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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120915021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912091502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912091502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-09
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<s ^ 2 ^ GS .« - rrZ 'O ° «s - r. G <k Hefte» und für die Ausarbeitung des PlaneL für dt« Böe träge, sowie der Verwaltung -er König!. Technischen Hoch- schule sür die Bereitstellung deS Lehrsaale». Herr Kon- sistorialrat Tr. v. Z im in ermann beErüsste di« Ber sammlung im Namen des Evangeltsch-luthertschen Sande» konststoriumS. Sr dankte den Veranstaltern de» Kursus für die geleistete Arbeit und dcgrllsste hierauf die zahl- reichen Teilnehmer, die sich im wesentlichen aus Mit- gliedern der Ktrchcnvorftände zusammcnsetzen. SS sei gewiss schon viel fttr die Jugendpflege getan worben, aber dast man an die sämtlichen Kirchenvorstände des Lande» iierangetrete» sei, das sei etwas völlig Neue». Da« LandeS- tensistvrium freue sich von ganzem Herzen, dass die ein zelnen Ktrchengemeindcn den Kursus so zahlreich beschickt haben, Für die bedeutsame Arbeit der Jugendpflege in de» «Gemeinden des Landes werde au» dem Kursus sicher viel Gutes erwachsen. Ta» Svangeltsch-luthertsche Lande», lvnsistorium wiinsche, dass aus dem Kursus hingebende und geschickte Helfer der Jugendpflege zum Wöhle der Kirche n»d zum Segen unsere» Vaterlandes bervorgehen möchten. Hieraus hielt Herr Pastor Wend e lin-Dresden den ersten Vortrag über das Thema: „Geschichte und Probleme der Jugendpflege." In seinem sorg fältig und umfassend ausgcarbeiteten Vortrage hob der Redner zunächst hervor, dast die evangelische Kirche schon bei ihrem Entstehen Jugendpflege getrieben habe. Luther selbst habe den Grund siir eine sorgsame Pflege der Jugend gelegt. Deshalb sei auch die Geschichte -er Jugendpflege in der Hauptsache eine Geschichte der evangelischen Jugend fürsorge. Ter Vortragende behandelte dann eingehend da» Wese» des sächsischen Bundes der evangelischen Jünglings vereine, der am 2ti. April 1878 begründet worden sei. Dann wies er aus den Zusammenschinss der verschiedenen bc stehenden Vereine sür Jugendpflege zu einer National- vereinigung hin, der i»> Jahre 1882 erfolgt sei. Diese Nativnalvereinigung habe sich dann dem Weltbünde der christlichen JUnglingsvereinc angeschlosscn. In seinen weiteren Ausführungen behandelte Herr Pastor Wendelin die Entstehung der Christlichen Vereine sunger Männer, des Jugendbundes sür entschiedenes Christentum, der Bibelkränzchcn sür Schüler höherer Lehranstalten und die Eniwickliing der katholischen Ingendvereinigungen. Der Redner hatte seinen Ausführungen ausführliche Leitsätze -.»gründe gelegt. Leine Ausführungen fanden lebhaften Beifall. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen wurde die Abendversammlung geschlossen. — Bemerkt sei noch, dast mit dem Kursus auch eine umfangreiche Ausstellung von L i t e r a t u r a c g e n st ä n d e n. Naturholz- arbeiten usw. verbunden ist. Die Firma Robert Böhme in Dresden hatte eine groste Anzahl von Pfadfinder-Ein richtungen ausgestellt, und auch eine Dresdner Aluminium Aktiengesellschaft ist mit zahlreichen Erzeugnissen ihrer Fabrik vertreten. Herr Pastor Wendelin setzte heute vormittag seinen Vortrag über Geschichte und Probleme der Jugendpflege svri. Die sozialdemokratische >1 u g e n d b e w e g u n g habe nicht erst eine bürgerliche Jugendbewegung hervvrgerufen, sondern sie sei im be- wustten Gegensätze zu ihr, vor allem der christlichen, be gründet worden. Sic arbeite durchaus nach den von ihren Gegnern erst übernommene» Methoden, und ihr Biel sei. die Arbeiterjugend im Sinne der proletarischen Welt anschauung zu erziehen. Durch den 8 l7 des Reichsver einsgeietzcs von lVV8 an der Bildung von eigentlichen Bugendvereinen verhindert, wirke die sozialdemokratische Partei durch örtliche Iugendausschüsse, denen nur Er wachsene angeboren. Diese seien wiederum in der Zcntral- stelle für die arbeitende Bugend Deutschlands in Berlin zusammenge'chlvssen. Als Hauptwcrbcmitiel diene die Halbmonatsschrift „Die Arbeiterjugend", die gegenwärtig etwa 8.5 009 Abonnenten habe. In neuester Beit würden von der Sozialdemokratie auch Knabenabtcilungen be gründet. Die zum Teil vom Staate mit geldlicher Mithilfe und Unterstützung neuerdings ins Leben gerufene nativ- nale I uge » db e w e g u n g stehe vornehmlich unter dem Gesichtspunkte der Wehrhaftigkeit. Doch sei das Biel zumal in Preusten umfassender gestellt: es gelte die Heranbildung einer frohen, körperlich leistungsfähigen, sittlich tüchtigen, von Gemeinsinn. Gottesfurcht. Heimat- und Vaterlands liebe erfüllten Jugend. In Sachsen erstrebe Aehnltches der L a n d c s a u s s ch u st für die I u g c n d z w i s ch e n Schul- und Wehrpflicht im Königreich Sach sen, der am ft>. November 1010 in Dresden begründet und dessen Arbeiksprogramm in der Verordnung der Mini sterien des Kultus und öffentlichen Unterrichts und des Innern vom 12. Dezember lülO vorgczejchnct sei. Danach sei das Biel dieser Jugendpflege: nicht nur der Jugend aeistigc und sittliche Bildung und Erziehung zu fördern, sondern ihr auch durch Turnen, Spiel, gesunden Sport und gemeinsame Wanderungen Gelegenheit und Anregung zur Hebung der Körper und Willenskräfte in einer der Bugend leibst erwünschten Barm zu bieten. Auch dieser Landes- nnsschust wirke durch ein Netz von Bezirks- und Ortsaus schüssen. Die lebhafte Anteilnahme, die der Staat neuer dings an der Bugendpslege bezeuge, habe eine Reihe lang- ernrebter und sehr erwünschter Erleichterungen sür die Bngcndarbeit gezeitigt, z. B. Fabrprciscrmässigungen, Karkenbezug. billige Unterkunft in Kasernen und Turn hallen. Abgabe von Belten durch die Militärbehörden nftv. Die Geschichte der Bngendbcwegnng zeige, wie seit langer Beit bas Problem bewusst erfasst und wie — oft in der Stille und gegen starke Widerstände — die Arbeit ständig nnsgebani und neue Probleme, die durch veränderte Bcr- bälinine geschaffen wurden, ihrer Lösung cntgegcngeführt worden leien. Es müsse erwartet werden, dast alle, die als erwünschte Mitarbeiter in der bedeutungsvollen und vcr- heistnugsvollen Arbeit mit Hand anlcgcn wollen, sich mit der bisher geleisteten Arbeit und mit ihren Ergebnissen LnsLngen stehe. das werde«, mg» Ne zum Gegen ihrer selbst und ««sere» Volte«, »um Vesten de« Vaterland«» und zum Hell unserer Zukunft werde« müsse: «tn« veeinslusiuna möglichst der aesamten Jugend. Auf der heutigen Tages- ordnung standen n«ch Vorträge der Herren Pastor Dr Vucchest-DreSdrn. vunbeSpsleger Aacharta« und Generalsekretär H, rzoq. sämtlich au« Dresden. Heute abend ^9 Ubr findet ein gesellige« vetkammensetn tm Katser-Wilhelm-Saal de« Hauptdabnhofe» statt, während sür morgen Besichtigungen der Heim« de« Jüngling«. Vereins, dr» Lhrtftlichen Beretn« sunger Männer und de« Gvldatenhktm« geplant sind. —* Der Weih« de« »«»erstandene» Ge«erb«ha»»saaleS l eine retchdrsuchte Mitgliederversammlung de« G«. werde» er« In«, zu der Vorstand und V«r«altnng»rat für gestern abend ringelaben hatten und an der auch zahl, reich« Ehrengäste trilnahmrn. Im strahlenden Glanze ber neuen Beleuchtungskörper prangend, weckte der in seinem srischsreudiaen Farbrnklridr kaum wtrderzuerkennenbe Gaal bet allen Versammelten die denkbar günstigsten Eindrücke: er ist zu einer Sehrnswürdiakeit geworden, die der Stadt Dresden zur Sbre gereicht. Festliche Klänge der Gewerbe- bauskapelle lErofsnungS.Festmarsch von L. Kcmpterj durch, brausten als Austakt der Wetheseter dt« durch de« Malers Kunst scheinbar weiter und höher gewordenen Räume. Noch ihrem Berklingen bewtllkommnete der 1. BereinSvorsitzendr, Herr Stadtrat Kändler, die Erschienenen und weihte das alte Helm de« Vereins aus« neue mit dem Wunsche, dast der gute alt« Geist, der bisher darin gewaltet habe, auch tn Zukunft dem verjüngten Hause treu bleiben und daß sich die Mitglieder und Freunde des Vereins allezeit in ihm recht wohl fühlen möchten. Eine ausführlichere Würdigung fand die künstlerische Umgestaltung des Saales durch den 2. Vorsitzenden, Herrn Direktor Professor Dr. Beythten. Nicht ohne Wehmut werde man des früheren Saalschmuckes gedenken, der 2V Jahre lang seine guten Dienste getan habe und nunmehr gänzlich dahingeschwunden sei. Allein der Dämon Zeit, -er mit ungestümem Drängen vorwärts treibe und neue Anforderungen stelle, habe gebieterisch zur Be seitigung des Alten und Ueberlebten genötigt. Automobil und Vatermörder passten nun einmal nicht zusammen. In geradezu metstcrllcher Weise sei e« nun dem mit der Er neuerung beauftragten Künstler, dem Dresdner Maler Paul Perks, gelungen, die alten architektonischen Formen des Saales mit den künstlerischen Anschauungen unserer Beit ln Einklang zu bringen. Ihm und seinen künstlerischen Be ratern, den Herren Stadtbauräten Wahl und Prof. Erl wein, gebühre daher Sc« Vereins warmer Dank tn erster Linie. Aber nicht nur in künstlerischer, sondern auch tn technischer Hinsicht sel manches neu und besser geworden als bisher. Die neue Heizung«- und Lüftungsanlage, ein Werk der Herren Hetzungsingenicur Herrsahrt und Zivtl- ingenicur R. Hartwig, werde manche früher laut ge wordene Klage zum Verstummen bringen. Auch diesen als Autoritäten ihres Faches längst bekannten Männern, sowie allen sonstigen Mithelfern am Erneuerungswerke, insonder heit dem unermüdlichen Vereinskommiffar Herrn Hülm, den Herren Dekorationsmaler Wiese, Kunstschlosser Hülm, Tapeziercrmeister Zschetzsche, Tischlermeister R. Neumann, habe der Verein alle Ursache zu danken nach -er glänzend gelungenen Vollendung seines erneuerten Heims. Die gehaltvolle und formschöne, in hosfnungsfrohe ukunstSwünsche auskltngende Weihercde fand begeisterten leifall. Nach weiteren musikalischen Gaben -es Orchesters feierte der Vorsitzende des Berwaltungsrates, Herr Zivtl- tngenieur Hartwig, Herrn Kapellmeister Olsen und feine Orchestermitglieder, denen er Im Älamen der vcreins- verwaltung herzlich dankte für die selbstlose, opferbereite Mitwirkung bet der Weiheseier und deren musikalische Aus gestaltung. B>» weiteren Verlause des Abends dankte Herr Kunstmaler Perks der Bereinsleitung sür die ihm ge spendete reiche Anerkennung, von der er einen Teil aus seinen