Ende 1725 brach er damit ab, da sich herausstellte, daß ihm das erwartete Honorar von etwas mehr als 36 Thlr. (einschließlich der ebenfalls auf die Zahl elf gestiegenen Quartalsorationen) auf die Hälfte verkürzt und statt des festen Salärs von dreimal 11 fl. nur ein „Honorar" (Gratial) von 13 Thlr. 10 gr. zugestanden wurde. Das Fehlende bekam Görncr. Hierauf erfolgten Bachs Protest schritte beim Kurfürsten. Was uns hier angeht, ist nicht der Streitfall an sich, sondern die Tatsache, daß Bach in seinen ersten Leipziger Jahren auch für den Leipziger Universitätsgottcsdienst tätig gewesen ist. DaS hervor zuheben ist einmal insofern wichtig, als in S. Pauli unter anderen Voraussetzungen musiziert wurde als in den Stadtkirchen, und dann, weil Spitta, als er Bachs erste Leipziger Schaffensjahre schilderte, dieser Zusammenhänge nur nebensächlich gedacht hatH. Es ent steht nämlich die Frage: waS hat Bach damals dort aufgeführt? Eigene oder fremde Werke, und welche? Gibt es unter seinen frühen Leipziger Festkantaten für Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Refor mation solche, denen besondere, auf S. Pauli deutende Merkmale anhaften? Eine Antwort hierauf wäre auch deshalb erwünscht, weil wir wissen, daß Sebastian, nachdem die Weihnachtsmusik von 1725 verklungen war, der Universitätskirche den Rücken gekehrt und sie künftig nur in Ausnahmefällen, aber nie mehr als Leiter einer gottesdienstlichen Musik betreten hat. Sie sowohl wie die Univer sität überhaupt waren ihm sehr bald gleichgültig geworden^). Das Problem läßt sich dadurch einkreisen, daß zunächst die Vor bedingungen des Pauliner Musikdienstes festgestellt werden. Denn 1) So etwa II, S. 788f. 2) Soweit bis heute feststellbar, hat sich Bach künftig dort nur noch dreimal bei hohen Parentationsfällen blicken lasten: 1727 bei der Trauerfeier für die Königin Eberhardine (Trauerode), 1729 bei derjenigen für den Rektor Ernesti (Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit auffO, 1740 bei derjenigen für den Stadtkommandanten Grafen Flemming (Motette „O Jesu Christ, meins Lebens Lichts. Vielleicht, daß noch zwei oder drei ähnliche Fälle eintraten, bei denen jedoch die Paulinerkirche als Aufführungsort nicht ganz sicher ist. Die QuartalSorationen brauchte Bach nicht persönlich abzuwarten; die dort beschäftigte erste Thomaskantorei stand unter Führung deö ersten Präfekten und sang jedes mal vor und nach der Oration nur eine Motette.