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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000601022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900060102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900060102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-01
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SerugsgebM: «StrliLbE , Mso v,.: imrck di« Pott 2 M. 7S Di». Li« .LreStnierNaibriibtai' er>»eiuen «tglich MorgcuS: di« Bezieher in DreSdm und der nüchllen Umgebung, wo di« Zutragung durck eigene Boten oder LonnniiiionLre erfolgt, erhalten da« Blatt an Wochentagen, die nicht aus Sonn oder Feiertage folgen, in zwei Theilausgabc» Abends und Morgens,„gestellt. Kür Rückgabe «ingeiandter Schritt- Ilückc leine Verbindlichkeit. Kernlvrcchenschlutz: »Mt l Lr. II u. Lr. L0VS. Telegramm-Adreske: vachrichirn Drosbrn. !)snnerstclg-Äbendcrusgclt)e für Dresden und Umgebung. Mreigen-canf. Die Annahme von Ankündigung« erfolgt in derLauvtgeichhttSsiellk und den flledenannahmesiellen in Dresden dis Nachmittags s Uhr Sonn-und feiertags nur Marienstrahe A von ri bis '/.I Uhr. Die i ivaltiae Grund- zeile <ca. « Silben» is P'g., An kündigungen aui der Drivatieite Zeile W Pig.; die 2ivaltige Zeile als »ttingeiandt' oder auf Lertieue «o Psg. In Nummern nach Sonn- und Feier tagen l> de», rihaltige Grundzeüen 30, -u» be». M und so Dig. »och besonderem Tarif. AuSwürtiae Aufträge nur gegen Vorausbezahiung. Beiegblatter weiden mit io Di», berechnst. Lodert Lodmv juu. LlviÄvrotoüs II, «töKttzl- ^»liNiiiii. LoorxvlLtr IS. Nr. 14S. Kpleiiel: «-».«»-„-»u»-. T„-k»b-d» ^ Freiing, 1. Juni 1»0V. Aernschreib- und Aernsprech-Berichte vom 31. Mai. Berlin. Die für heute nngesetzte JrUhinhrsparade de? OlnidekorpS wurde wegen des ungunftigen Wetters iu letzter Stunde abgesagt. Wie verlautet, ,oll dieselbe iu der nächsten Wache stattfinden. Köln. Tie Torpedobootsdivision ist beute Mittaa unter Abschiedsinlut von liier rbeinabmärts abnedamvit. Zablrciches Publikum wvbntc an den Rheinntern der Abfahrt bei. Die Boote melden in Mülheim anleae» nud fahren sodann nach Düsseldorf Weiler, wo sie die Pfiuastscierlaae verbleiben werden. Emde n. Gestern Abend wurden ans dem neuen Nabel Emden-Hortn lAzorens die ersten Versuche behufs Uebermittelung van Telegrammen aemacht. TaS Oieiultat ist ein über Erwarten gutes. Es wurde eine Gcsclnviiidigtcit von durchschnittlich IM Buchstaben pro Mrinnre »ege» bisher IlO Buchstaben erzielt. Wie». Der Minister des Ac»s;ere» Graf <9 v luch 0 w s k i begiebt sich am 15. Juni nach Paris und von dort wie alljährlich zum Kurgcbrauch in das Ardennenbad Bevey. Budapest. Die Session der österreichischen Delega tion ist geschlossen worden. Paris. Wie das .Echo de Paris" meldet, wird der nen- ernannte Kriegsministcr General Andree von den höheren Offi zieren Gallissct's keinen im Minislcrium behalten, nnsgenommen vielleicht den mit den Funktionen des Ehcss des Generalslabcs der Armee bcaustragren General Tclanne. St. Quentin. Der gestern Diittag I Uhr 50 Min. von Paris nach Petersburg abacgangenc Expreß;»g stieß aus der Brücke über den Menncssis-Kaiial iliit einem Gülerzng zu sammen. Die Maschine des Expreßziiges stürzte iii'S Wasser. Beide Lokoinolivsnhrer sind todt; von de» Reisenden ist N'iemand verlebt. Madrid. Ter Ministerraih beschlos;, darauf zu bestehe», das; die Königin-Regeittin der Tcputatton der Kanilenle und Industriellen von Madriv, welche der Königin »Regcnkin Klagen über d!c gegenwärtige Negierung vorbriiigen will, die nachgcinrhte Audienz verweigere und eventuell die Kabt n e t S s r a g e stelle. London. Wie der „Dail» Mail" von gestern ans Brylnirg gemeldet wird, ist General Hunter in Geysdorp, 00 Meilen süd östlich von Lichtcnbnrg. cinaetrvsfen. London. Hiesige Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus Shanghai, nach dem die Negierung ein Edikt erlieg, durch welches der Bund der Boy er bei Todesstrafe verboten wird. London. Die „Daily Mail" meldet aus Lonrenyv Marques vom 80. d. M.: .Kommandant Krause übergab Johannesburg Lord Roberts. Mit dein ersten beute Abend von Pretoria in Lourenvo Marancs angekommencn Zuge trafen einige Griechen ein, welche den Angaben nach die Lebte» waren, die Johannesburg gestern verliehen. Sic behaupten. Inr; nach der Abiahrt wurde der Zug von den Engländern beschossen »vd in der Mitte dnrchgerissen. sodaß nur der eine Tbeil des Zuges nach Pretoria weiterfahren konnte. Die übrigen Passagiere des Zuges aus Pretoria bemerken, Pretoria sei vollkommen demvra - lisstt; die Bewohner versuchten Hals über Koos narb der Küste zu entkommen. — Fast alle Blätter drucken die Devciche der „Daily Mail" aus Pretoria ab und sagen in ihren Kommentaren, der Kriegsei vorbei. London. Ein Telegramm Lord Roberts' meldet ans Germiston von gestern, der Kommaiidgnt sei. nachdem Roberts einen Parlamentär nach Johannesburg gesandt bade, zu ihm ge kommen und habe ihn ersticht, den Einzug in die Stadt um 24 Stunden hinanSznichieben. da sich noch viele bewaffnete Burghers in derselben befänden. Roberts habe eingewilligi, da er darauf bedacht war. etwaige Ruhestörungen in der Stadt zu vermeiden, und auch noch feindliche Abtbeilnngen die Hügel der Umgegend beseht hätten, die vorher vom Feinde gesäubert werde» müssten. Petersburg. In der Nacht ans den 80. Mai äscherte eine große Fcucrsbr unst die Hälfte der Kreisstadt Wladiiiiir- Wolyiisk ein. 800 jüdische Familie» sind obdachlos T.i fl i s. Anläßlich der Ankunft pes Schahs von Persien fand im Palais des Lnndeschefs ein Paradediner statt. Ihm wohnten die Verwaltungsbehörden »iid das Gefolge des Schahs bei, während der Schah selbst in den inneren Gemächern speiste. Abends sand im sstegieriingstheatcr eine Gala-Vorstellung statt. M exikv. Präsident Dia; empsing den neuen deutschen Gei and len v. Henking. Tiaz. der seinen preußischen Orden trug, sprach in warmen Worten von der dauernden Freundschaft zwiscbe» Deutschland und Mexiko. Sidne». Der englische Bevollmächtigte Basil Thompson ist hier eiiigetrosscn, nachdem er seine Mission in Tonga ersolg- rcich beendet hat. Aokvhaina In Folge der Forderung der Liberalen. vaS ihnen Sitze ini Kabinct ciiigcränint worden sollen, wird wahrschein lich das geinnimic Kabinct z n r n ck t r c t e 11. — Tic Lage in K orea wird als ielir ernst angesehen. Die Presse verlangt, daß Japan seinen Einfluß in Korea nusiechterbaltc. Ein japanischer Kreuzer hat Beseht erhalten, nach Tientsin :u gehen. Tsingtau. Ter K reuzer ..Kaiserin Angusta" hat einen Ofsizier und 50 Manncsoldaten an Bord genommen und ist nach Taku in Sec gegangen. Pretoria. Bon den Forts um Pretoria sind alle Truppen zurückgezogen worden. Textliches m;d Sächsisches. Dresden, 81. Mal. —* Ans Boicbl Sr. Majestät des Königs wird wegen rriolgtcn Ablebens des Prinzen Wilhelm von Hessen Hoftrauer ans eine Woche, vom 1. bis mit 7. Juni angelegt. —* Es treten drei ReichSgerichtsräthe am 1. Juni in den Ruhestand. Es sind die-s die Herren S chmalz, Reichsgerichtsrnth seit dem l. Mai 1880 in Leipzig, früher Ka»imergerichtSrath in Berlin, zuletzt Mitglied des 2. Strafsenats, ferner Bothlc, Reichs- gerichtSiakh seit dem 1. Dezember 1889, srüher ObcrlandeSgerichts rath in Breslau, zuletzt Mitglied des 0. und vorher des I. Elvil- ienal-s und drittens Tr. La linse», dein Reichsgericht angehörig seit dem 1. Dezember 1897. früher Oberlandesgcrichtsralh in Ham burg. zuletzt Mitglied des 1. Eivilienats. , Der komnuurdrrende General des 10. Armeekorps. <siciiec.il ' der Infanterie v Trcitschkc, wohnte vorgestern in Wune» dem Bespanntercrriren der 8. Ablbeilung 7. Fcld- arlillrie Regiments Nr. 77 in Wurzen bei. —* Gestern und beute fanden aus dem Exerzierplätze zu Copitz die Besichtigungen der 8. und 2. Abthcilung des Pirnaer Feldartillerre-Rcgimeiits in Gegenwart Sr. Excellenz des Generals Freiherr« v. Hanieii. Koiiimandcnrs des 12. sächsischen Armeekorps, und des Herrn GeneraliiiaiorS v. Rabcnhorst. Kommandeurs der 1. Fcldartilleriebngade Nr. 28. statt. -* Den Schluß der geselligen Veranstaltungen anläßlich der 84. Jahresversammlung der Deutscheu Gesellschaft zur Rettung Schissbr ü ch igcr bildete der gestern unternommenen Dampfer-Ausflug nach der Sächsischen Schweiz, der eine zahlreiche Betheilignng hiesiger und auswärtiger Mitglieder mit ilire» Damen gefunden Halle. Die Ticellion der Sächsisch- Böhmischen Tampfschisssahrl hatte hierzu in hoch anerkennens werlder Weise ihren neueste», elegante» und mit allem Komfort ansgeitattcten Saloiidamvicr „Kaiser Wilhelm II.", der erst un längst vom Stapel gelassen wurde, zur Beriügnna gestellt. Ans ihm wehte weithin sichtbar die Flagge der Gesellschaft irothes Kreuz ans weißem Grunde mit schwarzer Umrahmung). Kur; »ach 10 Uhr Bormiltags setzte sich das stolze «chifs vom Allstädter Landnngsplatze ans unter Musikbegleitung, aiisgesiihrt von Mit gliedern der Kapelle des König!. Sächsischen Infanterie Regiments Nr. 177, die auf dein Vorderdeck vlacirt waren und die während der ganzen Fahrt ihre munteren Wersen ertönen ließe», in Beweg ung. Ileberall wurde der Daiiivier vv» den Nscranwohnern durch Zurufe »nd Tncherschwenken freudig begrüßt, das städtische Wasser werk und die Salopvc lösten Kanoiienschlägi' und viele der llser- bemohiirr batten ihre Häuier und Villen mit Flgggenschmiick ver sehen. Als sich der Dampfer der König!. Sonniicrresidenz Pillnitz näherte, trat Herr Vermessungs-Direktor Gerte auf dein Prviiicnndendcck vor und hielt mit weithin schallender Stimme eine Sr. Majestät des Königs Albert gedenkende Ansprache, mit welcher er die herzlichsten Wünsche für vollständige Wiedergenesung de- geliebten und verehrten Sachienköirigs verknüpfte. In das von dem Herrn Redner schließlich aus diesen ausgebrachte Hoch slimmlen sämnttliche Festtheiliiehmer freudig und begeistert ein. worauf die Musik die Sachsenhymne rntonirte. Leider wurden die landschastlichen Genüsse der Fahrt durch einen längeren kräftigen Regen etwas beeinträchtigt, doch vermochte dieser die allentbatven herrschende gute Laune und frohe Stimmung, die durch die mancherlei kiillinarsichen Genüsse eines vom Festort Dresden zwischen Pillnitz und Pirna ans dem Dampfer gebotenen vorzüg lichcn Frühstücks noch gehoben wurde, nicht zu stören. Eni kur; vor der ^ ,1 iM erfolgenden Landung des Dampfers in Wehlen hatte der Himmel ein Einsehen und als die Jcstthcil nehmer an Land gingen und sich unter Musikbegleitung »ach dem Marlptlatze in Welste» begaben, Geilte eine sriiche Brric die dicken Regenwolken, so das; bei der lsier erfolgenden berzlichen Begrüßung der Gesellschaft durch Herrn Bürgermeister Echaalc Heller Sonnen schein erftrablte. Der Herr Redner gedachte in hochebrenden und anerkennenden Worten der edlen, menichenfreuirdlichen Bestreb ungen der Teittiibcn Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, wünschte ibnen weiiere erfreuliche Erfolge und l»ieß dieselbe in den Mauern Wehlens hcrzlichst willkommen. Seine Ansprache ließ der Herr Bürgermeister anskliirgen in ein dreifaches, begeisterte Zu ftimmnng findendes Hoch aut König Albert. Vom Marktplatz in Wcblen aus wurde ein Spaziergang durch den Uttewnlder Grund unternommen und in der dortigen Waldbütte bei einem Imbiß eine kune Raft gemacht, wobei die Musikkavelle eine prächtige Dornnusik execulrrtc Ter folgende Ausstieg nach der Bastei durch den Zscherr- bez. Hvllengrnnd gestaltete sich leider in Folge eines Plötzlich anftretende» Gewitters mit wolkenbruchartrgem Regen zu eine»! wenig erftenlichcn, doch wurde die frohe Stimmung auch liier in keiner Weite geftört. Man fügte sich dem nun einmal unabänderlichen Schicksal und ließ dem Humor freien Lauf. Nocbdem sich gegen 4 Uhr unter fortwährendem Regen die Dhcilnehmer nach und nach alle ans der Bastei ein aeiniiden. vereinigten sie sich zu einem vorzüglich hergerichteten Mittagessen, bei welchem die Mitglieder der eingangs erwähnten Kauclle die Tafelmusik ausführten. Eine Anzahl Trrnkspcüche trug das ihre zur Ansrcchterhaltung der Stimmung bei und cs herrschte schließlich eine ungezwungene Gemnthlichkeit. Herr LandraaS- abgeordneter Kaufmann Behrens entbot den Erschienenen zunächst Mi mens des Festausschusses ein herzliches Willkommen und toastete ichließlich in ieincin heimatblicben Oldenburger „Plattdütich" aui die Damen. Herr Direktor Philipp! brachte sein Glas den Stadt- vertretungcn von Dresden und Wehlen, während Herr Bürger meister Leupold dem Vorredner zugleich im Namen seines Wehlencr Kollegen dankend erwiderte und auf den werteren glückliche» Ver laus der Veranstaltung und die Geinütblichkeit trank. Herr Geb NcgicrnngSratli Steglich zollte den Förderern der Gesellschaft Worte ehrender und dankbarer Anerkennung und gedachte ins besondere der verdienstvollen »nerschockenen Thätigkeit des anwesen den Herrn Looticn-Kommandenrs Jantzcn-Warnemnnde, der in bewegten Worten dankte. Der in der 7. Stunde ersolgende Ab stieg von der Bastei wurde unter zunehmender Aufheiterung des Himmels von einem Theile aui direktem Wege vom anderen Theile durch die Schivedcnlöcher »ach »Rathen nnternominen. An der Lande station daielbit erwartete die Tlieitnehmer wieder der Dampier „Kaiser Wilhelm II.". der sie ln glatter, vergnügter Fahrt bei gutem Wetter der Residenz znsnbrte. Tic Heimsahrt gestaltete sich durch die von Pillnitz ab vorgeiebene Ufer- bezw. Höhenbeleucht n»g zu einer besonders reizvollen. Ueberall erstrahlte Bunfteuer und stiegen Rakete» und Leuchtkugeln gen Himmel. Besonders effektvoll nahm sich das Kvnigl. Schloß in Pillnitz, das Tolkewitzer und Dresdner Wasserwerk — Elfteres durch seine sarlsige Jnnen- belenchtnng. Letzteres dncch mehrfarbige Innen- und Außenbeleucht- nng — ans. Ebenso wirkungsvoll war die Beleuchtung in Laube gast. Loichwitz und Maiewitz mit der Loschwitzer Elbbrückc. die alle im Berein mit Schloß Albrechtsberg init seiner feenhaften Bniitfcncrbelenchtiing. die seine architektonischen Umrisse prächtig zur Geltung brachte, geradezu laute Anerkennung hergusfordertcn. In Hnrrcih- und Hochrnsen der Fcsttheilnchmer gab sich deren Frende und Anerlennnkig über diese Ueberraschungen kund und wiederholt »»isztc die Musik angesichrs der an den einzelnen Stellen besonders gelungene» und wirknngsoollen Beleuchtung der Kunst und Wissenschaft. AuS Anlaß seines 40jährigen Jubiläum s als Mitglied der Kvnigl. Kapelle wurde Concertnieistcr Prof. Friedrich Griitzmacher heute Vormittag mit dem Ritterkreuze l. Klasse des Verdienstordens ausgezeichnet. Tie Jnsigne» dieser hohen Auszeichnung wurden dem Jubilar von Herrn Grasen See bach im Namen des Königs überreicht. Von den Mitgliedern der Königl. Kapelle ist zur Ehrung Grühmacher's eine größere Fest lichkeit in Aussicht genommen. Der Tag hierfür ist noch nicht definitiv bestimmt. Mit dem Zustandebringen und dem Arrangement der ..Japanischen Abtyeilung" auf der „Internationalen Kun staus st ellung Dresden 1901" ist Geh. Negierungs rath v. Seidlitz betraut worden, der als hervorragender Kenner der Jahrtausende alten Kunstbethätigung der Japaner gilt und schon mehrfach wertbvolle Arbeiten über das interessante Forschungsgebiet veröffentlicht Hot. In das Ausstellungsbercich soll neuere» Be stimmungen zufolge auch das gestimmte javanische Knnstgewerbe eilige,oaen werden, das mit werthvollen Stücken aus den wich tigsten historischen Epochen vertreten sein wird. Berliner Lebe«. E- Berlin. 30. Mai. i hat der Wetterg 0 tt ein Einsehen und beicheert ^ " ^ Wetter. Für die eine Lebensfrage. 0-—-u-neiertage angewiesen. Cs wäre für sie eine Katastrophe, wenn Pfingsten verregnen sollte, nachdem Ostern, Chcirfreitag und Himmelfahrt diesem nassen Schicksal verfallen sind. Freilich, zu Pfingsten m u ß der richtige Berliner seine Maienzweiae. seinen Kalmus, seine Landpartie und, nicht zu vergessen, sein Frühconcert haben, ob die Sonne un- aetriibr am Himmel strahlt, oder finstere Molken unerschöpfliche Rkgcnstrvme heradicnden. Aber es ist doch ein großer Unter,chied. namentlich auch in dem wichtigen Punkte des Durstgesühls. ob ^ " c bei kühlen Regen An iolckeu Lage! man im warmen Soiincnschein oder üblichen Pfinastvergnügen nachgeht. .chaueru dem ilckeu Lagen tritt leden- salls eine der liebenswürdigsten Seiten der Berliner, ihre rührende unbezähmbare Liebe für die Natur, die diese ja ihnen nur in spär lichem Maße erwidert, in die Erscheinung. Wer verhindert ist. Hinnusznziehen in's Freie und sich dort nin Blühen und Prange» der Gärten. Wiesen und Wälder zu erfreuen, der sorgt wenigstens dgfür, dnß ihm für die Psinqstlggc daheim ei» Stückchen grünender Natur vvrgegaukclt wird. Schwer beladen »ist unzählige» Birke» zweigen treffen an den Tagen vor Pfingsten massenhafte Leiter wagen vom Lande hier ein und eS entwickelt sich in dieser frischen Waldcswaare ein so schwunghafter Handel, wie zu Weihnächte» in Taniicnbänmen. Jede Köchin schmückt ihre Küche, jeder Kutscher seinen Gaul, jede Hausfrau ihre Wohnung mit „Maien" und ein Stückchen Waldpoesie nisten sich an diesen schönen Tagen in der Wüste der Millionenstadt ein. Und wie grünt und blüht es erst zu Pfingsten in den Herzen! An Liebcspärchen ist ia auch sonst hier, weiß Gott, kein fühlbarer Mangel. Aber in diesen Tagen vermehren sie sich in schier unheimlicher Zahl — wohin man geht und schnitt, stößr man auf verliebte Pärchen in allen Altersstufen. Es ist, als ob niemals sonst so tief und lebhaft die Wahrheit des Bibelwortcs empfunden werde: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei!" Vielfach machen diese Pärchen einen sehr soliden, spießbürgerlichen Eindruck. Tie unsoliden, deren eine Hälfte aus bleichen Lebemännern, die andere aus stark parsümirten und an geschminkten Dämchen besteht, pflegen die Pfingstfeiertaae zu weiteren Ausflügen zu benützen und die Berliner „Kultur^ nach der Sächsischen Schweiz, nach dem Harz oder nach Heringsdorf — den beliebtesten Zielen Berliner Pfingstausflügler — zu tragen. Diese Berliner .Kultur", die ihren Nährboden in dem viel- gerühniten und in mancher Hinsicht höchst bedenklichen Berliner Nachtleben findet, ist soeben wieder auf der Berliner Krcislvnode in beweglichen und leider theilweise nur zu berechtigten Klagen beleuchtet worden. Wer wollte dem geistlichen Berichterstatter nicht zustimmen. wenn er meinte, die Unsittlichkeit stehe trotz aller Polizeiaussicht »ach wie vor in üpviger Blüthc, Berlin bei Nacht zeige das lichtscheue Treiben der Lebewelt und verkommener Existenzen, in erschreckender Weise nähmen die Selbstmorde zu u. j. w. Wir mochten aber dabei den Nachdruck auf die Worte legen: „trotz aIlcr P 0 lizeiaufsicht". Es besteht ja in vielen Kreisen die ganz irrige Ansicht vvn der Allmacht der Polizei auch auf dem sittlichen Gebiet und diesem groben Jnlbmii war gebt Verlc a»ch, was sterblich war an der lax Heinze. entsprungen. Die Polizei vermag wobl gewaltsam gewisse unsittliche Erscheinungen nnS der Oeffentlichkcit zu vertreibe», sie kann handgreifliche Uevel- stände und Anstößigkeiten nnteidrücken. aber sic kann nie und nimmer eine Bevölkerung sittlich machen und die moralischen Durchi'chiilttSanschanniigcn verbessern. Andererseits darf man auch die vorhandenen Mißstände nicht absichtlich üherrreibcn oder von einem gar zu kleinliche» und einsciligen Standvunkr aus beurtheilen. Man dars nie übersehen, daß in einer Millionenstadt die Unsittlich kcit andere Formen annimml und vielfach auch unvcrhüllter zu Tage tritt, als in einer kleinen Stadt, in der sich fast alle Loutc kennen und gegenseitig beständig beobachten Vor allen Dingen aber darf man nicht nberscben, daß viele von denen, die hier, naineiitlich nächtlicher Weile. Anstoß erregen und zu Aergemiß Anlaß geben, überhaupt nicht Berliner sind, sondern biedere Provinzialen, die sich hier einige Tage ein vergnügtes Leben . machen und für die nvthgedrungenc heimische Enthaltsamkeit von allen öffentlichen Sünden gehörig entschädigen wollen. Ja, es sogar das Gerücht um — natürlich ist es nur eine böswillige erleumdung — daß auch manche Reichstagsabgeordnete, die mit Todesverachtung für die lax Heinze gekämpft und gelitten haben, erst auf Grund sehr umfassender periönlicher Erfahrungen aus dem Grvßstadtpflaster zu der Ueberzeugnng gekommen seien, daß die allgemeine Unsittlichkeit ihren Höhepunkt erreicht und deshalb selbst mit Hilfe der Reichsgcsetzgebung an einem weiteren Steigen ge hindert Iverden müsse. Wir denken dabei nicht etwa an rein objektive Erfahrungen, wie sie beispielsweise nach seinen eigenen reichstäalichcn Mittheilungen Herr Stöcker bei seinen gelegentlichen nächtlichen Wanderungen durch Berliner Straßen machen mußte. Gemeint sind vielmehr sehr subjektive Ersadrungen. über die man öffentlich nicht zu reden pflegt. Früher freilich, als die Uebclstände selbst längst bestanden, aber noch Niemand daran gedacht batte, dagegen die Reichsgesetzgebung auszurufen, war man 1» dieser Hinsicht minder verschwiegen, verfuhr man minder heimlich. ES sind noch kaum 15 Jahre her, daß Reichstagsabgeordnete fast aller Parteien tont Ausnahme der Sozialdemokraten jedenfalls, die da mals »och gesellschaftlich geächtet waren) in dem berüchtiasten Ber liner Rachtcafs, im Cafe National, ihren Stammtisch hatten und dort ganz ungenirt verkehrten. Das wäre heute natürlich unmög lich. und wenn dies auch nicht beweist, daß sich die Sittlichkeit in-.
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