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Dresdner Nachrichten : 20.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189102207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-20
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.02.1891
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- . Per-' - . der Kodlenforderung überrascht zu werden. Da« sieikonservative Ilkel «Ei» ernstes Wart »D, " ^ zu « Deutsche Wochenblatt" zur Lage". in bringt einen Ar- .. . > welchem es u A. beißt: Das »Deutsche Tageblatt" hat einen Aufsatz veröffentlicht, der zwüfelloS van hervorragender Stelle auSgelit und vollste Beacht' ung verdient. Ter Artikel gebt von der allerdings nicht wegzu leugnenden, sehr schwerwiegenden Thnliacke der wachsende» Unzu- ftikvenbeit namenilich auch in kvnservatioe» Kreisen aus, aber er irrt, wenn er glaubt, daß diese Unzusriedenhcil durch irgend welche Preß- tretbereien künstlich geschürt ist. Ganz im Gegentheil. Die Unzu- iriedenbeit ist viel starker, viel allgemeiner, als die Presse eS rum Ausdruck bringt. Das zu verwiche», müßte vcrhängnlßvolle Jol« gen buben. Wir halten eS sür richtiger, die Tbatinche ossen zu be kennen. tbre Ursachen aufzndecken und dadurch Besserungen anzu- slreben. Wir stellen znniichst fest, daß die Unzufriedenheit nicht in unmittelbarem Znsnmmendange niit dem iliücktcitte des Fürsten Bismarck siebt und durch dle Zeitungsartikel und Interview« von Friedrichsrube außerordentlich wenig beeinslnßt wird. Wenn aber begründete Uilache zur Unzuiriedenheit für weite BolkSkreise vor- liegt, so ist cs du'chauS natürlich, daß der Blick Derjenigen.welche den alten Kurs sür de» richtigen halte», sich nach dem Steuermann zurückwendet. der den alte» Kurs geleitet. Soll aber wirklich ei» neuer Kur« elugeichlngen werden, so muß dle Negierung den Mull, haben, dies einzugestehen. Man verständige sich mit der freisinni gen Partei über die Liquidation der Kvlvnialpolitik, man bewillige die Rückkehr der Jesutten und arbeite da« Schulgesetz im klerikalen Sinne um. ES kann das nicht ichwer falten, nachdem die Regier ung in der Spcrrgelderjrage sich so löblich unterworsen. VorAllem ober mutz In der Wirthtchnfisoolittk Klarheit hergestelli werden. Ist die Zuckersteuervmlage im Sinne der Regierung erledigt, so isi es nur folgerichtig, daß auch die Branukiveiusleucr de» dcinokrati- scheu Wunsche» entsprechend unigestaltct wird. Die Zollpolitik kann unmöglich bei einer mäßige» Herabsetzung der Geireidezölle Halt machen. Entweder die Gctreidezöllc sind von Uebel — dann fort mit Ihne», oder sic sind nöthig, dann müssen sie eine angeinessene Höhe haben. Selbstverständlich können die landwirthjchafttiche» Zölle nicht fallen, ohne das, auch in dem industriellen Schntzivll Breiche gelegt w>rd. Die Regierung wird ja sehen, wie weit sie mit dem Freihandel kommen wird. Uns aber kan» man das Recht nicht beschränken, eine solche RegierungSpolitik zu betämpsen. Wir würden uns tclbst in'ö Gesicht schlagen, wenn wir das nicht thätcn und wir zweifeln mcht, daß die dnntpse ilnznfricdenhcit. welche gegenwärtig unter den Anhänge,n der ehemaligen Regierungspar teien herrscht, einen noch weit gefäh,sicheren Ebarakier aniiehmen müßte, wenn ihr nicht mit allen, Nachdruck in der Presse und im Parlament Ausdruck gegeben wird. Wir wünsche» eine Parleiregie- r»na, aber wir fordern, daß die Regierung i:n eigene» Interesse eine Politik vermeidet, welche den Parteien, die ihr im entscheidenden Augenblick immer uncutbehrlich sem werden, die Exis>e»znivg>ichkcit raubt. Erinnern wir uns der vorjährigen Wablbeivegung. Wofür traten die Kartellkaudidaten in die Schranken? Verlängemng des Sozialistengesetzes — das Ministerium Eaprivi ließ cs ablausen Verlängerung des ScvtenualS — sür das Ministerium Eaprwi schien es wertblos. Schutz der Landwirlhichaft — die jetzige Re gierung bereitet eine Herabsetzling der Getreidezölle vor. Thnikros- rige Kolouialpoiilik — die Regierung schloß das deutsch-englische Avkoninien. Alle Maßregeln der Regierung wirten um so verwir render. als man ihre Begründung nittck begreift. Warum dle Zu geständnisse a» England, au Rvm. an Oesterreich-Ungarn, a» Windt- hvlsl, Richter und Bebel - Das beunruhigeade Gefühl der Schwäche und Unsicherheit verbreitet sich in der Nation, die eine starke, ztelbewußle Negierung wünscht. T ie Lage ist ernst, aber nicht hoff- «ungslos, bisher ist noch nicht viel verloren, wenn rechtzeitig aui aer abschüssigen Bahn Halt gemacht wird. Ter AmtSvorsieher in Wilmersdorf bei Berlin hat einem GastwirlbSbesitzer bei Androhung von Exekiilivsirasen nufgegcben, 'ür iein Bersammlnngslokai den Namen »Kaiser Friedrichsgarten" dg löschen, weil in dem Lokal eine sozialdettivkratische Volksveriainm- una siattgefnnden habe und hierdurch das Andenken air Kaiser tzriedrich nicht geehrt und bewahrt wöbe. Die »Kons. Koirekp." veröffentlicht folgende Erklärung: »Die Fraktion der Deutschkonseroativen des Reichstages hat mit Be dauern von dem persönlichen Angriff Keiiutuiß genommen, welcher in Nr. 77 der „Krcuzztg." gegen die Mitglieder des BorstandcS der Fraktion. F,«Herrn von Manteiifscl und Herc» v. Helldorsf, gerichtet worden i>t. Die Fraktion spricht ihr polleS Vertrauen zu den genannten Herren aus. Zu der Mittheiluny. daß der Abg. Liebknecht in der »gcboy- cotteten" Philharmonie cinkelme, schreibt die „Krzztg.": Wir könne» noch einen andere» sozialistischen Abgeordneten ..dennnzircn". Wie mau uns mittkeilt, ha» der Adg. v. Bollmar am Montage dem Evncerle der Wngnervereine in der Philharmonie bclgewovnt, welches bclanntlich durch die Anwesenheit de, kaiseilichen Majenäicu und anderer Fürsilichlüte» ausgezeichnet wurde. Ja, er ist sogar während des Kaisermarsches ruhig j„, Saale geblichen, nt'er — wie wir zum Tröste der „Genossen" Isiuzusügcn wollen — yiiiuus- geqaiigeii. als die Bolkshhiinie am Schlüsse augestimmt wurde. Vielleicht rettet ihn diese muiinhafte Thal vor dein sonst unvermeid lichen Schicksale, aus der Partei gestoßen zu werde». Pros. Frankel Iheiltc über das neue Lichrcich'iche Heilmittel gegen die Tuberkulose in der Berliner Medizinischen Gescllichatt Folgendes ,,»t. Er hat bisher ti Falle von KelNtopi-Tnbeiliiiosc damit behandelt und dabei dieielbcn Ericheiiiiiugc» tvohraeuoiiiiiien, wie bei der Auwenoung der Kvch'schc» Substanz, nur ill dem neuen Mittel noch der Vorlheil zu eigen, daß es kein Fieber und keine bedrohlichen Nebenmchcinnnge» tiervorruit. lieber die Natur deS neuen Mittels wird Pros. Liebreich in der nächste» Sitzung der medizinische» Gesellschaft Millheisiiiig machen. Außer Prof. Fra»' kcl hat noch Tr. Hcyinann das Liebreich'sche Nüttel bei Kchlkvps- Tuberliiiosc erprobt. Pros. Vi'chow legic den Kehlkoos, die Lust- röhre und die Lunge eines Paiicntcn vor, der ivahrciid der Be Handlung nach Koch gestochen war. Im Anschlüsse dacan ga'o er eine Zichlennbersicbt über die Sektionen der Leichen von solchen Patienten, die, wählend sie der Koch'sche» Kur nntcrworscn waren, in der Charitee gestorben sind. Deren Zahl belief sich bis Ncniahr ans 2l. im Januar ans 20 »nd im Febinar lnShcr auf si« Znai Schlüsse gab Pros. B. Fränkel eine Uebcrsicht über die Ersahrliiigen, welche bisher mit dem Koch'ichcn Mittel bei der Behandlung der Tubeckulose innerer Organe gemacht worden sind. Als Endergeb nis; stellte er den Satz auf. daß die Anwendung des Koch'ichc» Ver- tahrens wohl Gesahren bedinge, daß der Arg die Beraiittvortnng für diese Gesahren aber ans sich nehmen müsse, weil sie in keinem Vergleiche sländen zu dem Nutzen, welchen das Mittel gewähre. Es leiste in der Heilung der Tuberkulose bei Weitem mehr als irgend enrs der bisher bekannten Heilmittel. Es gebe die Möglichkeit, Viele zu heilen, die sonst unrettbar verloren waren. Mit Rücksicht darauf müsse der Arzt aus eigenem Willen die Bcrantworiuug tra ge». daß vielleicht ein »"glückseliger Zuiall. den ina» nicht vorhcr- sehen könne, den Patienten schwer z» schädigen vermöge. Aus dem Berliner NcichsposttMuienm sind werlhvolle. zum Theil unersetzliche Briesmcnkcn gestohlen worden. Der Beschluß der iozialdemokiaiischen Fraktion, den Genossen den ersten Sonntag >m Mai als Aibeiterfcst nnzuenipschlcn, scheint in Berlin wieder aus Schwierigkeiten zu stoßen. In einer Schnh- machervcrsaniinlniig. der auch Aue, beiwohnte, trat der Bcricht- eraaltec AaginSlh sür die Beibehaltung des I. Mai nls Arbeitcriest ein. da die Lonniagöfeicr dein Felle alle politische Bedeutung nehme. Auer dagegen vcrtheidiglc den Fraktionsbcichinß, stellte cs sedoch der »Souveräne»»»" der Massen anheim, demselben zu folgen oder nicht. Auch im vorigen Jaurc habe die Fraktion nicht oer Bewegung zu rNunsten de« 1. Mai »einen Kniipvcl zwischen die Beine werfen, sondern nur die bösen Absichten vcrettcln wollen, die von anderer Leite geplant waren' . Das hört sich ja recht silltsam an. Tie Berliner »Fröicbe", von denen Herr Singer in Halle gesprochen, scheinen der Storchdiktaiur schon herzlich über drüssig geworden zu sein. Tie deutsche Regierung hat gelegentlich der scheu Monarch«: ei» Vertreter Deutsch ............ daß unter daS Maß senrrEiscnbahntattse, welche bei derEinsuhi öslerr.-uiiaar. Produkte rn Deuischland zur Anwendung gelangen weiden, keinem andercn Etaale gegenüber herabgegangen werden wird. Es ist dicS eme Art Meistbegünstigung auf ciicnbabntarifarischem Gebiete. Ungar». In dein Marktflecken Protzko (Nentrner Eoniitat) sind 14 Arbeiter, die auf dem Marchflusse mit Eisbikchen be- schästlgt wn»en, in Folge des Berstens der Eisdecke in's Wasser gefallen: 10 derselben sind unter der Eisdecke spurlos verschwunden, 4 wurden gerettet. grankrcich. Gleichwie im vorigen Jahre die Vctheillgmig der Aerzte am Berliner Kongreß, so wird jetzt die Betheiiigung r Limitier an da Berliner LunitauSstellung in« r Evauvinisten volitisch zu verwerlyen verkuchl. Einige Tveku lanten de» Patriotismus suchen wegen der Beiheiltgung franzö sitcher Künstler a» der Berliner Ausstellung Lärm zu erregen. Man leitartlkel» und interviewt eifrig, und gewisse Maler dritten Range» benutzen die Gelegenheit, um durch chauvinistische Kundgebungen »ür sich billige Reklame zu machen. Andererseits erklären Bou- auereau. Deta>lle, Dagnan. Bonveret, Leblant u. s. w.. daß sie die Berliner Ausstellung selbllversländlich beichicken werden und das selbe von allen bedeutenden tranzüsischen Künstlern erwarte». Der General Sauisier tadelte gelegentlich der augenblicklich stattfindenden Inspektion scharf die KorpS-Chess und veslraite mebiere verleiben mit Arrest, besonders wegen des schlechten Zu standes der Kaserne» und wegen Vernachlässigung der Adminillratton. Der höhere ArbeilSratd trat unter dem Vorsitze des HcmdelS- n zuia> Ministers Jules Roche zu seiner ersten Session zusammen Urner beratheiiden Gegenständen befindet sich die Frage über Er zwische» Arbeitgebern Qcstcrrcich. den zu . Achtung von Schiedsgerichten bei Konflikten zwis und Arbeitern, die Lobnsrage, sowie Beralhung der Nüttel, den Arbeitern Beschäftigung zu schaffen und die Errichtung eines Ar beitsamtes im Handelsministerium. Tie Gruppe der iogenannien unabbängigen Sozialisten bc schloß, alle Syndikate in Paris und der Provinz aufzusordern. an läßlich deS I. Mai Delezirte für eine in die Teputirtenkammcr zu entsendende Deputation zu wählen und fortan »ach achtstündiger Arbeit die Werkstätten on mrwM zu verlassen. Italien. In der Tuchfabrik des Senators Noisi in Schio haben gegen iZOOtt Arbeiter wegen Hcrcib'etzniig deS Lohnes die Arbeit »iedergelegt. Man beiürchtet Iveiterc Arbeitseinslellringen. Spanien. Aus Valladolid weiden iliideniiiche Unruhen gemeldei. Die Studenten beabsichtigen die Veranstaltlliig einer Manifestation, um ihrer BcsriediguiiL über die jüngst erfolgte Wahl des Rektors der Universität z»m Senator Ausdruck zu gebe». Ter Gouverneur untersogte die Manifestalion. Infolgedessen veranstalteten die Studenten vor dem Hause des Gouverneurs eine feindselige Knnd- gedung. Die Gcitbarmcrie zerstreute dieDcnionstrantc» und stellte die Ordnung wieder her. Gestern erneuerten sich die Unruhen, die Veranstalter wurden jedoch vhne Zwischenfall zerstreut. Schweiz. Tie Zahl der an den sch>vei;crischen Universitäten und Akademien tllidircnocn Frauen beträgt im laufenden Stndien- halbjahr 4E2. Bon den 220 imniatriculirten Sludcnlinnen sind 0 an der iurisiischen Fakultät eingeschrieben, 15>ti an der medillnischen und t>7 an der vhiloiophijchc». Bon den imiiialrikulirtcn 220 Stu- deniinnen stammen ihrer Staatsangehörigkeit nach I4«i aus Ruß land. 20 ans der Schwei;. 21 ans dem Tentichcn Reich (Juristen'- saknltät l. Medizin 11, Philosophie 0), 12 aus Bulgarien, ü aus Nordamerika u s. w. Belaien. Da alle Generale die Ucbernahmc des Kriegs- portescuillcs au Stelle des zurncktrctenden KriegSministers Pontus ablehnen, soll ein Civil-Kriegsminisler ernannt werden. Estinland. Zwischen zwei Zügen der Londoner unterirdischen Metropoiitanbahn fand in der Nähe des Bahnhofes Edcvvare Road ein Znsanimensloß statt, indem der eine Zug bei der Krenmng zweier Linien gegen den anderen fuhr. ES tollen mehrere Personen zu Schaden gekommen sein. Ein höchst verwegener Raub wurde in der Eich von London verübt. Ein Commis der Bank os Sculland »and. während er in der National Provi»c>al Bank vf England einen Wechsel einkaisirlc, daß seine Geldtasche, welche er ans de» Tisch gelegt halte, vcr- chwnndcn sei. Die Tasche enthielt 220.000 Mk. in Noten der Bank von England, etwa 4000 Mk. in Gold und verschiedene Wechsel. Nustkand. Meldungen ans St. Petersburg versichern, daß eine gewisse Unruhe am Hose herricht, weil Mitglieder desselben anonhme Brieie erhalten haben, in denen wieder einmal ein nihilistisches Attentat sür den 1,/Itt, März, als de» Todestag des Kacsers Ale^ander'S II.. ungekündigt wird. Die Geheimpolizei ist in Folge dessen sehr wachsam, und der Czar hatte auf Grund der cingelanienen Berichte eine lange Unterredung mit dem Minister des Innern über die zu treffenden Vorsichtsmaßregeln. Alle ge heimen politischen Agenten in. Auslände eihiclicn strenge Weisungen wegen sorgfältiger Ueberwackuing der russischen Flüchtlinge. Elwvtcn. Tie Rechnungen der Staatskasse für l80O weisen einen llebcrichnk von 500,000 Psnnd auf. Der Uebcrschnß würde nach 500,000 Pfund mehr betrogen, wenn nicht ein Theil der Ein nahmen aus der Tabatrcgie uns Rechnung des lausenden Jahres übertragen worden wäre. Ter Geiammireiervesonds der Negie rung in der Schuldcnkasjc betrug Ende 1890 1,711,000 Pfund und ist größer als je zuvor. rttmerika. Wie bereits kur; gemeldet, ist Johnston in Penn- hlvanie», jene vor einigen Jahwn von Hochslutb zerstörte, seitdem aber viel schöner cnrigcb >utc Stadt, infolge heftigen Regens und Austritt deS Flusses Evnemaugh wieder von einer verheerenden Ucherschwemmuiig heimgesucht. Das Wasser ist bereit; bis zum zweiten Stockwerk Hnildcrtcr von Häusern gestiegen. Tie Bcwob- »cr wurden aus Booten ans den oberen Stockwerken gerettet. Die meisten Brücken sind weggcschiveinmt. Bisher ist kein Levcnsvcrlust z» beklagen, aber ein, zahileiches Dicbesgesindcl vergreist sich an dem Eigenlhain. Die Vcrvrccherklassc der Stadt erhielt Zuwachs durch die Freilassung aller Sträflinge, weil die Behörden lürchtctcn. daß die Sträflinge in ihren Zelle» enriuken könnten. Tic Ecimbria- Eiscnwerke sind ebenfalls üderichwemml und Tcmsendc von Arbei tern müssen infolgedessen iciern. Man schreibt aus Nc-v-Nork: Süße Hossnungcn ziehen durch die Genrütber ninercr Schweinchäiidicr. Hierher gelangte Kabci- epe'chen versichern, dai; die denttchc Regierung das Verbot des nnrerikaiuschen Schwciiieilcisches bald aushcben werde. Tie besagte Regierung iei dem besagten Schwein schon lange i» hcimlicher Liebe zugcthan. sic warte aber ab. bis hierzulande alle Vorsichts maßregeln gcirofsen würden, welche die Einttthr für deutsche Magen ganz gefahrlos machen werde» Auch habe es die betagte Regie rung geuirt, in einer io wirbligen Frage vor den Deutsch,i.cisi>i»igen ohne Weitere» znin Rückzug zu blasen. Indessen hat Dr. Salmon, der als Sachkenner in - Ticchinenfrageii gttt, dem mchrbcingtc» Nankee-Schiveinchcii ein glanzendes Tugend Zeugnis; ansgestcllt. Dr. Salinvn erklärt, er könne nicht begrenc». wie Dr. v. Bötticher behaupten konnte, daß 7 Pcoz. der amerikanischen Schweine trichinös seien. In Amerika höre man tchvn lange nichts mehr von Trichinen, und toiinne gelegentlich ein Fall vor. so sei die llriachc gewöhnlich der Genuß roher, cingesübricr Fleiichwaarcn. Das amerikanische Schwein sei überhaupt gesünder »ls das europäische, weil cs mein fröhlich i» freier Lust hcranwochse, während seine eutopaiickcn Kollegen ihr Doscin meist in nnrcinen, engen Ställen vertrauern, wo sie überdies mit dem Gesindel der Ratten und Mäuse in Berübrnng kommen und dadurch trichinös werden. In Europa lei übechauvt kein einziger Fall nachgeirncien, in welchem Jemand durch den Genuß ameükaniicben Schweinefleisches trichinös wurde. So habe z. B. Birchow >880 geäußert, dag er noch nie einen Fall dieser Art habe icittlcllen können; auch wurde» nach demselben Forscher die Trichinen, sofern sie i» amerikanischem Fleische wirklich vorhanden, durch das Salzen. Pökeln »nd die lange Reise unschäd lich. ES handelt sich also ofscnbor UI» eine ebenso grundlose als böswillige Verleumdung eines in Wirklichkeit wunderbnr Indelloien, reinen Geschöpfes. wcnigiicnS nach der 'Ansicht der amcrikciimcben Schwcineforicher. — Tie dcuttchcn Trtchinenfor'chcl haben leider noch in neuester Zeit schlimme Entdeckungen in amerikanischem Schweinefleisch gemacht. Ter norddeutsche Tnmpscr »Havel" kollidlrtc mit der italie nischen Barte.-„Mciscvttc". Letztere ist gesunken. Zivei Matrosen sind ertrunken. Die Flüsse in verschiedene» Landstrichen von Ohio und Wcsi- Virginien sind im Steigen bcgiiffen, nn vielen Orten ist der Eisenbahnverkehr durch die Finthen unterbrochen. I» Pittöbnrg und Allcghanh stehe» die Hümer nntcr Wasser; Tausende von Einwohnern wurden gezwungen z» fliehen. In der 'Nähe der Eambrili-Eiscnwclkc silio sänniilliche Häuser verlassen. Brasilien. 'Die Lage ist andauernd bedenklich. In der Armee herrscht wegen mangelnden Vertrauens i» die Oberleitung em Geist der Widersetzlichkeit. An verschiedenen Punkten des Landes fanden Meutereien unter den Soldaten statt. Admiral MettiS vielt ans einem Festmahle eine heftige Rede, in der er sagte, der »unverdorbene" Theil der Marine Brasiliens rechne ans den .unverdorbenen" Tbcil der Armee, um allen nnebrlichcn ver brecherische» Ränken der jetzigen, fälschlich Republik benannten Dik tatur zu widerstehen. General Simeso redete in dennelben Sinne. Chile. Tie Revolution schreitet fort. Außer Santiago und Valvaiaito ist bereits duS geiamintc Land in der Macht der Auf ständischen. Präsident Balmciceda erließ ani 20. Januar eine Proklamation, aus welcher hervoraeht, daß außer der Armee W.OM Mann Nationaigardcn zu ieincr Beifügung stehen. In Santiago sind Vertheidigungswerke errichtet worden. Rings um den Palast und die SiaatSacvände wurde Artillerie voslirt. Der Präsident beabsichtigte, in Peru Massen und Munition anzukansen; aber da die Dampfer in den Händen der Insurgenten sind, io konnten die Laui-Austräge nicht auSgrfuhrt werden. 2000 Aufständische landeten ln Eoquimdo. wo sie von den Einwohnern enthusiastisch empfangen wurden. In der Unmeaend von Eoquimdo haben Gefechte statt- gesunden, wobei die Insurgenten siegreich waren Zwei Regimenter von den RegierunaStmvpen gingen zu de» Ausitändischen über Das Heer des Präiidenlen ist auch sonst durchMassen-De>erl!runaen geschwächt worden; so entliefen u. A. bei Batdivia in Süd-Ehtle. welches die Jnstirgrnten belebten, viele Soldaten. Die RegierungStruvven wurden nach erbittertem Kampfe voll ständig bei Jquique geschlagen. Dle Aufständischen rückten gegen Valparaiso vor. Japan. Nähere Nachrichten aus Yokohama über das große Feuer, welches am lö. Januar das javanische Parlameutsgehäuoe m Tokio zerstörte, besagen: Die Flammen griffen mit inrchtbarer Geschwindigkeit um sich. Zuertt siel ihnen das Abgeordnetenhaus zum Opfer, nach welchem die Reihe an das Oberhaus tam. welches gleichfalls bis aus den nackten Bode» abbrinntc. Währetrd es ansäiiglich lsieß. daß der Brand nngetegl worden wäre, io glaubt man letzt, daß er durch eine Storung in dem Avparat tur die elektrische Beleuchtung des Hauses heroorgernsen worden ist. Ver schiedene Mitglieder der Feuerwehr haben schwere Verwundungen erlitten. Kunst und Wissenschaft. s Königl. Hofoper. Die begeisterte Ausnahme, welche Maseagni'S Over „ Sicilianiiche Banernehrc " bei ihrer ersten Aufführung gesunden, ist dem Werke bei allen Wiederhol ungen treu geblieben — auch vorgestern ging die Over, wohl zum sechsten Male, bei ausverkauftem Hause und wiederholter Anwe>en- beit Sr. Majestät des Königs und Ihrer König!. Hoheiten des Prinzen Georg und der Prinzeisin Mathilde in Scene. Der Ein druck der eigenthümlichen Handlung, dieser leicht und loic zusam- mengehäugten Bolksscenen. glühend belebt und bis zum letzten Mo ment gesteigert durch MaScagni'S geniale Musik, war wieder der selbe scsscliidc und spannende, wie bei der Pceniiüre. Mag man auch zngeben, daß MaScngni den 'Rahme» seines cinsachcn. länd lichen Sujets bis zur Größe eines anttkcn und heroiichcn Empfin dens svrctri. daß er oft grotesker mal!, als es Scene und Figuren vertrage», das Alles kvmmt gar nicht in Betracht gegen den Ge« sanimleiiidruck, der uinvillkürltch den Hörer in seinen Bann schlägt und erst dann aufattnne» läßt, wenn die Doritcngödie beendet und der letzte Akkord vergingen ist. lind nicht nur den Zuschauer, auch die Darsteller reißen die Kraft und die Macht, die dem Werke innc wohne», willenlos mit fort und erfülle» sie mit einer Begeisterung lind einer Hingebung, die als ganz außergewöhnlich zu bezeichnen sind. Frl. Malten hat ihre besten und vedenlenditcn Ansgavcn nie schöner und ergreifender gelöst, als die in Fleisch und Blut förm lich übcrgeganflene Berkörvernng ihrer Scmtuzza. Ihr Genie trägt diese Rolle mit einer Vollendung und Größe, die eö einer jeden ihrer Nachjolgcrin in dieser Partie ungemein schwierig machen dürste, die gleiche Wirkung nur aiinähe>nd zu erzielen. Sie ent zückt und begeistert zugleich und jeder Ton, jede Bewegung wird zur künstlerischen Thal. Angesichts solcher cxceptio»ellen Leistungen darf man die Nachricht um io freudiger begrüßen, daß es Herrn Geh. Nalb Bär, dem ehrwürdigen Leiter inneres Königl. HottbcaterS, ge lungen ist, Frl. Matten schon letzt und lange vor Ablauf ihres be stehenden Kontraktes aus's Nene für einen Zeitraum der Königl. Hofopcr zu erhallen, der als ein »levcnslängliches Engagement" zu betrachten ist. Frau Schuch ist in der Nolle der Lola ausgezeich net. Sie ist anmuthig und pikant zugleich und zeichnet in Allen» eine prächtige Figur. Die Partie ist vom Komponisten alleldingS für einen Me§zv'S0pran gedacht und nicht ,eder hohe Sopran dürste sich io gut nnt ihr absinden, als Frau Schach. Mit Rücksicht ans eine derartige Besetzung ist der Austritt Lvla's — die einzige Num mer von Bedeutung, welche Lola zu singen hat — wohl auch höher, von!>' nach Uvs ircnisponirt worden. Für die Lola ist eine solche Transvosition unter den obwaltenden Umständen von Vortdeil, denn die Uva-öm-Tonart liegt Frau Schuch besser, als die Ori ginal l'-ciur-Tonart. Dieser Vorlheil des Einen scheint aber ein Wenig der Nachtheil der Anderen zu werden. Der Eintritt Lola's ist nur eine Uittcrhrechuna des großen Duetts zwischen Scmtuzza und Turiddu. Nach dem Abgänge Lola's nehmen Beide das Duett wieder auf und sind demnach gezwungen, die Transposition um einen halben Ton höher sortzusühren. Da nun die Parliecn San- inzza-Tuüddu im Duett ohnehin in durchgängig hoher Lage gehal ten sind, so scheinen einige Stellen im Gelange der Beiden über das Maß dessen hinauszugehen, das man billiger Weise stellen kann. Her» AiithcS hat sich in seinen Turiddu immer mehr hineingeledt und singt und spielt ihn ausgezeichnet. Bezüglich seiner Darstellung kann man in einen, Punkt vertchicdencr Ansicht sein: nämlich über die Art, wie er die Sicilenne bei geschlossenem Vorhang singt. Herr Anthcs thut dies mit dem ganzen Auswanve scincs stimmlichen Ver mögens. T aS mag effektvoll sein, aber den Umstanden nach vielleicht nicht natürlich. Wollte ein Liebhaber, der vorgicvt, gar nicht im Dorfe, sondern ans der Reise z» lein, seiner ländliche» Schonen ein derartiges ccm tnlta korr-r gesungenes Ständchen bei Nacht leisten, o möchte er damit das ganze Tors auf die Beine bringen. Das hieße ein Gchcimniß und noch dazu dasjenige eines verbrecheri schen Verhältnisses schlecht wahren. Läßt man eine andere, nahe liegende Ailsiassnna gelten, welche den ganzen Vorgang bet ge- chlvssencr Gardine als allegorische Einiühruiig in das Werk und seine Handlung annimmt, dann ist der Art und Weste, wie Herr Anthes seine Sicilienne singt, kein Vorwurf zu machen. DenAlfio ang diesmal Herr Schlaust. Er faßt die 'Rolle, „» Gegensatz zu Herrn Scheideniantci. trcuberziger, gnimülhiger und biederer aus und diese Art der Darstellung mag denn auch ihre Berechtigung haben. Die andere entspricht abcr^chr dem blutigen Ausgange der H.indlung. Musikaliich bot Herr- Schmust übiigens eine sehr reipek- tablcLeistung. Daß man die kleine Rolle derLucia mil eincrcrsten Kraft, mit Frl. v. Ehcwcmne. besetzt hat, gereicht dem Werke zuni großen Vorzug, »m>vmehr, als Irl. v. Chavanne mit ihrem ganzen großen Talent dafür eintritt. Die Ausführung brachte dem Leiter der Vorstellung, .Herrn Gencralmnsikdirckior Schuch, de» Solisten der Königl. Kapelle, lowie den trefflichen Leistungen deS Königl. Singc- chors wieder reiche Ehren ein. Nach Schluß der Over mußte sich der Vorhang unter begeistertem Betsall wobt ein halbes Dutzend mal heben. Herrmann Starcke. v Tie heutige Vorstellung im Residenzthcater gehört dem rührigen und schneidigen Obcrregisseur Herrn Felix LüPich ü l; als Benefiz. Er hat sich zu diesem Zwecke das bekannte brillante Lustspiel »Heinrich Heine" von A. Mels inszcnirt, in welchem er die drastiich-koinische Rolle des Lottcrie-Collekleurs und Hülnieraugcnopcratcurö Hirsch spielt. Dem Lustspiele iolgt die Alpeiiszcne »Das Versprechen binter'm Herd" mit Frau Lina Bendel als Nandl. Tie Vorstellung ist nicht nur ihres Zweckes, sonder» auch ihres vortrefflichen Inhalts wegen warn, zu empfehlen. -j-Die von Frl. v. Kotzcbue für übermorgen, Sonntag, veranstaitelc musikalische Matinee bietet, unter Mitwirkung der Herren Prof. Lanterbach. Concertmelster Grützmachcr, der Damen Mar» Krebs und Frl. Wally Sviiel, folgendes Programm: Varia tionen über ein Händcl'schcS Thema (sür Klavier und Violoncellos von Beethoven: vier Lieder aus dem ChklnS ..Brautlieder" von Cornelius: Trio sür Klavier, Violine und Violoncello von Karl v. Kaskcl: Lieder von Weder und Volkmann: Suite für Violine und Klavier von Goldmark. i .Herr Kammersänger Erl hat mit der Leitung des Kroll'schen ThcaierS in Berlin siir die daselbst im Mai beginnende Opem- spiclzcit einen Gaslipielvertrag abgeschlossen. -j- Ernesto Rvjii ist mir einer vollzähligen italienischen Schanipiklemesellichaft in W>c» cingetrosten und bat vorgestern seine Vorstellungen im Ecntthcatcr mit „Othello" begonnen. -s- Früher Pflegten berühmte Sänger vorzugsiveiic aus Kreisen hervorzligetien, die dem Handwerk und Gewerbe näher standen, als der musikalischen Kunst, gar nicht zu reden von einem Wachtel oder Bökel, die direkt vom Kuticherbock auf die Hohe eines Grasen Almavivn, oder eines Prinzen Robert von der Norinandie stiegen. In jüngster Zeit vollzieht sich diele Mctamorpboic geeigneter und schneller dadurch, daß vorlresfbchc Jiistriniientalisten den Salto vom Orchester auf die Bühne riskircn. ohne bei diesem Kunststück etwas Anderes zu wagen, als höchstens die zehnfache Erhöhung ihrer Gage. So hat die Königl. Kapelle einen vorzüglichen Contra- Bnjsistcn in Herrn Hcydrich verloren, um ihn als Hcldentcnor, der demnächst in Bavrculb als Tannhäuser dcbulircn wird, sein Glück versuchen zu lassen, die Kapelle der Prager Oper lieferte aus ihrem Posaunenqnariett einen Baritonlsten Brucks und kürzlich, gelegentlich der Aufführung des Dracicle'schen »Colnmbus'' m Leipzig, sang die schwierae Solopartie dieses Werkes der erste — Trvinpetcr des Leipziger GewandhausorcketterS, HerrE. Schnetder. Ter Debnlanl ist Borilonisl von kreislichen Stimmmitteln und nichts liegt näher, als die Voraussetzung, daß er seinen erste» theatralischen Versuch alS Werner im »Trompeter von Eicklingen" machen diirfle, um eines doppelten »ckolgrS als Sänger und Trompetenmrtuose sicher zu sein. 8> « L r» r«
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