Mottengesetz de, der Reseroeflotte die Hälfte aller Linien- schiffe und Kreuzer dauernd in Dienst gehalten werden soll und dazu Besatzungsstämme von zwei Dritteln des NaschinenpersonalS uno der Hälfte de» übrigen Personal- vorhanden sein sollen, bestimmt die Novelle, daß die zweite Kampf- Ünie mit der Hälfte der bisherigen BesatzungSstämme sich be gnügen müsse. Diese Maßnahme befremdet um >o mehr, als da» halbamtliche Blatt selbst eS für notwendig hält, besonders auf die Schwierigkeit der Ausbildung an Bord moderner Schlacht schiffe hinzuweisen. Zieht man dazu die relativ geringe Gesamt stärke der ersten Kampflinie m Betracht, so ist schwer verständlich, warum iu so bedrohlichen Zeiten der Wert der zweiten Kampf linie gegenüber den jetzt gültigen Bestimmungen um die Hälfte herabgesetzt werden soll. Die einzige, uneingeschränkt vorteilhafte Neuerung der Mottcnvorlagc besteht somit in der Vermehrung der Unter seeboote, die besonders bei der Abwehr des englischen HilfS- hrercS zur Verstärkung der sranzösischeu Armee "eine wertvolle Hilfe sein wird, der Vermehrung der Kleinen Kreuzer um zwei Einheiten und in einer Personalsorderung von jährlich 7b See offizieren, Marine-Ingenieuren. Aerzten und Zahlmeistern und 1K(X) Mann, von der zu erhoffen ist, daß sie genüge, um der seit Iakre» in allen Zweigen der Flotte herrschenden Maniischaftsnot abznhelsen. lieber die Jndiensthaltungen der Kreuzer macht die .Nord deutsche Allgemeine Zeitung" keine Angaben, auch nicht über die Lösung der Kreuzerfrage, mit der aber nach allgemeiner Ansicht die Novelle sich nicht beschäftigen wird. Bis zum letzte» Augenblick hat jeder, der die Rot der Flotte an modernen Panzerkreuzern kennt, der sich vorzustellen vermag, wie gerade diese Schifssklasse in unserer Lage uuentbehrlich ist und durch nichts ersetzt werden kann, gehofft, daß durch Uebergaug zum Dreischifföteiupo end lich der Anfang zur Besserung gemacht würde. Fünfund» vierzig englischen Panzerkreuzern, zu welchen in diesem Jahre noch acht Neubauten kommen sollen, stehen elf deutsche Schiffe gleicher Gattung gegenüber, von denen drei im Kriege unverwendbar sind, zwei höchstens für die zweite Kampflinie genügen und zwei neuere in Ostasien tätig und dort unentbehrlich sind; bleiben also für die erste Kampflinie vier Schiffe, zu denen nach dem jetzigen Bauplan jährlich nur ein Schiff hinzutreten wird. Ist rS oegreiflich, daß die Novelle an dieser Rot vorübcrgeht, ohne auch nur den Versuch zu ihrer Beseitigung zu machen? Das ist'» also, was dem sehnsüchtigen Verlangen de» deutschen Volkes nach einer Stärkung seiner Wehr macht zur See, nach einer Sicherung gegen fremden Zwang und Bedrohung durch die Flottenvorlage ge- bracht wird. — ES fällt schwer zu glauben, daß den fachmännischen Urhebern derselben der ungeheure Abstand zwischen dem vorhandenen Be dürfnis und dem geringen wirksamen Endergebnis des neuen Gesetzentwurfes nicht ebenso klar vor Augen gelegen habe, viel mehr liegt der Gedanke nahe, daß zwingende Gründe für sie vorhanden waren, sie so und nicht anders zu gestalten: ebenso gewiß dürste eS aber sein, daß diese Gründe auf Gebiete» lagen, die mit dem VerteidigungSbedürfnis des Reiches nichts zu tun haben. Wir möchten nicht glauben, daß die Rücksicht auf Englands Wünsche dabei maßgebend gewesen sei, so nahe auch die Vermutung zu liegen scheint, denn, abgesehen von früheren Erfahrungen, zeigte Churchills Rede »»verhüllt, daß jede Maß nahme, auch diese schwächliche Novelle, das Uebelwollen der Briten gegen uns steigern wird. Somit bleibe» nur etatstechnische Gründe und die Besorgnis übrig, ob von diesem Reichstag eine groß zügige nationale Lösung der Wehrfrage erhofft werden könne. Wir denken ans Grund unserer Kenntnis der Volksstiinniung in dieser Hinsicht wesentlich zuversichtlicher und sind überzeugt, daß ein warmer Appell der Regierung an die Volksbote» ans allen Bänken des Reichstags bei den bürgerliche» Parteien auf bereit williges Entgegenkommen stoßen wird — denn das deutsche Volk erwartet das! «erantnwrtltch: Scheeler, Marine-SIabr-Zahlmeister »D, Stegli,: «ttgenlum und Verlag ded Deutschen fflotlen-Derenis. Berlin W 2,., »imlsi'nd i Druch Deutlcher «erlag US m. . H.>, Berlin NWWilhelmscrabc 8.