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Dresdner Nachrichten : 03.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187905039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18790503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-03
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.05.1879
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Pari». S.Mai. Die Handelskammer - Delegir- ten der Schntzzöllner über« rclchtenTirark clneAbresse. Aus der Rete des rviinl- slerö glog bervor. bah cr de! Abschluß der Handels- vertrat niedrigere Sätze, alS lm allgemeinen Tarif, verki tten werde. Die De« legirlc» wurden auch beute von Grevv empfangen, rer ihnen versicherte. die Ne- gicrung bcschäiti,.cstch mit ree Lage der Industrie u. werbe sich bemühen, alle Interessen miteinander in Einklang zu dringen. «ffrevu empfing auch den Prinzen Alexander von Hessen, der sich mit Ge- madlin und dem itlngstcn O., » öaulcgessii.ist. ^^^Nlnüüüs,.! I. z;sx,:„Ii>> ,1. Fpnrera IsLvkt-LoLvLr»mmv. ^aelit-'rvlvsrammo. Tageklatt für SMiil, Anterhaltmig.Geschiifisverlrklir. Lörscnbericht,FrcmdciiliIIe. Mitrekacteur: vr. H»»il Ntvr«-v. Für daö Feuill.: i« Unrtui»»». > -r„- ». Vci kimt uliei 8tn»t«>>»sti«>»-s, pfanäbrivfe, ^Ltien ot>'. cx»8Äli>- l lu«K-aller (lunpons. Uttent^vlti. Oontrolk clc Verio08nn» aller ERrtii ^ pa>äere ,XIIe^ aneii a»i brieiIi<1aaa>Vi " Druck und Eigentbum der Herausgeber: Verantwortl. Redakteur: I.tvpuirlL List« in Dresden. Ikvlnnir >« I'nlilt nk in Dresden. Pariser Veriragcs baiirt. DcrEriolg jenes Sstriltcö war nicht lloniIellZtkilatürWeolisvl., zu ernmlbige». icion wenn derselbe Mund vorläge. Sohne hier aushält, nächste Woche nach Darmstabt rückkehrt und dort mit seinem Sodne Battenberg zusainmentrissr, rer rie Bulgaren - Deputation in Darnifiadtempsangen witt. London. 2. Mai. Unterhaus. Nortbcele ant wortet Peel: Die Regie rung habe keine Mitlhci- lung über rie äugend ick- lichen Vcr olgungcn in Rußland erhalten, eö lei unvereinbar mitdcnPsllch- tcn rer Re ilcrung, si h in bic inneren Angelegcn- hcilen fftußlantö ciiizu- mischcn. Die Borstcllu». gen in lliearel l8',2 waren auf ten Protokolle» des terart, um zu einer Wieterhrlung Rr.123.24. M,ra. 187S. Witterungsaussichten: Meist heiter, kühl, vorwiegend trocken. Politische». Noch ehe gestern in, Reichstage der erste Redner die Tribüne bestieg, um über die Zoll- und Steuerfragen die erste Rode zu halten, war das schließlich« Schicksal derselben im großen Ganzen bereits entschieden. Das sogenannte Bismarckischc Wirthschasts- programm ist im Wesentlichen durchgegangen. Das steht schon heute fest und die langen Debatten hierüber, die schönen stieben, die heftigen Aussprachen, die Anzüglichkeiten und Reibereien ebenso wenig wie die gründlichsten Auseinandersetzung»,;, die gelehrtesten Borträge mit den stattlichsten Zifferkolonnen, die man zu hören bekommen wird, ändern an diesem Ergebnis; so gut wie Nichts. Die Millionen Worte, die in den nächsten Wochen im RcichStagssaale ertönen werden, sind vielmehr nur dazu bestimmt, die Thatsache zu verschleiern, daß bereits Alles hinter den Coulissen abgemacht ist. Man wirbelt absichtlich so viel Staub auf, um den Rückzug zu ver decken. WaS ist denn geschehen? fragt der Leser. Dasselbe, was immer geschah, wenn eine wichtige Borlage des Reichskanzlers Gefahr lief, wegen ihres unpopulären TheileS zu scheitern. Fürst Bismarck hat sich einfach den Abg. v. Bennigsen in sein Palais kommen lassen. Wie dieser ein Eompromiß bei dein Mililärseptennat, den Justiz- gesetzen, den Sozialistenvorlagen fertig brachte, so auch jetzt bei den MehrbesteuerungSvvrlagon. Gestern bereits wurde an dieser Stelle auseinandergesetzt, wie günstig die Chancen für die Pläne des Fürsten Bismarck lägen: das Centrum bietet ihm freudig die Schutzzölle an, verweigert ihm aber die Mehrbesteucrung durch Finanzzölle; umgekehrt versagt ihm der Nationalliberalismus (zum großen Theil wenigstens) die Schutzzölle, dringt ihm aber die Finanzzölle auf. Auch ein Minister von weniger Klugheit und Energie als Fürst Bismarck, würde diese Gunst der Lage dahin benutzen, das; er das Beides nimmt, was man ihm bietet, daß er bezüglich des Beiden aber, was man ihm verweigert, die Verweigernden nicht blos gegen einander ausspielt, sondern auch jeden Einzelnen für sich mürbe zu machen versucht. Wie viel weniger ein Minister von der Einsicht und Thatkraft des Fürsten Bismarck, der in solchem Widerspicl der Interessen so oft schon auf dem politischen Schachbret seine Meister schaft bewährte! Freilich, den Widerstand des Centrums gegen die gewaltige Erhöhung der indirekten Abgaben (Finanzzölle) zu brechen, erkannte selbst Bismarck als eine unmögliche Aufgabe. Weit weniger Schwierigkeit bot das Mürbemachen der Nationalliberalen. Diese, wenigstens die Mehrheit von ihnen, bewilligen schließlich auch die Schutzzölle, wenn sie für ihre Zustimmung zu den Finanzzöllen eine Extrabelohnung bekommen, wenn diese auch nur in einem Nichts oder in einem Scheinding, günstigen Falles in einem unschädlichen Kinderspielzen g besteht. Die Finanzzölle haben bekanntlich auch eine politische Seite. Erhöht man nämlich die indirekten Abgaben um etwa 150 Millionen Mark, so wird das Reich nicht bloS unabhängig von den Matrikularbeiträgen der Einzelstaaten — das wollen ja gerade die Nationalliberalen! —sondern es wird es auch gleich zeitig von dem Steuerbewilligungsrechte des Reichstages selbst und das wollen die Nationalliberalen doch nicht ganz. Wenigstens wollen sie den Schein rctten, als hätte der Reichstag künftig noch so Etwas, was man bei anderen Volksvertretungen Budgetrecht, Steuerbewilligungsrecht oder ähnlich nennt und ohne Was eine Volksvertretung Nichts ist als eine willenlose Geldbeschaffungs- Maschine. Dielen Schein von Budgetrecht behalt man - - das ist der pfiffige Plan Bennigsens — wenn jährlich der Reichstag be schließen dürfen soll, wie hoch der Kaffeezoll und die Salzstcuer ist. Mit Kaffee und Salz wird also das künftige Budgetrccht gebraut — ein Göttertrank! Mittelst dieses Trankes betäuben die National- liberalen ihr politisches Gewissen, das sie ebenso wie die CentrumS- männer und die Fortschrittspartei warnt, mittelst eines Federstrichs 150 Millionen neue Steuern dem Bolle aufzulegen, ihm den Bissen im Munde zu verthcuern und die Negierung gänzlich unabhängig vom Bolkswillen und völlig absolut hinzustellen. Denn zu einer beweglichen Steuer, d. h. einer solchen, die man je nach der wechseln den Höhe des Jahresbedarfs einesStaates verschieden groß bewilligt, eignen sich schlechterdings nur die direkten Steuern, wie wir sie bis her in den Matrikularumlagcn hatten, niemals aber eine indirekte Steuer. Der Kaffeezoll z. B. beträgt jetzt für den Doppelcemner 35 Mark, Bismarck will ihn auf 42 Mark erhöhen. Darüber läßt sich streiten; schließlich aber weiß jeder Kaufmann, wie hoch er das Pfund Kaffee zu verkaufen hat, wenn der Zoll sich gleich bleibt. Wenn in Zukunft, je nachdem Geld nothwendig ist für ein neues Regiment, eine neue Fregatte, oder Ankäufe von ganzen Häuser vierteln in Berlin zu neuen stieichsbehörden, der Reichstag jährlich den Kaffeezoll um etliche Mark erhöht, oder umgekehrt, wenn darin einmal Ruhe cintreten sollte und nicht so viel Geld verlangt würde, ihn um etliche Mark ermäßigt, so muß eine wilde Spekulation auf dem Kasieemarkte cintreten. Dieser ist ohnehin von dem Quantum jeder Jahreseritte mehr als der Markt mit anderen Artikeln beeinflußt und.'zur Spekulation geneigt; wie toll wird's da werden, wenn ein Land mit dem Kaffeebedarf für 44 Mill. Einwohner die Spekulation durch wechselnd hohen Zoll künstlich be fruchtet! Aehnlich ist ä mit der wechselnden Höhe der Salzsteuer. Ein Verbrauchsartikel von der Bedeutung des Salzes muß einen sich im Ganzen gleichbleibenden Verkaufspreis behalten. Derselbe darf nicht wegen der wechselnden Jahresbedürfnifse des Reichs- budgcts schwanken. Das geschieht aber, wenn der Reichstag das ihm als Belohnung für seine Zustimmung zu der Steuererhöhung in Aussicht gestellte Recht, jährlich Kaffeezoll und Salzstcuer neu- zubestiinmen, ernstlich ausübt. Wie die Börse ihre Lieblingsspiel papiere, Lombarden und Franzosen hat, hatte der Reichstag dann „Spielzölle". In Wahrheit glauben wir aber, das; der bewegliche Kaffee- und Schutzzoll nur ein Blendwerk ist. um den Reichstag über seine künftige Ohnmacht zu täuschen Alan wird an Kaffeczoll und Salzstcuer nicht jährlich herumdoktern, sondern sie in der Höhe belassen, wie sic einmal bestehen. Trotzdem aber hängt Bennigsen das Spekulation-- Damoklesschwert über diesen beiden Artikeln auf: ^ es schadet zwar, aber das schadet ja Nichts; tS nützt vielmehr, indem es dem Reichstage in den Augen der Menge den Anschein giebt, als Hütte cr ein Budgctrechi. So verhält sich's mit dem neuesten Compromiß, um 15>0 Mill. neue Steuern zu erhalten. Das Erscheinen Bcnnigsen's auf der politischen Bühne war von jeher unheilvoll für die deutsche Nation. Mit diesem Kaffee- und Salzkomproiniß ist, wie Eingangs dargelcgt wurde, das sog. BiSmarck'sche Wirthschastsprogramm seines Sieges gewiß. An Einzelheiten wird man mäkeln, hie und da einen Theil- ersolg durchsetzen, große Worte wird man machen — aber die Sache ist bereits abgethan. Etwa noch Schwankende werden Sonnabends bei Pappenheimer Bier schon aus den rechten Weg zu bringen sein! Es konimt also auf die Verhandlungen des Reichstages — wenn nicht ganz absonderliche Zwischenfälle cintreten sollten! — gar nicht so viel an, als eS nach der Masse Reden, die man in den nächsten Wochen zu verdauen haben wird, scheinen könnte. Auch die formelle Behandlung der Zoll- und Stcuerfragen erscheint heute bereits nicht mehr so bedeutungsvoll wie gestern noch. Nicht verhehlt sei es, daß die schwächliche Haltring, die im Mai und Juni der Reichstag vor der Nation annehmen wird, nur die Haltung wiedcrspiegelt, die das Volk im Ganzen selbst einnimmt. Bei den vielen hundert Versammlungen von Interessenten, die seit einigen Monaten sich ununterbrochen in Deutschland drängen, waS hören wir da? Nur die Stimme des Egoismus. Der Brauer be kämpft nur die Brausteuer, der Tabalsintcresscnt nur die Tabak steuer, derLnndwirth sorgt nur für die Landwirthschaft, der Eisenindu strielle, Baumwollsprnncr und Leinweber nur für Hohösen und Maschinenindustrie, Garne und Leinwand. Niemand denkt über sein nächstes Interesse hinaus, an die der Allgemeinheit. Jeder wehrt sich seiner Haut, Niemand fragt: Aber warum ist es denn nöthig, daß wir uns Alle so zu wehren haben und giebt eS nicht eine ge meinsame Quelle unserer Beunruhigung? Alle nehmen es als Glaubenssatz an, daß das Reich so und soviel Millionen braucht und Jeder denkt, Wunder WaS erreicht zu haben, wenn er sich und seinen Erwerbszweig vor dem allergrößten Stcuerbcitrag rctten kann. Fragt nun z. B. im sächsischen Landeskulturrath ein schlichter Landmann wie Abg. May: ja wozu denn überhaupt so viel neue Steuern? spart an den Hecrcslasten!, dann haut man ihn zur Bank mit dem Hinweis: diese Frage gehöre nicht vor den Landes kulturrath. Warnt in der Dresdner Handelskammer ein erfahrener Geschäftsmann, wie der Bantdirektor Pusinelli vor dem fortgesetzten Schuldcnmachen und fragt besorgt, wohin Re enorme Steuerver- mchrung führen soll? ja, da kommt er bei den Herren Fabrikanten der Chokolade, der Garne, der Eisenbahnwaggons, den Vertretern der Speckseiten und der Mehlsäcke böse an! Selbst Tabak-Mörbe unterstützt ihn kaum! Nun wundere man sich noch, wenn bei solcher einseitigen Jnteressen-Wahrnchmung, bei solchen; Jgnoriren der allgemeinen Fragen schließlich durchgesetzt wird, was man gerade braucht. Die Dresdner Handelskammer sollte Herrn v. Bennigsen ein Ehrendiplom senden. Neueste Telegramme vcr „Dresdner Nachrichten." Berlin, 2. Mai. Die vollswirthschaftliche Vereinigung nahm den Vorschlag an, die Ueberweisung der Zolltarifvorlage, mit Ausnahme der sofort im Plenum zu berathenden Zollpositionen für Getreide, Eisen, Holz und Vieh, an blos eine Kommission und zwar von 28 Mitgliedern, die Tabaksvorlagen gleichfalls an eine 28gliedrige Kommission und dieBrausteuergesetze an eine 1-tgliedrige Kommission bei»; Reichstage zu beantragen. Damit ist der Sieg der Schutzzöllner über die Freihändler ausgesprochen. Der Reichstag trat in die Berathung der Zolllarisvorlage ein. Fürst Bismarck ist anwesend. Fürst Bismarck betonte daSBedürinIß einer Zell- nndStcucr- relerm, das immer unabwclsbarcr bervorgetreten, das »ictit bloö die Relcl'ösinaiizcn betreuen, sontern das ganze Finanzwesen Deutschlands umfassen werke. Zunächst sei das Reich finanziell unabhängig zu machen, kic in den Matricularbeiträgcn liegende Ungleichheit und Ungerechtigkeit der Steuerlast zu beseitigen. „Wir wollen nicht Höhere Einnahinen erzielen, als sür Deckung der Rcichsausgaben erforderlich, woucn aber daö Notdwenkige in einer Form aufgebracht wissen, in welcher die Lasten am leichtesten zu tragen sind. Wir glauben, daß dieö am besten durch indieeclc Steuern, geschieht, so daß antcrcricilo Slcuercrlclchtcriiuac» cinneten, können." Für Preußen Nabe cr namentlich die Ueberlastung der: Grund- und Gcbäutcsieucr an Provinzen und Gemeinden im! Auge. Die Einkommen- und die Micthstcuer seien bart drückend. ^ (Sr sircbe seinesttzeiis deren Beseitigung oder Ermäßigung an uiil^ bczlcbc sich sür seine Ansicht aus das Beispiel R u ßlantö, i wo man dauernd bemüht sei. indirekte Steuer» an Stelle der direkten treten zu lassen. Mau sollte übcrbaupt nur das sundirie Einkommea besteuern, nicht stindirleo Einkomnicn jedenfalls nur mit geringer Steuer belege». Ganz unlogisch sei auch die Besteuerung des EinkemmciiS der Staatsbeamten; ganz un gleich seien bewegliches und unbewegliches Eigentbum besteuert und hierin liege der Grund zu»; Rückgang der Lantwirlhschait und zur Verschuldung deS ländlichen Grundbesitzes. Der Ge treidebau sei schwer besteuert gegenüber dem Import Po» außen; kein Gewerbe überhaupt set so schwer besteuert nie das land- wirthschaitliche. Der weitere Vorwurf gegen die dcrmaligen Zu stände le! der mangelnde Schutz der Industrie dem Auslände gegenüber. „Wir bedürfen mäßigen Schutzzolles, verlangen auch nur solchen, wir kannten auch bisher einen abioluteu Freihandel nicht, dcr ein Ideal, was zu verschiedene» Zeilen die lebhaitcstcn Strömungen hcrborrici. Wir müssen doch aber jetzt erkennen, baß wir die AdlagcruiigSstättc sür die Ilcdcrprcduktioncn anderer Länder geworden und daß cs geboten ist, unsere Thore einiger maßen zu schließen. Die Idee eines großen Exporthandel ist immer eine prekäre. Bei Handelsverträgen kommt cs auch immer am dir Frage an: Wer übcrvortheilt den Ankern? Tressen. SmmabeiiS. z.Mai. Daö erkennt man aber auch immer erst nach einer Reihe von Jahren. Wenn der Schutzzoll luiniren soll, müßte Frankreich längst ruinirt !ein; Rußland prosterirt ebenfalls beim c-chutzzoll. well rcnd Lander, die osten sind, zurückgehc». Ich nehme davon auch nicht England ans, welches ebenfalls zum Schutzzoll kommt. Wir sind, seitdem wir die Zolltarife soweit herabgesetzt baden, im Vcrblutungc-prozeß begriffen. Für Abbitte können wir uns nicht aut Theorien, wir müssen uns auf praktische Erfahrungen stützen. Eö handelt sich dabei nicht um politische, sondern um rein wirlhssta Nieste Fragen. Ich in echte wünschen, daß man die Partei- und Frallionoempsindungen von dieser reinenInteressen- srage getrennt hält. Daö deutsche Volk verlangt Gewißheit über seine wirthsestaitliche Zukunit: Beseitigung dcr Unsicherheit ist vor Allem nothwendig. Eine schnelle Ablehnung der Zolltarisoorlage ist immer noch besser als eine Verschleppung «Bestallst Abg. l>,-. Delbrück hält ebemallö eine schnelle Ent scheidung stilS beste; cr giebt einen historische» licberblick der Handelspolitik Deutschlands In den llllcr Jahren, bestreitet, daß die Buiidedregicrungen bei damaliger Ermäßigung des Tarifs freibänklerischec Theorie folgten. Nur praktische Verhält nisse seien iür die damalige Handelspolitik maßgebend ge wesen. Es frage sich, welche praktische Bedeutung die tm neuen Tarif vorgcschlagencn Aentcrungcn hätten? Der neue Tarif enthalte sein logisch und svstematisch geordnetes Svstcm unb koch widersprächen rie praktischen (inkcrcsscn der meisten groben Industrien völlig der Locht und Svstcmatlk. Delbrück sucht dies im Einzelnen auis Eingehendste nachzuwcisen bezüglich der Baum- wolienintustric, der Leinwankwcbcrci und Strumpswirkerei. Die Motive, welche aus Frankreich Bezug nähmen, enthielten manche Irrtbnmer Die Ausfuhr Frankreichs nach Algier hatte nicht zur französischen Au.-uibr gerechnet werden dürste;;. Es sei That sache, daß »ach Frankreich dreimal io große BaumwoUcncinfuhr stattstnce, alö nach Deutschland, während die französische Ba»m- wollenausinbr ein Drittel der deutsche» Ausfuhr betrage. Schwer geschädigt durch den neuen Tarif würden ferner die Fiichcrnetz- gannabriken, die Glasindustrie, dcr Posameriticrbctrielst soweit er dcr Glaswaare» bedürfe. Delbrück bekämpft die Zölle aus Haare, Holzwacne;;. .ffautschuk und Guttapercha, tieKupierzölle, Leinen zölle, Eicrzölle und Wollzölle und schließt: „Viele wichtige In dustriezweige seien nicht berücksichtigt, blos zu Gunsten einer mög lichen günstigen Entwickelung einzelner großer Indusirtezweigc, viele seien geschädigt. Der Reichstag werte nicht leicht dafür stimmen können." Fortsetzung morgen >1 Uhr. Wien, 2. Mai. Die Einverleibung von Splzza wird amt lich puvlicirt, ferner die Verordnung, durch welche die anläßlich der Pestgciahr vcriügte» Beschränkungen rkcksichtlich des Ueeer- trittS von Reffenden auS Rußland und Bulgarien aulgchobcn werden. - Dcr Kaiser hat als Zeichen der Anerkennung teS patriotische» L innctz und der hervorragenden Bethätigung künst lerischen Schaffens bei den anläßlich des 25. Jahrestages der Vermählung des Kaisers veranstalteten Festlichkeiten dem Bür germeister von Wien, Nrwald, das Komthurkreuz deS Franz» Josef-Orkens, dem Prost Makart das Ritterkreuz des Leopold- OrkenS unb de»; Stellvertreter des Bürgermeisters, Uhl. den eisernen Kronenordcn dritter Klasse verliehen. TepIttz. 2. Mai. Gestern Abend ist die Thermalciucllen- Hebemaschine in Thätlgkeit geietzt worden. Um V Uhr llü »Min. machte der Kotzten der Maschine die erste Bewegung. Unmittel bar darauf erschien Thermalwasser in; VertheilungSkasten, in wel chen es nunmehr regelmäßig und reichlich bineinströmt. Die Maschine arbeitet vorzüglich, so daß der Bedarf an Thermalwasser völlig gesichert erscheint. London. 2. Mai. Die Kolonialtruppen versuchten am 8. April vergeblich den Kraal deS Baiulo-HaupIUngs Meirosi zu stürmen; dcr Verlust der englischen Truppen belief sich hierbei ans 2ti Mann. Locales and Sächsische». — Die Penstonirung deS Präsidenten deS Obre re ch n u n g S b o s s, Römisch, wird in Bcamtenkreffen viel be sprochen. Es ist eine cigenthümlichc Erscheinung, daß der erste Präsident dieser allcriieuesten sächsischen Staatsbehörde bereits wenige Monate nach deren Errichtung seine Entlassung nimmt. Präsident Römisch soll, so erzählt man sich, Vorschläge über eine Umwandlung des ganzen Rechnungswesens i»; Staatshaushalte tbeils vorgenominen, thcils beauieagt haben, die in allen Behör den aut levhasten Ackdeespruch stienen, von dem Finanzmmistcrlliin nicht gebilligt und schließlich auch vem dem Gesammt-Mlni'slerium, an das sich dcr Herr Präsident beschwerdeführend gewendet hatte, verworfen wurde. Hiermit nicht zufrieden, soll der Herr Präsident eine abermalige Vorstellung an das Gcsammt- mlnistcrluin gerichtet haben. vcr er dadurch größeren Nachdruck zu geben suchte, daß er die beiden Oben eff miiigSrätdc vcran- laßte, sich seiner Meinung, der sic nicht turcl'gus waren, anzu- schlleße». Obwohl Heer Präsident Römisch fick' anerkanntermaßen nur vom besten Aintscster leiten ließ, so widerspricht doch dieses Vorgehen den Traditionen deS Staatsdienstes und in der Sach« selbst steht dcr Herr Präsident mit seinen RcchnungeplSnenvöllig liolirt da. Ucker die Art, wie der RcchnungShoi daö StaatS- rcchnungswescn am daö sormelle Gebiet «vielen n ollte hören wir sehr interessante Details. IcdeiffaliS bat sich gezeigt, daß die mit so viele» Kosten ins Leven gerufene neue Staatsbehörde, die wir den; Einflüsse des damaligen Abg. Jordan verdanken sich nicht bewährt. — Die bereits gestern erwähnte vorgestrige Soirse bei dem Herrn Ermen H ohcntbal unk Berne» gab dem viel ange- scindeten Magnetiseur Prost Hansen abermals Gelegenheit, vor einer höchst dlstinguirten Gesellschaft seine Erperimcnte zu zeigen. Anwesend waren u. A. die Herren Minister von Fadrice, von Abelen, von Könneritz, der österreichische Gesandte von Fran- kenstcin, Intendant Grai Plate» mit ihren Gemahlinnen, Ober- hostneistcr von Lüttichau, Oberkammerhcrr von Gerödors, Flügetadstitcint von Minckwttz rc. Die Experimente wur den sämmtiich nur mit Personen ans dieser Gesellschaft porgenommc» und lieferten sehr interessante Resultate. Es gelang bei verschiedenen der »Anwesenden das Schließe» der Augen und Zähne, das Slammeln und Benehmen dcr Sprache, daö Nicltt Ociinei,können der geballte» Faust. dc>S Schlage» nach Kopt und Hand des Magneti.eurs. ohne zu treffen, das Führen a» der vorgchaltcncn Hand re. Ebenso machte Hr. Hansen den Körper eines jungen Eavalicrs so starr, daß cr denselben mit Kops und Füßen aus 2 von einander gestellte Stühle legte und sieb nun auf de» freiliegenden Körper setzte und stellte, der Be treffende aber nur de» Druck von einigen Piuntcn Gewicht dabei empfand. !u»; Schluß dcr Soiree herrschte allgemeine Be friedigung über die gelungenen Erpcrimente und selbst die Ungläubigsten aus der Gewllschait waren überzeugt, wenn schon einige Erpcrimente. wie bas Bergenen des Namens unb baö Glaubenmachen, der Kovi oder der Bart stünden in Flammen,
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