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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000628023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-28
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Die.Dresdner Nachrichten' erscheinen t»,lich Morgens; die Bezieticr in Dresden und der nächste» Umgebung, wo die Kutraauna durch eigene Bote» oder Svmmiilionäre erfolgt, erkalte» das Blatt an Wochentagen, di« nicht aus Sonn- oder geiertage solgen. t» zwei LbeilauSgaden «deudS und Morgen- zugcstcllt. gjtr Rückgabe eingelandtcr Schritt- klücke keine Berbindlichleü. Kernkbrechanschluk' »Mt tLr.Uu.Lr. LOS«. Telegramm. Adresse: »«chrtchtrn Drr»dr». Julius LödLer L Vo Xunst ^iselils? permanente^v8^1vIInn^voii^VttImlm^^ Isinriv!ltiMKvn. «z Vresllvn, Viotoriastr. 20. —gperiialiliit: Nni nen-MittK l. Ml» 1 tuttipapl'' Krieg in China. Neueste Drahtberichje. Hofnachrichten, Gcwerbekammer, BnndcSschießen, Bauausstclluiig. I. «-F. KPIrstlt. „Fra Diavolo". Tvdtenseier am Grabe Carl Sontag's. ounersta^ 28. Jnni irwv. 'Fernschreib- und Aernsprech - Berichte vom 27. Juni. -Der Irrica in China. Berlin. Ein heute früh cingetroffencS Telegramm des kaiserlichen Konsuls in Tschifu meldet: Admiral Selnnour ist 14 Kilometer von Tientsin umzingelt. Cr hat bis seht 62 Tvdtc und 206 Verwundete. Scpmour ist sehr bedrängt: er verlangt 2000 Mann vom Hitsskorps, die am LT Juni Morgens von Tientsin ausrückten. Wilhelmshaven. Heute ist hier die zur Entsendung nach China bestimmte Batterie Feldartillerie aus Spandau ein- getrosfcn. Paris. Eine Note der „Agence Havas" thcilt mit: Ein Telegramm des französische» Konsuls ans Shanghai meldet: Die Truppen der vereinigten Mächte rückten in Tientsin ein. Die fremden Gesandten verliehen Peking auf der Nordseite mit chinesi- sthcr Eskorte, man vermuthct in der Richtung aus Shnnhaikwan längs der grosse» Mauer. Der Koniul fügt hinzu, das; der Vice- kömg von Nanking und der Vieekönig von Chanachitung ihn be auftragten, der französischen Regiecungdie Versicherung zu über mitteln, dnh sie für den Schuh der Missionare und der fremden Kaufleute im Bangtiekiang-Gebiet sorgen werden. Ein Telegramm des Konsuls in Tschifu vom 26. d. M. bestätigt gleichfalls den Entsatz Tientsins und die Abreise der Gesandte» von Peking. Paris. Ans Marseilles wird gemeldet, der Transvort- dampfcc „Colombo' werde in der ersten Woche des kommende» Monats mit 700 Mann unv mit Kriegsmaterial von Toulon nach China abgehen. Washington. General Ehassee ist zum Kommandirenden der amerikanischen Truppen in China ernannt worden; er geht am I. Juli von St. Francisco ab. Shanghai. DaS deutsche Kanonenboot „Iltis", welches den Peiho »ach Tientsin zu auswärts gefahren ist.' meldet, das; grohe Abtheilnngen von Chinesen sich Tonaku naher», und das; ein sofortiger Angriff erwartet werde. Die Vice-Königc in Nan king. Lin und Awnlschang-Tschangkituna haben den Doyen der Konsuln in Kenntnis; gesetzt, das; sic die Verantwortung für die Aufrechtcrhaltniig des Friedens in ihren Provinzen übernehmen, und das; sie 6 Kriegsschiffe aus Shanghai beordert haben, mit deren Hilfe sie sich erbötig machen, die Aufrcchterhaltung der Ord nung und ' Sh granini ans Tschifu vom 26. d. M.: Laut Hierher gelang! nng des russischen obersten Offiziers entsetzten die russischen Lond- trnppen Tientsin, wobei sie 4 Todte und 20 Verwundete batten. Kleine Abtheilnngen anderer Mächte rückten in Tientsin mit der russischen Artillerie ein. Tschifu. Die Engländer und Amerikaner rückten in Tientsin ein. nachdem sie die Geschütze des chinesischen Arsenals zum Schweigen gebracht und die chinesische Linie durchbrochen hatten. Andere fremde Truppcnabtheilnngcn folgten dicht dahinter. Die Verluste sind gering. Ecker nförde. Der Kaiser, der gestern Abend an Bord der „Hohenzollern" zurücklehrte, hat heute früh 8 Uhr die Rückfahrt nach Kiel angctrcten. Waldenburg (Schlesiens. Bei der heutigen ReichStags- ersatzwahl wurden bis setzt gezählt: für Sachse 'Toz.s 16,167, für Ritter (Kartells 11,861 und für Feige (srcis. Vvlksp.) IM Stimmen. Leipzig. H o chv erra th spr o; es;. Das Urtheil, das um >/s3 Uhr verkündet wurde, lautet wie folgt: Leitgcber wird unter Anrechnung von 3 Monaten Untersuchungshaft zu 1 Jahr Festungshuft verurtheilt. Tie übrigen Angeklagten werden frei- gesprochen. Frankfurt a. M. Tie Kaiserin traf Nachmittags hier ein und besichtigte den Römer, das Goetbehaus und den Dom. Nach einem Besuche bei der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen er folgte die Rückfahrt nach Homburg. Paris. Mehrere Blätter melden, der Generalstabschef Delanne habe einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er. ohne im g Rechnung zu tragen, anvrdnet, das; die abbcrntencn Offiziere, deren Vertreter und die Vicedircktvren in den einzelnen Abtheilnngen ihren Dienst weiter zu versorgen haben. Der „Ganlois" bemerkt dazu, das; diese Entscheidung Dclannc's überaus ernst lei: sie be weise, das; der Gencrnlstabschcs sich amtlich geweigert habe, die vom Kriegsminister getroffenen Matznahmen anzuerkennen. Trotz des Widerstrebens der Regierung werde die Angelegenheit noch vor Schlutz der Session in der Kammer zur Sprache gebracht werden. In parlamentarischen Kreisen verlautet, die Negierung beabsichtige, die Session am 5. Juli zu schließen. Paris. Heute Abend wird der deutsche Reichskommissar dem Kölner „Sangerkreis" zu Ehren im deutschen Ausstellungs- Hanse einen großen Empfang veranstalten. Paris. Dem „Jntransigeant" zufolge Kat der General stabschef der Marine wegen eines Zwistes mit dem Kontreadmical Bienaims seine Demission eingcreicht. Brüssel. Ter Staatsminister Bara, früher Justizminister, ist gestern Nachmittag gestorben. London. In Folge telegraphischer Störungen ist ein amt sicher Bericht über die Wegnah in e eines von 160 Hochländern be gleiteten englischen Konvois in der Stärke von 60 Wagen, welche zwischen Nhenoster und Heilbron erfolgte, dem Kriegsämte erst heute zugegangen. Lord Roberts berichtet, daß der Konvoi umzingelt wurde. Der befehlshabende Offizier sandte um Hilfe nach Vredc-fort-Road. Es wurden sofort Verstärkungen abgesandt, aber von den überlegenen Kräften des Feindes znrückgeschlagcu. Lord Roberts bestätigt ferner, daß am 7. Juni ein Angriff auf das Dcrbyshire-Regiment stattaesnnden hat. Die Engländer hätten dabei 36 Tobte und 111 Verwundete verloren; die übrigen wären gefangen genommen worden. London. Das „Reuter'sche Bureau" meldet aus Maiern vom 26. d. M.: Eine Abtheilung Basuko-Arbeiter, die unter eng lischen Ingenieuren bei Krvonstad arbeiteten, wurden von den Buren angegriffen; sie verloren 20 Todte und Verwundete, 200 wurden gefangen genommen. Dieter Vorfall ereignete sich gleich zeitig mit dem Unglück, welches das Terbyshire-Rcgiment betraf, bei dem die Eingeborenen zugegen waren. Diese glauben nun, daß die Buren die Engländer zurücktrciben. Der Unterkemmissar wurde von Ladybrand nach Maiern znrückgernfcn. da, wie ver lautet, der Bärenführer Olivier, mit einem Kommando von Süden kommend, die Reihen der Briten durchbrach. Kavstadt. Die Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung Botha und Sauer wurden unter der Anklage des Hochverratbs verhaftet. Botha hatte die holländischen Distrikte der Kapkolonie bereist. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 27. Inn!. —* Ihre Kafferl. König!. Hoheit Prinzessin Friedrich August besuchte heute daS Magazin der Hoflieferanten Hirsch u. Co., Pragerstraße. Desgleichen besuchte die Hohe Frau das Wäsche- und Bctten-Ausstattnngsgcschäst der König',. Hof lieferanten Nadloff u. Böttcher, Waisenhausstratze Nr. 18. um daselbst Bestellungen zu machen. —* Vorgestern fand im „Rautenkrnn;" zu Eisenach eine Ver einigung des in Thüringen altangesessenen Geschlechts Derer v. Scebach statt. —* Die Gewerbekammcr Dresden hielt heute Vormittag im Sitznngssaalc der Dresdner Kaufmannschaft, Ostra-Allee 0, unter dem Vorsitz des Herrn Stadtrath Bnchdruckereibesitzer Schwer eine öffentliche Sitzung ab. Zunächst erstattete Kainmermitglicd Hosschneidermcistcr Emmrich-Tresden Bericht über ein von der Krcishauptmanuschaft Leipzig eingefordertcs Gutachten über die Zugehörigkeit von sechs Schneidern in Leipzig zur dortigen Schneidcr-Zwangsinnnng. Nach deren Statuten mm; Jeder, der ein stehendes Geschäft hat, in die Innung ausgenommen werden. Die im Schneidergewcrbe bestehende Hausindustrie hat indes; über die Zugehörigkeit zur Innung zu verschiedenen Jrrthümcrn geführt, so das; auch in Hausarbeit Tbätige Anspruch auf Zugehörigkeit zur Innung erheben oder zum Eintritt in diese als vcrpilichtet angesehen werden. Der Herr Referent empfahl bei zweien der hier in Frage kommenden Schneider die Eigenschaft der Zugehörigkeit zur Zwangsinnnng anzuerkennen, bei den anderen vier diese jedoch abzulehnen. Die Kammer trat diesem Gutachten bei. Es folgte der Bericht über die Bekämpfung von Mißstnndcn im Ansstcllungswcsen durch Kammermitglicd Schlvsscrobermeister Neuschild-Tresden. Vom Ministerium des Innern war an die Kammer das Ersuchen um Aenßerung darüber ergangen, wie das Ausstellungswesen vor schädlichen Auswüchsen zu bewahren sei. Es handelte sich hier in erster Linie um die >vg. Winkelausstellnngen, bei denen von frag würdigen Preisgerichten Medaillen :c. verliehen bezw. Prämien für Geld erworben werden, und sonstige damit in Zusammenhang stehende Ucbelstünde. Nach längerer Debatte beschloß die Kammer, jedem Mitglied« sreiznstcllcn, seine Wünsche zu dem erstatteten Gutachten beim Sekretariat bis zum 30. Juli anzubringen. Weiter hatte sich die Kammer mit dem Entwürfe einer All gemeinen Ordnung für die Gesellenprüfung «Referent Sekretariats- Assistent Porschmanni zu beschäftigen. Tie Kammer stimmte den hierzu von dem Ausschüsse aufgestellten Grundsätzen zu und nahm, einem Anträge des Kmnmermitgliedes Obermeister Zimmer-Dresden folgend, den vorliegenden Entwurf cm bloe an. Weiter referirtc der Herr Vorsitzende über das künftige Verhältnis; der (tzewccbetanimer Abtheilnng zur Handelskammer-Äbtheilung anläßlich des Inkrafttretens der neuen Handwcrksorganisativn und die über diesen Gegenstand bisher gepflogenen Verhandlungen und die dazu gefaßten Beschlüsse. Die Kammer erklärte, vom Mini sterium des Innern angesichts wiederholtem, auf baldigste Trennung von der Gewcrbekainmer nbzielendcn Bemühen der Handelskammer zur Aeutzerung ansgefordert, in Uebereinstimmung mit dem Gut achten des 8. Ausschusses der Gewerbekammer, daß sie den 31. Dezember 1001 als geeigneten Termin zur Trennung der beiden Kammerabtheilungen erachte. Sie spreche sich aber bereits jetzt für eine vollständige Trennung aus, weil sie hierin eine wesentliche Förderung der einzelnen Kammern zur Erreichung der ihnen zncrtanntcn Ausgaben erblicke. Sie wolle aber, den wieder holten eindringlichen Bemühungen der Handelskammer nicht hinder lich sein, wenn in den solchenfalls von dieser ihr zu machenden Vorschlägen über die Grundsätze, nach denen bei einer in nächster Zeit erfolgenden Trennung verfahren werden solle, das Interesse der Gewerbekammer in >cder Beziehung gewahrt bleibe. — Schließ lich nahm die Kammer noch verschiedene Mittheilungen entgegen, von denen die über Auflösung der Zwangsinnnng der Stuhlbanec in Rabenau und die Abschrift einer Ministerialverordnung au die Kreishauptmannschaften, den Gutschcinhandel betreffend, hervor gehoben seien. Hiernach werden die Kreishauptmannschaften an gewiesen, dem Gntscheiiihandcl cntgegenzuwirken und den lokalen Behörden anszugeben, dagegen in den amtlichen Organen vor- zugehcn uns anikläread darüber thätig zu sein. —Vom Leipziger Bahnhof fuhren beute Nachmittag in zwei Abtheilnngen, 2,30 und 3,6 Uhr die 66 sächsischen Soldaten des 12. Armeekorps, Angehörige der beiden Grenadier-Regimenter, der Regimenter 102, 103, 177 des Schützen Regiments dir. 108 und der Jäger-Bataillone Nr. 12 und 13, welche sich als Frei willige für das nach China gehende Seebataillvn ge meldet haben, nach Kiel bcz. Wilhelmshaven ab. Obgleich die Stunde der Abreise in der Orffentlichkcit unbekannt geblieben war, hatten sich doch zahlreiche Civil und Militärpersonen in der Ab fahrtshalle dcS Bahnhofs eingefunden, insonderheit Verwandte und Bekannte der jungen Krieger. Ter kommandircndc General Freiherr v. Hausen hielt, umgeben von einer Anzahl Offiziere, in der Bahnhofsvorhalle eine kurze Ansprache an die Scheidenden, in welcher er sie ermahnte, ihre militärischen Tugenden auch im fremden Lande zn bcthätigen und in Treue und Tapferkeit ihres Sachsenlandes Ehre zu wahren. Er schloß mit einem dreimaligen begeistert aufgenvmmrnen Hnrrah aus Se. Majestät den König und verabschiedete sich in herzlicher Weise von seinen Soldaten. Frau BahnhofSiuspctor Kaurisch gab den jngendlschen Vaterlands- vertheidigcrn eine Blumcnipcndc ans den Weg mit. Und nun ging cs frohen Mnths nach der Abfahrtshalle, wo Eltern. Ge schwister und Bekannte die Krieger noch einmal umarmten. Manch' Mutterherz schluchzte wohl laut nuf beim Abschicdnchmcn, aber die tapferen Jungen wußten sich leichten Herzens über die Trennungs- schmcrzen hinweazusetzcn. „Na. Mutter, sei nur still, ich bring' Dir auch einen Chincsenzopf mit", tröstete der Eine und der Andere versprach seinem Vater, sofort nach der Ankunft in China ihm eine Ansichtspostkarte zn senden. Den Meisten freilich drückte weder Knust nnd Wissenschaft. König!. Hofoper. Der gestrige Abend gehörte dem Königl. Kammersänger Anton Erl, der in wenigen Tagen nuf eine 25>ährige künstlerische Tbätigkeit am Königl. Hvfthcater zurück blicken kann. Was Anton Erl uns wahrend dieses Vierteljahr- hnndcrts gewesen ist, läßt sich leichter rühmen, als auszählcn — ob man seine Kunst nnd Verdienste aber lang oder kurz zu Preisen gewillt ist, in Einem wird die Anerkennung immer gipfeln müssen: Er war uns ein echter und ganzer Künstler, em Sänger von Apollo's Gnaden, der das Beste geboten, was zu bieten möglich ist: Die Vollend n n g. Man braucht zur Begründung dieses Lobes nicht seine Glanzleistungen, seinen Aimavia, Georges Brown, seinen Postillon von Lonjmiieau oder den David der „Meister singer" anzusnhren, oder ans das große Repertoir der Spieloper näher einrugehen, das er mit Meisterschaft beherrschte, auch in Allem Nebngen, mochte er nun vor größeren oder kleineren Auf gaben stehen, stellte er immer einen ganzen Sänger und Darsteller, der mit der Eleganz und dem vollen Matze trefflicher Charakteristik alle Vorzüge eines erwählten Künstlers vereinigte. Und über diese reizenden, von Hingebung nnd Kunstfrendc erfüllten Darbietungen gegossen, lag immer der sonnige Zauber angeborener Liebens würdigkeit. der Reiz des Echten und Natürlichen. So kennen wir Anton Ert durch 26 Jahre, so wird er uns ferner im Gedächtniß bleiben und so bewährte er sich vor glänzend besuchtem Hause auch gestern Abend als Bepvo in „Fra Diavol o". Vor wenigen Jahren noch sang nnd agirtc er den liebenswürdigsten und ver führerischsten aller Näuberhauptmänner selbst ganz vortrefflich, er war sogar ein Fra Diavolo bors eoveours; mir der Zeit aber, die nichts verschont, auch das Schönste uud Beste nicht, hat er das Kommando abgeben und sich zum Bepvo verstehen müssen, der, wenn er seine Aufgabe ganz erfüllen soll, allerdings auch nach einem ersten Künstler verlangt. Als solcher hat er gestern denn auch allgemein entzückt, indem er den unverfälschten Typus eines Briganten lieferte, wie er in drastisch-komischer Charakteristik sich kaum besser und wirkiamer in den Räubergeschichten finden lassen wird. Es war eine glückliche Idee, gerade diese Rolle zu wählen, denn aufaesatzt und durchgesührt, wie durch Erl, bleibt an ihr ein .Abglanz der Kunst haften, in dessen Lichte sich Kunst des Vortrages und Kunst der Darstellung noch nnmer zur Genüge sonnen können. Daß Erl in jeder Weise geehrt und gefeiert wurde, ivie cs ein Künstler seines Schlages verdient, versteht sich ganz von selbst. Sein erster Auftritt winde von l,»igaiihalte»dciii Beifall begrüßt, jede Gelegenheit der Auszeichnung wurde benutzt nnd noch den Aktschlüsse» wurde es dem Vorhang nicht leicht, zur Ruhe zn kommen. Am Schlüsse der Vorstellung, als der Jubilar-Jüngling, wie er von seinem Panditcnbruder Gmcomo benannt wurde, in einem förmlichen Hain von Lorbeeren nnd Binmcii erschien, unter einer Fülle kostbarer Bindereien der gärtnerischen Kunst, die Liebe und Verehrung gewidmet, ging cs sogar unter ein paar Dutzend Hervorrusen nicht ob. — Mochte der ganz vortreffliche Verlauf der Vorstellung auch nicht wenig von der festlichen Stimmung des Publikums nnd der srendsgcn Hingebung der Darsteller gehoben und auf das Günstigste beeinflußt sein, so lies; sich trotz Alledem nicht verkennen, daß in der Hauptsache doch der effektive künstlerische Bestand unterer Spieloper diesen großen und rauschenden Erfolg erzielte. Jeder einzelne der Darsteller nnd Darstellerinnen war ein Erster am rechten Platz und leistete Voll kommenes nicht nur in der Rolle, sondern auch in dem sicher und fest gefügten Ensemble, das wie aus einem Gnssc geformt er schien. Vorstellungen, wie die gestrige, zählen in der That zu Mustervorstellungen, mng sich die Königl. Generaldirektion im auszcichnenden Gegensatz zu arideren großen Bühnen auch in vor nehmer Zurückhaltung bescheiden, sie nur als gewohnte nnd selbst verständliche Leistung einer ersten Bühne gelten zn lassen. Herr AntheS wird --- -- — rein künstlerischer rhepaar und was Herr Wächter ans dem Banditen Giacomo ge staltet gehört zum Besten, was aus der Partie zu schaffen rst. Nicht zu vergessen sind die echten und wirkungsvollen Typen des sentimentalen Lorcnzo und des gefälligen Matteo der Herren Hof müller und Tecarli. Einen Erfolg für sich holte sich Herr Anthes mit der eingelegten Canzone. die. wie längst das öffentliche Ge heimnis; es vcriathcn, von Jhrer Kaiserl.u.Könial. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August komponirt ist. Von der vollendet schönen Ausführung — das reizvolle Stück mußte aus stürmisches Verlangen wiederholt werden — dürfte die anwesende hohe Kompo nistin sicher auch voll befriedigt gewesen sein. L. Lt. Zu unserer gestrigenMittheilunq über die stille T od ten- feier am Grabe Earl Sontai wird uns ausführlicher :ag' . . gemeldet: Am Mittwoch begab sich eine Deputation der Mitglieder der Koni g l. ,H vftheater, bestehend ans dem Herrn Wiecke, als Vertreter des Hpfschmispie!s. Herrn Scheideinantcl. als Vertreter der Hvfoper und Herrn Bauer, als Vertreter der deutschen Bühnen-Genossenschaft zn dem Grabe, um dem ab geschiedenen Kollegen den verdienten Lorbeer nieder;nlcgen und so die letzte Ehrung zu erweisen. Herr Wiecke hielt eine kurze Ansprache. Ec betonte die vornebme, ritterliche Gesinnung des Verstorbenen, seine geistvolle, mit feinem Humor gewürzte Art im bcrsönlichcn Verkehr, weiche allen Denen unvergeßlich Reiben wird, die den tieferen Sinn dieses Wesens zn deuten verstanden nnd trotz sarkastischer Ausfälle den edlen nnd guten Menschen erkennen ließen. Tic großen Verdienste iciner hervorragenden Künstlerichast wird die Geschichte des deutschen Theaters würdigen. Soweit der Mime überhaupt mit dem Danke der Nachwelt rechne» könne, wird dieser Dank dem entschlafenen großen Künstler. Earl Somag, nicht versagt bleiben. Earl Söntag mar ein großer und feiner Lebensti'mstler zugleich, denn er genoß das Leben inst all' seinem Großen und Schönen in vollen Zügen, und es klingt durch den Schmerz über seinen Heimgang doch ein Gefühl tröstlicher Genug- thuring: Er verstand zu leben und darum lebte er! I1ec,uis5cnt: in pacs! Die Deputation legte hierauf einen prachtvollen Lorbecrkranz auf den Grabhügel nnd rief dem Entschlafenen ein letztes „Schlafe wohl!" nach. — lieber Sontag's letztes Auf treten am Hvfthcater in Hannover (1875) theilt uns ein Augenzeuge mit: „Im Anfang der 70er Jahre, während der Theatcrferren, war Sontag's Buch „Vom Nachtwächter zum türki schen Kaiser" (Bühnenerlcdnisse) erschienen und hatte in Hannover große Auslegung hervorgerufen. Sontag war der gefeierte Liebling des Publikums. Das Hoftheater stand damals noch in seiner Glanzzeit. Das feine Lustspiel mit Kräften wie Sontag, Frl. Almenreich bot ästhetische Kunstgenüsse, die sich unauslösch lich dem Gedächtniß emprägten. Nach Erscheine» der „Bühnen erlebnisse" trat Sontag im „Egmont" als Oranien das erste Mal wieder an das Publikum. Die ganze Stadt war in fieberhafter Erregung, das Theater war gänzlich ausverkauft. Auch vor dem Theater standen dichte Menschcngruppcn. Rach den Worten Egmont's bei der erste» Begegnung mrt Oranien» .daß ander» » TM Tr
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