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Dresdner Nachrichten : 01.10.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186810016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18681001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18681001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-10
- Tag1868-10-01
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- Dresdner Nachrichten : 01.10.1868
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willig auf kr nächsten Bezirks«»!?« ab. Die wohlverdiente Belohnung, di« de« Finder -Hetzlich gebührt, wird ihm nicht entgehen. — Sin fremder Knabe, von einem orientalischen Typus, wie man solchen nur noch in Rußland und Polen anttifft, wurde vorgestern Nachmittag auf der alten Brücke ergriffen, als er eben einer vorübergehenden Dame da« Portemonnaie au« der Tasche ihre« Recke« escamotiren wollte. Es ist ihm natürlich Gelegenheit geboten worden, hinter Schloß und Rie gel über sein Borhaben reiflich nachzudenkcn. — Am Nachmittage des 10. Sept , gegen 4 Uhr, ist der herrschaftliche Förster Tschacher unweit de« Dorfes Steinitz chei Spremberg in Preußen, unweit der sächsischen Grenze) am Rande eine« Teiche« erschossen ausgefunden worden. Nach den bisherigen Ermittelungen scheint derselbe, wahrend er geschlafen, mit seinem eignen Gewehr den tödtlichcn Schuß von einem Dritten erhalten zu haben und zwar schon des Vormittags. Heber die Person des muthmaßlichen Mörders ist noch nichts ermittelt. N — Man schreibt aus dem oberen V.igtlardc: Im Wirts haus zu G-ttengrün hatten sich den 0. Sept. u. v. wie ge wöhnlich viele Gäste aus dem j Stunde entfernten, böhmi schen Marktflecken Roßbach eingefunden, um nach vollbrachtem, sauerem Wechcnwerke ihren Sonntag in aller Gemüthlichkeit bei einem Glase Bier zu feiern. — Zu diesen sitzte sich auch der Webcrgeselle Beier aus Roßbach, der als Staus und Trun- kenbold bekannt, das Kainszeichen der Verworfenheit auf der Stirne trug, daher Niemand Etwas mit ihm zu schaffen haben mochte. So angelegen er sich es auch sein ließ, eine ihn, will- lommene Rauferei kam nicht zu Stande. Er verließ gegen 10 Uhr da« Wirthshaus, band mit einem hcimkehrenden Get- tengrüner an, beleidigte düsen durch Schimpfworte, drohte ihm mit Ohrfeigen und schlug auch endlich auf ihn los. Der An gegriffene besann sich nicht lange, gab das Empfangene mit Zinsen zurück und ging durch die Flucht weiteren Unannehm- lichleiten au« dem Wege. Wulhend über die erhaltene Zach tigung, noch mehr aber darüber, duß der, ebenfalls vom Wirthö Hause heimkehrende Wedermeisier Händel und dessen Geselle Zeuge derselben gewesen wann, eilt er, den Letzteren nachzu- kommen, um durch seine R.nommage den Eindruck der Scene zu vcrwOchen. Aus der Hälfte des Weges holt er die Beiden ein, erzählt, wie er dm Gettengrüner auSgehaum habe, daß der sein Lebelang daran denken werde re. .Ich denke nur, Du hast auch ElwaS davon gekriegt," erwiderte ihm ruhig Webermeister Händtl. „„WaS sagst Du'?"" schreit Jener wü- thend, kommt auf ihn zu und packt ihn an der Brust Doch Händel wehrt sich wacker, macht sich bald von Beier los, der Geselle räth zur Flucht und läuft voran. Als er nach einer Weile seinen Meister