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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000509017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-09
- Monat1900-05
- Jahr1900
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.05.1900
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8erug§gediN)r: LiaMILbrN» « M MV«,; Lar» die Lott r W. 7d Li». Die „Lretduerv-lbriLten' erlckeimn . ...n . Bllteder ia Dirzüc» »M> der »cut>»e» Umaedmia. m> dieLuttoaima tmubeioenelSoro, vder LmmmKooLre ertolat. rrdaNen da« »mt au WoLcniaaen. die mW «ui Somi. oder Seiertaae iolaen. m «ei »>etloll««aden «de»»» Mld »„,«>» zuaekeM. 4L Nilck»üde einaelaudirr Schritt- ULe leine LerbindliLleil. SeruIvrechaiilLlirii: »mt I Lr. 11 u. »r. itvvS. Leleiramm-Adreiie: Suchrichtr» Dr»«di«. SegrLsLel 1856 LoüleksrLnt I RI kieenklnckat 1843 8 G 8, lll, R»V1oi)UÄlL 8 Lltmsrltt « 8trod- uns blstet stets nur «iss beugst« uv4 Lssts ru billigsten kreisen. reiear.-M>resse: Nachrichtm, Dresden. vosros Ilsod- v. Lr- L1sodu»8S80trLllk, «r«r»d» d«l N-I-Xr-ak. »nt«», >»,»»- ». MMM 11770«! d» üi«»»UubI v»u«rdrruu>. AxMert ^ kSiitsnrtnttsSg Lcics viirsrstrsss«. ^—4 üit!t»»o«1l»u (Lticchsisctrs Lehvsir). vr. kvvvr's iSLüslorium VMS Sollt- --- ^ LVÜ»o» 1. tidroa. Lrrm^o, Lvtx»QVLlvLvi.at., LrdoliiügZbLdM-rL. OsriQLv t'LUonlLUÄtUt, vog-tLir k'-mlUerirtusektuss, > 8zs LLllLV K-ÜullSl. iiuLviaunllo LoksniNuog, 6« lmmwt«« l,bv8ilLrt!l8c:ti. ' ———-> - ->- älLvdot. IleilvorLatirLU. ^ÜUvros 6. a. l>i osp6lct.tr. Slselisl'bsllsn unü kl8S!l!(0lI8t!'M0l,8N ^ lür alle Liveeko ÜLkera «cUaell und diMg G «offmann L ttaus^alü, vi-esäen-Plauen, ^ »°rn»pi-^K, r I WM. kkIlleoStrLSSK 346» r«n>«pr^Sie» I rsw K LoiwvllsMrme v. L. kvtsedkv. ffil^Iinsshl-^l-.!?. ^tr«e 4«. Nr. 12«. Der Krieg in Südafrika. Hofnachrichten, Landtag. Wohnungsgeldzuschuß für die Beamten, Gerichtsverhandlungen, Landes - Lotterie. Muthmaßl. Znnehinende Witterung: Zunehmende Bewölkung. ämuMtl-MS 9. Mittwoch, 9. Mai ISO«. Der Krieg in Süd-Afrika. Der von den Engländern bereits seit sieben Wochen erwartete Vormarsch der Hauptarmee unter dem Befehle Lord Roberts hat nun endlich begonnen, und da bis jetzt die Buren überall zurück- gewichen sind, so schnellen die Hoffnungen der Chamberlain und Genossen wieder so hoch empor, das; sie die Zeit schon für ge kommen halten, der Erörterung der Frage näher zu treten, wie nach dem Kriege Südafrika am schnellsten britisch und insbesondere die holländische Bevölkerung so unschädlich wie möglich zu machen ist. Man erinnert sich in London, daß der Generalissimus ver heißen hat, am 24. Mai, am Geburtstage der Königin Bietvria, werde von den Zinnen von Pretoria der Union Fall wehen. Der Premierminister Lord SaliSbur» hat bei einem Banket im Hinblick aus die Aufnahme der Offensive durch Lord Roberts der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß Mafeking, der letzte von den Buren »och eingeschlosscne Platz, befreit und der Krieg bald beendet werden würde. Ganz so schnell und so leicht, wie die Londoner Chauvinisten wünsche», wird sich die Eroberung der Transvaal-Republik ichwerlich vollziehen. Bis Pretoria ist noch ein langer Weg und in den letzten acht Tagen hat Roberts noch nicht den achten Theil davon zurückzulegen vermocht. Selbst wenn der Bormarsch der Engländer aus die Hauptstadt des südafrikanischen Freistaates in demselben Tempo sortschrciteu würde, so müßten fast noch zwei Monate vergehen, ehe Lord Roberts in Pretoria seinen Einzug halten kann. Bis jetzt sind die Buren einer Entscheidungsschlacht aus dem Wege gegangen; das berechtigt aber noch keineswegs zu dem Schlüsse, daß sic jeden energischen Widerstand als aussichtslos aufgcgeben habe», weil sie sich für einen solchen nicht für befähigt erachten. Es sind allem Anscheine nach nur sehr schwache Buren- Abtheilungen gewesen, mit denen die englische Armee bei ihrem Borrücken von Bloemfvntei'n nach Borden in Berührung ge kommen ist. Bei der ungeheueren Uebcrmacht der britischen Streitkräfte war cs selbstverständlich, daß die Buren den Rückzug antraken und auf einen entschlossenen Kamps aus einem Gelände verzichteten, das ihnen keine Ehancen bot, dagegen der starken britischen Kavallerie und Artillerie von vornherein erhebliche Bor theile sicherte. Als die Hauptoperationsbasis der Buren im Oranie- Freistaate gilt Krovnstadt. Bon dieser zweiten Hauptstadt des Oranjcstaates sind die Engländer noch M englische Meilen cntsernt und voraussichtlich werden daher die nächsten Tage die Frage entscheiden, ob die Buren bei Krovnstadt dein Feinde zu einem kraftvollen Kampfe entgegen treten werden oder ob sic wirklich, wie neuerdings von englischen Berichterstattern wiederum behauptet wird, bereits so geschwächt, cntmuthigt und demoralisirt sind, daß ein ernster Widerstand nicht nichr zu erwarten ist. So wird jetzt erzählt, die Transvaalbure» hätten offen erklärt, cs sei unmöglich, den Kanipf im Oranje-Freistaate fortzusetzen. sie wollten sich mit der Vertheidignng des eigenen Landes begnügen. Die „Times" lassen sich dcpeschireii, der Oberbefehlshaber der Buren Louis Botha sei im Freistaatc gewesen, um die Burghcrs zur Erfüllung ihrer Pflichten zu bewegen, sei aber entmuthigt und von Ekel erfüllt zurückgekehrt. Leinen Freunden soll er zugegeben haben, die Freistaatler seien so völlig demoralisirt, daß cs unmöglich sei» irgend etwas von ihnen zu erwarten. ES sei mehr als wahr scheinlich, daß sich eine Menge Oranjeburen am Widerstande gegen die Belagerung von Pretoria nicht betheiligen werde. Während des ganzen bisherigen BerlauseS des Krieges ist die englische Presse unaufhörlich bemüht gewesen, die Widerstandskraft der Buren zu unterschätzen und deren Lage als eine hoffnungslose >md verzweifelte hinzustcllcn. Wie oft schon wußten englische Telegramme zu berichten, daß die Buren des Kampfes müde seien und sich anschickten, »ach Hause zurückzukehren. Es empfiehlt sich daher, den britischen Schilderungen über die trostlose Lage, in der sich die Freiheitskämpfer zur Zeit befinden sollen, nach wie vor nicht sofort Glauben zu schenken, sondern die weitere Ent wickelung abzuwartcn, bevor man sich ein abschließendes Urtheil über den Ausgang des Krieges gestattet. Gewiß kann nicht ge leugnet werden, daß heute die Situation für die Buren ungünstiger ist. als in irgend eurer der voraufgegangenen Phasen des Krieges. Aber man kann andererseits nicht glauben, daß schon jetzt, bevor noch die Engländer de» Boden der Transvaal-Republik betreten haben, die todesmuthige Entschlossenheit, mit der das winzige Burenvölkchen den Kampf für sein gutes Recht und seine nationale Freiheit gegen das wellgebietende Großbritannien ausgenommen hat. spurlos verschwunden ist und einer so vollständigen Hoffnungs losigkeit in dem Augenblicke Platz gemacht hat. wo es erst darauf aukommt, den vaterländischen Boden zu vertheidigcn und aller Welt zu beweisen, daß das Wort des deutschen Dichters: „Nichts würdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre!" auf das Volk der Buren keine Anwendung finden kan». Auch jetzt noch wird unter Kennern und Sachverständigen die Auffassung vertreten, daß sich der Krieg länger hinziche» wird, alo England vermuthet. daß sich die englische Armee m Südafrika verbluten muß, wenn die Buren ihre Entschlossenheit bewahre» und zum Guerillakriege übergehen. Ten sanguinischen Hoffnungen der Engländer auf die baldige Beendigung des Krieges verdient die Ansicht eines deutschen Berichterstatters acgenuberacstellt zu werden. Lcr aus Südasrika zurnckgekehrt ist und i» den ..Preußischen Jahr büchern" einen Auffatz über den Krieg veröffentlicht. Dieser grebt zu, daß die Buren bisher eine 'Reihe schwerer Feh er gemacht haben, daß. was durch Thatkraft gewonnen, durch Nachlässigkeit und Lclbstüberschätzniig wieder verdorben wurde. Dennoch vermuthet er. daß wir noch viele Ueberraschungen erleben »verde». „Gerade weil die Bure»", schreibt er. „nicht alle hre Kräfte anspailnten. baden sie diese auch »och nicht erschöpft. Jetzt erst, nachdem Roberts nach vcr Hauptstadt des Freistaates gelangt, nachdem der Ernst der Lage furchtbar deutlich geworden, jetzt erst raffen sich die Buren zu entscheidenden Schlägen auf. Vorbei ist es endlich mit der 'Nachlässigkeit und Saumseligkeit. Mitten in der KrlegSsührung zeigt sich jetzt ihre Entwickelungssähigkeit im besten Lichte. Man sieht ein. daß man zu wenig ans Offensive gehalten: gut, eine scharfe Offensive wird erwählt. Man fühlt den Mangel an Bajo nette» : das Waffenstück wird beschafft. Man merkt, daß das ein heimische Talent zur Bedienung der Kanone doch entfernt nicht ausreicht: auswärtige Offiziere werden in einem höheren Maße hcraiigezogeii. Biele junge Leute haben aus diesem oder jenem Vorwand sich abseits von der Front gehalten: sie werden sofort cinberufen. Im klebrigen ist cs so gut wie unmöglich, das Land ailsziihnngcrii, auch kommt noch reichlich Zufuhr von Delagoa. Die Truvpeii aber, die durch Äeira kommen und von denen man so viel Wesens gemacht hat. die werden auch schwerlich einen Um schwung hcraufführen: cS ist fraglich, ob mehr als die Hälfte von ihnen den Fiebcrsümvfen des mittleren Limvovo widerstehen wird. Schließlich hat Roberts einst auch in Afghanistan einen kühnen Vorstoß gethan und hat Kandahar erobert, genau wie jetzt Bloem- fontein; aber zuletzt sah er sich doch veranlaßt, um nicht von Hunger und Stravazen aufgerieben zu werden, sich zurückzuziehen und Afghanistan sich selbst zu überlassen." FernschreiL- und Fernsprech-Berichte vom 8. Mai. * Wien, Abgeordnetenhaus. Nach der längerenRede, womit der Ministerpräsident v. Körber die Einbringung der Sprachen- gesetzentwürfc begleitete, begannen die Czechen die Obstruktion, »wein sie namentliche und geheime Abstimmungen anläßlich der Verlesung der Eingänge beantragtem „ , „ „ „ Paenk wies zur Begründung des Vorgehens der Ezcchen auf die Triumphe hi», welche die Linke durch die Obstruktion erlangte. Die czechische» Obstruktionsantrüge wurden sämmtlich abgelehnt, der erste derselben mit 147 gegen 58 Stimmen. Bei den verichiedenen Abstimmungen erfolgten Lärm- scenen auf den Galerien. Den Czechen wurden scheltwvrte zugerusen. Der Präsident ließ die Galerien räumen. Auch in dem Hauie selbst traten heftige Auftritte zwischen den Christlich-Sozialen und den Deutschvolklichcn einerseits und den Ezechen andererseits ein. Die Sitzung wurde nach einer Dauer von 5'/r Stunden geschlossen, ohne daß das HauS aus die Tagesordnung eingegange» war. Nächste Sitzung morgen. *Wien. Der Abgeordnete Engel legte die Stelle des Obmanns des Jungczechenklubs nieder. Einem Abends aus gegebenen Cviiimuiiiguv zufolge nahm der Jungezechenklub heute inst überwiegender Mehrheit m endgiltiger Abstimmung die bis herigen Beschlüsse betressend die Objtrnkiwn an. * Barcelona. Die Studenten errichtete» gestern Barrikaden. Estrige Berhastungen wurden vorgenvmmen; ein Student wurde verwundet. Berlin. Reichst« a. Eingegangen ist der Gcsetzentwuri betr. die Militärstrafrechtspllegc irr Kiautschou. — Abg. Graf Schwcrin-Lvcwitz lkons.» begründet seine Interpellation, da der Bundesrath zu den wiederholten Beschlüssen des Reichstags, betr. Aushebung der gemischten Privattransitläaer lsirr Getreide) und Mühlenkonten, sowie besonders betr. Eiwchränknng der zins freien Gctrcidckredile, weder zuslinnnend »och ablehnend Stell ung genommen habe Ter Interpellant kann nicht anerkennen, daß der wechrelnde Standpunkt der Lcindwirthschast über diese Frage, aus den sich der Schatziekletär am 28. März berufen habe, für den Bundesrath ein Grund sein könne, zu den letzte» Be- »chliiffcn keine Stellung zu nehmen. In Folge der Transitläger und Mühlenkvnte» werde die heimische Laiidmirthschast beiiach- theiligt. indem kolossale Mengen in s Land gebracht würden, die den GetreidepreiS drückten. Staatssekretär v. Tbielina n n weist daraus hin, daß Gras Kcmitz noch 1898 die Transitläger für nöthig gehalten und seine Ansichten erst später geändert habe, und zwar in Folge der angeblich erst später cingetretene» Thätigkeit der Kömaüberger Walzmühlen. Aber jene Mühle» batikten schon ans oer Zeit vor 1896. und außerdem handle eS sich dabei gar nicht um Transitläger. Die Herren verlangten setzt auch Abschaffung der Mühlenkonlen. Wie stimme das damit, daß man erst vor Kurzem eine Neuordnung in Mühlenkonten verlangt und auch erlangt habe. Man mache doch nicht zum ersten Januar ein neues Regulativ und ichasie dann am 8. Mai die Einrichtung, für welche man das Regulativ eben erst neu gemacht habe, ganz ab. Ein neuer Zolltarif befinde sich in Vorbereitung und auch ein neues Zolltansgesetz. welches etwa in Jahresfrist vorliegen und auch Be stimmungen enthalten werde über Transitverkehr und Zollkredite. Der Staatssekretär meint, er sei ermächtigt, schon heute zu erklären, daß die preußische Regierung der Abschaffung der Zollkredite geneigt sei, so daß. wenn die preußnche Regierung damit durchdringe, ent sprechende Maßnahmen im Zvlltarifgesetze zu erhoffen wären. Ob cS sich um eine einfache Abschaffung handeln werde, oder ob cS so gemacht werde: Zollkredite können vom Bundesrath bewilligt weroen — das sei noch ungewiß. Die Herren, die sofortige Ent schließung verlangen, verkennen die Verhältnisse im Bundesrath. wo Preußen doch nur 18 Stimmen habe. Schaffe man die Transitzölle ab, so blieben den Lägern immer noch die zollfreien Kredite offen. Die Zollkredite beruhten übrigens aus altem Gewohn heitsrecht und erstreckten sich auch nicht nur auf Getreide, son dern aus alle Arten Waare, sie seien 66 Jahre in Kraft und man könne sie doch nicht mit eineni Federstrich abschaffcn, weil bei einem Artikel sich Mißstände gezeigt haben. Abg. Herold (Centr.) tritt für sofortige Aushebung der zinsfreie» Kredite und der Transitläger ein: so lange, bis der neue Zolltarif nebst Taris- geietz in Kraft trete, wollten eben die Landmirthe nicht warten. Abg. R ö s i ck e - Kaiserslautern <B. d L > erblickt in dem zinsfreien Zollkredite eine Vergünstigung, wie sie Staat und Reich doch sonst nicht gewährte». Wo bleibe da die Gerechtigkeit ? Für alles Das habe die Reichsregierung kein Verständlich, wie cs scheine, indem sie ans die Zolltarif-Verhandlungen vertröste. Man werde einst vom Bismarck'schen Zeitalter als von dem der Thal, von dem jetzigen dagegen als dein der Erwägungen sprechen. Abg. Gamp iReichsp.) führt aus. Danzig und Königsberg hätten thaticichlich Anipruch auf Dransitläger. den» diese dienten wirklich dem Ervvrt, aber Frankfurt. Mainz. Mannheim diente» nur der Versorgung des Inlandes, wozu also dort Läger mit zinsfreien Krediten? Abg. Gras Kl in kowström spricht ebenfalls im Sinne des Interpellanten. Es dürfe aber lei» Transitläger aus genommen werden, auch nicht in Scehäien. Abg. Rickert isreis. Ver.) tritt für Beibehaltung der Transitläger wie der Mühlenkonten ein. Damit schließt die Besprechung der Interpellation. — Die Berathung der Novelle zum Gewcrbeunfall-Versichcr- ungsgesetz wird fortgesetzt bei dem Abschnitt „Organisation der Vernfsgenvsienschasten". Bei ß 57, mit welchem die Bestimm ungen über Festsetzung der Entschädigung beginnen, wird von sozialdemokratischer Serie die Mitwirkung von Arbeitervertrctcm hierbei beantragt. Ein Antrag v. Stumm dagegen will durch Wiederherstellung des Absatzes 3 in der Fassung der Regierungs vorlage den von der Kommission gefaßten Beschluß wieder beseitigen, wonach die nnteren Verwaltungsbehörden berechtigt sein sollen, ans vorläufige Feststellung der Entschädigung durch die Genossenschaft noch allerlei erforderlich scheinende Ermittelungen vorzunehmen. Abg. v. Stumm erklärt, falls der ein unberechtigtes Mißtrauen gegen die Bernssgenoffenschaftcn in sich schließende Kommissions- beschluß bestehen bleibe, werde er gegen das ganze Gesetz stimmen. Staatssekretär v. Posadowsk» bemerkt, die Bernfsgmosscn- schaft könne, gestützt auf ärztliches Attest, am besten beurtherlcn, wie weit ein Verletzter noch arbeitsfähig sei. Ter KommissionS- beschluß stoße auch aus starke praktische Bedenken, große Verzöger ung des Verfahrens durch übermäßige Belastung der unteren Ver waltungsbehörden. Abg. v. Stumm ändert seinen Antrag dahin, daß nur die Mitwirkung der unteren Verwaltungsbehörden ge strichen. im klebrigen aber die Kommiisionsfaffung bestehen bleibe, also die ärztliche Mitwirkung aufrecht erhalten werden soll Ter Antrag stumm wird nach längerer Debatte mit kleiner Mehr heit angenommen, der sozialdemokratische Antrag abgelehnt. — Weiterberathung morgen, vorher Postdampfervorlage. Berlin. Der Kaffer erhielt zum Tage der Großjährigkeit des Kronprinzen ferner Glückwunschtelegramme von dem Großsürsten Wladimir von Rußland und von der Königin-Mutter Maria von Portugal. — Der Kaiser hat im Eiirverständniß mit dem Prinz- Regenten von Bauern bestimmt, daß das am 1. April d. I. errichtete 3. König!. Bäuerische Armeekorps der 4. Armeeinspektion zw werde. — Die llntcrkommissivn der Budgetkommission des tags hat sich bezüglich der Besteuerung der Kompensationsgeschäfte der Banken dahin geeinigt, den dritten Theil des Stempels, ven die Banken ihre» Kunden anrechnen aber nicht bezahlen, die Banken an den FisknS zahlen zu lassen. — Ter preußische Kultusminister hat aus die in den denffchen Bundesstaaten erhobenen Belchwerdcn bi» bestimmt, daß die bei einer nicht preiißffchen Universität im Deutschen Reiche erworbene medizinische Doktorwürde der von Preußischen Universitäten crtbeiltcn alsgleichstehend zu erachte» ist. Leipzig. Die UnivcrsitälSbehörve verbot eine Versammlung der akademischen Ortsgruppe des evangelischen Bundes, in der Pfarrer Bräunlich über die evangelische Bewegung in Oesterreich svrechcn wollte. Der evangelische Bund wird gegen das Verbot Widerspruch erhebe» Bon n. Der Empfang der Torpedoboots-Division verlief in sehr herzlicher Weise. Mittags folgten die Oifiziere einer Einlad ung des Prinzen und der Prinzessin von Schaumburg-Lippe zur Tafel. Blankenburg i. Th. Die Königinnen der Niederlande sind heute Mittag hier cingctroffen. M ünche n. Heute wurde folgendes amtliches Bulletin über den GeiundhcitAuslaiid des Königs Otto veröffentlicht: In dem Befinden Sr. Majestät ist eine wesentliche Aenderung nicht ein getreten, schmerzen wurden nicht nichr geäußert, und nach ge nügender Nahrungsaufnahme und nach wiederholtem mehrstündigen Aufeitthalt im Garten hat sich das 'Allgemeinbefinden etwas gebessert. Wien. Abgeordnetenhaus. Die Galerien sind übenul! I Die Sitzung beginnt um 1E/< Uhr. Ministerpräsident v Körber legt dem Hanse die Gesetzentwürfe für Böhmen und Mähren sowie einen Gesetzentwurf betr die Kreiscintheilniig Böhmer vor und begleitet die Vorlage mit einer längeren Rede Der eff' erwähnte Gesetzentwurf beruht auf dem Prinziv der Ernsprachig keil: er unterscheidet einsprachig-czechische, eiiiwrachig-deittscke »iw gemischtsprachige Gebiete. Spätestens bis Ende 190l ist die sprach licke 'Abgrenzung durchzuführen, wobei als geiniichtiprackige G> richtsbezirkc diejenigen anzusehen sind, in denen die Minderheit Prozent der Bezirksbevölkerling erreicht. Die Abgrenznirgsreviffo» erfolgt »ach jeder zweiten Volkszählung. In gemischtsprachigen Pc zirken soll die dienstliche VerkehrSlprache grundsätzlich die spräche der Parteien sein, wobei die Geltung beider Landessprachen voll kommen paritätisch dnrchgefirhrt wirb. In Betreff der Amtssprache für den inncreu Dienstvcrkehr und die 'AmtSkorrespondenz bediene» sich die einsvrachigen Behörden ihrer Amtssprache, die gemiich! svrachigen wenden in Parteisachen die Sprache der Partei einschreiter an, was. analog für die Eintragungen in öffentliche Bücher und Register gilt. In Sache» der bewaffneten Macht, der Staatsvolizei. bei Oualifikationen für Staatsbeamte verbleib! es bei de» bestehenden Vorschriften. Die Geltung der militärischen Dienstsprache und die Vorschriften für den Verkehr mit Behörden außerhalb Böhmens, insbesondere mit den Centralstellen, bleibe» unberührt. Im Verkehr zweisprachiger Behörden mit cinsprnchigen ist die Amtssprache der letztere» anzuwenoen. Bei dem Prager Oberlandgericht werden für jedes einsprachige Gebiet besondere Abtheilungen eingerichtet. Bei den bestehenden Sprachenvm schristcn verbleibt es für Kassen. GeldbewahrnngSämter, den Be trieb und Verkehr des Post- und TelcgraphendiensteS. industrielle Etablissements und im innere» Verkehr aller genannten Behörden. Die Beamten einsprachiger Gebiete müssen die Aintssprache in Won und Schrift vollständig beherrschen. Für die Airwciidnng der anderen Landessprache wird, wo es das Bedürfnis! erheischt, durch Beamte oxtru slatuw. die beider Landessprachen i» Wort und Schrift mächtig sind, in einer dringend aus dasBedürsniß beschränl- ten Zahl Vorgespräch Für die Prager Polizeidirektio» und säimnt- liche Behörden Prags erster Instanz gelten die Verfügungen sür gemischt-sprachliche Gebiete. Das Gesetz tritt drei Monate „ach der Knlidmachung in Kraft. Alle früher erlassene Vorschriften sind aufgehoben. Dem Gesetzentwurf ist ein umfangreiches Erläuterungs- inaterial beigelegt, wonach von 231 Gerichlsbezirken 94 einsprachrg- deutich. 131 eilNprach-czechilch, 6 gemischtiprachig werden. Neu zu errichten sind 8 einsprachig-czechische, 6 cinlprachig-deutschc Ge richtSbezirke. Von 103 BezirkShauvtnianiischaslen werden 41 ciii- sprachig-deutsch, 58 einsprachig czechffch und 4 aemilchtlvrachig. Neu zu errichte» sind 5 einsprachig-czechische und 4 einsprachig deutsche. Der Gesetzentwurf betreffend die Kreisrcgicrniigen in Böhmen verfügt die Errichtung von 3 einsprachig deutschen, 5 cinlprachig.czechffchen und 2 gemischffprackigcn Kreisen lBudweis und Pilsen), deren Kompetenz dasselbe umfaßt, waS bisher in Angelegenheiten erster nnd zweiter Instanz zum Wirkungskreise der statthaltcrei gehörte. Berufungen gehen »n Wege der Statthalterei nnmittelvnr an die Centralstellen. ckv» —» 2. Zr U -r ^
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