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Dresdner Nachrichten : 22.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190002225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-22
- Monat1900-02
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- Dresdner Nachrichten : 22.02.1900
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V«»»»»ae»»d« «» »»»»»»>« »« U»kL»d>,u»,n, , für dl» nächst« Stumm« «rsolgt tu derll quupt^ch»p»ft«II«, Martenstraße II» u., tu de» »»»««nmahmeftesten von »orm. 8 dt» r u-r «a»a>. t-onnta«» NU, Mlnßmstr. « °. 11--/^ Uhr Mittag». Anzeigentarif. Die 1 kpaltia« Srundjeile (ca. 8 Lilien) I-> Pt., SiMndiaustNen aus der Privat, seit» tietl« L0 PI.: Do-pelseU« „unterm ütrtch" (Ltngetandt) to PI. «rund,eil« sür Mvntaae oder nach Festtagen sto Ps. (sitr tzamtllennachrtchten u. t- w), b-,. «PI. — »u»wtirtia« «ustritge nur ' «egen Vvrau«»«,ahluna. , »-t«M«t-r werd mit iü Ps. »-rechnet, zstr Ritckgabe eingesandter Lchrtststült« kein» LerdindUchkeit. gernlprechanlchlutzr »»Nt I Nr. 11 u. Nr. sos«. Die „Lreidner Nachrichten" erlchetuen »»glich Llorgenl. 8iu»o»'n . . MllWL l« ÜSM-« Segriin^et 1856 «GvI»I«Ll'«vIi-AIv^vl',fi'2uvns1i'. nun 7. relegr.-Ad«ss«: Nachrichten, Dresden. Itrescksu fl» Vautrmu <l«r Lrnti) VarLSaUvI»«« LMel8tLlläs-llötoI tür dssobLtts- null Verzmütrunxs - liEsnäs. kuiulliea rwä Icuu-tul«). ASssIss vnte» Uesltnnrnat stur svbts Livre. 2 ^LiLSQ- kLULstr. 15. 6akv Löüi§. ». Ilmpeil ^ 8w mi» ui s« HeckilN i» kMidimm D 8vl»tri»-AeLteltvn In vvnlxeo Stnnelvo. liiliimreliiiiiüi LslläRvrlivr- Strolikut- n. <Ara«8i«ai»», MdmaLblimoukadrUr. Vorlcauk in äor 1'abrilc: »rvsäen, t-dsmnitrerstrassv 28, Vl»iLSlldsm»1r.S »nä 8tri«ssuers>r. 18, in Löbtau: biswarrlcstr. 2. ^rtliur S1sttdav8, LIsurroulittnälallA, .4 Ltüals äer Z. „Vrv««Li»vr As Lvkr» K llircbstrasso l, prt, i- vessUsn - ?>suen » Leße ksthh-russtc . H rinii khidsvitrerdtrssss 2, prt. A «wpllelilt »leb rar /»ooatiin« van I „.»ruter» au<l ^Dauvetneat» ^ vorLÄeLsLIvr t'iir llorren, Lumen unck Xinävr, Ist« Ist, bvrzuen, und ü,iWori>t bei Herren uml llimlieu clio llosen- truAer orLvt/.cmc!, rum I'reiso von !i U Itll». «tvtu vor- riltdij; beim VorlertiZor. Lauclagi^t unä Ortlngcact KI. lt. Wenllsctiucli 88». Z? im OurtsugrunäLtitelc. — Oegr. 1862 Nr. 51. Mgel: Krieg in Südafrika. Hofnachrichten. Landtag. Kohlenarbciterausstaud, Gerichts- IMutbmakl. WitterungLs«»»H >«)») ^«»simile»!'I Verhandlungen. „Lord Qncz", Philharmonisches Eonccrt. I Veränderlich. j IIlsL L v" V» Der Krieg in Sndafrika. Für die Bcurtheilung der Ätachrichten vom Kriegsichauplatze, die aus den gegenwärtig reichlich fliehenden Quellen der englischen Berichterstattung stammen, ist mehr denn je nüchterne Vorsicht geboten. Bevor nicht die zahllosen Widersprüche über die letzten Vorgänge im Südwesteil durch einigermaßen einwandfreie Berichte aufgeklärt sind, kann mau sich ciu Urtheil über den Erfolg oder Mißerfolg der Operationen des Oberbefehlshabers der englischen Truppen, des Jeldmarschalls Lord Roberts, nicht bilden; denn wenn man selbst voraussctzt, das; der Entsatz KimbcrleyS, der Residenz Cecil Nhvdes', thatsächlich erfolgt ist, was indcß noch immer nicht zweifellos erscheint, so würde dieser vom rein militäri schen Gesichtspunkte ans doch als eine nur nebensächliche Episode zu bewerthcn sein, die einen durchschlagenden Erfolg der britischen Waffen nicht darstcllt und die Durchführung des Robcrts'schen JeldzugSplaneS keineswegs sichert. Momentan hat eine Berechtigung weder die pessimistische Auffassung zu Ungunstcn der Buren noch der Optimismus der Engländer, der die Eronjc'schc Streitmacht be reits vernichtet sieht und hiermit den Anfang vom Ende des Krieges begrüßt. Jedenfalls steht zur Stunde so viel fest, daß weder in, Osten noch iin Westen des Kriegsschauplatzes, weder in Ratal noch im Oranicsrcistaat, schon eine entscheidende Wendung erfolgt ist. Außer jedem Zweifel stehen zur Zeit nur die Erfolge der Buren im Norden der Kapkolvnic, bei Cvlcsberg, Reitsburg und Arundel. Die Meldungen hierüber sind bis jetzt durchweg eng lischen Ursprungs; da man in London die Berichterstattung nur zn Gunsten der eigenen Wassenthaten zu färben pslegt, so läßt sich mit Sicherheit annchmcn, daß die englischen Telegramme über die Siege der Buren auf diesem Theilc des Kriegsschauplatzes keine Unwahrheit enthalten werde». Weit mehr aber fällt vom strategi schen Standpunkte aus die Wegnahme wichtiger Eisenbahnknoten punkte im Norden der Kapkolvnic und die Bedrohung der Rück zugslinien des englischen Generalissimus in's Gewicht als die an gebliche Befreiung KimberlcvS. So lange sich Lord Roberts seine rückwärtigen Verbindungen nicht wieder gesichert und die Gefahr, daß ihm jede Zufuhr von der Kapkolvnic abgeschnitten wird, be seitigt hat, kann er an ein energisches Vordringen nach Bloem- sontein, der Hauptstadt des Oranjefreistantcs, nicht denken. That- iächlich hat er bereits seine Operationen unterbrochen und seinen Vormarsch eingestellt, sei es, daß er sich im Rücke» bedroht glaubt, sei,es wegen der völligen Unkenntniß über die Bewegungen des HeindcS, von dem man befürchtet, in eine Falle gelockt zu werden. ,vcrner wird gemeldet, daß Regengüsse die Wasserlänfe geschwellt und die Straßen schwer passirbar gemacht haben. Die Artillerie sei nicht fortzubringen, Pferde wie Mannschaften seien erschöpft. Wenn der Plan Lord Roberts' darin bestanden hat, den Bureu- general Cronje in seiner Position bei Magcrssontcin scsizuhalten und hier zn vernichten, so darf er als gescheitert angesehen werden. Das im englischen Unterhausc verbreitete Gerücht, Eronse sei umzingelt, erscheint völlig unalanbhast. Würde das Londoner Kriegsamt wirklich eine solche Meldung erhalten haben, so würde cS gewiß nicht zögern, sic zn veröffentlichen. General Eronse hat durch seine» Sieg über Lord Mcthnen am 11. Dezember v. I. Beweise seiner strategischen Befähigung gegeben, die nicht erwarten lassen, daß er durch seinen neuen Gegner sofort überrumpelt und zur Kapitulation gezwungen wird. Weit wahrscheinlicher ist cs, daß er der ungeheure» llebcrlegenheit des Feindes ausgcwichcn ist und einen entscheidenden Kampf nicht eher annchmen wird, als bis das Terrain und angemessene Verstärkungen ihm günstigere Aussichten bieten, als die Stellungen, die er aufgegebcn hat. Beachtung verdient die mehreren deutschen Blättern zugegangene Pnvat- depcsche, daß Eronse sofort auf die Nachricht von dem Heranrücken und der Concrntriruiig des Robcrts'schen Heeres am Modder sein schweres Geschütz in ^iclzcrhcit gebracht, die nöthigen Vorbereit ungen zum «schütze von Bloemfontein ergriffen und darauf seine Dispositionen so getrosten hat, daß die nächste, ivichtigsteEntscheidung nach EoleSbcrg—Naauwport—de Aar verlegt sei. Er habe an der Modder nur so viel Truppen zurückgelasse». um Roberts zu be schäftigen und aufzubalten: der eigentliche Entsckeidungskamvs mit Roberts aber werde gar nicht an der Modder, sonder» rückwärts auf dessen Verbindungslinien ausgcfochtcn werden. In Natal bat sich General Buller zu einer neuen Aktion ent schlossen. Ob sie den vierten Entsatzversuch darstellen soll oder ob sie nur bezweckt, den General Jvnbert zu beschäftigen und ihn zu verhindern, größere Strcitkrafte nach Westen zu cntlenden, erscheint nach den bis jetzt vorliegenden englischen Berichten noch zweifelhaft. Hätten diese Anspruch auf unbedingte Glaubwürdigkeit, so würde General Buller diesmal einen Erfolg erzielt haben. Aber wenn man sich erinnert, daß dieser offenbar sehr sanguinisch veranlagte General bei jedem seiner Entsatzveriuche Erfolge errungen zu haben glaubte, die sich hinterher als schwere Niederlagen entpuppten, so wird man gut thun, auch diesmal abzuwarte», ob sein neuer Vorstoß als ein wirklicher Fortschritt zu bcwerthen ist. Buller'S Angriff fand östlich und südöstlich von Colenso statt und hat nach gezogen, also wieder diejenigen Stellungen eingenommen, die sie vor dem ersten Lntsatzversnche Buller'S inne hatten. Erst wenn Dieser von Neuem den Tugelasluß überschritten haben würde, könnte wieder van der Möglichkeit eine» Entsatzes von Ladvlmtth die Rede sein. Ob der ylutzüberaana noch von den Buren besetzt ge- halten wild, läßt sich augenblicklich noch nicht smstellen. Nach der letzten Meldung Buller'S scheint die» nichr nichr der Kall zu sei». Diele Meldung lautet: „Die Küsillerbriandc nahm den vaneberg. der Colenso beherrscht. Der Feind liatt« alle ßruppen nordwärts de» Tugcla zurückgezogen. General Hart ' ute Eolenso nach aeriuaein Widerstande de» schwache» der Buren. Die Engländer halten jetzt da» Düdufer . .. ü von Eolenso big Eoglernest besetzt Der Feind scheint in vollem Rückzug zn sein und scheint nur die Pos,non an der das wiedergcwonnene Land behalten; das ist unser Recht! <Bravo rechts.) Abg. Riff (stell. Ver.) bedauert diese Erklärung des Reichs kcmzlcrs. Die große Mehrheit der Bevölkerung von Elsaß-Lothriu gen sei patriotisch und habe schwer unter der Anwendung des Diktaturparagraphcn zu leiden, und selbst wenn diese Anwendung vorübergehend eine mildere gewesen sei, so könne man es doch dev Elsaß-Lothringern nicht verdenken, wenn sie ihre politische Zukunft nicht auf das Wohlwollen einer einzelnen Person gestellt wissen wollen. Tie Reichsrcgierung unterschätze das Gefühl der Demüthig- ung, welches angesichls dcsTiktaturparagravhen unter den Elsaß-Loth ringern Platz greife. Wir wollen nicht deutsche Staatsbürger zweiter Klasse sein! Abg. H a u ß (Eli.) suhlt aus, daß gerade wegen dieser ausnahmcrcchtlichcn Zustände die Erbitterung unter den jüngeren Elementen in den Reichslanden heute viel größer sei als jemals früher. Tic cliaß lothringischen Abgeordnete» stünden voll aus dem Boden der ReichSverfassimg und wüßten, was sie dem Reiche und dieser Versammlung schuldig seien. Gegen unzulässige Agitation vom Auslände her habe die Regierung im Preßgesetz und im Vereins recht Waffen genug. Abg. Prinz Hohenlohe: Im All gemeinen ist die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen ruhig, friedlich imd deutsch gesinnt, aber nicht die ganze Bevölkerung ist so. Ich will mich nicht ans meine Erfahrungen als Verwaltungsbeamter berufen, eS bedarf dessen auch nicht, cs genügt, wenn man Zeit- ungslcscr ist: ein Theil der Presse und zwar namentlich der jenigen -- zu meinem Bedauern muß ich cs sagen — die von katholischen Geistlichen geleitet wird, sucht die bestehende Kluft noch zu erweitern, und bei diesen hat sich die Bevölkerung zn bedanken, wenn der Diktastnvaragravh noch immer nicht aufgehoben werden kann. Abg. Hoesfel (Reichs».) betont, wie auch hier wieder der Gegensatz zwischen Beamten und Bevölkerung hervortrete. Der Diktatnrparagraph schädige Elsaß-Lottningen politisch und wirth- schastlich. Es handle sich um ein Neberbleidset der französischen Zeit, um so mehr solle man damit aufräumen. Im Interesse des ganzen deutschen Vaterlandes, sowie speziell Elsaß-Lothringens liege eS. endlich diesen Ausnahmezustand zu beseitigen. Aba. Gröber (Centr.) tritt ebenfalls für den Antrag ein. Mit Geduld. Wohl wollen und Menschlichkeit solle inan die Wiedergewinnung Eliaß- Lvthriiigeiis betreiben: wegen einer Minderheit dürfe das Ganze nicht leiden. Was die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät in Straßbnrg mit dieser Frage zu thun habe, selunersind- lich, dieie sei eine innere Frage der katholischen Kirche. In einer Zeit der Weltpolitik nehme es sich kleinlich aus, einzelne Theilc des Reiches als Stiefkinder zu behandeln. Abg. Singer (Soz.) ist ebenfalls für den Antrag und findet es etwas verwunderlich. Dabei sei das elsaß-lothringische Volk ein w-e ein Mitglied, der so ganz internationalen Familie Hohenlohe . s-s,'s) Ni- IN den Verbältnchen E»aß-Lothnngens. m den dortigen mter Bahnlinie Eolcnso-Ladtzsmith mit schwachen Nachtrabsmannschaften zu halten. Hart's Vortrab überschreitet zur Zeit den Fluß bei Colenso. Ich hoffe, daß meine Verluste gestern und heute nur gering sind." Siegeszuversicht alhmet dieser Bericht nicht. Tie Hoffnungen, die Buller hier ansspricht. haben sich nur zu oft als trügerisch erwiesen, und gar sehr verdächtig klingt es. daß er wiederholt statt positiver Angaben die fragliche Wendung „es scheint" gebraucht. Den bösen Schein sollte doch gerade Buller meiden; auf ihn ist er ja mehr als einmal reingefallen. Der Schein trügt, die Wahrheit siegt. Fernschreib- und Fernsprech-Berichte vom 21. Februar. * Londo n. General Buller meldet aus Chievelep von heute: Tie si. Division überschritt heute aus einer Pontonbrücke den Tngela und trieb den Feind zurück. Die Marinegeschütze brachten die feindlichen Geschütze zum Schweigen.-Lord Roberts berichtet aus Paardcberg von gestern: General Knox-Mac- donald wurde während der Gefechte zwischen dem lO. und l8. Februar verwundet. Das Kriegsamt erhielt keine Nachrichten. "London. Nach einer unvollständigen Verlustliste wurden bei Paardcberg 0 Ofsizierc getödtet, M verwundet und einer vermißt. ^ Lourentzo Marques. Aus dein Hauptlagcr der Buren bei Ladtzsmith wird vom 19. Februar gemeldet: Gestern fanden am Boschkop bei Eolenso heftige Kämpfe statt. Die Buren hatten einige Verwundete. Tie Verluste der Engländer sind beträchtlich. Es wird geglaubt, die Garnison von Ladtzsmith habe keine Munition mehr. Berlin. Reichstag. Bei fast leerem Hause beginnt die Berathung des Antrags Wüsterer und Geiiosten ans Aufhebung des sog. Diktatnrvaragraphen in dem Verfassungs- und Verwaltliugsgeietz sür Elsaß-Lothringen. Abg. Winlerer cEls ): Seit 28 Jahren befindet sich Elsaß-Lothringen fortdauernd unter Sein kleinen Belagerungszustand. Auf Grund des Diktatur- Paragraphen seien harmtole elsaß-lothringische Staatsbürger aus- gewiei'en worden, ohne auch nur gehört zn werden. Zeitungen todt gemacht worden ohne Urtheil. Der gegenwärtige Reichskanzler habe den Paragraphen allerdings etwas milder gehandhabt, aber die grundsätzliche Auslegung desselben sei unter allen Statthaltern die gleiche geblieben. friedliches und ordn , seien stets ruhig verlaufen. Im Jahre 1895 habe der Reichskanzler daselbst erklärt, der Paragraph sei nicht erforderlich wegen der cMsischen Bevölkerung selbst, er werde aber gebraucht wegen der ausländischen Agitation an der Grenze. Gegen diese gebe es doch auch ohne den Diktaturparagraphen Handhaben genug. Dieser Paragraph beruhige die Bevölkerung nicht, wirke vielmehr auf regend. Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Es ist nicht meine Absicht, auf die staatsrechtlichen Ausführungen über die Stellung Elsaß-Lothringens einziiaehen, ebenso wenig auf die von dem Herrn Vorredner geschilderten Nachtheile der außerordent lichen Gewalten, die seit 18<l dem Statthalter von Elsaß-Lothringen cingeräumt worden sind. Diese Ausführungen können uns zwar ein Bild der Wünsche des Landes geben, haben aber wenig prak tischen Werth, denn ich bedauere, deren Erfüllung nicht in Aussicht stellen zn können. Der sog. Diktatnrparagraph ist erst in neuerer Zeit an die Oberfläche getreten, nachdem lange Zeit hindurch Nie mand sich um die angeblichen Gefahren desselben gekümmert hat Ich habe 9 Jahre als Statthalter in Elsaß-Lothringen gelebt und dars sagen, daß man sich damals mir wenig mit den außerordent lichen Gewalten des Statthalters beschäftigt hat; konnte doch der frühere Unterstaatssekretär in Elsaß-Lothringen. Staatsminister v. Köller. hier im Reichstag erklären, daß er 1 Jahre lang im Amt gewesen sei, ohne den Diktaturparagraphen gelesen zu haben. Wenn das einer der ersten Verwaltungsbeamten des Landes sagen konnte, so beweist das doch, daß die Schrecknisse, die man dieser gesetzlichen Bestimmung zuschrcibt, nicht im Vordergründe der Dis kussion standen. Erst in neuerer Zeit ist die Frage wieder auf getreten. und zwar weil man erkannt hat, daß sie sich als Agitations- Mittel perwcrtyen laßt, um Unzufriedenheit und Mißstimmung zu erregen. (Bewegung.) Im Wesentlichen ist jene gesetzliche Be stimmung nur emc Warnungstafel oder besser gesagt eine Fahne, die wir aufpftaiizen gegenüber der französischen Gesinnung, lowcit sic noch in Elsaß-Lothringen vorhanden ist. Ich erkenne gern an, daß die Bevölkerung der Relchslandc deutsch gesinnt und tonal ist. cs kann aber nicht geleugnet werden, daß eine Minderheit noch antideutsche Gesinnung hegt. Die alten Beziehungen haben Wur zeln hintcrlasscn. die hier und da wieder neue Rener treiben. Ich will damit dieser Minderheit durchaus leinen Vorwurf machen, ich erwähne nur Thatsächliches. Dafür will ich Ihnen ein Bei spiel aus jüngster Zeit anführen. Sic wissen, daß die Negierung mit dcni Gedanken umgeht, die wissenschaftliche Ausbildung des rcichSländischen Klerus der katholischen Fakultät an der Universität Strahlung zu übertragen. (Bewegung in der Mitte.) Hervor ragende deutsche Katholiken empfehlen diese Maßregel, und in Rom ist man diesem Projekt günstig gestinimt. Nun erhebt sich dagegen unter einem großen Theil des clsästlschen Klerus Wider spruch und leldciiichaflltcher Protest. Ich kann diesen Widerspruch nur dadurch erklären, daß mit ihm auch die französische Gesinnung eine» Tbeiles deö Klerus zurückkchrt (Bewegung), da ich annehme, daß dieser protestirendc Theil des Klerus an den französischen Traditionen sesthält, die sich i», großen Seminar erhalten haben. Die« beiläufig als ein Beispiel. Was di« außerordentlichen Ge walten des Statthalters betrisst, so gelten diese nur für außerordent liche Zustände. Daß solche Zustände ellstreten können, wird Nie mand leugnen wollen. Elsaß-Lothringen ist ein Grenzland, liniere Nachbar» sind erregbar, unsere Bevölkerung steht noch an vielen Orten tn Beziehungen zu ihren früheren Landsleuten; e» ist immerhin möglich, daß das Land von etwaigen tm Nuchbarlande austretend«, Erschütterungen nicht unberührt bleibe. Allerdings sind unsere Beziehungen zu der französi che» Negierung die denkbar besten, und auch Im Lande ist die Stlmiining sür uns eine freund ftir NW irr als in die Dan«, ssen wir au früheren Jahren (Hört hört i); aber eine auer dieser Stimmung kann Niemand geben, auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und dürfen au« der Hand aebeir, deren wir zur Sicherung unseres ' ß-Lothringen nicht durch sine rngcwalt erworben und wollen Besitze» bedürfen. Wir bade» Elsaß-! Volksabstimmung, sondern durch Massen nationalen Bestrebungen und in Preßstimmen der dortigen Blätter einen Grund erblicke für die Äufrechterhaltung des Diktatur- Paragraphen. Habe man sich doch erzählt, daß ein Mitglied der Hohenlohe'schen Familie sich in Rußland habe wollen naturalisiren lassen, uni der Familie die dortige» Besitzungen zu erhalten. Abg. Büsing (nat.-lib.): Seine Freunde hätten früher gegen den Antrag gestimmt, sie hielten aber jetzt die Zeit für gekommen, wo die regulären Machtmittel auSreicben dürften, und würden dem Antrag zustimmen Vor 5 Jahren hat Fürst Hohenlohe ausdrücklich gesagt, der Para araph richte sich nicht gegen die Bevölkerung. Herste sagte er, der Paragraph sei nothwendig wegen einer Minderheit im Lande Damals hat er nur gesprochen von ausländischer Agitation, heut: dagegen sagt er. cs liege eine mehr oder minder künstliche Agita tion gegen den Paragraphen im Lande selbst vor. Redner glaub: nicht, daß die Verhältnisse in Elsaß-Lothringen sich seit 5 Jahren so verschlechtert haben sollten, wie das nach den Ausführungen des Reichskanzlers sein solle. Dabei habe der Reichskanzler selber gesagt, der Paragraph werde überhaupt kaum angcwendct, dann se; er doch auch überflüssig. Der Schaden, der ans der Beibehaltung des Paragraphen entstehe, sei unendlich viel größer, als der Nack theil. der aus der Aufhebung des Paragraphen entstehen könnte Elsaß-Lothringen werde weit eher mit den gegenwärtigen politischen Verhältnissen verlohnt werde», wenn der bisherige ausnahmcrcch: Itchc Zustand aufhörc. Geh. Rath Hallen bittet um Ablehnung des Antrages. Abg. Dr. Arendt (Reichs».): Der größte Theil meiner Freunde wird auch diesmal den Antrag ablchnen, weil ec meint, daß hierbei Initiative und Verantwortlichkeit der Regierung überlassen bleiben müsse, der kleinere Theil meiner Partei, damiitec ich selbst, wird sür den Antrag stimmen, weil ein Beweis sitz die Nothwcndiakeit, den Paragraphen aufrecht zu erhalte», »ich: erbracht sei. Abg. W c r n e r (Aist.) und Nickert (frei». Ver. sprechen gleichfalls für den Antrag. Abg. W etterlö (Eli.): Prinz Hohenlohe hat sich in seiner Kandidatemede bei den Wahlen sür Aushebung des Paragraphen ausgesprochen und sich damit heule zum ganzen Lande in Widerspruch gesetzt. Freilich sei derselbe ja auch Bezirkspräsrdent. Vice Präsident v. F rege erinnert den Redner daran, daß es nicht Gebrauch sei, die Bernssstellung eines Abgeordneten in die Debatte zn ziehen. Abg. Prciß (Eli.) be schwert sich über unfreundliche Aeußcruiigcn des Reichskanzlers über die Wünsche der Elsaß-Lothringer. Abg. v. Levctzow (kons ): Der Diltaturparagraph gefällt mir und meinen Jrcundc : auch nicht, aber wenn die Regierung diese Waffe noch nicht ein kehren zn können glaubt, können wir sie ihr nicht entziehen. Wir werden also heute noch gegen den Antrag stimmen. Nach einem Schlußwort Wetterls's wirb der Antrag mit großer M c h > heit an genommen. Dagegen stimmten Konservative, rin Theil der Reichspartei und Prinz Hohenlohe. — Morgen Militäretm Berlin. Morgen legt der Kronprinz in Plön sinn Abiturienten-Eiamen ab. Nach beendeter Schulzeit kehrt er nach Potsdam zurück, wo er fortan seinen eigenen Hofstaat erhält. Am Sonnabend suchet die Jähnrich-Prüfung des Prinzen Ebel Friedrich statt. - Im Befinden des Kultusministers Dr. Stndt ,n eme wcscntltchc Veränderung nicht eingetreten. Der Arzt hofft daß der Kranke tn etwa acht Tagen das Bett werde Verlagen könne». - Das Abgeordnetenhaus überwies heute die Elsenbahnvorlagc, sowie die Weichsel-Regulirungs-Borlage au die gesehen worden, da dem Fina,umintster Dr. v. Miguel der gestrige Ausgang nicht gut bekomm«, ist. *i"lin. Die von den, frühere» Führer der konservative» M gestellte Veröffentlichung üb« säve irrsten BiSmarck unmittelbar vor der Partei v .Helldorf in AuSsi Verhandlungen mit dem Ablehnung des Sozialistengesetze- ii» Januar 1899 erscheint in der Männttmmcr der „Deutschen Revue". Wie Herr v. Hsydim mitcheilt. faßte Fürst Bi-marck aus die direkte Frage, was «r PfUttv'S Kmdermilch. LL rresdrur Nolketti Gebr. Pfund. Vautzurrür. 7N.
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