nicht Nachkommen hört, ihn auch trotz de« Hellen Mondl chtS nicht zu erblicken vermag, ebenso auf sein Nuün keine Antwort erhält, treibt diesen die Besorgniß um seinen Meister zurück — endlich findet er ihn, auf dem Rasen in seinem Blute liegend, nur noch der Worte fähig: „Geh', sag'S meiner Frau". — Das Blut quoll aus Nase und Mund. Der Stich war bei dem Ohrläppchen in den Hal« gedrungen. — Groß war die Entrüstung des OrteS, als die Kunde von dem Tode des braven, allseitig geachteten Mannes erscholl, steinerbarmend der Anblick, als das jMmste der 4 Kinder des Ermordet« dem tobten Vater das GBcht streichelte, herzzerreißend der Jammer der Frau, die, ein Kind unter dem Herzen tragend, baldigst ihrer Niederkunft ent gegensieht und nun plötzlich und auf so schändliche Welse des Ernährers ihrer Familie beraubt wurde. Der Mörder aber ging ohne sondere Gewissensbisse nach Hause und erzählte mit viel Gleichmuth, daß ein Erstochener draußen liege. Erst am Tage des Begräbnisses (Dlenttsg den 8 September) erschien da« Kreisgericht von Eger, um den Vorfall zu Protokoll, den Mörder aber mit zu nehmcn, bei welcher Gelegenheit man ent deckte, daß der Ermordete auch noch Stiche in den Rücken und in die Seite erhalten hatte. — Stolpen, 29. September. Unsere Stadt wurde heute in freudige Aufregung versetzt, indem Se. Msj der Kö nig und Se. K. K. H. der Erzherzog Ludwig von Oesterreich mit Gefolge in den Vormittagsstunden hier eintrafen und sich einige Stunden in der Forkcr'schen Restauration, sowie in d-r Echloßruine aushielten, bis sie sich Nachmittags gegen 3 Uhr nach Pillnitz zurück begaben Bei der Abreise der hohen Herr schaften brachte der Herr Gerichtsamtmann Hahn auf die Schei denden ein Hoch auS, in welche« das zahlreich versammelte Publikum begeistert einstimmte. — Der Jahr alte Handarbeiter Carl Gottlieb Zim- mennann in Oschatz hat sich am 27. September in einer Kam mer seines Hauses erhängt. Man sagt, daß ihn Nahrungs sorgen geplagt und schon seit längerer Zeit in Schwermuth versetzt hätten, und mag dies der Grund zur Selbstentlerbung gewesen sein. Der Genannte stand in gutem Rufe und hin- 1 rläßt eine Frau und vier Kinder. — Ueber einer eigenthümlichen Fälschung ihre« Dienst buch« wurde in Leipzig ein Dienstmädchen ertappt Dasselbe halte einem behördlichen Einträge, wonach sie wegen Herum- treiben« mit zwei Tagen Gefängniß bestraft worden war, und Zwar mit sehr getreuer Nachahmung der Handschrift des Be amten, die harmlosen Worte hinzugefügt: „war aber unschul dig", so daß ter Eintrag nunmehr lautete: Inhaberin ist we gen HerumtrcibenS mit zwei Tagen Gefängniß bestraft worden, war aber unschuldig König!. Gerichteamt rc. — Manche Straßen machen offenbar einen höchst trauri gen Eindruck. Waren die Adjacenten Privatleute, so würden dieselben sicher angehalten, Ordnung zu schaffen. Man sehe ffch die Holpitalstraße beim Psörtchen an, sowie auch das kulturhistorisch denkwürdige Einnchmerhäuschen am Löbtauer Schlage mit der Mauer nach der Stiftsstraße zu. — Tie populären und sehr interessanten Vorträge, welche jeden Donnerstag Abends aus dcr Birkengasie Nr. 9 von dem erfahrungsreichen und wissen chastssch gcb'ldeten Wirthe „zur Bavaria" gehalten