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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001129027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900112902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900112902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-11
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Drrjlx» «>d derniiLsto, Uma-dw». oder AomiiMoiiLrk rrdattai bat Blatt a» Wochemaani. die niLI aal Kam,- oder ftevnaae «olaeu. tu twel Lketliwtaaliai «»-->»» mW wo,«»»t maeiielU. gür Stilckoabe ewaelandier Schritt, stücke lei« Verbindlichkeit. v,r«>vr»cha«»»lut? «ml I Skr. U und «r. rvv«. rel«ara»»'Ldre«le: Nachricht«» »««»d««. HegEnöet L8S« Nevlag von Ktepsch S- Rstrtzavdt NurwLrtia« S»ttrL,e nur ,«,«>, VorauSdeiaLUuia. LüeatlLtter «erd« mit »o Liz. derechnkt. II. TS. »«>'», weillxrmIi»ii<IIiiiiL I»i ««sie», MoritL8lr»«sv I, krmpr. 3370. MIivln- im6 AIvsvlHrvI»«, I-v«s«rtHVv»nv, Itilrörv, <I«»t«vIiv uaä LrsnL«j»!«ei»v OI»»n>p»sxi»«>'. Nr. 32». rrimli P , »w° >ch,sC- «, Tomierstag, 2». Rovcmi>erI900. Neueste Drahtmeldungen vom 28. November. Der Krieg in China. Die „Moriiiiiavost" meldet aus Shanghai: Ln - "' H ' London. , tschua » - liu» der sich bei Hofe befindet, ist zum Großiekrelär -rnannt worden. Er war früher Gouverneur von Szetichiv.in und hinter von Scheust. In beiden Stellungen erwies er sich als ein liberaler aufgeklärter Beamter, der in dem Nus stand, entgegen kommend und gerecht zu fein. Er ist im Grunde seines Herzens konservativ, obwohl er einige Zeit Präsident des Nesmmkoni'tees in Peking war. Wie das Blatt weiter meldet, bat Tu » g - fuhfian Befehl erhalten. Scheust. Kaum und einen Theil der Mongolei zu durchreisen, um Mannschaften auzuwerbe». Dieser Befehl sei ihm ertheilt worden, um ihn aus -singanfu zu ent fernen. Es sei unwahrscheinlich, dag er dem Befehl gcholchen wird. London. Wie die .Daily News" aus Shanghai melden, ist der Gouverneur von Tichekiang in Folge des Verlangens der Konsuln beauftragt woiden. mit dem englischen und dem amcrika nischen Konsul in Unterhandlungen zu treten zum Zwecke der Genugthuung für das Blutbad in Tichutichan. das auf Ver anlassung einflußreicher Personen veranstaltet worden war. Der Gouvernenr selbst ist in die Angelegenheit dadurch verwickelt, daß er fremdenseindlicbe Edikte erlassen batte. Tokio. Aus Tschimampo (Korea) liegen Meldungen vor. wonach dort neue Unruhe» zu befürchten sind. Dieiavaniichen Staatsangehörigen in Tscbimamvo haben bereits um Entsendung einer Schutztrnppe gebeten. Die hiesige Presse beginnt sich der Sache anzunehmen. Berlin. (Priv.-Tel.) Beim Empfang des RcIchs - tagSvräsidiums begrüßte der Kaiser die Herren auf das Freundlichste, wies daraus hin. daß auch dem gegenwärtig tagenden Reichstag wieder bedeutungsvolle Aufgabe» gestellt seien und gab der Zuversicht Ausdruck, dag deren Erledigung zum Segen Deutschlands erfolgen werde. Besonders erwähnte der Monarch die Forderungen für die Chinaexpedition. Gern hßttc er den Reichs tag vor Ausbruch der Wirren um sich versammelt, es sei aber nicht rngängig gewesen, weil sich die zu lösenden Ausgaben und die inaiiziellen Konseauenzen zunächst nicht übersehen ließen. Er ver traue. daß die patriotische Gesinnung des Deutschen Reichstags sich auch diesmal bewähren werde. Unmittelbar daraus wurden die Herren von der Kaiserin empfangen, welche sich bei Herr» d- Frege tbcilnahmsvoll nach dem Befinden der sächsischen Königs- wmilie erkundigte. Berlin. Beim heutigen Empfang des Präsidiums des Kcüchstages unterhielt sich der Kaiser auf das Huldvollste mit icdem der drei Herren über deren persönliche und landsmannschast- liche Bestehungen. Mit deni Grafen Balleslrcm sprach der Kaiser über denen schlesische Besitzungen. Herrn v Frege gegenüber äußerte der Kaitcr seine Freude, daß das Befinden des Königs von Sachsen nunmehr ein besseres sei. Mil Herrn Biisina unter hielt sich der Kaiser über den jungen Großherzog von Mecklenburg- Schwerin. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Kommission für Arbeiter statistik trat beute Vormittag zur Feststellung des Berichts Uber die Verhältnisse der Binnenschifffahrt und zur Erörterung der Verhältnisse der Schlächtergesellen zusammen. Beim ersten Punkt wurde beschlossen, den Reichskanzler zu ersuche», dafür Sorge zu tragen, daß in den Betrieben der Per!oncnbimienichissfahrt. ein schließlich der Fährbetriebe, den Schiffsmannschaften im Winter halbjahr an jedem -weiten, im Sommerhalbjahr an jedem dritten Sonntag bis 12 Uhr Mittags arbeitsfreie Zeit gewährt werde. Beim zweiten Punkt wurde beschlossen, die Petition der Schlächler- zesellen Berlins und der Vororte dem Reichskanzler mit dem Antrag Vonulegen. über die Verhältnisse im Fleischergewerbe Er hebungen eintretcn zu lassen. Endlich wurde ei» Ausschuß, bestehend uis Dr. Fischer, v Scheele. Dr. Hitze und Molkenbubr. eingesetzt, rm die Erhebungen über die im Komvwir :c. angeitcllte» kauf männischen Hilfskräfte vorzubereitcir. Daraus wurde die Tagung geschlossen. H ambu r g. Der Dampfer .. FIandria " der Hamburg- Amerika-Linic wird auf der Reihersticg-SchisfSwerst zu einem Lazarcthschiff für China u m gebci u t. Kobury. Nach dem „Kob. Tagebl." steht der Rücktritt des Staatsministers v. Strenge unmittelbar bevor. Als Nach folger wird Dtnatsraih Schmidt genannt. A niche S (Dev. Nord). In dem St. Lvuisschncht der hie sigen Kohlengrube erfolgte ein Ausbruch schlagender Wetter, bei dem 50 Grubenarbeiter aelödlct wurden. Paris. Ans Monte Carlo wird gemeldet, daß der bekannte Sportsmnim Eugen Aston, als er gestern auf dem Fahrrad nach Hauie fuhr, von maskirten Banditen durch einen Revolvestchuß getödtet und ausgcraubt wurde. — In mehreren hiesigen Blättern wird seitens der Kritiker festgcstellt. daß die von der Berliner Schauspielerin Marie Barka » v im hiesigen Marigny- Theater veranstaltete Ausführung der „Jungfrau von Orleans" von einen, großen Erfolg begleitet war. Bern. Der Bnndesrath genehmigte unter Vorbehalt der Zustimmung der Bundesversammlung den Vertrag über den frei händigen Ankauf der Centralbahn. Der Berner Große Rath beschloß die Erhöhung des Grundkapitals der Berner Cantonal- ba »k von Ist auf 20 Mill. Frcs- Livadia. Ter Kaiser verbrachte den gestrigen Tag gilt. Er schlief am Tage 1>/z Stunde. Um !) Ukr Abends war die Temperatur 36,6, der Puls 66. Nachts ichlicf der Kaiser ziemlich gut. Heute stich war das Befinden und der Krästezustand be friedigend. Um 0 Uhr früh war die Temperatur 35.6, der Puls 68. Ko»stantinov el. Das amerikanische Panzerschiff „Ken- tncki," ist heute vor Smyrna eingetrost'en. Der amerikanische Ge schäftsträger Griscom besteht energisch auf der Estheilung des Ereguatrir für den Konsul in Kbnrvut. indem er die Verweigerung für einen Bruch der Vertragsrechte erklärt, sowie auf der Regelung der durch die armenischen Minen entstandenen Entschädigungs- sorderilngen. London. Der Staatssekretär für Indien