Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 25.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189109258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-25
- Monat1891-09
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.09.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
euchev^Müchtt««, russisch«« Macht rweisello« f«r un« höchst unrnvun'chl sein müßte Dir militärische» und finanziellen Matz, „grlii. wetchr Rußland in den letzten Jahren ergriffe» hat, fielen daraus ab, die Gunst etwaiger Ereignisse im Orient für die russische Lauberglre in der weitgehendsten Weise auszunutzen Durch An baufnna grotzrr Tnil-tieiiinasle» an seinen ivestlichen Grenzen sucht Rußland die militaiiiche Unbeguruiltchkril seiner riesige» Ent- ternuiigr» thnnlichst zu beseitigen und seiner Diplomatie für den Augenblick der Aktion ein schlagkrältiges Weikzeng zu ve»schasscn. Ist der ersehnte Augenblick gekommen. so geben dlese Trnppen- masse» den» Worte oer russischen Diplomatie ein sehr sichtbares Gewicht. Russland ditrste alsdann diejenige» Mächte, ivelchc an der Gestaltung der Verhältnisse irn Orient in erster Linie inte» eisirt sind. '>vr die Wahl stellen, seinem Vorgehen gednldig zuzu- sehen oder demselben durch einen Krieg Einhalt zu gebieten. Set» Interesse a» dem sranzäsiichrn Revanchrsieber liegt darin, bah dir von Frankreich drohende KrieaSgesuhl eine» Theil der deuischen Volkskrast von vornherein sestlcgt. Der panslavistlsche Ortrnlstürmer betrachtet den sranzSsischen Kriegshetzer als einen bissigen Kettenhund, den er nach Belieben gegen unsere Waden loslasjen kann. Eine deutsche Politik, welche dennoch auf russische llebrrgrisse im Orient die Antwort alsbald durch de» ehernen Mund der Geschütze eriheilcn wollte, würde i» Europa ohne Zweifel zahlreiche und begeisterte Lobredner sinden. Viele Leute würden r» sehr hübsch finden, daß wir uns sür die bedrohte, von Frankreich verraihrne Kulturwell auf die Bresche stellen, und die selbe» Leute, denen das russische AusdehuungSgelüsle aus de» Nägeln brennt, würden ihre aklivc Betheiligung an de, Angelegen heit wohlgemulh aus eine» schwunghastcn Handel mit Kriegsbedarf beschränken. Umgekehrt würde gerade eine zurückhaltende deutsche Politik alle anderen erslbetheiligte» Widerstandskräfte ins Feld iiisen und der unversehrte» deutschen Hecresmachl bei der schileß- lichen Entscheidung über die Umgestaltung der Weltkarte eine wichtige Rolle auisparen. Aus diese» Weg verweisen uns unseres Erachten» unsere wohlverstandenen iiatwnalen Jnteirssen Jede deutsche Sliiatskunsl. welche ihre« Namens würdig lein will, mich von dem Leitsatz ausgchen. daß die Starke der deutschen Politik in ihrer Bedürfnislosigkeit beruht. Leere Kundnebliiigrn. nervöse Fahrigkeit. ein redseliges Hi» und Her und Kreuz und Quer znntcdrn Extreme» könne» aus diesem heiklen Gebiet nur Unheil aurichten — Wer die Schachzügc der rücksichtslosen russischen Spieler ausmerksntn vcrlolgt. de» wird kaum den Argwohn unter drücke» könne», daß nebenher noch andere Berechnungen initlausen. Es scheint, datz inahgebeude russische Pe»onlichkeilen enlschloslen sind, durch eine Reihe von blinden Pistolenschüssen das deutsche Publikum zu alarmtreii, »nser Erwerbsleben zu beunruhige», unse,e liinanzwirthschnst zu schädigen. Andererseits aber enthalt gerade diese Lage sür uns die Nöthigung, auch sür de» schlimmsten Hall «ins zu niste» und rechtzeitig die Insel vorzubereileii, au, welche inner VolkSthui» sich aus brandender Sturmstulh retten tniiii. Diese dauernde ungünstige Lage giebt den Ansloss. innner wieder in eine Untersuchung eiiizulreken. wie unsere