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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000811024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-08
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Di« .Dnttmer Nachrichten' erc-bekien "«ttch «»r,e»1: di« Be«ieber In Dresden und d«r nSchsmi Umscbun,. wo die Zutraouna durch ei,«ne Boten oder KonwniiionLre ettolat. erbauen da- Blatt an Wochentagen, die nicht aus Sonn- oder fteiertaae ioigen. w zwei Lbeiiauraaden »den»» und Morieu» toseftellt. >ür Rückgabe eiugeiandter Schritt- «icke kein« vadinditchlett. Kernivrechanichlub: Anrl I »r. U n. Sr. »0»0. Lelegramm-Sidreiier »«chrtchle» Sr»«d»». KegvürrHeL 185V Nevlerg von Kiepsrh L Reictiavdt. 6aUu8 Lökler L Lo Luii8t-^i86iiior ?6rman6nt6^v88tvIlun^von>Vv?luun^8-^inrie!MuKen. 2 Vr68ljen, Viotoi-iL8li-. 20. ^W» 8p62mlitrit: 1lttvoe«-Wde>. »»» Nr. 219. Spiegel: Neueste Drahtberichte. Hosiiachrichten, Verbandstag der Haus- und Grundbesitzer Deutschlands. Verkehr mit Milch. Vogelwiese. Generalseldmarschall Graf Waldersee. Sonnabend, 11.Angnst 1999. Ferirschreib- »nd Acrnsprcch-Bcrichtc vom 10. Aiignst. Der Krieg in China. Berlin. Aus Anlass seiner Ernennung zum Obcrst- kommandirenden in China sind dem Generalseldmarschall Grasen Waldersee sehr warm gehaltene Telegramme anch vom Kaiser Franz Josef und vom König Victor Emanucl zugegangen. Das Telegramm des Königs von Italien ist vom gestrigen Tage dntirt. Gestern Abend, bald nach seiner Ankunft in Berlin, batte Gras Waldersee Besprechungen mit höheren Offizieren des Kriegs- Ministeriums und mit Offizieren seines Stabes, soweit dcrsclbe schon versammelt ist. Gras Waldersee wird heute noch verschiedene Konferenzen haben und gedenkt sodann heute Abend oder morgen narb Hannover zurückzukehren. Die Reise nach Ostasien tritt Gras Walderiee mit seinem Stabe am 21. oder 22. August in Genua bezw. Neapel mit dem Neichspvsldampfer „Sachsen" an. Graf Waldersee geht zunächst nach Shanghai. Zu seinem Generalstab sind von den Königs-Ulanen die Oberleutnants Freiherr v. Knigge als Adjutant. Gras Königsmark als Ordonnanzoffizier und Leut nant Graf Karl zu Ttolberg-Wernigerode vom Gardc-Iägcr- Balaillo», der Sohn des Obeipräsidenten von Hannover, kommandirt. Petersburg. Dem Gcneralstab sind folgende Nachrichten zugegangen: Viceadmiral Alexejew tclcgraphirt ans Niutschwang über Tschifu vom ff. August: Niutschwang wurde gestern von de» Unsrigen genommen. Bei der Einnahme wirkten die Schisse ,,Otwasch»yi" und „Gremjaschtschhn" und das Minenboot 206 mit. ^twaichinn" bombardirtc die Stadt, „Gremjaschtschvn" das Fort. Die Bevölkerung wurde entwaffnet. Es wurde mssischc Verwalt ung eingesuhrt. — General Grvdekow tclcgraphirt unter dem 9. o. M. ans Chaborowsk an den Kricgsmininer : Eharbin wurde am 3. Angnst durch unser Detachement eingenommen. General Rcnnenkamvs holte am 7. August eine chinesische Abtheilnna von 800 Mann Infanterie und 300 Man» Kavallerie mit 10 Geschützen ein und schlug sie. Hierbei nahm eine Schwadron der Amur-Infanterie zwei chinesische Geschütze. Ter Kampf erstreckte sich bis zum Orte Jrjub. Adends gingen die Chinesen zur Offensive über und umgiiigeu unsere beiden Flanken. Sie wurden jedoch mit großen Verlusten durch Kartätschensener und wiederholte Kosakenangnffe zurückgeschlagen. General Rennen kain Pf erhielt Jnsanterie, Artillerie und Kosaken zur Unterstützung. Oberst Denisow, der am 2ff. Juli ans Mudwuzjan ansmanchirt war, kam mit dem Nikolsker Detachement am 1. August in Chardin an. Es wurden ihm zwei Eskndrons ans Cbarbin cnt- aegengeschickt. — Ein Bericht des Ingenieurs Hirschmann ans Tschifu vom ff. August meldet, die Lime nördlich von Taichizao sei in den Händen der Chinesen, die am 26. Juli die Station Gajitschow zerstörten und aus der Eisenbahn bcdcuicnden Schaden anrichtetcn. sodaß dieselbe neu erbaut werden müsse. Gafftschow wurde nach hartnäckigem Kampfe wieder genommen. Die Eisen bahnlinie wird wieder hergestclll; Regengüsse stören indessen die Arbeit. London. Die Blätter melden ans Shanghai von vorgestern: Tie Franzosen beabsichtigen, 1200 Man» in Shanghai zu landen. — Nach einem Telegramm ans Peking übersandte die Kniserin- Wittwe am 28. Juli vier Wagen mit Lebensmitteln an die fremden Gesandten. London. „Dailv Erpreß" meidet aus Tschifu vom 8. d. M.: Tic verbündeten Truppen marschirten am Montag früh nach Nangtsnn, welcher Ort von 15,000 Chinesen gehalten wurde. Nach vierstündigem heftigem Kamme wurden die Chinesen ge worfen. Die Verbündeten hatten 322 Tobte und Verwundete — ..Daily Telegraph" berichtet aus Shanghai, neuerdings seien sechs französische Priester im Süden von Tichili ermordet worden. London. Die „Mornina Post" meldet, daß in London ein von Sir Robert Hart unterzeichnelcs. vom 24. Juli datirtcs Tele gramm eingcganae» ist. das mit den Worten beginnt: „Glücklicher Weise noch am Lebe»." Aus dem Telegramm gehe hervor, daß Hart noch die Zollverwaltung leite. Shanghai. Der französische Konsul erklärte, in der nächsten Woche würden zum Schutze der französiichen Niederlassung 3000 Mann anamitischer Truppen gelandet werden. — Dem Ver nehmen nach ist ein Edikt erlassen worden, welches Li-Hung- Tschang beauftragt, über den Frieden zu unterhandeln. Berlin. Ueber die Abreiic und über die weitere» Disposi tionen des Grasen Walderiee. Oberilkommandirriiden der verbündeten Truppen in China, könucu wir von authentischer Seite Folgendes miithcile»: Graf Waldersee reist ungefähr am 16. August von hier ab. Er wird am 21. August von Genua mit dem Posldamvser „Sachsen" nach China Abreisen. Die Aukuust i» Shanghai erfolgt voraussichtlich am 22. September. In Shanghai wird zunächst der Sitz des Oberkommandos sein. Dem Stabe des Grafen Waldersee gehören 30 deutsche Offiziere an, denen dann entsprechend Offiziere der fremden Mächte hinzugefügt werden. Zum Chef des Stabes ist Gencralmajor Groß v. Schwarzhoff, der jetzige Kom mandeur der ostasiatischen Brigade, ernannt worden. Der gegen wärtige Sitz des Oberkommandos befindet sich in Berlin im Hotel „Kaiicrhof". Berlin. Die Meldungen der Blätter, daß die Entsendung weiterer Iff.OOO bis 20.000 Mann nach China beichlossen sei, ent behrt, wie „Wolfs's Bureau" a» zuständiger Stelle erfährt, jeder Begründung. Berlin. Das Neichsmarineamt steht mit dem Norddeutschen Llovd und der Ha»ih»rg-Amerika-Linie wegen Charterung der Dampfer „Crefeld", „Tarmstadt", „Hannover", „Roland", „Anda- lusia", „Ärcadia", „Palatin" und „Valdivin" in Verhandlung. Kobnrg. Der Erbprinz zu Hohenlohe-Lnngenburg, Regent der Herzogthümer, erließ eine Proklamation, besagend, daß nach dem Tode des Herzogs Alfred die Negierung auf den Herzog von Alban», sein Mündel, überaegangen sei, und daß er für die Zeit der Minderjährigkeit zur Regierungsvcrwcmna berufen sei. Er werde die Regierung nach den Gesetzen des Landes führen und treu zu Kaffer und Reich sichen in der lleberzcugung, daß eine friedliche Entwickelung des Landes durch die Einheit und Krasi des Landes bedingt werde. Er spricht die Erwartung aus, daß alle Beamten ihre Pflicht erfüllen werden. Halberstadt. Oberst Freiherr v. Gabt vom 27. Infanterie- Regiment. beauftragt mit der Führung der 74. Jnsauteiie-Brigade, ist, wie die „Halbersiadter Zeitung" erfährt, zum Oberauarkicr- meisier beim Stabe des Gencralfcldmarschalls Grafen Waldersee ernannt worden. K ö l ii. Bezüglich der anch von anderen Mächten nach China angeordiieic» Verstärkungen in Folge der Widerstandskraft der Chinesen wird der „Köln. Zta." aus Berlin vom 9. August ge meldet : Ueber die deutschen Verstärkungen ist schon gesagt, daß sie 4 Bataillone, sowie angeblich 2 Batterien, 2 Komvagnie» Pioniere und eine Schwadron, zusammen etwas weniger als 5000 Mann aiismachcn sollen. Wie wir hören, ist diese Zahl durch freiwillige Meldungen reichlich erzielt, iodaß dem Abgänge neuer Truppen nichts mehr im Wege steht. Bei äußerster Beschleunigung wird ein solcher Transport nicht vor 4 Wochen zur Einschiffung sertiggcstcllt werden können. Ob diese 4 Bataillone zur Errichtung einer neuen 3. ostasiakffchen Brigade zu je 2 Regimentern benutzt werden sollen, oder ob man durch sie die schon ans dem Transport befindlichen 4 ostasiatischcii Regimenter ans ie 3 Bataillone bringen will, ist noch nicht bekamst. Die Mannschaften der anderen Waffen werden wohl jedenfalls den schon Hinausgeiandten angegliedert werden. — Durch die Presse läuft die Meldung, daß die Entsendung weiterer Iff.OOO bis 20,000 Mann beschlossen sei. Welche Wendung die Tinge in China nehmen werden, kann heute Niemand voran-siehcn, doch glauben wir bestimmt zu wissen, daß augenblickffch an eine Send ung, die auch nur annähernd so grog wäre, nicht gedacht wird. Madrid. In Valencia in der Provinz Eaccrcs wurden in Folge Entdeckung einer Wassen-Niedcrlage mehrere Personen ver haftet, jedoch vorläufig wieder sreigelaffen. London. Ter Loid-Oberrichtcr Russell of Killowcn ist gestorben. London, lieber die in Pretoria entdeckte Verschwörung Wird dem „Neutcr'schen Bureau" ans Pretoria von gestern ge meldet: Eine Anzahl hiesiger Einwohner, die »ist dem Feinde in Verkehr standen, trafen am 7. August Abends Veranstaltungen, um die Ermordung aller in der Stadt wohnenden englischen Offi ziere und die Geiangennahme und Wegfübrniig Lord Roberts' zum nächsten Burenkvmmando zu verabreden. Die Verschwörung wurde erst im letzten Augenblick entdeckt und 10 der Verichwvrer verhaftet. Die Verschwörer beabsichtigten, diesen Plan während einer durch Brandstijtung hervoigerufcnen Verwirrung zur Aus führung zu bringen. London. Die „Daily News" melden vom gestrigen Tage aus Pretoria, es sei ein Komplott entdeckt worden, das zum Ziele batte, alle englischen Offiziere in Pretoria zu erschießen und Lord Roberts zum Gefangenen zu machen. Zehn Anstifter wurden verhaftet. Petersburg. Fürst Valcrian Obvlcnsky-Ncledinsky- Weletsky ist zum Gehilfen des Ministers des Aeußereu eruamst worden. Konstantinovel. Die zehntägige Quarantäne für die Provenienzen aus Smyrna wurde aus 48 Stunden herabgesetzt, und für Provenienzen ans dem egyptiichcn Küstengebiet, Alexandrien und Pvrt Said ausgenommen, aufgehoben. Ocrtlicheö und Sächsisches. Dresvn. 10. August. —* Ihre Maiestäten der König und die Königin unter nahmen in den gestrigen Abendstunden eine Spazierfahrt nach Graupe. Liebetbal. Vorder- und Hintci-Jcssen :c. —* Tie kleinen Prinzen 01 eorg und El> ristian besuchten gestern Morgen in Begleitung des Herrn Hauptmanns O'Bvrn den Biasewitzer Straßenbahnhof. Ten prinzlichen Kindern, die ziemlich lange auf dem Bahnhof verweilten, machte es große Freude, einen Motorwagen selbst zu fahren. Herr Ingenieur Mertens gab den Prinzen die nothmendigen technischen Erläuterungen. —* Durch Verordnung des Königl. Ministeriums des Innern vom 7. August ist den geichäftSführenden Sekretären der sächsischen Handels- und Gewerbekainmern der Amtstitel Syn dikus verlieben worden. —* 22. Verbandstag des Centralverbands der städtischen Hans- und Grundbesitzer Deutsch land s. In der gestrigen zweiten Sitzung sukrie zunächst Rechts anwalt Tr. Baumert-Spandau seinen Tags vorher abgebrochenen Vortrag über das Hypothekenweien (Sicherung der Bauforder- ungcn und Bildung von PfandbriesämteriO zu Ende. Ec verwies ans die in Dresden demnächst in s Leben tretende und in Düssel dorf bereits zur Ausführung gelangte städtische Grund- und Hypothekenbank, die den ersten Schritt auf einem Wege bedeute, den alle deutschen Städte betreten müßten, um endlich einmal etwas Erivrießliches für den Kredit der städtischen Haus- und Grundbesitzer zu tim». Die Bildung von solchen Instituten sei eine der wichtigsten Fragen, ja eine Lebensfrage für den deutschen .Haus- und Grundbesitz. Dieser Erkenntlich habe der Finanz minister v. Miguel schon vor 10 Jahren Ausdruck gegeben, indem er sagte, die Hausbesitzer sollten die Schaffung von städtischen Pfandbrief-Instituten an die Stütze ihres Programms stellen. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Der zweste Punkt der Tagesordnung betraf de» Kamps des städtischen Grundbesitzes gegen die Waaren- häuier. Schriftsteller Diycher-Lebe als erster Referent schilderte den Geschäftsbetrieb der großen Waarenbäiner Wcrkhcim in Berlin und An Bo» Marchs und Louvre in Paris, von denen erstercs im Jahre 1898 einen Umsatz von 30 Millionen, die beiden letzte ren einen solchen von 14ff bezw. 80 Millionen hattest. Ter vci häiignißvolle Einstich der Waarenhäiiier zeige sich besonders in Be ziehung auf die lavenbesitzenden Hausbesitzer, die keine Laden- mielher mehr fänden. Schulz-Berlin vom Hausbesitzerverein Süden verwies anf die sozialpolitische Gefahr der großen Waarcn- hällscr, die eine große Reihe von Mittelstands-Existenzen in das sozinlvolitische Lager trieben und stellte folgenden Antrag: „Nach dem in verschiedenen deutschen Staaten bereits eine Besteuerung der Waarenhäiiier durch besondere Landcsgcsetzc beschlossen ist. ist cs dringende Aufgabe des Centralverbnndes der städtischen Haus- liud Griliidbcsivcrvcrcine Deutschlands, dahin in geeigneter Weise zu wirke», daß in denieingcn deutichcn Bundesstaaten, in welchen eine Besteuerung der Waarenhäuscr noch nicht eingeführt ist. analog de» preußischen und bayrischen Gesetzen eistivelchendc Gesetzentwürfe zur baldigen Vorlage gelangen, »in thnniichst auch aus diesem Gebiete eine deutsche Einheit herbeizusühren." In der ansgedclivten Debatte sprach sich Halbcn-Hamburg gegen die zu diesem Punkte gestellten drei Anträgen aus. Die Grund- Kimst und Wissenschaft. f* Zwei jüngere Dresdner Künstler, die Herren FritzNe ritsch und Hugo Mieth werden demnächst Dresden verlassen. Dieser, ein trefflicher und fleißiger Pnmvclsschüler. der als Por trätist wie als Genremaler mehrsach Probe» eines beachtenswerthen Talentes gegeben hat. wird nach Berlin übcrsiedeln. während Jener, der namentlich durch leine ausgezeichneten Stickcreientwürsc sich einen Namen, auch auswärts, zu mache» verstanden hat, seinen Wohnsitz nach München verlegen wird. Beide Künstler werden Vvr ihrem Scheiden hier noch einmal kollektiv ausstellen. So kündigt der Dresdner Kuustsalon (Viktoriahans) für Sep tember eine SondcrauSstellung von Fritz Neutsch a». -s* Nachdem im Münchner Hoftheater vor Kurzem die 100. Ausführung der „Meistersinger" stattgcfilndell, ist nun auch „Tannhäuser" zum 250. Male gegeben worden; eine ähnliche An zahl von Aufführungen hat anch „Lobengrin" erreicht. Das sind Ziffern, die ein beredtes Zengniß für die Popularität Wagner s in dir bayerischen Hauptstadt ableacn. Die Ungunst des Schicksals, die „Tannhäuser" unter des Meisters Direktion bei der ersten Ausführung in Dresden 1845 erleiden mußte, blieb dem Werke 1655 bei der ersten Münchner Aufführung unter Franz Lachuer in dem Matze erspart, trotz heftiger Jntriauen von vartikularistischer Seite, die in Wagner den Norddeutschen, den Protestanten und den Demokraten dreifach haßten. Eine hochgestellte Persönlichkeit soll sich damals, well Wagner angeblich auf den Barrikaden für die Freiheit kämpfte und als Verbannter in der Schweiz lebte, beim König zu dem geschmackvollen Ausruf verstiegen haben: „Der landesflüchtige „Verbrecher" gehöre in'S Zuchthaus und nicht in's Hoftheater!", worauf König Max II lächelnd antwortete: „In S Zuchthaus soll man allerdings Verbrecher schicken, aber das hindert nicht, daß gute Musik i» s Hoftheater gehört. Man giebt Wagner s Opern in Dresden. Wir wollen nicht sächsischer sein, als der König von Sachsen — und die Musik des landesflüchtigen Wagner in nnierem Hosthentcr hören, wenn sie gut ist — und das soll sie ja sein!" Damit hat König Max II. Richard Wagner den Weg in daS Münchner Königl. Hoftheater geebnet. Generalseldmarschall Graf Waldersee. Alfred Ludwig Heinrich Karl Graf v. Waldersee erblickte das Licht der Welt am 8. April IW zu Potsdam, wurde >m Eltern hause erzogen und besuchte die Kadettenhäuier seiner Vaterstadt und in Berlin. Seine Anstellung als Sekondclentnnnt der Arniec erfolgte im Gardc-Artillerie-Regiment unter dem 27. Juli 1850. Von 1850 bis 1852 beinchle er die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule und versah von 1853 bis 1851 die Stelle als Abthcilnngsadjiitant, von 1857 bis 1858 aber leistete er Dienste als Feuerwerksleutnant. Bis 1860 verblieb er bei der 1. Artillerie- Inspektion als Adjutant, linier dem 31. Mai 1859 erfolgte seine Beförderung zum Prcmierleiiinant und 1860 wurde er zur Dienst leistung beim westfälischen Nlanen-Regiment Nr. 5 ans die Zeit von 9 Monaten befehligt. Am 8. Januar 1862 avancirte er zum Haiiptman». Während der 1861 eintretenden Kriegsbereitschaft wurde Graf Walderiee znni Kommandeur der 6. reitende» Batterie und späterhin zum Chef der Aardc-Hcindwerks-Kompagnic ernannt und blieb dies bis zu deren Auflösung. Vom 25. April 1865 bis zum 16. Juli 1866 war er als Adiutant zu dem Gcueralseldzeug- mcister »nd Chef der Artillerie, Prinzen Karl von Preußen, be fohlen und »ahm als solcher Theil an der entscheidenden Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli, sowie an der am folgenden Tage ein tretenden Beschießung dieser Stadt. Am 12. Dezember 1865 er folgte seine Verletzung in das brandcnbnmische Jcld-Artillerie- Regiment Nr. 8 .Generalseldzengmcister". Mitte Juli 1866 wurde er zum Generalstab der Armee kommandirt und dem Großen Genercrlstab zugetheilt. Nachdem er am 28. Juli zum Major auf gerückt war, kain er unter dem 1. August als Generalstabsoffizier zum Generalgouvernement des Königreichs Hannover und am 30. Oktober wurde der Graf dem Generalkommando des 10 Armee korps überwiesen. In dieser Stellung, getragen von dem besonderen Wohlwollen des GeneralgaiivexneiirS, Generals v. Vvigls-Rhetz. war er mit thätig an der Ueheriührmig Hannovers in die neuen, durch den Ausgang de? Krieges gegen Oesterreich geschaffenen Verhältnisse und gewann dadurch nicht allein einen näheren Ein blick in alle Zweige der Verwaltung, sondern er Irat auch durch seine danwlige Thätigkcit bereits in nähere Beziehungen zu den dortigen Männern von politischer Bedeutung, wie Miguel und Benntgien. ebenso mit oem Kanzler des Norddeutschen Bundes. dem Grafen v. Bismack. Graf Walderiee leistete damals nach verschiedenen Richtungen hin die wichtigsten Dienste, welche auch zur Kenntnis; des Königs Wilhelm I. kamen und zur Folge hatten, daß der hochbciähigte und erprobte Offizier vom 13. Januar 1870 ab der Botschaft in Paris zugetheilt wurde, in welcher Stellung der König ihn am 2. Mai zum Flügeladiutantcu ernannte. In den dem Krieg gegen Frankreich voransgchendcn Ereig nissen erhielt Graf Walderiee eure wichtige und verantwortungs volle Thätigkeit ziigewicien. Er befand sich gerade in Bad EmS zur Meldung bei König Wilhelm, als die spanische Thronkandidatnr sich zur brennenden politischen Frage entwickelte. Als diese Angelegenheit einen ernsteren Charakter zu zeigen anfinq, wurde der Königl. Flügeladjutant von dem Monarchen sofort auf seinen Posten nach Paris zurückaciandt, nachdem er vorher in einstündigcr Audienz durch König Wilhelm I. in der eingehendsten Weise seine Instruktionen empfangen hatte. Die Beobachtungen und Meldungen des damaligen deutschen Militärattachces in Paris waren in jenen bewegten Tage» natürlicher Weise von ganz hervorragender Wichtigkeit. Der Gras v. Waldersee war damals in jeder Weise der rechte Mann am rechten Ort und üliericih die Lage mit seltenem Scharfblick. Die für Deutschland und die deutsche .Heeresleitung besonders wichtige Frage, wie weit sind die Franzosen in ihren Rüstungen vorgeschritten, löste er rasch: denn er erkannte nicht nur mit seinem geschulten Soldatcuaugc, in welcher Stärke die Fran zosen immobil an die Grenze rückten, sondern er zog aus dieser Erkenntniß auch sofort den wichtigen und richtigen Schluß, daß. wenn die deutschen Streitkräfte erst völlig mobil gemacht würden und dann erst sicher auftnarschirlen, dies ihren Fahnen ganz un zweifelhaft den Sieg bringen müsse und werve. Der Verlauf des deutsch-französischen Krieges hat bewiesen, daß Gras Waldersee sich nicht getäuscht hatte. Nachdem er Paris verlassen, wurde er am 23. Juli 1870 zur speziellen Dienstleistung in die nächste Nähe des Königs befohlen und zwei Tage später zum Oberstleutnant befördert. In deni Feldzug gegen Frankreich nabm Graf Waldersee an den meisten großen Entscheidungsschlachten Theil. so bei St. Privat, bei Beaumont und bei Sedan. Ferner wohnte er vom 19. September bis 2l. November der Belagerung von Paris und den mannig fachen damit bcrbnndeucn Gefechten bei. so gleich in den ersten Tagen am 2l. September bei Malmaison. Vom 22. November bis 21. Dezember wurde Graf Waldersee in das Hauptquartier des
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