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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001116027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900111602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900111602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-11
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Serugrgeblldr: »« «otz «PL ^«8.»««« Lte.DrMnrrN-ubrlikiie»' «tt»«I«« M» ««,»»«: di« B«ikber tu Drrldai und der »Lcktim llmaeduna. wo di« Zutraauna durck «inen« Borm oder -vrmmilionLre «rioiat. erdalt» da» Blatt an Wo»«»«»««. di- utL« aut Laim- oder Hkirriaa« toiaen, i» w«t ri>eilao»aad«n «de»» wtd Mir,«,« waekellt. tzür Hückaad« «inaetaudier EchrA- Mt« «-tu- BadmdltLIeit. G«r»tvrk<ban>«blutz: AtM l Str. U und Nr. LÖSS. Teleiromm-Sdrette; »«chrtch»«» Dr«»d«» Donnerstag-Adendausyabe für Dresden und Umgebung. Kogvünöst 185« Nevlag von Kiepsrft S? Ueichardt. Anreizen-Lanl. Li« StMLdme v«a SnküLdimman, rrtolat in drr LauvtakickiLstSstrllk mit, den Nkdfnaimadmeitrllcn in Drcdtxn dis Äiaäimittaa» sUbr. Sonn- mid Jüi-rtaa« nur Mari«nstraß« » von n bcL>/,llldr. Dis I wattig« Grund- «ile <ea. 8 Silben) «o Pt».. Ln tündiaunaen aut d-rBrivatieite Zeile c» Via.: die 2 waltim Zeile alt' : .Einaelandt" oder auf Tertien-: so Via. In Nummern nach Sonn- und Feier tage» i der 2wattige Grundzeiten W, ao bez. W und so Via. nach deionderem Tarif. Auswärtige Auiträge nur »«Leu Loratu-beäLbimia. Äcleablättcr werde» mit io Li,, berechnet. »i »dort SA lunvj M. Llbiäerslottv in «Mter ä! »Miii. Vvorepl lrlLl lk. Mm «.„ionol' Neueste Drahlöcrichle. Hosnnchrichten. Gemeindctag. Fohlenaufzucht-Verein. Allgemeiner Handwcrkervercin, eD li V» Iplksikt. Militärverein „Sächsische Grenadiere". Berliner Leben. > Freitag, 16. November 1VV6. Neueste Drahtmeldungen dom 15. November. Der Krieg in China. London. Der ..Standard" erftihrt aus Sbanghai. das; die dottiaen chinesischen Beamten sür die nächste Zeit eine» A u f- stand der Mubamedaner unter der Führung Tungftilisiaii's in der Provinz Scheust erwarten. — Ei» Telegramm der „Daily News" aus Shanghai meldet: Ein führendes konservatives chine sisches Blatt fordert in einer Besprechung der Expeditionen »ach Paotingsu die noch nicht verhafteten chinesischen Beamten, deren Leben die Veibündeten bedrohen, auf. dielcm schimpflichen Tode durch einen Sc! dsimord aus deni Wege zu geben. London. „Standard" meldet auS Tientsin vom 12. ds. M.: Der Taotai Scbeng, der chinesische Generaldirektor der Eisenbahnen und Telegraphen. hat von Shanghai eine grosse Anzahl Arbeiter mit ausreichendem Material abge'andt. um den tele graphischen Dienst von Peking aus wieder aufzunehmen. N ew - Nork. Aus Peking wird vom 12. d. M. genieldet: Heute batte» die Ge > andte » eine längere Konferenz, nach deren Beendigung die allgemeine Genugtlmung über die Fort schritte ausgedrückt wurde, die man im Interesse der cndgiltigen Regelung der Frage gemacht habe, lieber die meisten Neben- tragen wurde», wie verlanlct. Bestimmungen getrosten und über verschiedene wesentliche Punkte wurde ein Einvcriiclnnen erzielt. In der Versammlung trat zu Tage, das; über die wichtigen Punkte weniger Meinungsverschiedenheit herrschte, als. man erwartet batte. Dies ist zum grossen Thcil ans die cndgiltigen Instruktionen zurückzufühien. die die Gesandten von ihren Negierungen erhalten haben. Ter ameiikanischc Gesandte Eonger glaubt, das; die Vor- sckläac früher, als man gehofft habe, zur Uiiterbreitung an die chinesische Negierung fertig iem