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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000725020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900072502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900072502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-25
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Serugrgebüdr: VateliwrM s Rk. «a W,.r dimd »I« »ok » M. » LI». Die.Dresdner Nachrichten" nichnam v!»r,e»s -, die Beider in Dresden und der ndchsien Umakdun», wo die Zstraami» durch eigene Boten oder jkounniilionSre eriolgt. erdalten das Blatt an Wochentagen, die nicht aui Soun - oder Feiertage iolaen. in zwei TdeilauSgaben ildends uich Morgens -«gestellt. Sitr Rückgabe eingelandter Schrilt- Iiücke keine Berbindlichkeit. ^ernlvrechanlchlu^t Flmk l »r. 11 u. »r. llVSS. Telearamm-Ndrelle: Sachrichto« Aroodr». Dienstag-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. Anreizen-Hanf. Die Annabme von Ankündigung« .eriolgt in derLauvtgetchästSstäle und den Nebemmnadmeftellen in Dresden dis Nachmittags 3Uhr Sonn- und . feiertags nur Mariensttade 38 von . > l i bis V-l Udr. Die l ivalnae Grund «ile (ca. « Sichen! is P>g„ An- kundigungen aus der Privatseite Zeile L» Mg.: die rlvaltiae Zeile als .Eingeiandi" oder am Lertseit« so Ps«. An Nummern nach Lonn und geier- lagen l- dez. rivaltige Grundzeilen L0, 40 bez. so und so Psg. nach besonderem Tarif. Auswärts»- Auiträae nur geaen Bomusbezablun». Belcgblättcr werden nill io Psg, berechnet« Lodert Lödmv Zuu. ^ d LIMsrstottvx «Wt«r KsorZpIalr IS. Nr. 202. )Mel: Krieg in China. Neueste Drahtberichte. Hofnachrichten, Gesammttathssitzung, Stenographentag, Gartenfest, Ball, Schlußverhandlungen. Nasencvnccrte der Signora Piselli. Fernschreib- und Fernsprech - Berichte vom 24. Juli. Der Krieg in China. Berlin. Nach Meldung des deutschen Konsuls in Tschifu vom 23. ds- M. verbreitet der Gouverneur von Schantung ein kaiserliches Edikt an den Großsekretär, das, in dem üblichen Kanzlei stil gehalten. Folgendes besagt: Die gegenwärtigen Feindseligkeiten seien durch Streitigkeiten zwischen einheimischen Christen und der übrigen Bevölkerung, sowie durch die Besatzung der Taknforts durch die fremden Mächte veranlaßt worden. Sehr bcdnncilich sei die Ermoronng des deutschen Gesandten und des japanischen Kanzlers. Die Gouverneure " --n— --- Sorge tragen. Alle den ? gesehen von den durch die ^ „ ... von dem Präfekten von Peking und dem Generalgouverneur von Tschili ermittelt werden. Berlin. Wolsf's Bureau erfährt: Nach Mittbeilung des Chefs des Krcuzergeschwaders ans Takn vom 21. d. M. ist der zweite Admiral des Krcuzergeschwaders, Kontrcadmiral Kirchhofs, der bisher den Vertheidigungs- und Etappendienst in Takn geleitet hat, an Bord der „Hansa" znrürkgekehrt. London. Dem hiesigen chinesischen Gefandten ist. wie die Morgenblätter melden, vom Direktor Tscheng folgende ans Shanghai vom 23. ds. M. datirte Depesche zugegangen: Nach Meldungen aus Peking vom 18. ds..M- hat das Tslingli Mmen den Teparte- ments-Untcrsekretär Win-Iin entsandt, um die ausländischen Ge sandten zu besuchen. Er fand sic alle, außer dem deutschen Ge sandten, bei guter Gesundheit. Nungl» wendet sich seht mit der Bitte an den Thron, die Gesandten sämmtlich unter Bedeckung nach Tientsin zu senden in der Hoffnung, daß dann die militärischen Operationen eingestellt werden. Der hiesige Gesandte sandte gestern zwei Depeschen an die Regierung in Peking. Der Direktor der chinesischen Telegraphciiverwnltiina tritt mit Entschiedenheit dafür ein, daß den ausländischen Gesandten gestattet werde, Telegramme abzuschickcn. Petersburg. Ter „Rowvje Wremsa" wird aus Tichiffl telearaphirt, daß die telegraphische Verbindung mit Tientsin unter brochen und die Eisenbahn zerstört ist. — Die Damvser der Amur- aesellchast haben laut offizieller Erklärung die Beförderung von Passagieren und Privatfrachten eingestellt. — Aus Nikolskoie wird gemeldet, daß die Station Ehantchis der amurischen Eisenbahn von den Chinesen zerstört worden ist. Rach den neuesten Meldungen sind in Charbm große chinesische Truppenmassen kon-entrirt. Washington. Staotsickretär Hah veröffentlicht ein kaiser sich chinesisches Edikt vom 17. ds- M-, das ihm heute von dem chinesischen Gesandten zugcstellt wurde. Dasselbe erwähnt zunächst den Fall der Forts von Takn und das überstürzte Aufeinander- stoßcn der Streltkräfte, bespricht hierauf die Maßregeln der chine- sisiben Regierung znm Schutze der Gesandtichaften und der Missionare und giebt den: schmerzlichen Erstaunen über die Er- Der ardi mordimg des Kanzlers der sapamschcn Geinndtschast und des G e n u a. Der Postdampfer „Preußen" mit dem Vorkommando des deutsch-ostasiatsichen Expeditionskorps an Bord ist heute Vor mittag unter den Hurcnhriisen der Truppen und den Klänge» der deutschen und italienischen Hnmiie nach Ostasien in See gegangen. Eine ungeheure Volksmenge am Hafen hatte den deutschen Soldaten eine warme Abschiedskimdgebiing bereitet. Tie Vertreter der Militär und Civilbchörden, sowie zahlreiche Offiziere der Garnison hatten sich an Bord von den Offizieren der Abkhcilung ver abschiedet. Krakau. .Hier cingetroffcuc Privatnachrichtcn aus Peters burg verleihen den Meldungen des „Czas". wonach Gras Mnrawiew sich aus Kummer über die Wendung der Tinge in China vergiftet habe, Glaubwürdigkeit. Paris. In der gestrigen Schlußsitzung des Kongresses für Ncttnngswesen und erste Hilfe wurde der Antrag Knoblauch- Berlin, die erste Hilfe möglichst nur durch Acrztc anssühren zu lassen, einstimmig angenommen. Während des daraus stattgehabten Bankets, bei dem auch den anwesenden deutsche» Damen besondere Ehrungen zu Thcil wurden, betonte der Präsident Bouche-Eadart das friedliche Zusammenarbeiten mit Deutschland und den übrigen Rationen. Die in französischer Sprache gehaltene» ErwiderungS- reden von Direttor Schlesinger-Berlin. Lr. Sylvester-London, Gras Lamezan-Wicn u A. fanden begeisterte Ausnahme. Brüssel. Die Bürgermeister von Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Gent beschlossen, einen Ausruf zu erlassen, in dem sie die Abfindung von Frciwilligenkvrps nach China befürworten. Die betreffenden Bürgermeister werden eine Berlnmmlung in dieser Angelegenheit abhalten. London. „Tailn Telegraph" meldet aus Lonren^o Maraues von heute: Die Frau des Präsidenten Krüger hat mit verschiede nen Burgher-Familien aus freien Stücken Pretoria verlassen. — „Daily Expreß" meldet vom 23. d. M. ans Mcichado'oorp: 600 Frauen und Kinder aus Pretoria seien in Baberton cin-- getroffen, unter denen sich auch die Frauen des Präsidenten Krüger und der Generale Botha und Ri eher befinden. — 27-0 Kriegs gefangene sind heute inMachadodvrp eingetrofseii. In den letzten drei Tagen fand ein schweres Gefecht statt. 