstein gestern Nachmittag hier einge- troffcn. Der König und der Kronprinz von Preußen, sowie die Großherzöge von Hessen und Sachsen-Weimar sind jetzt ebenfalls eingctroffen, Dieselben fuhren sofort zur Dreifaltig- keitskuche, wo General-Superintendent Or. Hoffmann aus Berlin die Festpredigt hielt. Nach der Kirche findet ein Früh stück statt. Circa 10.600 Fremde sind in Worms anwesend; das Wetter ist ausgezeichnet. (Dr. I.) Nimmersatt, 14. Juni. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat hier auf der Grenze ein großartiges Ge fecht zwischen Schmugglern und russischen Grenzsoldaten statt gefunden. Die Schmuggler sind wahrscheinlich in Böten längs dem Strande von Memel kommend, zwischen der erste« und zweiten Militärlinie auf russischem Gebiete mit ihren Maaren gelandet, darauf von den Soldaten ertappt und unter dem hef tigsten gegenseitigen Gewehrfeucr, wobei auf beiden Seiten Verwundungen vorgekommen, bis zur Grenze zurückgeworfen worden. Dle Schmuggler, jedenfalls Russen, haben einen groß artigen Sieg über die Soldaten errungen, denn sie haben drei zu Gefangenen gemacht, diese hierher nach Preußen geschleppt, demnächst natürlich unter gehörigen Kolbenstößen losgclassen und außerdem drei Mäntel, drei Gewehre und drei Patronen taschen erbeutet. München, 23. Juni. Die Herzogin Sophie in Bayern, Schwester der Kaiserin von Oesterreich und frühere Braut des Königs, hat sich am 20. d. M. mit dem Prinzen Ferdinand von Orleans, Herzog von Alenzon, zweitem Sohne des Herzog« von Ncworrs, verlobt. London, 21. Juni. Vor den Appellrichtern im Hause der Lords gelangte gestern der Prozeß der sogenannten „Prin zessin Olive von Cumberland" zur Verhandlung. Die Kcügerin in diesem Prozcsse, Namens Lavinia Jnnetta Horton Nyves, eine Dame im Alttr zwischen 70 und kO Jahren, behauptet näml'ch, die rechtmäßige Erbin der Krone von England zu sein und in gerader Linie von dem Herzoge von Cumbcrland, dem Sohne de» König« Georg U. atzzufiammen. Da« Interessantest^ bei dem Falle ist, daß die alte Dame diesen schwierigen Prozeß ohne jeglichen Rechtöbeistand führt. Die Verhandlungen üb« diese vaos» velädr«. welche da« allgemeinste Interesse in An spruch nimmt, dürstm mehrere Tage dauern. Italien. Privatbriefe au« Italien sprechen mit viel« Bestimmtheit von neuen Anwerbungen für eine Garibaldi'sche Expedition, die namentlich in Terni an der päpstlichen Grmze von Menotti Garibaldi selbst geleitet würden. Die „Gazzetta d'Jtalia", die etwas AehnlicheS gehört hat, sagt sehr geheimniß» voll: „Es kommt unS nicht zu, zu sagen, wer die Werber und wer die Geworbenen sind; wir machen nur die Regierung auf Eins aufmerksam, daß sie nämlich auf der Huth sein muß, wenn sie nicht irre geführt sein will." Außerdem will man auch wissen, daß die Freiwilligen diesmal nicht rothe, sondern schwarze Hemden trage» würden. Was an diesem Gerüchte Wahres ist, bleibt abzuwarten. Hamburg - Helgoland. Die kürzlich von Herrn Fischer arangirte Extrafahrt über Leipzig, Magdeburg nach Hamburg und Helga- land erfreute sich einer Theilnahme von ca. 400 Personen. Der Zug, welcher a», 6. Juni Nachmittags 2 Uhr von Dres den abging war im wahren Sinne des Wortes ein Bergnü- gungszug, denn es herrschte allgemein die fröhlichste Stimmung, welche sich auch aus der ganzen Reise erhielt. Nach einer kaum 3stündigen Fahrt in Leipzig angekommen, mußten wir aller dings ) Stunde vor dem Bahnhofe stehen bleiben, da daS Gleis nicht frei war, um aus die Magdeburger Bahn über gehen zu können. Während eines zweistündigen Aufenthalt« in Leipzig interessirte uns namentlich das neue Theater mit seiner großartigen Restauration, dazu die herrliche Aussicht auf den Schwanentcich, mir seiner neuen haushohen Fontaine. Um 7 Uhr ging es mit Ei'.zuzsschnelligkeit weiter nach Magdeburg wo für uns, allerdings auf dem nur kleinen Wittenberger Bahnhof ein Abendbrod bereit stand. Da die Localitätcn für so viele Personen nicht ausreichten, trotzdem daß der ganze Hof dazu eingerichtet war, mußte man hinsichtlich des Essens Cic- duld haben. Aus einem improvisirten Orchester concertirte in zwischen eine Militär Capelle. Warum hier Herr Fischer das Essen nicht in der großen neuen Restauration des Magdeburg- Leipziger Bahnhofes bestellt hat? Na, das nächstemal kann er es ja anders machen. — HI2 Uhr ging es wieder weiter nach Wittenberge, je tzt wurde es allmählig steiler auf dem Zuge, da sich fast Alle Gott Morpheus in die Anne geworfen, bis uns die Schaffner in Wittenberge mit den Worte Caffee! weckten Im Nu war Alles munter, und schlürfte den schon bereit stehenden Mocca. Nun ging es in Morgengrauen durch Mecklenburger, Laucnburger Felder und Steppen weiter nach Hamburg wo wir früh gegen 7 Uhr anlamen, und von einer großen Volksmenge freudig begrüßt wurden. Kaum auS- gestiegen, zerstreute sich die Gesellschaft in verschiedene Gruppen zur Besichtigung des schönen zoologischen Gartens mit de« See-Aauarium, des HasenS, sowie des grade vor Anker liegenden amerikanischen eisernen Schrauben-Dampfers „Cim- bria" rc Montag früh fanden sich über 200 Personen auf dem eisernen Dampfer Cuxhafen wieder zusammen u« die Reise nach Helgoland mitzumachen. Punkt 8 Uhr dampften wir unter den Klängen der sächsischen National Hymne, welche unsere Kapelle spielte, die Elbe hinab. Die Ufer bi« Blankenese, unfern Loschwitzer Bergen sehr ähnlich, sind rei- rend, von da ab aber kahl, da die Elbe immer breiter wird und man die User nicht mehr genau sehen kann. Auf de« Schiffe herrschte die größte Heiterkeit, wozu die lustigen Weise» der Capelle nicht wenig beitrugen. Nach 12 Uhr endlich ka men wir in Cuxhafen an, und hatten nun den hc rrlichen An blick des offenen Meeres vor uns, wobei allerdings den Zag haften schon etwas unbehaglich wurde, umsomehr, da sich ein recht artiger Westwind erhob, der uns die Wellen entgegen und über Bord brachte, so daß cs immer stiller aus dem Deck wurde und sich Alles in die Cajüten flüchtete. Hier fordene aber Gott Neptun reichlich seine Opfer, indem die meisten von der Seekrankheit heimgesucht wurden; kaum hatte noch ei« Muthigcr den andern darob ausgelacht, als plötzlich auch ih« dasselbe Schicksal wiederfuhr, was immer ein Trost für die schon wieder Gesunden war. — Endlich gegen 5, Uhr legte sich nach einer stürmischen Fahrt das Schiff Angesichts Helgo land vor Anker. Nun wurden wir mittels Boote (16 Per sonen in ein Boot) ans Land gebracht; sobald Jeder wie- der festen Boden unter den Füßen hatte, waren auch alle au<- gestandcnen Leiden sofort vergessen. Nachdem die Insel von allen Seiten in Augenschein genommen war, vereinigte un« Abends ein Ball im Conversationshause, wobei sich die Helgoländer Schönen, welche aber nebenbei gesagt sehr spröde sind, reichlich eingefunden hatten; es wurde bis nach I Uhr getanzt und herrschte bis zum Schlüsse die größte Fröhlichkeit. Früh machten Biele kleine Ausflüge in die offene See oder um die Insel, wobei man einen herrlichen Anblick genoß, wie der Andere besahen ein Tags vorher gestrandetes und ans Land gebrachtes holländisches Schiff, welches als Wrack sammt seiner Mannschaft am Ufer lag. Gegen 9 Uhr begann wieder das Einschiffen und NI Uhr lichteten wir die Anker, und kamen nach einer ganz ruhigen und schönen Fahrt gegen 5 Uhr wieder in Hamburg an. Mittwoch fuhren gegen 100 Personen vor der Rückreise nach Dresden noch nach Kiel, wo die norddeutsche Flotte, sowie ein russisches Kriegsschiff in Augenschein genommen wurde. Jedem Theilnchmer wird gewiß noch lange diese interessante Reise in Erinnerung blei- den, und sollte Herr Fischer wieder einmal eine solche Extra fahrt veranstalten, so können wir allen Denen, die dießmal nicht dabei waren, selbe bestens empfehlen mit der Aussicht auf gleiches Vergnügen, welches unS durch diese Reise zu Theil ward. k—r. * Oßi-aniqu« ücnn>Ial6„5«. Der Pariser „Figaro" erzählt: Das Tagesgespräch bildet hier das Verschwinden eines jungen Mädchens aus großem Hause, welches durch den Allachi einer hiesigen auswäriigen Botschaft entführt wurde. Der Ver führer hat seine Familie, eine Frau und zwei Kinder, zurück gelassen.
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