Ulrich Siegele Musikpflege in Weißenfels, Leipzig 1911, S. 26; W. Braun, Mf 15, 1962, S. 142-144; die Vermutung B. F. Richters, BJ 1905, S. 50, Zeile 6-8 wäre zu prüfen. - J. M. Steindorff: J. Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, Hamburg 1740, S. 339-342, auch S. XL; E. L. Gerber, ATL 2, Sp. 574; H. Löffler, BJ 1930, S. 106. - 6. G. Ph. Telemann: Einschlägig H. Große, Georg Philipp Telemann und seine Beziehungen Zu Leipzig, in: Sächsische Hei matblätter 13, 1967, S. 115 — 125. Die sechs Bewerber verteilen sich zu drei und drei auf die beiden Parteien. Diese Ausgewogenheit, diese Parität zwischen den beiden Parteien wenigstens hinsichtlich der Zahl der Bewerber kann auf zwei verschiedenen Wegen zu stande gekommen sein. Es kann eine allgemeine Ausschreibung der Stelle und dann, schon vor dieser Sitzung, eine Vorauswahl stattgefunden haben. Es ist aber ebenso möglich, daß sich die beiden Parteien vorweg darauf geeinigt haben, jede Partei habe das Recht, drei Kandidaten vorzuschlagen. Dann hätte eine beschränkte Ausschreibung stattgefunden: Jede Partei hätte bei potentiellen Kandidaten, die ihrer Vorstellung entsprachen, angefragt und sie zur Bewerbung auf gefordert. Im Lauf der Verhandlungen werden Anzeichen darauf hindeuten, daß der zweite Weg beschritten worden ist. Auf jeden Fall aber zeigt die Parität zwischen den beiden Parteien hinsichtlich der Zahl der Bewerber, daß die Umstände der Wahl als prekär empfunden wur den: Es herrschte keine Übereinstimmung über das Prinzip, nach dem die Qualifikation der Bewerber beurteilt werden sollte, sondern es standen zwei unterschiedliche Prinzipien der Beurteilung zur Diskussion. Jede Partei hatte eine Prioritätenliste ihrer drei Kandidaten festgelegt, die Kapellmeisterpartei die Reihenfolge Telemann, Fasch, Schott, die Kantorenpartei die Reihenfolge Rolle, Lenck, Steindorff. Die Liste der jetzt stärkeren, der Kapellmeisterpartei, wurde vor der Liste der jetzt schwächeren, der Kantorenpartei genannt, mit der einzigen Abweichung, daß der Spitzenkandidat der jetzt stärkeren, der Kapell meisterpartei, von der ersten an die letzte Stelle gerückt wurde; denn er war ja der Mann, über den nun weiter diskutiert werden sollte. Telemann war als Musiker „schon bekannt“, nicht bloß allgemein, sondern ge rade am Ort selbst, wo er sich durch vielfältige musikalische Aktivitäten wäh rend seiner Studienzeit hervorgetan hatte. Dazu gehörte auch die Gründung des ersten Collegium musicum der Stadt, das noch immer blühte und als sicht bares Zeichen das Gedächtnis seines Gründers wachhielt. Zwar lag Telemanns Studienzeit zwei Jahrzehnte zurück. Doch war allseits in Erinnerung, daß man ihm schon damals Aussichten auf die Nachfolge Kuhnaus gemacht hatte. 10 Frei lich hatte seine Kandidatur einen Haken. Der Kantor der Thomasschule war am wissenschaftlichen Unterricht mit fünf Lateinstunden (Grammatik, Luthers Katechismus, Maturini Corderii Colloquia scholastica) in Tertia und Quarta 10 Telemanns Autobiographie von 1740 in: J. Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, Hamburg 1740, S. 354-369, hier 359 u. 366; B. F. Richter, BJ 1905, S. 50 f. — Als Tele mann am 1. September 1704 die Wahl zum Organisten der Neuen Kirche eröffnet wird, heißt es (H. Große in Sächsische Heimatblätter 13, 1967, S. 117): „Es wäre zwar das Einkommen von keiner Wichtigkeit, daferne Er aber seine Geschicklichkeit erwiese, so würde wohlgedachter Rath Ihn ferner zubefördern bedacht seyn.“