hat vom Vice- König ein Telegramm über die Hnngcrsnvth erhalten, nach welchem in Bombay. Karnatak, Dckknn und Gutscherat Regen fehlt, sonst aber die Aussichten befriedigend sind. Die Zahl der Personen, die Unterstützung empfangen, belänst sich ini Ganzen aus 420 OM. London. Wie der „Morningvost" aus Portsmouth gemeldet wird, beabsichtigt die Regierung, auziwrdnen. daß Anfang nächsten Jahres vier neue Kreuzer für die ostasiatischcn Gewässer in Dienst z» stellen sind. Belgrad. Uebcr den ehemaligen Minister des Innern Gentichitsch ist die Untersuchungshaft Verhängt worden. Die Strafkammer des Belgrader Gerichtshofes wird darüber ent scheiden. ob Geistschitsch in Anklaaezustand zu verletzen ist. Washington. Ter deuttcheBotschasterv. Hollebcn stattete heute dem Präsidenten Mac Kinley einen Besuch ab. —" Ihre Majestät die Königin ' ul R OertlicheS »md Sächsisches. Dresden. 28. November. —* Ihre Maiestäten der König und die Königin sowie die Prinzen und Prinzessinnen des König!. .Hauses wohnten heute Borniittag 10 Nbr einer Seelenmesse für die verewigte Königin Mutter Amalia in der Kapelle des Palais am Taschenberge bei. —- Heute Nachmittag k?/r Uhr empfängt Se Majestät der König in Villa Strebten den vom Kaiser zur Ueberbriugung eines Jnlerims-Feldmarschallstabes entsandten Flügeladjntaiiten und Kommandeur des Leib-Küralsicr-Rcgiments „Grökec Kurfürst" «Schlesisches) Nr. 1. Obersten Grast« v. Moltke. Dem Herrn Abgesandten ist Rittmeister Freiherr v. Friesen, Adjutant des Krieqsmiirislcrs. als Realeiter beigegebe». Seine Majestät ist bei der Audienz vom General ir In Kults Generalmajor V. Brotzem und sämmtlichen Flügeladsiitaiiteii umgeben. Dem Empfange schließt sich die Königliche Mittagstafel an. zu welcher Oberst Graf v. Moltke mit seinem Begleiter, sowie der preußische Gesandte Wirkst Geh- Rath Graf v. Dönhoff »nd Staatsminister General der Infanterie Edler von der Planitz mit Einladungen ausgezeich net worden sind. Dem Herrn Ahgeinndteii wurde zur Fahrt vom Hotel Bellevue, wo er Wohnung genommen hat. nach Strehlen und zurück königliche Hostauivaae zur Verfügung gestellt. . . besuchte in Begleitung der Gräfin v. Sitvansky Emil Richter s Kunstialon (Prager Straßeü besichtigte mit großem Interesse die Ausstellung der Dresdner Künstler und bewirkte Einkäufe. —* Hossräuiein v. Borries bat bis auf Weiteres Dienst bei Ihrer Majestät der Königin übernommen. —* Bei der von Sr. Majestät dem König auf dem Rossendorfcr Schänkhübel abgehaltenen Koni gl. Hofjagd kamen zur Strecke: 1 Rehbock. 17 Rehe. 8 Hasen, 1 Fasanhahn. 1 Fnianhenne. Se. Maiestüt der König erlegte: 1 Rehbock. 5 Rehe lind 4 Haien. Das Frühstück fand im Rvssendorstr Schänkhübel statt. —* In der Aula der Königs. Technischen Hochschule sprach gestern Abend Herr Prof. Dr Geb über die Drey fus - A ffaire. Er behandelte dieselbe auf Grund authentischen Materials in in teressanter und durchaus objektiver Weise von ihren ersten An fängen im Jahre 1894 bis zu der im Jahre 1899 erfolgten Be giiadipung des Dreysus. indem er das Episodenhafte der Sache abstreifte »nd den Gang der Dinge klarzulegeir suchte. Tie Regierung habe, bemerkte der Vortragende am Schlüsse seiner Ausführungen, den Unschuldigen -war begnadigt und sich dabei auf ein höheres politisches Interesse und auf die Nothwendigkcrt berufen, alle Kralle zu sammeln, alle Spuren eines schmerzlichen Konfliktes zu verwischen. Noch sei ihr aber diese Verwischung nicht gelungen, es fiebere