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Dresdner Nachrichten : 03.01.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187601034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-01
- Tag1876-01-03
- Monat1876-01
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.01.1876
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«»scheint „glich srli» 7 Uhr in der >txpedill0!» Siarienlir-iic in. «>,01» lementtprei« »ierteljiile.- tich NMarkLOPsge .durch die Post L Mark 7L Pi^e. <ktutel.Siuu»ueru luPIge. «lulinge 29000 »rvl. SU» »t» KUikgade ringt» sandte» «tanuscrtpl- «tichl sich die Siedariion Acht »erdindiich. Jnsmtten-tlilnadme an». wärt«: 8»»»«u-i»ii, >.»U Vogler in Hamdurg, Ber lin, Wien. Leiprig, Basel, Bredla», tzranisnrt a, M. — linck. dkaae« t I rlerli», Leidjig, Wie», Hnmdnrg, ssranksutt a, M,, Mün chen. — v»ud» et t.'». in Tlranksurt a. M. — l r. Voigt in lldemiilt. — II»- v»».L«iItt«, >alii,r H t)o. in Part«. Tageblatt skr Politik, Unterhaltung u. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liep sch A Neichardt in Dresden. Terantw. Nedacteur: Ft'iedr. Gnc!>sche in Dresden wird Inserat» »„den Marien» -irate id enge»,»»«» eM, «d.ld Udr, «onn^A .-»l. Mit»»,, tt Udr. «n Mtuiiadt: arod« «lost,». ! gaffe L bti Nachm. « Uh». — Der Raum einer ette- ldaltigen Peitl»etle toll» kül Gkae. atngesandt dl» Zeile dii Psgr «ine »aranri« sti» »»chlililgi», «rd «en der Ins,rate i nicht gegeden Rarwiirttge Nnnone»»- RuslrSge »on un» uude» kannten Firmen ni d Per sonen inserire» «>r nur gegen Pränumerando» Zahlung durch Briet marken oder Posteintay- lung. Sicht «ildcn «csien lS Ps-e. Jnscrale liir die Montag», Nummer »de» nach «Ine» tzeffiag» die Petlll-ile LS Psge. Nr. 3. hri„»»»rtvs,i;r»ster Aahrgang. »Ritredacteur: Für das Feuilleton: Or. LkniN L.u«cn«8 Ilurtu,»«,« resbe,i, Montag, 3. Januar 187S. Locales unk» Sächsisches. — Nach Schluß deö Landtags soll die evangelisch-lutherisch^ Landessynode zuiamiiicntrete». Cs ivird dies eine regelmäßige Ses sion sei», die dem Gesetze zufolge aller 5 Jahre stattzufinden hat. — Nach einer Verordnung des LandesconsistoriumS, welcher 'das Justizniiniste, ium zugestimmt hat, soll auch fernerhin bei Ehe scheidung n ein Sühnelermin vor dem Geistlichen abgehalten werden. Bei der Berathung des StandeSamtsgesetzeS im Reichstage war bei der dort üblichen Lmnpfarbeit übersetzen worden, über die Zulässig keit oder Unzulässigteil derartiger ortsgeistlicher Sühneversuche bei Scheidungen eine Vorschrift zu erlassen. In Preußen hat nun die Regierung die ferucreSlatlhoftigkcit solcher Sühneversuche ausdrück lich anerkannt und die sächs. Gesetzgebung folgt darin der preußischen — Am t. Tage des >reuen Jahres 1876 wurden die Beamten der in Dresden errichteten Eivilstandsümter in Betreff zu schließen der Ehen schon mehrfach in Anspruch genommen, denn auffällig ver ringerten sich in den letzten Wochen die rein kirchlichen Trauungen. In der Zeit vom 12. bis 18. Deceinber wurden nur 12 Paare "Kreuzkirche 6, Frauenkirche 6, Friedrichstadt 2, Synagoge 1 Paar) und vom 19. bis 2ö. Deceinber nur 8 Paare ."Kreuzkirche 1, Frauen kirche 1, Annenkirche 2, Friedrichstadt 1, Böhmische Gemeinde 1 und in der Synagoge 2 Ehen) kirchlich ehelich verbunden. Daß in der oben angegebenen Zeit in 4 Gotteshäusern nur 12, in der darauf folgenden Woche in 6 Gotteshäusern nur 8 Paare ehelich verbunden wurden, läßt einen Andrang zum Eivilamt wohl erwarten. — Durch Aptirung der Wervergeiuehrc (baierschc Armee) in den baierschenStaatsgewehrfabriken zu Gewehren Modell 71, ist nun auch die Einführung der deutschen Einheitspatronc enneglicht morden. — Das glänzende Bild, welches sich in den Mittagsstunden des vorgestrigen Tages im tgl. Schlosse in den Sälen der königlichen Familie entfaltete, warf seinen Widerschein bis auf die von Menschen stark belebte Schloßstraße. Die zu der programmmäßigen Gratula- lionseour berechtigten Herrschaften tarnen mit den elegantesten Equi pagen und der in die beste Livree gesteckten Dienerschaft angcfahren, weshalb sich vor dem Schloßthore fast über die ganze Straße hinweg eine dichte Menschenmenge zusaimnengeschaart hatte, die — sonder barer Genuß — sich damit unterhielt, die Uniformen und Roben der Damen beim Aussteigen und zwar aus ziemlicher Ferne und nur ganz flüchtig zu betrachten. Am Abend fand in der zweiten Etage des kgl. Schlosses das alljährliche Hoffest statt, bei welchem durch die Paradesüle der ceremoniöse Aufzug des Hofes erfolgte. Daß sich auch da wieder vor dem Schloßt!,or eine Menge Neugieriger einsan- den, ist natürlich. Auf den öffentlichen Plätzen der Stadt brannten die GaS-Candelaber Die außerordentliche Wichtigkeit, mit der die NcujahrS- Gratulanten durch die Straßen der inneren Stadt, die in der Nähe des Schlosses bekanntlich eng genug sind, förmlich jagen, hat vor gestern Mittag in der großen Brüdergasse einem reizenden, ausneh mend intelligenten Hunde das Leben gekostet. Glücklicherweise er folgte derToo augenblicklich, da dasRückgratübcrfatzren worden sein mochte. Das auf den Ncrmen „Pick" hörende, wirklich verständige Thier war allermärtS der Gegenstand lebhafter Sympathie. — Als gestern der Buchhalter eines hiesigen bedeutenden in dustriellen Etablissements ini Eomptoir mit dem Ordnen der Ge schäftsbücher beschäftigt mar, wurde er von einem Unwohlsein befal len, so daß der anwesende Prinzipal sich bewogen fand, nach dcmArzt zu schicken. Als Beide nach Verlauf von ca. 10 Minuten in dem GeschästSlokale erschienen, fanden sie den jungen Mann hier nicht vor, wohl aber nach längerem Suchen zn ihrem größten Schrecken in dem nahen Arbeitüsaaie an dem Taschentuchs aufgehängt. Alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. — Der Maurer, dessen wir in Nr. 1 gedachten, ist nicht, wie man nach seiner Unfähigkeit zu reden, glauben mußte, betrunken gewesen, sondern halte durch einen Fall die Sprache verloren und mußte später ms Krankenhausgebracht werden. — Der Borstand des Handelsgerichts im K. Sächsischen Beo-Ger. zu Leipä.i, GcrichtSrat» Or. Hagen, ist vom deutschen «aller zum B a ukeo m in issar der in Leipzig zu errichtenden Rei-iSbankhanotitelte ernannt worden. — Mau scstrubt unö: „Der lebliehr» Redactio» der „Dresd ner Nachrichten" meine und vie.er Anderer Anerkennung für die sachgemäße Auffassung und Darstellung der „Säbelasiair e"! — «einem Menschen in ganz Dresden kan» cö entgehen, daß die Rohheit in erschreckendem Matze zmiimmt. «ein Tag vergeht ohne Scandal. ohne die gröbsten Exccsse am offener Straße, und mö gen ee> sich die Herren Dresdner gesagt sein lassen, daß, wenn die Fremden in lichten Hauien auf Nimmerwiederseben die Stadt verlassen, nicht zum geringsten Theil der Umstand mitwirkt, baß in den Straßen Dresdens kein Mensch in anständigem Gewände, zumal aber keine Dame mehr sicher ist vor den gröbsten Insulten von Seiten eines Thcilö Derer, die sich die „arbeitenden Elasten" nennen. ES mag in Berlin und andern der neuen deutschen Ge setzgebung unterworsene» Städten vielleicht ebenso sein; aber t» keiner »utzcrveutschcn Stadt, nicht einmal In Genf mit feine» 500 Parlier Barrikaden Eoinmunarb's, mit seinen Legionen von Blou- senmänner» und seiner zusammengewürielten Bevölkerung, hat man weniger Schutz gegen die crceisive Rohheit des Pöbclö als in Dresden. Man tritt bet Seite und weicht jedem Ochsen auö, um wie viel mehr nicht einer Spezies von Menschen, die vrutatcr ist als der Ochse und boshafter als der Eiet; tu trittst ihnen sorgsam aus dem Wege, und wen« du keßungeachtet vorsätzlich, weil du kein Schurziell. sondern einen Moterock trägst, „ange- reinpelt". vom Trottoir gestoßen oder in sonst beliebter Weise tn- sultirt wirst. — waö dann? — Dann, lieber „Gerempelter", Al les in Allem erwogen und den Lokalverdältnissen Rechnung ge tragen, tbust du unter 100 Fällen Ost Mal am Beste», du schweigst und gcbst deines Weges weiter blö wieder ein Anderer dieser Herren der Situation dich seiner Berührung würdigt, deiner Frau oder Mutter baS Kleid vom Leibe tritt oder dein Töchterchen ln den Straßenkoth „schupft"', dann schweige von Steuern, lieber Fremder, wenn du nicht „Kelle" oder viele Plackerei bet der Be hörde rISkiren willst, freue dich deines Daseins in Dresden, wo eS dermalen um ein Dritttheil thenrer ist als beispielsweise in Parts, und zahle für tzlle die Vergnügen die dir neuerdings aus-j menigen. erlegten Steuern l — Selbst Dem der, wie Schreiber tzic- seö. mit keinem der bei dcr,.Säbclaffaire" Betheiligten auch nur vom Sehen bekannt ist, «nutz es unwahrscheinlich erscheine», taff ei» Mann von Erziehung und Lebensart, aiö welcher ein deutscher Offizier doch gelten muß, ohne jede Veranlassung sich thärlich an Jemande» vergreisen sollte; geradezu der gesunde» Bernunit zuwider aber ist die Annahme, daß Jemand, weß Standes er sei, und wenn er auch einen Säbel trage, ohne irgend welche Veranlassung, — er allein gegen drei, — sich in einen Rauihandcl einlassen sollte, bei dem die Andern nichts, er aber seine ganze Lebensstellung riokirt. - Säinmtliche Theater Dresdens waren am I. Januar üverl!M, und auch Elrcuö und ähnliche BcrgnügnngSvNc er freute» sich lebhaften Besuches. Tie von unö gebrachte neue Skala der Hoiiheatcrcinlaßpreise bestätigt sich vollkommen. Nur hat man bei den Ermäßigten Preisen von einer höheren Norm für die Oper abgesehen, und Oper und Schauspiel werden gleiehiörmlg kosten: Amvhith. :r -Mark, l. Rang oder I. Para. 2 Mark, II. Rang und II. Para. IVs Mark, Ist. Rang Mitte t Mark, Seite 50, Stehplatz.30 Pfennige. — P laue n b. D rcöde n. Das am 31. Tecbr. 1875 im Saale von Relsewltz abgcbaltcne 12jährige Stistungofcst des hie sigen Turn- und Feucrwchr-Vereinö verlief in der angenehmsten Weise; der Beiuch war überaus zahlreich und Deputationen aus wärtiger Vereine aus Dresden, Hainsbcrg, Kreischa, Laubcgait, Löbtau, Naundorf, Strehlen, Striesen n. s. w. erschienen. Die verichlcdencn llnilormen gaben der Gesellschaft ein buntes Ge präge und daS allgemeine Wohlbehagen ward durch ein gut ge- wählics Eonecrivrogramm mit sehr lustigen Nummer» wesentlich erhöht. Die segensreiche Thätigkeit, die der Verein seit l'.-jähri gem Bestehen unter Leitung des Herrn Händler geübt, ward von Herrn Rudolph ln der Festrede in fesselnder Art gewürdigt. Ein flotter Ball endete das Feit. — Von jetzt ab werden im Victoria-Salon aus der Waiscnhauöstratzc an jedem Sonn- und Festtage zwei Vorstel lungen gegeben und bat sieh die Direction entschlösse», bei der Nachmittagsvorstellung auf allen Plätzen nur die Hälite deä sonstigen Eassenpreises, um auch dem unbemittelte! cn Theil deö Publicumö den Salon zugängig zu machen, einzuftihren. - Der Muiikdireetor Jäger deö Daimn'schen Etablisse ments batte am Vormittag deS Neujabrstagcü. a!ö er am dem Trottoir der Hauptstraße entlang ging, das Unglückauszuglciten. wobei er zum Fallen kam, sich den rechten Arm scheiterte und auch die Kugel auSsiel. Er hatte beim Geben die Hand in der rasche gehabt und somit war der Fall so unglücklich für Ihn verlauten. — Losch Witz. Vor einigen Tagen wurde eine von hier gebürtige, zur Zeit aber in die Arbeitöanstcht zu Zehista bei Pirna gehörige weibliche Person, die sctzon mehrere Maie auö derielben entwichen, wiederum bei ihrer Mutter hier entdeckt und zwar in Beg'citung einer Freundin auö genannter Anstalt. Natürlich wurden Beide scstgenommen und zurücktranöportirt. In Braun'S Hötcl hier, Pirnaische Straße, ist ncucrtingö ein Restaurant eröffnet worden, dessen weite Parterrcräum- liehkelte» einschließlich eines Speiseiaalö auf das Eleganteste und zugleich Praktischste eingerichtet sind. Dem Paehier, Herrn Zimmer, welcher 22 Jahre lang als Wirw deö Gasthois zur „Stadt Bautzen" inngirte, gebt der beste Nni voran. Küche und «ellcr sind wohlbcsicllt, die Preise eoulant. die Bedienung ist eine zuvorkommende. Jcdcnkallö kann das Etablissement dem Feinsten in dieser Branche gleichgestellt werden und sieht einer guten Zulunst entgegen. — O e t i c n t l i eb c G e r i est t ö s i tz u n g de» 31. Deceinber. Der Schluß der Schöffengerichtösitzungen für dad nun zur Ruhe gegangene Jahr 1875 crelgic durch eine Hanptvcrbandlung, welche alö Gegenstand der 'Anklage schweren und ciniachcn Dieb stahl, -Beiteln und Laiikstreichcn gegen zwei kaum dem Knaben alter entwaebiene Bürschchen enthielt. Earl Moritz Birke, 1801 im Grund bei Moborn geboren, ist der Lohn ciucö «orbmacherö und bat erst zu Ostern d. I. die Schule verlassen. Der andere Bursche, Earl Allst» Leopold Guthmann, ist 2 Jahre älter, stammt aus Dresden, wo sein Vater «noehcnhändler war, und lernte erst die Eonditorci. verliest aber diesen Penst nach l'/s Jahren, weil, wie er angiebc, er nicht habe auökomincn können, «urze Zelt war er in der Ervedition deö „Drcötcn-Advcrtiser" als Handarbeiter beschäftigt gewesen. Birke war bis im Juni bei dem Gutt-bclitzcr Winkler in Wildbcrg als Picrdcinngci» Dienst, entwich aber von dort, weil ihm das Arbeiien nicht zu behagen schien, und fand sieb später mit Gutbmann zusammen, mit wel chem er nun bis Aistang Octoder sich bettelnd und vagabontlrend hcrumtrieb und in Gcmciistchait mit demselben verschiedene Dieb stähle »ucstührtc. Die netten Früchtchen lebten blcs von den Er trägnissen ihrer Bettelei und der Diebereien und benutzten alö Nachtquartier meist den treten Tempel der Natur. Mit wenigen »Ausnahmen haben sie, wenigstens ihrer Angabe nach, cnlwcdcr „im Buicbc" oder in wenigen Fällen in Baubuden genächtigt. Beide Angeklagte legen ein volles, unumwundenes Geständnis; ab. Birke gelangte am >2. Juni in das Grundstück seines ebe- maligcn Dienstherr» Winkler in WIldbcrg, nachdem er zuvor zwei Zäune überstiegen hatte, und schlich sieb dann biö zu einer gün- iiioen Zeit arst den Heuboden, um bicrauf dem Dienstknccht Petzoldt aus einer nnvcrichloiicncn Late gegen 6 Mark baareö Geld und ein Taschenmesser auö der von Letzterem zum Schlafen bewohnten Kammer zu anncctircn. Am 14. September stahl er von einem aus der Landstraße fahrenden Wagen verschiedene Gegenstände, darunter einen Fleiichcrstahl, welchen er in Gemein schaft mit Gutbmann hierauf gegen '/s Piund Wurst an den Mann brachte. In der zitacht vom 14. biö l5.September annec» tirtc Birke auö einer Baubude nach vorherigem Einkricchc» eine blaue Jacke im Werthe von 5 Mark und eine Schncwöflasche, und zwei Tage später brach er mit Guthmann vereint !n eine andere Arbcitöbuke el». und Beide holten sich ein Paar Holzpantoffeln und eine Jacke heraus. Am 21. September machten sieb die bei den jugendlichen Diebe daran, über eine Planke nochmals in daS Winklec'sche Grundstück i» Wildbcrg zu gelangen und ein Paar der Dtenstmagd Peterwitz gehörige Strümpfe wegzuholcn. Die haraut folgende Nacht versuchten die Spitzbuben wiederum nach vorherigem Eindringen in das Winkler'sche Grundstück den «nccht Pctzoltt zu bestehle», mußten aber, weil die Kammer vccjchlosicn war, reiuilatloS abziebcu. In den Nachtstunden vom 22. zum 23. September erbrachen die Angeklagten eine Baubude in Rakebcul, nachdem sie von der Thüre die Nägel zunächst herauSgezogen und die crstere dann aufgewuchtet hatten. Zwei Jacken, eine Weste, eine Mütze und ein Blechkrug steten in ihre DiebeShändc. Zuletzt krochen die Burschen, nachdem sie zunächst eincn Zaun überstiegen batten, in vie Baubude des Zlmmermei- stcrö Ziller in der Lößnitz ein und stahlen namentlich verschiedene Kleidungsstücke. Die Königs. StaatSanwalkichast war durch Herrn GtaatSanwalt Richter, bie Vertbeidigung durch die Herren Justizrath I)r. Schafsrath kür Birke, Advocat Fränzel iür Guih« mann vertreten. Der durch Schöffen verstärkte, von Herrn Ge- riehtörath 1)>. Francke präsibirte Gerichtshof erkannte unter An» nähme mildernder Umstände für den Elfteren auf 8 Monate Ge- iängniß unö 2 Wochen Haft, für Gutbmann auf 7 Monate 3 Tage Gciängniß und Ik Tage Hast. DieHaststrascn sind durch die Untersuchungshaft alö verbüßt zu betrachten. — An gekündigte Gerichts-Verhandlungen. Heute Leu 3. Januar Hauptverhandlung wider c ie beiten Eng länder, den Kaufmann William Levy au- Birmingham und den Privatuö William Hcnrtz Grccnwood aus London wegen Privat- urkundcniälichuug evcnt. Betrugs und Fälschung. — LSitterungS-rveodartltung am 2. Januar, Mittags. Barometerstand nach Otio L Bösolt hier: 28 Pariser Zoll I V» ü. liest gestern IV» L. gefallen». - Thermometer nach Neaumur: 4 Grab über Null. — Die Schloßthurmfahne zeigte West- Wind. Himmel: trübe. — Glbtivhe in Dresden» 2öJanuar,Mitt.: 20 Eent. unterv. Feuilleton. König!. Hostbeater iNeustadt), 1. Januar 1876. „Tante Tberese", Schauspiel von Pa ul Li nda u. Der erste Act des Stückes wurde mit gethelltcin Bestall angehört; der zweite Act erzielte mit seiner heitcron Episode ungethetlten Applaus; der dritte und vierte erfreuten sich, immer noch stei gernd, sehr warmer und energischer Beisallöciuöbrnchc, und somit ist über Lindau'S Stück zn tcö AutorS Gunsten in Dresden ent schiede» worden. „Tante Therese" ist weniger reichhaltig, weniger bnnl alö trübere Stücke Lindau s, aber der ruhigere Grundton zeigt deutlich, baß Lindau e>nc Vertiefung der Eharactere angc- strcbt und zumeist auch erreicht hat. „Tante Tberese" ist einer jener weiblichen Wesen, die mit milder Herzlichkeit nur iür 'An dere leben, die glücklich und zuirictcn sind, nur Gutes thun zu düric». Mehr aus Dem, waö über Therese im Stück gcsprocheu wird, alö daraus, waö sie unmittelbar th»t, sind diese Eigen schaften zu entnehmen, und darin liegt eine Schwäche der Eom- positton. Wollte man DaS, waö vor dem Beginn dcd Stückes ge schehen ist, nicht gutwillig voraus,etze», so würde daöimStücke selbst Gcicheheude, Theresens Unwille gegenüber der „guten Ge sellschaft", ihre verbitterte Zurückgezogenheit, sich nicht genügend erklären. Und wenn man anstngc, Therese iür eine spinöse, wett unbciricdigte alte Jungfer zu halten, io verlöre sie unsere Svm- patbic. Len Glauben, daß Tberese viel erlebt stabe, was ihre Verbitterung rcehticrtigen müsse, konnte Lindau unö erleichtern, wen» er im Beginn daö thatkrä itigc, segensreiche Eingrei fen Thercsenö In baS Schicksal der Mstspielcntcn hätte geschehen lassen, statt davon nur zu erzählen. Diese Schwäche abgesehen, entwickelt sich das Scelcnerpcrimcnt pshck,alogisch sein, dichterisch mlt Wärme und zarter Abstillung zum Ende gcsührt. Tberese hat unter ihren Guttbaten einen jungen Maler aus Lebcnogeiahr gerettet, ihn mondelang gepflegt, lkberesc mochte glauben, mit alt' ihren Licbetzempstndungcn längst abgejehtossen zu haben, auch der Zuschauer muß dicö annchmen; ab.r a!S der junge genesene Künstler in die glänzende Wett wieder Antritt, zuckt schon Bitterkeit um die Lippen Thcrcicnö; daß dies in einer Soiree bei ihrer Antipodin, der reichen gefallsüchtigen Eommerzicnräthin Gabriele geschieht, verdoppelt den Schmerz: alö aber BaldcniuS iso heißt der junge Maler» den entstandenen Verdacht, er unterhalte ein Liebesverhältnis, zu seiner älteren Pflegerin, damit entkräftet, daß er, übervollen HcrzcnS, die Liebe zu Hclcnchcn, ihrer reizenden 'Nichte bekennt, da weint daS „Tant chen" jene Thräncn der Entsagung, welche im Leben der besten Frauen nicht selten sind, und weniger gesehen, alsmitcm- p sundcit werden. Baldenius ist jung, heiter; Helene schön und kindisch verliebt in ihn, Tante Thercsenö Bruder, -veienenS Vater, v, Estberg, Ist leichtlebig und vornehm, gicbt aber dem lungcn Maler die Hand der Tochter voller Vertrauen — Alle finden naturgemäß daö Ihre nur der alternden Jungiec Herz gebt leer aus, ohne daß Jemand die Lücke ahnt. Zwar, nicht so ganz leer, denn Lindau hat einen braven, etwas nnbcholicncn Liebhaber vom Lande in putts. den Di. Bredow, ibm wird die Aiiigabe. Theresen »chadlos zu halten. Aber der melancholische Zug der Entsagung in Tante TstcreienS Charakter wird davon kaum altcrirt. Wie schon bemerkt, vollzieht steh diese Scelenpro» ccdur mit einer, Lindau früher nicht eigenen wahrhaftigen Wärme deö Ausdruckes. Der Dialog ist gewählt, ohne nur irgend einmal unnatürlich zu werden. Und wer besorge» wollte, cd wäre also nicht mehr der iederscstarse, lachende Lindau, der dieö Stück ge schrieben, dem kann man verrathcn, daß der Eommerzienratb Null — oder nein, er heißt anders, ist aber im Verhältniß zu seiner Frau eine »Null; ferner, datz bie eitle, resolut verliebte Eoinmerzicnräibin, der Herr Krone „der Alles weiß" und daö wandelnde Gründcr- thum in »Person deS Herrn Strauß, ebenso amüsant und medisant geschildert sind, wie die verwandten Typen in den früheren Stücken Lindau's. Die unbedingte Modernität deö Stoffes und der Be handlung erheben die Novität in die Reihe der besten zeitgenössi schen Lustspiele. Die Darstellung, soweit sie die Regie betrifft, ging brillant. Die einzelne Besetzung ergab Gutes und weniger Gutes in leid licher »Mischung. Frl. Havcrland, als malititse Kokette und Eommerzicnräthin, spielte irisch, keck und natürlich und sah aller liebst aus. Fein war Herr Dessoir in der Zeichnung des Bör sianers Stranff. Herr E ngcl h ard und Herr Koborstcin crichöp'tcn ebenfalls die kleinen Rollen deö Eonuncrzicnrcttbes Götzen und des städtlichen »NeuigkcitSkrämerS Krone. Auch Herr P o rth und Frl. B ot b als v. Estberg und Tochter wirkten an- genehm. Frl.U rich alSTanteThcresewar im l.Act unübertrefflich, verlor aber im 3.Act den Sestauspielton und streifte an cineLadv Macdcth, alö sie z.B. den Brief findet, der Hrn.Balteniuö zu der Soiree bei Götzcnb einlädt. Der Eharatter ist vom Dichter offenbar mcbr elegisch als tragisch gemeint. Milde und liebenswürdig ge lang ihr wieder der Schlußakt. Daß Herr Richetsen nicht zn jenen Schauspielern zählt, i» den sich 3 Frauen rasend verlieben müs sen, ist ölt genug gesagt worden. Die Regie stellt den routinirten Künstler immer wieder in salicheo Liebt. Heer Deitmer, dem man Liebe und Enthusiasmus glaube» würde, spielt unterdeß mit einem Anflug von Komik den gefetzten Biedermann — hier v- Bredow geheißen, auf der Bühne. 0. U. Briefkasten. R. P., Zittau. Sollten Sie nicht tatsch gehört haben „Jvanhoe" im Templer wirb nur „Eivenu h" auSgeiprocheu Es heißt im Text ja auch „Sin besserer Ritter wohl alö D u, bin ich Wilirid von Eivcnuh". Dieser Reim allein hat ja schon Beweiskraft, und jedes engl. Lexikon desgl. Jvanhoe nach deutscher Lesart ist absolut falsch und würde don keinem Regis seur geduldet, Clara B. in M. „Ich habe ein uneheliches Kind, dessen Vater plötzlich gestorben ist. Er war Wittwer, wohlhabend, hat erwachsene Kinder, welche aber bis letzt noch nichts wissen, indem unsere Verheirathung Familienvcrhältnisse halber nicht stattfinden konnte. Er hat biö zu seinem Tobe, der ihn in der besten Gesundheit ereilte, iür das Kind gesorgt. Wie kann ich nun die Rechte meines Kindes sichern, denn eö ist kein Testa ment da?" - Da na» 8 1873 des Bürg. Gek.-BucheS die Ber-
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