werden. Morgen haben die Ge sandten wieder eine Zusammenkunft. Washington. Aus eine bezügliche Anfrage an zuständigen Stelle wurde folgende Eiklärung abgegeben: Tic Erörterungen der Londoner Presse über die Haltung der Vereinigten Staaten bei den schwebenden Verba» dl nnaenin China beruhen auf einem vollständigen Mißverständlich. Es liegt der Negierung so fern,,einem Einvernehmen zwischen den Mächten in Peking Hindernisse in den Weg zu legen, daß der Gesandte Eonger wiederholt und dringend angewiesen ist. alles nur Mögliche zu thun. um eine baldige Verständigung zu Wege zu bringen. Die Negierung der Vereinigten Staaten hat sich an der Expedition nach Paotingsu nicht detheiligt, aber sic hat keinen Einspruch dagegen erhaben und hat auch den anderen Mächten gegenüber nicht ihre Meinung über die Zweckmäßigkeit zum Ausdruck gebracht. Die Negierung der Vereinigten Staaten befindet sich im Einverständ- niß mit den Mächten hinsichtlich der Forderung einer entsprechen den ernsten Bestrafung der Hauptübeltbätcr, hinsichtlich der Ent schädigung und schließlich auch hinsichtlich der Sicherung für die Zukunft. Sic traut sich jedoch auf die weite Entfernung nicht zu. zu entscheiden, wer am schuldigsten ist. welche Strafe in jedem Falle zu verhängen ist. und ob dft Exekution irgend welche» Mtheils im Bereiche der Möglichkeit liegt. Diese Fragen, ebenso wie die Entichädigungssrage. sind den Unterhändlern zu überlassen. Man kann ohne Weiteres annebmen. daß diese keine Gemiyrbuung, weder persönlicher, noch pekuniärer Natur, beanspruchen werden, dir zu leisten China nicht die Macht hat. Berlin. „Prinz Heinrich" mit dem Fnhnrichstrans- port für das Kreuzergeschwader ist ain 14. d. M. in Aden an gekommen. . der!in. (Priv.-Tcl.) Dem Bundesrath ist der Entwurf eines Gesetzes wegen Vcwendung überschüssiger NeichSeinnahmen ans dem Rechnnngsiahr ItlOl zur Schuldentilgung zn- gegangen. Der Entwurf schließt ych dem sür das laufende'Rech- nungsiabr ergangene» gleichartigen Gesetze durchaus an. — Die W a h l der Präsidenten des Reichstags erfolgte durch Stimm zettel. Es ist sicher, daß. Graf Ballestrem als Präsident und Dr. v. Frege als erster Vicevräsident wiedcrgewählt werden. Letzterer allerdings gegen die Stimmen der Linken. Zum zweiten Vicepiäsidentcn wird voraussichtlich Büsing (nat.-Itb.) gewäblt. Aui der Tagesordnung der morgenden ReichStagssitzung soll die erste Leinng zur Seeinannsordnung und die von den Sozial demokraten eingebrachtc Interpellation, betr. die Verwendung der 12000 Ml. seitens des Reichsamts des Innern, gesetzt werden. Der Reichskanzler Graf Bülow ioll sich indes; nicht bereit erklärt haben, die Interpellation bereits morgen zu beantworten. Tie erste Berathung der El> inavorlage beginnt am Montag oder Dienstag. Das Centruni hat beichivssen. n. A. den Initiativ- Antrag. betr. die eingetragenen Bcrufsvcreiiie. wieder ein- znbringen. Der Antrag auf Aufhebung des Jesuit eng cs eh es soll erst später folgen. Berlin. Heute trat hier der 1. Deutsche H a ndwcrts - und Gcwcrheka mmertag zusammen. Etwa 150 Telegstte sind erschienen. Ferner waien anwesend Vertreter der preußischen, sächsischen und anderer Bundesregierungen, sowie der Städte Hamburg, Lübeck. Berlin u. a. Z» Vorsitzende» wurden gewählt Gcwcrbekammcrpräsident Ecborcr Lübeck. Obermeister Fastcr-Berlrn, Nagler-München. Metzler-Neustadt i. Oberichl. Frankfurt a. M. Wie die .,Offenbacher Zig." meldet, werden die Leichen der bei dem Eisenbahnunglück umgekvininenen Personen am Freitag Nachmittag in einem gemeinsamen Grabe beigesetzt werden. Nur die mit Sicherheit erkannte Leiche des russischen Staatsraths Dimitricwitsch wird in der russischen Hcimatb beerdigt. London. Den „Times" wird aus Newststorl tclcgraphir!: WaS bei der Politik des Präsidenten M a e K inlen herans- gekommcn ist. ist, das; China und Europa überzeug! sind, in der zwischen China und der Christenheit schwebenden Frage stunden die Vereinigten Slnnlrn auf Seite» Chinas oder wenigstens doch, sie stellten sich abseits vom europäischen Coneert. Die gegen wärtige Hartnäckigkeit Chinas ist vielleicht zum Tbeil daraus znrückzuführen. daß China überzeugt ist. es hätten sich die Ver einigten Staaten von dein einmütiiigen CiviliiativiiSwerle losgelöst. Daß die amerikanische Negierung sür den Frieden um ieden Preis wäre, ist nicht anzunehmen, aber die Opfer an Interessen der Christenheit, die sie ii» Interesse Chinas oder der Vereinigten Staaten zu bringen bereit scheint, sind zahlreich und groß gewesen. Sie hat die Sympathie der Chinesen gewonnen, daß sie auch die jenigen Europas gewonnen Kat. kann sie nickt erwarten. Port Said. Die „Gcldcrland" mit Präsident K r ü Bord ist hier eingetrossen. Standerton. General BvyeS ist mit einem Konvoi aus Ladysmfth hier eingetroffcn. Der Konvoi war den ganzen Weg über von den B u r e n belästigt worden. Der Verlust betrug 3 Tobte und 7 Verwundete. Gestern wurden 65 Frauen und Kinder von vier nach Natal gciandt. Tie Kolonne des Obersten Bewicks-Covley. die südlich des Vaals operirt. hat 5 Bnren- familien, 3000 Stück Rinder und Schafe. 350 Pferde und 5 Wagen ladungen Nahrungsmittel hierher geiandt. Cradock. Eine Abtheilnng kürzlich in Kimberlev neusormirtcr Polizeitruppen wurde von den Buren 15 Mellen von Vrydurg überrascht, doch wurden sie von 60 Polizei-Freiwilligen befreit. 7 Buren wurden actöd tet: der Feldkornet Dupeisis wurde verwundet und gefangen genommen. T>ie Britten verloren 3 Mann. Die Buren schollen 60 Pferde nieder. iger an stellt worden sind, hat es im Ei »Verständnis; mit dem Kriegs Ministerium beschlossen, die d,m Fohlenaufzucht-Bereiu zur Förderung seiner Zwecke bewilligten Mittel bis auf Weitere: lährtich »m 10 000 Mt. zu erhol,en. um damit den Züchtern die Abgabe ihrer Fohlen an eine Auizucktstation zu erleichtern, indem ihnen für jedes Fohlen iährtich eine Ausziichtbeihilic von 100 Ml. gewährt werden ioll. Ta bei der Benutzung des vorhandenen, meist recht mangelhaitcn. dabei wenig ausgeglichenen Stuten Materials zur Zucht bisher wenig befriedigende Erfolge erzielt worden sind, beabsichtigt das Ministerium des Innern sernerhii: das zu, Hebung der Landespserdezucht geeignete Stutenmateriul durch Einführung volliäbrigcr starker edler Stuten zu vermehren Zn dem Zwecke wllen jährlich 15—20 dergleichen Stuten in Ost Preußen, Holstein und Hannover vom Landitallomt. Mvritzburg an gelaust und an zuverlässige Züchter im Lande zu einem billigen Preis unter den feilgesiellten bcjonderen Bedingungen abgegeben werden. Zu demselben Zweck bat sich das Kriegsministerinm erboten, zu Zuckst zwecken geeignete Stuten ans den NemoiitedevolS zu Kalkreuth und Skassa an zuverlässige Züchter käuflich abzngeben. Um dem Kricgs , minirteriiim eine tlniniichil billige Abgabe dieser Stute» zu crnrög ! liche». bat daS Ministerium des Innern zur Gewährung von An i kauisbeihilfcn iährtich 5000 Mi. zur Beringung gestellt. An Stelle i des bisher bei den Stutenmnsiernngeii und Fohlenschancii au ! gewendeten Pkämiiriurgsiystems. weiches zu wenig anregend wirkte. ! har das Ministerium des Innern nach (siehör der ständigen Kvm Mission zur Hebung der Landespserdezucht einen neuen Prämtirung? plan festgestellt, welcher vom Jahre 1!M ab zur Anwendung ge langen wird. —' Dem Vernehmen nach, sind abermals zwei hiesige Persönlich leiten, die sich dem lukrativen Dienste als Zmrcibcr bei der Ab Wickelung von W n cherges ch äste n widmeten, wegen Wechsel icilichnng und anderer damit im Zusammenhänge stehende' Verbrechen in Untersuchungshaft genommen worden. Einer der „Herren" hat binnen wenigen Jahren sein nicht unbeträchtliches Vermögen vergeudet und befaßte sich in der letzten Zeit Haupt sächlich mit der Unterbringung von Aceepten „gegen hohes Damnum" siir einen hiesigen bekannte» Kaufmann, weicher unter der Anklage des Meineids ebenfalls bereits hinter Schloß und Riegel sitzt. - - —Die Gemeinden der Bezirke der König!. Amtshmiptmami schäften Dresden-Altstadt und -Neustadt hielten heute Vormittag unter Betheiligung von gegen 200 Personen. Gemeindevorständcn Oerlttches nnd Sächsisches. Dresden. 15. November. —* Sc. Majestät der König und Se. König!. Hoheit Prinz Georg tagten heute mit den Cavalieren vom Dienst auf Penkcr Revier. Ihre Majestät die Königin und Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde nahmen mit den Damen am Iagdfrülistück Tlieil. — In den heutigen NachmiltagSstunde» empfing das Königspaar im Schlosse Sibhllciwrt den Kardinal- Fürstbischof von Breslau Dr. Kovv. —* Ihre Majestäten der König und die Königin wwic Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg und Prinzeß Mathilde treffen am Sonnabend von Sibylleiiort hier wieder ein. —* Nachdem dem Ministerium des Innern zu ausgiebigerer Förderung der Landespserdezucht ini Allgemeinen und zur Hebung der Remvntezucht insbesondere vermehrte Mittel zur Verfügung ge . .. gegen und -Aeltcsten. Amtsthicrärzlcn, Mitgliedern der Bezirksausschüssen. in den „Drei Raben" ihren diesiährigen Gemeinde tag ab. welchem die Herren Amtshauptleutc Geh. Regierungsräkhe Dr Schmidt und v. Craushaar beiwohnten. Ten Vorsitz führte Herr Gemeindevorstand Nudelt--Tenben. der die Versammlung mit herzlichen Bcgrüßungswortcn eröffnet«:, des betrübenden Trauer falles ermahnte, welcher daS sachsijchc Königshaus durch den Tod des Prinzen Albert betroffen und der in allen Kreisen derRevökkemng innige Theilnahme erweckt habe, weiter der glücklich überstandene» wiederholten Erkrankung Sr. Majestät des Königs unter dem An drucke der innigsten Wünsche für dessen ferneres Wohlergehen ge dachte und ein dreifaches Hoch auf den König ausbrachtc. in das die Anwesenden begeistert einstimmten. Seit der letzten Tagung feierten zwei Beamten des Bezirks, die Herren Ober-Inspektor Penvizkn nnd Obergcndnrm Naumann ihr lKMriges Dienst Jubiläum nnd wurden ans diesem.Anlässe vom Vorstand beglück wünscht. Dos Andenken der verstorbenen Herren Gemeinde Vorstände Hendrich-Klotzschc nnd Großmann-Plcmen ehrte die Per iammlnng durch Erheben von den Sitzen. Nach einer Reihe > geichäitlicher Mittheilungen des Vorsitzenden sprach Herr Obe, >Rcaierungsrath Tr. Naundorfs in 1'Mündigem, von bcden ! tenver Sachkeimtniß zengendem Vorträge über das am 1. Januar 100! in Kraft tretende Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege und beleuchtete, von den Motiven des Gesetzes ausgehend und den bisherigen und kniffligen Zustand vergleichend, eine Reihe neuer besonders wichtiger Bestimmungen, in Sonderheit über das Partei streitversahlen nnd die Ansechtnngsklnge, als des wichtigsten Rechts mittels, welches das neue Geietz biete. Ter Vortragende erntete für seine Ansiühnliigen lebhaften Bestall, dem der Vorsitzende Worte herzlichen Daiikes ansügte. Tie Versammlung gab ihre Zustimmung hierzu durch Erbeben von den Plätzen kund. — Ein Vortrag des Herrn Amtstbierarztes der Anstalt für staatliche Kunst und Wissenschaft. °f*Im Residenz-Theater gelangt nächsten Sonntag zw« letzten Mole: „Die Tochter deS Erasmus" mit Adalbert Matkowsty als Gast zur Aufführung, und Montag, den l9. d. M. geht das Schauiviel „Kaiser Heinrich" von Ernst w Wildenbruch mit den .Herren Adalbert Matkowsky und Gustav ttrtarcke als Gästen, neu eiilltudirt. in Scene: es können von „Kaiier Heinrich" nur einige Wiederholungen stattfiiiden, da das Gastspiel Adalbert Matkowsky's nur noch kurze Zeit währt. x* In Wien erschien Julius Stetten heim wieder am Bmleietisch. Wippchen der Kricgskorrespondent und Wippchen der Lvriker wurden mit Lachsalven bejubelt. Den Höhepunkt ober er reicht« der Beifall, als Stettenbeim Perlen aus seinem Aphorismen- ichatz vor die verschiedenen, im Auditorium vorhandenen Librettisten streute. Begeisterte Secesionistinncn hatten nichts dagegen, als er verkündete: „Mancher Frau fehlt zu einem Busenfreund — Beides." Dan» hieß es unter Anden» weiter: „Biele Köche verderben den Brei — eine einzige Köchin mitunter den Hausherrn." Ain moderner Paris hat immer drei Acpfel in der Daichc." „Eine Kokette hält fester als eine eiseme." „Selten sind selige Gatten, welche nicht todt sind." „Eine Frau, welche dir den Handschuh zuwirft, bat meistens eine kleine Hand." „Nicht Jeder, der eine Fron sür schön findet, ist ein ehrlicher Finder." „Es giebt Ehe männer, die einen letzten Willen aussetzen, ohne je ernen ersten gehabt zu haben." „Die Frau ist wie die Munition: wenn sie verschossen «st. beginnt die Wehrlosigkeit." „Keine Mitgift ist häufig Scheidemünze." „Ein Salonlöive. der sich verdeirathet, kommt direkt ans der Wiloniß in die Menagerie." „Der Vormund eines schönen Mädchens wird nicht geküßt." „Häufig ist die Klage einer Flau, sie habe eine Schlange an ihrem Busen genährt, nichts als eine Reklame." „Schönheit vergeht. Tugend besteht; leider scheint dir elftere konsequenter zu sein." „Auch Mütter halten Den- tenigen. der sie mit Fräulein anspricht, für einen Mann von ' jnfem Blick." ^.Wenn eine Frau ein schönes weibliches ^tträt fühlt sie sich gewöhnlich getroffen." „Der Eine, h«t wird, ist gewöhnlich der Andere." ge- Berliner Leben. O. Berlin, 14- November. Die Pharisäer sterben nicht ans. Sic leben zu allen Zeiten und in allen Ländern. Sie werden nicht milde, Gott zu danken, daß sie nicht sind wie andere Leute. Es wäre auffallend, wenn diese braven Seelen sich nicht auch zum Fall Stcrnberg gemeldet und ihr geflügeltes Sprüchlein ausgesagt hätten. Sie haben sich gemeldet und ans zahllosen Blättern des Auslandes tönt uns ihr heuchlerisches Dankgebet entgegen. Italienische und englische, iranzöfische und belgische Zeitungen treten den im Sternberg- Prozeß aufgewühlten Schmutz mit innigem Behagen breit und schildern die deutsche Reicksbauptstadt als einen Snndcnvfuhl, gegen den sich ihre eigene Metropole natürlich in strahlender Reine abbebt. Gemach ibr Herren! Ganz so liegt die Sache denn doch nicht. Von Italien und anderen südlichen Länden,, in denen sich tagtäglich auf offener Straße saubere Handelsgeschäfte abspielen, die bei uns zu Lande in verschwiegenen Kammern von wirklichen geheimen Kupplerinnen besorgt werden und nach denen dort kein Hahn kräht, geschweige denn die hochlöbliche Polizei, wollen wir gar nichts erst sage«. Das ist weltbekannt und kann von jedem Besucher dieser schönen Länder, in denen neben den Citrone» auch die ärgsten Sumpfpflanzen blühen, ohne Weiteres bestätigt werden. Auch von Paris, wo noch immer alle Laster üppiger gedeihen als sonstwo, kein Wort. Aber hat man denn ganz die furchtbaren Enthüllungen vergessen, mit denen die Londoner „Pall Mall Gazette" vor zhn Jahren die Welt in Erstaunen und Grauen ver setzt chat? Erinnert man sich nicht, daß dieses Blatt öffentlich und mit Namensnennung hohe, höhere und höchste Kreise der prüden englischen Hauptstadt Verbrechen geziehen bat. die sich ungefähr im Rahmen derselben Vorgänge bewegte», die augenblicklich Stern- bera zur Last gelegt werden ; daß es sich damals um Massen- derorechen handelte, begangen von Männern, die vermöge ihrer Stellung gegen eine strafrechtliche Verfolgung von vornherein ge schützt waren? Das geschah am grünen Tugendholze des sitten- stwngen Albions. dessen vornehme Gesellschaft sich lieber sämrntllche Zungen adschneiden ließe, als daß sie von einem Stuhlbein in Gegenwart sittsamer LadieS spräche. Gegen jene Londoner Wüst linge ist selbst Sternberg »och immer ein blöder Waisenknabe, selbst wenn er Alles begangen hat. was die Anklage ihm zur Last legt. Das muß man denn doch sehr nachdrücklich gegenüber den Heuchlern betonen, die den Fall Sternberg zum Ausgang der artiger verallgemeinernder unv deshalb ungerechter Angriffe wählen. Aber weil es anderswo noch immer etwas oder sehr viel schlimmer zugeht als bei uns, dürfen wir doch nicht in Abrede stellen, daß es leider auch bei uns schon verdammt schlimm zugeht. Der Sternberg-Prozeß, von dem nur der kleinste Theil und noch bazn in sorgfältig gereinigter Form, oft nur in leichten Andeui ungen an die Oeffentlichkeit gelangt, eröffnet uns Einblicke in wahrhaft schreckenerregende Verhältnisse. Welche entsetzliche, vo» Grund ans verdorbene Gciellschaft findet sich da schon auf der Zeugenbank zusammen. Diese sogenannten „Masseusen", die ihr eigentliches schmutziges Handwerk unter einem medizinische» Aus Hängeschild verbergen, aber den Wissenden in ihrer wahren Gestalt vvlllommen bekannt sind, entpuppen sich als geriebene Kupple, innen, die reichen Wüstlingen halbwüchsige, aber freilich meist schon im Großstadtgetriebe gründlich verdorbene Mädchen zu fuhren, die noch die Schule besuchen und das von ihnen aiff gestoßen sind. Sie vergiften damit ihre jugendlichen Seelen und machen auch sic reis für die Künste erfahrener Kupplerinnen und Wüstlinge. Von der Schule wird das schreckliche Gift auch in solche Familien getragen, die noch auf Sittlichkeit und Reinheit halten. Dann die Angehörigen jener jugendlichen Verworfenen Der erste Gedanke, sobald sie von den Vorgängen erfahren, geht dahin, daß sie von ihrer Wissenschaft einen möglichst hohen Gewinn für sich berausichlagen möchten. Selten ist es eine wahr hast sittliche Entrüstung oder das Verlangen, einen an ihren jugendlichen Töchtern begangene Schandthat nach Gebühr bestraft zu sehen, wodurch sie sich veranlaßt fühlen, die Anzeige zu er statten. Meist geschieht dies nur. weil die Versuche, von dem Betreffenden recht viel Geld heraoSzuschlagen, rücht «der nicht ge nirgend gelungen sind. Gerade dieser Umstand ist es ja auch, der die Unterinchung in solchen Fällen nnendlich erschwert und ge schließlich veranlaßt, lieber einmal einen wissen haste Richter
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