werden, verbreiten sich über die neuesten Vorgänge re. in Amerika, sowie über die amerikanischen Ver hältnisse überhaupt, welche reicben Stoff zur Belehrung bieten. — Die Passanten der Marienstraße standen und gingen am Dienstag Abend auf sehr explosion-lustigem Boden; denn fast jeder Schritt der dort gehenden Damen und Herren war von eine« Knall begleitet, der namentltch das schöne Geschlecht oft in sehr komische Situationen mit obligate« Entsetzensschrei Soncert bracht«. Ein Uebermüthiger ober vielleicht auch ein Nachlässiger hatte eine Menge sogenannter Knallerbsen auf das Trotteir fallen kaffen und somit die, wenn auch sonst unschäd lichen Selbstschüffe verursacht. - Die soeben emittirten Prioritäts-Obligationen der Warschau-Wiener Eisenbahn, deren Stück« auf Thaler, hollän dische Gulden, Francs und Pfund Sterling lauten, werden zu 76 f Procent auSgcgeben und gewähren bei eincm in Silber zahlbaren Zinsfuß von 5 Procent somit einen Ertrag von Procent. Das Papier erscheint als ein um so günstigere«, al« die Bahn, eine sehr lucrative, dem Norddeutschen Eisenbahn- Verbände angehört und ganz nach den Principien diese« ver waltet wird. — Die von der Direktion dcr Albcrtsbahn ernannte Ausschußdeputation hat die Generalversammlung behuf« einer Vereinbarung mit der Regierung auf den 3. November d. I. festgesitzi. Nach den letzten Zugeständnissen will die Regierung für jede AlkertSbahn-Actie den Kaufpreis von 150 Thalern vierprocentiger StaatSpapiere nebst 8 Thalern baar geben. Die Dividende pro 1867 beträgt 5, und die für das erste Halb jahr 1868 2 Procent. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 30. Septbr Ein falscher Wechsel bildet den Gegenstand der heutigen Haupt verhandlung. Diesen ausgestellt zu haben, ist der Privat st reiber Carl Eduard Bicrey angcklagt. AngZchuldigter, 43 Jahr alt, bereits einmal im vorigen Jahre wegen Unterschlag ung mit 3 Wcchen Gefängniß bestraft, ist aus Döbeln — wenn Referent recht gehört, was heute seine Schwierigkeiten hatte, da Angeklagter leise und die Zeugen nicht von dem Orte mitten im Saale aus abgehön wurden, wie es bis jetzt der Fall gewesen war, weshalb auch der Verteidiger in einem Falle nur articulirle Töne vernommen zu haben angab — ge bürtig und ist längere Zeit beim Militär Büchsenmacher gewe sen. Nach den Angaben des Angeschuldigten habe ün vorigen Herbste ein Hotelier der Neustadt Geld gebraucht und ihn be auftragt. ihm solches zu verschaffen, etwa 400 bis 500 Thlr. DÜS sei ihm bald gelungen; ein Prioarmann auf der Zwin- gerstroße habe das Gckd geben wollen gegen Gewährung von 5 Procent pro Monat; er habe nun selbst einen Wechsel, da das Bedürfniß von 200 Thlr. sich mittlerweile nur geltend machte, mit dem Namen des Geldbedürftigen, ohne Auftrag dazu zu haben, acceptirt, da er seinen Auftraggeber bei wieder holten Besuchen nicht antraf, und dem Geldgeber übergeben, worauf er das Geld zur Uebergabe auSgehändigt erhalten habe. Angeklagter giebt ferner an, er sei mit dem Geld zum Hotelier gegangen, dieser habe aber wegen der zu hohen Zinsen die Annahme deL Geldes verweigert und den bereits geschriebenen Wechsel zerrissen, in Folge dessen habe er das Geld behalten und in seinem Nutzen verwendet, bezahlt sei der Verborger noch nicht. Angeklagter giebt an zur Zeit der Fälschung des Nccepls keine rechtswidrige Absicht gehabt zu haben, sondern er habe die Umtausckung der Wechsel bewirken wollen, sobald das Accept fernes Auftraggebers auf dem ^Wechsel flehen würde. Staarsanwalt Reiche Eisenstuck führt aus, daß, sofern der Ge richtshof zu der Ueberzeugung gelange, daß Angeklagter die Fälschung ohne rechtswidrige Absicht begangen habe, Angeklag ter nur wegen Unterschlagung zu bestrafen sei, im anderen Falle würde zu erwägen sein, ob gemeiner oder Creditbetrug vorlicge. Die Vertheidigunz, Adv. Fränzcl, plaidoiirt für An nahme von Creditbetrug. Der Gerichtshof verurcheilte Bierey zu 1 Jahr 6 Monaten 3 Tagen Arbeitshaus. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute, Donnerstag, den 1. Oktober, finren folgende Einspruchs oer- handlungen statt: Vormittags 9 Uhr Pnvatklagsache des Schul lehrers Schröpfer wider Wilhelmine verehel. Schlegel in Löb tau; 9j Uhr Privatklagsache des OrtsrichterS und Gemeinde- vsrstandes Carl August Franz in Strießen wider den Wagner- meifier Carl August Richter daselbst; 10H Uhr wider Marie Auguste verehel. Pietzsch in Weißig wegen Beleidigung in Eon- currenz mit Körperverlrtzung; 11 j Uhr wider den Handarbeiter Georg Robert Gebhardt in Loschwitz wegen Diebstahls; Vor sitzender GerichtSrath Ebert. — Morgen, Freitag, 2. October, Vormittags 9 Uhr Hauvtvcrhandlung wider Johanne Wilhel mine Schurig auö Steinbach wegen Meineids und wahrheits widriger Aussage; Vorsitzender Or. Flügel. — Hauptgewinne 5. Classe 74. königl. sächs. LandeS- Lotterie; Ziehung am 30. September. 100.000 Thlr. Nr. 21660. 30.000 Thlr. Nr 11170. 5000 Thlr. Nr. 38582 11101 44996 84488. 2000 Thlr. Nr. L61 39967 50839. 1, 0» Thlr. Nr. 3661 5797 6778 12721 19673 22667 23587 2,7.51 29165 30761 35011 35175 38865 15966 16933 17009 58100 637c7 61110 71925 71762. 400 Tblr. Nr. 2906 1129 8305 9851 10050 12350 12534 13603 2206" 26917 27315 27373 35928 37295 11262 11874 19053 51321 51599 57118 58216 601,9 61111 63318 67205 68616 69711 748-6 81521 81808 84264. 200 Thlr. Nr. 241 762 1388 5098 6077 8917 9707 9969 11185 11821 16528 17453 21628 22097 25345 3"098 30687 30889 31055 32795 33318 33971 37092 39113 11196 12625 43513 46810 50198 51218 52015 53061 51064 55 08 62019 62475 63611 63058 72718 76667 7S8I0 78534 79110 79516 81116. 10» Thlr. Nr. 637 658 2715 3818 3126 5520 7832 7662 8957 8078 9815 10328 16512 11592 11787 11357 12851 13533 13371 15119 16636 17253 17930 18S23 18363 19705 19533 20179 2,619 22 56 22150 23602 242S5 25289 27129 27243 2?423 28517 29707 29012 29366 29106 29197 30658 36419 31016 32310 33867 33411 34183 31381 35040 35595 37599 37585 39118 39742 39590 404p 8 41391 43077 43535 44039 15516 16381 48 -39 49191 19629 50583 50028 51180 5II69 51928 52176 5 2510 5-Ü154 53196 55605 56121 56264 56766 57379 57919 61766 62737 62306 6e353 63696 66925 6684 5 6619 2 6707 9 67985 68762 66941 09131 6'0 3 70859 71758 7I86I 71261 72865 72984 72029 723-8 73.0! 71515 74162 71006 74161 77552 78735 79710, 89382 80212 80595 80018 81721 8I<8I 83730 83790 83361 61428. r«ge»gejchtchle. Lemberg, Dienstag, 29. September. Die Kreisstadt StaniSlau steht seit gestern Nachmittag in Flammen. Das ! Rathhau», da« KreiSgericht mit Arresten, die Post, das Tele- I graphenamt, die armenische Kirche, die Synagoge und mehrere I hundert Häuser find abgebrannt.^ Das Feuer ist bil jetzt nicht bewältigt. (Dr. I.) Spanien. Dir spanischen Generale Serrano, Prim) Neboga, Dolce und ander« erklären in einer au« Cadix ve« 19. d. M. datirten Proklamation, daß sie der Regierung in Madrid in aller Form drn Gehorsam verweigern. Sie wür den die Waffen nicht eher niedcrlegen, al» bi« die Nation di« Souveränetät wieder erlangt habe, ihren Willen zum Ausdruck gebracht und denselben durchgesctzt habe. „Wir wollen, daß eine provisorische Regierung, welche alle Kräfte de« Lande« re- präsentirt, die Ordnung sichere, und daß da« allgemeine Stimm er cht die Grundlage unserer socialen und politischen Wieder geburt errichte. Eilt Alle zu den Waffen, aber laßt un« jeden Cxceß vermelden, um un« der Freiheit, welcher wir so lange beraubt waren, würdig zu zeigen. <8s lebe Spanien!" Die Proclamation enthält nicht« gegen die Dynastie. AuS Madrid vom 30. September meldet die „Agrnce HcwaS": General NevalicheS ist geschlagen und verwundet nach Madrid zurück gekehrt. In Madrid hat eine allgemeine, jedoch friedliche Erhebung flattgesunden. Die Truppen fraternisiren mit dem Volke. Rufe ertönen: „Nieder mit den Bourbonen, es lebe die nationale Souveränetät!" Der Generalcapitän Roü und Lonch» sind zurück getreten. Eine provisorische, au« vier Progresfisten, vier Liberalen und vier Demokraten bestehende Ncgterungs-Junta ist eingesetzt. Der Marschall Serrano wird morgen erwartet. Die königlichen Wappenschiloer sind von den StaatSgcbäuden und Hoslädcn herab genommen. Die Strafen sind außerordentlich belebt und illuminirt. Musikban'oeir durch ziehen die Stadt. (Dr. I.) London, Mittwoch, 30. Septbr. Die heutige „Times" enthält eine Depesche aus Madrid vom gestrigen Tage, welche mel'et, daß General NovalicheS bei Cordooa zurück gewvr'cn worden rst was große Aufregung in Madrid hervor gerufen hat. Der Marschall Conchr gab nach, daß die Truppen mit dem Volke ftaternisirten; Blutvergießen hat »licht stattgefunden. Das königliche Wappen und die Rüsten der Königin wurden durch die Straßen geschleift; eine provisorische Junta wurde eingesetzt; es herrscht vollständige Ordnung. — Eine dem „Morning Herald" auS Madrid zuqegangene Depesche fügt hinzu, daß die Junta den Sturz der Dynastie, das allgemeine Stimmrecht und konstitutionelle Cortes proclamirt hat. (Dr.J.) * Paris. Der ,Fizaro" bringt einige Einzelheiten über die Explosion im Arsenale zu Metz Unter den Verwun deten hat eine Frau mehr als zehn Wunden erhalten, zwei am Kopfe, zwei rn den Lenden, welche von Kugeln durchbohrt wurden, einen Schsnkelbruch; sie hatte dennoch nicht die Be- stnnung verloren. Eine ander«, ohne Kleider, ganz schwarz, das Gesicht ganz verbrannt, ein Auge fast aus seiner Höhlung gerissen, kam ebenfalls auö denr N.iuchc hervor. Andere Ver stümmelte folgten, von denen man nicht begriff, wie sie noch gehen konnten. Man fand getrennte Arme, Beine, Köpfe, eS war ein grauenhafter Anblick. Ein Offizier zog an dem Arme eine« Solvaten, der aus den Trümmern hervsrragte, und der Arm blieb ihm in der