Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 06.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190001064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-06
- Monat1900-01
- Jahr1900
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.01.1900
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rivkung ! Eiil. Alhilllüilgkiiöikll! ». rivkung «»»»o-nebüb, ,ul« «u. » d». >»ch m P«» Ml. »1L ^ X« «»»»dm« »«, «nkLnrisinq»» kür dl» »achsl« Nummer «rlolgt u> der tz»»»l,«l4<>fttllelle, Morlenftrech« SS u. ü> de» AedeuounrdmrLeüen vorm. s dl» s Uhr Namm Soun»»» nur SS ». U->/^ U»r »««eigentartf. Die I spnltin« Snind^u» <c»- S Silden) ld Vs-, tlnlündtaunaen aul der Privat- litt« SeU« A> Ps.' DoppkljeU« .unleriu Strlch" iOtngesandls <6 Pt Srund,nie ftlr Mvnum« »der nach gelttage« SO Pt- (litt gdmMemiachrichien u- t m->, de». M P>. — Auswärtig« Aufträge nur gegen v»rau«be,al,luna- lSelegdtatter «erd mit io Pf berechnet. Fllr «Utg-lb« »tngelandter SchrtfqM» kein« BerdindUchkeit. F«rnf»r«chanfchlu>>. Atnt » Nr. tt «. Nr. »Ost«. Dt» »Dreldner Nachrichten» «rfcheme» »aglich NIorgen». StgrSndel 1856 ÄL 4>0. klukUatnrnola» Sr. ti-joo-gi äa» LSät«, »an SavL«, Llnrslvsrtrauk I>p«8«1en, 2. relegr.»Adrtsie: Nachnchr». Dresden. »Wkiii'Lelll Loktlskorsnt § j 4, iLetc« Lstwsx. E SdsRv. Lrazo». -Lirüwvlv. gsllLsekadv. Vvdvrrvllliüv. ^ W — ' Hlrivottz kür LoZillws.! Ü8lie8l- Ml! Luinmi- klsttea. kiriLv. ksvkiulLei>. 8cdlrüre. Lällävr. SekISueds. Vslrvll u. kllüor illr u»g 2rvoojeo »Stert, unter Ouruntiv k«. HÜIiinv, Vresckvv-^, Oontor, ksräinunästr. 13. WlNMll« Anniilivu - üsllävorkor- H. <Ai»«>«8in»,nn, Mkma8oliinollfabril:. VsrkLuf in der Rubrik: vresdeo, kllemoitnsrstl'asss 28, Vstselltlsvsstr.S und 8trieZollsrstr. 18, in bödtsa: vtewsrckRr. 3. ß FZ ttX LLoII, kitiiils K äer „I-t'vsäiivN SHolirielitvir" HküUuvrst» »88«, Lvlr« 8ln1e8«ll«r »t^ssli« i F swpLsdlt sied rur Lonktdio« von Ivnerot«» und -4d»n»«ii,«»rch für odiss« Lattuvx ^ll8VL?^LU5 ^Milltliklier kt. Iiieliv, Vavksltins». k»Iet«1-8t»kkv 0. Ü.ÜV888 mit 200/g Rabatt von äoa bisberiMN kroisou. 20 L!«»rlvit8ti-rt88« 20 (3 Radon). §.ni«,,r>s» ^IffH!ch^ Willkür zur See. Hofnachrichle», Faniilienanwartschasten. Geh Rath Kockel, Muthmaßl. Wittemng: Tnntt«Hk»t»n7l 1 Kinderheilanstalt, Wohnungsuoth, Berggießhübel-Gottleuba. Lamborg-Vortragsabend. Frost. ^VNIIltv^Nv, v. L »/W» Heute Tonnabend, den «. Januar, bleiben unsere särnmtlicheu Geschäftsräume geschlossen; morgen Sonntag ist die Hauptgeschäftsstelle, Marien- straste »8, von U—Vgl Uhr geöffnet. Die nächste Nummer erscheint Montag, den 8. Januar, und gelangt früh 0 Uhr zur Ausgabe. Macht, fremde Handelsschiffe zu durchsuchen und vorhandene. das Burenheer eintrcten wollen, Veranlassung, datz eine speziell! Kriegskontrebande gleich aus der Stelle zu beschlagnahmen. Eine! Verständigung beider Machte mit der Loitze gegen England Beschlagnahme des Schiffes selbst ist in solchem Falle nur dann Die englische Willkür zur See. Nachdem zu der Beschlagnahme der beiden deutschen Schiffe „Vundesrath" und „Hans Wagner" nun auch noch das gleiche Verfahren gegen den Rcichsvosidampfcr „General" hinzugekommen ist, stellt sich daS englifche Vorgehen augenscheinlich als ein seind» seliger Akt. als eine böswillige Provokation dar. Doch damit ist es noch nicht genug! Gleichzeitig trifft die Nachricht von einer vierten Vergewaltigung ein. Wie dem „Beil. Taget,!." berichtet wird, hat der englische Generalkonsul in Neapel den Kapitän des Reichs- postdampsers „Herzog", auf welchen, sich die Missionen des russischen und holländischen „Rothen Kreuzes" nach der Delagoabai einschissen, davon verständigt, daß dielen Missionen die Ausschiff ung in der Delagoabai verwehrt werden würde. Also nicht einmal das „Rothe Kreuz" ist vor den» englischen BrutalitätSwahnsinn mehr sicher l Die Erregung, welche die englische Vergewaltigungs- Politik zur See hcrvorruft, geht weit über die Grenzen des Deut schen Reiches hinaus. Aller Orten haben sich erregte Erörter ungen über die haltlosen Zustände im Sccvöikercecht entspvnnen, die von England in ebenso unglaublich willkürlicher wie heillos ver blendeter Weile dermaßen ausgcnutzt werden, daß es säst so aus sieht, als sinke England ein diabolisches Vergnügen daran, die ganze civilisirte Welt gegen sich in .Harnisch zu bringen. Seit der kurzen Dauer des südafrikanischen Krieges weist das englische Sündenregister zur See schon eine stattliche Anzahl von Fallen aus! Zuerst wurde ein französischer Dampfer durchsucht, dann gab ein englisches Kriegsschiff aus einen norwegischen Dampfer eine Anzahl scharfer Schüsse ab, demnächst wurde aus einem amerika nischen Handelsschiffe eine Sendung Mehl beschlagnahmt; gleich daraus ereignete sich die Durchsuchung eines dänischen Schisses im Kanal t». das eine für einen in Amerika stationirten russischen Kreuzer bestimmte Mnnitionssendung an Bord hatte, und endlich krönt jetzt das ganze Verfahren die Aufbringung der drei deutschen Schiffe. Wenn das nur noch kurze Zeit so weitergeht, ohne daß die Mächte sich zu einem wirksamen Einschreiten gegen das Ueber- maß der englischen Gewaltpolitik aufzurassen vermögen, so wird es den Engländern ein Leichtes sein, durch fortgesetzte Wiükürlich- keiten den gelammten Seehandel der übrigen Welt in Südafrika lahm zu legen und sin die ganze Dauer des Krieges zum Still stand zu bringen. Ja noch mehr I Wenn es den Londoner Macht haber» einfällt, insbesondere Deutschland gegenüber statt der bloßen Durchsuchung und eventuellen Beschlagnahme von Kontrc- bande aus hoher Ser konsequent das Verfahren der Ausbringung der Schisse selbst zur Anwendung zu bringen, so können die Herren aus diese Weise allmählich die ganze Flotte der Ostafrikalinie weg- nehmen. Nach Allem, was bis letzt über die Ausnahme des an geblich energisch gehaltenen deutschen Protestes in London durch- gesickert ist. hat es ganz den Anschein, als wolle man sich an amtlicher englischer Stelle um eine klipp und klare Stellungnahme und eklatante Genugthuung mit halben Redensarten herumdrücken, um dann das alte Piratenhandwerk mit Gcmüthsruhe fortzusetzen. Wir es nämlich heißt, zeige sich die englische Negierung zwar „loyal", hebe aber gleichzeitig die Schwierigkeiten hervor, die es habe, die englische» Kapitäne mit Instruktionen zu versehen, welche die Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse ausschlössen. Eine derartige Handlungsweise, die „grundsätzlich" nachgiebt, in der Praxis aber Alles beim Alten läßt, ist „donorigkt eoxlisb". echt englisch vom Scheitel bis zur Sohle. Dagegen ist weiter nichts zu machen, als daß man deutscherseits edcnsallS sich entschließt, die äußerste Energie und eventuell Rücksichtslosigkeit bei der Geltendmachung und Durchfechtung der gerechten deutschen Ansprüche zu bethtitigen. Wenn man sich in Berlin in diesem Falle noch längere Zeit mit englischen Redensarten Hinhalten läßt, so wird das Ende vom Liede ein deutsches Faschoda sein. DaS zu verhüten, muß die oberste Sorge der deutschen Regierung sein und sie darf sich versichert halten, daß alle Schritte, die sie zu diesem Zwecke zu unternehmen für nöthig erachtet, im Voraus die un- getheilte Billigung der gelammten nationalen Meinung für sich haben werden. Die Mahnung, daß wir mehr Kriegsschiffe brauchen, konnte nicht überzeugender an uns herantrcten als es in der Form der englischen Vergewaltigung des friedliche» deutschen SeehandelS geschehen ist. England kann sich für seine Vergewaltigung des fremden SeehandelS aus keine feststehenden Regeln des internationalen SeerechtS stützen. Nach anerkanntem Völkerrecht haben die eng lischen Kriegsschiffe nur das Recht, in der Nähe der feindlichen Küste, aber nicht innerhalb des Machtbereichs einer neutralen Stande kommt. Alles in Allem erscheint die internationale Lage !>> Folge der Brutalitätspvlitik der Engländer erheblich gestündet. Sie isi m hohem Grade gespannt und kann über Nacht kritisch weiden, trotz der Pariser Weltausstellung. In der ganzen civilisirtcn Welt hat England durch sein allem Rechte, aller Moral und allem inter nationalen Anstande hohniprechendes Verhalten eine Unsumme von Erbitterung gegen sich angchäast. die nach Eulladung lechzt: das ist die Frucht des cngiiichen Kriegsverbrechens in Südafrika. Fernschreib- «nd Fcrnsprech-Berichte vom 5. Januar * Berlin. Die von mehreren Blättern verbreitete Meldung, alle aus Urlaub befindlichen Marinemannschaflen hätten Befehl erhalten, sofort zurückuikehren und sich zum Dienste zu stellen, ist vollständig aus der Lust gegriffen. Berlin. Der Kaiser hatte heute eine Besprechung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Grafen Bülow. — Die englüchc Negierung stellt sich bezüglich der Beschlagnahme der deutschen Schiffe aus den Standpunkt, daß erst das Ergebntß der örtlichen Unter suchungen in Durban und der Spruch des Priicngerichts abge- ivactet werden müsse. — Der Ostasrikalinie in Hamburg ging heute aus Durban folgende Meldung zu: Die Behörden glauben, daß Kontrebande an Bord des „Bundesrath" sei. Der Kaotlän des Schisses erschien heute vor dem Priscngerichl. Die Ladung wird wahrscheinlich zur Untersuchung gelandet werden. — Auf dem Dainvier „Herzog" befanden sich außer der deutschen Abordnung des Rothen Kleines auch die Missionen des russischen, holländischen und belgischen Roche» Kreuzes. Der englische Generalkonsul in Neapel hatte den Kapitän des „Herzog" bereits verständigt, daß diesen Missionen die Ausschiffung in der Delagoabai verwehrt werden würde — Ter Londoner „Daily Telegraph" meldet, der von den Engländern bei Aden beschlagnahmte deutsche Dampfer/ „General" sei wieder steigegeben worden. An hiesiger inständiger Stelle ist bis setzt noch keine Bestätigung dieser Meldung eln- gctrvffen. Berlin. Der „Hamburger Generalanzeiger" meldet, sämmt- liche aus Urlaub befindlichen Marine-Mannschafien. auch solche, welche noch mehrwöchigen Urlaub halten, hätten Befehl erhalten, sofort die Rückreise anzutrcten und sich in Kiel bezw Wilhelms haven zu stellen. Das Blatt bringt diele Maßregel mit der Ve-l schlaguahme deutscher Schisse durch englische Kommandanten inj Verbindung. — Ter in Essen a. d Ruhr erscheinende ..Weckruf" behauptet, oaß aus den Kruppschen Wecken Stnhishrapnells für Lhdditfüllung. 7,6 Ctm. Kaliber, mit zöllcher Nute lenglilcher Zoll) angeiertigt werden. Von dicken 45.(M Stück würden 25.000 mit und 20,000 ohne Knpferrand, alle ohne Zünder, geliefert. An der Fertigstellung werde so eifrig gearbeitet, daß eine große Anzahl Arbeiter in 12 Arbeitstagen 10 bis 20 Schichten gemacht batten; eure llstündige Schicht sei nur durch zwei vietteislüudige Pauieu unterbrochen worden. — Der ..Lokalanz." erinnert daran, daß Frankreich kurz nach Ansbruch des Transvaal-Krieges dein Direktor der Werke von Erenzot eine Mittheilung des Inhalts habe ruaehcn lassen, die Ausfuhr von nachbestellken Geschützen und Geschossen, die nach Transvaal bestimmt waren, würde nicht gestattet werden. DaS Blatt meint, was Transvaal gegenüber seitens der gleichfalls neutralen französischen Regierung recht gewesen, das könne auch England gegenüber nur billig stin. — Prinz Heinrich wird auf der Heimsabrt die Kaiserin Friedrich kn Santo Tercnzo begrüßen und voraussichtlich auch seine Schwester, die Kronpiinzessin Sophie von Griechenland besuchen. — Fürst Herbert Bismarck wird dieser Tage mit seiner Familie von Friedrichsruh nach Berlin übersiedein. bis das neue Schloß, dcssew Bau in Angriff genommen wird, sertiggeslellt ist. — Zur Unter suchung des gestern Nachmittag auf dem Bahnhofe Bilchweiler vorgekommene» schwere» Unfalls, bei dem drei Postbeamte ver brannten, bat sich der Vortragende Rath im Reichscisenbahnamt, Geh. Oberbaurath von Miiam, an Ort und Stelle begeben. W i e n. Der Kaiser ist von den Hohagden bierher zrrrück- gekcbrt. — Ter Heeresaussckmh der ungarischen Delegation nahm die Erhöhung der Ossijiersgehäiler an. Paris. Im heutigen Ministcrrath theilte Ministerpräsident Waldeck-Rousseau Telegramme vom Präsellen des Loire-Departe ments mit. welche bestätigen, daß die gestrigen Ruhestörungen in Saint Etienne weder den Webern, noch de» Bergleuten zuzuickreiben sind. Präsident Loubet Unterzeichnete ein Dekret, durch welches die Verwaltung des Gebiets von Kwcmgtschauwan dem Gouverneur von Jndochina unterstellt wird. London. Aus Cooks Farm bei Velmont wird von gestern gemeldet: Das Buren Kommando, das Oberst Pilcher am I. Jan. bei Sunnyiide zersprengte, bestand aus etwa 180 Mann: davon wurden 43 gefangen genommen und etwa 30 gctödtet rcsp. ver wundet. Eine Buren-Abtkcilung aus MagerSsontein loll gestern Abend Sunnyside besetzt haben ; positiv liegt darüber nichts vor.— Eine Meldung der „Times os Natal" aus Noirdweni besagt: Die Eingeborenen brennen daraus, den Buren entgegenzukreten. Als das Gerücht austrat, die Buren schickten sich zum Angriff an, stellten sich 200 Zulus bet den britischen Behörden ein uicd boten ihre Dienste an. Die Eingeborenen leiden Hunger. Eine Schaar von 4M Mann drang in ein Mehlmagazin ein mrd raubte 120 Sack Mehl. Kopenhagen. Der deutsche Gesandte von Schön hat heute dem Könige sein Beglaubigungsschreiben überreicht. Kopenhagen. Die Regierung soll beschlossen haben, das Anerbieten Amerikas, die westindischen Inseln für 15 Millionen Dollars zu kaufe», anzunehmen. Konstantinop el. Bischof PhotioS, der seine Studien in Köln und München gemacht hat, wurde zum orthodoxen Patriarchen von Alexandrien gewählt. Er ist vom Katholizismus zur Orthodoxie übeigetreten. — Die bulgarische Regierung hat ans Sparsamkeits gründen ihre Generalkonsulate in allen Hauptstädten eingezogen, wo sie diplomatische Vertreter hat. Kapstadt. Nach einer amtlichen Depesche sind auf besonderes Erluchen des Generals French die Garde-Kavallerie, eine Feld- Batterie und ein Bataillon des Essex-Regiments zu seiner voruber- gehcude» Unterstützung abaesandt worden, y^ie Kolonne des Generals . Babington ist nach dem Lager am Modderstuß zurnckgekehrt. Sic Zwischen Rußland und Frankreich rst allem Anschein nack bereits war außer Stande, einen Schlag zu führen, sie hatte nur die Slb- eine Aktion im Zuge. Vielleicht bietet daS demnächstlge Eintreffeu theilimg des Obersten Pilcher zu decken. gestattet, wenn der Nachweis dafür erbracht wird, daß Kapitän oder Rheder des Schiffes bewußt sträflich gehandelt, also das Vor handensein von Kriegskontrebande gekannt haben. Die Beantwortung der Frage, was unter Kriegskontrebande zu verstehen ist. hat ihre Schwierigkeiten. Zweifellos gehören alle unmittelbar der Kriegssührung dienenden Gegenstände wie Waffen, Munition dazu. Andere Dinge, die an sich nicht Kriegskontre bande sind, können unter Umständen dazu werden, z. B. Lebens mittel, wenn sie zur Verprovlantlrung einer belagerten Festung, Kohlen, wenn sie zur Versorgung von Kriegsschiffen bestimmt sind. Nunmehr kommen aber die Engländer plötzlich und erklären, daß derartige Dinge unter allen Umständen Kontrebande seien, „weil ihre Zniührung dem feindlichen Lande die Fortsetzung des Kampfes erleichtere". Die Auffassung ist völkerrechtlich ganz unhaltbar und steht überdies im Widerspruch mit dem von England selbst bei verschiedenen Gelegenheiten eingenommenen Standpunkt. Aus den Protest des Fürsten Bismarck im Jahre 1870 gegen die Kohlcnveckchiffung von England nach Frankreich erklärte England. Kohlen seien keine Kriegskontrebande. Als Frankreich im Jahre 1885 im Kriege gegen Siam Reis für Kontrebande erklärte, protesttrte England wiederum und erklärte, daß Lebensmittel für den ge wöhnllchen Gebrauch der Bevölkerung „frei Gut" wären. Jetzt aber bat England sowohl die Mehlladung eines amerikanischen wie die Holzladung eines norwegischen Schiffes beschlagnahmt. Demnach ist „Kontrebande" für die Engländer bald Dieses, bald Jenes, je nachdem es den Londoner Gewaltbabern gerade in den Kram paßt. Die Frage ist nur, ob sich die betroffenen Staaten — im Transvnalkriege sind es bis jetzt Deutschland, Rußland, Frank reich. Amerika, Dänemark und Norwegen — eine solche schrankenlose Willkür ruhig gefallen lassen werden. So weit der Fall des „Bundesrath" in Frage kommt, ist die Rechtslage völlig geklärt, nachdem von zuständiger Stelle die bündige Erklärung, ergangen ist, daß Kriegskontrebande überhaupt nicht an Bord geführt worden ist. Freiwillige sind nur dann Kontrebande. wenn sie durch Bewaffnung und Organisation als solche kenntlich sind. Davon kann hier aber gar keine Rede sein. Das englische Vorgehen gegen den „Bundesrath" ist daher durchaus rechtswidrig und der Eindruck der begangenen Ver gewaltigung kann nur verschlimmert werden, wenn die Engländer obendrein noch zu allerhand Schwindelnachrichten ihre Zuflucht nehmen, um ihr Verfahren zu „rechtfertigen". So haben die englischen Blätter ein angebliches Telegramm aus Durban veröffentlicht, nach welchem der Dampfer „Bundesrath" 5 große Geschütze, 50 Tonnen Geschosse, 7M0 Sättel und ferner 180 einexerzierte Artilleristen, die »ach Transvaal gehen wollte», an Bord hatte. Aus den 20 Mann und 3 Offi zieren, die sich nach den ersten Meldungen an Bord befanden sind also nun glücklich ganze 180 Artilleristen geworden! Am Ende wächst die Zahl noch zu einem ganzen Armeekorps an! Wenn die Engländer auf die bloße Vermuthung hin, daß an Bord be findliche Passagiere in feindlichen Dienst zu treten gewillt sein könnten, einen großen neutralen Verkebrsdamvfer abscbleppen und den Kapitän vor das Priscngericht stellen, dann ist. wie von dent scher Seite mit Recht ausaesiihrt wird, der Grundsatz prvklamirt, daß nicht nur Sklaven, sondern auch freie Männer Kontrebande sind, daß Passagiere von neutralen Ländern aus neutralen Schiffen nach neutralen Häsen festgesetzt und die Dampfer, die iolche Passa giere befördern, für Prisen erklärt werde», blos weil die Reisenden früher einmal in ihrer Heimalh als Soldaten bei der Fabne ge standen haben. Das eröffnet geradezu ungeheuerliche Aussichten! Was ist zu thun, um der englischen Piratenmanier ein Paroli zu biecen? Das ist jetzt die praktische Hauptsrage. der gegenüber alle theorelisirenden Ewägungen zurücktreten müssen. Zunächst wäre ein diplomatischer „kalter Wasserstrahl" nach London nach Bismarck'schem Rezepte von Nöthen: bei fortgesetzter Bös willigkeit der Londoner Staatsmänner müßte dann der Wortlaut der Note hier amtlich veröffentlicht werden. Sodann ist die be- dii>g»»yslo!e Herausgabe der widerrechtlich beschlagnabmte» Schiffe nebst einer hohen Entschädigungssumme zu fordern. Drittens end lich muß die deutsche Regierung auS dem ungnalifizirbaren Be tragen Englands die entschlossene Folgerung ziehen, daß sie mit lener schwächlichen Neutralität bricht, die bisher den Engländern allen mögliche» Vorschub leistete. Auch in dickem Punkte herrscht in der nationalen Presse Einmüthtgkeit. Beispielsweise schreibe» die „Münch. N. N-": „Die nächste Antwort der deutschen Re gierung muß ein unbedingtes Ausfuhrverbot für alles Kriegs material an beide kriegführenden Parteien oder für deren Rechnung sein. Ob Kontrebande aus deutschen Dampfern bis zur Dclagoa- Bai für die Buren oder aus deutschen Eisenbahnen bis zur Grenze für die Engländer gebracht wird, ist im Effekt »nd vom Stano- punkte der Neutralität ans ganz dasselbe. England hat diesen Schritt geradezu herausgefordert; cs würde Schwäche sein, ihn jetzt nicht zu thun." Sogar dos „Bert. Tagebl." sieht sich zu der unumwundenen Erklärung aenöthigt : „Angesichts der englischen Brutalitäten argen die deutsche Schifffahrt betrachten wir eS als eine »npatriotlschc Handlungsweise, daß einige Fabriken und Werke fvrtsnhren. den Engländern Kriegsmaterial zu liefern." Wenn freilich die englische Willkür zur See dauernd gebrochen werden soll, ist ein gemeinsames Vorgehen der kontinentalen See mächte ganz unerläßlich. ES muß ein einheitliches kontinentales Seerechr gegen England vereinbart werden, das den britischen Völkerrechlsverclchtern den Hochmuthskitzel mündlich austreibt. .. me , eines französischen Dampfers vor der Delagoabai. an dessen Bord sich einige russische und französische Offiziere befiirden sollen, die in ?» Ä» der Berlincr Rörse trat heute auf die gestrige matte Haltung cme bemerkcnswerthe Reaktion ein. Zunächst fanden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite