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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000531024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900053102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900053102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-05
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Die.Dresdner Nachrichten" erscheine« «Sglich Morgen«; die Bezieher in Dresden und der nächsten Umgebung, wo die Zutraguna durch eigene Boten oder Kommissionäre ersolgt, erhalle» das Blatt mi Wochentagen, die nicht aus Sonn- oder Feiertage so!ge». m zwei Thetlausgabcn «bcnd« und Morgens zugestclit. bür Rückgabe eingesgndtcr Schritt- stücke keine Berbindltchlcit. Fernlvrechanschluß: »mt I vr. » u. Lr. ÜOSS. Telegramm-Adresse: »gchrtchlro Dresden. Sustträ-8«et .In^' ll. Seköuroek'8 KLsdL.WslliMei'slr. i«nr2Wr»v^.7" "Wss!V , Nr. 148. ZMel: ü>tcueste Drahlbcrichte. Hosnachrichtcn. Die Knikhcngungsfrage, Evangelischer Bund. „Medea". Eine Hciligsprechimg. Dottnerstilft, 21. Mar IswO. Fernschreib- und Aerusprech - Berichte von, ,;o. Mai. Berlin. Hier war das Gerücht verbreitet, das; Unter den Linden ans den Kaiser geschossen sei. Dieses Gerücht wird durch das offiziöse Wolss'schc Bureau als vollständig cr- sunden bezeichnet. Gin Geisteskranker l-abe sich, als der Kaiser die Straße Unter den Linden heute Vormittag vassirte, vor dein Hause Nr. 1kl durch unanständiges Betragen bemerkbar gemacht und sei deshalb fcstgcnvmmeu worden. Die Sistirung erfolgte unter großem Auflauf. Der Verhaftete nennt sich Cvnrbcrt. Bei seiner Vernehmung ergab sich, das; er gar nicht wußte, das; im gleichen Moment, wo er durch sein Betragen die Aufmerksamkeit der Umstehenden aus sich richtete, der Kaiser voibcigesnhren war. Der ganze Vorfall spielte sich rein zufällig zu gleicher Zeit ab. Crvnbcrg. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland sind nach Berlin abgercist. Karlsruh c. Die Abordnung de-s Deutschen Krieger- bundcs aus New.short traf gestern Abend, von Heidelberg kommend, hier ein und wurde von iämmtiichen militärischen Vereinen empfangen. Auch ein zahlreiches Publikum hatte sich cingefunden, welches den Gästen lebhafte Ovationen dcnbrachte Hamburg. Die „Hamburg. Börieulialle" meldet: An hiesiger unterrichteter Stelle ist ein Telegramm aus Peking ein getroffen, nach welchem die Wiederherstellung der Verbindung Tientsin-Peking stündlich erwartet wird. Tie Lage bessere sich und sei nicht besvrgnißcrregend. Könitz. Der frühere Geselle des Jleischcrmeisters Hoff niaim. Wählte, wurde in Marienburg verhaftet und hierher gebracht. Hörde. Auf der Zeche „Freie Vogel nnd Unverhofft" ging ein Sprengschuß zu frühzeitig loS. H Personen wurden g c - tödtct, l schwer verletzt. Pari s. Die B allonsahrt der Astronomin Frl. Plumpke endete nach sechsstündiger Tauer und Erreichung einer Höhe von Meter in Laroche snr Bonne. Tic Ergebnisse sind sehr be friedigend. London. Jeldmarschall Roberts iclegravhirt aus der I o h a nn esb ur g cr Vorstadt Gcrmistvn bom 2!>. d. M.: Wir sind hier heute Nachmittag, ohne ernsten Widerstand gesunden zu haben, cingctrosfcn. Von unserer Ecntrumsrolomie sind bis jetzt keine Verluste gemeldet und nur sehr wenige von der Kavallerie-Division und der berittenen Infanterie-Division. Der Feind erwartete uns erst morgen und bat deshalb einen Tbeil des Eisenbahnmaterials zurückgelassen. Wir halten den Knotenpuntt der Eisenbahn, welche Johannesburg mit Natal, Pretoria und Klerksdvrp berbindel, besetzt. Tic Stadt Johannesburg ist ruhig. Die Minen sind, wie ich erfahre, unbeschädigt. Ich werde morgen früh den Kommandanten cnifsmdern, sich zu ergeben. Ich erwarte keinen Widerstand und gedenke morgen Mittag mit dem Heere in Johannesburg eiiiznzichen. L o n don. Dem „Renter'scheii Bureau" wird ans Newcastle von, gestern gemeldet: Tie Schiffsgcschütze in Mount Prvspcrt rröffneten heute früh ein heftiges Feuer auf die Stellungen der Buren bei Pvgwani und Laingsnck, daS bom Feinde ohne Erfolg erwidert wurde. Loudv n. Frau Gladstone. die Gattin des verstorbenen Premiers, ist nicht unbedenklich erkrankt. Ihr Zustand giebt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. London. Eine Shnnghaier „Dalzie!" Meldung besagt, die Rebellion in der Nachbarschaft von Peking nehme immer ernsteren Charakter an. Die B o r c r s erwarteten zuversichtlich die Unter stützung der Kaiserin. 20,00" Mann russischer Truppen würden in Port Arthur bereit gehalten, um »öthigenfcills nach Peking geschickt zu werden. Der russische Gesandte lasse alle nir Verfüg ung stehenden Kanonenboote nach Tat» kommen. Die Borer- Verschwörung debne sich auch aus alle nördliche» Provinzen ans. London. Die totale 2 v nnenfi n stcrniß wurde nach hier vorliegenden Telegrammen auf der ganzen Linie in Amerika, Portugal, Spanien und Algier erfolgreich beobachtet. Witl's neuer Planet Eros wurde dabei von Professor Howe in Denver. Amerika, unweit des Frühlingspnnttes im Zeichen des Widders ansgesimden. Stockholm. Die hiesige norwegische Abihcilung des Staatsrnths erklärte sich dem Kronprinz-Regenten gegenüber bereit, dem Beschluß des Storthing gemäß, die königliche Resolution über die Sanktioiiiruiigs-Verweigerung des nor wegischen Gesetzes betreffend die KonsnlatSahgäben gegenzuzeichnen. Ehaborowsl. Ein Militärzug mit der dritte» Batterie der 2. Artillcricbrigade entgleiste. :» Wagen Ivnrde» zer trümmert. st Mann sind verletzt. Letzteren wurde rechtzeitig nrzt siche Hilfe zu Thcil. Man hvsfi, daß sie mit dem Leben davvn- kommen werden. Die Ursache des Unglücks scheint die zu sein, das; bei der vorgenommeneii Erneuerung von Schwellen die Schienen nicht befestigt wurden. K v n st a n t i ii v p e l. Wie verlautet bat Abmed Mnchtar Pascha leine iiiimidcrrnstiche Demission als Obcrkonunissar dec Pforte in Egypten an den Sultan abgeiandi. P >> i I i si Pope! 'Nach N'achrichkeii ans Konslavtinovel wurde» zivei Uiemnsvon StambnI, 'Abdutlah-Eisendi und Ecbisissad Essendi wegen Verfassung einer liberalen Schrift verhaftet. New-Bvrk' Ans Easiunet Michigan) wird gemeldet, daß auf der Ealnniei and Hccla-Kttpfermiiie am Sonntag Feuer ausgcbrochen ist und infolgedessen alle Schächte bis ans sünf mit Lehm verschlossen worden sind, um de» Zutritt der Lust zu ver hindern. Tie Beamten zsianbe», daß der Brand beendet ist; aber die Schächte werden nicht eher wieder geöffnet, als bis mau darüber Sicherheit hat. HW Mensche» sind durch Las Feuer brvtlos. Caracas. Der Nebellen-Gencral Hcruaiide; ist ge fangen genommen worden. Peking. Tie ans Teill'chen und Jranzvie» bestellende E n k s n tz t r ü p v c, die zur Befreiung der bei Tichang-sinttieii cingeichlössenen Belgier abgemndt war. ist heute mit M befreiten Personell, darunter Frauen und Kinder, Hierher zurückgetehrt. OertUcheö nud «ächsisches. T rcsden, OO. Mai. —* DaS Wohlbefinden Sr. Majestät des Königs dauert, wie aus S i b n l l c >i o r t berichtet wird, an. Die unausgesetzt Witterung gestattet langes Verweilen und pagergange chlas iiaineullich iii den Der günstige des Monarchen im Garten, wodurch der beiden letzten Nächten ein ticier und crgnickendcr wurd Kräfteznstniid hat sich noch weiter gehoben. —* Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Johann Georg besuchte heute in Begleitung der HofdaiLe Frl. b. Tckönberg- Rvthschöiibcrg das Klinstgewerbemagazin de» König!. Hoilieicraitten Eduard Pachtmann und das '.'Nagazin des Königl. Hoflieferanten I. Olivier in der Pragerslraße. —* Der am 1. Juni in den Ruhestand tretende Herr ReichS- gerichtsrath Schmalz in Leipzig nahm gestern zum legten Riale an den Verhandlungen des 2. Strafsenats Thcil. Na>b der Sil; nng hielt Herr TenatSviäsident Tr. Freiherr v. Bnlow eine Ansprache an den scheidende» Kollegen, dem von den Mitgliedern des Senats ein werthpvlles Geschenk zinn Zeichen sieundticher Erinnerung überreicht wurde. — ^ Am 1. Juni feiert Herr Ober-Tclegraphenassistent Georg Rothe sein D,jähriges Dienstlubiiäniii. Die „Allstem. Epaligesisch-llltherische Kirchen-Zcilung" kommt nochmals ans die K n iebe u g u g s A n g c l c g c n h e i t zurück, und zwar ini Z.'!m'chlnß an die bishcr nnwidensffochen ge bsicbciic Mitthcilnng, daß von n>ilitärischer Seite die Aeußernng gefallen sei: ,,'Niin gerade werden evangelische Soldaten und Kadetten Verwendung sindeii." Das genannte Blatt schreibt über diese angebliche Aenßernng: „Sie ist thatiächsich im visiziellen Militärgeisliichen, der KonsistvlillillS Auftrag des Kriegsministers gegenüber dem Militär zuerst unter Verbeißnng dcS Schusses seitens des Bcichwerdc gegen die Heranziehung der Kadetten erhoben batte, vor hinzngezogenenZeugen gciprochen worden, mit dem Zusatz : ..Den Pastor gehe die ganze Sache gar nichts an." Wir haben die Worte durch den Mund Dessen, zu dem sie gelbau sind, uns ansdrü.tlich bestätigen tasten. Diese starke Aeußernng läßt erkennen, wie wellig Enlgc'gentonnnen wir zu erwarten haben." Hierzu bemerkt das „Leip:. Taget:!.": „Nach dieser Milheisimg ist cs doppelt bc daneclich, daß die Angelegenheit nickt im Landtage zur Sprache gebracht worden ist. Jedenfalls wäre die Quelle, aus der die „Allg. Ev.-lnth. Kirchenztg." geschöpft Hai, auch den Mitgliedern beider Kammern zugänglich gewrien." Die volle Verantwortung siir die Rübtigkeit der geneckten Angaben muß dem Gewähr-Mall überlasten^ bleiben. - - Der Zweiaverein des Ev angelischcn Bundes hielt am 2K. Mai im Saale der „Drei Raben" einen Vortragsabend ab. Pastor Segnitz sprach über den „Veichtbegrisi nach evan gelischer und römisch katholischer 'Aufsasinng". stellte das^Lcien der Beichte ins rechte Licht und wies das Ilnbibsiiche der »hren ! beichte nach. Lnllser habe sie v--rwone:n und die Katholiken leibst § emiständen sie als eine» starken Gewiisensdrnck. Nach evangelischer . Anffm-nng ei der Gci'tt.iche in der Beichte Seesiorger, naci. sinnst cher Lehre stlichte . Viele ieirn es müde, sich im Beichtstuhl linst Fragen nach dem Muster des Alphons von Liguori behelligen zu leisen und lehrien gerase ivegen Ler O hreiibeichle der röiiiiicheii Kirche den Rücken. — Herr Pastor Bianckineisler behändeste iodann ans Anlaß des 2st. Mai den „Grasen Zinzendors und seine Be deutung siir die evangelische Kirche". Er' schilderte den Lebensgang und dst Lebensarbeit des großen Dresdner Stadtkindes, dem der Rulim s bohrt, nicht nur ein namhafter Liederdichter, Organisator. Mnsionsmann gewe-eu » nnn, sondern auch im Zeitalter kirchlicher Erstaruing die chri'liiche Innerlichkeit und evangeisiche. Weil- henigkeil vertreten zu haben. Als echter evangelischer Christ habe er sich Rom gegenüber ablehnend verhalten, zumal nach einem inißglintten Berel,rungsversuche des Kardinals Noailles in Paris. Es gäbe keine größeren Gegensätze als das evangelische Hcrriihut und das verweltlichte Rom. —- Eine uinietname Unterbrechung hat der Bau des Ftntb kan als in der Annciistraße erarhren. Schon vct Beginn des Baues an dortiger Llelle batte man mit der Möglichkeit eines Dur ch V r u ch s des hart vorüber'stelzenden Mühlgrabens gnechnm und denrent prechendc Borkchrungen getroisen. Heute srüli gegen halb tlhr brach nun auch in der 'Nahe der Annciilirche das Wasser durch und itrömtc in den Kana! hinein, das Erdreich bis an die Hämcr unterwo.'chend. so daß sich cme Sperrung des Fug wegcs iwrhig machte. Sofort ivnrde seitens der dort zahlreich be ichäsligteir Arbeiter der noch nicht sertiggeitetlte tiefere Thcil des Kanals nacs der Fattenstraßc zu durch Anstverren von Sandiäckcn vor eincn! Einbruch des Wasser-, gesichert und das Wasser des Mühlgrabens abgcschntzt. Dicic 'Arbeiten batten deshalb bald guten Erfolg, weit das beceingcbrochcnc Walser einen ra'chen Abilnß in der bis ans die ».Verlage iernggcslellten Flnthrinne nach dem Postvlcib. zu fand. Schon vor st Uhr wieder konnten die Ar beiten am Knnalban in der gewohnten Weile ihren Fortgang nehmen. Durch das 'Abstellen des Mühlgrabens sind einige ge werbliche Anlagen, wie die Papier-Fabrik, die Beiiert-Mühle, tzas ehemalige Kanvnenbvhrwerl :r. in Mitleidenschaft gr-ogen worden. Den verschiedenen Fischhändlern, die durch die so genannten ,.Flüßchen ß Abzweigungen des Mühlgrabens, si>r ihre Vanriis das Notlüge Wasser erhallen, ivnrde dieses durch die Wasserleitung geliescit. Der Schaden an der E'.nbruchssiellc. der durch einen früheren Eingriss entstände» ist und der bei dem durch den Regen der letzten Tage ohnehin stark gelockerten Erdreich nnru gemäß größeren Umfang annehmeu mußte, wird unter Znhisie nähme der Nacht so ra ch beseitigt werden, daß die Bctriebsstör nng morgen lchoii behoben sein wird. Das niiterwafchenc Telephonlabel ist nicht beschädigt worden. - Tie kurze Spanne Zeit, die uns noch von dem Pfingstfest trennt, wird in unseren önentttchen Anlagen eifrig zur Herstellung ge:chmarsi'-'It arraltgiucr B! u I» eurabattc I! benutzt. Geiücßt doch Dresden nicht umioii't den Ruf, als Gartenstadt mit in vnrderster Reihe zu sichen. Zu den von Einheimischen und Fremden viel bewunderten Anlagen gehören die dem Eentrunr der Stadt zunächst gelegenen in der Herzogin Garten, im Gondethafcii und am Zwinger. Das große Doppel-Parterre an der Ostra-Allee Kunst und Wissenschaft. ch* Im Königl. Opern hanse geht Freitag den 1. Juni, zahtreichcn an die Geiieraldirettion der Königl. Hoftheater gerich teten Gesuchen entsprechend, die dreiattige Operette „Die Fledermaus" von Meilhae und Hab vv, Musik von Johann Llrauß, in Scene. In den Haiüstpartien wirten die Damen Wedekind, v. Ehavaniic und Krammcr und die Herren Aistlies, Schcideniaiitcl. Erl, Lcebnschka. Rübiam und Pelter mit. -- Sonn- abcnd den 2. Juni gelangt Wagner's „Fliegender Holländer" zur Ausführung. Am 1. Pfingslseieriag wird Mevcrbcer's große Oper „Die Hugenotten", am 2. „Carmen" von Bizct geacben werden. 7* Königl. Hofschauspiel. Was der weihevollen Priestcnn Dianens, der heilig ernsten Iphigenie nicht gelingen wollte: der neuen Heroine unserer .Hoslnihne Sieg aus allen Linien zu küren, das wirkte gestern, D.'.me stag Abend, der grause Sproß ans Hekate» Geschlecht die düstere Catchen» Med ca. mit deren Interpretation Frau Terka Esillag zwar nicht den Umfang, aber die Größe ihres darstellerischen Talents in unzweideutiger Weise beweisen kviintc. Diese Medea war die reife Leistung einer bedeutenden Künstlerin, die auch äußerlich an Sicherheit in der Ge staltung wie im Auftreten seit ihrem Debüt uni ein Bedeutendes ge wonnen hatte und schon bei Beginn der Tragödie in festen und bestimmten Umrissen ein Bild des Grillparzcrhche» HerviiiciiwcibcS entwarf, um das der Dichter i» so wunderlamcr Weise den Schleier der nebulösen Mvstik seine» sagenveiwehteii Stoffes geworfen, um ihm zugleich ein beinahe modernes Empfinden mit dem tiefen Ver stehen der Höhen und Tiefen eines aiialvollcii Erdcndaseiiis mit am den Weg zu geben. Wie Frau Csillag es verstand, diese Ver- miichuiig des düster dämonischen mit dem zart weiblichen Element in dem Charakter Mcdcas dem Hörer zum Bewußtsein zu bringen, wie sie bald mit der gleichen Eindringlichkeit die Heroine, bald nur das Weib in der uiiglückscligen Gemahlin Jasons zn Worte lummen ließ, — gerade darin wird man die außerordentlichen Dualitäten ihrer gestrigen Darbietniilz zu suchen haben. Völlige Aufklärung und umsassciiden Ansschluß über den Charakter Medeas zu Neben, gelang auch dieser Künstlerin nicht; aber das Ing nicht an ihr, wildern an dcr räthselvalleii Dichtung, die ohne den erste» Abend der Meß-Trilogie überhaupt nicht verständlich ist, da er erst den Schlüssel giebt zum Verständnis; des Ganzen und in logisch zwingender Welle zeigt, wie Medea zn der Koiiseauenz kommen mußte, die ein nn heilvollcs Schicksal sie später unabwendbar ziehen läßt. Darum kann es sich,für jede Medea-Darstelleiin, die allein im letzten Tbeile der Dichtung sich zu zeigen Gelegenheit hat. nur dann» handeln, in wahrhaft geistiger Vertiefung des Gegebenen die tragisch wirksamen Momente eiuheitticb zusammen zu fassen, um so eine geichloisenc Wirkung zn erziele». Daß da» in ganz hervorragender Weile Frau Csillag gelungen ist, darf als das glänzendste Zengniß ihrer darstellerischen Intelligenz gelten, die sich auch in einer Fülle geistvoller Wendungen des Spiels und zahlreichen klug berechneten Einzelheiten offenbarte, die dabei nie die große Linie ihrer van Anfang an stark ai t'rosea vehandclten Eharalterislil störten. 'Auch die äußeren Mittel der Künstlerin, die bei ihrer Jvlsigeiiic cmpsiiid sich unter einer wohl zn versiebenden Pesangenheit litten, waren für diesen Abend in da» hellste Licht gerückt: ihre ragende Einbeul ung, das ausdrucksvolle Organ, das selbst für die höchsten drama tuchen Accente gestern kraftvolle Töne fand, und eine von feinem Geschmack beherrschte Gestik sichert der realen Erscheinung der Cvlcherin immer eine eindrucksvolle Wirkung, die am macht vollsten im zweiten Akte, da der Herold der Ainpbitthoncn den Bannfluch über Jason und Medea Kreon und seinem Hanse ver kündete, und im letzten Aufzuge zu uns sprach, in der ergreifend schönen Abschiedsrede der Eolcherin an ihren treulosen Gemahl. Ncberraschte die Künstlerin in den ersten Asien durch ihr rassiges Temperament, so ^richütterte sic hier durch die unheimliche Ruhe,! mit der sic diew Strophen sprach, weiche die Wvgen der sicher hast erregten Stimmung in das ruhige Bett eines stillen Rcsig- nircnS leiten. Ucherhnupt zeichnete sich die Behandlung des Verse» gestern vortheilhast von dem ab, was man vo» der Künstlerin in der „Iphigenie" zn hören bekam. Ta war diesmal nichts Ver wischtes und Unklares im Text zu bemerken, ruhig schimmerte der Dialog in den Worten der wundervollen Grillvcirzer'ichcn Lebens weisheit, und natürliche Würde sah maiiallenthalben mit lebenswahrer Schönheit verbunden in ihrem sprachlichen Ausdrucke verbunden. Frau Csillag als der unbedingte Darf somit die gestrige Leistung von F Beweis einer starken künstlerischen P wlnnen in jedem Falle siir das Ensemble einer Bülmc dom Range der mistigen eincn Vortbcil bedeuten muß, so steht die Frage noch pften, in wie weit der Gast Frl. Ulrich zn crirtzen im Stande sein l wird. Es ist schon einmal vor Jahren an dieser Stelle niit Kaltem Nachdruck betont worden, daß eine Beantwort ^ nng dieser Frage am besten gar nicht in Verbindung mit dem Engagement der vranniitiven Nachfolgerin innerer meisterlichen ^ Protagonimn gebracht wird. Tenn einen Ersatz für das Taten! j die'cr ebenso rügen- wie eiiiziaartigei! Künstlerin in seinem ganzen ! N in s a i> g e wird man überhaupt mir schwerlich, ia man kann § wohl getrost sagen: nberhauvt nie finden. Oder giebr es in der l dentichen Bühnenwelt noch einmal eine auch nur ähnliche Dar stellerin, welche die Grillvarzer'schc Medea wie die Frevtag'iche Adelheid, die Lndwig'schc Matkabäermutter wie die Pailleroiiäche Herzogin Uzelleö in gleicher Weste zu ihren Glanzrolle» auf dei Höhe ihrer Schaffenskraft zählen durste?! '.'Nnn wird sich daher heicheiden müssen, die einzelnen Fächer, welche die Dresdner Wolter durch Jahrzehnte mit derselben künstlerischen Kraft ihres an einer großen Tradition schlackensrei gewordenen Spiels deckle, nach Möglichkeit durch mehrere Künstlerinnen in Zukunft anssüllen zn lassen. Für die weichen Linien der Iphigenie und ähnlicher Heldinnen wird Frau Salbach sicher noch den Stil sinden, der ihr in lener höchsten Vollendung wenigstens bis setzt dafür noch fehlt, während siir die Darstellung von Gestalten wie Medea. Eboli, Fedora, Herodias. Ladv Milfvrd. Marfa und wie sic alle heiße» mögen, unter alt' den in Frage kommenden Nachfolgerinnen innerer Ulrich, die sich in den leisten zwei Jahren hier prüientirt haben, Frau Csillag nach Frau Posvirill die geeignetste Persönlichkeit sein dürste. Zn bedauern bleibt c-s dabei nur, daß man die Künstlerin wülircnd ihres Engagements Gastspiels nicht wenigstens in einer gwßen modernen ff so sie lehcii wird, die vielleicht noch mehr als die Medea ihre hell leuchtenden Vorzüge zn Tage treten lassen würde. — Jin klebrigen war die Tragödie in allen Rollen wie früher bc-, setzt mit den Damen Hildebrandt und Palitz. den Herren Wald«! und Möller, die ibr Bestes thatcn, dem grandiosen Werke zu einem großen nud nachhaltigen Erfolge zu verhelfen, wofür sie von dem nahezu ansverkanstcii äniwe mit reichem Beifall ausgezeichnci wurden: besonders lebhaft wurde vom Publikum am Schluffe Frau Csillag gefeiert, die zu wiederholten Malen vor der Gardine er scheinen mußte, nm den rauschenden Beifall der Grillparzcrvcrchrer zn beschwichtigen. P. A. Wolfs. r* Der am Dienstag in Köln a. Rh. abgehclltene Delegirten- tag des Rheinischen Sängerbundes nahm eine Resolution au,. i
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