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Dresdner Nachrichten : 13.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190002131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-13
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- Dresdner Nachrichten : 13.02.1900
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Vrvücksu-8., Liulttritmrtr. e«h» D«h,trn»», ir»n>,pr.-z. ll.! «esrttdel 1856 k ° ^ L»8tvn5r«is?rodo. »»nÄ. o-rärlsc/l/ors n p°ni>etl»n, Nt» äopp»It«r s.llft»ntl»»r»ni. ! äopp»It«r s.aft»ntl»»n>n». vaaaltnrm», Scl>U»»»»a n-dnillo» SLi»«» — .^4 Lelegr^AdMe: achrichrm. rra. Dresden. ft IN Osutrui» ä»r Stckätl Varnüglt«,!,«« MNelstslläs-llütvI t!lr üosotrLtts- amt VsrlsnllüsuupsS - ttsissuäo, t'amilisu uuä louristüu. INS»»««« k^r«1»e» 6at«» U«r,t«aL»at Kur oebis üisrs. ^ ksplvk-radrlk-l^^or kspIer-Sro«ol»ul«Ulw8 L»oo IS ü'u N«h»»»»v»»e>>»I«n >^ir«r»I>va»e»a«»i, ldrieoll-.choNrvtl,-a 1 areal«!- p»pt«L«, »«teeellteehnteea«», tteliiineli»^«irleinv. <011 vert« u»ä «»pp«». ^«rr»rr«» ntn, 8el>t»>l- oaä I »«1«, »pt.r« »U«, itonnnt» a»ä Nollon. eavi» nllsr in ,>»» k'noil »inaetilauonlar Lrtidal. S»i»»i»iitiott»pv»r«L. — llilligrt» festes, - Prompt««» N«U»niu>» Kiimmi^elniIiW 5oklön °/tdsLirpiLttön I». Oulnmi-l^Ssunß, Kok-?ercks «to. kür aeo»»i»i»a unä <r,p»e»I»ur». üi»m,n> IHrnepr. l, !»» UH -e — h, U Oummikidrik Will i>sr„r. r« «ölllll. IlKilpOI», 0p,,«,ft-K.a>nIr,. WIvtlvriSlssuItL bei vresäoll. Llsktriseds Lelsuektunx. « Ooutraldsiruvss. « krospokts Aber Ir. Luckuvr« Lwlirim. Ir. Ickr. Uroivr, bu^riseliv «n«I stvinseliv siir li«8tiiii>soütz smpkislilt io roicdvr, avu sinxetroLousr ^U8vakl L'IvvUtl S.U8 VInoI, 23, part. u. I. LtaM. /Id! Ltiipgäs» Katholische Fftkultritcl? -ofnachrichtr». Landtaa. Rund der Industriellen, Bazar. Berg- MuthmM Witterung: l 1 1 Fl'irilri. arbelterbewegung. Prozch gegen die „Nundschau". Bictoriasalon. Kunstverein. Beränderlich. > Le». r>rv» nui L «L v v. Katholische Fakultäten? In Centrumskrcisen ist unter der Führung des Freiherr» v. Hertling, der mehrfach bei der Verfechtung aufgeklärterer Ideen hervorgetreten ist, eine Bewegung im Gange, die auf die Er richtung einer katholische» theologischen Fakultät an der Universität Straßburg abzielt. Freiherr v. Hertling hat sich zur Förderung der Angelegenheit, wie es scheint, mit einem amtlichen Berliner Geleitbrief in der Tasche, persönlich nach Nom begeben und es wird neuerdings bestimm! versichert, daß seine Mission von Erfolg gewesen sei; die Genehmigung der höchsten kirchlichen Instanz zu der Errichtung der Fakultät werde täglich erwartet. Nachdem der Plan einmal so weit gediehen ist, empfiehlt es sich, daß auch die nichtkatholische Oesfentlichkeit zu ihm Stellung nimmt, weil er nicht blos für die besonderen rcichsländiichcn Verhältnisse von Be deutung ist. sondern zugleich eine erhebliche grundsähliche Trag weite mit Rücksicht auf die Heranbildung der katholischen Priester überhaupt besitzt. Die Frage der Ausbildung der katholischen Geistlichkeit ist keineswegs blos eine interne römische Sache, sondern berührt ein wesentliches Interesse des modernen nationalen Staates. Der Staat hat ein unzweifelhaftes Recht und zugleich mit Rücksicht auf die allgemeine Wohlfahrt die unabweisliche Pflicht, darüber zu wachen, daß die Wege, die bei der Heranbildung des klerikalen Nachwuchses beschritten werden, nicht antinationalen Zielen und Bestrebungen zuführen. In Erfüllung dieses staatlichen Wächter amtes wurde in den 70er Jahren das sogenannte „Kulturkampf- examen" eingcführt, auf Grund dessen die Prüflinge eine» gewissen eisernen Bestand von allgemeiner Bildung Nachweise» mußten, ehe sic zu der Ausübung der priesterlichcn Funktionen zugelassen wurde». Seitdem ist zwar Manches wieder anders geworden und der römische Kampf gegen eine würdige und den modernen Be dürfnissen entsprechende Vorbildung der Geistlichen hat erneute Erfolge zu verzeichnen gehabt. Das jesuitische Ideal der Priestcr- crziehung ist die Ausbildung i» Seminaren, in dcucn eine kloster haft strenge Absperrung der Zöglinge von der Außenwelt und ein ganz ungualifizirbarer Menschendrill ansgeübt wird. In der artigen Seminaren herrschen zum Thcil geradezu krasse Zustände. Das eigene Denken der Seminaristen selbst in den bescheidensten Formen wird unnachsichtlich unterdrückt, jede selbstständige Regung des Urtheils und der Kritik unerbittlich im Keime erdrosselt und an die Stelle ,enes finstere dogmatische und moralische Wahnsystem gesetzt, in dessen konseguenter Verthcidigung gegenüber dem Geiste der Zeit die Jesuiten und ihr geistesgeknechteter Anhang eine un leugbar hervorragende Virtuosität entwickeln. Die schweren Mißstände, die das katholische Seminarwesen im Gefolge hat, sind auch auf katholischer Seite nicht unbemerkt ge blieben und haben schon wiederholt zu mehr oder minder ent schiedenen Gegenwirkungen geführt, von den vereinzelten Noth- schreicn ganz abgesehen, die neuerdings Seminar-Insassen selbst über die unerträgliche Behandlung in den Internaten in der Presse erhoben haben. Indessen sind diese wie alle anderen wirklich fruchtverheißenden Resvrmbcstrebungen innerhalb deS Katholizismus an der eisernen Jesuitendisciplin gescheitert und als Sieger das Feld behauptet hat bis jetzt diejenige Richtung, deren Fanatismus aus dem Standpunkte steht, daß die Zustände an den deut schen Universitäten einer dem katholischen Glauben entsprechenden Bildung und Erziehung der katholischen Theologen zuwider seien und daß aus diesem Grunde nur jesuitische Drillanstalten dem ge dachten Zwecke genügen können. Als »Teufelsanstalten" und .Ketzernester" sind von jesuitischer Seite die deutschen Hochschulen bezeichnet worden I Eine Zeit lang gedachte man. diesen »Hoch burgen des Unglaubens" dadurch beizukommen, daß man die Gründung einer eigenen katholischen Universität in Deutschland empfahl und vorbereitete. Neuerdings ist jedoch der Gedanke einer katholischen UniversitätSgründung im Deutschen Reiche so gut wie ganz wieder fallen gelassen worden, weil in den leitenden Kreisen die Erkenntniß durchgcbrochcn ist, daß einem solche» Unternehmen in jedem Falle die Vorbedingung des Erfolges, nämlich die Gleichstellung mit den Staats-Universitäten, fehlen würde. So herrscht heute das Seminar auf der ganze» Linie und die wasch echten jesnitisch-ultramontanen Kreise, die bei der Vorstellung der von der Seminarbildung angerichteten Verwüstung in den Herzen und Köpfen der jungen Priester ein diabolisches Vergnügen empfinden, können sich in's Fäustchen lachen. Die geistig freieren und ethisch reineren Elemente, wie sie namentlich im deutschen Katholizismus vielfach vertreten sind, sind gen die in den Seminaren herrschende Mißwirthscbaft durchaus nicht blos zu einem in'S Aschgraue gehende» römischen Kon- fessronalisinus. sondern auch zu eurer fanatischen Dentschseindlich- keit erzogen: er bekommt den Dentschenhaß sozusagen auf s Butter brot gestrichen. Das ist allmählich selbst den einsichtsvolleren Centrumsleuten zu arg geworden, und die von dem Freiherrn v. Hertling