kunsterfahreiien Mitbcrater, Herrn Stadtbaumeister Hennig. übertrug. Auch dem Vorstand und Verivaltungs- ratc des Gewerbcvereinö, der mit weitschauendem Blick die Bnitiative zum Ernciieruiigsiverke ergriffen und in jahre langer Vorarbeit für dessen Zustandekommen gesorgt hat, wurde der schuldige Dank gezollt durch das Bereinsmitglied Herrn Wagenfabrikanten Schneeweiß. Zur Erhöhung der festlichen Ltlminung trug nicht wenig ein vom Vor standsmitglied«: Herrn E. v. Brcscius gedichteter all gemeiner Sang bei, der in treugcmeinicn Versen vom Wandel der Zeiten und Ansprüchen im vereinsleben redete und dem Dichter ein freudig erklingendes Hoch einbrachie. Mit Trenklcrs schwunghaftem „Gewerbevercins-Marsch" klang die schlichte Weiheseier harmonisch aus. — Der nun mehr der Oesfenilichkeit wieder übergebene Saal ist in seiner neuen, vornehmen Ausgestaltung zu Dresdens schönstem Konzerisaal geworden und wird in nächster Zelt sicherlich viele ehrliche Bewunderer finden. * Znm Raubmord in Zschieren. Der unter dem Ver dachte. den Raubmord an der Witwe Hansche in Zschieren begangen zu haben, verhaftete Mechaniker Walter Schmidt wurde an« der Haft entlassen, weil die ge sammelten Indizienbeweise zu seiner Ueberführung nicht ausreichend sind. * Polizeibericht. 1t. September. Ein anscheinend ge stohlenes Fahrrad mit Freilauf, roten Griffen, vierkantigen Gummipedalen und Gepäckhaltervorrichtung am Steuerrohr, ist am 4. September vor dem Postamte 1k, Stephanienstrassc 84, gesunden worden. Der Eigentümer wolle sich bei der Kriminalabteilung melden, wo das Fahr rad zur Ansicht bereit steht. — Der hier wegen Aäschc- dicbstahls fcstgenommene Fleischer Franz Linzer aus Wien hat in letzter Zeit in hiesigen Gasthäusern gewohnt und hat in der Regel bei seinem Weggänge Bettwäsche vertraut machen, damit die Buaend nicht immer wieder als § gestohlen. Etwaige Geschädigte werden ersucht, sich bei der Bersuchsield benutzt wird. Nur dann werde die Jugend- Kriminalabteilung im Zimmer S9 zu melden. — Ein V l o ck bcivegung. die trotz allem bisher Geichassencn noch in den Schw arzb lei fand sich in verdächtigem Besitz des Ha»del«manne« Friedrich Gcholz. Der vlgck ist -0 Kt log r. schwer, achttetltss »t,«r «chmaljette ab-Äindet. Sr. schädigt« «ollen sich tn der Krimtnalabteiluna. Zimmer SO. melden, wo -er Block zur Ansicht auSlte-t. — ZwetRach. schlüsseldteb, wurde« am IS. September ISIS t« Haus, »iesernftraße 1ä tadet deteosfe«. »te Ile «» einer dortigen «ohnuna klingelte« und beim Veffnen tn der bekannten Weise nach einem aewtssrn Müller fragten. Zu. fällig gerieten sie an eine WohnungAtnbabertn, bet welcher sie bereit» am Tage vorder geklingelt und nach einem Fischer gefragt batten. Dir» kam der Frau verdächtig vor. mesdalb sie schnell entschlossen die Polizei benachrtchttgt« und dt« beiden feftnehmen ltess. Durch dt« polt,etlichen Erdrterungen konnten noch messrer« Nachschlüssrlbtebstähle nachgewiesen werben. — Aus dem Neubau der Trchntschen Hochschule stürzte gestern nachmittag et» Ardetter au« einer Höhe von etwa 8^ Metern herab und erlitt eine schwere Kopfverletzung, an der er bald danach verschied. Ein Verschulden Dritter liegt nicht vor. — Einen schweren Uchädelbruch zog sich gestern abend gegen 8 Uhr «tn Betrunkener dadurch zu. dass er auf der Freitreppe zur Brühlschen Terrasse zu Kalle kam. Seine Persönlichkeit konnte, da er bewusstlos war. bi« setzt nicht festgestellt wer- den. Sr ist