noch, wenigstens in den gebildeten Schichten Frankreichs, noch könne man auf beiden Seiten Ausbrüche der deftigsten Leidenschaft beobachten, wenn das Ge!mach auf die Affairc kommt, und daß Familienglieder und nahe Verwandte still- schweigen oder sich ausdrücklich das Versprechen aegeben haben, in ihrem Leben nie mehr auf diese Assaire zurückzukommen. daS sei vielleicht der beste Beweis dafür, welch' ein Unglück sie für Frank reich gewesen ist. —* Morgen (Donnerstag) beginnt die Austhcilnng der Volkszählungslisten rm ganzen Deutschen Reiche, so auch in Dresden, und es darf wohl erwartet werden, daß unsere Be völkerung die Zähler, die sich zu dieiem Amt freiwillig erboten haben und die. soweit eS von der Behörde sestzustellen war, den gebildeten Kreise» angehören, überall in entgegenkommender Weile bei ihrer Tbätigkeir unterstützen wird. Tie Wiedcrabdolung der Listen wird vom Sonnabend Mittag an erfolgen. Von vielem Zeitpunkte an müssen sie alst ausgefüllt bereit gehalten werden, wenn man den Zählern unnütze Wege ersparen will. —* Der Konservative Verein zu Dresden veranstaltet am 5. Dezember im Mnienhaus eine Mitgliederversammlung, in der Herr Landrichter Rojenhagen über die rechtliche Stellung der Fra» nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch für das Deutsche Reich mit Ausschluß des ehelichen Aüterrechts und Herr Stadtroty Lungwitz über das Weihnachtsfest sprechen. —* lieber die ..Gefährlichkeit deS elektrischen Starkstroms fm Personen und Sachen" sprach gestern Abend Herr Obermgenieur Meng von den städtischen Elektrizitätswerken in der unter Vorsitz des Herrn Stadtraths Wetzlich obgehaltenen Hauptversammlung des Allgemeinen HandwcrkcrvercinS im großen Saale der .Drei Raben". Der lehrreiche Vortrag behandelte zunächst die drei grundlegenden Größen zur Berechnung der Stärke der elek trischen Energie nach dem Ohm'tchen Gesetz und die Leitungsiähia keil der mannigfachen Metalldrähtc. Von allgemeinerem Interesse dürste aus dem erschöpfenden Vorträge das Kapitel selbst über die Gefährlichkeit des elektrischen Stromes für Menschen »ein. Beginn und Grenze der Verletzungen des menschlichen Körpers hängen noch den gemachten Beobachtungen von vielfachen Verhältnissen ab. So wurden in Sodcisabnkcn und Salzwerke» Lenke durch Berührung von Lichtanlagen bei 100 Voll tödtlich getroffen, do der Strom durch die mit Soda nur» Salz getränkte Kleidung sehr gut übergeleitct wurde. Redner berührte hierbei die Anwendung der Stromstärke auf den menschlichen Körper zum Zwecke der Tvdtung. wie die Hinrichtungen in Amerika seit Jahren erfolgen. Mit kurzen Intervalle» wird in den Köcher eine Stromstärke von 15—!800 Volt geleitet, das 80fache, was beim menschlichen Körper als erträglich gefunden wurde. Ter Tod erfolgt bei Bewußtlosig keit. Die Zuckungen, die der Körper bei der Abtödtnng macht, sind rein mechanische, der Hingenchiete empfindet nichts mehr. Derartige Zuckungen kann man an aus dem Körper gelösten Muskeln Knnst und Wissenschaft. Opern- 1°* I» der Freitag, den M. November, im Königs. ^ . h a u s e stattfindeiideil Aufführung von Richard Waguer's ..Tann- Häuser" wird Herr Friedrich Rupv voin Stadttheater in Magde burg als Gast die Partie des Wolfram von Escbinbach singen. — Im Königl. Schauspiel Hause geht Sonnabeud. den 1. Dezember, außer Abonnement das neue Lustspiel von Otto Ernst . Flacksmanu als Erzieher" zum ersten Male in Scene. Der Dichter wird der Erstaufführung seines Werkes bei wohnen. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. 's* Philharmonisches Coneert. Ter ausaelvrochene große Erfolg, der sonst ausnahmslos die Philharmonischen Conccrte zu den besten und beliebtesten unserer Musik-Ausführungen stemvelt, blieb dem gestrigen zweiten Coneert nur zum Theil treu — zum anderen Theil lief er in einen bessere» Achtungserfolg aus. Grund hiervon mag die Wahl deS Programms gewesen sein, vielleicht auch die etwas allzu großen Erwartungen, die man in die Solisten gesetzt batte. Als vor längeren Jahren die Kaiser!. Königl. Kammersängerin Frl. Lola Beeth hier in einem Concert der Ressource der Dresdner Kaufiiiannichaft zum ersten Male auftrat, entzückte sie allgemein nicht nur t» ihren künstlerischen Leistlingen, die man als vollendet bezeichnen konnte, sondern auch nicht wenig mit ihren brillanten äußeren Mitteln. In dieser Erinnerung mußten sich manche Besucher des gestrigen ConcerteS mit großen Erwartungen getragen haben, die überraschender Weise nicht in Mein erfüllt wurden. Diese kleine Enttäuschung findet, wie gesagt, zunächst ihre Erklärung i», der Wahl her Vorträge. Die Arie der Halevy'schen .Jüdin": „Er kchrt zurück," mit der Frl. Beeth debutirte, eignet sich absolut Nicht mr den Concertsaal; eS ist und bleibt eine Svielsccne. dl« nach der tragischen Stimmung der Situation verlairgt. nach der unheimlichen Sckwüle eines hereinbrechenden Schicksals, daS sich unter Donner und Blitz ehernen Schrittes der zwischen Furcht und Entsetzen schwankenden Rcckia naht. .Von einer Sängerin i» pompöser Toilette auf dem Conccrtpodium gesungen, verliert die Arle vollständig dfi, Charakter und Typus. Dazu kam »och. daß jrl. Beeth in hartnäckiger Liebenswürdigkeit zu tief sang und n dieser Verfassung ausfällig mit den Solodörnern kontrastirte. jonnte daS erste Auftreten somit kein ganz glückliches sein» Io ge listeten sich die weiteren Vorträge wieder» in merkwürdiger Wahl der Stücke, kaum günstiger. Außer Schnbert'S .Frühlingsglauben" und dem beinahe zur Unerträalicykcit adgelungenen .Heideröslein" hatte sich Frl. Beeth für Mascagni und Mevcr-Hclmund ent schieden und von dielen die seichten Stücke: .Liebcsorakcl" imd .Ballaeflüster" gewählt, dazwischen daS sentimental kranke „Jetzt ist er vinaus in die weite Welt" von Herm. Riedel. .Wo ist." fragt Man sich angesichts eines solchen Programms, „der gute Geschmack der schönen Lola geblieben?" Allerdings hatte man noch immer reichlichen Genuß an der Vortragstülistlelin Beeth. an der nie versagenden Liebenswürdigkeit und Beauts ihres WeffnS; darüber vergaß mau auch, daß die Frische und Fülle der Stimme den unvermeidlichen Tribut an die erbarmungslose Zeit hat zollen müssen, aber zu einer echten und rechten Beffalls- stimmung konnte es doch nicht kommen : dagegen Frau Berthe Wir schätzen sie fest Langem Besser und eindringlicher wußte Marx-Goldschmidt zu wirken. W>c nunyrn ,,c ^u»»r als die unzertrennliche Knnslkollegin und Nci'egcfährtin Sarasalc als «ine Meisterin der Klavierbegleitung. Als Solistin steht dafür in bescheidenerer Kategorie, ohne daß sie. wen» man nicht allzu hohe Erwartungen in sie setzt, etwas schuldig bleibt. Sie ist eine seinsinnige, durchgeistigte Klavier-Künstlerin, sie beherrscht die Technik vollkommen, sie weiß zu intercssiren und zu fesseln. Leider aber hätte auch sic ein ganz merkwürdiges, meist mindrr- werthigcS Programm aufgestellt. Das oft gehörte D-äur-Conccrt von Saint-Soons ist zwar eine elegante, für den Solisten dankbare Arbeit, aber doch ru hohl und leer, zu phrasenreich und auf den bloßen Effekt angelegt, als daß eS mehr als in seiner Redseligkeit anzrehen könnte. und das ^näsuts und Llisgro von Zarzvckt (op. 17). daS man gestern zum ersten Mole hörte, ist. obgleich mit mehr musikalischem Rückgrat versehen, als das Saint-TaönS'ichc Werk. ka»m besser. Ten entschiedenen Erfolg holt-Frau Marx- Goldschmidt sich erst mit LiSzt'S 6. Rhapsodie, die sie vorzüglich spielte, so wie (als Zugabe) mit einer, freilich etwas deplacirten Paravbrase über Joh. Strauß' Walzer .Nur für Natur" ans der Operette „Ter lustige Krieg'. Lustig war ja die Sache, aber in den Rahmen eines großen Coucertcs paßte sie nicht. — Bleibt > „och dem Gewcrbcbausoichcster unter Herr» Musikdirektor Treuster die Anerkennung für die treffliche Wiedergabe der Prometheus- Ouvertüre und für die Begleitung (im ..Blech" war es, namentlich in dem Saint-SaSnS'schen Coneert, allerdings nicht immer recht geheuer) anSzn.sprechcn gleitung am Klavier. und Herrn Pretzsch für die tadellose Bc 8. 8t. Aus Bismarck's Briefe«. In der soeben erschienenen Sammtung: „Fürst Bismarck s Briese an seine Braut und Gattin" (Stuttgart. I. G- Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger) beansprucht am meisten das politische Interesse ein Brief des 23jährigen Bismarck, datirt Greifswald, 29. September 1836. an seinen Vater, worin er einen Auszug der Antwort auf einen Brief giebt. den seine Cousine, die Gräfin Bismarck-Bohlen, on ihn gcichrieben hat, als er in Potsdam den Abschied aus dem Dienst nehmen wollte. Dieser Auszug lautet: Daß mir von Hauie au? die Natur der Geschäfte und der dienstlichen Stellung unserer Staatsdicner nicht zusagt, daß ich es nicht unbedingt für ein Glück halte. Beamter und selbst Minister zu sein, daß cs mir ebenso respektabel und unter Umständen nütz sicher zu sein scheint. Korn zu bauen als administrative Verfügungen zu schreiben, daß mein Ehrgeiz mehr darnach strebt, nicht zu gc horchen, als zu befehlen; das sind Kreta, für die ich außer meinem Geschmack keine Ursache auzuführen weiß, indessen, dem ist so. Von allen Gründen, weiche mich hätten vemnlasien können, diese Abneigung zu bekämpfen, wäre ivoht der würdigste gewesen der Wuwch. umfassender auf das Wohl meiner Mitbürger zn wirken, als es einem Privatmann miialicb ist. Abaeieben davon, ob ick' :> genug denke, um vglich ist. Abgesehen davon, ob ick' n meine Kräfte mehr ans dm Bcföider als es'einem wirklich edel o lilig des Wohles Anderer als aus die des eigenen zu verwenden, diu ick, selbst bei der unbescheidensten Meinung von meinen Fähig ketten, der Ansicht, daß cs für das Wohlergehen der Einwohner von Preirßcu keinen Unterschied machen würde, ob ich oder ein Anderer von den vielen tüchtigen Lemc», die dieses Ziel erstreben, der Regierung einer Provinz angehöre oder vorstehc. Die Wirk samkeit des einzelnen Beamten bei uns ist wenig selbstständig, auch die deS höchsten, und bei den anderen beschränkt sie sich schon wesentlich darauf, die administrative Maschinerie in dem einmal vorgezeickmeten Gleb'e follzuichiedey. Ter preußische Be<rmte gleicht dein Einzelnen im Orchester: mag er die erste Birfline oder den Triangel spielen, ohne Ucbcrsicht und Einfluß auf das Ganze. "'rück abspielen. wie eS ihm geletzt ist. er mag eS t halten. Ich will aber Musik mache», wie ich oder gar keine. In einem Staat inst kreier.
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