Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.09.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120906021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912090602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-06
- Monat1912-09
- Jahr1912
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»«. Johr,««,. 5»rS4«. —",Znl«°»»,<«n UN» M-Nlagrn NM»Y I,LO M., dt« Post-Abonnent«« «« «halt»««. Freitag, «. September 1912. s«m. UN» I nur c dnrch «»»»llrlli« N»m. lallst»»!» »l»t,d0 M. »«< «ln«»Il,«r 3». ,»u««dle-°„ »«» «st««» *d«nd-N>i». ,«rh»U«»dI«»u». " ",«rmlt »«r l>«n B«M«> Morgni-Au-g-d, «» ,u»ell«Ill. >M»»rmItl>«u«. Üu«st«»an,ad» »d. Nichr."> »u- — Uiw«ria»iil« «ipt« w«rd«» «us»«^rl. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Hsgvürröet 1858 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Sauxtgescbäftsstelle: Marienstrafte 28/40. Femsprecher: n » ros« . SK01. «nrei-en-rarif. «»nahm« »»» Nnwn- dlmin««» di» nachm. S Uh«, Sonntag» nur Marienftrahe »8 «ou II bl» >/,« Uh«. DI« «tnlpalli,« »rundiell« «ca. 8 Luden» z« Ps., AamUlenNachrlchltn au» Dr«,b»n 2LHs., die zw«ispal<lo« Zeile aulTerlleite 7oPs.,die >u>e>Ipallig« Reklame. »Ile >,«» M. — In Rummern nach Sonn und F«l«r<a,en di« «lnipalilge LrunduUe 8b , ffamMen- Nachrlcklen au» D«e«. den di« <brund»ll« Sl> Pl, — «uiwörll«- »lusirllge nur gegen Vorauidezahluna. — Jede» Beiblatt kostet Vilttoeiasle. S/? FEbLLrr»I<LLr»8l Viktoriasli-. S/7 vis kt»1o^1»Ltis ^vtstlunA im ercksssekos« unrl cisr kialls sntiiLil: Sltlinttl,«» — knIiquilLIsn — Xun,1svb«n^n<1s. lm II. un<I III. Sloekwsrl« bsiincksl sieli ciis ^usslsllune von n,o«I«^r»siA ^LSIrsIr,. Iüv erNgs Dt« schwedischen Journalisten trafen heute dnittaa auf dem Dresdner Hauptbahnhose ein, wo fle vom Königl. Schwedischen Konsul und Vizekonsul, sowie von Dresdner Journalisten empfangen wurden. Aus Lern König!. Belvedere fand ein Frühstück statt. Der Kaiser wohnte auch heute früh den Manövern jder schweizerischen Truppen bei, worauf er nach Zürich Mrückkehrte. Gegen die Erzherzogin Maria Josepha, die «Schwester unseres Königs, soll in Muggia bei Triest ein innarchtsttscheS Attentat geplant gewesen sein. Der preußisch-bayrische Lotterievertrag Ht dem Finanzausschüsse der bayrischen Abgeord netenkammer zur nochmaligen Beratung überwiesen worben. In Berlin find, der „Tägl. Run-lcha»" zufolge, Meldungen auS der Schweiz etngetrofsen, wonach der Friede »wischen Italien und der Türkei im .Prinzip beschlossen ist. Die Gesamtzahl der bei der Schlagwetterkata- Dtrophe auf der Grube „Clarence" Getüteten wird Hetzt auf 71 angegeben. Mannschaften der russischen Flotte auf dem »Schwarzen Meere haben nach Berichten aus Kebaftopol abermals gemeutert. Neueste Drahtmeldungeu vom ö. September. Die Kaisertage in der Schweiz. , Wil (Schweiz). Die blaue 5. Division ging am Morgen in der Richtung auf den Oelberg zum Angriffe (vor und überschritt um ü Uhr mit ihrer Jnfanteriespitzc die Borpostenlinte Rtekenbach—Sirnach. Um 7 Uhr hatte die blaue Infanterie Wil in Besitz und ging mit Schützen- Ultnten gegen die rote Stellung vor. Um 8 Uhr entwickelte sich ein lebhaftes Jnfantertegefccht nördlich von Wil Ein Bataillon des 78. Regiments geriet in Marschkolonne ln ein heftiges blaues Artillcriefeucr und wurde außer (Ge fecht gesetzt. Um S Uhr mar die blaue Infanterie ans