Hand. Verzweifelte Leute drangen mit herzzerreißendem Geschrei in den Ort des Unglücks ein, um ihre verlorenen Angehörigen zu suchen Man erzählt von einem Soldaten, der die brennenden Backen mit den Händen öei Seite warf und mit lautem Schluchzen unter den Tobten eme geli-bte Person suchte. Eine Mutter, deren drei Töchter m der Werkstatt gearbeitet halten, machte sich mit Gewalt Platz durch die Soldaten, welche den Eingang absperrten und stür re sich in die Trümmer; ihre drei Töchter wrren todt. Man zählt 40 Todte, darunter 31 Civilisten und 9 Militärs. Im Augenblicke der kroloston waren in der Werkstatt 22 Artille risten und 68 Arbeiterinnen, alle diese sind beschädigt worden; 10 Todte wurden ganz verkohlt aus den Trümmern he vor gezogen, L3 verwundete F.auen wurden sogleich inS Civil- Hospital gebracht, i 4 Artilleristen kamen ins Militär Hospital. Von den c3 Frauen sind 12 sogleich gestorben, die übrigen haben wenig Aussicht auf Rettung; wenn 8 oder 1 mit dem Leben davonkommen, wird es viel sein. Die Brandwunden sind schrecklich uad häufig über den ganzen Körper verbreitet; bei allen sind die Gesichter und Hände verbrannt. Die Leich name, welche man unter den Trümmern auffand, sind so ve>- stümmelt und verkohlt, daß man sie nicht erkennen kann. * Als nach der Wiederherstellung des KönigthumL in Frankreich der Vorschlag aufgetaucht war, eine Milliarde Fran ken für die französischen Emigranten zu erheben, soll General Foy au?gerufen haben: „Weiß man denn nicht, daß seit dem Tode Christi noch nicht rine Milliarde Minuten verlaufen ist? ^ Obgleich seit diesem Ausspruch beinahe ein halbes Jahrhundert verflossen, ist die Milliarde Minuten noch immer nicht voll. Am nächsten Weihnachten werden erst 982,368,000 Minuten verlaufen sein. Da das Jahr b25,600 Minuten hat, müssen noch 34 Jahre verstreichen, ehe die Milliarde (1,600,000,000) erreicht ist. Dann schreiben wir 1902, in w.lchem Jahre, ge mäß der durchschnittlichen Lebensdauer, neun Zehntel der jetzt auf der Erde lebenden Menschen nicht mehr unter den Leben den wandeln werden. * Amerikanische Späße. Herr Jefferson Morry- srühere, Redacteur einer eingegangenen kalifornischen Zeirung, wird — so zeigte derselbe kürzlich in einer Annonce an — „morgen Abends in Mordount'S Assernbly RoomL eine große wissenschaftliche praktische Vorstellung zu geben die Ehre haben. Derselbe wird mit der rechten und linken Hand gleichzeitig zwei verschiedene Zeitungsartikel nach einem gegebenen Thema nie derschreiben, ebenfalls gleichzettig mit dem linken Fuße eine Wiege in Bewegung setzen, dem darin liegenden kleinen Bürger Kaliforniens die Melodie „Heil dir Columbia" und den „llra- eor saus" Vorsingen, sowie mit dem rechten Fuße d-s Fever unter dem TheekZsel in Ordnung halten. Sollten sich freigkb gs Gentiemen finden, welche Herrn Morry trinkcn sehen wollten, jo wird er sechsunddreißig Glästr Grog in fünf zehn Mcnuten leeren und nachher mit dem Revolver auf 20 Schritte in 6 Schüssen viermal das Aß au« der Karte schie ßen. Entree « Person 10 Cents." * Kaiser Napoleon I. sagte einst: „Vier feindliche Journale sind oft mehr zu fürchten, als hunderttausend Bayonnette."
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