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Dresdner Nachrichten : 29.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189108296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-29
- Monat1891-08
- Jahr1891
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- Dresdner Nachrichten : 29.08.1891
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Höt zum rw aufarsteUl. rthuna der It. rahlrrich deevallfadrtlzeit «okwirth, " echrblicke» Kosten große Wr enichist. Dutzende Dienstpersonal engagirt. von neuen Drei Viertel dieier Gastwirthicküiften baden aber auch noch nicht einen einzige» Pilger zu bewinde» ober zu beherberge» gehabt. Der Besitzer eines großen Hotels hat für die Wallsahrt-zcit drei Betetage» gemiethet und dieselben auSmbblirt t« der Erwartung, daß er nickt Raum genug haben werde, seine Büste unterzubringen. In Wirklichkeit ist aber der Verkehr in seinem Hotel schwächer als sonst in dieser Jahreszeit. Die kleinen Leute, welche in kühnem Wagemnth drei oder Vier Dutzend Bette» anschafflen, natürlich gegen eine sehr geringe Anzahlung, und die nun Niemanden zu beherbergen haben, sind in sehr trüber Stimmung. Der Zwist in den Recken der Sozialdemokratie kam wieder einmal recht drastisch in einer Berliner Parteiveriammlung z»m Ausdruck. Ein Genosse, der die Schulgedeimnisse gar nicht recht wahrte, meinte «. A.: „ES sei schade. daß in der sozialdemokra tischen ReichStagüsrakliou viele Leute sichen, die im Parlament nur ihre Zeit verschwenden, nichts nützen, »der Partei aber sehr viel Geld kosten". Wenn dre Regierung nicht bald Diäten für die Abgeordneten bewilligt, dann werden uns die Beträge, die wir dafür ausbringen müsse», noch aufsressen. Die Fraktion bat that- sächlich gar keine Macht iui Parlament, und es ist eine Täuschung, aiizunehmen. wir hätten ii» Reichstag das Sozialistengesetz über wunden. Das Ausnahmegesetz ist von der Regierung lallen ge lassen worden, weil es der Partei mehr genützt als geschadet hat. Wir werde» unS durch die brutale Unterdrückung der Opposition dein Anarchismus nicht in die Arme Hetzen lassen. Man kann durch den Ton, in dem man ruck letzt bekämpft, nur erreichen, daß wir uns zur Diskussion nicht mehr stellen, weil wir öffentlich geradezu als Lumpe hingcstellt werde». Die Alte» bleiben wir aber doch — und wir verstehen auch anders zu arbeiten." Tic i» Halle tagende Versaniniluna von Vertretern der Natur hellkunde satzle folgenden Beschluß: Ter Naturärztelag ist zu der Erlemilnlh gekommen, daß vielfach und namentlich in letzter Zeit durch falsche Denunziationen seitens verschiedener Medizuier und durch Verhetzung des Publikum« Anklagen gegen Natnrheiltundige vor Gericht anhängig gemacht worden sind. Die Denunzianten smd ossenbar selbst vielfach von der Unrichtiakcit ihrer Angaben überzeugt, tragen nichtsdestoweniger aber kein Bedenken, ihrer Eonlurrenz durch die oben bezeichnet,: HandlungSwkNc entgegen,u- treteu. einer Konkurrenz, die um so unbeczuemer ist, als ihre Erfolge deutlich für sie sprechen. — Dr. med. Schreiber beantragt ferner: bei den Rcichvbchoidcn dahin vorstellig zu werden, das; alle Versuche n» Kranken auf Grund der Köch'sche» Anschauuiig als Körperver letzung angesrhe» und bestraft werden. Der Antragsteller bemerkt: Wen» ich mich auch gar keiner Täuschung darüber bingebe, das; eine solche Petition praktisch keinen Erfolg habe» wird, so meine ich doch, daß wir nicht oft und nicht energisch genug unserem cstaiidpunkle Ausdruck velleihcn können. Nach längerer Aussprache wird auch die Alisendnng einer solchen Petition dcichlosse». Ter .Stctt. VolkSb." hehanptct, das; aus dem Gute Kanin bei Stralsund AI Ehmcscn beschäftigt würden. Wie aus Hamburg berichtet wird, arbeite» die Sozialdemokraten in der jüngst von ihnen selbst gegründeten Tabaliabrik (Gcnvsjen- schasts 9G Stunden täglich. Auch in O»preus;eil sind mehrere Todesfälle durch den Genuß giftiger Pilze berbeigcsührt worden. Oesterreich. Ter Aufenthalt des Kaisers Franz Josef in Prag wird sieben Tage währen, vom 26. September dis 2. Oktober. Die Deutschen werden selbstverständlich an der Begrüßung des Monarchen theilnebmen. aber ihre bisherige Stellung gegenüber der Ausstellung wird in keiner Weise durch die Tbcilnnhme an der Begrüßung des Kaisers geändert werden. In Rrichcnbcrg wird aus da« Bestimmteste versichert, Kaiser Franz Joses werde gelegent lich des Prager Besuches auch Nordböhmcn und Ncichenvcrg bereisen. Von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß nur derjenige recht handelt, der bei Zeiten dafür sorgt, die Wehrmacht für die ihr zn- fallcndc Ausgabe ausreichend zu machen, führt eine in dem Wiener „Fremdenblatt" angeküickiglc, unter dein Titel „Tic gegen wärtige Lage Europas und das Kriegsbudget Oesterreich Ungarns" erschienene Broschüre des weitern a»S. daß die Monarchie im Aus bau ihrer Wehrmacht den anderen Mächten keinen Vorsprung ein- räumen dürfe. Der Verfasser hält 16 bis 18 Millionen Mehrauf wand zur Vervollkommnung der Auuee, und zwar zur Erhöhung des MaiuijchaflS- und Ossizieröstaildes, zur Ausbildung der Land wehr. der Schlagfertigkeit der Kavallerie und Artillciic sowie zur Verbesserung der Verpflegung und des Trainwesens tür nöthig. Tie Monarchie dürfe nicht stlüstchen, sondern müsse in einem ichnellercn Tempo, wie bisher, vorwärts gehen. Die Broschüre schließt mit einem Hinweis auf einen unvermuthetcn Krieg, bei welchem zwischen der Mobilmachung und der ersten Schlacht nur wenige Woche» liegen könnten und betont endlich, daß die österrcichisch- nngarische Armee nie aggressiv wirken, sondern nur eine wirksame Vertbeidiguna führen solle. Nach dem Vorgänge der Amerikaner, die ihre Verbrecher angeb lich .schmerzlos" mittelst Elektrizität hinrichtcn, vernichte in Wien der Diener eines Zahnarztes, sick einen schmerzlosen Selbstmord zu bereiten, indem er die „Ovcrationsstclle" voiher mit Cocain be handelte. Der 21jährige innge Man» Namens Franz TurnowSki, dem unglückliche Liebe das Leven verleidet halte, spritzte sich andert halb Gramm Cocain unter die Haut de» linken Handgelenkes und schnitt dann mit scharfem Messer durch Muskeln, Nerven und Ge fäße bis zum Knochen. Mo» fand ihn blutüberströmt, doch konnte er noch rechtzeitig verbunden und gerettet werden. Sämiiitliche Provinzblättcr berichte», ein so reiches Erntcjahr. sowohl in der Quantität wie in der Qualität wie Heuer sei seit Jahren nicht gewesen. Insbesondere seien Weizen und Mais gut gediehen. Sogar die Eichen hätten so reich getragen, daß die drei- .lache Zahl von Schweinen miigcniäslet werden konnte. Unparn. Steven der rzeckischcn Ausstellung in Prag hält eine gleiche Veranstaltung der Kroaten in Agram die Aufmerksam keit der sluvischcn Welt in Spannung. I» Prag kommt cs z» antideutschen, in Agram zu mitilliigariichen Kundgeblingen. Als kürzlich die dalmatinischen Auvstcllungsgästc in Agram cinirasen, spielte in den gegenseitigen Ansprachen die Schmucht nach der Vereinigung Dalmatiens und Kroatiens auf Grund des „kroatischen Etaalsrechtes" eine Hauptrolle, und in glühender Begeisterung wurde der alte kroatische Demagoge David Starccvic, der schon wiederholt zu den ärgsten Ekandalszenen tm kroatische» Parlament Anlaß gegeben, von den Dalmatinern auf die Schultern gehoben und durch den Ausstellungsraum getragen. Frankreich. Noch Mittheilungen aus NegicrungSkreisen ist in Paris von einem beabsichtigten Besuche der englischen Flotte in Cherbourg nichts bekannt; ebensowenig sollen Verhandlungen über eine Einladung zu einem Besuche statigcsiindcn haben. Auch die Ostiziere und die Mannschaften des in Bremen be» lieimathetkn, vor etwa 14 Tagen bei Brest cm der französische» Küste gestrandeten deutschen DampscrS „Trifels" sind von den Folgen des französisch-russischen BerbriiderungSjubelS nicht verschont geblieben. Das „Petit Journal" läßt sich darüber aus Brest be lichten: „Am Mittwoch Abend fand in einem Cafä Chantant eine französisch-russische Kundgklmiig statt. In dem Aiigcnblickk. wo bas Orchester die russische Nationalhymne zu spielen begann, ver ließen Offiziere und Mannschaften deS gestrandeten deutschen Dampfers „Trifels" den Saal. Das Publikum begleitete ihr Hinausgehen mit Zischen. Die Haltung dieser Deutsche» ist einzig in ihrer Art. insbesondere im Hinblick ans all' die Hilfe, welche ihnen der Hafen von Brest tm Augenblick der Strandung ihres Dampfers gewährt hat." Die Zimnithiinh. daß man aus Dank barkeit seinen Patriotismus verleugnen müsse, Ist echt französisch und kennzeichnet sich selbst. UnS erscheint die Haltung der deutschen Seeleute durchaus würdig und lobenSwerth. Prinz Damrong. Bruder de- Königs von Siam, ist in Paris eingetrosscn. Der Prinz überbringt dem Kaiser von Rußland, wel cher dem König von Siam wegen des dem Großfürstcn-Thronfolger bet dem Besuche von Siam bereiteten auSzelchnenden Empfanges den AndreaSorbcn verliehen hatte, den Orden der Großen Krone (Maha-Chakri). Der Prinz wird sich sofort nach der Rückkehr des Kaiser» von Rußland nach Peteisburg begeben und inzwischen den Höfen von London. Wien und Berlin einen Betuch abstatkcn. In einer Landgemeinde unweit Rodcz (Dep. Avcyro») wurde rin Siebzigjähriger lebendig bestattet, aber noch rechtzeitig cmSge- graben. Er hat daS volle Bcwußiscin wicdergcsunden. Tie Pariser Mittler entrüsten sich über den Mangel an Patrio tismus, den der Minister Ribot dadurch an den Tag gelegt bat. daß er in Montreux in einem Gasthot adgestiegrn ist. dessen Be sitzer ein Deutscher ist. Die Russenschwärmeret scheint nun auch die Klöster ergriffen zu habe», wenigstens berichtet der „Gaulols" au» Pich» über eine ebenso unerwartete als sinnreiche Kundgebung, welche die dortigen Aranciscanerinnen seit der Ankunft deS Großfürsten Alexis täglich veranstalte» solle». Sobald nämlich der Soge» ausgesprochen ist, fallen die Stimmen der Nonnen eia und singen da« lautuw vr^u nach der Melodie der russische» Nntionalhymne. Italien. Ministerpräsident Rudini hatte in Turin mit dem italienischen Botschafter in Pari». Menabrea, «Ine lange Unterredung. Rudini soll den Botschasler um seine Meinung gefragt Kaden über den Eindruck, den aus Frankreich eine eventuelle Reite König HumberlS nach England machen und ob in solchem Falle Earnot den König von Italien einladen würde, französischen Boden zu berühren. Man könnte Toulon wählen und dort eine Flottenrevue inszrniren. DaS Gerücht bedarf übrigens sehr der Bestätigung. Schweiz. Die Leiche des beim Erneiaca des Mont Blanc verunglückte» biannichweigiichen Gutsbesitzer» Rothe tst ausgesundrn worden. Man hofft auch, die Leiche de» Führe rSzSimond. welcher Rothe begleitete, baldigst zu berge». Belgien. Unter der klerikalen Regierung wird Belgien nach und nach in eine große internationale Spielhölle verwandelt. Nachdem der Minister des Inner» die Wiedereröffnung der Spiele in Spaa, Ostende und Blankenherghe gestattet, wird jetzt vom 1. Oktober ab auch eine internationale Spielhölle in Namur er richtet. Da die Spietpüchter für die Konceffiou eine sehr beträcht liche Steuer entrichten, io werden sich wohl noch andere belgische Städte durch das Beispiel der genannten Städte verlocken lassen und ln kurzer Zeit wird in dein katholischen Belgien nicht weniger Geld verspielt werden, als in Monte Carlo. Ein Sichcrheits-Äudeailssehcr in Blankeiiberghe sprang einem ertrinkende» Badegäste nach, rctiete diesen, ertrank aber selbst. Schweden. Wegen Trunkenheit aus öffentlicher Straße nn- geklagt, wurden in Stocklwlm kürzlich an riiici» Tag dein Polizei- äclildt nicht weniger alS 50 Personen borgcsührt: davon käme» 30 Personell, worunter mehrere Frauen, aus dem Poli;eigcfä»g»is;. da alle obdachlos waren. Der Richter verurthellle die gaine Gcsell- schast zu ca. 1000 Kronen Geldstrafe oder entsprechende Haststrale. Rußland. Das Fnchjournal „Ter Landwirlh" bestätigt die Meldung, daß in sehr vielen Gegenden des Reiches die bäuerliche Bevölkerung durch den totalen Mißwuchs der Fiilterkräulcr sich gezwungen sehe, ihr Vieh zu Schleuderpreise» zu verkamen. Mil dem Berluste des Biches sei aber zugleich der vollständige Ruin des Bouern besiegelt. Die AdelS-Kvrvorationc» der vom Mißwachs betroffenen Gouvernements des russischen Reiches habe» die Erlaub nis; erhalten zur Abhaltung extraordinärer Versammlungen. nm die Mittel zu herathe» zur Crleictilernug der bedrängten Lage der ärmsten der durch die Mißernte geschädigten Mitglieder dieses Standes. In einigen Gouvernements haben solche Versammlungen bereits slattgeffmdc», und wurde beschlossen, ans den verfügbaren Summen der Korporation an de» am meisten nolhleidendcn Theil des Adels Unterstützungen und Törtchen auSzahlcn z» lassen. Cs hat sich herciuSgcstetlt, daß in den rcntralen und irördüchcn, der Erhivarz-Erde-Zone angehvrigeir Gouvernements sehr zahlreiche An gehörige der ältesten adeligen Geschlechter leben, die vollständig verarmt sind und in ihrer Lebensweise sich durch nichls von der bäuerlichen Landbevolkernng unterscheiden. Ans Warschau berichtet man galizischcn Blätter» über eine niassen- hastc Auswanderung c»rS Miltelrnßland. Die,n»eh»rcnde Nothlngc n»d die Furcht vor Himgersnolh »nd Cpideiniee» habe eine bedenk lüde Bewegung hcrvorgernsen. welche die Regierung nicht einzn- dännnen vermöge. Ans der» Bezirke Lomzg seren in der letzten Woche r-00 Männer unter Zurncklaffnng ihrer Frauen und Kinder auSgewairdert. Türkei. Der musetnianiiche Theil der Bevölkerung von Kreta droht die Hilfe Englands anzirrrrsen, falls der Sultan den Forder ungen der christlichen Bevölkerung nichtnacligcvcn sollte. Die »ach den unruhigen Distrikte» entsandten Truppen sind wegen der Ucber- nracht der »iricr Waffen siebende» Christen zniückgekehrt, die Be wohner habe» ihre Familien in das Gebirge geschickt, was gewöhnlich beim Beginne eines Aufstandes zu geschehen pflegt. Amerika. Zwei Meilen östlich von StntcSville in Nord- Carolina ist ein Ciicnbahnzug der Westkompagnie von Nord Caro lina ans einer 80 Fuß hohen Brücke verunglückt. Eine große An zahl Pcrione» soll dabei den Tod gesunden haben: 36 Leichen sollen bereits aufgesunden sein. Eine weitere Meldung besagt, daß die Lokomotive und sämiiitliche Waggons zertrümmert wurden. Tie Zahl der Todtcn und Bcrwnndclcn wird auf über 200 ge schätzt. Bis jetzt wurden 46 Leichen unter den Trümmern hervor- gezvgcn. Chile. Tie neuesten Meldungen vom chilenischen Kriegs schauplätze stehe» in direktem Wrderiprrrch zu einander. Ter chile nischen Gcsandlschast in Berlin ist Folgendes gemeldet worden: Vollständiger Sieg der Regierungstcrippcir über die Nebelten, welche zwilchen zwei Feuer genommen wurde» und weder entkom men, noch sich wieder cinschifsen tonnten. Das gesaiiimte Jiisur- geutcnhecr trat sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Dagegen erklärt der Pariser Vertreter der chilenischen Kongießregierniig die Meldungen von einem Liege BalmaccdaS über dre Koiinrcbtrnppcii für uirrrchiig; derselbe therlte Telegramme aus Jgnigne und BrrcilvS-Ayieö mit. denen zusolge das Heer BalmaccdaS von den Kviigreßtrnpveri geschlagen sein soll. Ter Oberbefehlshaber der Kvirgrcßtruppen, Canto, soll die Höben von Penahlnnca besetzt haben. DaS Heer BalmacedaS halte sich in der Gegend von Vina»dcl-mar aus. Ganz abweichend hiervon meldet ein Tele gramm des „Herald" aus Valparaiso, daß auch am Donnerstag der Kampf rincntschiedcn blieb. Die militärische» Operationen be schränkten sich aus hederrtungslose Scharmützel: die Aufständische» befestigten ihre Stellungen ans den Hügeln oberhalb der Renn bahn bei Vina-dcl-mar. Die von dem britischen Kriegsschiff „Espicgle" nach Montevideo geführten Silberbarren aus dcr chilenische» Münze sind an Bord deS Dampfers „Mosel" am 21. Angusl von Montcaidco nach Sonthampton cingescbisst worden. Das Geld ist znm Ankauf des bisher der Lavgrcllo-Linic gehörige», seiner Raschheit (18 Knotens halber bekannte» Dampfers „Agnila" bestimmt, welcher für Kriegs zwecke crrmtrl werden soll. — Cs wird hiermit bestätigt, daß sich die Engländer um die Ncuieatität, welche alle übrigen europäischen Mächte den beiden kriegführenden Parteien in Chile gegenüber bisher ans'S Strengste beobachtet, nicht bekümmern, fondern vielmehr sogar ein Kriegsschiff in den Dienst dcr Balmaccda scheu Partei gestellt haben. Kunst und Wissenschaft. 4- Dresdner bildende Kunst. Vor zwei Monaten wurden in diese» Blättern die beklagenöwerlben Ergebnisse der Dresdner Kimsieiriwickclung. wie sie ans der Berliner Ausstellung sich darstcllcn, einer eingehende» Beleuchtung nnsgcsctzt. Eine Ausstellrmg von Schülcrarbeitcn der Königl. Kunstakademie, welche iiiitcidessc» ans der Aiignstnsslraßc zu sehen wnr, hat den schmerzlichen Eindruck, welchen inan in Berlin emvsangen hatte, nur noch ver doppeln können. In ausfälliger Weise sind die gcsammtcn Leist lingen dcr Akademie zurnckgegange». Die Guvszcichnmigcn sind gegen früher nur noch lebloser geworden, die Malbebandlniig der Akte ist nicht entfern! mit dem zu vergleichen, was etwa vor zehn Jahren aus der Schule Leon Polilc's und anderer Meister hervor gegangen war, und billig erstaunt durfte man sei» über die Ergeb nisse der Kompositionsübungen. Früher war wenigstens dieser Tlreil der Künste selbst in den schülerhaften Airsängcn der jungen Rekruten von einem gewissen Geiste des Schwunges irnd geistreicher Erfindung belebt, diesmal war man über die gcnaltnngsioic Phan tastik, das ziellose Hin- »nd Herkomponircn, das Ungeschick im «Lkiz- ziren allgemein verwundert. Das gute Alte, dre Vorzüge dcr früheren Zeichner bat man verlernt, sie sind entartet und abge- icbwächt, daS gute Neue kann man nicht und vermag man nicht zu lehren. Aber cö sind genug dcr absprcckcndcn Unhclle über das Dresdner Kunstwcsen ln letzter Zeit gefallen. Die Nebel liegen offen vor Jedermann zu Tage. Niemand kann mehr wagen, sie ab- zulcugnen, die Erkenntniß ist allgemein und so verschieden die Inter essen nndStandpunkte sind, ein Wunsch nachBesserung durch- dringt alle Kreise. DaS Amt dcr Kritik ist gethan; daS Nebel ist beim Namen genannt, es heißt nicht mehr tadeln und zerstören, es heißt ausbauen, die Wege zur Besserling finden, Vorschläge einer wo möglich durchgreifenden und daucrbaren Reform machen. Für diesmal seien einige positive Erörterungen über Möglichkeiten, Wünsche und Hoffnungen einer Neugestaltung des NntrrrichtS- bctricbcS an der König!. Kunstakademie gegeben. Später werde» Vorschläge zur Hebung des AusstellungswesenS, des KnnstmarkteS, zur Belebung der freien Künsllerschnst folgen. Aber der wichtigste Theil einer Neilgestaltring der Dinge liegt zweifelsohne in dcr Akademie. In ihr liegt dre Hoffnung neuer Künsllcrgenerationcn, »nd wie nran cs hier treibt, so wird es auch wetteren Künstler- kreisen nnd den, allgemeinen Kunstleben der Stadt geben. Man muß gewisse Thatsachen kennen, um einzusehen, daß die Praxis des Lehrwesens dringend der Reform bedarf. Es ist zum Beispiel interessant zu wissen. daß in der Bildbauerschule des verstorbenen Prof. Hähne! die jungen Künstler Zelten durchgemacht haben, wo sie während de» Laufe« dreier ganzen vollen Jahre sechzehn Mal — , schreibe sechzehn Mal! — den Anblick der menschlichen Natur er« 1 hielten. Es wareu pro Semester 24 Mk Modellgeld für die Schüler auSgesetzt. aber selbst diese verschwindend kleine Sumnic wurde nicht sur Modells benutzt, die Gelder scheinen gespart worden zu lein. In Dresden erhalten die Modells etwa 7'« Pjen- nige für die Stunde. Man kan» nachrechnen, wie viel Studium mit 24 Mk im halben Jahie zu erzielen ist, während der Künstler doch ein uuttttterdrocheneS Studium der Natur bedarf. Ter ver- storbene Meister pjtegle die Schüler, wenn sic Modell verlangten, sogar mit »ieinlicher Rücksichtslosigkeit von der Nasiir abzuschrecken, zahlreiche Erzählungen hierüber sind in Aller Munde. Eine geistige Halvbilduna. welche sich a»S den veralleicken und schlechtesten Quellen über die Antike und das Ariechenthuni Unterricht geholt hatte, welche Anschauungen und sachliche Jrrthümer Winckelnnmns. die langst von unserer Archäologie und Kunstwiffenschail veruvligl sind, in übertriebener Weise sorlvitanzte, hat hier Jahre lang verbildend ans de» Geist dcr Kunst und der Akademie gewirkt Es ist geradezu unverantwortlich, daß Bildhauer, deren Kunst es in. die Natur »ach ihrer törpertichen Schönheit zu düdcn »nd in ? Material deS Tlwris. des Marmors zu übersehen, viele Natur sc zumgeu gar nicht zu sehen bekommen, Cs wird als verbürgt er zählt, daß bei Hahucl der junge Bildhauer niemals in den Fall gekommen ist, etwa eine» lebenden Menschen, einen Akt in Tbon mit seiner Hand nachznhrldeu. Man zeichnete die Alte mit den Malern zusammen, aber daß der bildende Künstle, lernte die Formen der Natur, die er in fleischlicher Wirklich keit sah. in die Sprache seines Materials z» übertragen das hat man überhaupt nicht einmal als ei» Bedürfnis; ertin»'. Statt die Natur zu studire» rmd diese lebendige Natur sc »ach künst lerischem Zwecke zu idealisircii oder zu stilisire«. hat man die Au tike kopirt und diese Antike idealisirt, stilisirt. Tenn der Trieb de Stilisirung ist an sich jedem Künstler anacboreii. er mag sich we» den wie er wolle, und da er statt der Natur die bcieilS ucküu. Knnst der Grieche» als Gegenstand seiner Beobachtung erhall, inw io stilisirt er unwillturlich eben diese Beobachtung. So hat ma:i liier Jahrzehnte lang de» Stil übersiilisirt, de» Herodes udcitieio- disirt, man ist zu einem todlen Schematismus der Formbehandlue , nnd deS gelammten Sehens gelangt, welche nicht das Gepräge lebendiger Kirnst, sondern dcS Knnsthnndwcrkerlhnmö trägt. Em Wunder ist es, das; die Begabung einzelner Künstler bei alledem noch eine Anpihl schöner Werte hcrvurgebrachl hat. Ganz so leblos, stiimpi nnd gefühllos, wie das Verhälinitz zur Natur sich in Hähncl's Schule dargestelll hat, ist dies ia nun in anderen Schulen dcr Akademie nicht der Fall. Cs wird hier die extremste Erschein»»» herauc-gegrissen, um lediglich einen Grundsatz der gcmnnntrn Kunst ciuszuwrcchcn, wenn sie wirtlich Kunst fein will. Die Antike hat für uns, außer dem Gcnußwcrlh cm den Originalen, nur den Wcrt'a. daß wir an ihr lernen, wie Natur zur Kunst sich liyslallisic!. Wir müssen aber erst die 'Natur vcisichcn nnd guindlrch kennen, che wir die Antike verstehen können; erst dann haben wir die Voraussetzung, mit welcher der Grieche selbst seine Statuen betrachtete. Nur die Methode, das Vertnhrcn brr Griechen selbst sotten die Künstler versieben, damit sie dann ans eigene Weise lernen, einen Stil ihres Antchnnenö und Ncuschaüeas dcr Natur ,z» finde» und zwar unbewußt. Der junge Küntzlcr. der ohne gcnügcnde Kenntnis; dcr Natur vor einer Antike, vollends vor einem Gvpe-kops sitzt, wird nothgcdrnngen sich den Blick sn: alle Natur verderben und »och mehr den snr die Schönheit, für das Naturschöne. Den» statt die orgaimchcn Schönheiten der Anti.e zu begreifen, wird er nur die ichematüche äußere Erscheinung samiitt der leblosen, unmalerijchcn Ftächencrjcheinun«) des Gvpscs nach- nhmen nnd darin eine abstrakte Formregcl sich zu eigen machen, deren Bezug zur Natur er nicht versteht. Besitzt er dagegen hin reichende Kennlniß dcr Natur, des menschlichen Körpers und Aktes, so wird er erst das vrganisircnde Wesen griechischen KniistlerthiimS verstehen: die schöne Linie des Apollino, der Pcnns v. Melos wird ihm nicht eine „schöne Linie" von mathematischer Art sein, die er mit elegantem Schwung in gefälligen Parabeln hindilettirt, sondern diese schöne Linie wird das notlnvendige Crgcbniß ans der ganzen Bewegung dcr Muskclgmppen, wird eine lörverliche. räumliche Ge stattung, nnd ist er ein tüchtiger, persländnißvotler Zeichner, so wird er diese schöne Linie nicht als sauberen Kontvur hcrnnterziehen. sondern sie wird sich ihm ans den Verhältnissen dcr Schatten und Lichter, dcr ganzen Flachen- und Körpcrcricheinnng als eine voll- verslandene organische Nothwendigkcit ergeben. Die Methode des gelammten Zeichnens nnd AnschnnenS würde eine ganz andere weiden, wen» auch nur diese einfachen Grundsätze verstanden und angcwcndct würden. Hier in Dresden giebt cs »och eine Klasse des Vorlagezeichncus. Diese sollte aus dem Kreise der eigentlichen Akademie als eine Art von Elementarschule ausgetchie- den werden; hier handelt es sich nur darum, technische Haiidsectig- kcil des AbzeichncnS zu gewinnen, wie es dcr Kunsthandwerker und jeder andere Zeichner auch braucht. Sowie die jungen Zeichner, welche Maler werden wollen, aber genügend technische Handferlig- kcit verrathen, ohne welche Keiner znm eigentlichen Knnststndinm taugt, sollte das Innslterncdc Sehen iinmilictbnr an dcr Natur geübt werden. Ter G»ps bezügl. die Antike, wo man sic in Originalen haben kann, sollte erst i» den oberen Klassen kommen. Zu bemerken ist, daß zur Zeit selbst dieser GWS nur in sehr miserablem Zustande ist »nd Neuanschaffungen nvthwcndig sind. Beginnen muß man mit einer Naliirtlaste, wo von vvrickewin die Schüler angewiesen sind, die Natur reicher auzipehe» und sich im Firsten tebendiacr Eindrücke zu üben und neben dein inatcriichcn Zeichnen auch bereits mit der Farbe umgeben lernen. Tie Bildhauer müß ten entsprechend Tbonstndicn. Wachsstndicn nach einer leichteren Natur, wie Thicrc :c. re. schon in dieicm Stadium nnscrtigc». Es beruht ans einer gänzlich falsche» Theorie von, Malen, nach welcher eben die gestimmte Schnorrschnle das Malen überhaupt nicht gelernt bat, daß inan hier erst in den oberen Klassen die Palette in die Hand bekommt. Nickst zeitig genug kann der junge Künstler den Pimel in die Hand nehme», in» seine Malmittel kennen zu ternen und liiis eigene Faust z» Prokuren, wie weit er in der Nachahmung des Gesehenen mit der Farbe kommt. (Fortsetzung solgt.t Wolsga » g Kirchbach. -ß Zn dcr Echinßvorstcllnng des Nibelunaen-CycliiS in der Königl. Hosopcr, zu dcr heute siatlsindenden „ GvIlcrd ä in in e e - u n g "»Aufführung war eine wiche Men^e von Bestellkarten bei dcr Tageskasse dcS Königl. Hoslheatcrs eingetansen, daß nur eine verhältnißmäßig geringe Zahl berücksichtigt werden konnte, und Niemand in der Nrchtbcwilligung dcr bestellten Billets eine Zurück setzung erblicken kann. Für Herrn Tccarli. welcher von seiner Heiserkeit noch nicht wieder hergcstellt ist, wurde als Vertreter des Hagen Herr Wiegand vom Hamburger Stadtlhcater als Gast berufen. t Irl. Franziska Berg, weiche unserer Hofbühne rast volle 58 Jahre, vom I. September 1831 bis Ende April IWst cingehörte, ist nächsten Dienstag tu dcr selten glücklichen Lage, ihr ltOttthrigcs Kiinstlcrjnbüäuin zu begeben. Die Künstlerin steht heute bei voller geistiger Frische in dem ansehnliche» Atter von 78 Jahren. Vesper in dcr Kreuz krrche, beute Nachm. 2 Uhr. 1) iLv- nate für Orgel (V-rliir) von F. Mendclsiobn-Bartbotdy; 2» „Lob und Ehre und Weisheit", Motette für zwei Chöre »nd Solostimmen von I. S. Bach; 3) „Zerreißet eure Herzen »nd nicht eure Kleider". Nceitativ und nachfolgende Arie ans dem Oratorium „EliaS" von Mendelssohn, gesungen von Herrn Gustav Gcdtich, Mitglied de« Königl. Hotkhentcrs: 4i „Wann der Herr die Gefangenen ZiowS ertöten wird", Motette für sechsslimniigen Chor und Solostimmen nach dem 126. Psalm (z. 1. M.) von G- Rebling, Musikdirektor in Magdeburg. v Nicht das Schauspiel „Lorke" („Dorf und Stadt") von Charlotte Birch-Pseifer mit Chartottc Basis, sondern die reizende Alban Förster'schc Oper „Lorlc" mit Frau Schuch sollte am Montag im Königl. Opembause in Szene gehen. Infolge einer Erkrankung des Herrn Tccarli ist diese Over aber auch wieder adgcsctzt worden: es wird am Montag nunmrbr , Aida " gegeben. -ß In der gestrigen Sitzung des diesigen KrciSauSschusseS (siehe näheren Bericht ans der !>. Seite dieser Nr.s ist Herrn Direktor Maritimer die Genehmigung zur Errichtung eines VolkStheaterS im „Weißen Schloß" in Blascwitz erthcllt worden. Das Gesuch eines Schauspielers Wolfs um Verleihung dcr Theaterconcessio» in Schandau wurde behufs weiterer Erörterungen an den Stadtrath in Schandau zurllckverwicsen. s- Mascagni's „Siciltanischc Bauernehre' ist vorgestcm nun auch im Leipziger Stadttheater unter enthusiastischer Aufnahme in Scene gegangen. ß Bismarck im ReichStagevon Maz^ Bcwcr. die neueste vor 14 Tagen im Verlage der Druckerei Glöß hier erschienene Bro schüre. ist soeben in II. Auflage erschienen. * Bevölkerung dcr Erde. Nach einer Mttlhcilungder „Ocstcr- reichischen Monatsschrift für den Orient" betrug die Bct»ölkcrung deS Erdballes tm Jahre 1890: 1,487,900,000 Kopfe. Davon ent fallen aus Europa 3M.2O0.000. Asien 850.000,000. Afrika 127,000,00". Australien u. s. w. 4,730,000, Amerika 125,670,000. dir Polarregii- nen 300.000.
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