ungefähr so Jahre alt. hat schwarze Haare, kleinen, schwarzen Schnurrbart und war unttr anderem mit braunem Nintersackett mit braunem, gekästeltem Futter, blauer, grstretster Hose und braunem, weichem Ftlzhut be> kleidet. Nachrichten über dir Persönlichkeit de» Unbekann- ten werde« an die König!. Poltzetdtrektion erbeten. Beide Verunglückte fanden Ausnahme tm Frtedrtchstädter Krankenhause. —* Dnrchgehend« Pferde. Zwei vo, einen Bierwagrn der Firma Map Hecht gespannte Pferde gingen gestern abend Uhr an der Stadtgrenze nach Radebrul zu durch und rannten so heftig an einen Straßenbahnlei- tungSmast an. dass dieser umbrach und der Bierwagen umstel. Der Letter de« Gespann», Kutscher Freund, wurde hierbei auf daS Pflaster geschleudert und erlitt leichtere Hautverletzungen. Das Handvferb aber wurde derart be schädigt. dass es nach der Tierärztlichen Hochschule gebracht werden musste. —* Radlerunglück. Am Freitag abend gegen 8 Uhr kam der Gchlosserlrhrltng Arno Neumann mit seinem Fahrrade auf der Leipziger Strasse zum Sturz und erlitt hierbei ganz erhebliche Verletzungen, besonder» im Gesicht, so dass er mittels Krankenautomobils nach dem Krankenhause Friedrichstadt gebracht werden mutzte. —* Nenerwehrbericht. Gestern abend nach 8 Uhr wurde die Feuerwehr nach Sachsen-Allee 4 gerufen. Durch Zunahekommen mit einer brennenden Lampe waren -die Fenstergardinen tn Brand geraten. Bald darauf rückte sie nach GambrinuS st ratze 10 auS. Dort brannte ein Balken in einer Schmelzerei. Heute früh r/rS Uhr erfolgte blinder Alarm nach Terrassenufer unterhalb der Albertbrttcke. Vetrug-prozetz gegen LandgerichtSrat Dr. Gnell. ir. «erhanbl»»,»«»^. Für heute sind 13 Zeugen geladen. Der Verhandlung wohnt wieder Herr GeneralstaatSanwalt Graf Vitzthum v. Eckftädt. ausserdem Herr Landgerichtsprästdent Dr. Gallenkaurp bei. Der Zuhörerraum ist wiederum über- üllt. Nach dem Ausruf der Zeugen wirb nochmals aus die Höhe der Schulden Dr. Snclls etngegangen. Dieser gibt heute an, dass er sie mahrheitsgemäh dem Ministerium zur Zeit de» Akkords mit 40 000 Mk. angegeben habe. In den Dtsziplinarakten erscheint die Summe mit 42 000 Mk. Bon den 40 000 Mk. gehen einige tausend Mark Abzahlun gen ab, die teils von Dr. Snell, teil» von dessen Mutter, teils von Rechtsanwalt Dr. Gerlach geleistet worden sind. ES verbleiben ungefähr 83 OM Mk. Durch den abgeschlosse- neu Akkord wäre cs möglich gewesen, di^ Schuld bis 1931 aus 19 000 Mk. zu verringern und diesen Rest dann in fünf Bahren zu tilgen. Allerdings sind in neuester Zeit zwei Schuldsummen von 10 000 und 15 000 Mk. hinzugekommen, so dass die Schuldenlast heute wiederum etwa 40 000 Mk. beträgt. Stach diesen Erörterungen stellt Rechtsanwalt Dr. Löser den Antrag, vom Kriegsmintsterium die Kon» duitenltstcn herbcizuzichcn. Dr. Snell sei vor drei Jahren zum Hauptmann d. L. befördert und dabei hervorgehoben worden, dass Dr. Snell keinen verschwenderischen Lebens wandel geführt habe. Die Verteidiger Justtzrat Dr. Bondi und Dr. Löser beantragen ferner die Ladung des Unter suchungsrichters Dr. Kllmzel und deS Rechtsanwalts Dr. Reumann, um zu beweisen, dass einerseits Dr. S. in der Gesellschaft niemals grossen Aufwand getrieben habe, anderseits, dass cr jederzeit ein grösseres Darlehen von einem Klienten Dr. Nrumanns erhalten hätte. Die An träge wurden nach langer Beratung abgelehnt, da die unter Beweis gestellten Tatsachen als wahr angenommen werden können. Dagegen beschloss das Gericht, den Rechtsanwalt Dr. Neumann zu laden. Nunmehr beantragt Justtzrat Dr. Bondi die Ladung de» Nervenärzte» Dr. Hünel, der bezeugen soll, dass Dr. Snell 1909 hochgradig nervös und überreizt war, so dass die Bestellung eines Pflegers an- gczeigt erschien. Der Staatsanwalt ist einer Ladung Dr. Hänrls nicht entgegen. Ausserdem sollen die Personal akten ans dem gegen Dr. Sn. anhängig gemachten Diszi plinarverfahren später verlesen werden, wozu die Ge nehmigung des Justizministeriums einzuholen ist. — Dr. Snell gibt dann ein Bild von seinem Krankheits- zustandc in den Jahren 1908 und 1909. Er sei damals vollständig abgearbeitet und überreizt gewesen. Infolge dieser hochgradigen 'Nervosität habe er einen Klagetermin versäumt, worauf Bersäumntsurteil erging. Nun liefen in kurzer Zeit acht bis neun Klagen auf Zahlungen ein mit dem Erfolge, dass das Justizministerium nach voran gegangener Verwarnung das Dtsziplinarversahren etn- lcitete. — Darauf wird in die Besprechung der cin - das Andenken an den berühmten Nie ist er der Töne mit liebevoller Pietät zu wahren bc strebt ist. Er hat sich eigens aus Vaureuth einen namhafte» Architekten kommen lassen, der alle Räume der Villa, in denen Richard Wagner ge weilt hat und von denen einige bereits in Unordnung ge raten waren, genau im Sinne des Meisters wieder her- zuüelle» beauftragt ist. Neues aus Liszts Weimarer Seit. Gelegentlich der Lis,zischen Zentenarfeier ist naturgemäss »»ch viel von jener Zeit und den Ereignissen im Leben des Meisters die Rede gewesen, die in seine Weimarer Periode lalle». Wertvolle Ergänzungen aus Grund eigener An teilnahme, Originalbrieseii und -Quellen werden dem nächst durch Adelheid vo» Schorn im zweiten Band ihres trefflichen Werkes „Tas uachklassische Weimar" ge boten werden. Neue Gesichtspunkte bietet ». a. das Ver hältnis zwischen dem Grvsshcrzog Karl Alexander, V i s z t und Richard Wagner und das Scheitern des Plaues betreffend den Bau eines N a t i o n a l s c st s p sei st a u s e s zur Aussüstruilg Waauerschcr Werke. Groststerzog Karl Alexander ging mit den besten Inten tionen daran. Grostes zu schassen, meist fehlte aber die reelle Basis, erstens das Geld und zweitens die Geduld, mit der gearbeitet werden must — dann versank eine gute Idee laut los. leider oft enttäuschte Menschen hinterlassend. An diesen Mängeln scheiterten auch die Bestrebungen Liszts, aus dem Theater «krosses zu erreichen. Am IK. Februar 185» schien seine Geduld wieder einmal zu Ende zu sein, denn er schreibt einen sehr scharfen Brief an seinen fürstlichen Freund, in dem er sagt, dass er dir Oper nicht weiter letten könne, wenn nicht« dafür getan würde, dass er sich dann lieber zur Tft'vosftion stellen lassen wolle. Ta Karl Alexander ihm gesagt, dass er noch andere Prosekte habe. u. a. ein Konser. oatorium zu schassen, so müsse er annehmrn, dass er wirk lich die Künste fördern wolle. Tann sei cS aber besser, die dazu bestimmten Geldmittel ans einen Punkt zu konzen trieren, damit dieser eine gewisse Höhe erreichen könne. Alles was er in den letzten Jahren für das Theater verlangt habe — nur das Notwendigste —, »m anständige Vorstellun gen zu ermöglichen, sei nicht gewährt worden. Er sei bereit, der Grossherzogin und dem Erbgrvssherzog noch einmal alles vorzulragen, wenn das Theater noch die Gunst der Herr schaften besitze. Alexander antwortete am 17. Februar, beginnt mit einigen angenehm klingenden Worten, entschuldigt sich, dass cr Liszt am lk. abends nicht gesprochen habe, und sährt fori: „l.e tourbillon, ösns lequel je touensi m's enleve, je taclie cke cspsree mon sppscente nSxIix«nce pse öcrit sujourcilmi . . . . Wir werden uns daran machen, nicht wahr, wir werden nicht verzweifeln, wenn trotz allem Kämpfen die Wünsche sich nicht gleich erfüllen lassen. Das Leben ist ja nichts als Kampf ..." Stach solchen Anläufen zu Verbesserungen tröstete Alexander dann durch seine freundschaftlichen Versicherungen, eS geschah etwas zur Steuerung der höchsten Not — und dann blieb alles beim alten! Ein nie zu vergessendes Weh geschah Liszt damit, dass cr es nie erreichen konnte, das von Richard Wagner geplante F r st s p i e l h a u s sür seine „Nibe lungen" in Weimar errichtet zu sehen. Längst hatte er den Fürstlichkeiten von diesem Riesenplan gesprochen, vielleicht auch einige Versprechungen erhalten, aber ausgesührt wurde nichts. Der verbannte Revolutionär, der solche Ansprüche sür seine Werke machte, wurde sür Überspannt gehalten. Freilich sah niemand sv in die Zukunft, niemand glaubte, dass Wagners Werke noch nach 50 Jahren die Bühne beherrschen würben und fein Festspielhaus der künstlerische Mittelpunkt Deutschlands — oder vielmehr ber ganzen gebildeten Welt — sein würde. Am 10. November 185« Hessen Liszt und Wagner au» Zürich Briefe an den Grossherzog abgehen. LiSzt schrieb: „Diese« Werk Wagner», von dem die Hälfte sertlg ist, und da» ln zwei Jahren ftm Lommer 1888) beendet sein wird, wird diese Epoche als die monumental st« Bestrebung der heutigen Kunst beherrschen; es ist unerhört wundervoll und erhaben. Wie sehr wäre es zu be klagen, wenn die kleinlichen Bedenken der Mlllelmässigkell, die in manchen Fällen regiert, e« verhinderten, dass es für die Welt leuchtet und strahlt! Ich glaube fest daran, dass e» nicht so sein wird, und dass Ew. Könlgl. Hoheit bet der Erfüllung dieser edlen Ausgabe, dt« Ihnen zutetl wurde, nicht zögern werden..." Karl Alexander antwortete erst am 28. November: „. . . . Ihr Brief sagt mir, dass wir einem neuen Wunder des Wagncrschen Gentes entgegensetzen. Ich bin sehr neugierig darauf und sehr geneigt, die Ausführung zu erleichtern. Nach Ihrer Rückkehr werden wir die Möglichkeit zusammen beraten. Bitte, sagen Sie da« einstweilen Herrn Wagner und danken Sie ihm sür seinen Brief..." Man kann sich vorstellen, welche Abkühlung der Enthusiasmus der beiden durch die kühlen Worte erlitt und welcher Schlag sie sür Wagner waren. Vielleicht hätte Karl Alexander sich von Liszt sortreihen lassen, wenn er selbst die Summen besessen hätte, deren es bedurfte, um etn Festspielhaus sür Wagner zu errichten. Aber seine eigenen Mittel waren viel z» beschränkt, und die Grossherzogin rich tete ihr ganzes Augenmerk aus Anstalten ber praktischen Wohltätigkeit. Ihr künstlerischer Sinn war nicht stark genug, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Dt« sab es nicht für ihre Pflicht an, hier einzugretfen und etn grosses Kunstwerk zu fördern. Und dann muss man be denken, dass beide tm Grund« unmusikalische Naturen waren: nur leichte, acfälltge Musik erfreute sie. Karl Alexander interessierte sich anscheinend für alle»; er glaubte, cs müsse so sein. Da« grossherzogltche Paar hatte keine Ahnung von der Tiefe und ber Bedeutung der Sache: vielleicht wäre es sonst ganz anders ge kommen.... —r. ,
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