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Dresdner Nachrichten : 08.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187510088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-08
- Monat1875-10
- Jahr1875
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- Dresdner Nachrichten : 08.10.1875
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«rsyttn, «»glich fr«» 7 Uhr ln der Erpedttio» Mnrlenstrabc in. «lvo„- nemcnkzpiei» ulcrtelialir« lich nMarkS»Pfgr..durch dir Pa,» N Mart 7L «igr. kiiizel. Nuuiiuern »i Psge. Iluslagi 26000 ikrdl. ffllr die Rttikqabe ringt« siuidlrr Manuscripie «acht sich dir Mcdacli«» nicht verbindlich. ^useratrn üluiiabme au». Vagl«r i„ Haitiburg. Br» ltu. Wir», «iripjig. Basel vttiilint.^rauksur« a M. Leipzt.,. Wien. Hamburg' Frankfurt a. M., Miin- chen. — Uaub« L Uo. in Frankfurt a. M. — I-'r. Vaigt in ilbruitttg. — II»- r»»,li»litt«. Nolilar L 6». t» Pari». Tageblatt Kr Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: LiepschL NeilharLt in Dresden. Jnlera«, werden warte». s iradk IN angenammen di» Ad. 6 Mir. Sonntag» d>, Mittag« tS UUr. I» Neu,labt: große Kljtfier- gassr 5 bi« Aomin. 4 Uhr. — D,r Raum einer cin> ibaitigen Priuirile kostet tü Pig-. ibingejandt dt» «jeile »o Pigc. Sine Äaranlie für da» nach »tägige Erlchei- nen der Jnlerate wird nicht gegeben. «»«wärtige Annonten« Aufträge von u»i> unbe kannten Firmen und Per« fönen infevirrn wir nur arge n P r ä n u in r r a n d o- Zaliiung durch Ariis- niarken oder Vostrtnzali« lung. Neu» Silbe» tosten Ib Pigc. Jnfcrate für die Montags - Nummer »der nach einem Festtag« die Peliljkile A Pfge. Rr. 281. Zwanzigster Jahrgang. Mttrrdacteur: Für das Feuilleton: vr. LintI Dresden, Freitag, 8. Oktober 1873. Das neue Reichs-Bank-Gesetz. Don einem der ersten Handelshäuser Leipzigs geht uns folgen- oer Artikel zu. Die volkswirthschaftliche Politik der deutschen Reichsregierung hat bisher von einen: großen Thcile der dabei directcst Jnteressirten viel zu wenig Beachtung gefunden. Die wenigen unabhängigen Blätter und einige Fachzeitschriften, welche sich mit den verschiedenen Fragen derselben beschäftigten, haben im Berhältniß zu den national- liberalen und officiösen Blättern, die mit sehr wenigen Ausnahmen alle Maßregeln aus Berlin c-u is,vo als alleinseligmachend betrach ten, einen zu beschränkten Leserkreis, als daß ihre Warnungsrufe über die traurigen Conseguenzen der bisher befolgten deutschen Wirth- schaftspolitik aufmerksame Hörer gesunden hätten. Gegenwärtig, wo nur noch wenige Monate übrig bleiben, sich dem neuen Zustande, welchen das Bankgesetz geschaffen hat, anzupassen, regen sich Stim men, welche sich bisher den Directiven aus Berlin unbedingt und willenlos unterwarfen und sprechen offen die Befürchtung aus, daß die Borbedingungen zum gedeihlichen Uebergang in die neuen Ver hältnisse nicht erfüllt sind. Einerseits waren die Vorkehrungen der Negierung auf dem Münzgebicte der Art, daß durch die ausgesühr- ten Prägungen bis heute nicht annähernd die erforderlichen Münzen erzeugt werden konnten; trotz der vermehrten Arbeiten wird diesem Mangel bis Ende des Jahres nicht abgeholfen sein. Es müssen da her die bisher noch nicht eingezogencn Silberthaler, wie cs ja auch im Münzgesetz vorgesehen ist, als Surrogat bleiben, und die decre- tirte Goldwährung bleibt nach wie vor eine Illusion. Anderseits aber sind die allgemeinen Geschäftsverhältnisse durch die beinahe drei Jahre andauernde Krisis der Art geschwächt, daß die unbedingt nothwendig werdende Cre) tcntziehung und Discont beschränkung aller Banken zu den schlimmsten Folgen führen und für -.nsere sächsische Industrie beinahe vernichtend werden muß Von mancher Seite ist das Bankgesetz als ein heilsames Reinigungs mittel freudig begrüßt worden, und man sieht in dem Untergange vieler Keinen Handels- und Gewerbsleute nichts weiter, als ein Ausrotten unberechtigter Existenzen. Es soll dem Schwindel, der bei uns wie überall getrieben worden ist, nicht das Wort geredet, es soll zugegeben werden, daß so manches Unternehmen mit zu scbwa- chen Mitteln gegründet worden ist; von der überwiegenden Mehr zahl unseres sächsischen Fabrik- und Handelsstandes kann jedoch ge trost behauptet werden, daß eine gesunde Basis zu Grunde gelegen hat. Allerdings waren unsere Bankverhültnissc der Art giinstig und unsere leitenden Notenbanken in Folge ihrer Concesfionen so organisirt, daß sie dein ehreniverthen und solid n Handelsstand aus giebiger und coulanter als in irgend einem and wen deutschen Staate zur Seite treten konnten. Daß die sächsische Industrie voir diesen günstigen Verhältnissen Gebrauch gemacht hat, wird ihr wohl Niemand verargen. Ebenso wenig aber kann man den sächsischen Banken einen Vorwurf machen, daß sie den ihnen vorgeschrittenen Zweck nicht erfüllten und der Indu strie nicht bcreitwilligihre Mittel zur Berfügunastellten. "Niemand, wer einigermaßen unsere Verhältnisse kennt, wird den sächsischen Banken nachsagen können, daß sie nicht jederzeit ihre Stellung richtig be griffen und zum "Nutzen ihrer Aelionäre sowohl als ihrer Eredit- mhmcr vernerthet hätten. Fassen wir unsere bedeutendste Bank, die säcknisclie Bank, oesvnders in'S Auge, so geben die Rcsuilalc, i ie dieselbe wabrend ihres Bestehens erzielt, du: beste» Beweis kür die ausgezeichnete Leitung, aiv auch iür die Selldltcit ihrer Kundichait. Während ihres noch nicht zchniähr gen Bestehens ist cs derselben möglich gewesen, eine Imchschnittüche Dividente von 16 p6l. per Javr zu vcttbcikn : nd außerdem einen Ncicrrewnd von I Million Tha cr anzusammcln. Mag man dies günsiige finanziellehrgcb- n ß auch ihren weitgehenden Privilegien zuschrcibcn, so ist cs doch a ö ein Zeichen einer überaus geschickten und solide» Leitung an- zuscbcn, daß kaum 166,666 2 vir. wabrend ihres Bestebc»o dem Vertusiconto zur Lall gcschriev n »erden mußten. Gcitützt aut ihre langjährige Eonccsiivnsdaucr. war deiontcrs die sächsische Bank in der Lage, unsere heimisc! e Jntusl: e aui'ü Wirtsamstc zu uiitcritluzen, und cö i» auch ton der Verwalt-,ng nicht ge säumt werten, in allen bcteutcndcrcn Handctö- uni Fabrikertcn direct durch Filialen de» Gewcrbcsie ß zu heben. cdcr Bank- leckung noch Gcwerbcsmnd bat jema s daran denke» iincn, daß ihr weh erworbenes Rccvt, wenigstens wabrend dc Malier des Privilegiums, verkümmert und illusorisch gemacht weiten kennte. - Daß und wie man sich über die dinecntcn Zulagen der Eiuzel- rcgicrnngc» in »niercin gesetzgevendc» Ncnasiungolörpcr hinweg- gesetzt hat, ist lcivcr i» allzu irischem Gedächtnis,. Wen» man auch nicht dcansf reichen konnte, daß zum Nachtheil dcs Reicvcö unscrcn cigcnthümlich.n Verhältnissen Rechnung getragen werde, so war eine ciiigcdende Preisung derselbe» und ihrer Ertortcr- Issc wohl der Mühe wcrth. Sachse» ist ein jo bedeutender gac- eor!m wiethschgitlichen Leben Deutschlands, daß dessen Wehl u.id Wehe nicht glelchgiltlg hingenommcn werden dar!. In wieweit man unser Interesse in Berlin zu würdigen ver standen hat, das beweist der erste Entwurf des VankgcsetzeS, in wel chem bei den sächsischen Banken der durchschnittliche Umlauf der drei ungünstigsten Jahre 1867, 08 und 69 als Norm für das ihnen zu- zubelligende Notcnmaximum angenommen wurde, während man bei Hessen die weit günstigeren Jahre 1870, 71 und 72 zur Grundlage nahm. Wenn dieses Mißverhältniß auch in dem späteren, ameir- dirten Entwurf beseitigt worden ist, so beweisen alle weitere. Maß nahmen, daß man inBerlin für die Verhältnisse jenseits der s warz- weißen Grenzpsähle entweder kein Verständniß hat oder sie l c Be achtung nicht wcrth hält. Hätte man sich die Bedeutung des außer- prcußijchen Handels und seiner Erfordernisse nur einigermaßen klar gem cht, so hätte man sich bei der Contingenttrung der unged ckten Noten unmöglich mit einer Summe begnügen können, die den that- sächlechcn Verhältnissen nach keiner Richtung hin entspricht. Seid dem 7,5. Juli sind preußische Bankfilialen in Leipzig, Dresden und Ehen ritz eröffnet und ist dem Leite« der preußischen Bank Gelegen heit z. boten, sich von dem Umfange de» Geschäfte« Kenntntß zu ver schaffen , Daß man den eriteren Platz wesentlich unterschätzt hat. s darüber kann wohl lein Zweifel obwalte». Schon der technische : Apparat ist ein so schwerfälliger, baß die Bewältigung deö gro ßen Verkehrs lcS sind am Metlo unv Ultimo jeden Monats 3 i vis 1606 Stück Wechsel cinzukassiren) nur mit einem Mehraus- i wand von Zelt zu ermöglichen ist, wie einen solchen Ne Insti tute, die diese Arbeit früher besorgten, nie gekannt haben. Aus der sich natürlicher Weise ergebenden Ueberbürbung der Arbeits kräfte sind Verzögerungen unausbleiblich, und cs ist vorgckom- men. daß Wechsel erst am dritten Lage znm Einzug gelangen konnte». ES soll die segensreiche Thätigkcit der preußischen Bank nicht bestritten werden; sie hat es verstanden, auch in den schwierigsten Verhältnissen der preußischen Industrie gute Dienste zu leisten, und sie würde wohl auch als deutsche Bank für das vergrößerte Gebiet die gleiche Bedeutung erlangen können, wenn ihr die Fesseln des Bankgesetzes keine so enge Grenze zögen. Unter den jetzigen Ver hältnissen kann sie unsere heimischen Institute nicht ersetzen. Seit drei Monaten arbeitet die preußische Bank in Sachsen, ohne daß sie bisher eine wesentliche Abnahme der Umsätze unserer Banken bewirkt und demgemäß eine namhafte Verringerung des Notenumlaufes hcrbeigeführt hätte. Vergleicht man den Status der sächsischen Dank vom 30. September mit den früheren Aufstellungen, so wird eine wesent liche Veränderung der einzelnen Positionen nicht bemerkbar. Die betreffenden Zahlen, aus die cS hier aiikommt, waren am 30. September: Notenumlauf : . . . Mtll. M. 85,7k Deckung In Baar und fremden Noten Mtll. M. 50.VS Zugcbilligteö ungedecktes Noten- marimum - . 16,77 . . «7/16 Es verbleibt somit ein Betrag von Million M. 18,30, welchen die sächsische Bank allein aus dem Verkehr ziehen mxiß, will sie die durch das Bankgesetz gezogene Grenze einhalten. Es liegt wohl in ihrer Macht, die ihr vorgeschriebene Position bis Ende des Jahres zu erreichen; es bedarf hierzu nur der Kündigung der Lom bards und Einstellung des Diskontgeschäfts. Welche Folgen diese Maßregeln für unsere gesammtcn Verhältnisse nach sich ziehen müh ten, sind heute in ihrer Schwere gar nicht vorauszusagen. Auch für die Bank selbst wäre ein derartiges rigoroses Vorgehen von sehr verderblichem Einfluß, da sie durch die hierdurch herbeigeführte Krisis bei ihrer engen Verbindung mit der Industrie stark in Mitleiden schaft gezogen würde. Man könnte vielleicht den Vorwurf erheben, warum hat man nicht schon früher begonnen, den kommenden Verhältnissen sich zu a«eoii»nodsten? DaS Gesetz ist allerdings ungefähr seit halber Jahrcösrlit da. die Zustände unseres Mlwzwesenö aber sind that- lächllch noch so unstetige, daß wir auch noch nach dem 1.Januar 1876 statt der dccrctlrtcn Goldwährung die Doppelwährung haben werdc». Bel der Relchsrcgicrung scheint auch ein Zweifel über den EintührungSlermin der Goldwährung obgewaltet zu habe», denn sonst wäre wohl die dctrcffenbe Verordnung nicht in: letzten Augenblicke, welcher nach ccm Gesetze zuläisig ist, pu- blicirt worden. Andere sehen hierin daö Resultat einer Gegner schaft, welche zwischen bc» -Leitern der Bank- und Finanzpolitik, dein Bankpräiidcnten Dcchcnd unv hem g-lnanzminlster Camp- h.luse» tbatsächiich besteht und führen hier aus die vielen Miß griffe zurück, unter weichen in den letzten Jahren daS wirthschast- lichc Lebe» in Deutschland zu leiden hatte. War cs daher den Verwaltungen unserer Banken, da wo es an jeder Directive mangelte, zu verübeln, daß sie sich nicht auf's Experimentwen gelegt, sondern an ihren bisherigen Prineipien fest gehalten haben? Gegenwärtig sind sie allerdings unliebsam über rascht worden und es ist ein beunruhigender Zustand geschaffen, dem gegenüber sie wohl auch kein schützendes Palliativ zur Hand haben. Sie stehen vor der Alternative die rigorosesten Einschränkungen ein- tretcn zu lassen, oder die öproc. Steuer für ihre ungedeckten Noten zu zahlen. Wie wir schon bemerlien, hat die preußische Bank unsere Institute nicht entlastet, uns wie jeder Ausweis eonstatirt, sind die Ansprüche an dieselbe der Art, daß auch sie an Restriktionen denken muß. Fand man sich doch angesichts der Lage schon veranlaßt, eine Perspective von 9 L 10 Procent Discont zu eröffnen! Dies beweist zur Genüge, daß wir uns in einer Nothlage befinden. Eine Abhilfe bei der Reichsregierung zu suchen, ist bei der Stellung der beiden Spitzen dcs deutschen Finanzwesens zu einan der, vergebliche Mühe. Auch der Reichstag wird, nach der bisherigen Behandlung aller wirthschaft'.ichen Fragen vor seinem Forum zu urthcilen, sich diesem Nothstand gegenüber indifferent verhalten. Sollte wider alles Erwartendem Antrag auf Revision des Bankgesetzes gestellt werden lNcvifionen, wie cs beim Strafgesetzbuch geschehen, ist man im Principe ja nicht entgegen.:, so dürste von der Reichs regierung ein energischer Widerstand entgegengesetzt werden und bei der starken Stütze, welche der Finanzministcr für seine stärren Doctrinen im Neichskanzleramt findet, wäre cs wohl nicht zweifel haft, wie die Entscheidung fallen dürfte. Würde der Reichstag sich wirklich einmal zu einer That der Negierung gegenüber aufraffcn, so gibt cs ja noch immer Eompromisse. Ein Zugeständniß in der Diätenfrage würde die Opposition sofort entwaffnen. — Jeder Schritt erscheint hier von vornherein als vergeblich. Vicle.'wclchc dem Jnkustricleben seriistchcn und stets bereit sind, dieses mit dem Börlcntrelben und Börscnunwescn der letzten Jahre zu ihenttfieircn, werden eü aanz gerechtierttgt finden, baß die Banken, nachdem sic die günstigen Verhältnisse auSgenutzt haben, nunmehr die ihnen erwachsende Steuer zahlen. Sie über sehen tabel, daß die Bankverwaltungen die Interessen ihrer Aktionäre In erster Linie zu wahren haben, und viele weisen sic daraus hin, sich der drückenden Last der Notensteuer sobald als möglich zu entziehen. Daö alleinige Mittel hierzu aber heißt: „Rcstrlclioiicn nach allen Selten." Restrictionen nach allen Seiten, ist der drückende Alp, der auf unserer Geschäftswelt liegt und «in Gefühl der Unsicherheit erzeugt, welches, wenn es nicht bald gebannt wirb, die weitgehendsten Be fürchtungen »ur traurigen Wahrheit machen muß. Rach de« letzten Ausweis beträgt die mit L Procent »u ver steuernde Nonn.Emission bei der Sächsischen «Sank Miütont« Mark 18. . - «elvs«g«t - » » t. ES kann den Banken, welche durch daS Bankgesctz in ihre» con- cessionömäßigc» Rechten ohne irgend welche Entschädigung be deutend beeinträchtigt worden sind, unmöglich zugenmthcl werden, baß sie diese Last auch noch aus sich nehmen, und cs ist wohl nicht unbillig, wenn ber sächsische Staat ihnen ihre Situation erleichtern Hilst, nachdem es Ihm nicht gelungen ist. die vertrags mäßigen Rechte derselben der Reichsregierung gegenüber zu wahren. Wir meinen, der Staat solle den Banken gegenüber für di« Steuer ihrer ungedeckten Noten eintreten. Zu diesem Zwecke war« der gegenwärtige Stand der Noten-Emission als Maximalhöhe anzu nehmen und es müßte den Banken pro rat» ihres Umlaufes zur Pflicht gemacht werden, einen gewissen Betrag, vielleicht 2 Millionen Mark pro Monat vom 1. Januar 1876 aus dem Verkehre zu ziehen. Auf diese Weise wäre den sächsischen Banken und dem sächsischen HandclSstande statt der dreimonatlichen, eine Frist von 12 Monaten eingeräumt, in welcher Zeit ein für beide Theile gedeihlicher Ueber gang sich leicht und ruhig ermöglichen ließe. Das einzige Bedenken hiergegen wäre die Belastung unseres Budgets zu Gunsten einzelner Elasten; es dürfte jedoch wohl schwinden, wenn man erwägt, daß Handel und Industrie wohl reichlich die Hälfte der Lasten des Staa tes tragen, und daß es gilt diesen Theil der Steuerträger unge schwächt zu erhalten. Es ist Nothstand, dem zu begegnen ist, und es ist daher Pflicht, daß der Staat, das Gesammtwesen Aller, für die einzelnen Glieder eintritt. Sehen wir uns den Betrag an, welcher auf diese Weise dem Staate zur Last fiele, so ergiebt sich Folgendes: lieber baS Notencontingent hinaus sind gegenwärtig tm Umlauf: Bei der sächsischen Bank circa Mk. 18,000,000. Ae! der Leipziger Bank circa Wik. 5,250,000, eS Ist somit die Steuer von: Mk. 237250.000 mit -/>, 8" pro Monat zu entrichten; pro Januar würde dies Mk. 86875 betragen, da nun nach unserem Vorschlag jeden Monat 2 Mill. Mark zurückgezogen werden müssen, so rctucirt sich die Steuer monatlich um den entsprechenden Betrag, so daß schließlich dem Budget nur Pik. 612,500 zur Last fielen, was wohl tu Htnb ick auf die Interessen die aus dein Spiele stehe», von keiner allzu- großen Bedeutung ist. Das Bankgesetz hat mit der Erweiterung des Notenumlauf» gegen eine bproc. Äeuer selbst das Mittel an die Hand gegeben, um in Nothlagen Abhilfe zu schaffen; Banken und Regierung be finden sich daher auf gesetzlicher Basis und sind von vornherein jeder nur irgend wie gedachten Verdächtigung entrückt. Auf dies« Arise wäre es möglich, daß dem Handels- und Fabrikstand nicht plötzlich aller Credit entzogen würde. Sache der Handelskammern ist es, sich dieses Vorschläge» energisch anzunehmen. Bis -u» Zusammentritt des Landtages ist hinlänglich Zeit, denselben al» Antrag oder Petition eine präcise Form zu geben. Wir zweiftln nicht, daß ein derartiger Antrag, von den Vertretern der bedeuten deren Fabriks- und Handclscentren gehörig unterstützt, von Erfolg begrüßt sein wird, und glauben kaum, daß er von Seiten der Re gierung Widerstand finden dürste. LocalcS und Sächsische». — Dem Oberst von Holleben, gen. von Normann, ChefdsS Generalstabes, ist der rothe Adler-Orden 2. El., dem Hauptmann von Minckwitz, Adjutant im General-Eommando, dem Rittmeister Edlen v. d. Planitz, Adjutant S. K. H. des Prinzen Georg, und dem Rittmeister von Hinüber, Adjutant des Kriegsministers, der Kronen-Orden 3. El , und dem Rittmeister a. D. Freiherrn von Beschwitz der Johanniter-Orden verliehen worden. — Der Bergarbeiter und Knappschaftöälteste Rost in Burgk, welcher, wie wir bereits »nttheilten, am Sonntag sein 50jährige» Bergmannsjubiläum feierte, hat außer den schon erwähnten Gaben von Sr. Maj. dem König die silberne Medaille für „Treue und Fleiß in der Arbeit", erhalten. Herr Kammerherr von Burgk erschien trotz körperlichen Unwohlseins, begleitet vonseinenhöchstenBeamten, selbst in der Wohnung des Jubilars, um ihm die Medaille, sowie eine werthvolle bergmännische Decoration und ein namhaftes Geld geschenk zu übergeben. — Unter den Vorlagen, die dem nächsten Landtag seitens der Regierung unterbreitet worden, nennt man unS ein neues Stempel gesetz, das sich aus alle Arten des Schriftenstempcls erstrecken wird, mit Ausnahme selbstverständlich des Stempels auf Schlußscheine (Börsensteuer, die dem Reiche zusteht). Ferner ein revivirteS StaatSdienergesctz. Viele Bestimmungen des jetzigen, seit dem Anfang der 30er Jahre bestehenden StaatsdicncrgosetzeS sind ver altet; außerdem empfiehlt es sich gewiß, zwischen dem sächsischen Staatsdienergesetz und dem neuen Rcichsbcamrengesetzc nicht zu große Differenzen bestehen zu lassen. Endlich ein Expropriations- gesctz. Die ganze schwierige Materie des Expropriirens behufs An legung von Eisenbahnen, Straßen, Straßendurchbrüchen, Wasser leitungen u. s. w. soll einheitlich geordnet werden. Auch die Frage der Expropriation zu Zwecken der Anlegung von Begräbnihplätzen, die zu so vielen Differenzen und Erbitterungen Anlaß biettt, wird damit gesetzlich geregelt. Mit der Lcichenvcrbrenmmg vermag sich bekanntlich keiner der Herren Minister zu befreunden. — Unserem heutigen Blatte liegt die Gewinnliste der Gewerbe-AuSstellungS Lotterie bei. Wir wünschen Jedem, der sie zur Hand nimmt, just den Gewinn, den er sich gewünscht hat und — falls er den nicht kriegt, wünschen wir ihm freundlichen Trost. Aus dem Zifferwerk geht übrigen« hervor, wie riesig die Arbeit dieser Lotterie für die leitenden Herren gewesen ist, denen man die Aner kennung nicht versagen kann. Die Liste wird übrigens für Jeder mann n 25 Pfg. durch die Lotterie-Deputation zu beziehen sein. Die Ausgabe der Gewinne beginnt Montag früh 9 Uhr. — Während di« Ueberbrückung der Falkenstrahe, bei welcher kolossale Erdmassen zu bewegen sind, erst in eipigen Wochen bis zur Eisenaustage gedeihen kann, ist man schon jetzt bei der Arbeit, die Geleise der BerbmdungSbahn an jener Stelle tiefer zu l»gen, so daß die Ueberstrttckung nicht allzu große Steigungen für da» Fuhr- «erl»«»,».
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