Weesenstein. »9 -gestört. Zunächst wurde die Gegend 1756 durch sächsische und preußische Truppenzüge nnd Einquartierungen bennruhigt, dann im Herbst 1759 durch eine Reihe kleiner Gefechte verwüstet, die schließlich zur Gefangen nahme des Generals Fink bei Maxen führten, endlich im folgenden Winter durch Fouragierungen preußischer und österreichischer Kriegs völker ausgesogen. Die Einkünfte der Herrschaft gingen infolgedessen zurück, der Besitzer geriet in mißliche Vermögensverhältnisse, und da er überdies mit seinen Untertanen in stetem Unfrieden lebte, beschloß er, das Erbe.seiner Väter, das diese länger als dreiundeinhalb Jahrhunderte hindurch bewahrt hatten, bei günstiger Gelegenheit zu verkaufen. Ein zahlungsfähiger Käufer fand sich in der Person des Freiherrn Johann Jakob von Uckermann auf Bendeleben, hessischen Geheim rates und Generalpostintendanten. 1772 übernahm er das Schloß nebst den zugehörigen Dörfern. Um sich wohnlich einzurichten, führte er mancherlei bauliche Veränderungen aus. Unter andern: ließ er das große, 1575 erbaute Hauptportal gründlich erneuern und die über den Mühlgraben führende hölzerne Zugbrücke durch eine noch jetzt vor handene gewölbte Steinbrücke ersetzen. Allerdings verstand er es ebensowenig wie sein Vorgänger, die Liebe der Gutsuntertanen zu ge winnen. Es herrschten beständig Streitigkeiten, die gelegentlich in Ge walttaten übergingen. 1775 kam es zu einem offenen Aufruhr, da sich die Bauern durch Jagddienste, Feldarbeit und Baufuhren übermäßig beschwert glaubten. Der Haß wurde so stark, daß man 1779 dem Schloßherrn die jungen Obstbäume abschnitt. Trotz einer ausgesetzten Belohnung von 50 Talern war der Täter nicht zu ermitteln^). Als Ucker mann am 9. Dezember 1781 in Hannover gestorben war, fiel das Schloß seiner Gemahlin und dann seinem Sohne Jakob zu. Dieser begann es mit einem bedeutenden Kostenaufwands zu erweitern und zu ver schönern. Er legte den von der Müglitz durchflossenen ausgedehnten Park an und erbaute darin am Fuße des Felsens den sogenannten Gartenflügel mit mehreren geschmackvollen Zimmern. Auch andere Räume des Schlosses schmückte er würdig aus. Leider wurde im Kriegsjahre 1813 durch einquartierte Franzosen, Österreicher und Russen vieles kaum Geschaffene zerstört. Namentlich die Russen hausten barbarisch und schleppten vieles Wertvolle fort. In der Kapelle raubten sie die Altarbekleidung und die heiligen Gefäße und verübten derartigen llnfug, daß der Gottesdienst mehrere Monate hindurch eingestellt werden mußte. In den Jahren nach den Freiheitskriegen war Weesenstein häufig der Schauplatz glänzender Feste. Der junge Baron llckermann führte ein großes Haus und sah gern Gäste bei sich. Auch Mitglieder '> Dietterle a. a. O., S. 58 f.