betriebene Errichrung einer katholische» Fakultät in Straßburg soll nun dazu dienen, bei der Heranbildung der elsässischen Geistlichkeit in gewissem Sinne ein nationales Gegen gewicht zu schasse». Daß dabei die nationalen Bäume nicht in den Himmel wachsen, dafür bürgt schon die doch immerhin nur verklaululirte nationale Gesinnung, die dem Centrum eigen ist. Trotzdem ist der esiässische Klerus über da» Projekt in Hellen Zom gerathen und geberdct sich, als wenn es ihm an das Leben gehen sollte. Also selbst das bischen Deutschthum. das vom Centrum vertreten wird, ist der elsässischen römischen Geistlichkeit ein Greuel der Verwüstung: das sind die Früchte der Seminarerziehung! Hier Wandel zn schassen, kann der Staat nicht umhin, wen» er nicht alle seine sonstigen Germanisirungsbestrebungen in den Neichslanden immer wieder im Beichtstuhl zu Nichte machen lassen will. Es ist daher auch dankbar anzuerkenne». wenn ausaeklärtere katholische Kreiie selbst mit Hand anlegen, um wenigstens im Elsaß die schmachvollsten Wirkungen des Seminarunweicus z» be seitigen. Die Thatsache. daß man in Rom einem derartigen Vor gehen die Znitiminnng erthcilt, beweist am besten, wie unhaltbar die gegenwärtige» Zustände auf dem Gebiete der Priestererziehnug in den Reichr-lanven sein müssen Die vatikanische Politik klammert sich nicht a» Aussichtslosigkeiten: sie weiß, daß dnsEliaß deutsch ist und bleiben wird, und deshalb wünscht sie ihrerseits eine weitere chauvinistische Vergiftung der dortigen Priesteischaft in der richtigen Erkenntniß zu verhindern, daß die fortschreitende seminaristische Verhetzung mit Notliwendigkeit scharfe staatliche Abwehrmcßregeln zur Folge haben muß. So erklärt sich die Nachgiebigkeit, die nian in Rom gegenüber dem v. Hertling'schen Plane zur Schau trägt- Der Staat bat ein Interesse daran, die Errichtung von katho lische» theologischen Fakultäten an den deutschen Hochschulen überhaupt zu begünstigen, weil sich eine einzelne Fakultät von dem gksnmmten akademischen Geistesleben nicht derartig nbschließen läßt, wie ein Seminar oder selbst eine geschlossene katholische Universität. Allerdings muß man sich vor allzu großen unmittel baren Erwartungen von den katholischen Fakultäten hüten nnd sich vor Angen halten, daß die katholisch-theologischen Fakultäten seit der Uufehlbarkeilscrklärung und der Jciuitisiruug des gesammten Katholizismus nur noch der Schalten ihrer früheren Größe sind. Bezeichnender Weise soll man in Nom sogar anfangs daraus be standen haben, die neue Straßburger Fakultät formell den Jesuiten zu übergeben, allerdings ohne Erfolg, weil dieses Ansinnen von deutscher Seite rundweg abgelehnt worden lei. Immerhin sind derartige Fakultäten nicht zu unterschätzen als organisatorische Stützpunkte einer freieren Richtung im Katholizismus, falls diese unter dem Einflüsse günstiger Zeitverhältuisse früher oder später einmal wieder die Oberhand gewinnen sollte. Man kann in der Beziehung nie im Voraus wissen, was möglich und was unmöglich ist^ haben wir es doch in der Mitte dieses Jahrhunderts erlebt, dag sich unter der jüngeren katholischen Geistlichkeit eine starke Bewegung zu Gunsten der Aufhebung des Eölibats geltend machte. Treten ähnliche Verhältnisse einmal wieder ein. so ist der Staat um einen Schritt voraus, wenn er in den katholischen Fakultäten gewissermaßen fertige Gefäße vonäthig hat, in die der neue Geist sofort gegossen werden kann. Von diesem Standpunkt aus wird eine Staatskuust, die den Nltramontanismus nach josephinilckem Muster zu behandeln bestrebt ist, der Fakultätenfcage nicht glcich- giltia geaenüberstehen, sondern die Errichtung von katholsich- tbeolognchen Fakultäten an den nationalen Hochschulen zu sordern suchen. Fernschreib- und Fernsprech-Berichte vom 12. Februar * London. Oberhaus. Der Kriegsminister Lansdowne erklärt: Zur Verhinderung der Entblößung des Mutterlandes und zur Ermöglichung der Anwendung von Verstärkungen beabsichtigt die Regierung eine Heeresvermehrung um 12 Bataillone Infanterie, 36 Batterien Feldartillcrie, 7 reitende Batterien, einige Hanbitzen- Balterien und 7 Kavallerie-Regimenter. Tic Miliz soll verstärkt und ausgcbildet und die Freiwilligen sollen womöglich um 100.000 Mann vermehrt werden. Hingegen soll das Konslriplions- system. welches das äußerste Nothmittel wäre, nicht eingcführt weiden. * Pnris. Die Kammer beschloß auf Wunsch Waldeck- Rousseau's mit 387 gegen 91 Stimmen, die Interpellation Cnssagnac wegen 'Maßregelung der Bischöfe bis nach der Erledigung des Budgets zu vertagen. Berlin. Reichstag. Auf der Tagesordnung steht die Vorlage, betr. die Freundschaftsvcrträge mit Tonga. Samoa und Sansibar. Die Vorlage erlheilt die Ermächtigung, durch kaiserliche Verordnung die Vorschriften der Verträge mit Tonga und Samoa, sowie die auf die Ezlerritorialitätsrechtc be züglichen Vorschriften des Vertrags mit Sansibar ganz oder theil- weise außer Anwendung zu setzen. Staatssekretär v. Bülvw sührt aus, daß durch die Verträge mit England und Amerika vom 14 November bez. 2. Dezember 1898 eine Acudernug der Besitz- Verhältnisse geschaffen sei. welche diese Vorlage nöthig^mache. Die von ihm früher als erwünscht bezcichnctc reinliche «Scheidung in Samoa sei erfolgt, indem wir Upolu uud Sawaii. Amerika Tutuila erhielten. Er hoffe, daß dort unsere Beziehungen zu Amerika freuudschastliche bleiben würden, wie schon bisher unsere Bezieh ungen zu dem dortigen Vertreter Amerikas freuudschastliche ge- weien seien. I» Bezug auf Tonga seien unsere Rechte nur immer sehr fragwürdiger Natur gewesen. Das Recht Englands aus Samoa sei vormals ebenso begründet gewesen, wie das Deutschlands. Wir hätten deshalb an England die Ansprüche auf die Salomo-Inseln abgetreten und uns nur die Hauptinsel Bongainville mit dem vorgelagerten Buka Vorbehalten. Ebenso hätten mir uns bei dem Abkommen über die Grenzvrrhältnisse des Hinterlandes von Togo denjenigen Theil der neutralen Zone gesichert, der uns wirthschaft- lich die besten Aussichten stelle. Die exterritorialen Rechte» die wir auf Sansibar besäßen, seien nicht mehr, als wie eine leere Schale. Außerdem gäben wir diese Rechte erst auf, sobald das auch seitens der anderen bethriligten Mächte geschieht. Endlich erwähnt er noch das besondere Abkommen mit England und Amerika über die SchiedsgerichtSfrage in Samoa. Der Schaden, den Deutsche dort erlitten haben, werde auf 400.000 Mk. ge schätzt. Das Abkommen liege zur Zeit dem amerikanischen Senat vor. AIS Schiedsrichter sei der König von Schweden in Aussicht genommen. Redner verbreitet sich noch über den wirthschaftlichen Werth von Upolu und Sawail. Am höchsten schätze er den Werth '"rage unseres Ansehens und en sei. Jedenfalls hoffe er. „ e hefrledige. Er sei nicht darauf auSgeganacn. andere Mächte durch den Vertrag hinein- zulcgeit (Heiterkeit); das sei nicht seine Art: aber auch wir wollen uns nicht über's Ohr Hanen lassen. Er hoffe, daß die Vorlage die Zustimmung des Hohen Hauses finden werde und daß dieses bald zur Ratifikation schreite, damit der Vertrag eudgiltig in Kraft treten könne. Abg. Dr. Hasse (nat.-lib.) erblickt eine Anomalie darin, daß der Reichstag nur bei Abkommen minderen Werthes, nicht aber bei wirklich wichtigen Verträgen mitzubestimmen habe Es scheine ihm, als ob wir bei dem Vertrage außerordentlich hohe Kausspreise bezahlten. Zu bedauern sei. daß wir früher die Gelegen beiten, die aanzen Samoa-Inseln zu erwerben, unbenützt haben ver streichen lassen. Auch der Verlust der Tonga-Inseln sei bedauerlich. Bezüglich Togos sei zu befürchten, daß England dort zu sehr das wirthichaftliche Ucbergewicht gewinnen werde. Nach Samoa sollten mir möglichst wenige Touristen, dafür aber praktische Leute schicken. Auch sollte man Samoa, ebenso wie es mit Kiautschou geschehen sei, dem Mariueamt unterstellen und nicht dem Koloinalamt. Unterstaatssekretär v. Richthofen theilt mit. daß dem Reichs tage der Schicdsgerichtsvertrag zugeheu werde, sobald der amerika irische Senat ihn genehmigt habe; ebenso werde in nächster Woche dem Haust der Ergänzungs-Etat für Samoa vorgelegt werden. England, Amerika und Deutschland hätten sich aus allen in dem Beitrage in Betracht kommenden Gebieten wechselseitig die Meist begünstigung gesichert. Hiermit endet die Debatte, und die Vorlage wird sofort in zweiter Lesung genehmigt. — Abg. v. Czar- linski "" " ^ --- - --- > - - - - (Pvle^begründct hieraus »eine Interpellation, betr Ans- Gerichtsverfassungsgesetzcs Gerichtsverhandlungen). Die legung des Paragraphen 187 des (Dolmetscher bei polnische Bevölkerung werde schwer beeinträchtigt durch die brutale Anwendung, welche dieser Paragraph finde. fPräsident Gras Ballcstrem rügt diese Wendung als mit der Ordnung des Harnes nicht vereinbar.) Redner theilt eine Reihe von Fällen mit, in denen die Zuziehung eines Dolmetschers von den Gerichten ver weigert worden sei. obwohl die Bctheiligte» außer Staude gewesen seien, sich der deutschen Sprache zu bedienen. Staatssekretär Nieder ding: Es rst dem Herrn Reichskanzler nicht bekannt, daß der Paragraph 187 des Gerichtsverlassungsaesetzes eine Aus legung seitens der Gerichte gefunden hätte, welche zu Beschwerden Anlaß gegeben hätte. Dem Herrn Reichskanzler ist nur bekannt, daß die Gerichte die Zuziehung eines Dolmetschers ablehnen, wenn sie glauben, daß der Betheiltgte der deutsche» Sprache mächtig ist. Aus die einzelnen Fälle, welche der Vorredner vorgebracht hat. kann ich hier nicht eingehcn, denn diese Falle gehören vor den preußischen Landtag. Der Herr Reichskanzler kann nur ein- schreiten, wenn eS sich um eine falsche Gesetzauslegung handelt, hier aber handelt es sich nicht um Uuzuträgtichkeiten in Folge einer mißverständliche» Auslegung der Tragweite und des Suiues eines Reichsgesetzes, sondern alle diese angebliche» lluzutrüalich- keiteu beruhten regelmäßig vielleicht in einer irrthümlichen Auffass ung der thatsäclsticheu Frage, ob der Betheiligte der dcutlchen Sprache mächtig sei oder nicht. Das Gesetz ist klar und unzwei deutig und entspricht den Bedürfnissen Es fehlt allo für den Reichskanzler an jedem Anlaß, etwa im Wege der Gesetzgebung eine Klarstellung helbeizuführeu. Preußischer Justtzminisler Schön stedt bemerkt, er habe den Interpellanten ersuchen lassen, die Be schwerden im prenkischeu Abaeordnetenhauje vorzubringen und ihm selbst im Voraus detaillirte Mrltheilungen zugehen zu lassen, damit er sich über die Einzelfälle informiren könne. Es sei aber daraufhin nichts erfolgt, heute nun bringe der Interpellant hier Beschwerden vor: ihn selbst träfen diese mithin unvorbereitet. Eine Berathung hier könne also keinen sachlichen Erfolg haben, weil eine materielle Prüfung unmöglich sei. Die Berathung hier möge sich vielleicht zu agitatorischer Ausbeutung eignen lNuruhe), aber eine sachlich erschöpfende Berathung könne hier nicht stattfinden. Ter Minister gebt dann auf einzelne ihm zufällig näher bekannte Fälle ein. In einem derselben habe ein >8jährigcr Bursche, der 8 Jahre lang die Schule betucht und deutsch geiprochen hatte, einen Dolmetscher verlangt. Als derselbe bestraft worden sei. habe er sich nicht einmal beschwert. Aehnlich lägen andere Fälle. In einem ferne ren Falle, den der Interpellant erwähnt, sei dem Betreffenden sein Recht geworden. In den meisten Fällen handle es sich jeden falls um grobe Ungebühr der Betheilrgten, und wo nicht, da ge trüge die Beschwerde an die höhere Instanz, um die Sache klar- zustcllen und um dem Bctliciligten lein Recht zu verschaffen. Abg. v. Dziembowski <Pole>: Die Entscheidung über Be schwerden ziehe sich in der Regel zu lange hin. so daß der Be theiligte schließlich lieber seine strafe absitze. Dag Derjenige, der die schule besucht, später der deutschen Sprache mächtig sein müsse, sei eine ganz falsche Voraussetzung Ebenso falsch sei es. wenn ein Richter, wie ihm vorgekommen sei. sage: »Was, Sie sind Gefreiter gewesen, da müssen Sie doch erst recht deutsch sprechen können! marsch, drei Tage Arrest!" (Heiterkeit.) Abg. Bassermann (nat.-lib.) weist den vom Vorredner gegen die derstschen Richter erhobenen Vorwurf der Parteilichkeit zurück. Abg. Roeren (Centr.) wahrt zuerst die Zuständigkeit des Reichs tags und giebt sooann dem Interpellanten auch materiell Recht. Der Reichstag habe ausdrücklich im Gesetze über die freiwillige Gerichtsbarkeit beschlossen, daß, »wenn Jemand erkläre, der deut schen Sprache nicht mächtig zn sein, ein Dolmetscher zugezogeu werden müs,e". Damit stehe es in Widerspruch, wenn 8 54 des preußischen Gerichtskosteugesttzes die Gebühr ,un V« erhöhe, wenn Jemand die Zuziehung eines Dolmetschers verlangt. Staats sekrctär N i e b erd l n g bestreitet, dem Reichstag das Recht ab gesprochen zu haben, preußische Gesetze auf ihre Vereinbarkeit mit de» Reichsgcsetzen zu prüfen. Die Interpellation spreche gar nicht von der freiwillige» Gerichtsbarkeit, sondern nur von dem Gerichts- versassungsgesetze. Im klebrigen stehe auch 8 54 des preußischen Geiichtskostengeietzes nicht im Widerspruche mit dem Reichsgesetze über freiwillige Gerichtsbarkeit. Abg. Motty «Pole) stellt die Einbringung einer Novelle zum Gerichtsverfassungsacseke in Aus sicht, welche bestimmt, daß auf Verlangen stets em Dolmetscher hinzugezogen werden müsse. Minister Schönstedt: Ein solches Gesetz wird wohl niemals die Zustimmung der verbündeten Re gieruiigen finden. Es liegen zahlreiche Beweise vor, daß lediglich in Folge der Agitation Leute, die gut deutsch sprechen können, dvs verleugnen. Redner giebt hierfür zahlreiche Beispiele. Abg. Stadt haaen (soz.) spricht im Sinne der Interpellanten Abg. Graf stolberg-Wernigerode (kons.) ist dagegen. Damit ließt die Besprechung. — Der dritte Gegenstand, die Frage des iv.andats des Abg. Jakobien, wird wegen der schwachen Besetzung des Hauses von der Tagesordnung abacsetzt. — Morgen: Dritte Lesung der Samoavpringe, alSdann Kolonialetat. Berlin. Der Bund der Landwirthe hielt heute seine 7. Generalversammlung, wie in den Vorjahre», in dem großen Gebäude des Cirkns Busch ab. Der Besuch war SZ s» >»i es 2 « S v» s s. cs cs «2. LS
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