100 britische Soldaten sind in den letzten Kämpfen bei Terdcpoort, östlich von Pretoria, gefallen. London. Die zweite Lesung der Bill, betreffend das Ver bot der Ausfuhr von Waffe», wurde im Oberhausc angenommen. Durch die Bill wird die Königin ermächtigt, die Ausfuhr von Waffen »nd Munition zu verbieten, wenn immer das Verbot für angebracht gehalten wird, um z» verhindern, daß diese Waffen »nd Munition gegen britische oder mit den britischen verbündete Truppen verwendet werden. Belgrad. Nikola Ehristitscb hat den Auftrag zur Kabinets- bildnng abaelehnt. nachdem er erfahren hatte, daß die Demission König Milans als Armeckommandant angenommen worden ist. Präsident des Appcllhvfes Jowanowitich hat die Bildung rasch als möglich sestzunehmcn und zu bestrafen. Ferner befiehlt es dem Gouverneur von Peking und dem Bicckönig von Tschili, die Schadenersatzansprüche aller Ausländer einer genauen Prüfung zu unterwerfen, welche wegen der Ermordung von Fremden oder Ver lustes an Eigcnthum bei dem Angriff ans Tientsin gestellt werden, mit Ausnahme von denjenigen, die direkt durch den Angriff ans Tientsin entstanden seien. New-Aork. Die „World" meldet aus Shanghai: Li-Hung-Tlchang hätte in einer Unterredung erklärt, die Mit glieder der Gesandtschaften in Peking seien noch am Leben, doch würde der Vormarsch der Verbündeten nach Peking wahrscheinlich der Vorläufer des Todes aller Weißen in Peking sein. Er, LicHung-Tschang. würde im Stande icin, mit weniger als 20,000 weißer Truppen die Ordnung ivicderherznstellen. Hongkong. Zwei indische Transvortfihissc sind heute nach Takn weiter gegangen, drei andere sind hicr cingctrvsse» und haben Tmvpen in Kaulung gelandet. Der holländische Kreuzer „Königin Wilhelmina" und das Küstcnpanzerschifs „Piet Hein" sind hier cingetrosfen. Der Krcuzcrjkommt von Batavia. eines neuen Kabinets übernommen. Verschiedene Hoschargcn. darunter der Flügcladsntant Svlarowitsch, der Leibarzt Tr. Michel und der Oheim des Königs, ObetstlenttiMltCoiistaiitinvwitsch haben ebenfalls ihre Entlassung genommen. ° Belgrad. Das Amtsblatt veröffentlicht einen Ukas. durch den König Milan auf seine Bitte der Funktionen des Armee- kommaiidanten enthoben wird. Washinato n. In Beantwortung der von der chinesischen Negierung an ihn gerichteten Bitte nm Vermittelung theilic Prä sident Mac Kinlch dem chinesischen Gesandten mit, er sei bereit, unter gewissen Bedingungen die Vermittelung zu übernehmen. Worin diese Bedingungen bestehe», wird wahrscheinlich erst morgen bekannt gegeben werden, jedoch weiß «iiian. daß die Antwort die Versicherung bezüglich der Sicherheit der Gesandten als wahr be trachtet. Pretoria. Sievenion's Brigade hat heute Elnndsriver eingenommen. John Hamilton hat Toornkraai besetzt. Oertliches nud Sächsisches. Dresden, 21. Juli. U!—* Beide König!. M gsestäten unternahmen in den gestrigen Abendstunden wiederum eine Spazierfahrt in die Um- H bung von Pillnitz. Heute Vormittag empfing Se. Majestät der König Se. Excellenz den Staatsminister Dr. Lchurig im Schlosse Mittwoch, 25. Juli LS««. zu Pillnitz zum Vortrage. — Zur heutigen König!. Tafel ist Se Excellenz der kommnndircnde General des 19. (2. König!. Sachs. Armeekorps, General d. Infanterie v. Treitschke nebst Gemahlin mit Einladungen ausgezeichnet worden. —Se. Köiiigl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg hat dem Besitzer der Spanischen Reitschule, Werderstrabe 43, Herrn StenSbeck, den Titel und Rang als Kommiffimrsrnth verliehen. --* Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit Iran Prinz esiin Friedrich Angnst begab sich heute Morgen mit ihrer Hof dame zum Besuche der Prinzessin von Schönburg nach Gauernitz. —* Zum Militär-Divisions-Psarrer an der neuen Garnrion- kirche in der Albertstadt ist Herr Pastor Schulze aus Crmewaldc ernannt worden. —* Ter Regierungspräsident von Hannover, Herr v. Bran den st ein, und der Hofmarschnll des Königs von Schweden Herr v. Prinitkölte mit Gemahlin sind in Dresden eingetrvfsen und haben im Hotel Bellevue Wohnunci genommen. —* Dieser Tage fand an unserer Technischen Hochschule und zwar bei der chemischen Nbthcilung die erste Doktor- Inge n reur-P rü firn g statt. Sie bestand der Diplom Ingenieur Ernst Kegel ans Niedcrhaßlau (Sachsen) mit Aus zeichnung. - *6.D e ntscherGabclsbcrgcrStenogrnpbentag. Nachdcnlangwierigen und angestrengten Verhandlungen des gestrigen Tages brachte der späte Abend eine Reche angenehmer und ver gnügter Stunden durch ein im Zoologischen Garten vorgesehenes Gartenfest, das leider in Folge der ungünstigen Witterung insofern beeinträchtigt wurde, als die während des Tages nieder gegangenen Regenmengen einen längeren Aufenthalt im Freien zur Unmöglichkeit machten, io daß sich das Fest in der .Hauptsache auf den Saal des Concerthauses des Zoologischen Gartens, in welchem die Kapelle der Königs-Grenadiere unter Leitung des Herrn Musikdirektors Herrmann ein gewähltes Conccrtprogramm zu Ge hör brachte, conccntrirte, dessen Schluß das große Schlachten- potpourri von Saro bildete, das im Garten zur Aufführung ge langte, der von Herrn Oscar Fischer, Am See. in geschickter und geschmackvoller Weise mit einer prachtvollen Beleuchtung aus gestattet worden wnr. Die Terrasse des Concerthanses war ebenso wie die diese umgebenden Rabatten mit Hrmderten von Talg lämpchen eingefaßt. Auf einer der Rabatten erglänzte in Antigua , lcttcrir und in Gabelsberger'scheir Schristzügcn der Name des Rundesvorsitzenden „Clemens '. Bon Baum zu Baum rankten sich reichbcsetztc Schnüre bunter Lampions, während sich aus den Strauch- gruppen auf das Wirkungsvollste feurige Tulpen abhoben. Der Eoncertpavillon erstrahlte in malerisch buiitfarbigem Laiupronkicktr. während am Schlüsse des Eoncertcs die gelammte Umgebung des Evneertbanses i» malerische Bnntseuer-Bclcnchtnng getaucht war. Tie gcsammtc Illumination fand den ungetheiltcn Beifall der Festtheilnehmer. Den zweiten Theii des Festabends bildete ein froh belebter Ball. —* Am Sonntage feierten der Schiihmachermeister nndjetzigs Privatus Johann Gottlieb Angrrst Wobil und der Schuhinachcnnerstcr Karl Emil Koscuseek ilw ."> 0 iähriges Mcisterjnbilänm. Sie wurden, wie es in der Innung üblich, in den Morgenstunden von einer Deputation begrüßt und ihnen eine Ehrentafel überreicht. Später fanden sich die Iubilnre mit dem Innnngsvorstande im InnnngShauie zu einer kleinen Festlichkeit ein. die durch verschiedene Ansprachen belebt wurde. —* Mittheilnngen aus der Gcsainmtraths- iitziing. Beurlaubt wurden die Stadträthe Friedrich vom 25. Juli bis 16. August, Kammsctzer von Ansang "August bis Mitte September, Seeling für Monat August, Dr. Vogel voni 10. August bis 19. September. — Dem Oberbuchhalter beim Stadtbanamtc U, Boldnan, welcher seit mehr als 41 Jahren im städtischen Dienste steht, wird die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand für den 1. Oktober d. I. gewährt. — Der Rath verlieh erledigte Stellen: Im Bürgerhospitale: den Ehepaaren Färber Gneutz. Tapezirermeffter Wange, Wiidhändler Mothes, Schneider meister Äorbe, Schuhmacher Gebet. Schausteller Weise und Porzcllanwaarenhändler Kühnei: Enizelpfründnerstellcn dem Handelsmann Karl Wilhelm Ernst Koch. Schneider Johann Karl Wilhelm Gebauer, Schlosscrineister Max Alexander Lcvin, Tischler meister Licbnsch und Mntcrialwaarcnhändler Marx: ans der Tücher Stiftung: den Ehepaaren Schneider Hessel, Schänkwirtli Krmst »nd Wissenschaft. ß* Die Gäste des Residenztheaters: Herr Richard Alexander und Frl. Frieda Brock werden sich morgen, Mitt woch Abend in der schier unverwüstlichen „Dame von Maxim" von unserem Publikum verabschieden. Obgleich der über- mütkige Fehdeau'sche Schwank, dessen Anziehungskraft übereifrige Eensurverbote hier und dort noch erhöht haben, bereits 26 Mal gegeben worden ist, interessirt er noch immer dermaßen, daß sich die Direktion veranlaßt sieht. „Die Dame von Maxim" noch für ein paar Abende auf dem Spielplan zu lassen. Am Donnerstag spielt dann die Rolle der Crevette Frl. Franzi Husz vom Irving Place-Thcater in New-Pvrk, die Rolle des Petypon Herr Earl Witt und den Herzog Herr Richard Hungar. tz* Nach dem außerordentlichen Erfolge, den das Ensemble- Gastspiel der Wiener Operetten-Mitglicder im Eentral- Theater bei dem Publikuni und der Kritik gefunden bat, ist die Direktion auf den glücklichen Gedanken gekommen, für nächstes Jahr wiederum eine Operettenstagione in s Werk zu setzen und zwar während der drei Sommermonate Juni, Juli und August. Eine Reihe namhafter Künstler und Künstlerinnen sind bereits für das Unternehmen gewonnen worden: so werden nnch den vor läufigen Abschlüssen ». A. austretcn die Herren Bauer, Girardi, Blasel, Pagin und Natzler, sowie die Damen Dirkens, Stoian. Worin und Szoyer. Die Leitung dieses Qocretten-Gastspiels. das auch mehrere in Dresden noch unbekannte Werke zu Gehör bringen wird, ist Herrn Gustav Kammsctzer, dem Direktor des Central- Theaters, anvertraut. Die Raseneoneerte der Signora Piselli. Ueber diese neueste Art „Concerte" plandcrt I. V. Widmann in der „N. Fr. Pr." wie folgt: Aus ihrer Reise zur Pariser Weltansstellniig bat die Signora Rita Piselli a»S Florenz, die durch de». Gotthard nach Luzern, von dorr über den Brünig nach Jnterlakcn gekommen war. am Abend des 19. Juli im Jntcrlakener Kursaal ihr erstes, sehr gut besuchtes Nasenconcert gegeben. In Paris wird sie. wenn ich recht berichtet bin, in dem verkehrten, das heißt auf dem Kopf lebende» Hause concertireii. Illach Schluß der Ausstellung will ie im Spätherbst und Winter sich nach und nach in allen Haupt- tädten Europas riechen lassen. Tie Raseneoneerte der Rita Piselli ind nämlich wirklich Concerte für die Nase, haben also ihren Namen keineswegs nach dem Instrument, mit dem sie hervor- gebracht werden, sondern nach dem Sinneswerkzeug, das sie ge nießen darf. An Concerte. in denen Sänger und Sängerinnen I für ings etwas nicht gc Kurz vor 8 Uhr fand ich mich in dcni Concertsaal des Kur hauses ein. Er war noch erleuchtet und dicht angefüllt von einem eleganten internationalen Publikum, wie inan es wahrend der Hochsaison In Jiitcrlaken a»f dcni bezaubernden Höhenwcge vor den großen Hotels am Abend Promeniren siebt. Auf Einladungs karten, welche das Ehepaar Piselli an alle Gasthvic versendet hatte, war zu lesen, daß nicht blos das Rauchen strengstens untersagt sei, sondern auch, daß inan die geehrten Damen höflich bitte, für diesen Abend auf jeden Parfüm an Kleidern, Handschuhen u. s. iv. zu verzichten. Wie mir schien, war die Damenwelt dieser Aufforderung freundlicher Weise nachgekonime». Es roch in dem Saale einst weilen wirklich nach nichts. Bon den Instrumenten oder Appa raten war nnr ein mächtiger Ponkasächer der indischen Art an der Saaldeckc zu bemerken, der sich setzt schon kreisend bewegte »nd bei der großen Hitze angeiiehmc Kühlung brachte. Doch begriff ich später, daß er nicht hauptsächlich zu diesem Zweck angebracht war. sondern die Aufgabe hatte, die ziiströmenden Gerüche immer wieder durch die offenstehenden Bentilationslnken des Saales fortznwehen, sobald der einzelne Dust seine Schuldigkeit aethan hatte, oder, um musikalisch zu sprechen, sobald ein neues Thema das alte ablöste. Das Instrument aber, aus dem diese Düfte strömten, war dem Publikum durch eine hohe spanische Wand verborgen. Ich erfuhr später durch einen Arbeiter, der bei der Aufstellung mitgcholfen hatte, daß eS ein ziemlich breiter »nd hoher Kasten, so etwas wie eine Salonoracl sei. Die Tasten der Klaviaturen stehen wahr scheinlich mit Klappen in Verbindung, die zu den in, Kasten ciii- aeschlossenen Röhren führen, ans denen nur der jeweilig gewünschte Geruch ansströmt, der, vernnithlirh durch Nachhilfe eines von den Pedalen in Bewegung gesetzten Blasebalges, rasch in die Mitte des Saales geweht wird. Doch ist dies nur ein Versuch, wie ich mir die Sache gemäß den Andentniigen des Arbeiters und nach den Eindrücken des Abends zurechtlegtc: die Einrichtung des Instrumentes kan» auch eine ganz andere sein. Ans dem Podium erschien jetzt das Ehepaar Piselli, die L-ignora in mattgelbem Kleide, eine dnnkelrothe Roic im Haar, ihr Gatte ün Frack und weißer Halsbinde. Beide verneigten sich mit feierlicher Grandezza. Dann sagte Signor Ecncsto in etwas wackeligem Französisch, sic würden nun die Ehre haben, eincin verehrnngswurdiaen Publikum, dem sie für den zahlreichen Besuch dankten, das erste rhinotische Conccrt zu geben, das als einzige — aber zwei Mal aiifzuführende Niimmer — die Komposition vovilAv" — ..gua8i una. t'antasia" enthalte. Neue tiefe Ver benguiia. Das Ehepaar ist verschwunden. Im nächsten Augenblick Verdunkelung des Saales, so daß man kaum noch hie Umrisse der zunächst sitzenden Nachbarn erkennt. Ein Wispern und Kichern in der Mitte des Saales deutet an, daß die „Zukunft der Mcnsck- heii", die erwachsene männliche und weibliche Jugend, diese Ein- rirhtmig bei den rhinotifihcn Concerte» als etwas ganz "Angenehmes empfindet. Jetzt höre ich, in der vordersten Reihe sitzend, ein ..I.46580" (Jetzt) mit temperamentvollem Tonfälle der Signora. Und gleich darauf verbreitet sich im Saale ein frischer, fröhlicher Holzweergeruch. Zugleich vernimmt man die klangvolle Altstimme der Signora. In französischer Sprache trägt sie eine Art poetischer Prosa vor, etwas von Hafenarbeitern in rochen Mütze», wie sie Abends an, Mccresstrandc liegen, in Genua, vielleicht in Svezzia oder in Aianccio. Ich durste mir gestelscn, daß ich auch ohne den begleitenden Text bei dem Theergeruch an so etwas ge dacht hätte. Ein starkes Wehen der Ponkaflügcl. Damen' iir meiner Nähe klagen über Zilglnft. Der Theergeruch verflüchtigt sich. Dabei kommt mir zu Sinn, daß unser Riechorgan sich ohnehin niigemein schnell, schon in einer halben Minute, gegen einen und denselben Geruch abstiimpfi, während Auge und Ohr aus eine und dieselbe Sinnesempffndnng so lange reagircn, als dieselbe sich er, neut. Diese Natnreinrichtiliig muß den "Nasenconcertgeberir ieben falls gute Dienste leisten, verwehrt aber andererseits ihrer Kirnst das, was in der Musik die lang anSgehaltencn Oraclpunkte sind. „Ein Steamer," denke ich unwillkürlich, als jetzt ein Hauch von Stcinkohlciidampf über die Versammlung Hinfahrt. Tie Bealeit- worte bestätigen cs. Man sieht, eine Naseniinfonie besteht durchaus nicht aus lanter Parfüms oder Wohlgerüchcn. Natürlich! Hat
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