der ganzen Linie Waid—Münchwtlen entwickelt. Von Rot stand das Infanterie-Regiment Nr. 38 auf dem Oelbcrge und das Regiment Nr. 84 auf dem Niesclberge. Die roten Truppen vermochten aus dem linken Flügel der Division ihre Stellungen zu behaupten. Um 9 Uhr 10 Min. wurde das Gefecht abgebrochen. Der Kaiser hatte dem Manöver vom Oelberge aus zugeschcn. Nach dem Abbruche des Ge fechtes wurden die fremden Offiziere dem Bnndcspräsiden- ten Forrer und dem Kaiser vorgestcllt. Zürich. (2 Uhr 15 Min.) Das Manöver ist be endet. Der Kaiser ist nach Zürich zurückgefahren. Die vorgesehene M a n ö v e r k r t t i k ist vom Oberst KorpSkommandanten Wille in letzter Stunde abgesagt worben. Morgen vormittag wird bei Aadorf der Schlust- vorbeimarsch erfolgen. Das Wetter ist andauernd un freundlich. Zürich. Um 12 Uhr traf der Sonberzug mit dem Kaiser aus dem Hauptbahnhose ein. Der Monarch begab sich direkt nach der Villa Rtetberg. während der Vundesvräsi dcnt Forrer und die Bunüesräte in das Hotel Vaur au lac fuhren. Wichtige Borlagen im bayrische« Abgeordnetenhaus. München. Ueber die weitere Behandlung der Lottcrievorlage machte -er Präsident Dr. v. Or tcrer in der heutigen Sitzung der Kammer der Ab geordneten die Mitteilung: Nachdem die Kammer der Rcichsräte die Vorlage unter Abänderung einzelner Ve stimmungcn des Lottericgesehes angenommen habe, sei die parlamentarische Notwendigkeit eingetreten, daß sich die Kammer der Abgeordneten noch einmal mit dieser An gelegcnhcit beschäftige. Die Lottcrievorlage werde dem gemäß zur neuerlichen Verhandlung an den Finanzaus schuß der Kammer der Abgeordneten nochmals verwiesen werden. Dann trat das Haus in die Beratung des Gesetz entwurfes zur Abänderung der bayrischen Heimat, und Armengesetzgebung ein, der den Untcrstützungswohnfitz im Anschluß an das Rcichsgesetz bc trifft. Der Gesetzentwurf besteht aus einem einzigen Ar tikel: Die Staatsregierung ist ermächtigt, beim Bundes rate die Einführung eines Reichsgesetzeö über -den Untcr- stützungswohnsktz in Bayern zu beantragen. Die Be ratung über den Gesetzentwurf wirb längere Zeit in An spruch nehmen. Diebstahl frauzSfischcr Mobilisiernugsvorschrifteu. Paris. Wie aus Loudeac im Departement Cotes hu Nord gemeldet wirb, stellte der dortige Betriebsleiter der Staatsbahnen fest, -aß bisher unbekannte Diebe während seines Urlaubs seinen Schreibtisch erbrochen und alle auf die Mobilisicrungsvorschristen bezüglichen Papiere entwendet haben. Ne»« Meuterei russisch« Matrose«. London. Stach einer Privatmeldung, die der Vertreter des „Daily Chronicle" aus Sebastopol erhielt, hat die Mannschaft der russischen Schwarzmccrslotte abermals ge meutert. Kriegsschiffe bombardierten die Forts, die das Feuer energisch erwiderten und eines der angrcifcnden Schiffe in den Grund bohrten. Ein Kreuzer ist entkommen und in BurgaS in Bulgarien eingctrofscn. Eine Be stätigung dieser Meldung liegt bisher noch nicht vor. Schandtaten eines amerikanische« Rechtsanwalts. Ncwyork. Die polizeilichen Erhebungen über den am 15. Juli erfolgten Tod der Ungarin Rosa Mentschik haben ergeben, daß der Tod durch den New- yorkcr Rechtsanwalt Burton Gibson veranlaßt wor den ist. Dieser hatte ein Boot, worin er mit der Ungarin Platz genommen hatte, zum Kentern gebracht, wobei die Ungarin ertrank. Gibson wurde gerettet und versuchte, die Hinterlassenschaft der Mcntschik in seinen Besitz zn bringen, was ihm aber infolge des Eingreifens von Freun den der Ungarin nicht gelang. Die Untersuchung ergab ferner, daß der Rechtsanwalt vermutlich auch einen Eisenbahnbeamten ums Leben gebracht hat, um eine große bei einer Bank hinterlegte Summe zu er halten. Der Rechtsanwalt ist seit einer Woche ver schwunden. Berlin. (Priv.-Tel.) Der „Germania" wird aus Nybnik gemeldet, daß Ser Hauptmann Kammlcr, be kannt aus dem Rattborer Prozesse, nach einem Beschlüsse des Ehrenrates dem Amtsrichter Knittel eine Duell- sorderung habe zugchen lassen. Das Rattborer Ehren gericht hatte in der Urteilsbegründung ausgeführt, daß der dem Hauptmann Kammler gemachte Vorwurf, er sei ein böswilliger Geistesschwacher, vor dem man sich in acht nehmen müsse, als erwiesen anznschen sei. Amtsrichter Knittel wird die Duellsordernng glatt ablehnen. Bonn. Der Flieger A st l e y ist mit seinem Fluggaste, Fräulein Davis, heute früh nach Brüssel ausgcstiegcn. 71/. Uhr in der Richtung Re schwedischen SournMeu in Dresden. Die Anknnft der schwedischen Journalisten ' > erfolgte heute mittag kurz »ach 12 Uhr auf dem Haupt- bahnhose. Leider durch strömenden Regen hatten sich einige Herren des Dresdner Begrüßungskomitecs zum Empfang nach der Südhaüe des Bahnhofes begeben müssen. Es waren u. a. erschienen der König!. Schwedische Konsul Mittasch, der Königl. Schwedische Vizekonsul Lindig, Hos- rat Behrens, Dr. Wagncrhohenlobbcsc. Von Dresdner Journalisten hatten sich zur Begrüßung der Kollegen cin- gcfundcn: Hosrat Doenges („Journal"), Chefredakteur Feßler („Salonblatt"). Redakteur Jrrgang („Anzeiger"), Redakteur Flösse! „Neueste Nachrichten"). Redakteur Müller- Heim („Dresdner Nachrichten") und Redakteur Müder. Nachdem die schwedischen Gäste dem Berliner I)-Zuge ent stiegen waren, erfolgte die gegenseitige Borftellung der schwedischen und der Dresdner Herren durch die Chefredak teure Dr. Mohr-München und Schweitzer-Berlin, die die Schweden auf ihrer Reise durch Deutschland begleiten. Herz lichen Händedruck wechselte man. Dann wurden die Gäste nach dem behaglich erwärmten Kaiscr-Franz-Josefs-Saal geleitet, wo Dr. Wagnerhohenlobbese eine sinnige Ueber- raschung vorbereitet hatte. Die beiden aus Schweben gebürtigen Assistentinnen seiner schwedisch-gymnastischen Heilanstalt, die jungen Damen Johannen und A g r c n. harrten hier in ihrer Nationaltracht der Gäste, entboten ihnen in ihrer Muttersprache Willkommengruß nnd hefteten ihnen Rosen und blaugelb-wcitzgrüne Fcstzeichcn an den Rock. Die Herren freuten sich sichtlich über diese Aufmerk samkeit. In angeregter Unterhaltung blieb man hier kurze Zeit vereint. Unter den schwedischen Gästen befinden sich Dr. Hüjer, der Chef der Prcsseabteilung im Ministerium des Aenßcren in Stockholm. Chefredakteur Dr. Kny vom „Svenska Dagbladet" in Stockholm, Chefredakteur Hedlund in Göteborg, Chefredakteur Freiherr II. v. Akcrhinlm in Geflc, Direktor Eklund vom „Svenska Telcgrambyran" in Stockholm, Chefredakteur Sohlman vom Stockholmer „Aston- bladet", Neichsantiguar Pros. Tr. Montclius in Stockholm, Redakteur Dr. Brandcll vom „Dagncs Nyhctcr" in Stock holm, Redakteur Blomguist, der Berliner Korrespondent des „Astonbladet" in der schwedischen Hauptstadt, Chef redakteur Sällvin in Sundsvall. Redakteur Dr. Södcrberg vom „Stockholmer Dagbladet", Chefredakteur Dr. Etzel in Stockholm. Chefredakteur Tr. Hildcbrand vom „Stockholmer Dagblad", Chefredakteur Ljunglund der „Nya Dagligt Nllehanda" in Stockholm, Redakteur Langtet vom „Svenska Dagbladet" und Sekretär Gyldcn vom schwedischen Mini sterium des Acußern. Aus den Gesprächen der Herren ent nahm man, daß die ihnen von de« Berliner maßgebenden Kreisen in der deutschen Rcichöhauptstadt erwiesenen Ehrun gen großen Eindruck auf sic gemacht haben und daß sie sich freuen, Dresden kennen zu lernen, von dessen Schätzen sic schon viel gelesen haben. Zwanglos bewegten sich die beiden jungen Schwedinnen in dem Kreis von Herren: Fräulein Kunst und Wissenschaft. -ß* Mitteilung a«S dem Bureau der KSnigl. Hosthcatcr. In der Sonnabend, den 7. September, im Königl. Schau- spielhause stattfindenden Aufführung der Oper „Hofs manns Erzählungen" von Osfenbach wird Herr Bogelftrom die Partie -cs Hoffmann zum ersten Male singen. st* Königl. Schauspielhaus. Mit dem Pedro in d'Alberts „Tiefland" hat Herr Sembach vor Jahren seine Stellung als Sänger und Darsteller befestigt. Er hatte die Frische, die Jugend, den naiv gläubigen Sinn sür den Bcrghtrten und die blühende Tcnorstimmc von sinnlich schönem Reiz. Nach seinem Pariser Studium ist diese Stimme in geschmack voller Weise veredelt, der Ton ist leichter, sitzt ganz vorn und die Neigung zum sorctercn scheint völlig unterdrückt. Sembach hat den Pedro noch nie so schön gesungen als gestern, dabei hat die Darstellung der von ihm durchgefiihlten Gestalt nichts von Ursprünglichkeit und Temperament cin- gebückt. Bet den leiüenschaftdurchglühtcn Höhepunkten der Rolle konnte man mit Vergnügen seststellen, daß die gesang liche Verfeinerung nicht ans Kosten der Tongröße stattgcsun- -en hat. Nur das verschwenderische Schwelgen in natür lichem Material hat Herr Sembach eingestellt. — Die Auf. sührung machte durch die Einzelleistungen einen hervor ragend guten Eindruck: Soomer als Sebastian» von einer Urgewalt in Gesang und Spiel, die etwas Elementares hatte und die Gestalt über das Niveau der Textdtchtung hob. Dazu die tief empsundene, innerlich bewegte Martha von Helena Fortt und die liebliche, gesanglich reizende Nurt von Gertrud Sachse. Lebhafter Beifall der ent zückten Hörer dankte den Sängern. b«. st* Bo» der Leipziger Universität. Der König hat den etatömäßigen a. o. Professor der Philosophie und Pädagogik und Direktor des philosophisch-pädagogtschen Seminars der Universität Leipzig, Dr. phtl. Eduard Gprangcr, unterm 1. Oktober 1912 zum Ordinarius für Philosophie und Pädagogik an der Universität Leipzig ernannt, nachdem er ein Jahr als a. o. Professor an der Leipziger Hochschule gewirkt hat. Professor Dr. Sprang« ist 1882 in Groß- ltchterfelde bei Berlin geboren, wo er auch seine Vorbildung erhielt. Als Schüler von Paulsen, Dilthey, Htntze und Erich Schmidt widmete er sich an der Universität Berlin dem philo sophischen und pädagogischen Studium und promovierte 1905 an letzterer Universität mit der Dissertation „Die Grund lagen -er Geschichtswissenschaft" zum Doktor der Philosophie. Nachdem er einige Jahre im praktischen Schuldienst als Lehrer an höheren Schulen tätig gewesen, habilitierte er sich im August 1909 an der Berliner Universität mit der Habilitationsschrift „Wilhelm von Humboldt und die Humanitätsidee" für das Fach der Philosophie. Am 1. Oktober 1911 erhielt er einen Nus als Nachfolger deS nach Hamburg berufenen Professors Dr. Ernst Meumantt an die Universität Leipzig, zunächst als ctatsmäßiger a. o. Pros., erhielt aber gleichzeitig die Direktion im philosophisch- pädagogischen Seminar der Universität. Seine Lehrtätigkeit umsaßt die Gebiete der Philosophie (Geschichte der Philo sophie, Rcllgtonsphilosophic, Pilosophie der Geschichte. Rechtsphilosophie, Methodcnlehre der Gclsteswisse»schasten) und Pädagogik. st* Elisabeth Mödling«, die sunge, talentvolle, bisher dem Wiesbadener Hoftheater angehörende Schauspielerin. Ist gestern im blühenden Alter von 22 Jahren einer schweren Nierenentzündung erlegen. Die Künstlerin ist die Tochter des verstorbenen langjährige» Regisseurs Mödling« d« Dresdner Oper und war vom nächsten Jahre ab für das Albert-Theater in DreSden-Altstadt verpflichtet. Berliner Leben. L. Berlin, 4. September. Dieser verflossene August, der mtt seinen schier un erschöpflichen Rcgenmasscn so viel Unheil angcrichtet hat, ist für Berlin, wie für viele andere Großstädte, ein sehr ertragreicher Monat gewesen. Nicht nur sind die Bcr« liner selbst aus ihren überschwemmten und allzu frischen Sommerfrischen frühzeitig« als sonst zu den Penaten reuevoll zurückgekchrt: cs hat sich auch über Berlin ein Frcmdcnstrom ergossen, wie er gleich stark und fruchtbar noch in keinem Sommer zuvor dagewcscn ist. Man hat es eben vorgezogen, anstatt im Gebirge oder an der Sec — nur an der Ostsee ist das Wetter einigermaßen günstig ge wesen — zu Tode zu frieren, sich in die immcrhin behag lichere Atmosphäre der Millionenstadt zn flüchten und die Genüsse, die sie auch in dieser noch nicht auf der gewohnten Höhe stehenden Jahreszeit zu bieten hat, in vollen Zügen zu schlürfen. Der Fricdrichstraßen-Asphalt, der sonst in den späten Hundstagen ziemlich verlassen daliegt und durch die Hitze halb erweicht ist, war Heuer belebt wie nur je. Namentlich die Russen, die hier ans der beschleunigten Rück reise eine längere Station machten, traten in unheimlichen Mengen aus, als ob die slawische Invasion, von der schwarzscherischc Propheten künden, bereits zur Wahr heit geworben wäre in germanischen Gauen. Sic sind noch immer die willkommensten Gäste für die deutsche Reichs Hauptstadt. Wenn auch nicht reicher, so sind sie doch in ihrem angeborenen holden Leichtsinn weitaus freigebiger in jeder Beziehung, als die Amerikaner, namentlich bezüglich der Trinkgelder und der Einkäufe in den Geschäften. Es ist aber auch nötig, daß der Fremdenznsluß einigermaßen die Verluste ausgleicht, die die Massenabwandcrung im Sommer, namentlich während der großen Schulferien, der Rcichshauptstadt bringt. Man hat berechnet, daß in den Neisemonatcn Juni, Juli und August, mäßig geschätzt. 500 000 erwachsene Großbcrliner ans der Großstadt flüchten, um irgendwo draußen die Erholung zu suchen, die ihnen die Heimat in dieser Jahreszeit nicht bieten kann. Nimmt man nur ganz bescheiden an, daß von diesen Großstadt- Flüchtlingen auf der Reise durchschnittlich 200 Mark aus- gegeben werden — eine Summe, die selbst im Durchschnitt natürlich wett zu niedrig ist — so würde dies einen Be trag von 100 Millionen Mark ergeben, die in den Sommer monaten von Berlin nach auswärts getragen werben nnd
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite