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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900090702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-09
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Auswärtig? Auftrag? nur gegen HorausveMitung. Betegblättcr werden mit lv Big. berechnet. Lodert Vödme Zm». ^ LLeiäerstoLkv III LI' Nr. 246. MB: Neueste Drahtberichtc. .Hofirachrichte», Errichtung von Freibanken. Herbstscst des konservativen Vereins. Concert der Altistin Frl. Dieterich. 8vor§plLl2 LS. ^reitaq, 7. Leptemlier 1666. Aernschreili- uud Acrufprech-Berichte v. 6. September. Der Krieg in China. Gouverneur von Kianffchou meldet auS M.: Eine Patrouille von 20 Mann des Berlin. Der Tsingtau vom 5. d. , '. Secbataillous unter den Leutnants V.Retberg und Tziobek wurde >eute bei Eantstin von 400 bis 800 Boxern angegriffen. Die Voxer verloren 30 bis 40 Dvdtc. Wir batten keine Verluste. Paris. Einer Depesche aus Shanghai zufolge verständigte Li-Hung-Tickang die Konsuln der Märkte, das; der kaiserliche Hof seine Residenz vorläufig nach der Hauptstadt der Provinz Schansi »erlegt hat, jedoch nach Peking zurückkchren will, falls die Truppen der Mächte Peking verlassen. Li-Hirng-Tschang steht in Ver bindung niit der .Kaiseriu-Regentin. London. In Kanton greift die Unordnung immer weiter nm sich. Wie gemeldet wird, wurden Läden von Eingeborenen, die mit ausländischen Wanrcn bandeln, angegnfscn und geplündert. Ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit scheint vorzuhcrrichen. Es geht ferner das Geruckt von bevorstehenden Unruhen nm Fest der Laternen, am 8. d. M., um. Achnliche Gerüchte sind unter den Chinesen in Hongkong verbreitet. London. In dein Schreiben, das Admiral Eevmour an Vice-Admiral Bendemann über die Haltung der deutschen Truppen während seiner Erpedition berichtet hat, Hecht es: „Ich kann diesen Brief nicht ichliegeu, ohne meiner warmen Be wunderung über die Geschicklichkeit und die niemals versiegende Energie, die Kapitän v. Uledom während der ganzen Erpedition an den Tag gelegt hat, und meiner hohen Werthschätzung seiner Dienste Ausdruck zu geben. Tie verbündeten Truppen standen in der Schlacht bei Langfang unter seinem Befehl. Ich selbst befand mich einige Meilen weit weg. Seiner geschickten Haltung und seinen Vorbereitungen für die Zurückziehung der Züge ist cs znzuschreiben, daß eine Katastrophe vermieden wurde. Der Muth und die hohe Disziplin, welche alle deutschen Offiziere und Mannschaften be wiesen haben, sind der hohen Traditionen Deutschlands durchaus würdig." Tientsr n. Vier angesehene Mitglieder der Boxerjekte sind hingerichtet worden: 2 wurden von den Franzosen erschossen, 2 von den Japanern enthauptet. Ta ku. Binnen Kurzem gebt eine Erpedition nach Paotingfu, M Meilen westlich von Tientsin, ab, die die aus ihrem Wege liegenden Dörfer säubern soll, in denen die ersten Ausschreitungen der Boxer vorgekommen sind. ES heisch das; chinesische Soldaten auf Bclehl Li-Hnng-Tschang's die Boxer in den Provinzen Hunan und Tichili vernichten. Die Russe» beabsichtigen, die Eisenbahn bis nach Peking hin wieder in Stand zu setzen. Militärattaches Obersten Jüdin i» den schmeichelhaftesten Aus drücken über die Bravour der japanischen Truppen in China, nament lich in Peking. Hammerfcst. Der Dampfer „Hertha", der vor einigen Wochen mit einer privaten Jagdgesellschaft von hier nbgegangen war. ist gestern Hierher znrnckgckehrt, ohne Iran; Josefs-Land erreicht zu haben, wo die Jagd stattfinden sollte. Tic sür den Herzog der Abruzzen bestimmte Post wurde deshalb dem Herzog nicht zngcstellt. Die Insel war mit meilenweit sich erstreckendem Eis umgeben. Die „Hertha" versuchte vergeblich von mehrere» Seiten, an die Insel hcranznkommen, tras aber überall ans gros;e Eisberge. Der kürzeste zwischen der „Hertha" und der Insel er reichte Abstand betrug 0 Seemeilen. Man wagte nicht, da das Eis in starker Bewegung war, das Schiss zu verlassen. AtS die „Hertha" gestern Hammcrsest wieder verlies;, begegnete ihr in der Nähe der Stadt der „Stella Polare". Die Post wurde sollnt an Bord des letzteren Danipsers gebracht, weshalb der „Stella Polare" nicht mit dein Lande korrcipondirte, sondern südwärts weiierging. Bukarest. Der rumänische Minor Kisiinvw, Kommandant de? 8. Jäger-Bataillons in Potuicha»» wurde ans Befehl des KriegSminilters vom Obersten PotcScn und dem MilitäistaatS anwalt Knichboc unter der Beschuldigung des Verbrechens des Hochverraths verhaftet und i« das Militärgerä»g»is; eingeliefert. Weitere Verhaftungen in der rumänischen Armee solle» bevorstehen. Washington Das Staatsdepartement theilte dem Ver Weser des russischen Ministeriums des Aenßcren Graten Lamsdorss mit. das; mir eine amtliche Meldung aus Peking, durch welche eine Zurückziehung der russischen Truppen ans der Stadr angezeigt werde, von den Vereinigten Staaten als eine genügende Ver-' niilnssung zur Znrückbernsnng gesehen werben tonne. der amerilänischen Truppen vichversicherung liege», die Verwerthnng des nichtbankwürdigeu Fleisches möglichst zu erleichtern und ertragreicher zu gestalten. Das einzige Mittel, welches hier zu Geboie steht, wird vom Ministerium in der Errichtung von Freibänken nicht nur in den Städten, sondern auch ans dem Vlatten Lause erblickt: cs soll deshalb dahin gewirkt werden, daß in grösseren Orten Frcrbänke errichtet werden und kleinere Orte sich zu diesem Zwecke tbnnlichst :u Verbänden rniammenschlteßen. In grösseren Ortschaften emvsiehlt sich nach der Minislerialverordnnng die dauernde Ein lichtnng eines VcrtausslvkalS, eines kleinen Ladens, eines v-m der Strafe zugänglichen Raumes: in tlcineren Orten können als Freibani leeistehende oder anderen Zwecken dienende Räume > Spritzenhaus :c.s vorübergehend bez. bei jedesmaligem Bedürfnis: benutzt werden. Bei Geineiuoeverbanden. in denen die Entieru nng der einzelnen Orte oder andere Umstände die Errichtung einer ständigen und gemeinsam zu bcnntzeridcn Verkan'Sstclle nicht rntb - sniil e»'cheinen lassen, wird die Freibank je nach Lage des Faltes in demenigcn Ort. in welchem das betreuende Thier zur Schlacht nng gekommen ist oder i» die stärkst bevölkertste Gemeinde gelegt weiden müssen, und ist die Bestimmung des Lolats der betreffen den Gemeindebehörde zu überlassen Auch kann der Falt vor aeiehen werden, dah bei gröberen Menge» von nichtbantwnrdigem Fteikch der Fccibaickverkänsec ei» Viertel oder eine Halste des Schlachtthieres in einem und die Reste m einem anderen Orte und zwar in dem in iedem Orte ui bestimmenden Lokale znni Verkauf bringt. Als Freibankverkänser sind vorwiegend Lohn ichtächlec, eoentuell nicht dauernd schlachtende Fleischer oder andere sachkundige Perionen zu verwenden. —Wie bereits gemeldet, wird der Konservative OcrtlilhcL und Sächsisches. Dresden, 0, September. Berli n. Das preußische Staatsministcrium hielt heute unter Vorsitz seines Vice-Präsidcnten Di. v, Miguel eine Sitzung ab, in welcher die allgemeine Einführung des Rohstositarifs sür Kohlen transporte auf preußischen StantSbahneii zur Beratlmng stand. — Dem Bundesrath sind zugegangen die nm 8. Juni zu Brüssel Unterzeichnete Konvention betreffend Maßncilnnen zur Verhütung der Einfuhr von Spirituosen in bestimmte Gebiete Afrikas. Ter Entwurf enthält Abänderungen und Ergänzungen des amtliche» Waarenverzcichnisses znm Zolltarif und der Instruktion sür bic zolllechnische Unterscheidung des Talges, sowie der Eniwnrs einer kaiserlichen Verordnung über die Form des Vcriahrcns und den Geschäftsgang des ReichSPersichcniiigSamtS bei Durchführung der Novellen zu den Unfall-Vcrsicherungsgesctzen. Der Inhalt der Brüsseler Kvnvciition wurde bereits früher mitgcthcilt. Berlin. Llov metdnng über die Truppentranspoitschiffe: „Phoenicia" am 4. ds. M. in Singavore angekommen. „Darm sladt" und „Palatin" passirten am 8. ds. M. Gibraltar. ^Batavia" ist am 5. September in Shanghai eingekrvsscn. Ter Geoindhetts- znstand ist vorzüglich. „Palatin" hat am gleichen Tage Gibraltar paisirt. Erfurt. Das in den tbüringischen Staaten verbotene Auf treten deutschradikaler Abgeordneter aus Oesterreich in Versamm lungen ist vom Regierungspräsidenten in Erfurt auf preußischem Gebiet gestattet worden. Wie». Wie die „Reue Freie Presse" meldet, äußerte sich »er Kaiser bei der gestrigen Abichiedsciudie»; des javanischen an-! Verein am >2. September seine» Mitgliedern ein Herbst fest bieten und hat in sinniger Welle mit demselben eine rvr. Maiestät dem König gewidmete Huldignngsicihrt nach Pillnitz verbunden. Se. Majestät wicd die von den Schiffen ans dargebrachte Huldigung v n der Terrasse vor dem Schlosse in Pillnitz aus annebnien. Tie von Musikkapellen begleireten Schicke werden >'-3 Uhr Nachmittags in Dresden abiahrcn und nach der Huldigung, ohne zu landen, nach Dresden znrncktckren. wo sie an der Halte stelle Wald; chlößchcn anhnlten, damit die TKeilnehmer zu dem geplanten Herbstseit nach den; Festorte sich versiigen. Dort wird n. A. eine Lotterie zu Gunsten der nach Ostasien gezogene» deutschen Krieger veranstaltet. Werthvolle Geschenke von Bist gliedern und Freunden des Vereins sind bereits cingegangen und wettere Gaben sind in sichere Aussicht gestellt worden, io daß bei der dem patriotischen Zweck gewidmeten Lotterie gewiß auch mancher ^oosinkaber noch besondere Freude tür sich selbst erleben wird. —* Ihre Majestäten der K ö n i g und die König! n prome nirien gestern Mittag einige Zeit im FriedrichSgmndc — Am gestrige» gemeinsame» Souper bei Ihren König!. Majestäten nahmen Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Max mit den Umgebungen Tbeil. —* Herr Professor Dr. incd. Hagen an der Universität Leipzig feiert am 20. September sein ckOjähriges Doktorjnbitänm. —* Dem Koittordiener Herrn Karl Goltlicb N ö ck e liier, welcher seit länger als 33 Jahren bei der Firma Gocriich u. Co, Grossogcschäft cheminh-tcchnllchcr Produkte in Dresden, in Be-, schäftigung steht, ist das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der! selbst das obligate Tänzchen wird nicht fchten. Arbeit verliehen worden. ^ —* Berechtigte Zweifel bat die Meldung eines hiesigen Blattes —* Errichtung vvn Freibänken. Nach einem erregt, daß an dem am 1. September früh nm Carvlateiclie im Berichte des Berwaltungsansschnsjes der Anstalt für staatliche j Kömgl. Großen Garten erschossen anfgesnndenen inngen Mann Schlachtvichversicherung hat. wie in einer Verordnung des ! ein Vcrbre ch e n verübt, daß er getvdker und beraubt worden Ministeriums des Inner» anSgeführt wird, die Verwerthnng des! sei. So viel als sicher an bernsi'iier Stelle in Erfahrung ge nichtbankwürdigen Fleisches in alleir^Schlachtviehhösen. sowie in! bracht winde., liegt keine Veranlassung vor. ans ein lotcheS zu den Städten mit sind die Ergebnisse Während des Abends werde» zwei Mnsikkorvs coneertiren, auch -finden Kinderbclnstianngen. Lanwionziig. Illumination :c. statt. igen Fleisches in alle» Schtachtvichhösen. sowie in- bracht winde, liegt keine Veranlassung vor. ans ein lotches zu mit Freibank keine Schwierigkeiten gemacht, und i zntommen. Die Angabe, das; bei dem Totsten mir zwei Pfcnnigc wisse derselben sür die Anstalt fast ausnahmslos be- j Geld gesunden worden sein tollte», wäbrend er doch kurz zuvor friedigende gewesen. Anders verhält es sich in den übrige» Ge meinde», namentlich aber in den Landgemeinden mit dünner Be völkerung. Ziemlich hänsig hat dort der Besitzer sich geweigert, das nichibankwürdige Fleisch zu übernehmen. In der Regel bat ans die Weigerung des Besitzers hin der OrtsschätzungsanSschns; oder die Gemeindebehörde die Verwerthnng übernommen und zwar nickt unter Bernfnnzz ans das Interesse der Versicherungsanstalt. Waise gekauft. Das Einzige, ans das sondern nm das Fleisch überhaupt nur zu verwerthen. Tic Per-> Verbrechen sich stützen könnte, würe das seinen Gehalt erhoben, ist ebenso nnzittrcifend. wiedic Bclmnvtnng. daß die dein Verstorbenen gehörige Uhr fehlt. Vielmehr ist die Uhr zuletzt von ihm gar nicht getragen, sondern in seiner Wohnung ziirnckgelasien, daselbst auch vorgesnndcn worden. und mehrere Mark Geld hatte er in einer anderen. a!s der Portemonnaietaiche bei sich. Unzweifelhaft hat er vvn seinem Gehalte sich mich die die Meldung von einem stehlen der Waffe, mit der wcrthung hat infolgedessen oft z» sehr niedrigen Sätzen statt- j der Schuß abgegeben worden. Diese liegt aber jedenfalls im esundcn. und weiterhin ist ein ziemlich bohcr Aufwand für den > Earolcllec und hat miaenchtet eifrigen SuchenS nicht erlangt werden Verkauf in Ansatz gebracht worden. Rechnet man hinzu, daß in verschiedenen Fällen das Jlellch nicht oder nicht vollständig ab zilletzen war und deshalb schließlich die Reste als verdorben be seitigt werden mußten, io ergiebt sich als Geiaminlrenilkat. daß die Verwerthnng des nichtbankwürdiaen Fleisches eine» niedrigen Ertrag ergeben hat, der wahrscheinlich seinen Ausdruck darin finde» wird, dag die gezahlten Eiitichädigniigen durch de» Staatsbcitrag und die gezahlten Beiträge nicht voll gedeckt werden. Unter diesen! belcitct Hatz können. Uebrigens ist der Schuß nach Oessnnng der Kleider er folgt und die Mündung der Schießwaffc ans das Hemd aufgesetzt worden. Schon dies spricht allein gegen jede verbrecherische Tbat. Der junge Mann bat in letzter Zeit an heiligen Kov>- schmerzen. wobt nervöser Art, gelitten, er hat des Nachts oft nicht Ruhe finden können. Rach alledem ist mit Sicherheit anznnehmen, das; er im Zustande geistiger Störung selbst leiiicm Leben ein Ende i^c Uebeizeiigung ist. wie vertäutet, auch die Umständen muß es >m Interesse der Austritt sür staatliche Schlacht- Königliche Staatsanwaltschaft bier gelaunt. Knnst und Wissenschaft. ck* Das König!. Schauspielhaus eröffnet Sonntag den 8. September die neue Spielzeit mit einer Ncuaufsührung des Grillparzer'schcn vieraktigen dramatischen Märchens „Der Traum ein Leben" in nachstehender Besetzung: Massud—Hr. Swododa: Mirza—Frl. Pölitz: Rnstan—Hr. Franz: Zanga—Hr. Wienc; König von Samarkand-Hr. Winds: Gülmere—Fr. Esillag: Killeb—Hr. Hufs: Karffan—Hr. Tcttmer: Mann vom Felsen— Hr. Froböse: Altes Weib—Fr. Hildcbrandt; Kämmerer—Hr. Grosse: Hauptmann—Hr. Busse; Anführer—Hr. Leichert; Dienerin—Frl. Schendler. ck* Concert. Im Musenhause hatte sich gestern, Mittwoch, eine sehr zahlreiche Hörerschaft z» dem Concert einer blinden Altistin, Frl. Hildegard Dieterich, cingefunden. Von dem beinahe unvermeidlichen Zwange, der über der Mehrzahl so- zenannter Wvhlthätigkcits-Veranstaltungen zu liegen und der artigen Aufführungen die Stimmung gewöhnlich zu nehmen pflegt, war hier nichts zu beobachten, im Gegentheil gewann man den Eindruck, als seien Alle gern und willtg gekommen, ein humanes Werk zu unterstütze», das sich durch sich selbst empfiehlt. Diese bereitwillige Antheilnahme an dem Schicklal der »rügen Dame, die des kostbarsten menschlichen Gutes, des Augenlichtes, beraubt, durch die Kunst und Macht der Musik die Sorgen der Existenz zu bekämpfen sucht, wurde auch in künstlerischer Hinsicht ur nichts enttäuscht, denn sowohl die Conceitgeberi», wie die mitwirkenden Künstler, boten durchweg gure und gediegene Vorträge. Frl. Dieterich, mit schönen, warmen Mitteln begabt, sang in verständ nisvoller Auffassung eine Arie aus dem Brnch'schcn „Odysseus" and Lieder von Brahms, Franz. Hildach und Mendelssohn. Die bemerkenswerthe Begabung, nicht weniger der Aufwand von Fleiß und Hingebung, die aus den Vorträge» wracken, erhoben die Ge länge Frl. Dieterich's zu angenehmen, svmvathischen Darbietungen, denen auch der Stempel des Künstlerische» nicht abging. Die. wie bemerkt, auch materiell sehr glückliche Veranstaltung war das löbliche Werk von Frau Marie Karchow -- Lindner. die sich künstlerisch mit der Neeitation ernster und heiterer Dichtungen er folgreich betheiligte. Außerdem widmeten ihre Unterstützung die Herren Theo Bauer und Felix Petrenz, die als E> «immer eiue^art und voetiscb «Münder „ „ ..die als Eingang «iwfundene und geschickt gearbeitete Sonate für Violine und Klavier deS hiesigen begabten Kom ponisten M. Th. Drache und Kompositionen von Nies, Schumann, Hubay in trefflicher Ausführung boten. tl. 8t. Berliner Vcben. L. Berlin, 8. September. Wir haben es wirklich hier in vieler Beziehung herrlich wett gebracht. Dinge, an die man noch vor einem Menschcnalter kaum gedacht Kat, gehören zu »liiere» alltäglichen Bedürsnissen, und andeie wieder, dir man sich früher mühsam erringen mußte, werden uns heute fix und fertig gleichsam ans dem Prätentirteller cnt- gegengetragen. Den Gipse! in letzterer Hinsicht hat wohl die „Neue Gemeinschaft" erklommen, eine Vereinigung vvn Schrift stellern und Künstlern, die sich .zum löblichen Zwecke zusammen- aethan haben, eine — nenc Weltanschauung zu Hilden. Denkende Menschen haben ja wohl zu allen Zeiten ihre eigene Weltanschauung gehabt. Es hat auch hänsig erlesene Geister ge geben, die einen so überraschenden Einfluß ciüsgeübt haben, daß sie ihre Weltanschauung der Mehrheit ihrer Zeitgenossen gleichsam ein- aeimvst haben. DaS war dann aber meist ein recht langwieriger Prozeß. .Heutzutage geht die Geschichte schneller und angenehmer von Statten. Einige Herren, die sich zu der ehrenvollen Rolle „führender Geister" berufen fühlen, mielhen den Becthovcniaal, schmücken dessen Conccrtpodium mit Blumen und Palmen, der eine Herr dichtet einen schwungvollen Prolog, der i» der Aufforderung gipfelt: „Greift zu! greift zu! Stoßt alle Schranke» ein! Nicht länger quält euch mit des ZweifelsPein !" und mit der bescheidenen Erklärung schließt: „Wetteifernd miieiiiaiidcr ringen wir, Gott zu sein (sie!)" — ein anderer Herr meint. Jeder müsse sein Leben zu einem Kunstwerk gestatten, ei» Dritter hält es für notbwendia, daß wir a us uns heraus leben, und ein Vierter endlich veisichcrt. daß die neue Weltanschauung zur gefällige» Benutzung sür Jeder mann, der dieser „Neuen Gemeinschaft" deitreten will, nunmehr endgiltig geboren >ei. So geschehe» gm k. September zwsichen 0 »nd 11 Ubr Abends im Berliner BeellwvcMaai. Und es gicitt wirklich Berliner Blätter, dieaanz ernsthaft über dieses „Ereignis;" berichten und ausmllntcriide Worte sür die »ene Gemeinschaft übrig haben, die „in inniger Verschmelzung von Religion. Kunst. Wissen und Leben daS Menschen- und Mrnschheitsideal, die Vollendung des Einzelnen und der Gesammthcit zu verwirklichen sucht." Be- bofShalle glich, nunmehr ein sehr gefälliges, glänzendes Gewand erhalten. T-as Dach mit zeichnend ist dieser Vorgang jedenfalls für die Gegenwart, die eS ans allen Gebieten liebt, sich an geschwollenen, prunkvollen Redens arten zu bcmuichen und klingende Worte nur gnr zu gern für voll wichtige Tkaten nimmt. Mit demselben heiligen Emst und Eifer, mit dem unsere Presse über die glückliche Geburt der cillcrneuesten Weltanichnunng be richtet hat. berichtete sie über die dekorative Umgestaltung des „Wintergartens", um'eres größten und besten Spezialitäten kheaters. Da war kein Superlativ stark genug, gls daß er nicht zur Ausschmückung dieses Berichtes herangczvgcn worden wäre. Ritt komischer Ucbcrichwäiiglichkeit schilderte man die „feenhafte" Beleuchtung, die glänzendste Dekoration des Inncnraumes. den nnüdertresftichstcn Geschmack des Baummeislcrs, der dieje Wunder geschaffen, und die alles bisher Dageweicne in den Schatten stellende Geiammtwirkiing. In der That hat der Wintergarten, der bisher mit seinem riesigen Dach ans Glas und Eisen und leinen düsteren, schmucktosen Wandstärken einer gewaltigen Bahn anziehendes und seinen prosaischen Eisenrippen verschwindet vollständig unter der Fülle elektrischer Glühlämpchen, die sich vom Zuichauerraum aus wie funkelnde Sterne ausnehmen und den Anschein erwecken, als blicke man durch die Decke direkt in den gestirnten Nachthimmcl. Von diesem scheinbaren Firmament heben sich Figuren, Venen und andere Ornamente, die den breite» Wandflächcn als Bekrönung dienen, plastisch ab. Die Wände selbst sind durch vergoldete Säule» gegliedert und mit Spiegeln überdeckt, durch die der ohne hin gewaltige Innenrnum noch erheblich erweitert erscheint. Vielleicht ist diese Barockdekoration mit den vergoldete» Orna mente» und den purvnrrvthen Vclarie» sür einen fernen Geschmack allzu arelt und überladen. Der großen Masse des hier verkehren de» Publikums wird sie schon Zusagen und reichlich imvvniren. Auch ei» glänzend ansgcstattctes Fvver hat man geschaffen und wahrhaft prunkvolle Ersrischlliigsräume. so daß der Wintergarten letzt auch äußerlich in die Reihe der ersten Lokale seiner Art getreten ist. Wie sehr die Leircr dieses Vcrrwtös aus dem Bollen schöpfen und sich alle technischen Fortschritte aneignei, können, erweist wohl am besten die Tbatiache. daß sie sich die berühmte Drehbühne des Münchner Meisters Lautenschläger „zuleäen" konnten. Der hervorragende BüdueotechoUcr hat.hier die von chm
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