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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051005013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905100501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905100501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-05
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1905
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de» verband«» Nunmehr trat der Jubelverei» in seihe der Empsanaenden. indem ihm eine Anzahl wert- und sinniger Geschenke gespendet wurden. U. a. fristeten ^uue» de» Dresdner Verein» «inen VereinSschrank. der inhaberverein einen Hahnennagel, der Deutsche Kellner- n „Saxonia" ein Tischbanner, ver BezirkSverein Dresden deutschen Aellnerbunde» einen Tafelaufsatz, die Zwtigvereine de» Verbände» Deutscher Köche und des Jnternatio- .. verbände» der Küche je euren Fahnennagel, Herr Bialla «r< ebenfalls einen 'Tafelaufsatz, während die durch Deputa- ,,«« mit Bannern »»ertretenen Sektionen Leipzig, Berlin, «bürg und Stuttgart ein Album, einen Silberkranz usw. pichen lieben. Bewegten Herzen» dankte der Vorsitzende vielen und bedeutsamen Ehrungen. Dos Kremsersche t schloß den Festaktus ab und alsdann begann eine qut- ausgerichtele und durch zahlreiche Ansprachen gewürzte Festtafel. HngfiEberhardt widmete zunächst allen Tafelgästen ein herzliches Dillkouimen und brachte dann, „nicht weil cs so Sitte, sondern weil die Mitglieder sich als vaterlandstreue Angestellte dazu gedrMgen fühlen", ein Hoch aus König Friedrich August und Kaiser Wilhelm aus. das lubelnd erwidert und von der Sachsen- hyylne begleitet wurde. Herr Direktor Sendig überbrachte Grübe vom Internationalen Gasthofsbesitzerverein und dankte iu; Namen dieses Vereins und ini Aufträge der Ehrenmitglieder mit. einem Hoch auf den Genfer Verband. Das Vorstands mitglied Herr Jahr lieh die Gründer der Sektion Dresden, ins besondere Herrn Valentin-Schandau leben, während Herr Stadt verordneter Rechtsanwalt Kohlmann sein Glas dem Zweig- verqiy Dresden weihte, desgleichen der folgende Redner, der Leipziger Vertreter Herr Äeihler. DaS Hoch auf Rat und Stadtverordnete brachte Herr Ziller aus. Im Romen des Vereins Dresdner Gastwirte toastete Herr Nadisch auf das weitere Blühen und Gedeihen des Dresdner Ztveigvcreins, nach, dein er das notwendige und ersreuUcherwefte auch vorhandene Handinhandgehen von Prinzipalen und Angestellten beleuchtet hatte. Für den I. Verein Dresdner Gast- und Schankwirte wjdmete Herr Wielifch dem Verband und dem Zweigverein Dresden sein Hoch. Der Vertreter von Berlin Herr Vollborlh und Herr Valentin-Schandau toasteten gleichfalls aus den DreShner Jubelverein, ebenso Herr Buchholz im Namen deS Deutschen Hoteldiener-Verbandes. Das Lob der Damen pries Herr Nitsch, Redakteur des Verbandsorgans, während die Presse das Vorstandsmitglied Herr Ebner ehrt«. Durch Depeschen „sw. waren ebenfalls von vielen Seiten die Sympathien für den sestaebenden Verein zum Ausdruck gelangt, auch hatten Herr Diner den Teilnehmern durch ein bronzenes Erinnerungszeichen und Herr Nitsch durch eine Humor- und ulkvolle /Fest- zeitimg" Ueberraschungen bereitet. Die von frohen Weisen der acnai tten Militärkapelle auch musikalisch sehr belebte Tafel fand erst ihr Ende, als die mitternächtliche Stunde bereits vorüber ivar. Nunmehr gaben sich di« Teilnehmer noch lange den Ballsreudcii bi» und ver liehe», angenehmer Erinnerungen voll an ein herrlich verlaufenes Fest, in fast ungeschwächter Zahl erst am Ende der Feier die frohe Stätte. — Drei Dresdner Vereinigungen, »nd zwar die Abteilung Dresden der Deutschen Kolvnialgescllschast. der OrtSverband des Deutschen Flottenverei»S und der Verein für Erdkunde, veranstalte» aei»ci»schastlich eine Gedächtnisfeier für de» im Juni d. I. verstorbenen Major Hermann v. Wihinan». Gouverneur von Teutsch-Ostafrika. Wegen Ort und Zeit der Feier, sowie wegen Entnahme der Ein- triltskgrten zu derselben sei auf die Ankündigung im Inseraten teile hingewiesen. Ein intimer Freund Hermann v. Wißmanns, der mit ihm von Jugend ans bis zu seinem Tode miss engste ver bunden war, Herr Oberstleutnant Richclniann, hat die Gedächtnis rede übernommen. Letzterer trat 1871 in die Armee ein, gehörte 1876 bis >880 der Marine «Scebataillvin an und stand dann am Rhein, von wo aus er Wihmann »ach Afrika begleitete. Es war ihm vergönnt, an der Schaffung der Wihmailiitrnppe teilziinchmeu. er gehörte die ersten Monate während deren Bestehens dem Stabe Wißmanns a», war beteiligt an allen Kämpfen und wurde bei Erstürmung von Buschiris Lager an der Seite WihinniinS ver- wnirdct. — In einer Nebcnversammlimg des Sächsischen Lcbrei ner e i n s am Dienstag früh führte Herr Franz Leber, Lehrer in Greiz, in einer von praktischer Erfahrung und Gediegenheit zeugenden Gesangslektion die praktische Verwendbarkeit seines Lisch- und Wand h a rm o » i um s vor. Dasselbe mit Oktaven Umfang it — ü") kostet mit tragbarem Holzkoffer 55 Mk, und ist als ausgezeichnetes Anschannngs- und Lehrmitkcl im Gesänge warm zu empfehlen und geeignet, die Violine aus dem Gesangsunterricht zu verdrängen. Da die Tastatur über- normal ist. kann sie auf größere Entfernung geschaut werden. Das Instrument hat einen weichen vollen To», ist leicht transportabel und kann ohne Mühe an der Wandtafel befestigt werden. Das König!. Särhs. Ministerium deS Kultus hat Lcbcrs Harmonium empfohlen. — Die S ch u l a usst e l lu » g im AnsstelliingSpalast wird heute Donnerstag, den 5. Oktober, nachmittags 5 Uhr, geschlossen. Von >/r11 bis >/rI Uhr und von 6 bis 5 Uhr sind Führungen. Der Eintrittspreis beträgt 30 Pfg. — Prozeß Lehicitner. s5. Verhandlungslag.) Zeuge .Kauf mann und Agent Ruinberg hat in der Voruntcrinchung ans- gesagt, daß er im Januar 1902 für den Verkauf des Hauses Maximilians-Allee 3 eine Provision von 3000 Mark erlialten, ober über 4000 Mk. quittiert habe, weil Lehleitner sagte, er, L,, müsse sich mit der Tifchler-Jnnung anseinandersetzen. An eine strafbare oder nur unreelle Handlung will Zeuge nicht gedacht haben. Heute weiß der Zeuge nur, daß er über mindestens 3500 Mark qurtiert hat. Lehleitner wendet ein, daß Rumbcrg damals die 500 Mk an die Tifchler-Jnnnna abführen sollte und wollte. Schließlich hab^ L. die 500 Mk. selbst abgesührt. Auf einen Einwand des Staatsanwalts bestreitet Zeuge, daß die Ver sicherungs-Anstalt 1901 beim Verkaufe des genannten Hauses ein besonders gutes Geschäft gemacht habe. Heute allerdings würden dafür reine 423 000 Mk. gezahlt werden. — Direktor Dr. Anton von der Rentenversicherungs-Anstalt gibt eine ein gehende Darstellung über die Verhandlungen mit Lehleitner beim Kauf bezw. Verkauf des mehrfach genannten Grundstücks. Leh- lcitner habe gesagt, daß er mit den übrigen Direktoriolmitglie- dern der Allgemeinen Versicherungs-Anstalt scharfe Auseinander- sckiuiaen gehabt habe, weil er das Grundstück für nur 423 000 Marr verkauft habe. Nach der Auszahlung der Provision habe Rumberg zu dem Zeugen gesagt: „Jetzt habe ich über mehr quittiert, als ich bekommen yabe, nämlich über 4000 Mk." Es kommt nochmals die Angelegenheit zur Sprache, daß der verstor- bene Clausen eines Tages mit einem älteren Herrn „Geheim- rqt" mit grauem Schnurrbart und grau meliertem Haar zu Lehleitner kam und sagte, der unbekannte Herr Gcheimrat könne seinen Einfluß geltend machen, daß die Rentenversicherungs- Anstalt das Hins Maximilians-Allee 3 unter allen Umständen kaufe. Zeug« Anton bemerkt, daß der Unbekannte doch nur unter «dem Verwaltungs- bezw. Koilsausjckuß der Rentenanstalt zu suchen fein könne. Die Personalbeschreibung des Unbe kannten passe aber auf keinen der Herren der Rentcnanstalt. — Zeuge Oberpostassistent a. D- Zi mm ermann hatte früher eure Kassenstelle bei der Allgemeinen Versicherungs-Änstalt inne und machte die Erfahrung, oah Direktor Lehleitner private und Geschästsangelegenherten verquickte. Sehr oft hätten sich Wechsel der Firma Birkigt Nachfolger im Geldschrank der Genossenschaft vorgesunden. Ern anderer Beamter Richter habe dem Zeugen gesagt: Es ist hier so manches nicht klar, aber man kann es nicht klarstellen und untersuchen. Am meisten hat sich Zeuge gewun dert, daß Eingänge und Ausgänge ohne jegliche Unterlagen, allein ans Grund von Buchungszetteln gebückt worden seren. Auch die 10 000 Mk., welche bei der Gerichtskasse Pirna hinter- lmt worden sein sollten, sind als Ausgabe gebucht worden, ohne daß der Hinterlvgungsschein vorlag. Mit Widerstreben habe der Zeuge der Misere Tag von Tag zugesehen: selbst der neu ange- strllte Mathematiker habe sofort das Vertrauen zu der Lage der Gesellschaft verloren. Endlich sei Zeuge zu Dr. Pilling ge- gangen, habe ihm Mitteilung über die Verhältnisse der Anstalt gemacht und gebeten, helfend einzugreisen, weil die Genossen schaft sonst verloren ser. Aus die Beschwerde kam es zu einer Aussprache zwischen dem Zeugen und Lehleitner. Letzterer sei anfangs sehr siegesoewiß und aufbrausend gewesen, bis der Zeuge chm kategorisch erklärt Hab«: „Herr Direktor, rch spreche mit "me« nrcht als Untergebener, sondern al« Versicherter!" MS hleitner droht«: „Ich werde alle Beamten, welche Mitgliürer d. biLausschweißeu!" habe Zeuge ruhig geäußert: „DaS wer> deu 3i« nicht tun!" „llnd-da» Nesnttat dieser Unterredung ivar eine aemütliche Unterhaltung über Politik," ergänzt Zeuge. Um sein Gewissen zu entlasten, habe Zeug« dann dem Sraatsanwalt Mitteilung gemacht. Letzterer habe erklärt: „Die Unterlagen aeüügcn zum Einschreiten nicht: aber es werde schon die Stunde kommen! Dem Zeugen ist auch der große Aufwand Lehleitners ausgefallen, welcher mehrere Villen besaß, Equipagen hielt und ein großes Haus führte. Der verstorbene Rerchstagsabgcordnete Klemm habe in bezug auf den Aufwand Lehleitners zum Zeugen geäußert: „Aus reellen Einkünften kommt das nicht!" Recht drastisch schildert der Zeuge den Verlauf einer Abjchiedsreier, an welcher Lehleitner teilnahm. L. habe in einer Rede ausge- führt: „Die Versicherten sind mir eigentlich zu vielem Dank verpflichtet, weil ich die Fusion zu stände gebracht habe: >ck habe die „Augusta" anqeschmiert, daß ihnen die Augen übergeganqen sind: das war aber meine Pflicht als Dresdner Direktor. Der Direktor der „Augusta" versteht von der Organisation so viel, wie ein Marktweib." Lehleitner juchte die ihn schwer belasten den Aussagen Punkt jür Punkt zu widerlegen. Nament- lich sagt er, daß die Bücher den Behauptungen des Zeugen widerspräche». Die Bemerkungen über die Fusion mit der ,,Augusta" habe lediglich den Sinn gekokt, daß L. lediglich und energisch die Interessen der Ver- sicherten wahrgenominen habe. Der Zeuge Zimniermaiin bleibt vorläufig unbeeidct, da seine Aussagen »och nichl genügend klar sind. — Zeuge B > r n st e » g c l hat ebenialls als Beamter der Gesellsclxift Beschwerde gegen die GeschästSsührung Lehleitners erhoben. Namentlich soll er mit der Benützung fremder Wechsel nicht einverstanden gewesen sein. Das Direktorium soll von Lehleitner vielfach getäuscht worden sein, und letzterer habe einen offen stehenden Posten von 700 Mk. erst aus langes Drängen des Zeuge» geregelt. Aus eine Anzeige beim Ver- waltungsaiisichusse sei ihm vom Direktor Breßler entgegnet worden: „Alles, was Sle hier gegen Lehleitner sagen, ifl nur leeres Gewäsch!" In einer daraus abgehallcnen allgemeinen Sitzung bat Lehleitner eine lange VertcidiguirgSrede geholten, ohne daß die Angestellten als Ankläger erst zu Worte aekonimcn find. Zeuge behauptet, daß alle feine Angaben aus Tatsachen beruhen. Dem Zeugen ist es auch ausgefallen, da» bei der Ge nossenschaft so viel mit Buchungszetteln gearbeitet wurde. Bei seinem freiwillige» Austritt aus der Gesellschaft hat er von Lehleitner ein gutes Zeugnis erhalten. Nachher richtete er an L. einen Brief und sübrte aus, daß alle früher über lehleitner gemachten belastenden Angaben nicht den Tatsache» entsprächen. Den Brief will Birnstengel nur geschrieben haben, »in in seinem Fortkommen nicht gehindert zu sei». Der Zeuge bleibt vorläufig gleichfalls uiibceidet, da sich der Inhalt des genannten Brieses nicht mit der heutige» Aussage deckt. — N e g i e r u n g s r a t Wagner hatte bei Einleitung der Fusion die Verhältnisse der Allgemeinen Versicherungsanstalt zu prüfen »nd fand, daß die Genöffenschast zu viele und mit Hypotheken überlastete Grund stücke besitze. Auch die gesetzlich vorgeschriebene» Reserven seien nicht genügend gewesen. Die Belastung der Grundstücke bade insgesamt 1 200 000 Mk. betrage». Bei der Allgemeinen Ver sicherungsanstalt haben die Verwaltiingskotten 57 Prozent der Prämien ausgczehrt. Wenn die Verschmelzung nicht gekommen wäre, fo hätten die Versicherten Schaden erlitten. Wenn bei der Fusion die Aktionäre der ^.Augusta" einen pekuniären Nach teil erlitten haben wollen, so fei dies nicht Sache der durch den Zeugen vertretenen Ansfichtsbebördc. Ein Bedenken über das mit Leutnant Bcskow abgeschlossene Vcrsicherungsgeichätt bat der Zeuge nur in moralischer Beziehung.geinnden. Jedensalls sei die Versicheruna Beskows sür die Gesellschaft ein gutes Ge schäft gewesen. — Fortsetzung Donnerstag früh 9 Uhr. — Das Aus fischen des Carola-Sees findet heute dis mit Sonnabcnd statt. Für Liebhaber der Fischlost werden während dieser Zeit frisch gefangene Karpfen und Schleie» im F re i t a g scheu Restaurant zilin Carola-See in verschiedenen Zubereitungen verabreicht. Am Eingänge daselbst loiiiinc» außer dem die gefangene» Fische znin Verkauf. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für Dresden-Neustadt ei» Prospekt von Ferd. Apel, Baut tzner Straße 39, betreffend Preisliste sür Pel; w a r e» und W i n t e ra rt i k e l, bei. — Der Frauenverein in W a ch w i tz veranstaltet zum Besten der K i n d e r b e w a h r a n st o l t Mittwoch, den 11. Oktober, nachmittags 4 Ubr in der Loschwitzcr Kirche unter Mitwirkung hervorragender Künstler ein Konzert. — Aus dem Schießplätze Künigsbrück werden im bevor stehenden Winterhaiojahre gefechtsmäßige Schieß übungen abhalten: das 103. Jnfanterie-Regiment aus Bautzen vom 2. bis mit II. November, das 178. Infanterie- Regiment aus Kamenz vom 13. bis mit 18. November, das 13. ^äaerbataillon aus Dresden vom 27. bis mit 30. November, das -Lchützen-Regttnent vom 11. bis mit 16. Dezember. Während die übrigen Truppenteile in der genannten Zeit im Baracken- lager Königsbrück untcrgcbracht werden, marschieren die schießen den Abteilungen des 178. Jnsanterie-Regunents an den einzel nen Tagen früh nach dein Schießplätze und kehren abends nach Kamenz zurück. Das 12. Jägerbalaillo» iFreibergs wird ge fechtsmäßige Wintcrschießübnngen ans dem Schießstandc »n Zellaer Walde abhalten. — Schwurgericht. In geheimer Sitzung hal sich der aus Jakobine gebürtige Kutscher Guitav Reinhold Bratko wegen Sittlichkettsverbrechens nach 8 176,3 des Strafgesetzbuches und räuberischer Erpressung zu verantworten. Als Verletzte kommen zwei Schulmädchen aus Biensdorf und Neusörnewitz in Frage. Auf Grund des Wahripruches der Geschworenen wird B. wegen Sittlichkettsverbrechens und Versuchs desselben unter Ausschluß mildernder Umstände zu 4 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt, von der Anklage der räuberischen Erpressung dagegen sreigeiprochen. Buren als Verschwörer gegen die deutsche Herrschaft in Siidwcst - Afrika: das ist die neueste schmerzliche Erfahrung, die wir in unserem an jo mancherlei Prüfungen reichen Schutzgebiete haben machen müssen, wenn anders sich die an anderer stelle wiedergegebencn Mitteilungen des „Hans. Presse-Bur." und der „Windbuker Nachr." bestätigen. Ob es sich dabei um einen bloßen Frei bciiterzug oder um ein Komplott von langer Hand mit voll tijchem Hintergründe gehandelt hat, ist vorläufig noch nicht zu erkennen. Die Hauptsache ist nunmehr ein rücksichtsloses, ener gisches Vorgehen unserer Regierung, das jede Gewähr dafür bietet, daß die Uebeltäter gründlich bestraft werden und daß sich derartige Anschläge nicht wiederholen können. Es ist begreiflich, daß der Umstand, daß gerade uns Deut schen so etwas passieren muß, ganz besonders bittere Empsim düngen wachruft, die in der Erinnerung an unsere Haltung un Burenkriege gegen England wurzeln. Tie deutsche Kolonial Verwaltung hat lange gezögert, bis sie dem Gedanken einer An siedlung von Buren in unseren afrikanische» Schutzgebieten praktische Folge gab: sie bat sich auch manchen Vorwurf des halb gefallen lassen. — aus Kreise», die im Ucberschwang ihres Fuhlens für den um seine 'Selbständigkeit und Sonderart kämpfenden Buren es nicht sehen wollten oder wenigslens nicht sehen konnten, daß diese niederdeutschen „Kulturträger" in den Jahrzehnten ihres Sonderdafeins in Südafrika in ihrem Ringen gegen den überlegenen Angelsachsen und in dem unaus- hörlichcn Kleinkrieg gegen die farbigen Eingeborenen des Kap- landes und Transvaals zu einem großen Teil schließlich doch entartet waren. Bernstein hat in den Jahren seines un freiwilligen Aufenthaltes in England schärfer zu unterscheiden gelernt. So heftig er damals bei den eigenen Genossen anstieb, als er es in den „Sozialistischen Monatsheften" gerade her- aus sagte, daß die fortschreitende Kultur in Afrika an der Er haltung eines selbständigen Burenstaates in Südafrika ganz und gar kein Interesse habe, so wenig war er in diefem Punkte zu einem Widerruf zu bewegen, während er doch sonst darin einige Gewandtheit sich erworben hat. Er mag sich tm Jrr- tume befunden haben, insofern er dem Buren unterschiedslos die Fähigkeit absprach, Träger eines kulturell fortschreitenden Staatswefens zu werden und zu bleiben. Uni so mehr trifft seine Aeußerung auf einen mehr oder weniger großen Teil der Buren zu, dem, wie wir nun zu unserem eigenen schweren Schaden erfahren müssen, nur zwei Pole feines Erdenwallens in dem ewigen Sorgen und Mühen um Weidegrund und — Abgeschlossenheit in der eigenen Farm übrig geblieben sind: die nackte Eigensucht und ein unüberwindlicher Hang zum Ver- schlvörertum, — gerade diejenigen schlechten Eigenschaften also, die jede» staatliche Leben zersetzen, gleichviel ov e» ein Leben im selbstgeschasfenen oder Im freinden Staate M."Nnicre Kolonial- Verwaltung hal biete Eigenschaften eines nambosten Teiles der Buren wohl gekannt, als sie zögerte, jener oberflächlichen S>rv miing bei uns in Deutschland zu willfahren, die nicht früh genug und nicht allgemein genug de» Buren aus dem Boden des deutschen Schutzgebietes angesiedelt sehen konnte. Schließ lich hat sie doch nachgcgebcn Aber schon aus den jüngst mit- geteillen Aeußerungen des Grasen Pseil über die Buren i» Ostasrika war die Besorgnis herauszuhören, daß wir im Be- griffe seien, uns hier einen Ansiedür großzuziehen, dem es auf die 'Dauer unmöglich sein würde, überhaupt einem Staats- geoot sich zu unterwerscn und der auch das Recht des Nachbarn nur sehr unvollkommen zu respektieren gelernt habe. Nun kom men Nachrichten aus Südwestafrika, die einen ganzen A b - > rund von Erbärmlichkeit buriichcr Ansiedler erkenne» asse», — wir sagen mit allem Bedacht, schreibt die „Nat.-Ztg ", Erbärmlichkeit, denn gerade aus jene», deutschen Boden, der ans verlorene Paradies burffcher staatlicher Selbständigkeit an grenzt, ist die gemeine Selbstsucht und das geivohnheusmaßige Verichwörertum zugleich krassester Undank, zu dessen Per- urlcilting überhaupt kein Ausdruck jchars genug sein kann Deutscher Kolonialkongres;. Mit einer Bearnßiingsverjaminlung i», Reicbstagrgebänüc begannen gestern die Verhandlungen des Teulscye» Kolom»' Kongresses, der von einer großen Anzahl kolonialfteundlichi'i Vereinigungen, wiffenichastlicher, industrieller, handelspolitische. Verbände »nd den MiNionsgeietlschafte» beider Konsessionen ei» berufen, zum zweiten Riale scft dem Bestehen einer deutsche» Kolonialpolitik ziisaininenlrill. Der Kongreß wird unter dein Eindruck der Wirren in Siidwestasrika und der letzthin e»>- standenen Unruhen in Tentsch-Oslasrika tagen und er fällt zen sich zusammen mit der Rückkunft der deutschen Reichsiagsabgcord nclen von der kolonialen Sludienfahrt, deren parlamentarische Nachwirkungen noch bevoritchen. Unter diesen Uinsiöndcn nein man dem Verlaufe des groß angelegte» Kongresses, der unter dem Präsidium des Vorsitzenden der Deutschen Kolonial-Gesell schüft, des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg und des früheren deutschen Botschafters i» Washington, Wirkl. Geheimen NatS Tr. v. Holleüen, sowie des Präsidenten des Deutschen Flotienvereins. des Fürsten Otto zu Salm-Horsunar tagen wird, mit Interesse entgegen. Unter den einladenden Vereine» bc linden sich die Tentiche Kolonialgesellichaft, die geographischen Gesellschalte» von Hamburg, Greifswald, Hannover, Königsberg. Lübeck, München, Köln, <r,traßburg, Jena und Gießen: de, Deutsche Flottenoerein, der Asrikavcrein deutscher Katholiken >: Köln, der Evangelische Asrikavercin in Berlin, die Königliche Gcolvgische Laiidesanstalt und Bergakademie in Berlins di. Vereine für Erdkunde in Dresden, Leipzig. Metz und Darm- stadt, die verschiedenen botanischen Stacitsinstitutc, der Bund der Industriellen, der Handclsvcrtragsverciii, der Zentral verband deutscher Industrieller und mehrere Handelskaininerv Dem Ehrcnkomttee gehören u. a. an: der Reichskanzler Fürst Büfow, die Staatsiiiinistcr Möller, v. Belhmann-Hollweg. Grat v. Posadowsky-Wchncr, Freiherr v. Rheinbaben, Freiherr v. Richtboscn, Dr. Stndt und v. Tirpitz, ferner die Prinzessin Thereie von Baycrn, der regierende Bürgermeister ton H a in bürg, die Gesandte» der verschiedenen Bundes staaten, der Statthafter der Ncichslandc, die Präsidenten des deutschen Reichstages und des preußischen Herrenhauses, sowie deS preußischen Äbgcordneieiibailses, der Fürstbischof von Breslau Karj)iiial 1). K o p p, der Erzbischof von Köln Kardinal O. Fischer, Professor Tr. Haeckel-Jena, Generaldirektor Ballin- Hainburg, der Polizeipräsident von Berlin, Geheimer Kom- luctzienrat Goldberger, Herr v. Lucanus, die Präsidenten der vrandelskummcrn von Berlin, Bremen, Köln, Breslau, Lübeck, München, Stuttgart und Leipzig und die Reichstags- a b g e o r d n e t c i> Paaichc, Graf zu Stolberg-Wernitzerode, Tr. Porsch und der Direktor des Kolonialamtes Dr. Stübel. Für Len Kongreß sind drei Tage in Aussicht genommen. Es wird u. a. Gras v. Pfeil, der bekannte Marokkosorscher, über „Marokko", Dr. VoSberg-Reckow über Teutschlands Ost- a s i c n -P o l > l i k und RegierungSrat Professor Dr. Zahn über „Die Verbreitung der Deutschen im Auslande" sprechen. Der trübere Gouverneur von Lstafrika, Generalleutnant z. T. von Lieber! wird die politische. »»Ittärische und volkswirtschaftliche Bedeutung einer starken Seemacht darlegen und Professor Dr. Stier-Tomlo-Bonii die internationale Regelung der W a i s c n e i n j u h r erörtern, eine Frage, die angesichts des englischen Wassenschinuggels nach Südwestafrika nachgerade eine brennende geworden ist. TlljieSncschichte. Fürst Bütow über die dentsch-französischcn Beziehungen. Einem Redakteur eines Pariser Blattes gegenüber äußerte sich Reichskanzler Fürst Bllloio über die jüngsten Verhandlungen wegen Marokkos, sowie über die Gestattung der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland, die seit Rouviers Er nennung zum Ministerpräsidenten sich freundschaftlicher gestaltet hätten. Der Reichskanzler jagte u. o.: „Man hat gefragt, warum wir in der Marokko-Lache interveniert haben. Diese Frage erregt noch immer in Frankreich Beunruhigung. Manche Per sonen schreiben uns aggressive Tendenzen zu. Sie haben sich darin schwer getäuscht, und die Tatsachen beweisen das heilte. Es gab eine Zeit, wo die französische Politik so geleitet war, daß man glauben mußte, Deutschland sollte isoliert werden: und man wollte sich uns mit allen Mitteln feindlich zeigen. Ich möchte um nichts in der Welt hier irgend jemand angrei'en, aber icl> muß daran erinnern, daß vor einem Jahre, als der englisch französische Marokko-Vertrag geschlossen wurde, ich im Reicks- tage erklärte, Laß uns noch keine offizielle Notifikation zuge- gangen sei. Dieie, die ich sür nötig hielt, ging uns auch werter- hin mcht zu, und wir sahen darin einen neuen Beweis, daß dw französische Politik uns nicht nur isolieren, sondern auch ver letzen wollte. Tann kam ein Dag, an dem man, offenbar, um das Werk zu krönen, Marokko in «in zweites Tunis zu ver wandeln suchte. Deutschland, das am Handel mit Marokko inici essicrt ist, sah fick genötigi, seine Reckle in Marokko geltend zu machen. Aber kann man sagen, daß Deutschland, indem es intervenierte, irgend einen feindlichen Hintergedanken gegen Frankreich gehabt hätte'? Wo cs doch nur aus die Wahrung seiner nationalen Interessen bedacht war? Deutschland hatte während der minmehr abgeschlossenen Verhandlungen keinen Augenblick feindselige Absichten gegen Frankreich. Die deutsche Forderung der Anerkennung der offenen Tür sür Marokko ist nunmehr gewährleistet. Mehr verlangen wir nicht. Gerne haben wir Frankreichs besondere Situation anerkannt, und Frankreich trug seinerseits kein Bedenken, die Legitimität der niinder bedeutenden Abmachungen des Sultans mit deutschen Bankiers und Unternehmern anzncrkennen. Es ist eben etwas anders geworden in Frankreich. Tie Verhandlungen, die soeben stattgesunden haben, der soeben abgeschlossene Akkord haben den Deiitichen gezeigt, daß sich ibnen gegenüber in Frankreich etwas qeöndert hat, und daf; man seit einiger Zeit uns gegenüber eine loyale, ehrliche Politik verfolgt. Las ist ein glückliches E r e i g n i's s ü r d i e beiden Völker. Ein frischer Zug kam mit Rouvier in die französische Politik, Loyalität wird fetzt mit Loyalität erwidert, das Mißtrauen hat aufachürt, die leitende RegieriinaSinaxime, zu sei». Rouvier üverblickt die Situation von höheren Gesichtspunkten aus, darum ist der Ver kehr mit ihm so anregend. Es wäre nur zu wünschen, daß allent halben in den beiden Ländern die überlebten Ausdrücke „unver meidlicher Zwist", „Erbseindschaft" und dergleichen verschwänden Die immer noch solche Worte im Munde führen, ahnen die Greuel eines künftigen Krieges nicht. Frank reichs Alliierter, Rußland, hat einen Freund nzehr in Europa, und dieser Freund ist Deutschland. Diese Freundschaft kann Frankreich nur angenehm sein, wie auch Deutschland durchaus befriedigt ist von den zwisctfen Frankreich und Italien bestehen den guten Beziehungen. Ich weih, dgß e» auch Unzufriedene gibt. Das ivar vorher zu sehen. Einige deutsche Zeitungen haben sich darüber beklagt, daß Deutschland keinerlei Speziol- vortcile erhalten habe, sie vergessen, daß das nie in der Ab sicht der deutschen Politik lag. In Frankreich andererseits be steht der Verdacht bei einigen Personen, daß neue Schwierig- reiten während der Konserenz möglich seien. Das heißt voll- kommen vergessen, daß d.ie deutsche Politik vom ersten Augen blick an eine reine Defensive gewesen ist. Nicht» berechtigt zu solchem M'ßtrauen." Dres-ire* Nachrichten. Rr. 87«. Seite 3. M» Donnerstag. 8. Oktober LS05
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