Volt-Kraft unter lidvncndslcr und jvariamsler Beriicksichtigung der wirlbschastlichen n>oihivendigkcilcn in eine inilitärisch »erwertlibare Ion» gebracht weiden kann. Wir möchten dir Wehrkraft thnnlichst den Parlei- k.iinpsen entrücken und daö erste Wort über die technische Seite der Frage den Hnchinännern überlassen, welche ihrerseits ein In teresse daran haben, in sicherer Höhlung mit dem Polksbewuhlsei» und mit dem Gesannntbesinden der Ratio» zu bleiben. Auch der über Wolken wandelnde Radikale wi»d sich heute kaum der Ein- suhl verschließen, dag nur strasse Disziplin, regelrechte, gründliche Schulung, Einleben in den Geist der Armee irne furchtbare Wusse >.hasse» konnte», der wir die deutsche Einheit verdanke». Anderer iciis vermögen die Jayriehnlc die Lernsahigkeil und AiicigiinngS- gabe eines Volkes bis in seine letzten Glieder hinein nicht nn wesentlich zu steigern. Die Beiten sind vorbei, da die weilen, detttichsreisinnigen VolkSsrennde alles ErnüeS glaubten. Hörn Bis marck strebe eine Verbesserung nnierer Rüstung lediglich zu seinem Privatvergnügen ans militärischer Spvrtsreude an. Die ver zweifelte Klarheit der internationalen Lage hat wenigstens das Gute, daß sie derartigen Wahnvorstellungen den Boden entzieh! und jenen Geist männlicher Enlschlossenhelt weckt und reist, der zur Sicherung von Haus und Herd sür eine weite Bukinist Ov'er v>ingt, ohne bei jedem Rasseln einer gallischen oder ilavnchrn Maus mit nervöser Aciigstlichkeit für de» Augenblick zu zulern. Wie aus Meppen berichtet wird, soll der Kurier dort am b Oktober zum Besuch des Krupp sche» Schießplatzes eiiilrrssen. Mit Vorbereitungen sür den hohe» Besuch ist inan »ege beicbästigt. Am 22. September waren ncunundzwanzig Jahre seit dem Tage verflossen, an welchem der damalige Wirtliche Geheime Rath und preußische Gesandte in Paris, Otto v. Bismarck, zum Slaals- miiiislcr und Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt wurde. Die Nachricht, daß man sich in preußischen Regicrungskreisen ernstlich mit einer Untersuchung über den Tcriiiinhandcl beschäftige, wird von der „Nvrdd. Allg. Big-" bestritte», indem sre jagt, es lei von entscheidenden Schritten in dieser Hinsicht noch nichts bekannt. Sollte es dahin kommen, so würden sich mit einer solchen Untcr- inchnng auch die Retchsbehörden beschäftigen. Denn der Handel >ci ReichSsache, wenn auch das preußische Handelsminislcrium zur Mitwirkung durch Abgabe seines Unheils hcraiigezonen werden müsse, zumal hauptsächlich die Berliner Börse in Betracht komme, die allezeit beidemHandclsniiiiislcrans nachdrückliche Inschutznahme ihrer berechtigte» Wünsche rechne» tan». Die richtige» Namen derjenigen Deutschen, welche, soweit die bisher eiiigetrofsenc» amtlichen Telegramme ergeben, an der Erpe- dilion Zelcwski belhciligt waren sind folgende: Eommandeur v Zelewski, Leutnant v. Tettenborn, Leutnant v. Zitzcwitz, Leutnant v Pirch, Leutnant v. Hchdcbreck. Arzt Dr. Bnschow. Feldwebel Kai,. Unterbüchicnmachcr Hengelhaupt. UnteroffizierHcrrich, Unter ossizier v. Ticdewitz. Unteroffizier Wntzer, Unteroffizier Schmidt Unteroffizier Ticdcmann. Lazarckhgehilse Hemprich. lieber den bereits gemeldeten Ucbersall bei Bncr iWesls.h bei dem 2 Personen gctödlct wurden.bcrichtet ei» dortiges Blatt folgendes Nähere: Seit dieser Nacht ist unier Ort in großer Aiisregnng über enie schändliche Grenelthat, welche die Sozialdemokraten an ihren friedlich gesinnten Mitbürgern verübt habe». Am Sonntag feierte nämlich der Krieger- und Landwchrvercin von Erle Bcckbanfcn sein 2. Stistuiigsfest. Schon beim Hcslzuge waren unter den Zuschauern etwa ein Dutzend Sozialdemokraten durch chre rothen Schlipse und wüthende» Blicke de» Hcstiheilnehmcrn ansgesallcn. Aber lein Mensch ahnte, daß dieselben einer solch'blutgierige» Hrebclibat fähig waren, als sie dieselbe Abends gegen l> Uhr wirklich verübt haben. Dieselben halten sich zwischen Bccthausen und Buer auf die Lauer gelegt und als nun etwa 10 Bürger von hier in der Nähe der Kampniann'schcn Wirthichast cmgelangt waren, sielen diese Unmen schen mit scharf aeichlffscnen Dolch und anderen Mrssern über die nichtsahnenden Mitbürger her und lichteten ein söimsichcS Blutbad an Zwei Bürger von Buer ftarbcn unter den Stichen und Schnit te» der Wütheriche: N. Halle 22 Stiche erhalte» »nd war derartig ent stellt. daß ihn sein eigener Bruder anfangs nicht zu erkennen ver mochte. Drei anderen Bürgern war der Kopf mit Schnitten bedeckt und dazu hatte jeder eine tiefe Stichwunde in der Seile erhalten. Herrn Busch war sogar der Unterleib vollständig anfgeschlitzk, sodaß die Gedärme hervortraten. Derselbe hat gar keine Aussicht ans Ge ncsima und befindet sich im Krankenhanse: bei den anderen ist sic nur schwach. Soviel man von der Boruntcrsiichnng vernommen hat. war dieser grausige Ueberscrll aus reinem sozialdemokratischen Klasscnhasse hervorgcgcrngen. Als Anführer der Bande wird der Bergmann Peter Nick genannt, der auch bei dem großen Streik ini Mai IE eine hervorragende Rolle gespielt hat. Bis jetzt sind sieben Verhaftungen erfolgt. Soeben wurden die sechs Hiriiptübrlthäter gebunden zu ihren Opfern geführt. LaS Publikum war nahe daran, die Uebelthätcr zu lhnchcn. Tie Berliner ».Heilsarmee" rüstet sich, um am 26 d. M die »Selbswerlrngnimgsivochc" zu beginnen. In dieser Woche ent halten sich die ..Gläubigen" des Trinkens und des Rauchens und entsagen aller .Lrixiisnabrnngsmlttcl", wie Fleisch, Milch, Kaffee, Thcc, .Zucker, Obst, Käse. Kuchen und dcrgl. Die hierdurch erzielte» Ersparnisse werden in ein tvgcnnnnlcs.Selbstperlciigniingscoilverl" gelegt, welches mit dem Namen des »Seibstverlcilgners" verleben vom Berliner Hauptquartier an General Vooth abgcsandt wird, der ouS diesem »PelerSpscnnig" der Heilsarmee große Einnahmen zieht. Um sich beim »General" bezüglich der Avancements in angenehme Erinnerung zu dringen, pflegen die Gläubigen meist »echt erfolgreich die Selbstverleugnung zu üben. Wie .erfolgreich" die Heilsarmee in Deutschland wirkt, erhellt daraus, daß an den Gencralfands der Armee seit dem 1. Oktober v. I.. also seit IahrcS- irist, 19.751 Mk. abgegangcn sind. Um vor unliebsamen Störungen sicher zu sein, werden die sogenannten HcilianngSversnmmIungen in Berlin jetzt „ohne Gaste" abgchallen. Für das Volk werden wöchent lich sechs Versammlungen veranstaltet und IM »KriegSriifr 'verbreitet. JnsgesammI zählt zur Zeit die Heilsarmee 3200 Korps und 1200 „Vor- posten"mit zusammen 1VH00 Offizieren. — Mit vollem Reckt mag man die meisten Jorderuime« de» »Heilsarmee" vermtheilen. ja lächerlich sinden. Wenn eS ihr aber geling», ihre Anhangei zeitiveilig zu einer .S«U,»vc>leua»i>ng". wie oben angeführt, zu verpflichten, so können nur Diejenigen hierüber lächeln, welche den heilsamen Ein fluß periodischer matenellrr Enthaltsamkeit aus den einzelnen Meirichen nicht erfahren haben oder ihn nicht erkennen wollen Der Hamburger Senat beantragte bei der Bürgerschaft die Bewilligung von «>,200.000 M. sür die Herstellung einer neuen Pflasterung der Hauptitiaßenzüge der Stadt und der Vorstädte, behuss Einführung eine» neuen Systems einer gemischten Pslailer- unarweis«. Neuerdings wird auch die Frage der Uederbrückung der Eide «nmittrldar vor der Neustadt stark in Erwägung gezogen. Wie gemeldet, wurden in Berlin seile»« der Svztaldemviralen keine oppositionellen Drlegirten zum Erfurter Parteitage gewählt. 2m 5. Wahlkreise kam. wie noch ncrchzutragen ist, »och keine Wahl zu Stande, wohl aber kam eü bei der dortigen Versa»,niiuiig zu wenig anmutbigr» Szene», die sich zwischen den Genossen Stadt Hagen, Auerbach und Biester abspielte». .Genosse" Stadlhagen richtete einen heftige» .Hieb gegen den .Genossen" Auerbach, weil er durch seinen Antrag aus AuSichließung des Korrespondenten der .Kölnische» Zeitung" vom Brüsseler Kongreß sich unsozinidrinolra- tisch benommen habe und dabei sür das .Schandblatl", die »Neue Freie Presse", konespondirt habe Er beantragt daher, der Parteitag solle Auerbach einen Verweis ertheilen. Die Opposition (Lambrecht) drohte, noch andere Mitglieder des Brüsseler Kongresses, welche sür die bürgerliche Presse arbeiten, »amhast zu machen. tZmns: Heraus mit den Name» >) Redner versichert, die Namen würden Vekanntgegcben werben. Biester stellte den Antrag, über den Militarismus den Boykott zu verhangen, die Stellung der Sozial demokratie im Halle des Krieges zu susiren, den Staat für rechtlos ! zu erklären uno den ^Vorwärts" als Eentralorga» abzinckassen Leßner griff die Parieisührcr schroff an, rrwätnite GillcS (Stadt- Hagen ruft: Sie scheinen alle Lumpen z» kenne»' und ivarsSt-dt vagen vor, bei der Maiieier über den Stock gesprungen z» sein. Nnch heftiger Gegenrede Sladthagen'S sagte Biester zu Sladthagen : Sie sind ein Eizlump' Sofort verfügte der Polijeilcilliianl die Auslösung der Versammlung. — Bc»ieikenswc>II> ist. daß diesmal Berlin drei weibliche Dclegirle gewählt hat. Tie Franc» ballen dieses Resultat sehr geschickt vorbereitet. Ter „BE." meldet: Der Verlag von .Schorer'S Familie» blatt" und des „Echo" meldete den Konkurs an: die Schorcr'ichc» Unternehmungen weiden weitergesührt. J»> Rcdnktioiis-Brieskasleii des .Vorwärts" findet sich folgende Auslassung in Sachen GillcS Aveling: „Sie fragen, warum wir den LuinpnzinS Gilles nicht gleich beim Namen genannt haben. Die .hcrvilratische Eitelkeit", die wir ihm beilegten, hätte Ihnen den Grund berrathcn sollen. Dieser G. hat sich seit fast einem Jahre dir erdenklichste Mühe gegeben, von uns genannt zu werden. Er gehört zinn Geschlecht lener Lebewesen in Heine's »Wlntei- inärche»", die in» einen Hnßlntt betteln. Hin einen Fußtritt mit Namensnennung wäre er vor Slot; in die Lust gesprungen Wir zage» die Hnßtrille ohne Namensnennung vor »nd venirtlieilien ihn znr Anonymität. Hetzt, da der G. die Ohrfeigen Aveling's ab bat. kann man ihm sa de» Gefallen der Naiiiensneiiiiiiiig tlmn Ilahat „nd IIahe.it! En hat sein Theil und tan» »och mehr haben." Der „Kr.-Zla." ging hierzu nachstehendes Schreiben des Herrn Gilles an die Redaktion deS .Vorwärts" zu: „Sie haben mit einer, nur Ihnen eigenen Unvelsrorenhcit meine Erüäiuug ! vom 12. d. Ihre» Lesern initers.blageii. woraus ich am Grund ! früherer Ersahlnngcn vorbereitet sein in»ßte. Damit nicht genug, beeilten Sic sich, mich in Ihrem berüchtigten Gaffenhnöcn Jargon mit schmutzigen Beschimpfungen und sinnloicn Bericriindungcn zu ilbechänseii. Ja, Cie In.be» die Infamie beiesseu, mich in der denkbar willkiirlühslc» Weise als Palizeingenten z» Perdäcbiige». bekanntlich ihr letzter Sanliieb Gegnern gegenüber, denen Sie im ehrlichen Kampfe nickt beiznlaiiimen vermögen. Und daS Alles nm de? „Genossen 'Aveling" nullen! Wolila». ich nehme den Handich»!) ans. Ich werde in wenigen Tagen aller Weit, vor der man mich so nirdertlächtig zu beschimpfe» gewagt hat. den lhal- tächlichcii Beweis liescc», daß mau einzig znr Deckung eines ganz gemeiiirn Hochstaplers dieie erbärmlichen Proben sittlicher Ber- »ohnng gegeben hat Meine Beichimpser und Verleumder tollen mich nicht irre machen. Mögen sic beweisen, was sie so frech be- lmnpwn, die Beschützer »»d Genossen eines 'Aveling. London. 19. September 1091." — Jedenfalls kau» man den weiteren Ver- vncntlich,mgen über den „Genossen" Aveling mit Interesse, wenn auch dem bedingten entgegensetzen, das derartige Schmutz- wäscke erregt. Oesterreich. In Wien erfolgte die Erhumirung der Leiche des französischen Generals Lasatte bchnss Uetzerführnng derselben nach Jrcmkreich. Eine Estadron Husaren begleitete den Kondukt bis zum Wcstbahiihcn. Bei der Annäberung des Zuges an den Batznhof erwiesen die dort ausgestellten Truppen die militärischen Ehren, die Musil spielte einen Trnucrmarsch. Der Ei»lieb»ng de? Sarges in den Eisenbatznwaggon wohnten die Erzhcrzöge Atbrechl und Wilhelm, der Kricgsmiuislcr, sowie zahlreiche Generale und Ossizieie bei. Ein Jnfantcric-Balaillon gab eine Ehrensalve ab. Wie verlautet, werde» die Kosten sür die Errichtung der Wiener Stadtbahn nebst allen dazu gehörigen Bauten aus ca. 50 Millionen Gulden geschätzt, von welchem Betrage die Regierung 20 Millionen bewilligen durste. Hrnntrcich. Der .Jiilransigcaiit" und einige andere Blätter seines Kalibers machen viel Aushebcns anS der Körncr-Heicr. Nach ihrer Taislc'llnng handelt cs sich um nichts Geringe-,s als Hin eine neue Hciaussorderiliig gegen Hranlrcich. Die „Estafette" s'uckt, gewiß veigeblich, m die Kopse dieser Leute einige Ordnung . zu bringen, indem sie ihnen erzählt, wer de. Dichter von „Lever ! und Schwert" war, und daß die Telitschcn Recht haben, ihn als einen ihrer GcisicShelden zu sciern, wie man in Hrankreich Roiigel de l'Isle. den Verfasser der „Marseillaise", feiert. Die „Times" enthalten den Bericht eines fremdländischen Om zierS, der den Truppe» mau ober» im Osten hciwvhule, ül>er die »auzösischcii Truppen Holgcudes sind die Hauplpuiiktc des Be richtes: „Die Infanterie ilbeclrtfst, wen» sie in zerstreuter Ord nung kämpft. alles bisher in dieier Kategorie der militärischen Uebiingcn Gesehene Die Bewegungen in dichten Kolonnen sind durch eine Regelniäßigleit und Kompaktheit ausgezeichnet, welche an die gricchsiche Phalanr erinnern Den Bewegungen der Ka vallerie mangelt vielleicht die »otlnvcndige Ruhe, aber die Weiie. in welcher sic mobilisirt wird dürite wirllicb als Vorbild dienen. Trotz gewisser Hehler in den konzcnlrischen Bewegiinqcn läßt sich die Eeaktheit und Breite der Vision, init welcher General Scnnsicr alle seine Pläne aiissühil, nicht verkennen. Wenn er sich einer »»erwarteten Lage gegenüber besnidet, zeugen die Befehle, welche er crlhcilt, van einer Klarheit und Schnelliglcit des Nrlheils. welche wirklich bcwnndcrnswerth ist. Tie KörpSkvnimandcurc ! führen die Befehle mit gleich ansgczcichncter Intelligenz und Disziplin ans. Was die Artillerie betrifft, so läßt sich darüber nur die vorjährige Schätzung wiederholen, nämlich, daß sie ausge zeichnet ist. Der Beobachter wird angenehm üherrascht durch die von den höhere» Graden der Offiziere gelieferten Beweise der Dis ziplin. Die Mannschaften sind unermüdlich und voller Eifer; sie läiiipfcn niit Elan, vielleicht sogar mit zu viel Elan. Tic Zahl der Kranken und die Liste der Unfälle waren erstaunlich klein. Die Lrganrialivn des Sanitätsdienstes ist musterhaft. .In dieser Kritik", schließt der Bericht, „habe ich nnch weder durch S»m- pathiccn, noch durch Vorintheile leiten lasse», mein Bericht ist durchaus unparteiisch und objektiv." Ans der Pulverfabrik Saint Medard entstand eine Explosion, bei der 7 Personen getödtct wurden. Atalic». Es ist zu verwundern, mit welcher Lebenskraft Leo XIII. ausgerüstet ist. In der Zeit seines Pontifikats sah er nicht weniger denn 72 Purpurträger rn'S Grab sinken. Nur wenige von den Knrdinäle». welche ihn im letzten Konklave znm obersten Hirten der katholischen Kirche wählten, sind noch am Leben: Mo naco La Valette, Boaaparte, .Hohenlohe, Oregiia, LcdochowSki, Howard Maniiing »nd Mertel. DaS heilige Kollegium zählt nur »och 14 von Pio IX. erwählte, gegen 47 von Leo XIII. kreirte Kardlnäle. Kardinal Laurenzi ist bereits ieit zwei Jahren leidend und steht sein Ende jeden Tag zu erwarten Er ist gleichfalls Pcruaianer, wie Msgr. Bocalli. Auditore, der ernstlich erkrankt ist. Bocalli ist ein besonderer Günstling Leo XIII Nach einer stillen Messe kür die manischen Pilger ließ der Papst, welcher sich ermüdet fühlte, durch den Sekretär Noeclla eine die Adresse der Pilger bcaniworlende lateinische Allocution verlesen, welche mit den Worten schloß: Wir bitten Gott, den jungen König, ans den Spanien seine .Hoffnung letzt, und die erhabene Königin- Nrgeiitin zu schützen. Wir icgncn das ganze katholische Spanien Schweiz. In der SitzungOcS internationalen Kongresses in Bern iür Arbcitrrunfällc verwahrte sich Vciffsier, der Verirctcr der sranzvsijchen Arbeitcrsvndikate, gegen die von belgischer »nd auch französischer Seite befürwortete Ansicht, daß grobe Hahrlttssigkcit von dem Empfange der Rente autschließen solle. Der Präsident de» deutschen ReicbSversichrnm»Samtes, vöd««. unterstützte Vehssier. Ein solches Vorgehen hieße die vergifteten Prozesse ver ewigen : dasselbe werde viel ichadeu und nichts nutzen, man muss-' der inenschlichrn Schwäche Rechnung tragen. Die Ausführungen Böbiker'S fanden allgemeine» Peffall England. Der Minister Kmilssorl hielt in S>"nlu»ddam eine Rede, in welcher er sich lebhaft gegen die Räumung Eghptens Vor der Ausiührung der nölhigen Reformen ausiprach Unter den auiständischrn Tockaibeileui von London hellfcht große Auiregung Die dem Sttndikut ungehorendrii Arbeiter er warteten ihre nichlstreikenden Genosir» bei,» Weggang vou der Arbeit und fielen über dieselben ber Die Polizei unißlc ein schrrittn: man befürchtet neue Unruhe». Nustland. Die »Noivoje Wremja" meldet, dem Reich-rath weide demnach» eine Voilage de» Ministers des Jnnei» über tue Jridensrage zügelte», welcher daS durch die Kv„sc>enz de, General- gvuvernrure von Wilna. Warschau und Kiew unter Boisttz des Adiunkte» deS Ministers des Innern, Geh 'Rath v. Piehive, zu saiinnengestcUte Malerial zu Grunde liegt. Die Gionsüisti» Alerccndrn ist gestern such 2 Uhr In Jtinskoi' bei Moskau verichicdeii. Dieselbe, welche demnächst ihrer Entbind ring eritgearinah, war bekanntlich an Eklampsie erkrankt, jener überaus geiährlichen. i» mehr als '/a Hüllen tödtlich verlausende.! krampsarligrii Kiaulheit. welche häufig kurz vor dem GebuitSailc rinziilreleii pflegt Seit Sonnabend war bei der Gioßtuitliii das Bewußtsein noch nicht znutckgekehrl. Grvßsüistin Alezandra, Gc »mH!», des Grvßsnrstcn Paul, war mit diesem erst seit 2'r Jahren veiinahlt. Sw war eine griechische Prinzejsin und Hai nur ein Alter von 2l Jahren erreicht. Aincriln. Der deutsche Reichskommissal für die in Chicago z» veran'tnlteiide Wella»sstelli>ng wählte sür daö deutsche Ansstell nngsgebande einen Platz in einem der schönsten Theite des Parke- , bei selbe stöbt an den den Engländern angewiesene» Platz H'liile. Tic Stimmung bcS chilenischen Volles bildet »ach dem „Herold" ein iellnnncü Gemisch wilder Hreudc darüber, daß Baliuaceda lobt, und Bedauern darüber, daß er den Klauen seine» Heinde entronnen ist. welche ihm ein Glied nach dem anderen vom Leib? gerissen hätte» »nd aus Rache sür die viele» Grausamkeiten, sür welche ihm die Beraiiiwmtlichleil angeblich rujallt. Ter Hap gegen Balimueda ist unglaublich. Jubelnde Massen zogen Abends durch die erleuchteten Straße» und sangen Trinniphlikder. Dir Zeitungen Balmum»'? haben Extrablätter hclaiisgegeben, ' P> ' welche die Eincelheiten über das Ende des srnheren Puisidenlen »>i! Iheite». Der Trd Balmacedas dürite die Wiederheritelliing des iniirrcn Hiiedens noch beichleunigc». Wahrscheinlich wird man jetzt gegen seine Anhänger, die ohne den Hührcr nicht« ansrichlen köniien, Miloe wallen lassen. Jnlercssaiit ist übrigens das zufällige ober absichtliche Z»sammentresicn des Ablausr der 5jährigen Wahl Periode Balmacedas mit icincin Selbstmord. Balmaceda trat die Präsideiitichau am 18. September 1800 a», am Morgen de» 19. d. M ciichaß ei stch. Ifliina. Der „Heiald" meldct ans Shanghai, daß die Lage daiellnt von Tag zu Tag schlimmer wird: die Unruhen wachse». Wncbang. Hankow und Eh„nkiiig sollen bereit sein, sich zu einpö' reu: infolge denen herrscht grohe Ausregiliig unter de» dort sich nnslialtenden Ausländem Verschiedene auswärtige Kriegsschiffe > batten sich in der Nähe von Shanghai ans, weiches selbst in Ge i zahr ist. Drei KricgS'chiffe sind nach Wuchang abgefahren; der sraiizr'siiche Botichaiter Leinaire ist nach Peking abgereisl^ Die „Times" meidet anS Singapore: Nachrichten aus Shanghai ! vom 9. d. M. zniolgc iväre der 'Ausstand in Jlshang ein von wol- ' baten HunaiiS organisirteS Werl. Die Eentralregierung sei nicht j im Stande, den Ansstaiid zu unterdrücken, und könne mir ans die Gefahr eines Büigertneges Truppen von entferinen Stationen ! beranzicben. In '.>c»»ling ivcrden die Ehristcn durch Maueranschlägc neiichiedener in den den Elimpaern geöffneten Häsen begangener l Vcrblecken beicknldigt das Eintreffen fremder >Ltrcitkräne allein l könne die Uiiltihcn nincidrucken., Die.Times" meldct aus Hoochow, , ein geheimer Pta» zur Wegnahme dcö Arienals sei von den ans- wartlgen Beamten entdeckt worden. Tie Ausländer glauben. Laß die Gegenwart eines Kanonenboots unumgänglich nöthig sei. Kult ff Illlv Wisjeiiichaft. V A l tst ä d tc r H o s tbe a tc r. „Gäste kamen, Gäste gingen" — io dnis cs. wie in der „Walküre" von den Bewerben« um das Schwer! Wolan'S. von den Künstlern heißen, welche sich in den letzten Monaten um die seit dem Abgänge unseres europamüden niwergessenen Hischer unansgefülll gebliedene Stelle eines bivssa incituncta a» der Hosopcr vergeblich bemühten. Und auch der neueste Aspirant sür dieses Hach. Herr Stephan Meyer, dürfte in diesem Punkte das Schicki»! teincr Vorgänger theilen. Wie jenen mangelt auch ihm der Glanz und daS erforderliche Volumen der Stimme nach der Tiere: wie >e»c besitzt auch er keinen eigent lichen Baß. sonder» einen Baßbariton, dessen Hauptstärkc in der Millcllage zu tuchen ist, während die Höhe etwas trocken und . ichwcr ainprecheiid ersihcint. Ini Ucbrigcn hinterlietz die Art der j'Ausi'ihrniig seines „Eremiten" im «Jreischütz" umiomchr einen nicht lliigliiistige» Eindruck, als sich Herr Meyer als hervorragend ! tüchtiger Ehvrist der Hosopcr seit Jahren aus der Vühne völlig j heimisch sühll. Seine Darstellung der Rolle zeugte — so wenig ^ deren geringer Umfang auch Aich-ilt zu eingehender Bcurtheilung ! bot — vo» mnstkaliicher und schauspielerischer Sicherheit, guter ! Deklamation und sniiigciiiäßem Spiel. Nach fortgesetzten istudien inilec bewährter Lciluiig wird sich dem aufstrebenden Künstler ! gewiß in seinen Hähigkeite» und icincr ciitschicdcnen Begabung l cnlsoiechenvcr WlikiiiigskreiS clöffiicii, ob freilich vorerst in Dresden, i't eine andere Hrage Tie von Herrn Hoskaprüineistcr Hagen ge leitete Anstichrnng deS„Hreischntz", an welcher die Damen Brüning .und Bosseiiberger, sowie die Herren AnlhcS. Tccarsi, Schrausi. ^ Eichbcrger und KruiS ersolgreich bciheiligt waren, vollzog sich in l allen Theilen im Weber'schen Geiste. Daß sich die Vonührung dieser populärsten deutschen Ober gerade am Gedenktage Theodor Körners vollzog, braucht gewiß nicht ohne Weiteres ans einen Zu fall ziirückgcsührt zu werden. Ist doch der Name des Dichters für immer und inizcrlrcnnlich mit demjenigen deS Komponisten von „Leycr und Schwert" verknüpftwar doch bei Beiden die Hiihlniig, ia Uebercliistiminimg mit dem VolkSgciste (Hreischüv- Zrinys Bedingung ihres Schaffens: waren doch Beide echt deutsch in Gesinnung und Wesen zu einer Zeit, in welcher es die Be wohner nnsercs Vaterlandes mit mehr Schmerz »IS Hreudc cm vffndcn mußten, ein Deutscher zu »ein Darin» werden Beider Ge dächtnrß und WcrkcMortleben in der 'Nation: hat dieselbe doch die Bitte, mit welcher Theodor Körner seinen „Ausruf" schließt, am vorgestrigen Tage am daö Glänzendste erfüllt: „Doch stehst du dann, mcni Volt, bekränzt vom Glücke, — In deiner Vorzeit hcil'gem Siegcrgtan;: — Vergiß die lhcurcn Tobten nicht und schmücke — 'Auch um re Urne mit dem Eichenkranz." ^ '! Heute Abend 0 Uhr findet in der Erloserkirchc zu Striesen die nngckündigtc geistliche Musikaiifführung stall Bckaiiiiiiich werden bei dcrielbcn die König!. Hos-Lpernsangcrin Hran '.0,'arie Wittich. die Königl. Kammcrmiisikcrin Hrau Melanie Bauer Ziech (Hnrsc), die Herren Königl. Kamnicrvirluose Herd. Böckmaiin (Eellv). Königl. Minikdirektvr C. Ang. Hischer (Orgel). Edmimd Kayirr. Mitglied der Königl. Hvskapclle (Violine), sowie der vcistärkte Kirchcnchor »nlcr Leitung des Herrn Kantors LouiS Hascher Mitwirken. Der Ertrag ist zum Beste» der Armen bestimmt. (Die Zcbnpfeiinigslrcckcn der beiden Pserdebahnlinicn Pirnaiichrr Platz-Lämmchen und Pirnaischcr Plntz-2. Straße fahren bis dicht an die Kirche heran.) ! Morgen gaslirt in der „Zaiiberflöte" als Sarastra ein Baisist, Herr Behrens, dem ein bedeutender Ruf vorangeht. Heu Behrens, früher an den Königl. Odern in Stockholm, Berlin und Rotterdam, hat lange Zeit im Metropolitan-Theater in Newyorl abwechselnd mit Emil Hischer die Baßvarticen gesungen. In kvmincnder Woche tritt er «onntag im.Gold'nen Kreuz" und später als Leporello im „Don Juan" ans. Als im Jahre 1887 im Eden- Theater i» Paris unter großem Skandal „Lvbengrin" gegeben wurde, batte Herr Behrens die Partie deS Königs übernommen. Herr BchrcnS gastirl zunächst nicht aus Engagement s- Herma»» Sud ermann hat sich in Königsbem mit der dortigen Schriftstellerin Hrau Elara Lanckner verlobt. Er wird in Königsberg zunächst dauernden Ausenthatt nehmen. uni dort Studien tür seine nächsten ans ostprcußischem Boden spielende Arbeiten zu machen. Seine Braut hat in einer kürzlich vom hiesigen „Universum" ausgeschriebenen Novellen - Konkurrenz für die Novelle „Mein Stern den ersten Preis erhalten. -j- Das Königl. Hosthcater in Kopenhagen hatte im letzten Finanzjahr 109991 eine Einnahme ans Eintrittsgeldern und Miethen von 008,751 Kronen gegen 070,202 Kronen Ausgaben, sodaß ein Hchlbctrag von 151,152 Kronen vorlicgt. Die Eintritts gelder, mil <00,000 Kronen veranschlagt, ergaben nur577.481 Kronen. * Freundlicher Rath. Vater lbeim Essen): „Wat iS dct sor » Zemamche? So Wat soll ick essen? Du bist mir ooch 'ne nett« zrau U — Der kleine Fritze: .Vater, hau' ihr doch l" Nr. 260s. Seite ». »» greilag. 25. Sevt. 18V»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder