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Dresdner Nachrichten : 09.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-09
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.01.1874
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tei» als fti- öeu und ;em »m- ^clcörter. :ci'Ul)M. :uö. nneisier. cdactcur. kaut. lieserant. arztn.D. r Kunst- mdlcr. b- u. St.-V. »igsachen i Schooß d Ideen; des durch er r«itt- »idcrn In rlloUe» »tLteelt, Dresden mar. »ufl,,«:2L300 »,»l. Air »t« Ikllck,«»« etu»r» sL»«l«r Minuscript« »acht sich die «educti«» nicht »erdliidlich. Ans«»aten-«»nadme au», Wirt«: U»»»»»,t»i» »llck »-»>«- tn Hamdurg, «er. >«». «teil, Lei»»tg. 8-I-I, Brctlau. strauffurt a. M. — L»L «»»» in verlin, LelkU». Wien, vanidukL Frankfurt M., Mün chen, — v»u>» H 0». tn Nranlsurt a. M. — kr. r»irt in tkdemnl». — N>- »u,l«t»t«i, v»UI»e» L». tn v-rt«. «»«M^n»»tir»etl« I«»«t I, Gtz. «n«el»n»l dt« geile » Ngr, Eine ««eantte Mr da, nLchlltä-iä« «richei- ven »er Inserite wir» nicht ,e,«be>>. »N»»iirt«ee «innoncen- Aunr-gc don un» unbe kannten Zirmen u, Per- Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lttpsch Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: AulillS Nklchardt. ianen tnsertren wir nur gegen 'Prtinnnlerbnde- Aablung durch v>t.'- «arten oder VonetnjU,- lung, v Silben toftkii 1»-, Nor, Luiwort oe könne» die Zahlung au h auf «Ine rreldnernirma amocileu. Die «kr». Rr.S. Rennzehnter Jahrgang. MItredacteur: Für das Feuilleton: vr. Lna» Ntvrsv. LaelvlA »wrtini»»»n. DreSde«, Freitag, A. Januar 1874. VundeSraihöentwürie autacstrUt habe. Nun cntspinnt sich^elne lebt'alte Debatte, ob vorsorglich ein Areal in Dbbel» erworben werden soll, aus das kliiiflig ein Landgericht zu sieben kommen kdnne. Oehmichcn verwendet sich mit aller Kraft süritst Bewilligung, preist die günstige Lage Döbeluö. seine» Aufschwung, rügt den nicht länger haltbaren Zustand dtS jetzigen Gerichts und bankt dein Slbgeordneten Günther süc die Ehre, das; er ihn altz einen varlamentarischc» Wohlthätcr , . ......... ^ e. Döbeluö bezeichnet habe. Er habe gern am Ansschwunge dcö gegen seine Negierung »n »nlrtarischen Kreisen vorbereitete. Er ist rührigen Döbeln gearbeitet. Stach längerer Debatte wurde jedoch worden. Doch werden die die Forderung für Döbeln mit 33 gegen 29 Stimmen abgelebnt; idle Gelter tür die Juftizneubautcn InEhcmnitz, Leipzig, Zwickau r» ! und Freiberg In der neulich angegcbcnen Weise bewilligt. Die Ganz so wie Serrano thm heute mrtsprelt, verfuhr er sernerscits, ,Mahl des Areals für die Ebcmnitzer Justizgcbäiite veranlaßtc als er sich der Negrerung bemächtigen wollte. Em Gervaltstrerch ' '' ' -- .... ^ gegen die gesetzmäßige Landesvertretung brachte ihn an's Ruder, Politisches. Castelar, größer als Redner und Dichter denn als Staats mann, hat vor Europa gegen den „brutalen Gemaltact" protestirt, der zur Sprengung der Cortes führte. Einen Grund, der Ent rüstung seiner Worte zu mißtrauen, haben wir nicht; wir müssen daher annehmen, daß er als Dictator nicht gesehen hat, was sich 'rrunginm ) also vom Pronunciamento überrascht worden. Doch pathetischen Worte seines Protestes Niemanden sonderlich rühren. ein Gewaltstreich entfernte ihn. Er hat daher wenig Grund, sich zu beschweren. Nun hat der neue Minister des Innern, Garcia Ruiz, ein Rundschreiben erlassen, in welchem er sagt: „Der Act patriotischer Energie und Uneigennützigkeit, welcher am 3. d. M. vom Generalcapitän von Madrid, Pavia, vollzogen worden sei, war ein würdiger Anfang in der Erfüllung der schwierigen Aufgabe, welche der gegenwärtigen Regierung obliege. Die Cortes hatten, indem sie gegen die verständige Politik Castelar's stimmten, die Auf lösung des Landes beschlossen. Spanien durfte nur noch von den unter dem Banner der konservativen Republik vereinigten Liberalen sein Heil erwarten. Die gegenwärtige Regierung sei daher fest über zeugt, daß sie in keiner Weise die Gesetze verletzte, indem sie sich zum Dolmetscher der öffentlichen Stimmung gemacht habe. Die von den Cortes beschlossene Auflösung des Vaterlandes konnte nie ein Werk der Gesetzlichkeit sein. Im Gegentheil liege in solchem Falle die Gesetzlichkeit auf Seite Desjenigen, welcher zuerst wagt, einem solchenUnternehmen cntgegenzutreten, und so den nationalen Willen bester zum Ausdruck bringt, selbst wenn er vorher die Nation nicht befragt hat. Die erste Aufgabe der jetzigen Negierung sei, die Ord nung wieder herzustellen und zu beweisen, daß diese mit der Republik und mit der Freiheit verträglich sei. Die Negierung werde zur Wiederherstellung der Ordnung die kräftigsten Mittel amvenden." Valencia ist in Belagerungszustand erklärt worden. Die Generäle Ripoli und Hidalgo wurden verhaftet. Castelar soll Salineron und FigUera», welche die föderale Partei zu reorganisiren beabsichtigte«, seine Unterstützung versagt Häven. " — Außerhalb Spaniens scheint die Politik Ferien zu machen. Einige Wichtigkeit beansprucht die Thatsache, daß der König von Dänemark es abgelehnt hat, sein jetziges Cabinet zu entlassen. Das Volksthing hat demselben zwar wiederholt ein Mißtrauensvotum gegeben, indessen scheint sich der König von seinen jetzigen Rathgebern nicht trennen zu können. Zahn- r,». Dentist. LocalcS und Sächsisches. >— Der Vorstand des Forstbezirkes Eibenstock, Oberforstmeister Kühn, hat das Ritterkreuz des Verdienstordens, der Hoflieferant Kaufmann Hietel zu Leipzig das österreichische goldene Verdienstkreuz mit der Krone erhalten. — Landtag. Die lMgücilbantcn hatten vorgestern ein viel zahlreicheres Publikum auf die Tribüne getührt, glö gestern die Erhöhung der Eivil liste dcö Königs. Diese betrachtete offenbar daö Publikum als etwas Selbstverständliches, während die Elbuferccgulirung, so bedeutsam sie sür Dresden Ist. doch eine Zeit lang sehr fraglich war. vr. Lei sin er war der einzige Abgeordnete, der gestern gegen die Erhöhung der Civll- lisic sprach. Seine Lage, meinte er, sei schwierig, denn er habe gegen Pormlheile, Nücksichtsnahmcn und Schwächen tcS Eharak tcrs aller Art zu kämpien. Er sei nicht absolut gegen eine Er Höhung dcr Eivilliste, da cr einscbc, das, die allgemeine Steigerung der Lebensmittel und Löhne auch auf die Eivlliiste wirke; aber die vorgeschlagcne Erhöhung ginge ihm zu weit. Die Rcprcisen- takionSkostc» der Krone hätten sich durch allmählige Verminderung der Gesandten verringert. Sachsen habe viele Rechte anö Reich abgebe» müssen und wenn man die Civillisic so erhöhe, so schä dige man die Monarchie, Indem man den Glauben erwecke, man kenne bei den jetzigen Verhältnissen im Reiche die Sache auch billiger haben. Aut den NechiSstandpunkt gehe er nicht ein. Der Res. UhIe »i an» hält cö, um keinen Anlaß zu weiteren Er örterungen zu geben, süc daö einsachsle, zur Widerlegung Lelstner'ö aus den Bericht zu Vcr>veiien. — Ohne weitere Debatte genehmigt die Kammer mit alle» gegen 3 Stimmen sKirbach, Lcistiier, Ludwig) die Erhöhung dcc Eibillistö in der neulich von u»S aus führlich erörterten Weise. Ausicrtcm erklärt sich die Kammer einverstanden mit dem vom Könige angcbotcnen Verzicht seiner ircien Benutzung beö Palais im Großen Garten und kcS Schloffeö vubertuSbnrg nebst Zubehör, übernahm diese Gebäude ausschließ lich zur Benutzung zu Staatözweckcn sür alle Zeile» »ud überließ dagegen daSSchloß zu Wcrmödori zur freien Bcnuümig dem König. — Sodann berichtet vr. Minckwtü über die bcvorsicbcnde» Illttlznciibantcn. In Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Freibcrg smb solche Bauten unanffchiebbar, mögen die künftigen Reichs- Gerichtsverfassungen über de» Eivil- und Strafprozeß den Ge richten eine Gestalt geben, welche immer. Für diese Stätte will daher auch Abg. G ü n t h c r die Mittel bewilligen; nicht aber iür Döbeln, da eö noch gar nicht tetisteht, ob »ach Döbeln ein andgericht kommt. Er vrotcstirt anfö schärfste gegen die ungemeine und wrtwäbrende Begünstigung Döbeluö am Kosten der übrigen Städte. Döbeln habe Realschule und Chaussee» bekommen. Wolle man nicht lieber noch ein Ghinnasium oder einen Zweig der Universität dabiniege» oder eine Darstellung der parlamen tarischen Mohitbätcr Döbeluö aus dem Fonds für Kmistzwecke bewillige»? sSchallcndcö Gelächter). Günther verwendet sich lebhaft iür Berücksichtigung von Oschaü aiS Sik größerer Gerichte: Auch Abg. Haberkorn hält de» Zeitpunkt noch nicht für ge kommen, irgend welche Bewilligungen iür künftige Landgerichte auözusprechc». ES stehe noch lange nicht fest, wie viel Land gerichte künstlg aus Sachsen kommen, ob wir Schwur-oder Schöf fengerichte haben, welche Eompctcnzen die Amtö-, die Land-, die Ober-Lantcö Gerichte erhalten werken u. s. w. Man solle nur die jetzt dringend nötbigcn Jilstiznenbauten gewähren. Er setze aber voraus, daß ein künitigcs Landgericht auch nach Zittau, der Hauptstadt der dichtbevölkerten Südlausitz kommen werte. Abg. Schreck schließt sich ganz dem an und warnt vor der Bildung cn großer GcrichtSbrzirle, vor einer ailzugroßen Eoncentratio» der Eivlllulii'. Der Jnstlzmlnlster Abekcn versichert, daß die Regierung ihre Meinung^ Sachsen werde künstlg 8 Landgerichte ^ asuzg eine sehr lange Debatte über die dortigen localen Verhältnisse — In ver 2. Kammer ist jetzt neben den Gypsbüsten der 3 ersten konstitutionellen Könige Sachsens (Anton, Friedrich August und Johann) auch die Büste des jetzt regierenden Königs Albert an gebracht worden. — Wir erfahren erst jetzt, daß Se. Maj. der König gerade heute vor acht Tagen in den ersten Nachmittagsstunden im großen Garten, wo er bekanntlich um jene Tageszeit oft zu promeniren pflegt, von einem geisteskranken hiesigen Schirmmacher angesprochen und durch die Frage behelligt worden ist, weshalb er nicht ablasse, ihn zu verfolgen. Der Geisteskranke, welcher von der fixen Idee geplagt ward, daß der König ihn Haffe, verfolge und an seiner Selb- ständigmachung hinderlich sei, ist am andern Tage auf Anordnung der Polizei ärztlich explorirt und vorläufig im hiesigen Krankenhause untergcbracht worden. Er ist derselbe Mensch, der bereits im März 1808 einmal ebenfalls im großen Garten eine Art Attentat auf Se. Maj. den König, damals noch Kronprinz, dadurch sich schuldig gemacht haben soll, daß er eine nur mit Pulver geladene Pistole von Weitem mehrmals auf den Prinzen gerichtet hatte. Auch damals trat seine geistige Gestörtheit (Verfolgungswahn) bereits klar zu Tage und wurde er deshalb einige Jahre auf dem Sonnmstein untergcbracht. Der Unglückliche, sonst, ein höchst solider und fleißi ger Mensch, ist der uneheliche Sohn einer Gärtnerstochter und eines adligen Hauptmanns. — Am Vorabende der Wahlen zum deutschen Reichstage rich ten wir an alle wahlfähigen Leser unseres Blattes die dringende Bitte, sich zahlreich an dem Wahlakte zu betheiligen. Von der nächste« RnchStaySfrfston hängen -wichtige, tiefemschnekdende Ver fügungen über Hunderte von Leben-verhältnissen ab. Niemand sollte aus Trägheit verabsäumen, den ihm gewährten Einfluß auf die Geschicke seines Volkes auszuüben. Darum — an die Wahl urne! Um so mehr ist dies Heuer zu ivünschen, als diejenige Partei, deren Führer auf einen Umsturz der politischen und socialen Ver hältnisse sinnen, nicht nur in Programmen an die schlimmsten Lei denschaften der Menschen appellire«, sondern auch eine fast beispiel lose Rührigkeit in der Agitation entwickeln. ES gilt im ganzen Lande der socialdemokratischen Partei entgegenzutreten. Was speziell die beiden Dresdner Wahlkreise anlangt, so zweifeln wir nicht, daß alle die, welche nicht schroffe Gegner des deutschen Reichs sind, in Neustadt dem Generalstaatsanwalt vr. Schwarze zum Siege ver helfen werden. Verwickelter liegen die Verhältnisse in Altstadt, doch hat sich, wie wir hören, der Mittel-, der Geiverbestand, die Hand werker, welche unter dem Druck der Cäpitalmacht und den Präten sioncn der Arbeiter leiden, in der Mehrheit sür vr. Minckwitz ent schieden. — Die jetzigen Wahlagitationen fördern förmlich amerika nische Zustände an den Tag. Dort kann bekanntlich Niemand zu einen, öffentlichen Amte gelangen, ohne daß ihn, nicht vor der Wahl seine Gegner alle möglichen und unmöglichen Verbrechen angedichtet und ihn zum Mindesten als Pferdedieb und Ochsenräuber an den Pranger gestellt hätten. Liest man jetzt die socialdemokratischen Blätter Sachsens, so sprudelt und fluthet, braust und stürmt es in ihnen, als ob eine Rotte von Bösewichtern nahe daran wäre, sich der sächsischen ReichStagsmandate zu bemächtigen. Dafür wird anderthalb Dutzend Weltverbesserer und Volksbeglücker in einer Sprache em pfohlen, daß man glauben sollte, das Himmelreich stände auf Erden in naher Aussicht, wenn jene Socialdemokraten gewählt würden. Einzelne Uebelstände der bürgerlichen Gesellschaft werden in der maßlosesten Weise übertrieben. Die Mehrzahl jener Weltverbesserer ist den Wählern der großen Mehrzahl nach unbekannt. ES entgeht aber dem Kundigen nicht, daß sie willenlose Werkzeuge der Ultra montane« im Reichstage sein werden, mit denen sie den grimmigen Haß gegen das deutsche Reich gemeinsam haben. In Hessen ist es so weit gekommen, daß gegen einen reichstreuen Candidaten in einer Volksversammlung ein scharfgeladenes Terzerol angelegt wurde; in einen: sächsischen socialdemükratischcn Blatte jubelt ein Agitator: „Wir sind abgehärtet und fragen Nichts darnach, wenn auch das Herz des Volkes vergiftet wird." Diese Sprache ist deutlich genug. Zum Zwecke der Vergiftung unseres Volkes dichtet man airgesehenen Candidaten, die das Unglück haben, nicht Socialdemokraten zu sein, alles Mögliche an. So wird Generalstaatsanwalt vr. Schwarze als ein Knecht der Reaktion hingestellt ; cs sei eine Schande, heißt es, einen Freimaurer zu wählen. Abgesehen davon, daß die Freimaurer eine durch Humanität und Wohlthun ausgezeichnete Gesellschaft sind, gehört vr. Schwarze derselben bereits seit Jahren nicht mehr an. Dem Hofrath Ackermann wird angedichtet, daß er sich bei Be gründung der „Centralbank füv Landerwerb und Bauten" in rechts widriger Weise und unter Stipulation eigner Vortheile bethciligt habe. Dem gegenüber können wir positiv versichern, daß Herr Ackermann zwar auf Ersuchen achtbarer Männer sich zum Eintritt in den Aufsichtsrath bereit erklärt hatte, nach wenig Tagen bereits und schon vor dem Erscheinen irgend welcher Bekanntmachungen und vor dem Eintrag der Gesellschaft in's Handelsregister ausGrün- dcn, welche nicht in der Sache lagen, zurückgetreten ist, ohne irgend welchen pecnnliären Vortheil dabei beansprucht oder erhalten zu haben. Kurz, es wird von den Herren Socialdemokraten an ihren erbalten, nicht ans bloße Muthmaßluigen, sondern auf Grund der Gegnern kem gutes Haar gelassen. Dafür sind Crgarrenarbeiter, Buchhändlcrcommis, verunglückte Redactionsgenies und dergl. die Männer, welche dem Volke seinen Himmel auf Erden bereiten. — Von allen Parteien sind die Socialdemokraten ihrer Sache am sichersten bei der bevorstehenden Reichstagswahl, denn sie haben bereits ein Siegesfest mit Concert, Gesang, deklamatorischen Vor trägen und obligaten Festreden, welches sie nächsten Sonnabend Abend in der Centralhalle abzuhalten gedenken, arrangirt und ange kündigt. — Der aus dem Stadtverordneten-Collegium hevorgegangene und zwar vom Stadtverordneten Wolffram gestellte Antrag, daß wegen der Erbauung und des Betriebs der prvjectirten neuen Pferde bahnlinie Georgsplatz-Strehlen mit dem Unternehmer Ingenieur v. Etlinger in der Weise der Vertrag abgeschloffen werde, daß er ver bunden sei, alle durch die Anlegung und den Betrieb der gedachten Bahn entstehenden und nothwendig werdenden Straßenverbreiter ungskosten zu übernehmen und zu tragen, hat Seiten deSStadtraths Annahme gefunden; ebenso trat der Stadtrath dein Recommunicot der Stadtverordneten vom 18. Dezbr. v. I. bei, nach welchem die Beschlußfassung über die Begründung einer 11. besoldeten Stadt- rathsstelle bis zur Berathung über das zu Aß. 83 und 97 der revi- dirten Städteordnung aufzustellende Ortsstatut ausgesetzt bleiben soll. — Ein Mann, dessen Namen mit der Verfaffungsgeschichte Sachsens auf's Innigste verknüpft ist, der Bürgermeister Zittau'S, der Abg. Haberkorn, feierte gester».im Kreise seiner College« vom Landtage sein 25jähriges Landtagsjubiläum. Auch seine politischen Gegner vereinigten sich mit seinen Gesinnungsgenoffen, um dem als Patrioten, tüchtigen Verwaltungsbeamten, fleißigen Abgeordneten und biederen Charakter hochverehrten Manne an diesem Ehrentage Beweise von kollegialer Gesinnung zu geben. Eine Deputation von Abgeordneten holte am Nachmittage den Landtagsjubilar zu Wagen aus seiner Wohnung ab, um ihn in den Harmoniesaal zu geleiten Dort wurde ihm ein prachtvoll gebundenes Sammelalbum überreicht, in dem die Photographieen aller Abgeordneten sich befanden. Hieran schloß sich ein Banquet zu Ehren .Haberkorns. Den ersten Toast brachte der Viccpräsident Streit auf den König, worauf Präsident vr. Schaffrath die Verdienste Haberkorns, seines Vorgängers im Kammerpräfidium, rühmte und ihn als Mensch und College« stierte. Der Jubilar dankte gerührt für so viele Beweist v«» Zuneigung, die «och durch Ueberreichung einer Denkschrift gesteigert wurden, welch« — eine sehr sorgfältige und gewissenhafte Arbeit des ständi schen Archivars Fröhliger — einBild der gesammten landständischen Thätigkeit Haberkorns entrollte. Noch wurde manches frohe und ernste Wort bei Tafel gesprochen. — Zum Ausbau der Strecke von Dux nach der sächsisch». Grenze in der Richtung auf Freiberg — für welche Linie auf dies» seitigem Gebiete die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie dj» Concession erhalten — sieht sich die Prag-Duxer Eisenbahn-Gesell schaft grnöthigt, die Hilst de« österr. Staates in Anspruch zu neh men, da die Herren Erlanger und Genossen, welche die Geldbeschaf fung übernommen, ein Jahr Frist verlangen. Eine Deputation ha» sich zu dem Zwecke nach Wien verfügt. — Wie bekannt, büßten bei dem Brande des Fletcherschen Seminars mehrere Zöglinge desselben fast ihre sämmtlichenHabselig- keiten ein. Damals verlautete mit Bestimmtheit, daß Alles ersetzt werden würde. Jetzt gehen uns nun von den armen Eltern der Seminaristen Klagen zu, daß von einem vollständigen Ersätze keine Rede mehr sei. Viele von ihnen hätten mit Mühe Geld borgen müssen, um ihre Söhne wieder ausstatten zu können, und sie wüß ten nun nicht, wovon sie die Schulden bezahlen sollten. Wenn sich die Sachen so verhalten, so ist recht sehr zu wünschen, daß von com- petenter Seite die Wahrheit an den Tag komme. Entweder wird vollständiger Ersatz gewährt,— nun, dann tröste man die armen Eltern mit gewisser Zusicherung; oder es wird nur theilweiser Ersatz gewährt: dann dementire man die frühere Notiz, denn sonst ist es den armen Leuten nicht möglich, anderwett mildthätige Herzen und Hände zu finden, die ihnen den erlittenen Schaden vergüten. — Trotz der großen, in alle Winkel dringenden Stimmen der Presse giebt cs doch noch Menschen, die ihr Hauch nicht berührt, die in kindlicher Unwissenheit den Ereignissen des Tages gegenüber stehen. Einen Beweis dafür erfahren wir heute. Die Etage in dem bekannten Hause auf der Wilsdrufferstraße in welcher sich das GcschäftSlocal weiland Schaufuß des großen befand, wird jetzt neu restaurirt und gemalt. Am 7. vies. als die Decorationsmaler in voller Thätigkeit waren, geht die Dhüre auf und eine alte, ärmlich geklei dete Frau tritt ein. Sie sieht sich etwas verwundert in dm leeren Räumm um und fragt dann befangen, ob sie wohl in einem falschen Hause sei, sie wollte in das Comptoir von Schausuß, taumelt aber, wie vom Schlage getroffen gegen die Wand, als sie erfährt, daß Schaufuß schon seit längerer Zeit nicht mehr existire. Es währte lange, ehe sich die arme alte Frau erholen konnte und dann theilte sie unter Thränen mit, daß sie gekommen sei um von ihrem ganzen Bischen Geld, welches sie vertrauensvoll in die Hände Schaufuß's gelegt hatte, die Zinsen zu holen. Der Verlust mag sie tief erschüttert haben, denn sic verließ das Local mit Thränen in den Augm. Un geahnte, traurige Zinsen eines verlorenen Capitals! — In diesen Tagen ward einer unserer Mitbürger, ein ge achteter Kaufmann, aus einer heiteren Abendgesellschaft mit der schrecklichen Nachricht abgerufen, daß daheim seine Frau und Tochter im Sterben lägen, jedenfalls vergiftet durch dm Genuß von Feigen. Er eilt entsetzt nach seiner Wohnung, trifft vor dem Hause schon die Doctorkutsch« an und stürmt die Treppe hinauf. Im Wohn zimmer trifft er Frau und Tochter ans dem Sopha liegend, -aber be reits zu sich gekommm, vor und erfährt mm Folgende-: Das Schlaf zimmer der Damm, in welchem auch ein kleines Mädchen mit schläft ist porher geheizt worden, und zwar mit hartem H»lze. Kurz» Zeit nachdem sich die Damm niedergelegt haben, fällt der Frau vom Hause das Gesicht ihrer ältesten Tochter auf, sie fragt: Was ist Dir? D« siehst ganz bleich au«! Aber schon vermag diese nich»
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